BEELEN/ KREIS WARENDORF

 

Bis zum Ende des Fürstbistums Münster (1804) gibt es in Beelen keine Juden, die ja eines Geleites der Obrigkeit bedurft hätten. In den folgenden Jahren genießen Juden ein höheres Maß an Freizügigkeit, so daß in Beelen wie in anderen kleineren Orten des Münsterlandes immer wieder einzelne jüdische Familien erscheinen, die nicht aus Westfalen kommen. Zumeist sind es Metzger, Krämer und kleine Handelsleute. Sie stehen in einem scharfen Kontrast zu den etablierten jüdischen Familien in den Städten, z. B. Warendorf.

1823 leben in Beelen insgesamt 8 Juden. Die Erwachsenen von ihnen kommen gebürtig aus Lengsfeld/ Sachsen, Stolberg, Gütersloh und eben Westheim.

 

 

NAME: Moses, Abraham (* 3. Oktober 1784) [auch Abraham, Moses], nimmt 1846 den festen Familiennamen „Mosheim“ an: Amtsblatt der Königlichen Regierung Münster. 1846. Extra-Blatt zum 30. Stück

GEBOREN: 1787, Westheim [heute Ortsteil der Gemeinde Knetzgau]/ „Königreich Bayern“ [KAW.Amtsarchiv Beelen. A 1029.]

GESTORBEN: 30. Januar 1862 in Gütersloh (Grab Nr. 6 im alten jüdischen Friedhof in Gütersloh)

ELTERN:

GESCHWISTER: vielleicht der Metzger Levi Moses und der Händler Nathan Moses, die 1846 den festen Familiennamen „Hochheim“ (siehe unter diesem) annehmen.

HEIRAT: Dora Pfeifer, geb. 1783, Westheim/ Bayern, + 1856 [KAW. Amtsarchiv Beelen. A 1032. „Acta Schulbesuch der jüdischen Kinder“.]

KINDER: Sarchen/ Sara Abraham, * 27. Jan. 1822, Beelen [Heirat: Isaac Wolf] (Reg. Beelen 1822-41), Esterchen/ Ester, * 1830, Beelen [KAW Amtsarchiv Beelen. A 1029] [Heirat: „Mendel sive Emanuel“ Grüneberg]

BIOGRAPHIE: Kleinkrämer, 1854 „Krämer mit altem Eisen“. – Spätestens seit 1822 soll er als „Ausländer“ die preußischen Staaten verlassen. Der Amtsbürgermeister bescheinigt ihm am 10.12.1822, daß er seit 20 Jahren im Königreiche Preußen lebe (bis 1801 in Westheim, dann unter anderem ab 1808 in Neuenkirchen [Grafschaft Rietberg] und ab 1809 vermutlich in Preußisch Oldendorf [Kr. Lübbecke / Westfalen) und sich „überall redlich betragen“ habe. Gleichwohl verfügt die Regierung in Münster am 29.1.1823 seine Ausreise; am 25.5.1824 erhält er einen Pass für die Reise nach Westheim. – Aus unbekannten Gründen kann er aber in Beelen bleiben [LA. NRW. Abt. Westfalen. A 237].

WOHNORT: seit 1818 in Beelen, 1822 Hemfelder Bauerschaft Nr. 20, auch 1844 und 1849 in Beelen

 

NAME: Wolf, Isaac

GEBOREN: 17. September 1819 in Gütersloh

GESTORBEN: 23. Januar 1885 (Sterbeurkunde 5/1885 Gütersloh; Grab Nr. 45 im jüdischen Friedhof Gütersloh)

ELTERN: Metzger Abraham Wolf und Pauline geb. Herz  

HEIRAT:  15. Juli 1854: Sarchen/ Sara Wolf geb. Mosheim (ursprünglich „Moses“), * 27. Januar 1822, wohnhaft in Beelen. Vater: Abraham Mosheim (früher „Abraham Moses“) (Reg. Warendorf 1847-74). Mutter: Dora Pfeifer. – Sarchen Mosheim verzieht 1852 nach Gütersloh, scheint dann aber zeitweise nach Beelen zurückgekehrt zu sein: KAW. Amtsarchiv Beelen. A 1029. „Judenschaft und die Bevölkerungslisten derselben“; Sara Wolf starb am 3. Oktober 1890 in Gütersloh als „Sophie Wolf“ (laut Sterbeurkunde 97/1890; Grab Nr. 45: Sofie Wolf geb. Mosheim).

KINDER:

BIOGRAPHIE: Metzger

WOHNORT:

 

NAME: Grüneberg, Emmanuel („Mendel sive Emanuel“)

GEBOREN: 12. Juli 1812 Herzfeld Kreis Beckum

GESTORBEN: 29. Dezember 1892 in Gütersloh (Sterbeurkunde 120/1892 Gütersloh; Grab Nr. 47 im jüdischen Friedhof Gütersloh)

ELTERN:

HEIRAT: 3.7.1867 mit Erna Grüneberg geb. Mosheim (= Esterchen Moses) [KAW. Amt Vorhelm. A 218], * 6. Januar 1832 in Beelen, Eltern der Braut: Abraham Moses (* 1787) und Dora Pfeifer (1783-1856); Erna Grüneberg starb am 7. Januar 1902 auswärts (vermutlich in Elberfeld, RvB) (Grab Nr. 47 im jüdischen Friedhof Gütersloh).

KINDER:  Rosalie, *17.6.1868 in Enniger (gest. 5.1.1940 in Hamburg; war verheiratet mit Louis Wolf, geb. 12. November 1861 Gütersloh, gest. 15. April 1924 Barmen-Elberfeld, beigesetzt im jüdischen Friedhof Weinbergstraße G III/19; Rosalie verstarb am 5. Januar 1940 in Hamburg und wurde auch im jüdischen Friedhof Weinbergstraße in Wuppertal beigesetzt, G III/20), Albert, *2.2.1870 in Enniger [KAW. Amt Vorhelm. A 218].

BIOGRAPHIE: Vielleicht identisch mit „Emanuel Grüneberg“, 1840 Geschäftsführer der 1840 von Isaak Elsberg in Oelde eröffneten Tuch- und Modewarenhandlung [„Warendorfer Wochenblatt“ Nr. 18 (1840)]. Isaak E. heiratet (Eltern zum Zeitpunkt der Heirat bereits verstorben) im Alter von 33 Jahren am 15.7.1840 Fanny Grüneberg, 29 Jahre alt (Vater der Braut: Meier Grüneberg, Kaufmann in Herzfeld). Aus der Ehe geht am 28.4.1846 die Tochter Hannchen hervor [KAW. Oelde. B 2636]. Hanchen heiratet am 30.11.1866 Jacob Hope [familysearch]. – Die „Gebrüder Grüneberg“ eröffnen am 15.3.1846 in Enniger eine Tuch-, Moden- und „Colonialwarenhandlung“ [„Warendorfer Wochenblatt“ Nr. 21 (1846)].

WOHNORT: Enniger