CABINETSFACTOR ABRAHAM ELIAS MODEL

 

Glanz und Elend einer hervorragenden jüdischen  Persönlichkeit des 18. Jahrhunderts

recherchiert und erzählt von Rolf Hofmann

 

 

 

Große Namen von einst sind heute oftmals kaum mehr bekannt, zumal wenn sie ehemals nur kurz von Bedeutung waren und dies auch noch in einem regional eng begrenzten Raum. Ein Beispiel hierfür ist Abraham Elias Model, Enkel von Marx Model in Ansbach.

 

Er entstammte einer Familie bedeutender jüdischer Hoffaktoren, die sowohl in der Grafschaft Oettingen als auch in der Markgrafschaft Ansbach für herrschaftliche Interessen tätig waren. Heute noch sichtbares Zeichen seines geschäftlichen und sozialen Wohlergehens ist das Rathaus in Monheim, einem Marktflecken  zwischen Donauwörth und Treuchtlingen. Dieses stattliche Gebäude hatte sich Abraham Elias Model im frühen 18. Jahrhundert als Geschäftssitz und privates Wohnhaus mit opulenter Ausstattung erbaut. Auf vorzügliche Weise erhalten sind die Deckengemälde mit ihren beeindruckenden Motiven aus dem Alten Testament und ihren hebräischen Inschriften.

 

Die Existenz einer jüdischen Gemeinde in Monheim war von 1697 bis 1741 nur von kurzer Dauer. Kurfürst Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg gestattete einer kleinen Anzahl jüdischer Familien aus Eichstätt die Niederlassung in Monheim. Der dortigen Bürgerschaft war die Konkurrenz erfolgreicher jüdischer Kaufleute von Anfang an ein Dorn im Auge, was letzten Endes zur Austreibung der  Monheimer Judenschaft im Jahr 1741 führte. Dies war  dann auch das Ende des geschäftlichen Erfolgs von Abraham Elias Model, der seine große Zeit als „Churpfälzischer und Ansbacher Cabinets Factor“ bereits hinter sich hatte. In seinen besten Jahren hatte er verschiedenen Herrschaften erstklassige Dienste geleistet und auch eine Zeit lang vom lukrativen Donauwörther Salzhandel profitiert. Salz war damals eine Kostbarkeit ersten Ranges, der Salzhandel war herrschaftliches Monopol.

 

1729 war Model an der Beschaffung eines großen Darlehens für den Kurfürsten Karl Philipp als kapitalstarker Partner beteiligt. Es ging um Auslösung von Pfändern in Höhe der gewaltigen Summe von 300.000 Gulden, damit der Kurfürst das Erbe umfangreicher Ländereien in Polen antreten konnte. Model hatte 200.000 Gulden (!) als Sofortzahlung angeboten und einen konkurrenzlos günstigen Zinssatz, der  kurz vor Vertragsabschluß dann ausgerechnet vom Eichstätter Bischof allerdings unterboten wurde. Zwar blieb Model doch noch im Geschäft, musste sich jedoch mit einer geringeren Provision zufrieden geben

 

1739 wurde Model auch im Herrschaftsbereich Oettingen-Wallerstein zum „Cabinets und Cammer Factor“ ernannt wegen langjähriger nützlicher Dienste. Er erhielt dadurch bei allen herrschaftlichen Geschäften den Vorzug vor etwaigen Konkurrenten. Model ahnte wohl bereits, dass seine Zeit in Monheim abgelaufen war und hatte sich vorsorglich in Harburg häuslich niedergelassen. Aktenkundig ist auch eine Beteiligung an der Gräflich Oettingischen Fayencenmanufaktur. Dem Unternehmen war jedoch kein Erfolg beschieden. Abraham Elias Model verlor viel Geld, indem er sich mit Ware auszahlen ließ, die niemand haben wollte. Model war alt und müde geworden und besaß wohl nicht mehr den Instinkt für sichere Geschäfte. 1760 starb er arm und krank in Harburg.  

 

So vergingen Reichtum und Ruhm. Geblieben ist die Erinnerung an einen dynamischen jüdischen Hoffaktor, dessen Wagemut und Tüchtigkeit in seinen besten Jahren sich immer noch in seiner Monheimer Residenz manifestiert, heute ein stattliches Rathaus von vornehmer architektonischer Gestaltung, ein Kleinod in malerischer Umgebung.

 

 

 

 

 

* * *