Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bad Ems (Rhein-Lahn-Kreis)
Texte zur Geschichte der jüdischen Wohltätigkeitseinrichtungen

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur Geschichte jüdische Wohlfahrtseinrichtungen wurden in jüdischen Periodika gefunden. 
Weitere Texte werden bei Gelegenheit ergänzt. Letzte Aktualisierung: 3.11.2015

Übersicht:   

Neben den jüdischen Kureinrichtungen, streng koscher geführten Gasthöfen und Hotels und jüdischen Ärzte gab es in Bad Ems mehrere jüdische Wohltätigkeitseinrichtungen:  

1887 wurde der "Unterstützungsverein für arme jüdische Kurbedürftige "Majne hajeschuoh" - "Emser Heilquelle" gegründet. Ziel war die Finanzierung oder Unterstützung unbemittelter jüdischer Kurbedürftiger in Bad Ems. Der Verein konnte bis zur Zeit des Ersten Weltkrieges, danach noch einige Zeit seit 1926 zahlreichen Personen eine Kur in Bad Ems ermöglichen. 
1897 wurde das "Israelitische Zentral-Waisen und Mädchenheim" in Bad Ems eröffnet (1893 in Diez begründet, dann nach Limburg und im Oktober 1897 von dort nach Bad Ems verlegt: Römerstraße 89 mit 33 Plätzen; eine parallele Einrichtung für Knaben gab es in Diez). Es bestand bis 1929 und musste in diesem Jahr als eine indirekte Auswirkung der Weltwirtschaftskrise schließen. 
1901 bis um 1910 bestand ein "Kurasyl für Lehrerinnen" in einem bisherigen Logierhaus in der Nähe des Bahnhofes (Ecke Alexander- und Badhausstraße, neben der damaligen königlichen Badeanstalt bzw. gegenüber der "Kaiser-Wilhelm-Kirche").   
Beim "Kurasyl für Lehrerinnen" bzw. dem "Lehrerinnenasyl", begründet durch den Verein "Kurasyl für Lehrerinnen" handelte es sich um eine Stiftung. Das Kurasyl wurde am 1. Mai 1901 mit 18 Betten eröffnet. Der Mitgliedsbeitrag im Verein betrug für Lehrerinnen jährlich 3 Mark. Das Kurasyl war von Mai bis September geöffnet. Aufnahme fanden 1901: 48, 1902 63 Pfleglinge. Das Heim war offen für Lehrerinnen (und Angehörige anderer Berufe) aller Konfessionen und Nationalitäten. Gesuche waren an Dr. Eduard Aronsohn (Sommer in Ems, Winter in Nizza) zu richten.   
1904 wurde ein " Hilfsverein für unbemittelte jüdische Nerven- und Geisteskranke" gegründet: die Anstalt finanzierte oder unterstützte die Behandlungen unbemittelter Patienten in der Anstalt in Sayn bei Koblenz eingerichtet. 
Im Gebäude des 1929 geschlossenen Israelitischen Waisenhauses und Mädchenheims Römerstraße 89 wurde 1930 ein Erholungs- und Altersheim für jüdische Lehrer und Kantoren in Bad Ems e.V. mit 28 Plätzen eingerichtet. Beim Novemberpogrom 1938 wurde das Gebäude verwüstet und wenige Wochen später im Rahmen der "Arisierung" jüdischen Grundbesitzes geschlossen und verkauft.    

  
  
Auf dieser Seite finden sich die folgenden Texte und Berichte: 
   
Über den Unterstützungsvereins für arme jüdische Kurbedürftige "Majne hajeschuoh" (Sanatorium "Emser Heilquelle") - 1887 bis nach 1926 
Jahresbericht 1890/91 (dritter Jahresbericht)  
Jahresbericht 1891/92 (vierter Jahresbericht)   
Jahresbericht 1892 (fünfter Jahresbericht)   
Bericht vom Juni 1895  
Bericht vom Dezember 1895   
Jahresbericht 1896/97 (neunter Jahresbericht)    
Jahresbericht 1900/01   
Jahresbericht 1905 (siebzehnter Jahresbericht)    
Jahresbericht 1906 (achtzehnter Jahresbericht)       
Bericht von 1907/08   
Wiedereröffnung des Sanatoriums "Emser Heilquelle" (1926)   
Ausschreibungen des Sanatoriums "Emser Heilquelle" (1928 / 1929)  
Ausschreibungen des Sanatoriums "Emser Heilquelle" (1930 / 1931)    
     
Über das "Israelitische Zentral-Waisen- und Mädchenheim" - 1897 bis 1929"   
Ein "Mädchenwaisenhaus für Deutschland" soll in Bad Ems eingerichtet werden (1896)  
Anzeige des "Israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheims" (1897)  
Ankündigung der Einweihung des "Israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheims" (1897)  
R
echenschafts-Bericht über die Bauspende des israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheims (1897)   
Bericht über das Heim (1898) 
Anzeige des "Israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheims" (1898)  
Bericht zur Einweihung (1898) 
Hoher Besuch im "Israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheims" (1899)   
Bericht über einen Besuch im Heim (1899)  
Bischöflicher Besuch im Heim (1899)  
Jahresbericht 1898/1899 (1900)     
Grabsteinsetzung für Henriette Barschall - Wohltäterin des "Israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheims" (1900)   
Schenkung des Leipziger Bankiers J. Plaut für das Heim (1901)  
J
ahresbericht 1900/01 (1901)  
Ausschreibung der Stelle der Vorsteherin (1902)    
A
usschreibung einer Lehrerinnenstelle (1902)      
Bericht von 1902   
Bericht von 1902/03   
Ein Gesuch des "Israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheims" wird seitens der Stadt abgelehnt (1904)  
Jahresbericht 1903/04   
J
ahresbericht 1906/07    
Hoher Besuch durch Baronin Alphonse de Rothschild (1908)  
11. Jahresbericht des "Israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheims" (1908)  
Pläne für den Neubau des "Zentral-Waisen- und Mädchenheimes" sowie Aufenthalt der Kölner Ferienkolonie in Bad Ems (1908)    
Jahresbericht 1908/09       
Drei ausgesetzte jüdische Kinder aus Berlin werden im "Israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheim" aufgenommen (1913)   
16. Jahresbericht des "Israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheims" (1913)   
Anzeige des "Israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheims" (1916)    
Bericht von 1922   
    
Über das "Kurasyl für Lehrerinnen" - um 1900 bis um 1910  
Über das Lehrerinnen-Heim in Bad Ems (1900)     
Das "Kurasyl für Lehrerinnen" wird zum 1. Mai 1901 eröffnet (1901)  
A
nzeige des Kurasyls für Lehrerinnen in Ems (1904)  
-  Bekanntgabe des Vorstandes des "Kurasyls für Lehrerinnen in Ems" (1910) 
     
Über den "Hilfsverein für unbemittelte jüdische Nerven- und Geisteskranke" (1904 in Bad Ems gegründet, in Sayn bei Koblenz betrieben)  
Aufruf des "Hilfsvereins für unbemittelte jüdische Nerven- und Geisteskranke" zu Spenden für die Arbeit des Vereins (1903)     
Erster Jahresbericht (1904)   
Bericht des "Hilfsvereins für unbemittelte jüdische Nerven- und Geisteskranke" (1905)  
weitere Berichte auf der Seite zur Anstalt in Sayn bei Koblenz    
     
Über das "Erholungs- und Altersheim für jüdische Lehrer und Kantoren"  (Berichte von 1930 bis 1938)  
Bericht über den Stand der Planungen für ein "Erholungs- und Altersheim für jüdische Lehrer und Kantoren in Bad Ems" (1930) 
Anzeige des "Erholungs- und Altersheims für jüdische Lehrer und Kantoren" (1930)  
Über- das Erholungs- und Altersheim - wenige Monate vor seiner Eröffnung (1930)          
Ankündigung der Eröffnung des Erholungs- und Altersheimes für jüdische Lehrer und Kantoren (1930)    
Zur Eröffnung des Heims (1930)  
Berichte über die Einweihung des Heims (1930)    
Bericht über das Erholungsheim (1930)  
Anzeige des "Erholungs- und Altersheims für jüdische Lehrer und Kantoren" (1931)   
Bericht von 1931    
Pessach im Lehrerheim - Bericht von 1932   
Ausschreibung des "Erholungs- und Altersheim für jüdische Lehrer und Kantoren" (1933)   
Bericht aus dem Erholungsheim (1933)  
70. Geburtstag von Lehrer und Kantor Simon Berendt (1934)    
Bericht über die Generalversammlung des Vereins "Erholungs- und Altersheim für jüdische Lehrer und Kantoren in Bad Ems e.V." und die Einweihung eines Anbaus zu diesem Heim am 8. Juli 1935   
Bekanntgabe des Verwaltungsausschusses nach der Generalversammlung am 8. Juli 1935   
Hauptlehrer M. Kaufmann dankt für die Glückwünsche zum 80. Geburtstag (1936) 
Kulturveranstaltungen im Erholungs- und Altersheim im Frühjahr 1938   

   
   
Über den Unterstützungsvereins für arme jüdische Kurbedürftige "Majne hajeschuoh" (Sanatorium "Emser Heilquelle")
Der Verein betrieb seine Einrichtung, die "Emser Heilquelle", von 1887 bis zur Zeit des Ersten Weltkrieges, danach erst wieder einige Zeit nach Wiedereröffnung 1926.
  
Jahresbericht 1890/91 (dritter Jahresbericht)   

Bad Ems Israelit 28051891.jpg (236997 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1891: "Bad Ems, 24. Mai 1891: Der dritte Jahresbericht der 'Emser Heilquelle' (Majne hajeschuoh), das Unterstützungsvereins für arme jüdische Kurbedürftige, welche wegen verspäteter Anmeldung oder anderer Gründe im hiesigen Königlichen Armenbade keine Aufnahme finden können, ist soeben erschienen und zeigt ein schönes Bild segensreicher Wirksamkeit. 23 jüdische Patienten erhielten je nach der Dürftigkeit eine größere oder kleine Geldunterstützung zur Bestreitung des Lebensunterhaltes, während der Dauer ihrer Kur, sodass sich die Gesamtsumme der Ausgaben auf 1.406,94 Mark gegen 818,47 Mark des vorigen und 273 Mark des ersten Jahres belief. Zum festen Fonds konnten 650 Mark zurückgelegt werden, sodass derselbe nunmehr die Höhe von 2.956 Mark erreicht hat. Bedenkt man, dass bisher die Mittel bloß durch Sammlungen bei Emser jüdischen Kurgästen aufgebracht worden sind, so muss man der Verwaltung des Vereins, den Herren: Dr. med. Aronsohn und Bezirksrabbiner Dr. Weingarten alle Anerkennung für ihr uneigennütziges emsiges Bemühen zollen.
Eine große Erleichterung erwuchs dem Vereine daraus, dass die Königliche Kur- und Brunnenverwaltung seinen Patienten die Kur- und Brunnentaxe erließ, Herr Quehl, Direktor der Friedrich-Wilhelmsquellen, freie Bäder und freie Inhalationen in seinem pneumatischen Kabinette zu ermäßigten Preisen gewährten. Auch darf nicht unerwähnt bleiben, dass die Verwaltung der Mahlbergbahn an zwei Patienten, deren Gesundung Bergluft erheischt, unentgeltliche Fahrt auf den Mahlberg bewilligte. Besonders verdient es aber hervorgehoben zu werden, dass Brunnen- und Badearzt Herr Dr. Aronsohn trotz seiner ausgedehnten Praxis, die er sich durch seine Tüchtigkeit bereits erworben hat, den armen jüdischen Kranken unermüdlich in der freundlichsten Weise ärztliche Behandlung angedeihen ließ. Wie aus der Einleitung des Jahresberichtes zu ersehen ist, beabsichtigt der Verein, bald ein Krankenhaus in Ems für diejenigen armen Kranken zu errichten, bei denen Krankenhaus-Behandlung notwendig ist. Dasselbe soll nur im Sommer geöffnet sein, Raum für etwa 20 Kranke haben und auch besondere Zimmer für solche vermögende Kranke enthalten, für welche Krankenhaus-Behandlung erforderlich sein wird. Dass gerade in Ems eine solche Anstalt ein Bedürfnis ist, ist bereits von vielen Seiten ausgesprochen worden. Es wäre daher aufrichtig zu wünschen, dass die Bitte des Vorstandes bei allen jüdischen Gemeinden und edlen Menschenfreunden ein lautes Echo findet, dass recht viele durch größere oder kleinere Spenden dazu beitragen, dass ein Emser jüdisches Krankenhaus unseren leidenden Brüdern und Schwestern baldigst seine Pforten öffnet."    
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Juni 1891: "Bad Ems, 30. Mai (1891). Der dritte Bericht der 'Emser Heilquelle', Unterstützungs-Verein für arme jüdische Kurbedürftige, ist erschienen und weist erfreuliche Resultate auf. 23 arme Kurgäste erhielten sämtlich freie ärztliche Behandlung durch den Vereinsarzt, Herrn Dr. Aronsohn. Den 31. Juli fand eine Generalversammlung statt, in welcher außer dem Lokalkomitee die Ehrenmitglieder, die Herren Prof. Dr. Derenbourg und Dr. Bamberger sowie Herr Polak - Amsterdam und Herr A. Visser, Fabrikant aus Amersfoort (Holland) anwesend waren. Nachdem der Kassenführer, Herr Thalheimer, den Kassenbericht gegeben, wurde die Tätigkeit des Vereins eingehend besprochen und  schließlich folgende Resolution angenommen: Bei dem anwachsenden Zufluss von Kranken aus den größeren Städten sollen die größeren Gemeinden Deutschlands und des Auslandes zur Unterstützung des Vereins mittels Zirkular aufgefordert und in erster Reihe deren Angehörige bei der Aufnahme berücksichtigt werden. Am 23. August veranstaltete das Lokalkomitee in Verbindung mit Herrn Rabbiner Dr. Frank - Köln zum Besten des Vereins ein Konzert, das von dem äußerst zahlreich erschienenen Publikum mit großem Beifall aufgenommen wurde und der Vereinskasse eine Gesamteinnahme von 336 Mark 50 Pf. brachte."    

    
 Jahresbericht 1891/92 (vierter Jahresbericht)         

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. Juni 1892:  
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken.        

 
Jahresbericht 1892 (fünfter Jahresbericht)  

Bad Ems Israelit 22121892.JPG (159426 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember 1892: "Bad Ems. Der fünfte Jahresbericht der 'Emser Heilquelle' (Majne Hajeschuoh), des Unterstützungsvereines für arme jüdische Kurbedürftige für das Jahr 1892 ist erschienen und bietet ein interessantes Bild der segensreichen Wirksamkeit dieses Vereines während der ganzen zeit seines Bestehens. Es zeigt sich da, wie von Jahr zu Jahr mehr Kranke aufgenommen und mehr Sorgfalt für die Pflege jedes einzelnen Kranken verwendet wurden, obwohl die Einnahmen nicht in gleichem Maße gewachsen sind. Während z.B. die Einnahmen und Ausgaben des vorigen Jahres zwischen 2.343,50 Mark und 1.568,73 Mark balancierten, betrugen die Einnahmen dieses Jahres bloß 2.272,13 Mark und die Ausgaben 2.169,48 Mark. Dass in diesem Jahre eine so hohe Summe verausgabt wurde, hat, wie bemerkt, zunächst darin seinen Grund, dass mehr Kranke als früher Aufnahme fanden und dann, dass es zunächst schwere Kranke waren, welche 4, 5, 6 oder sogar 7 Wochen vollständig unterhalten wurden. Wenn die Einnahmen hinter denen des vorigen Jahres zurückblieben, so war hauptsächlich der durch die Cholerafurcht veranlasste frühe Schluss der Saison daran schuld, sodass es den Herren Bezirksrabbiner Dr. Weingarten und Dr. Aronsohn, auf deren Schultern die ganze Last des Vereines ruht, nicht möglich war, ihre Sammlungen bei den Kurgästen in dem Maße fortzuführen, in dem sie dieselben begonnen hatten. Von Gemeinden haben sich außer Berlin und Köln keine mehr angeschlossen. Möge man baldigst die Wohltat des Bestehens eines Vereines 'Emser Heilquelle' allgemein einsehen und die Leistungsfähigkeit desselben durch recht zahlreiche Beiträge erhöhen. Geldsendungen wolle man an Herrn Bezirksrabbiner Dr. Weingarten adressieren, der die Führung der Kasse und auch das Schriftführeramt übernommen hat."   

  
Bericht vom Juni 1895        

Bad Ems AZJ 14061895.jpg (116806 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Juni 1895: "Ems, 19. Juni (1895). Der kürzlich ausgegebene Bericht der 'Majne hajeschuoh', Unterstützungsverein für arme jüdische Kurbedürftige, weist ein erfreuliches Wachstum des Vereins auf, der armen Glaubensgenossen, welche einer Emser Badekur bedürfen, aber im königlichen Kurhospitale keine Aufnahme finden konnten, Hilfe gewährt. Lehrer und andere Kultusbeamte, welche auf die Emser Heilquelle angewiesen sind, werden bevorzugt. Die Unterstützung wird gewöhnlich nicht in barem Gelde, sondern in der Weise gewährt, dass für freie ärztliche Behandlung, freie Bäder und Inhalationen, sowie ganz oder teilweise freie Pension gesorgt wird. Ehrenpräsident des Vereins ist Herr Professor J. Derenbourg, Vizepräsident der Alliance und Mitglied der Akademie in Paris; der Vorsitzende des Vorstandes und zugleich der ärztliche Berater des Vereins ist Herr Dr. Aronsohn. Zu den Stiftern des Vereins gehören S.H. Goldschmidt, Präsident der Alliance in Paris, Frau Baron Ad. von Rothschild, Baronin Nathaniel von Rothschild - Nizza, Professor Dr. Senator in Berlin, die Gemeinde Berlin, die Gemeinde Köln und viele Privatpersonen. Im Berichtsjahre wurden 1.866 Mark verausgabt, die Anzahl der unterstützten Kranken betrug 22. Der feste Fonds des Vereins ist auf 4.970 Mark angewachsen gegen 1.252 im Jahre der Begründung des Vereins. Schriftführer des Vereins ist Herr Bezirksrabbiner Dr. Weingarten in Ems."     

   
Bericht vom Dezember 1895  

Bad Ems AZJ 06121895.jpg (124704 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Dezember 1895: "Ems, 2. Dezember (1895). Mit Beginn des Winters bereits pflegen bei dem hiesigen Verein 'Majne hajeschuoh' (Emser Heilquelle) Unterstützungsgesuche solcher Kranken einzugehen, welche einer Emser Badekur bedürfen, aber im königlichen Kurhospitale keine Aufnahme finden können. Nach den Statuten werden Kranke ohne Unterschied der Nation aufgenommen, Lehrer und andere Kultusbeamte werden bevorzugt. Der Jahresbericht des Vereins ist kürzlich erschienen und bringt an seiner Spitze in Trauerrand ehrende Worte zum Gedächtnis des dahingeschiedenen Ehrenpräsidenten, Herrn Professor Joseph Derenbourg, der zu den Stiftern des Vereins gehörte. In der Reihe derselben finden wir auch S.H. Goldschmidt, Präsident der Alliance, Baron Ad. von Rothschild, Frau Baronin Nathaniel von Rothschild, Henry Hirsch, Nottingham, ebenso führt das Verzeichnis der Wohltäter, welche einen einmaligen Beitrag von 50 bis 100 Mark geleistet haben, Glaubensgenossen aus allen Ländern auf. Der Übersicht über die Vereinstätigkeit entnehmen wir, dass für arme Kurgäste, zumeist in Form der Gewährung freier Pension nach den religionsgesetzlichen Anforderungen, 2.006 Mark, ferner Arznei und Bäder verabreicht wurden. Die Einnahmen betrugen im Berichtsjahre 2.118 Mark, der feste Fonds 5.433 Mark. Vorsitzender des Vereins ist zur Zeit Dr. Aronsohn – Ems – Nizza und Schriftführer Bezirksrabbiner Dr. Weingarten.

 
Jahresbericht 1896/97 (neunter Jahresbericht)    

Bad Ems AZJ 02071897.JPG (114985 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. Juli 1897: "Ems, 27. Juni (1897). Der neunte Bericht der 'Emser Heilquelle' (Majne hajeschuoh), Unterstützungsverein für arme jüdische Kurbedürftige, auf das Jahr 1896 ist eben ausgegeben worden. Der Verein wird in diesem Jahre sein zehnjähriges Stiftungsfest feiern; er ist dem Ziele, sich unabhängig von den Sammlungen bei den Kurgästen zu machen, um ein Bedeutendes näher gekommen. Frau Baronin Hirsch hat gleich bei dem ersten Appell an ihren nie versiegenden und versagenden Wohltätigkeitssinn eine größere Spende übersandt. Einen weiteren Erfolg hat der Verein insofern zu verzeichnen, als die königliche Regierung zu Wiesbaden verfügt hat, dass die hiesige königliche Badeverwaltung den Klienten eine vom Vereinsarzt zu bestimmende Anzahl von Freibädern und Inhalationen gewähren darf, wenn das erforderliche Dürftigkeitsattest beigebracht wird. Durch den am 26. Oktober erfolgten Heimgang des Herrn Rabbiners Dr. Bamberger in Königsberg hat der Verein den schmerzlichen Verlust seines ersten Ehrenmitgliedes zu beklagen, der zusammen mit dem seligen Ehrenpräsidenten, Professor Dr. Derenbourg, zu den Gründern des Vereins gehörte. Ebenso beklagt der Jahresbericht das Hinscheiden der Frau Dr. Aronsohn im Alter von 33 Jahren, der Gattin des Vorsitzenden, die sich große Verdienste um den Verein erworben hat. Das Kuratorium besteht aus den Herren prakt. Arzt Dr. Aronsohn, Vorsitzender, Bezirksrabbiner Dr. Weingarten, Schriftführer und Kassier, Gemeindevorsteher J. Thalheimer, Hotelier H. Löwenstein, Revisoren, J.A. Ettlinger-Halpern in Frankfurt am Main, Schatzmeister. Die Einnahmen betrugen im Berichtsjahre 3.712,82 Mark, die Ausgaben 2.307,57 Mark, der Vermögensbestand beläuft sich gegenwärtig auf 7.019,88 Mark."

 
Jahresbericht 1900/01  

Bad Ems Israelit 21041902a.jpg (77275 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. April 1902: "Ems. Dem Bericht des Unterstützungs-Vereins 'Emser Heilquelle' (Majne hajeschuoh) für arme jüdische Kurbedürftige für die Jahre 1900 und 1901 entnehmen wird: 
Im Sommer 1900 erhielten 14 Patienten zum Teil vollständig Freikur, zum Teil freie ärztliche Behandlung, Bäder, Inhalationen, Freifahrt auf den Mahlberg und einen größeren oder geringeren Pensionsbeitrag. 
Im Sommer 1901 erhielten 19 Patienten die Mittel zum Gebrauche einer Emser Kur, die bei zweien nach Ablauf von 4 Wochen um 1 respektive 2 Wochen verlängert wurde. Der Erfolg der Kur war bei fast allen Patienten ein guter, da wir Schwerkranke, als für Ems nicht indiziert, gewöhnlich mit Reisemitteln zu versehen und nach einem anderen Kurort zu senden pflegten. 
Den Lehrern und Kultusbeamten, die ganz besonders zur Kräftigung ihrer Stimmen öfters einer Emser Kur bedürfen, zeigten wir das größte Entgegenkommen."

     
Jahresbericht 1905 (siebzehnter Jahresbericht)            

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Juni 1905:  
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken.         

  
Jahresbericht 1906 (achtzehnter Jahresbericht)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. August 1906:  
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken.          


Bericht von 1907/08     

Bad Ems Israelit 21051908.jpg (98749 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Mai 1908: "Ems, 17. Mai (1908). Über die Tätigkeit des Vereins 'Sanatorium Emser Heilquelle', Unterstützungsverein für arme jüdische Kurbedürftige, geht uns folgender Bericht zu. Es fanden im Sommer 1907 35 Patienten, Männer und Frauen, unentgeltlich oder gegen geringe Entschädigung Aufnahme. Dieselben gehörten den verschiedensten Berufen an (Lehrer, Kultusbeamte, Kaufleute, Handwerker) und stammten aus verschiedenen Provinzen Deutschlands, aus Russland, Holland und Belgien. Elf arme Kurgäste, die wegen Überfüllung des Hauses zur Hochsaison keine Aufnahme finden konnten, erhielten ausnahmsweise Mittag- und Abendessen im Sanatorium. Die Einnahmen (Mark 3.876,03) blieben leider hinter den Ausgaben (Mark 4.085,39) zurück, sodass ein Defizit von Mark 209,36 verbleibt. Es wird daher jeder Glaubensgenosse gern dem Krankenvereine zu Ems sein Scherflein einsenden, um möglichst vielen Kranken den Gebrauch einer Emser Kur zu ermöglichen."          

 
Wiedereröffnung des Sanatoriums Emser Heilquelle (1926)  

Bad Ems Israelit 17061926.jpg (30054 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juni 1926: "Bad Ems, 7. Juni (1926). Das Sanatorium Emser Heilquelle in Bad Ems, das seit Beginn des Krieges nicht mehr in Betrieb war, wird für minderbemittelte jüdische Patienten vom 15. Juni wieder eröffnet. Anmeldungen an Herrn Bezirksrabbiner Dr. Weingarten oder Sanitätsrat Dr. Nehab."

   
Ausschreibungen des Sanatoriums "Emser Heilquelle" (1928 / 1929)   

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 27. April 1928: "Bad Ems. Das 'Sanatorium Emser Heilquelle', ein Heim mit koscherer Verpflegung für minderbemittelte jüdische Patienten (täglicher Pensionspreis 5 Mk.) wird Mitte Mai wieder eröffnet. Anmeldungen an den Vorsitzenden San.-Rat Dr. Nehab, Bad Ems."     
 
Bad Ems Israelit 21031929.jpg (34480 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. März 1929: "Bad Ems, 18. März (1929). Das 'Sanatorium Emser Heilquelle', ein Heim mit ritueller Verpflegung für minderbemittelte jüdische Patienten (täglicher Pensionspreis 5 Mark) wird Mitte Mai wieder eröffnet. Möglichst frühzeitige Anmeldungen müssen an den Vorsitzenden, Sanitätsrat Dr. Nehab, Bad Ems, gerichtet werden."         
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 22. März 1929:  "Bad Ems. Das 'Sanatorium Emser Heilquelle', ein Heim mit ritueller Verpflegung für minderbemittelte jüdische Patienten (täglicher Pensionspreis 5 (fünf) Mark) wird Mitte Mai wieder eröffnet. Möglichst frühzeitige Anmeldungen an den Vorsitzenden, Sanitätsrat Dr. Nehab, Bad Ems." 


Ausschreibungen des Sanatoriums "Emser Heilquelle" (1930 / 1931)   

Bad Ems Israelit 24041930.jpg (36831 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. April 1930: "Bad Ems, 22. April (1930). Das 'Sanatorium Emser Heilquelle', ein Heim mit ritueller Verpflegung für minderbemittelte jüdische Patienten (täglicher Pensionspreis 5 RM., Mai und September 4,50 RM.) wird Anfang Mai wieder eröffnet. Möglichst frühzeitig Anmeldungen an den Vorsitzenden, Sanitätsrat Dr. Nehab, Bad Ems."        
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 10. April 1931: "Ms. Das 'Sanatorium Emser Heilquelle', ein Heim mit ritueller Verpflegung für minderbemittelte jüdische Patienten (täglicher Pensionspreis fünf Mark (Main und September 4 1/2 Mark) wird Anfang Mai wieder eröffnet. Möglichst frühzeitige Anmeldungen (Rückporti!) an den Vorsitzenden, Sanitätsrat Dr. Nehab, Bad Ems."    

   
   
Über das "Israelitische Zentral-Waisen- und Mädchenheim"   
Das Heim wurde im Oktober 1897 von Limburg nach Bad Ems verlegt. Gegründet wurde es 1893 durch den Lehrer S. Lomnitz in Diez, wenig später von ihm nach Limburg verlegt.  
   
Ein "Mädchenwaisenhaus für Deutschland" soll in Bad Ems eingerichtet werden (1896)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. November 1896: "In Ems soll demnächst ein 'Mädchenwaisenhaus für Deutschland' geschaffen werden. Beabsichtigt ist, auch für arme Kinder zu sorgen, deren Eltern außer Stande sind, den Kindern eine gute Erziehung zu geben. Übrigens sind nichtdeutsche Kinder nicht ausgeschlossen. Das Komitee, dem Mitglieder aus ganz Deutschland, Herr Hirsch in Nottingham und Großrabbiner Zadoc Kahn in Paris angehören, bittet um Unterstützung. Für Frankfurt am Main nehmen Rabbiner Dr. Horowitz und Stadtverordneter H. Sonnenberg Gaben entgegen."        


  

Anzeige des "Israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheims" (1897)
  

Bad Ems Israelit 21101897.jpg (37532 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Oktober 1897: "Israelitisches Central-Waisen- und Mädchenheim Bad Ems. 
Zum 1. November sollen fünf Waisenmädchen oder Mädchen armer Eltern, im Alter von 6-10 Jahren aufgenommen werden. Nähere Anfrage erbittet 
Israelitisches Central-Waisen- und Mädchenheim Bad Ems."        

      
Ankündigung der Einweihung des "Israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheims" (1897)  

Bad Ems AZJ 29101897.jpg (32604 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. Oktober 1897:  "Das israelitische Central-Waisen- und Mädchenheim in Ems, in welchem arme Waisenmädchen und Mädchen armer Eltern Pflege und Erziehung erhalten, wird am 1. November seiner Bestimmung übergeben. Außer den gegenwärtig in Limburg befindlichen 15 Mädchen soll noch mindestens fünf andere aufgenommen werden."      

  
Rechenschafts-Bericht über die Bauspende des israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheims (1897)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. Dezember 1897: "Ems, 20. Dezember (1897). Der Rechenschafts-Bericht über die Bauspende des israelitischen Central-Waisen- und Mädchenheims zu Bad Ems berichtet ausführlich über die erfreulichen Fortschritte dieses Unternehmens. Eine Anzahl angesehener Männer hatte sich auf Veranlassung der Herren Dr. med. Aronsohn - Ems, Heinrich Fränkel - Berlin und Georg Pinoff - Görlitz im Frühjahre 1896 in Berlin versammelt, um über das seit Oktober 1894 zu Limburg bestehende, in gemieteten Räumen von Herrn Lomnitz geleitete Deutsch-Israelitische Mädchenheim Beratung zu pflegen. Man war allgemein der Ansicht, dass eine geregelte Verwaltung und gedeihliche Entwicklung dieser in engen Grenzen wirkenden Anstalt am besten dadurch ermöglicht würde, dass man für dieselbe die Erwerbung eines eigenen Heims in Ems zu erstreben suchte. Es wurde daher im September 1896 ein von dem provisorischen Vorstande des Deutsch-Israelitischen Mädchenheims zu Limburg und einem größeren Gründungskomitee unterzeichneter Aufruf versandt, in welchem um Spenden für den Bau eines Israelitischen Central-Waisen- und Mädchenheims in Ems gebeten wurde. In den verschiedensten Orten Deutschlands und auch des Auslandes, begann nun eine eifrige Agitation, welche von den Herren Dr. Aronsohn - Ems, Heinrich Fränkel - Berlin, Louis Rosenheim - Ems und Rabbiner Dr. Weingarten - Ems eingeleitet und von den Herren Bigart - Paris, grand rabbin Zadoc Kahn - Paris, Justizrat Orgler - Posen, Georg Pinoff - Görlitz, Oberrabbiner Weil - Straßburg und Rabbiner Dr. Werner - München aufgenommen wurde. Bei solch rühriger Arbeit gelang es, das Interesse edler Wohltäter wachzurufen und vor allem die Frau Baronin von Hirsch in Paris zu gewinnen, sodass schon nach Verlauf eines Jahres ein Grundstück für 70.000 Mark gekauft und zum größten Teil bezahlt werden konnte. Die Übersiedelung des Deutsch-Israelitischen Mädchenheims von Limburg in das eigene  Heim zu Ems, woselbst es unter dem Namen Israelitisches Central-Waisen- und Mädchenheim weitergeführt wird, fand gegen Ende Oktober statt. Die Anstalt wurde sofort mit den 15 Waisenmädchen eröffnet, die sich in Limburg befanden; aber im Laufe des Herbstes soll die Zahl auf 20 erhöht werden! Den allgemeinen Unterricht sollen die Pfleglinge in den Volksschulen erhalten, woselbst sie infolge Entgegenkommens der städtischen Behörden vom Schulgelde befreit sind. Den Religionsunterricht wird in den unteren Klassen der Hausvater Lomnitz und der Religionslehrer Emmel erteilen, während in den oberen Klassen Bezirksrabbiner Herr Dr. Weingarten unterrichten wird, dem gleichzeitig die religiöse Oberleitung der Anstalt überantwortet ist. Mit besonderer Anerkennung gedenkt der Bericht der hochherzigen Frauen Baronin von Hirsch in Paris und Baronin Willy Carl von Rothschild, Frankfurt am Main, und im Voraus dankt er jenen Herren und Damen, die Stiftungen von Freibetten à 5000 Mark für die Zeit nach der Eröffnung unserer Anstalt versprochen haben. Möge die Zahl der Freunde und Gönner hieigser Anstalt von Jahr zu Jahr wachsen. Der Vorstand besteht aus den Herren Dr. Aronsohn, praktischer Arzt, Ems - Nizza; Dr. Cohn, Distrikts-Rabbiner, Ichenhausen; M. Fassbender, Kaufmann, Limburg an der Lahn; Heinrich Fränkel, Kaufmann, Berlin ".; Louis Grumach Kaufmann, Berlin C; Dr. Horovitz, Rabbiner, Frankfurt am Main; Alphons Jacobsohn, Bankier, Leipzig; Joseph Kirchberger, Bankier, Bad Ems; Dr. Landau, Bezirks-Rabbiner, Weilburg; G. Pinoff, Kaufmann, Görlitz; Louis Rosenheim, Kaufmann, Bad Ems; Dr. Weingarten, Bezirks-Rabbiner, Bad Ems. Der Rechnungsabschluss der Anstalt weist an Einnahmen 59.656,27 Mark, an Ausgaben 59.386,37 Mark auf, wobei freilich die Anzahlung auf das für 70.000 Mark gekaufte Grundstück mit 50.000 enthalten ist.      

 
Bericht über das Heim (1898)  

Bad Ems Israelit 20061898.jpg (149922 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1898: "Bad Ems. Das seit Oktober vorigen Jahres von Limburg nach Ems verlegte 'Israelitische Zentral-Waisen- und Mädchenheim' bildet gegenwärtig, da die Badesaison in der Blüte steht, einen Hauptanziehungspunkt der Kurgäste. Es will sich niemand das Vergnügen entgehen lassen, eine herrliche, der Erziehung armer, aber gesunder Waisenmädchen geweihte Anstalt zu sehen und sich von dem Gedeihen und Fortschritt der Kinder zu überzeugen. Der Weg zu der Anstalt ist aber auch der denkbar bequemste, er führt vom Kurhause aus ununterbrochen durch die im Frühlingsschmucke prangenden Kuranlagen zu den Lawntennisspielplätzen, wohin der große mit Gemüse und Obstbäumen bepflanzte Anstaltsgarten mündet. Die Anstalt selbst macht mit ihren gesunden Räumen und den dort befindlichen, im Glücke strahlenden 22 Waisenmädchen einen herzerfreuenden Eindruck auf jeden Besucher; wir hörten oft die Worte, dass die gesunde und muntere Schar der Kinder keineswegs wie Waisen aussähen. Die 22 Kinder rekrutieren sich aus allen Teilen Deutschlands: aus Westpreußen, Posen, Brandenburg, Pommern, Hannover, Rheinprovinz, Westfalen, Hessen-Nassau, Königreich Sachsen, Bayern und Elsass-Lothringen und sie sind nicht bloß Ganz- und Halbwaisen, sondern auch solche Mädchen, deren natürliche Ernährer durch Siechtum etc. arbeitsunfähig geworden sind. Sie stehen im Alter von 6 – 16 Jahren, da die Anstalt ihre Pfleglinge auch für einen praktischen Lebensberuf vorbereitet; so lernen zwei Mädchen als Putzmacherinnen, zwei als Köchinnen, eine als Stickerin. Das 'Israelitische Zentral-, Waisen- und Mädchenheim' in Ems, das nach streng religiösen Grundsätzen geleitet wird, kann mit vollem Rechte eine Musteranstalt genannt werden."    

    
Anzeige des "Israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheims" (1898)  

Bad Ems Israelit 29091898.jpg (29907 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September 1898: "Wir suchen eine streng-religiöse, tüchtige Erzieherin und bitten um baldige gefällige Einsendung von Zeugnisabschriften und Aufgabe von Referenzen. 
Das Israelitische Central- Waisen- und Mädchenheim zu Bad Ems."         

  
Bericht zur Einweihung (1898)  

Bad Ems AZJ 02091898.jpg (252713 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. September 1898: "Bad Ems, im August. In dem ‘Israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheim', das schon am 1. Oktober vorigen Jahres mit 22 Waisenmädchen eröffnet worden war, fand am 31. vorigen Monates die Einweihung unter zahlreicher Beteiligung von Emser Bürgern und Kurgästen auf dem zu diesem Zwecke festlich geschmückten, mit Girlanden reich versehenen Spielplatz der Anstalt statt. In feierlichem Zuge betraten unter den Klängen eines von einer Musikkapelle gespielten Chorals die Zöglinge den Festplatz, wo Herr Dr. Aronsohn als Vorsitzender die Gäste begrüßte. Damit die Anstalt gemäß dem Wunsche der Verwaltung eine Musteranstalt würde, sei das gesteigerte Interesse aller Menschenfreunde sowie das ernste Streben der Zöglinge und Leitererforderlich. Der Choral 'Lobe den Herren', gesungen von den Zöglingen, leitete nun die eigentliche Feier ein, die in der erhebenden Weiherede und dem Weihegebet des Herrn Bezirksrabbiners Dr. Weingarten bestand. Anknüpfend an die aus frohen Kinderkehlen vernommenen Worte 'Lobet den Herren', forderte er auf, den Herrn zu loben ob des so wohl gelungenen Werkes. Wohl gebühre Dank der Rührigkeit des Vorstandes, dem Wohlwollen der Behörden, der hochherzigen Frau Baronin Hirsch-Gereuth in Paris, der edlen Frau Baronin von Rothschild in Frankfurt am Main und Fräulein Exzellenz von Henrichsen aus St. Petersburg, aber nicht dürfe man vergessen, dass 'Gott es ist, der Kraft verleihe, um Großes zu wirken'. Unter Zugrundelegung dieses Verses aus dem Wochenabschnitt wies der Redner nun nach, dass die Gründung einer Waisenanstalt, wie das Emser Mädchenheim, ein wahrhaft göttliches Werk wäre. Sie hätte zum Zweck, armen, verwaisten Mädchen nicht nur Unterhalt und Erziehung zu gewähren, sondern das zerstörte Elternhaus wieder neu zu bauen. Die Zöglinge würden, wenn sie die Schule verließen, nicht gleichzeitig die Anstalt verlassen, sondern erst für einen Lebensberuf vorgebildet werden, aber auch nachdem sie aus der Anstalt ins praktische Leben getreten wären, stünde diese ihnen stets ratend und helfend und segensreich zur Seite. Neben der allgemeinen Bildung sollten ihnen die Lehren des unverfälschten Judentums, die Liebe zum Vaterland und die Dankbarkeit gegen ihre Wohltäter eingeprägt werden. Es würde zu weit führen, wollte man all die herrlichen Gedanken der Weiherede wiedergeben, an die sich das Weihegebet anreihte, worin der göttliche Segen auf die Anstalt, auf unseren Kaiser und König, unter dessen mächtigem Szepter Werke der Wohltätigkeit entstehen, auf die Stadt und die Behörden, auf die Gründer, Menschenfreunde und Zöglinge herabgefleht wurde. Mit dem von den Zöglingen ausgeführten Gesang: 'Danket dem Herrn' schloss die offizielle Feier, an die sich ein Rundgang durch die Räume der Anstalt anschloss, wobei Alle ihre Befriedigung äußerten. Anlässlich der Einweihung der Anstalt hatte ein Ungenannter zwei Freistellen (10.000 Mark) und Herr Baron Horace de Günsburg aus St. Petersburg, der gerade zur Kur hier weilte und der Feier bewohnte, eine Freistelle (5.000 Mark) der Anstalt gestiftet. Die Zöglinge erhielten von Freunden des Hauses schöne Geschenke als Andenken an den schönen Tag und je ein Sparkassenbuch mit ansehnlichem Inhalt, der nach und nach vermehrt und nach erlangter Mündigkeit mit den Zinsen den einzelnen Zöglingen zurückgegeben werden soll. Um 1 ½ Uhr fand ein gemeinsames Festessen unter Beteiligung von zahlreichen Freunden der Anstalt im Hotel de France statt, das von Tischreden gewürzt war. Zum Besten der Anstalt fand am 6. dieses Monats in dem von der königlichen Kurverwaltung bereitwilligst zur Verfügung gestellten großen Theatersaal ein Konzert statt. Möge das Interesse aller Menschenfreunde für das 'Israelitische Zentral-Waisen- und Mädchenheim' immer mehr wachsen, auf dass sich dessen Räume immer weiter zur Aufnahme armer, verwaister Mädchen öffnen können."

    
Hoher Besuch im "Israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheim" (1898)   

Bad Ems Israelit 22091898.jpg (140133 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. September 1898: "Ems, 15. September (1898). Hohen Besuch hatte in der vorigen Woche das hiesige Israelitische Central- Waisen- und Mädchenheim. Seine Exzellenz, der wirkliche Geheime Rat und Direktor im Ministerium des Auswärtigen Reichardt aus Berlin und Frau Exzellenz Reichardt besichtigten u8nter Führung des Herrn Dr. Aronsohn alle Räume des Waisenhauses, die neue Duschenanlage, den Turnsaal, den Spielplatz, die Briefmarkensammlung und den schön angelegten Garten. Sie sprachen sich dabei in lobendster Weise über die schönen Schlafsäle, die überall herrschende peinliche Sauberkeit und das gute Aussehen der Kinder aus und zeichneten ihren Namen im goldenen Buche der Anstalt ein. Wie sehr das am 31. Juli dieses Jahres eingeweihte Waisenhaus sich die Gunst der Kurfremden erworben hat, davon zeugt dieses goldene Buch, die große Zahl der Besucher, der immense Erfolg des Konzertes und die Menge von zum Teil sehr wertvollen Geschenken in natura, wie zum Beispiel eine Kuh, drei Ziegen, 15 große eingerahmte Bilder aus Rotterdam, 6 Spiegel, ein Schwebebaum, 24 Broschen, 24 Nähnecessaires, Wäsche, Kleiderstoffe etc. Aber wie die armen verlassenen Kinder im Sommer Liebe bei den Kurgästen haben, so werden sie zweifellos im Winter bei den Emsern Teilnahme erwecken, da, wie wir hören, schon jetzt einige Emser Damen bereit sind, auf die Kinder zu achten, sie in Handarbeiten, Rechnen, Geographie etc. weiter fortzubilden und mitzuhelfen, dass die Anstalt eine Musteranstalt werde."           

  
Bericht über einen Besuch (1899)      

Bad Ems Israelit 04091899.jpg (103898 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. September 1899: "Bad Ems, im August (1899). Ein bequemer und schöner Spaziergang durch die Kuranlagen führt uns in das Haus des ‘Israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheims'. Diese Zentralanstalt für arme, gesunde Waisenmädchen ist in ihrer Art einzig und sehenswert. Die Mädchen, welche ein Alter von 6 – 16 Jahren haben, erhalten daselbst eine vollständige unentgeltliche Erziehung und Ausbildung für das praktische Leben. Gegenwärtig befinden sich in der Anstalt 30 Mädchen aus fast jeder Provinz Deutschlands und ein holländisches Kind. Die Anstalt besteht aus einem großen Vorderhaus mit hellen, hohen Schlafsälen, eine Kaltwassereinrichtung, einem Turnsaale, Hofe, Spielplatze und herrlichem, bis an die Kuranlagen sich erstreckenden Obst- und Gemüsegarten. Der erste Vorsitzende des Mädchenheims, der Badarzt Dr. Aronsohn, der für diese Anstalt lebt und strebt, wie es in aufopfernder Liebe einst seine selige Gattin getan, sorgt auch in väterlicher Weise für das Fortkommen der entlassenen Zöglinge. So hat beispielsweise jedes Kind sein eigenes Sparkassenbuch. Wer ein gutes Werk tun will, denke auch an diese so wohltätig wirkende Anstalt."
  
Bad Ems Israelit 12091899.jpg (157513 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. September 1899: "Bad Ems. Zu der W. Korrespondenz Ihrer geschätzten Zeitung von voriger Woche beehre ich mich Ihnen folgende Berichtigung zugehen zu lassen: Als regelmäßiger Kurgast von Bad Ems kenne ich die dortigen Wohlfahrtseinrichtungen sehr genau und weiß daher, dass einige Ihrer Mitteilungen nicht ganz zutreffend sind. Das segensreich wirkende 'Israelitische Zentral-Waisen- und Mädchenheim', bei dessen Einweihung vor zwei Jahren ich selbst zugegen war, beherbergt zurzeit 31 Mädchen aus den verschiedensten Teilen Deutschlands, doch ist meines Wissens keine Holländerin darunter. Herrn Dr. Aronsohn bringt allerdings der Anstalt sehr großes Interesse entgegen. Aber es würde von großem Undank gegen die anderen Herren zeugen, nicht in ebenso warmer, anerkennender Weise der Verdienste des Lokalkomitees zu gedenken. Die Herren Bezirksrabbiner Dr. Weingarten und Stadtverordnete Kirchberger und Königsberger, sowie im ersten Jahre der Begründung Herr Louis Rosenheim haben an dem Zustandekommen der Anstalt ebenso großen Anteil gehabt. Bis auf letzteren sind sämtliche Herren noch heute in aufopferndster, uneigennützigster Weise für das Gedeihen und die Fortentwicklung dieses edlen Werkes tätig. Außer den hiesigen Ehrendamen gebührt vor allen Dingen den auswärtigen Ehrendamen, Frl. Exull von Henrichsen aus St. Petersburg und Frau Hofrat von Abrahamsohn aus Kiew, welche gleich mir schon seit mehreren Jahren ständige Kurgäste von Ems sind, der wärmste Dank für den Eifer und die werktätige Liebe, die sie jederzeit für das Waisenhaus bekunden. Frau Dr. Aronsohn konnte deshalb niemals in 'aufopfernder Liebe' dafür leben und wirken, weil sie bei Begründung der Anstalt leider nicht mehr unter den Lebenden weilte."

  
Bischöflicher Besuch im Heim (1899)  

Bad Ems Israelit 02101899.jpg (70577 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Oktober 1899: "Ems. Hohen Besuch hatte jüngst das israelitische Zentral-Waisen- und Mädchenheim. Seine Exzellenz der Bischof Ivankewitsch aus Ungarn, Mitglied des Magnatenhauses, besichtigte unter Führung des Herrn Dr. Aronsohn die vor einem Jahre eingeweiht Anstalt, nahm sämtliche Räume und den großen Garten in Augenschein und erfreute sich lange Zeit an dem munteren Spiel der lieben, wohl erzogenen Kinder. Wie sehr das Waisenhaus dem hochwürdigen Herrn Bischof gefiel, geht schon daraus hervor, dass Seine Eminenz nicht allein einen Namen in das goldene Buch der Anstalt eintrug und die armen Kinder reich beschenkte, sondern auch sein Interesse für die kleinen Waisenkinder in noch besonderer Weise zu dokumentieren in Aussicht stellte."

     
Jahresbericht 1898/1899 (1900)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Januar 1900: "Ems, 12. Januar (1900). Der zweite Jahresbericht des Israelitischen Central-Waisen- und Mädchenheims für die Zeit vom 1. Oktober 1898 bis 30. September 1899 zeigt in erfreulicher Weise eine immer weiter fortschreitende Entwicklung des Werkes. Das vorige Jahr wurde mit einer Anzahl von 27 Zöglingen aus den verschiedensten Teilen des deutschen Reiches beschlossen, von denen dann nach und nach drei Kinder entlassen wurden. Von diesen gingen zwei als Dienstmädchen in Stellung und eines kehrte zu seinem Vormunde in die Heimat zurück, wo es auf Kosten einer Stiftung zur Kleidermacherin ausgebildet wird. Trotz unzulänglicher Mittel wurden die Vakanzen nicht nur wieder ausgefüllt, sondern mit Rücksicht auf die Dringlichkeit der einzelnen Fälle die Zahl der Zöglinge auf 31 erhöht. 25 dieser Zöglinge besuchen die städtische, mehrklassige Volksschule. Der Religionsunterricht wird von Herrn Bezirksrabbiner Dr. Weingarten erteilt. Als Leiterin der Anstalt wurde seit dem 1. Januar 1899 an Stelle des ausscheidenden Fräulein Bertha Jeidel aus Messingwerk die geprüfte Schulvorsteherin Jenny Lazarus aus Breslau engagiert. Zur Stütze im Haushalte ist ihr eine israelitische Wirtschafterin und ein christliches Dienstmädchen an die Seite gegeben. Die Oberaufsicht übt wie bisher Herr Bezirksrabbiner Dr. Weingarten aus. Die Verwaltung wird von einem Vorstande geleitet, der zum größten Teile auswärts wohnt. Aus diesem Grunde ist ein Lokalkomitee, bestehend aus den hierorts wohnenden Vorstandsmitgliedern, gebildet, welches die laufenden Geschäfte erledigt. Die statutenmäßige Generalversammlung fand am 9. Juli statt. Es schieden durch das Los folgende Herren aus: Dr. Cohn - Ichenhausen, Heinrich Fränkel - Berlin, Joseph Kirchberger - Ems, Dr. Landau - Weilburg. Sämtliche Herren wurden wiedergewählt, und durch Neuwahl traten die Herren: Max Ettinghausen - Höchst am Main und J. Goldschmidt - Köln hinzu. Zum ersten Vorsitzenden wurde Herr Dr. Aronsohn - Ems, zu stellvertretenden Vorsitzenden Herr Dr. Horovitz - Frankfurt am Main und Herr Kirchberger - Ems, zu Schriftführern Herr Dr. Weingarten - Ems und Herr Fränkel - Berlin und zum Kassierer Herr Heinrich Koenigsberger - Ems ernannt."           

 
Grabsteinsetzung für Henriette Barschall - Wohltäterin des "Israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheims" (1900)   

Bad Ems Israelit 31101900.jpg (106535 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Oktober 1900: "Ems, 23. Oktober (1900). In feierlicher Weise wurde heute der Grabstein der im vorigen Jahre in Nassau verstorbenen, auf dem hiesigen israelitischen Friedhofe neben ihrem Gatten beerdigten Frau Henriette Barschall in Gegenwart ihrer aus der Ferne herbeigeeilten Kinder und Verwandten, sowie zahlreicher Gemeindemitglieder enthüllt. - Nach einem einleitenden Gesange der Zöglinge des hiesigen israelitischen Central- Waisen- und Mädchenheims, das mit zwei Stiftungen von je 5.000 Mark (eine zu Ehren ihres verstorbenen Gatten, eine im eigenen Namen) bedacht worden, hielt Herr Bezirksrabbiner Dr. Weingarten die Weiherede, in welcher er hervorhob, dass durch das wohltätige Wirken der Verstorbenen diese sich in den dankbaren Herzen der Menschen ein Denkmal errichtet habe, das dauernder sei, als das soeben enthüllte von Stein. Mit einem zweiten Gesange der Waisenmädchen, an den sich das Weihegebet und der Schlussgesang anschloss, endete die Feier. - Der Grabstein ist aus schwedischem Granit von dem hiesigen Steinhauer Weißbrod gearbeitet; die Dekoration war sehr geschmackvoll von Schreinermeister Bleichrodt hergestellt und geliefert. Aus Anlass dieser Jahresfeier haben die Kinder des Israelitischen Central-Waisen- und Mädchenheims eine namhafte Summe zur Vereilung in ihre Sparbücher erhalten; ebenso wurde für die Armen der Gemeinde eine größere Summe gespendet."       

   
Schenkung des Leipziger Bankiers J. Plaut für das Heim (1901)  

Bad Ems Israelit 14021901.jpg (61254 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Februar 1901: "Ems, 12. Februar (1901). Das israelitische 'Zentral-Waisen- und Mädchenheim', das vor vier Jahren von Limburg hierher verlegt wurde, nachdem die Baronin von Hirsch-Gereuth 40.000 Mark zum Ankauf eines Hauses beigesteuert hatte, ist durch eine neuen Schenkung von 100.000 Mark durch den kürzlich in Nizza verstorbenen früheren Leipziger Bankier J. Plaut völlig gesichert worden. Plaut nahm, obwohl er nie in Ems war, großes Interesse an der Anstalt und hat ihr schon früher über 20.000 Mark zugewendet. Das Heim hat augenblicklich etwa dreißig Zöglinge, kann aber, da es einen großen Garten besitzt, seine Gebäulichkeiten erweitern."    

  
Jahresbericht 1900/01 (1901)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. November 1901: "Ems, 11. November (1901). Das Israelitische Zentral-Waisen- und Mädchenheim hat das vierte Jahr seines Bestehens vollendet und wiederum einen gedeihlichen Fortgang genommen. Die Zahl der Zöglinge ist gegen Ende des Berichtsjahres auf 33 erhöht worden. Die durch Entlassungen frei gewordenen Stellen wurden stets durch Neuaufnahmen baldigst wieder besetzt. Von den Zöglingen stammen: 1 aus Abterode Rgbz. Kassel, 1 aus Berlin, 3 aus Köln, 1 aus Dessau, 1 aus Epe in Westfalen (geb. in Holland), 2 aus Erfurt (geb. in Holland), 1 aus Fränkisch Crumbach (geb. in Baltimore), 1 aus Freiendiez Rgbz. Wiesbaden, 1 aus Gommersheim i.d. Pfalz, 2 aus Halle an der Saale, 1 aus Hetzerath, Rgbz. Trier, 2 aus Leipzig, 1 aus Linnich, Rgbz. Aachen, 1 aus Lübeck, 1 aus Meppen in Hannover, 1 aus Messingwerk bei Berlin, 1 aus Metz, 1 aus Mördsdorf Rgbz. Trier, 1 aus Röhrenfurth Rgbz. Kassel, 1 aus Rogasen, Rgbz. Posen, 1 aus Viersen, Rgbz. Düsseldorf, 1 aus Schwerte in Westfalen, 1 aus Waldheim bei Dresden (geb. in Liverpool), 1 aus Weilburg a.d. Lahn, 2 aus Witten in Westfalen, 1 aus Zawisna in Oberschlesien. 6 Zöglinge sind vollständig verwaist, 7 haben noch den Vater, 11 noch die Mutter und 9 noch die Eltern, welche jedoch nicht fähig und im Stande sind, ihren Kindern eine Erziehung gewähren zu können.      
Bad Ems Israelit 14111901a.jpg (423245 Byte)Den Religionsunterricht erteilt in der Anstalt selbst Herr Bezirksrabbiner Dr. Weingarten, dem auch die Aufsicht über die gesamte Leitung der Anstalt überantwortet ist. Durch gemeinsames tägliches Beten, durch regelmäßigen Besuch des Freitag-Abend- und Sabbatgottesdienstes wird die religiöse Erziehung der Zöglinge besonders unterstützt.   
Zu gärtnerischen Arbeiten in dem großen, mit zahlreichen Obstbäumen bepflanzten Garten sind die Zöglinge öfters herangezogen worden und haben hieran besondere Freude bekundet. Aus der Anstalt sind im Laufe des Berichtsjahres im ganzen neuen Zöglinge ausgeschieden. Ein noch schulpflichtiges Kind kehrte zu den Eltern zurück, zwei andere traten in ein Putzgeschäft als Lehrmädchen, ein viertes, welches die Handelsschule in Koblenz mit gutem Erfolg besucht hatte, kam in ein Geschäft als Buchhalterin, und ein fünftes fand Stellung als Gehilfin im israelitischen Kindergarten zu Frankfurt am Main. Die übrigen haben Stellung als Dienst- bzw. Kindermädchen erhalten. Die scheidenden Zöglinge wurden mit einer guten und reichlichen Aussteuer versehen und erfuhren auch weiterhin unsere Fürsorge und fördernde Teilnahme. Wir unterhalten mit ihnen einen regelmäßigen Briefwechsel und lassen uns ihre Ersparnisse senden, die wir ihrem Sparkassenbuche, das jeder Zögling beim Eintritt in die Anstalt erhält, einverleiben.   
Der Oberpräsident von Kassel empfahl unseren Verein der Königlichen Eisenbahndirektion zu Frankfurt am Main, welche uns die Vergünstigungen gewährte, unseren Zöglingen bei Urlaubsreisen Ausweise behufs Erlangung von Militärfahrkarten auszustellen.   
Einen unersetzlichen Verlust haben wir erlitten, indem unser hochgeschätzter Wohltäter, Herr Jacob Plaut aus Nizza, am 4. Februar plötzlich starb. Obwohl er das hohe Alter von 84 Jahren erreicht hat, ist er für uns viel zu früh gestorben. Alljährlich bekundete er sein Interesse für unsere Anstalt durch den ansehnlichen Jahresbeitrag von 1000 Mark und noch kurz vor seinem Tode übergab er Frau Dr. Aronsohn zum Besten unserer Anstalt ein besonderes Geschenk von 500 Mark. In seinem letzten Willen hat er unserm Vereine ein Legat von 100.000 Mark festgesetzt. Mit dem Tage, da sein Tod hier bekannt wurde, veranstalteten wir eine Trauerfeier in den Räumen unserer Anstalt. Zum ehrenden Andenken haben wir ihm die zweite Etage der Anstalt gewidmet, die fortan den Namen 'Jacob Plaut'sche Abteilung' führt.   
Die Zahl der Mitglieder ist Dank den Bemühungen unserer Freunde um ein Beträchtliches gewachsen, aber noch immer sehr unbedeutend. Wir richten daher die dringende Bitte an alle unsere Freunde, keine Mühe zu scheuen, um für uns eine größere Anzahl von Mitgliedern zu werben. Die Kurgäste bekundeten ihr Interesse für unsere Anstalt durch reiche Geschenke und Zuwendungen. Es herrschte unter denselben nur eine Stimme über den guten Geist und das vortreffliche Aussehen der Zöglinge. Herr Henry Carlebach hat anlässlich seiner Übersiedelung von Frankfurt am Main nach Brüssel seine Stiftung von zwei Freistellen um 200 Mark zu 10.000 Mark ergänzt. Andererseits hat Herr Baron Horace de Günzburg in St. Petersburg leider seine Freistellungsstiftung, für die er bisher die Zinsen zahlte, zurückgezogen. Dagegen hat unsere Ehrendame Exzellenz Fräulein von Henrichsen in St. Petersburg (Nichtjüdin), die sich seit der Begründung in höchst anzuerkennender Weise für unsere Anstalt interessiert, eine Freistelle im Betrage von 500 Mark, wovon sie vorerst die Zinsen zahlt, gestiftet und die Stiftung einer zweiten Freistelle in sichere Aussicht gestellt. Wir können es uns nicht versagen, unserer hochgeschätzten Ehrendame Exzellen Fräulein von Henrichsen hier unseren innigsten Dank auszudrücken.   
Die Anerkennung und das Vertrauen, das unsere Anstalt in den weiteren Kreisen genießt und das in der kurzen Zeit ihres Bestehens sie zu der jetzigen Höhe geführt hat, wird, so hoffen wir zuversichtlich, ihr weiterhin erhalten bleiben und immer mehr Freunde erwerben. Unsere Anstalt steht schon jetzt nach vierjährigen Bestehen an der Spitze aller israelitischen Mädchenwaisenhäuser Deutschlands, indem sie die stattliche Anzahl von 33 Zöglingen beherbergt. Aber zu unserem Bedauern ist sie auch mit diesen 33 Zöglingen durchaus angefüllt, und wir möchten doch so gern alle, die unsere Hilfe aufrufen, in unseren Schutz nehmen. Ein Neubau ist daher für uns zur Notwendigkeit geworden. Wir werden zu dieser Erweiterung unserer Räume schreiten, sobald wir die nötigen Mittel hierzu haben. Unsere vorhandenen Mittel können wir nicht antasten, da sie zum größten Teil zum Stiftungsfonds gehören. So richten wir denn an alle edlen Wohltäter die dringende Bitte, uns nach Kräften zu unterstützen und Spenden zu gewähren, damit wir unsere Räume zur Aufnahme aller derer erweitern können, welche ohne geeignete Verpflegung und Erziehung Einlass begehrend an unseren Pforten stehen. Möge Gottes Segen über unsern Bestrebungen ferner walten und unser Ziel uns immer näher rücken!    
Der Vorstand besteht aus den Herren: Dr. Aronsohn, praktischer Arzt, Ems-Nizza, I. Vorsitzender; Dr. Horovitz, Rabbiner, Frankfurt am Main, I. stellvertretender Vorsitzender; Joseph Kirchberger, Buchhändler, Ems, II. stellvertretender Vorsitzender; Dr. Weingarten, Bezirksrabbiner, Ems, Schriftführer; Heinrich Königsberger, Kaufmann, Ems, Kassierer; Dr. Cohn, Distrikts-Rabbiner, Ichenhausen; Max Ettinghausen, Mühlenbesitzer, Höchst am Main; Eduard Feist, im Haus Beer, Sondheimer und Co., Frankfurt am Main; Heinrich Fränkel, Agent, Berlin; J. Goldschmidt, Hofjuwelier, Köln am Rhein; Sally Goldschmidt, in Firma Goldschmidt u. Co., Frankfurt; Louis Grumach, in Firma Gebr. Grumach, Berlin; Alphons Jacobsohn, Bankier, Leipzig, Benno Kossmann, Fabrikant, Köln; Dr. Landau, Bezirksrabbiner, Weilburg; Hugo Nahm, Kaufmann, Koblenz; G. Pinoff, Kaufmann, Görlitz.  
Der Vermögenbestand weist eine Ziffer von Mark 165.000.- auf."            
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Januar 1901: 
Bericht wie in der Zeitschrift "Der Israelit" siehe oben.   

  
Ausschreibung der Stelle der Vorsteherin (1902)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Dezember 1901: 
"Israelitisches Central-Waisen- und Mädchenheim zu Bad Ems

Die Stelle einer Vorsteherin an unserer Anstalt soll am, 1. April 1902 neu besetzt werden. Bewerberinnen, nur streng religiöse, welche in der Lage sind, die Erziehung der Kinder zu leiten und das Hauswesen zu überwachen, wollen sich unter Einreichung eines Lebenslaufes, ihrer Zeugnisse und Photographie bis zum 1. Januar melden. Gesuche sind zu richten an den 
Vorstand des Israelitischen Central-Waisen- und Mädchenheims zu Bad Ems."             

      
Ausschreibung einer Lehrerinnenstelle (1902)       

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. September 1902: "Für das israelitische Mädchenheim zu Bad Ems wird zum möglichst baldigen Antritt eine religiöse, staatlich geprüfte und in der Haushaltung sehr erfahrene Lehrerin gesucht, welche den großen Haushalt des Waisenhauses selbständig zu führen und den 33 Kindern eine tüchtige Erziehung fürs Leben zu geben imstande ist. Mit Zeugnisabschriften und Photographie versehene Meldungen oder Selbstvorstellungen baldigst erbeten. 
Der Vorstand. Dr. Aronsohn."
              


Bericht von 1902  

Bad Ems AZJ 12121902.jpg (163472 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. Dezember 1902: "Bad Ems, 7. Dezember (1902). Das Israelitische Zentral-Waisen- und Mädchenheim versendet soeben wie alljährlich um dieselbe Zeit seinen Aufruf zur Chanukkaspende. Als Belohnung für die kleinen Sammler und Sammlerinnen ist dem Aufruf das mit einer poetischen Widmung versehene Werkchen: 'König Rhein und Prinzessin Lahn' beigefügt. Die Mädchen – 30 an der Zahl – erhalten in den öffentlichen Volksschulen eine gründliche Schulbildung und werden vom frühen Alter an zu allen häuslichen arbeiten und zu Garten und Gemüsebau systematisch herangezogen, da nur ein Dienstmädchen in der Anstalt gehalten wird. Von der Einrichtung einer eigenen Elementarschule wurde trotz mannigfach zu bestehender Kämpfe gleich bei der Gründung im Jahre 1897 Abstand genommen, denn der Vorstand hatte den wohltätigen Einfluss der nassauischen Simultanschulen zum Teil an sich selbst erfahren und wollte auch, dass die Zöglinge seiner Anstalt von frühester Jugend an es lernen, zusammen mit den christlichen Schülerinnen zu leben, ohne sich ihres Judentumes zu schämen. Wenn die Mädchen die Schule verlassen haben, dann erhalten sie noch eine Zeitlang gründliche Ausbildung in den Arbeiten des einfachen und besseren Haushaltes, um so für ihren eigentlichen Beruf als Hausfrau vorbereitet zu werden. In den meisten Fällen nehmen sie Stellungen als Dienstmädchen oder Köchinnen an, und da ihnen von Anfang an Lust und Liebe zu diesen Berufsarten eingeprägt sind, werden die Zöglinge der Emser Anstalt überall gesucht und gern in Stellung genommen. Die Behörde hat nun an den Vorstand des israelitischen Zentralwaisen- und Mädchenheims in Ems die Aufforderung ergehen lassen, entweder die Zahl der Zöglinge zu reduzieren oder die Anstaltsräume zu erweitern. Der Vorstand hat daher beschlossen, eine den Zwecken besser dienliche neue Anstalt zur Aufnahme von 50 Zöglingen auf seinem Grundstück zu errichten. Hierzu bedarf er jedoch der Unterstützung weitester Kreise. Möge der Aufruf zur Chanukkaspende einen gewaltigen Widerhall finden in Aller Herzen, damit bald mit dem Bau der neuen Anstalt begonnen werden kann."

 
Bericht von 1902/03  

Bad Ems AZJ 25121903.jpg (338799 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Dezember 1903: "Ems, 20. Dezember (1903). Das Israelitische Zentral-Waisen- und Mädchenheim zu Bad Ems, begründet zu dem in § 1 und 3 seiner Satzungen ausgesprochenen Zwecke: 'armen, gesunden Waisenmädchen und solchen Mädchen, die im elterlichen Hause aus besonderen Ursache Pflege und Erziehung nicht erhalten können, eine gute Erziehung, eine gründliche Volksschulbildung, sowie Ausbildung in Haus-, Küchen- und Handarbeit zu gewähren, ihnen die elterliche Fürsorge möglichst zu ersetzen und die Mitte und Wege in die Hand zu geben, ehrenhafter Weise, ohne fremde Hilfe durch das Leben zu kommen', hat das sechste Jahr seiner Wirksamkeit vollendet. Der Verein hat schöne Erfolge bei einer schon ansehnlichen Schar bedauernswerter Mädchen erreicht, die ohne ihn dem geistigen und körperlichen Elend verfallen wären. Jedoch bedarf er zur weiteren Ausdehnung des Werkes, dessen kulturelle Bedeutung für die wirtschaftliche und sittliche Förderung der weiblichen Jugend von niemand verkannt oder unterschätzt werden kann, größerer Mittel, als bis jetzt noch zur Verfügung stehen. Der notwendig gewordene und von der Behörde verlangte Neubau kostet mindestens 80.000 Mark, von welchen durch den Verkauf von Bausteinen à 1 Mark und Anteilscheinen à 500 Mark bis jetzt nicht ganz 5.000 Mark aufgebracht wurden. Die Zahl der Zöglinge betrug im vergangenen Jahre 31. 6 Zöglinge waren vollständig verwaist, 6 hatten noch den Vater, 11 noch die Mutter und 8 noch die Eltern, welche jedoch zum Teil aus Mangel an materiellen Mitteln, zum Teil wegen geistiger oder moralischer Unzulänglichkeit ihren Kindern Pflege und Erziehung nicht angedeihen lassen konnten. 25 waren schulpflichtig, 6 der Schule entwachsen. – Im Ganzen hat die Anstalt seit ihrem Bestehen 54 Zöglingen eine Heimstätte geboten. Von den bisher entlassenen wurden: 7 Verkäuferinnen, bzw. Buchhalterinnen, 4 Modistinnen, 1 Schneiderin, 1 Kindergärtnerin, 6 Dienstmädchen, bzw. Köchinnen und 7 kehrten ins Elternhaus zurück. Den Elementarunterricht erhielten die Zöglinge in der städtischen Volksschule. Den Religionsunterricht erteilte wie bisher Bezirksrabbiner Dr. Weingarten in der Anstalt. Mit dem 3. Oktober schied nach 4 ½ monatlicher Wirksamkeit Frau Dr. Goitein aus der Anstalt als Leiterin, und Fräulein Marie Schulz aus Guben, die der Frau Dr. Goitein kurz vorher an die Seite gegebene Stütze, versah neben einer israelitischen Wirtschafterin provisorisch diese Stelle. Den 27. Oktober übernahm Fräulein Regina Wetzlar aus München die Stelle der Leiterin. Exzellenz Fräulein von Henrichsen aus St. Petersburg hat für die von ihr gestiftete Freistelle den Betrag von 5.000 Mark gezahlt. Zu Ehrendamen wurden ernannt: Frau Justizrat Guhrauer – Berlin, Frau Bernhard Hertz – Krefeld, Frau Bürgermeister Dr. Rosenthal – Berlin, Tiergartenstraße, Frau Raphael Bauer – München; zu Waisenräten die Herren: Staatsrat von Abramson – Kiew, Josef Bottenwieser – Frankfurt am Main, Bellerstein – Neuß, Samuel Gans – Brüssel, Dr. med. Gottberg – Hamburg, Josef Goldschmidt – Köln, Louis Grumach – Berlin, Max Herschel – Bonn, Heinrich Hanau – Mülheim (Ruhr), Josef Neuburger – Nürnberg. An Stelle des aus dem Vorstande ausgeschiedenen Herrn Louis Grumach in Berlin wurde Herr Manuel Schwarz in Berlin gewählt und Herr Grumach zum Waisenrat ernannt. Die Anstalt hat den Tod der Ehrendame Frau Staatsrat Sophie von Abramson in Kiew und des Kassierers H. Königsberger – Ems zu beklagen. Zum ehrenden andenken an seine unvergessliche Gattin hat Herr Staatsrat von Abramson eine Freistelle mit 5.000 Mark gestiftet. Der finanzielle Abschluss war im Vergleich zum vorigen Jahr ein günstiger. Der Vorstand besteht aus den Herren: Dr. Aronsohn, prakt. Arzt, Ems – Nizza, I. Vorsitzender, Dr. Horowitz, Rabbiner, Frankfurt am Main, I. stellvertretender Vorsitzender; Dr. Weingarten, Bezirksrabbiner, Ems, Schriftführer; Ed. Feist, Frankfurt am Main, Schatzmeister, Dr. Cohn, Distriktsrabbiner, Ichenhausen (Bayern); Max Ettinghausen, Höchst am Main; Heinrich Fraenkel, Berlin; Sally Goldschmidt, Frankfurt am Main; Benno Koßmann, Fabrikant, Köln; Dr. Landau, Bezirksrabbiner, Weilburg; Georg Pinoff, Kaufmann, Görlitz; Mandel Schwarz, Berlin; Leonhard Tietz, Kaufmann, Köln. Ehrenmitglied des Vereins ist Alphons Jacobsohn – Leipzig."   

  
Ein Gesuch des israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheims wird seitens der Stadt abgelehnt (1904)   

Bad Ems Israelit 16051904.jpg (49517 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Mai 1904: "Ems, 4. Mai (1904). Das Gesuch des israelitischen Mädchen- und Waisenheims, den die Volksschule besuchenden Zöglingen das Schulgeld zu erlassen, da nach einer Oberverwaltungsgerichts-Entscheidung Waisenhauszöglinge schulgeldfrei seien, wurde von den städtischen Behörden abgelehnt, da die Regierung im Jahre 1901 die Konzessionierung der Anstalt von der Erhebung seitens der Stadt abhängig gemacht habe."       

   
Jahresbericht 1903/04  

Bad Ems Israelit 17101904.jpg (156077 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Oktober 1904: "Zentral-Waisen- und Mädchenheim Bad Ems. (Bericht vom 1. Oktober 1903 bis 31. März 1904). 
'Können wir auch in diesem halben Jahre von keinen größeren Zuwendungen berichten, so wollen wir doch herzlichen Dank unseren Mitgliedern und zahlreichen Sammlern und Sammelrinnen für ihre edle Liebestätigkeit abstatten. Die uns aus wahrer Begeisterung für das Gute gewährten Gaben ermöglichten es uns, die eingetretenen Vakanzen sofort wieder zu besetzen und den Bestand unserer Zöglinge auf 32 zu belassen. Eine größere Zahl aufzunehmen, ist bei unseren beschränkten Raumverhältnissen leider ein Ding der Unmöglichkeit. 6 Zöglinge sind vollständig verwaist, 7 haben noch den Vater, 12 noch die Mutter und 7 noch beide Eltern. Nach beendigter Schulpflicht und Ausbildung in Hausarbeiten kamen 2 Zöglinge zur Entlassung und zwar 1 als Lehrmädchen in ein Manufakturwarengeschäft und 1 als Dienstmädchen. Die Grundsätze, die uns bei der Erziehung leiten, sind wiederholt von uns ausführlich besprochen worden. Wir lassen unsere Zöglinge die städtische Simultanschule besuchen und den Religionsunterricht in der Anstalt erteilen. Da, wo sich besondere Anlagen zeigen, werden diese berücksichtigt und ausgebildet, wie wir überhaupt jedes Kind individuell und nicht schablonenhaft erziehen. Der Prämienfonds enthält Mark 165,95. Die Sparkassenbücher der einzelnen Zöglinge enthalten zusammen die Summe von Mark 2.539,74. Die Münzensammlung hat keine Bereicherung erfahren. Über den geplanten Bau des neuen Waisenhauses ist leider Neues nicht zu melden, da von keiner Seite Propaganda für diese vom Gesamtvorstande beschlossene und von der Regierung wiederholt geforderte Erweiterung unseres Werkes gemacht worden ist, und freiwillige größere oder kleinere Beiträge in diesem Winter nicht eingegangen sind."

  
Jahresbericht 1906/07        

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. Juli 1907: "Ems. Ein kurzer Bericht, dagegen aber eine selbst die geringfügigste Gabe ausführlich notierende Spendenliste, - das ist häufig das Bild, das die Jahresberichte unserer Wohltätigkeitsvereine geben. Hierin unterscheidet sich auch nicht der Bericht, der uns von dem hiesigen 'Israelitischen Zentral- Waisen- und Mädchen-Heim' vorliegt, denn einer Spendenliste von 50 Seiten gegenüber nimmt der Tätigkeitsbericht nur 4 Seiten ein. - Es soll das keine Kritik der segensreich wirkenden Anstalt, sondern nur die Kritik einer Gepflogenheit sein, deren sich die meisten Vereine befleißigen! 
Die Anstalt zählte am Schlusse des Berichtsjahres 27 Zöglinge. Die Zöglinge wurden außerhalb der Schulzeit in Haus- und Handarbeiten, sowie in gärtnerischen Arbeiten unterwiesen. Der Rechnungsabschluss verzeichnet in den Einnahmen Mark 18.831 Jahresbeiträge und Spenden, Mark 1400 Pflegegelder, Mark 5882 Zinsen und in den Ausgaben Mark 6643 Beköstigung, Mark 1372 Bekleidung, Mark 2545 Gehälter und Löhne usw. usw."          


Hoher Besuch durch Baronin Alphonse de Rothschild (1908)  

Bad Ems Israelit 13081908.jpg (85857 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1908: "Bad Ems, 31. Juli (1908). Frau Baronin Alphonse de Rothschild und deren Tochter Frau Ephrussi aus Paris, die gegenwärtig zur Kur hier weilen, besichtigten heute unter Führung der Herrn Bezirksrabbiner Dr. Weingarten das Israelitische Zentral-Waisen- und Mädchenheim. Mit großem Interesse nahmen sie Kenntnis von den gesamten Einrichtungen und Prinzipien der Erziehung. Sie ließen sich die Zöglinge einzeln vorführen und erkundigten sich nach deren Heimat. Es berührte sie wohltuend, dass bei der Aufnahme nicht danach gefragt würde, ob es sich um Voll- oder Halbwaise, sondern nur um arme und unbeaufsichtigte Kinder handelt. Den Pogromkindern, von denen wir zwei in der Anstalt haben, bewiesen sie besondere Teilnahme. Die beiden hohen Damen verließen mit dem Ausdrucke des Dankes die Anstalt und versprachen nochmals zu kommen, nachdem sie eine größere Spende in das Fremdenbuch eingezeichnet hatten."    

   
11. Jahresbericht des "Israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheims" (1908)   

Bad Ems FrfIsrFambl 25091908.jpg (142782 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. September 1908: "Bad Ems. Noch kurz vor Rosch-Haschonoh hat das hiesige Israelitische Zentral-Waisen- und Mädchenheim seinen 11. Jahresbericht, für die Zeit vom 1. April 1907 bis 31. März 1908, erscheinen lassen. Danach hat die Verwaltung auch in dieser Zeit in stillem, aber erfolgreichem Wirken die hohen Ziele: armen und verwaisten Mädchen Erziehung und Unterhalt zu gewähren, eifrig weiter verfolgt. 
Die Anstalt war während des Berichtsjahres stets mit 32 Zöglingen voll besetzt. Entlassen wurden 5 Mädchen, die zum Teil ins Geschäft oder in Dienststellen kamen. Nach dem Rechnungsabschluss kostet ein Kind pro Jahr etwas über 500 Mark. Diese Tatsache zeigt, dass das 'Israelitische Zentral-Waisen- und Mädchenheim' in Ems die billigste diesbezügliche Anstalt Deutschlands ist. Kostet doch ein Kind in derselben Zeit in Berliner Waisenhäusern die bedeutend höhere Summe von über 800 Mark! - An Spenden liefen im Berichtsjahre ein: 16.308,73 Mark, nebst einer großen Anzahl von Geschenken für die Zöglinge und Anstalt. Die Gesundheitsverhältnisse der Kinder waren gute, die schulpflichtigen Zöglinge besuchten sämtlich die städtische Volksschule und machten recht gute Fortschritte. Der Religionsunterricht lag in den Händen des Herrn Rabbiner Dr. Weingarten und wurde in der Anstalt erteilt. 
Der schon seit vielen Jahren geplante, durch verschiedenartige Sammlungen der Herrn Dr. Aronsohn in Ems, Eduard Feist in Frankfurt am Main und vieler anderer vorbereitete Neubau wurde so weit gefördert, dass die umgearbeiteten Pläne in Kürze der Behörde zur Genehmigung eingereicht werden können. Ein größerer Baufonds ist bereits vorhanden."             


Pläne für den Neubau des "Israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheimes" sowie Aufenthalt der Kölner Ferienkolonie in Bad Ems (1908)  

Bad Ems FrfIsrFambl 28081908.jpg (83452 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. August 1908: "Bad Ems. Das Kuratorium des hiesigen israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheim beabsichtigt einen großen und architektonisch schönen Neubau. Im Frühjahr nächsten Jahres soll damit begonnen werden. Namhafte Summen sind schon gespendet worden. -
Am 10. dieses Monats traf unter Begleitung des Lehrers Jacoby eine Ferienkolonie aus Köln am Rhein – bestehend aus 37 Kindern – zu fast 4-wöchentlichem Aufenthalt hier ein. Die Aufsicht und Verpflegung ist Herrn Lehrer Ucko – Ems übertragen worden. Täglich werden Spaziergänge auf die umliegenden Berge unternommen. Die Direktion der Malbergbahn gewährte den Kindern dreimal wöchentlich freie Fahrt. Herr Dr. med. Samter hat bereitwilligst die Behandlung der Kinder übernommen. Diesem verdankt die Ferienkolonie auch freies Baden im 'Römerbad'."

  
Jahresbericht 1908/09  

Bad Ems AZJ 22101909.jpg (242119 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Oktober 1909: "Ems, 14. Oktober (1909). Die Verwaltung des 'Israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheim' versendet soeben nachfolgenden bericht für die Zeit vom 1. April 1908 bis zum 1. März 1909: 'Das verflossene, zwölfte Berichtsjahr bedeutete für das Israelitische Zentral-Waisen- und Mädchenheim in Ems ein ruhiges, erfolgreiches Weiterschreiten auf dem gewohnten und altbewährten Wege. Die Anstalt hat sich der Pflege und Erziehung der ihr anvertrauten armen und verwaisten Mädchen in ungestörter Sorgfalt hingeben können. Entsprechend den Anlagen und Kräften jedes einzelnen empfingen die Zöglinge ihre Ausbildung in der städtischen Volksschule, einige auch in der höheren Töchterschule. Der Geist des Hauses, als der ernster Arbeit gepaart mit Frohsinn und wahrer Religiosität, blieb erhalten und gab unseren Kindern ein gesundes, freies Wesen. Die Zahl der Zöglinge betrug am Ende des Jahres 32, von denen 28 schulpflichtig und 4 bereits aus der Schule entlassen waren. Die Schulentlassenen wurden in der Wirtschaftsführung ausgebildet, worin alle während der ganzen Zeit ihres Aufenthaltes in der Anstalt angeleitet werden. Im Laufe des Jahres haben sechs Zöglinge die Anstalt verlassen. Die Fortschritte unserer Kinder in der Schule waren gut; ebenso ihr Betragen in und außer dem Hause. Der Religionsunterricht wurde wie bisher im Hause von Herrn Bezirksrabbiner Dr. Weingarten erteilt. Spiel, Turnen und Spaziergänge in die Umgegend gaben dem Leben in der Anstalt fröhliche Abwechslung. Die Gesundheitsverhältnisse waren durchaus gute. Dem Anstaltsarzte, Herrn Dr. med. Stemmler, sowie dem Zahnarzte Herrn Ernst Frey sprechen wir für ihre bewährte selbstlose Behandlung unserer Zöglinge den wärmsten Dank aus. Die Pläne zum Neubau wurden dem Magistrat zur Genehmigung eingereicht, von demselben jedoch zurückgegeben, da nach der neuen städtischen Bauordnung von beiden Grenzen der Nachbargrundstücke je drei Meter ferngeblieben werden müssten. Der Bau kann daher vorerst nicht zur Ausführung gebracht werden. Herr Kirchberger, der lange Jahre der Verwaltung angehört hatte, hat seinen Austritt angemeldet. In der Generalverstammlung vom 29. November wurden die Herren Justizrat Dr. Blau in Frankfurt am Main und Zahnarzt Frey in Ems einstimmig in den Vorstand gewählt. Leider können wir unseren diesjährigen Bericht nicht schließen, ohne der bedauerlichen Tatsache Erwähnung zu tun, dass die Einnahmen im letzten Jahre erheblich abgenommen haben. Umso dringlicher und inniger ergeht daher diesmal an alle edlen Menschenfreunde im deutschen Vaterlande und weit über dessen grenzen hinaus unsere Bitte, uns die bisher erwiesene Gunst und Hilfe nicht nur zu erhalten, sondern im verstärkten Maße freundlichst zuzuwenden, auf dass wir nun endlich zur Ausführung des lang geplanten Werkes schreiten, und unseren armen, verwaisten Zöglingen eine neue, behagliche und gesunde Heimstätte bieten können."   

  
Drei ausgesetzte jüdische Kinder aus Berlin werden im "Israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheim" aufgenommen (1913)   

Bad Ems AZJ 29081913.jpg (108083 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. August 1913: "Bad Ems, 22. August (1913). Das hiesige 'Israelitische Zentral-Waisen- und Mädchenheim' hat in anerkennender Weise die Fürsorge für die drei Kolatzkischen Kinder übernommen. Kaum hatte der Vorstand dieser zum Heile der Gesamtjudenheit wirkenden Anstalt aus den Tagesblättern erfahren, dass drei kleine jüdische Kinder im Alter von drei, vier und fünf Jahren vor dem Berlin-Schöneberger Polizeipräsidium ausgesetzt und von diesem der christlichen Zionshilfe übergeben worden waren, da verständigte er auf telegraphischem Wege die Berlin-Schöneberger Polizei, dass er bereit sei, die ausgesetzten Kinder sofort in seine Anstalt aufzunehmen. Sonntag, den 10. dieses Monats kamen dann die armen Kleinen hier an, und es war eine Freude zu sehen, wie zufrieden und glücklich sie sich bald inmitten der anderen Anstaltszöglinge fühlten. Inzwischen hat der Vorstand die beiden kleinsten Mädchen, da für solch jugendliches Alter die hiesige Anstalt nicht eingerichtet ist, auf seine Kosten dem israelitischen Kinderheim in Köln übergeben, und das fünfjährige Kind, obwohl es noch nicht schulpflichtig ist, selbst behalten; es ist als der jüngste Zögling der Liebling der übrigen und bildet den Mittelpunkt ihrer Aufmerksamkeit. So hat denn das Israelitische Zentral-Waisen- und Mädchenheim pflichtbewusst schnell gehandelt und drei jüdische verlassene Kinder, ohne erst weitere Vorstandsbeschlüsse zu fassen, dem Judentum erhalten."       

    
16. Jahresbericht des "Israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheims" (1913)  

Bad Ems AZJ 31101913.jpg (233131 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. Oktober 1913: "Bad Ems, 22. Oktober (1913). Wie aus dem soeben erschienenen 16. Jahresbericht zu ersehen ist, hat das Jahr 1912/13 bei dem israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheim in Bad Ems einen ruhigen, ungestörten Verlauf genommen. Von keinerlei Hemmungen und äußeren Einwirkungen beeinflusst, konnte es auf dem einmal betretenen Wege stetig weitergehen und mit ungeteilter Sorgfalt das ihm gesteckte Ziel im Auge behalten. Die Zahl der Zöglinge während des Berichtsjahres war durchschnittlich 30. Die durch Entlassung freigewordenen Plätze wurden jedes Mal baldigst wieder besetzt. In das neue, mit dem 1. April 1913 beginnende Jahr nahm es 26 Zöglinge hinüber, inzwischen ist jedoch die Zahl wieder auf 31 ergänzt. Den Volksschulunterricht erhalten die Zöglinge in der städtischen Volksschule, nur ein Mädchen besucht die hiesige höhere Mädchenschule. Der Religionsunterricht wird im Hause erteilt, ebenso Handarbeits- und Nähunterricht. In allen Unterrichtsfächern bekunden die Zöglinge, das beweisen die Zeugnisse, regen Eifer und emsigen Fleiß. Mir der ernsten Arbeit und treuen Pflichterfüllung wechselten muntere Spiele auf dem schönen Spielplatz der Anstalt und während der Ferien größere und kleinere Spaziergänge in die Umgegend von Bad Ems ab. Der Gesundheitszustand der Zöglinge war ein durchaus guter. Im Laufe des Jahres wurden sechs Zöglinge entlassen. Die Fürsorge für die Zöglinge ist mit dem Austritt derselben aus der Anstalt keineswegs zu Ende. Diese steht ihnen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite und bleibt nach wie vor der Ersatz des Elternhauses. Die Wahlperiode der Verwaltung war abgelaufen, und es war eine Generalversammlung behufs Neuwahl auf den 27. Oktober nach Frankfurt am Main einberufen worden. In dieser wurden in den Vorstand gewählt die Herren: Bezirksrabbiner Dr. Weingarten in Bad Ems als Vorsitzender, Dr. med. Samter in Bad Ems als Schriftführer, Eduard Feist in Frankfurt am Main als Schatzmeister, ferner A. Salomon in Bad Ems und Rabbiner Dr. Horovitz in Frankfurt am Main. In das Kuratorium, das mit dem Vorstand gleiche Rechte und Pflichten hat, wurden gewählt die Herren: Eugen Goldfisch und Hermann Löwenstein in Bad Ems, Adolf Landsberg in Oberlahnstein, Louis Schloss in Koblenz, Siegfried Simon in Köln, Max Ettinghausen in Höchst am Main, S. Löwenstein, Meyer Mosbacher, Anselm Schwabacher, Sally Goldschmidt in Frankfurt am Main, Heinrich Fränkel, Generaldirektor B. Koßmann, Manuel Schwarz in Berlin. Die Anstalt nimmt arme verlassene Mädchen aus allen Teilen der Diaspora auf, vom Lande und aus der Stadt. Sie öffnet ihre Pforten auch denen, die von anderen Waisenhäusern satzungsgemäß zurückgewiesen werden; denn sie will überall da rettend eingreifen, wo Not und Gefahr sich zeigen. So mögen denn im neuen Jahre der Anstalt so reichliche Spenden zufließen, dass sie ohne materielle Sorge sich einzig und allein den idealen Aufgaben der Erziehung und Versorgung armer israelitischer Mädchen widmen kann."            

    
Anzeige des "Israelitischen Zentral-Waisen- und Mädchenheims" (1916)    

Bad Ems FrfIsrFambl 12051916.jpg (55156 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Mai 1916: 
"Wir suchen, da unsere langjährige Leiterin zurücktritt, eine in Hauswesen und Küche erfahrene Dame
die den wirtschaftlichen Betrieb unserer Anstalt zu versehen hat, und eine junge 
Lehrerin oder Jugendleiterin
Nur streng religiöse Bewerberinnen wollen sich unter Einsendung von Lebenslauf, Zeugnisabschriften und Angabe von Referenzen melden.
Israelitisches Central-Waisen- und Mädchenheim in Bad Ems. I.A.: Bezirksrabbiner Dr. Weingarten, Vorsitzender."       


Bericht von 1922  

Bad Ems Israelit 18051922.jpg (194577 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Mai 1922: "Das Waisenhaus in Ems
In den letzten Wochen war ich vielfach Gast des Emser Waisenhauses und möchte von dieser Stätte der Barmherzigkeit und der Menschenliebe weiteren Kreisen erzählen. Wenn unsere Weisen sagen, dass die Erhaltung von Waisenkindern die Verwirklichung des Satzes 'Gerechtigkeit zu tun zu aller Zeit' bedeute, so darf der Schöpfer des Hauses, der verehrte Herr Rabbiner Dr. Weingarten, das Verdienst für sich in Anspruch nehmen, dieses Wort buchstäblich zu erfüllen. In den hohen und luftigen Räumen des Hauses sind zurzeit etwa 30 Kinder untergebracht, die die hiesige Schule. (zum Teil die höhere Schule) besuchen, im Übrigen aber in alle Zweige der Hausarbeit eingeführt werden. Ich war am Feitag Abend, am Schabbos und an Wochentagen im Waisenhaus und jeder Besuch erfüllte mich mit neuer Befriedigung. Ob die Schabboslichter ihren freundlichen Glanz über die frischen und frohen Kindergesichter leuchten ließen, ob der große Garten des Hauses von Spiel und Scherz widerhallte, ob die Köpfchen eifrig über Tafeln und Hefte gebeugt waren (die Erwachsenen sind der Jüngeren Lehrerinnen) oder ob die Größeren und Stärkeren voll Eifer häusliche Pflichten erfüllten, immer war ich freudig überrascht von dem friedlichen Bilde, das diese heimatlosen Kinder in ihrer Gesamtheit darstellen. Was mir aber unvergesslich bleiben wird, waren die Seder-Abende, die ich ebenfalls im Waisenhaus verlebte. Hier war das Wort des Haggadoh wirklich zur Wahrheit geworden; hier saßen am tische des Rabbiners (eine seiner Töchter vertritt zurzeit in selbstloser Weise die fehlende Leiterin) die Kinder des Waisenhauses gleich einer großen Familie; sie fragten und sangen und freuten sich und als die Kleinsten in später Stunde schläfrig wurden – die größeren hielten wacker bis zum Schlusse aus und sangen Adir hu, dass es eine wahre Freude war. Und als sie dann strahlenden Auges die Hände zum Gutenachtgruß reichten, da war mir ein neuer Zauber dieser Nacht erschlossen worden. Schwer ruht heute die ungestörte Fortführung des Hauses auf den Schultern seines Gründers und Erhalters; möge die deutsche Judenheit – wenn wieder an sie die Bitte ergeht, für 'Ems' zu spenden – das Waisenhaus reichlich bedenken. Hier, in dem reizenden Städtchen, das von Bergen liebevoll behütet und von der Lahn durchrauscht wird, haben verlassene Kinder unseres Volkes eine neue, schöne Heimat gefunden. H.Sch."

    
    
    
Über das "Kurasyl für Lehrerinnen" (um 1900 bis um 1910)      
Über das Lehrerinnen-Heim in Bad Ems (1900)   

Bad Ems Israelit 07061900.jpg (163159 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1900: "Ems, 23. Mai (1900). (Lehrerinnen-Heim in Bad Ems). Der Vorstand des Lehrerinnen-Heims in Ems konstituierte sich am gestrigen Abend im Hause 'Königin von Holland' in folgender Weise. Vorsitzender: Herr Dr. Ed. Aronsohn; erster stellvertretender Vorsitzender: Herr Kurkommissar Oberst a.D. von Willich; zweiter stellvertretender Vorsitzender: Herr Stadtverordnetenvorsteher Schmitt (Englischer Hof); Kassierer: Herr Stadtverordneter J. Kirchberger, Bankier; stellvertretender Kassierer: Herr Stadtverordneter Rücker (Prince of Wales); Schriftführer: Herr Oberlehrer Wolff.      
Herr Oberst von Willich gab in dieser Sitzung die erfreuliche Erklärung ab, dass die Lehrerinnen von der Bezahlung der Kurtaxe befreit sein werden, sodass sie hierdurch auch für die Eisenbahnfahrt Ermäßigung des Fahrpreises erhalten. Der Verein hatte auch die Ehre, dass Herr Oberst Knorr, der ehrwürdige zweite Großmeister der Royal York-Loge in Berlin, der Sitzung beiwohnte, die Statuten mitberaten half, dem Gründungskomitee als Mitglied beitrat und die möglichste Förderung der guten Sache versprach. Dem Gründungskomitee gehören noch an die Herren: Geheimer Medizinalrat Prof. Dr. B. Fränkel, Geheimer Medizinalrat Prof. Dr. E. v. Leyden, Geheimer Medizinalrat Prof. E. von Bergmann und Kommerzienrat B. Löser in Berlin.   
Für das Lehrerinnen-Heim ist heute das Haus 'Burg Stein' angekauft worden. Dieses große, massive, Ecke der Alexander- und Badhausstraße, neben der königlichen Badeanstalt und gegenüber der neuen evangelischen Kirche gelegene Haus hat 18 große, hohe Zimmer, einen schönen Speisesaal, mehrere Balkons, fünf geräumige Mansardenzimmer und ist sofort zu beziehen. Die Anstalt ist gegründet für kurbedürftige Lehrerinnen, Erzieherinnen, Gesangsschülerinnern etc. jeder Konfession und jeder Nation. Die Lehrerinnen etc. erhalten vollkommen freie ärztliche Behandlung und freie Wohnung, Bäder und Inhalationen und zahlen nur, soweit sie auf Stipendien oder Freibetten keinen Anspruch haben - drei Mark täglich für Verpflegung,          
Bad Ems Israelit 07061900a.jpg (133187 Byte)wenn sie in der Anstalt essen wollen (Anmerkung der Reaktion: Können dieselben auch im jüdischen Restaurant für Mark 3.-- täglich Verpflegung erhalten?). Herr Rücker, der Besitzer des Römerbades, hat sich erboten, den Lehrerinnen freie Bäder und Inhalationen so lange zu gewähren, bis die Königliche Regierung ihrerseits diese Vergünstigung, die sie bereits in Aussicht gestellt hat, bewilligt. Die ärztliche Behandlung wird Herr Dr. Aronsohn ohne jede Entschädigung leiten. Als Oberin des Hauses ist angestellt die 31-jährige Frau Witwe Hesse, frühere Rote-Kreuz-Schwester Anna Margarethe Loye, die als solche den Aufstand in Kamerun mitgemacht hat und sich daselbst in der Pflege der Kranken und Verwundeten so ausgezeichnet hat, dass sie neben anderen Orden auch den Luisenorden 2. Klasse erhielt und von Ihrer Majestät der Kaiserin in Audienz empfangen wurde.    
Damit vom heutigen Tage ab die Lehrerinnen all der genannten Vergünstigungen teilhaftig werden können, hat die bisherige Besitzerin des Hauses Burg Stein, Frau Beck, fünf möblierte Zimmer gratis zur Verfügung gestellt und gibt vollkommene und dabei gediegene Verpflegung für drei Mark täglich.   
Die Mittel zum Kauf des Hauses und zur Unterhaltung der Anstalt sind zum Teil gezeichnet, zum Teil sollen sie durch weitere Sammlungen beschafft werden. Der Verein zählt dabei auf das wärmste Interesse weitester Kreise. Geldgeschenke sind zu richten an Herrn Bankier H. Kirchberger in Ems, Anfragen und Aufnahmegesuche, denen nur ein ärztliches Zeugnis über den notwendigen Gebrach der Emser Quellen beizufügen ist, an Herrn Dr. med. Aronsohn in Ems."         

  
Das "Kurasyl für Lehrerinnen" wird am 1. Mai 1901 eröffnet (1901) 
 

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. April 1901: "Ems. Ein Kurasyl für Lehrerinnen ohne Unterschied der Konfession und Nation wird am 1. Mai hier eröffnet. Wenig bemittelte Lehrerinnen, denen ärztlicherseits der Gebrauch der Emser Quelle anempfohlen ist, erhalten Wohnung, ärztliche Behandlung, Bäder und Inhalationen gratis; auch von der Kurtaxe werden sie befreit, und sie reisen auf den deutschen Bahnen zu ermäßigten Preisen. Kost wird nur auf Wunsch, für drei Mark täglich, zum Selbstkostenpreis, im Hause gewährt. Lehrerinnen jüdischen Glaubens können also, gleich den andern, ihre Mahlzeiten in beliebigen Restaurants einnehmen, und werden übrigens auch in Allem, z.B. in Bezug auf Aufnahme, genau wie die Andern berücksichtigt.  Anmeldungen sind zu richten an den dirigierenden Arzt und Vorsitzenden des Vorstandes Herrn Dr. Ed. Aronsohn in Ems."    

      
Anzeige des Kurasyls für Lehrerinnen in Ems (1904)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Mai 1904: "Kurasyl für Lehrerinnen in Ems. 
Der unter diesem Namen gebildete Verein will kurbedürftigen Lehrerinnen, Erzieherinnen und dergleichen ohne Unterschied des Bekenntnisses und der Staatsangehörigkeit den Gebrauch der Emser Heilquellen durch Gewährung von freier Wohnung im Vereinshause 'Burg Stein', freier ärztlicher Behandlung seitens des Vereinsarztes, freier Benutzung der Bäder und Inhalationsanstalten usw. ermöglichen. -   
Kurgemäße Verpflegung wird im Vereinshause zum Selbstkostenpreise, der 3 Mark nicht überschreiten darf, geboten. - Tuberkulöse sind von der Aufnahme ausgeschlossen.  
Gesuche um Aufnahme sind möglichst früh unter Beifügung eines ärztlichen Zeugnisses über die Notwendigkeit des Aufenthaltes in Ems und mit Angabe des Zeitpunktes, zu welchem der Eintritt gewünscht wird, an Herrn Dr. med. Ed. Aronsohn zu richten.  
Es ist sehr wünschenswert, dass Anmeldungen für die Monate Mai, Juni, September erfolgen, da der Andrang im Juli und August am größten ist.
Gesuche um Befreiung von der Kurtaxe und Verbilligung der Eisenbahnfahrt sind unter Beifügung eines Einkommens-Zeugnisses an die Kur-Kommission in Ems zu richten."            

 
Bekanntgabe des Vorstandes des "Kurasyls für Lehrerinnen in Ems" (1910) 
  

Bad Ems AZJ 20051910.jpg (86186 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Mai 1910: "Ems, 13. Mai (1910). Der Vorstand des Kurasyls für Lehrerinnen in Ems hat beschlossen, vom Jahre 1910 ab nicht allein Lehrerinnen und Erzieherinnen, sondern auch sonst wenig bemittelte Damen, die einen liberalen Beruf: Medizin, Pharmazie, Gesang, Musik usw. ausüben oder verfolgen und eine Kur in Ems benötigen, ohne Unterschied der Konfession und Nation Aufnahme zu gewähren. Dieser Beschluss ist mit Rücksicht darauf gefasst, dass der Besuch des Heims seitens der Lehrerinnen in den Monaten Mai und September nicht zahlreich genug ist und der Aufenthalt in der großen, schönen, direkt an dem Königlichen Badehause gelegenen Anstalt auch anderen wenig bemittelten Damen in diesen Monaten gewährt werden kann. Es wird nur der Pensionspreis mit 3 Mark bezahlt. Alles andere ist frei. Wegen Verbilligung der Reise, der Kurtaxe und der Königlichen Kurmittel hat man sich direkt an die Königliche Kurkommission zu wenden. Die Gesuche um Aufnahme in de Anstalt sind unter Beifügung eines ärztlichen Attestes, dass Tuberkulose ausgeschlossen ist, an den Vorsitzenden Herrn Dr. med. Aronsohn zu richten."          
  
Bad Ems FrfIsrFambl 20051910.jpg (83440 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20. Mai 1910: 
derselbe Inhalt wie oben im Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"        


  
   
Über den "Hilfsverein für unbemittelte jüdischen Nerven- und Geisteskranke"
Der Verein wurde 1903 in Bad Ems gegründet; Ziel: Finanzierung oder Unterstützung der Behandlung unbemittelter Patientinnen und Patienten in der Anstalt in Sayn bei Koblenz.  
    

Aufruf der "Hilfsvereins für unbemittelte, jüdische Nerven- und Geisteskranke" zu Spenden für die Arbeit des Vereins (1903)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. April 1903: "Ems, 3. März (1903). Der Vorstand des 'Hilfsvereins für unbemittelte, jüdischer Nerven- und Geisteskranke' (Vorsitzender Herr Bezirksrabbiner Dr. Weingarten - Ems) versendet nachstehenden Aufruf, dem wir den besten Erfolg wünschen:  
'Auf allen Gebieten regt sich jüdische Wohltätigkeit und Menschenliebe, um den Bedürftigen, den kranken, den Bedrückten und Verfolgten zu Hilfe zu eilen. Es gibt aber ein Feld der Fürsorge, für das von jüdischer Seite noch gar nichts getan ist, obwohl berufene Männer die Aufmerksamkeit auf diesen Notstand gerade in letzter Zeit mehrfach hingelenkt haben.  Es gilt die Fürsorge für die Ärmsten der Armen, für die unbemittelten Nerven- und Geisteskranken. Die wenigen zur Zeit vorhandenen jüdischen Privatanstalten sind nicht im Stande, gegen so geringe Entschädigung, wie sie unbemittelte Familien leisten können, Aufnahme zu gewähren, sodass man sich bisher in fast allen Fällen genötigt sah, die jüdischen Nerven- und Geisteskranken in den staatlichen Anstalten unterzubringen. Der Aufenthalt daselbst ist aber für alle derartigen Kranken mit großen Nachteilen verknüpft. Denn nicht nur die Nerven- und Gemüts-, sondern auch die wirklich Geisteskranken haben ja sehr oft noch religiöses Gefühl genug, um sich in der ihrer ganzen Denk- und Empfindungsweise fremden Umgebung recht unglücklich zu fühlen, und in vielen Fällen auch sich die größten Gewissensbisse über den Genuss nicht rituell zubereiteter Speisen zu machen. Oft sogar kommt es, wie wir aus zahlreichen Fällen wissen, zu konfessionellen Reibereien und Hänseleien seitens des Anstaltspersonals und der christlichen Patienten, sodass der Zweck des Aufenthalts illusorisch, ja, statt der erhofften Besserung, geradezu eine Verschlechterung des Leidens herbeigeführt werden kann.  
Nur in spezifisch jüdischen Anstalten kann der jüdische Geisteskranke vor allem derartigen ihm besonders schädlichen seelischen Erregungen bewahrt bleiben, und nur in solchen ist es ihm möglich, seine gewohnte Lebensweise unveränderte fortzuführen; denn hier befindet er sich in einer ihm vertrauten Umgebung, die allen seinen religiösen Bedürfnissen liebevolles Verständnis entgegenbringt.   
Nicht minder dringend ist das Bedürfnis, jüdisch idiotische Kinder in jüdischen Anstalten zu erziehen. 
Da die Errichtung einer eigenen Anstalt vorerst wegen der enormen Kosten eines solchen Unternehmens noch nicht in Betracht kommen kann, so haben wir die Absicht, die betreffenden Kranken in bereits vorhandenen, gut geleiteten, jüdischen Anstalten unterzubringen. 
Es ist uns gelungen, die bewährte Anstalt zu Sayn zu weitgehendem Entgegenkommen zu bestimmen, indem sie sich bereit erklärt hat, die von uns empfohlenen Kranken zu bedeutend ermäßigten Pflegesätzen aufzunehmen.
Sobald es nur unsere Mittel gestatten werden, wollen wir auch dahin wirken, dass dieser Anstalt eine besondere Abteilung für idiotische Kinder angegliedert werde. 
Sich der Ärmsten und Armen anzunehmen, hat sich der Verein entschlossen. Es bedarf hierzu der Mitwirkung aller edlen Menschenfreunde. Wer im eigenen Glücke, in der Freude an dem Gedeihen sich ein mitleidiges Herz bewahrt hat, der trockne mit uns die Tränen, lindere die Not und das Unglück seiner Glaubensbrüder und Schwestern! Jede Spende ist uns willkommen. Viele Wenig geben ein Viel, Vereinte Kräfte führen zum Ziel. 
Geldsendungen bitte gefälligst zu richten: An Rheinische Diskonto-Gesellschaft, Koblenz."         

   
Erster Jahresbericht 1904  

Bad Ems Israelit 04101904a.jpg (56637 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Oktober 1904: "Ems. Dem ersten Rechenschaftsberichte des Hilfsvereins für unbemittelte jüdische Nerven- und Geisteskranke zu Ems entnehmen wir: Schon ist ein Jahr ins Land gegangen, seitdem wir den Hilfsverein für unbemittelte jüdische Nerven- und Geisteskranke ins Leben gerufen haben. Mit ersten Sorgen traten wir der Gründung nahe. Mancherlei Bedenken wurden uns entgegengehalten, die sich aber bei genauer Betrachtung als nicht stichhaltig erwiesen. Unser Aufruf fand den Beifall 
Bad Ems Israelit 04101904b.jpg (376254 Byte)aller Einsichten, und wir hatten die Genugtuung, im Frühjahr 1903 klangvolle, gewichtige Namen im Gründungskomitee unseres Vereins zu verzeichnen. Die Zustimmung, die unseren Bestrebungen von sachverständiger Seite zuteil wurde, und die zahlreichen Aufnahmegesuche von unbemittelten Kranken, die an uns aus allen Gauen Deutschlands herantraten, bewiesen uns, welchem tatsächlichen Notstande in den Reihen unserer Glaubensgenossen die neu begründete Organisation zu begegnen berufen sei. Mit neuem Mute und erhöhten Hoffnungen gehen wir auf dem betretenen Wege weiter, da ein mächtiger Zeuge und Sachwalter unserer Bestrebungen uns erstanden ist. Wir haben eine Fürsprache gefunden, die alle Hindernisse und Bedenken hinwegräumen wird, da etwa noch hätten ins Feld geführt werden können gegen unsere Ideen und Ziele. Denn wie groß und bedeutsam das Werk ist, dessen wir uns zu Nutz und Frommen der armen jüdischen Nerven- und Geisteskranken und zum Wohle der Gesamtheit des Judentums angenommen haben, dafür mag das sachliche, maßgebende Urteil des berühmten holländischen Psychiaters Dr. van Deventer, Direktor der großen Staats-Irrenanstalt in Meerenberg, in dem Bericht über seine Anstalt für das Jahr 1901, hier wörtlich angeführt sein:
'Bis Mai war Herr J. Stiebe, israelitischer Religionslehrer in Haarlem, zeitweilig mit der Leitung des israelitischen Gottesdienstes betraut, bis zu welchem Zeitpunkt dem Herrn de Vries aus Gesundheitsrücksichten Urlaub bewilligt war. In Verbindung mit dem Voraufgegangenen zu zu beachten, dass im Laufe dieses Jahres durch unsere Kommission die Frage erwogen wurde, ob nicht eine besondere Abteilung für israelitische Geisteskranke bei Meerenberg zu errichten wäre, und die Verpflegung der Israeliten ausschließlich in dieser neuen Anstalt zu geschehen hätte. Die Antwort unserer Kommission konnte sowohl im Interesse der Anstalt als auch der Kranken nicht anders als zustimmend lauten. Ohne Zweifel bilden den Vorschriften gemäß alle Bewohner der Anstalt eine Haushaltung; eine Bestimmung, woran seit Gründung stets im Interesse der Kranken möglichst festgehalten worden ist. Seitdem die Anzahl der israelitischen Patienten bedeutend zugenommen und die Wichtigkeit ihrer speziellen Vorschriften festgestellt ist, die mit sich bringen, dass sie ihre Mahlzeiten an einer besonderen Tafel nehmen, ist die angegebene Bestimmung nicht mehr genau durchzuführen. Der Nachteil, der hieraus entsteht, ist die Abschließung der Israeliten von den übrigen Kranken. Dieses widerspricht dem Charakter der Anstalt. Die Tatsache, dass sie am Sabbat im Gegensatz zu den übrigen Patienten nicht arbeiten mögen, wirkt in demselben ungünstigen Sinne. Aus diesem Grunde glaubte ich es im Interesse von Meerenberg aussprechen zu müssen, dass daselbst israelitische Patienten nicht länger mehr aufgenommen werden sollen. Was die Interessen der israelitischen Kranken selbst betrifft, gelten dieselben Schwierigkeiten, wobei noch andere hinzutreten, die sich aus ihren rituellen Verpflichtungen ergeben.
Die Erfahrung, die in Meerenberg gemacht ist, hat doch aufs deutlichste gelehrt, dass die Genauigkeit der Speisezurichtung und die Behandlung des Essgeschirres mit großen Schwierigkeiten verbunden und in Wirklichkeit nicht streng durchzuführen ist. Dasselbe gilt von den rituellen Gebräuchen hinsichtlich des Gebetes bei vorkommenden Sterbefällen in der Anstalt, die rituelle Vorschrift beim Ableben von Familienmitgliedern und das Halten der Trauertrage. Diese Nachteile werden umso drückender gefühlt, als es das Streben des Irrenarztes sein muss, jeden Kranken die Gelegenheit zu verschaffen, seine religiösen Bedürfnisse zu befriedigen. Aus vorgenannten Gründen glaubte ich meiner Meinung Ausdruck geben zu müssen, dass die Errichtung einer israelitischen Zentral-Irrenanstalt für die unbemittelten jüdischen Geisteskranken einer ernsten Erwägung bedarf. Unsere Kommission war mit mir in voller Übereinstimmung.'
Bedarf es noch eines schlagenderen Beweises für die Existenzberechtigung unserer Vereinigung? – Wohl nicht. Nun werden alle Zweifel zerrinnen wie Nebel vor dem erhellenden Sonnenstrahl: die Notwendigkeit unserer Bestrebungen muss anerkannt werden. Möge dieses beherzigenswerte Wort aus dem Munde eines vorurteilslosen Mannes der Wissenschaft, dazu eines Nicht-Juden, Eingang finden in die Herzen aller derer, die ernstlich bemüht sind, diesen Notstand unserer unglücklichen, unverschuldet unglücklichen, unbemittelten geistes- und nervenkranken Glaubensgenossen zu lindern. Wir aber wollen rastlos weiterarbeiten und wirken an diesem Werke im Geiste unserer Religion und der Menschlichkeit, deren höchstes Gebot die Fürsorge nicht nur für uns selbst, sondern auch für unsere leidenden Brüder und Schwestern ist. Was wir in der kurzen Zeit erreicht haben, kann uns mit Befriedigung erfüllen und mit dem Gefühle aufrichtiger Dankbarkeit für alle, die uns ihre Hilfe liehen. Dass die Begeisterung für dieses rein humane Hilfswerk Wurzeln schlage in den Herzen aller Guten und Edlen ist unsere Zuversicht, dass Gottes Segen unser Werk begleitet wie bisher, und innerer Frieden allen denen zuteil werde, die sich der Sache unserer armen Kranken annahmen, ist unser Wunsch. Möge der nie versiegende Wohltätigkeitssinn unserer Glaubensgenossen Herzen und Hände öffnen un-
Bad Ems Israelit 04101904c.jpg (63871 Byte)serem Werke und der Not der ärmsten unserer Brüder und Schwestern! Er öffne Herz und Hand aller derer, die bemüht sind, ihr Bestes zu geben um der Andern willen, wissend, dass irdisches Gut nur geliehene Gaben sind, die uns anvertraut wurden, um davon den rechten Gebrauch zu machen! Allen edlen Spendern sei hier im Namen unserer Pflegebefohlenen und in dem unsrigen der Dank abgestattet. Obwohl der Hilfsverein erst gegen Ende der Berichtszeit mit seiner eigentlichen Tätigkeit beginnen konnte, sind doch schon in dieser kurzen Zeit 6 Aufnahmen – 3 Männer und 3 Frauen – in die Anstalt zu Sayn vollzogen worden."    

    
Bericht des "Hilfsvereins für unbemittelte jüdische Nerven- und Geisteskranke" (1905)   

Bad Ems FrfIsrFambl 16061905.jpg (100472 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. Juni 1905: "Ems. Der Hilfsverein für unbemittelte jüdische Geisteskranke (Vorsitzender: Bezirksrabbiner Dr. Weingarten, Ems; stellvertretender Vorsitzender: Dr. med. Carl Landau, Koblenz) verausgabte im Jahre 1904 Mark 5346 für an die Anstalt zu Sayn bei Koblenz gezahlte Pflegekosten. Der Vermögensbestand am 31. Dezember 1904 betrug Mark 10.161. 
Der Verein sei dem Interesse des jüdischen Publikums dringend ans Herz gelegt, denn jüdische Geisteskranke, die von jeher rituelle Kost genossen haben, müssen dieselbe beibehalten. Bei einer großen Anzahl von Kranken handelt es sich nur um den Ausfall einzelner geistiger Funktionen, sie haben Einsicht genug von der sie umgebenden Welt, und namentlich das religiöse Gefühl vieler dieser Unglücklichen ist in keiner Weise getrübt. Steckt man nun einen, ein religiöser jüdisches Leben beobachtenden Kranken in eine nicht-jüdische Anstalt, so fühlt er sich in der seiner ganzen Denk- und Empfindungsweise abweichenden Umgebung recht unglücklich, er macht sich die größten Gewissensbisse über den Genuss nicht rituell zubereiteter Speisen; ja, es kommt häufig vor, dass er hartnäckig die Nahrungsaufnahme verweigert."        
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Juni 1905:  
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken.           

   
Weitere Berichte zur Arbeit des "Hilfsvereins" siehe auf der Seite zur Anstalt in Sayn bei Koblenz   
   
   
   
Über das "Erholungs- und Altersheim für jüdische Lehrer und Kantoren"   
Bericht über den Stand der Planungen für ein "Erholungs- und Altersheim für jüdische Lehrer und Kantoren in Bad Ems" (1930)   

Bad Ems Israelit 03041930.jpg (171069 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. April 1930: 
"Das Erholungs- und Altersheim für jüdische Lehrer und Kantoren in Bad Ems
Auf meinen Aufruf an die Mitglieder unserer beiden Verbände haben sich fast 600 Kollegen angemeldet. Aus diesen Anmeldungen geht klar hervor, dass der Plan ein durchaus glücklicher zu nennen ist; die Mehrzahl der Gemeldeten besteht aus Bewerbern um Aufnahme, sei es ins Erholungs-, sei es ins Altersheim.  
Die Vorarbeiten nehmen ihren vorgesehenen Gang. Die größeren Schwierigkeiten machen die gerichtlichen und finanztechnischen Formalitäten, während wir günstige Aussicht haben, der materiellen Schwierigkeiten Herr zu werden. Für den notwendigen Umbau des ehemaligen Mädchenwaisenhauses steht uns ein auf hypothekarischem Wege erlangter Betrag zur Verfügung. Für die Inneneinrichtung haben wir bereits einen schönen Fonds beisammen. Zum Teil besteht er aus Spenden aus unseren eigenen Reihen. In dieser Beziehung haben sich unsere Hoffnungen indessen nicht ganz erfüllt. Mit Sympathie und theoretischer Begeisterung ist es nicht getan - soll unser Werk gelingen, so bedarf es weit größerer Opferwilligkeit und Mitarbeit aus unseren eigenen Reihen. Um zu einem so hohen Ziele zu gelangen, ein eigenes Erholungs- und Altersheim zu besitzen, müsste es Ehrensache jedes jüdischen Lehrers und Kantors in Deutschland sein, nicht nur höchste Ansprüche an seine eigene Kraft zu stellen, sondern auch da, wo es mit seiner Ehre vereinbar ist, zur Mithilfe anzuregen. Ganz spontan haben dies einige Kollegen getan und schönste Erfolge erzielt, sei es bei Nahestehenden, bei Brudervereinen oder bei Gemeindebehörden. Wir können an letztere und an die Landesverbände erst herantreten, wenn wir aufzeigen können, dass unsere eigenen Standesgenossen in weitestem Maße ihre Schuldigkeit getan haben. Der Preußische Landesverband jüdischer Gemeinden hat seine wirksame Mithilfe nur unter dieser Voraussetzung bereits zugesagt. 
Ich wiederhole auf diesem öffentlichen Wege meinen Ruf an meine Standesgenossen, tatkräftig an unserem Werk mitzuarbeiten. Schon liegt eine große Zahl von Aufnahmegesuchen vor, und wir hoffen bestimmt, noch in diesem Jahre das Alters- und Erholungsheim für jüdische Lehrer und Kantoren einweihen und eröffnen zu können. 
Nur tue jeder seine Schuldigkeit! J.B. Levy."          

    
Anzeige des Erholungs- und Altersheim für jüdische Lehrer und Kantoren (1930)  

Bad Ems Israelit 24041930a.jpg (55833 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. April 1930: "Für das voraussichtlich im Herbst 1930 zu eröffnende Erholungs- und Altersheim für jüdische Lehrer und Kantoren in Bad Ems wird eine wirtschaftlich erfahrene, streng religiöse, alleinstehende Verwalterin gesucht. Bewerbungen mit Befähigungsnachweisen und Referenzen erbeten an den Verwaltungsausschuss, zu Händen des Herrn J.B. Levy, Frankfurt am Main, Ravensteinstraße 5."        

   
Über das Erholungs- und Altersheim - wenige Monate vor seiner Eröffnung (1930)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Mai 1930: "Das Erholungs- und Altersheim für jüdische Lehrer und Kantoren in Bad Ems wird wahrscheinlich im Spätsommer dieses Jahres geöffnet werden können. Die geschützte Lage des weltberühmten Bade- und Kurortes lässt den Aufenthalt zum Zwecke der Erholung und zur Heilung der Atmungs- und Stimmorgane auch im Herbst und Winter zu, zumal alle Kurmittel das ganze Jahr hindurch zugänglich sind.    
Der 1. Stock des Hauses soll als Altersheim für dauernden Aufenthalt, der 2. Stock als Erholungsheim eingerichtet werden. In beiden Etagen sind Einzel- und Doppelzimmer vorhanden, alle mit Heizung und fließendem Wasser versehen. Im Erdgeschoss stehen große, luftige Gemeinschaftsräume, sowie eine gedeckte Veranda zur Verfügung.  
In das Heim können in Deutschland tätige oder tätig gewesene jüdische Lehrer, Kantoren und Gelehrte aufgenommen werden. Die vorübergehende Aufnahme soll sich auf mindestens zwei Wochen erstrecken und ist wöchentlich im voraus zu vergüten. Die dauernde Aufnahme kann auch Ehepaaren gewährt werden; sie wird monatlich im voraus bezahlt und zwar für jeden angefangenen Monat. Im letzteren Falle ist eine Aufnahmegebühr von 50 Mark, gegebenenfalls in Raten, zu entrichten. Der Verpflegungssatz ist für Mitglieder einstweilen im Erholungsheim auf täglich 5 Mark, im Altersheim auf monatlich 135 Mark festgesetzt. Hierfür wird Wohnung, Heizung, Beleuchtung, freie Bett- und Tischwäsche, sowie Verpflegung gewährt. - Bei dauerndem Verbleiben werden Wünsche betreffs eigener Möbel tunlichst berücksichtigt.   
Da das Altersheim kein Krankenheim sein soll, ist dem Gesuch um Aufnahme ein kreisärztliches Gesundheitsattest beizufügen. Über die Aufnahme entscheidet ein Heimausschuss, der aus sechs Mitgliedern und der Verwalterin besteht.  
Um recht bald ein Urteil über den Zuzug von Erholungs- und Alterspfleglingen zu gewinnen, ist eine unverbindliche Anmeldung beim Verwaltungsausschuss zu Händen des Unterzeichneten schon jetzt wünschenswert und ratsam. Eine Anzahl von Bewerbungen liegt bereits vor.   
Auch Mitglieder-Anmeldungen und Spenden zur Innenausstattung des Heims werden stets gern entgegengenommen.  
J. B. Levy, Frankfurt am Main, Ravensteinstraße 5."     

 
Ankündigung der Eröffnung des Erholungs- und Altersheimes für jüdische Lehrer und Kantoren (1930)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Juli 1930: "Erholungs- und Altersheim für jüdische Lehrer und Kantoren in Bad Ems. Die Verwaltung teilt uns mit, dass die provisorische Eröffnung des Heims bereits Anfang August stattfinden kann. Die endgültige Betriebseröffnung wird im September sein. Anmeldungen für vorübergehenden oder dauernden Aufenthalt nimmt J. B. Levy, Frankfurt am Main, Ravensteinstraße 5 entgegen."        


Zur Eröffnung des Heims (1930)  

Bad Ems Israelit 28081930.jpg (244439 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. August 1930: 
"Erholungs- und Altersheim für jüdische Lehrer und Kantoren e.V. Bad Ems. 
Am 4. August öffnete das Erholungs- und Altersheim für jüdische Lehrer und Kantoren seine Pforten. Die Gesamtanlage wird wohl erst im September dieses Jahres fertig gestellt und ihrer Bestimmung übergeben werden. Das wird dann Anlass sein, die Bedeutung dieser Neuschöpfung eingehender und ausführlicher zu würdigen. Heute soll nur ein kurzer Ausschnitt aus dem Heimleben, wie mir es – die ersten Besucher – an uns erfahren haben, dargeboten werden. Es war ein Wagnis des Vorstandes, in dem nicht ganz fertigen Haus, in welchem noch die Handwerker hantierten, Gäste aufzunehmen. Aber er wollte den Kollegen, die um Aufnahme nachgesucht hatten und deren Ferien nur bis Mitte beziehungsweise Ende August dauerten, bereits in diesem Jahre Gelegenheit geben, sich wenigstens 2-3 Wochen zu erholen und gegebenenfalls eine Kur zu gebrauchen. Der Vorstand hat gut daran getan, und wir sind ihm dafür zu Dank verpflichtet. Schon am Abend der Eröffnung waren die Räume dank der aufopfernden Hingabe des Vorstandes und der Leitung so behaglich und gemütlich gestaltet worden, dass ein Kollege, die Empfindungen aller Insassen wiedergebend, auf das Heim die Stelle aus der Liturgie des vorausgegangenen 9. Aw anwandte (hebräisch und deutsch): 'Er wandelt um die Wüste zum Eden, die Einöde zum Garten des Eden, Wonne und Freude wird darin gefunden, Dank und Lobgesang', Jesaja 19,23. Das Haus ist wirklich zu einem Gan Eden geworden. Unterkunft und Verpflegung sind vorzüglich. Der stattliche, völlig umgestaltete und erweiterte Bau steht an der Hauptstraße der Stadt; das dazugehörige große Gartengelände erstreckt sich bis zu dem gutgepflegten Park der schönen Badestadt. In wenigen Minuten gelangt man zum stattlichen Badhaus und zum Inhalatorium. Die Gastzimmer sind sehr gut ausgestattet; außer dem schönen Mobiliar, bei dem auch das Ruhesofa nicht fehlt, haben alle fließendes kaltes und warmes Wasser und Zentralheizung; mehrere von ihnen besitzen Balkone. Erwähnt sei noch, dass auch im Heim Badegelegenheit vorhanden ist. Ein Schmuckstück des Hauses ist der vornehm und komfortabel eingerichtete, gemeinsame Aufenthaltsraum mit anschließender großer und überdeckter Veranda. Für Lesestoff, der durch eine Bücherei, Tageszeitungen und jüdische Presse vermittelt wird, ist bestens gesorgt. Der große Speisesaal ist hell und freundlich. Leitung, Küche und Bedienung wetteifern darin, den Aufenthalt so gemütlich und angenehm wie möglich zu machen. Der im Heim verlebte erste Schabbos wird uns allen unvergesslich bleiben. Eine gehobene, feierliche Sabbatstimmung hatte uns alle erfasst und in ihren Bann gezogen.
Zum Schlusse sei auch an dieser Stelle all den Männern und Frauen, die sich um die Errichtung und Ausstattung des Heims so sehr verdient gemacht haben, unser herzlichstes Dank ausgesprochen. An uns liegt es nun, durch Besuch und ideelle Förderung das Heim, das als eine der bedeutsamsten Schöpfungen unseres Standes gelten muss, zu dem werden zu lassen, was heißester Wunsch und höchstes Ziel seiner Gründer war und sein wird: zu unserem Heim. 'Das Werk unserer Hände wolle ER fördern' (Psalm 90,17)."

 
Berichte über die Einweihung des Heims (1930)   

Bad Ems Israelit 11091930.jpg (114108 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. September 1930: "Ein Lehrerheim in Bad Ems. 
Bad Ems,
7. September (1930). In aller Stille ist ein Werk zustande gekommen, das lange Jahrzehnten den Traum der jüdischen Lehrer und Lehrerfreunde bildete. Im schönen Ems steht nun mit dem Ausblick auf die lieblichen grünen Hügelketten am Lahnufer das stattliche Haus, das Lehrern, Kantoren und sonstigen Angehörigen des Lehr- und Gelehrtenstandes vorübergehend oder dauernd ein Heim bieten soll. Zu einem Tagessatze, respektive Monatssatze, der nicht so niedrig berechnet ist, dass er die Gäste deklassierte, aber auch nicht so hoch ist, dass er für einen Lehrer mit bescheidenem Gehalt oder kleiner Pension unerschwinglich wäre, bietet das Heim den Bewohnern eine Ferienerholung, wie man sie in keinem Kurhotel und in keinem Sanatorium besser haben kann, oder auch ein dauerndes Heim, in dem sie nach einem leben der Arbeit für Gemeinde und Gemeinschaft einen heiteren, sorgenlosen Lebensabend verbringen können. Das Lehrerheim ist aus dem Israelitischen Mädchenwaisenhause in Bad Ems hervorgegangen. Nachdem im Zwange der Zeit die Voraussetzungen für das Waisenhaus nicht mehr gegeben waren und die Frage entstand, was mit dem Bau geschehen solle, reifte im Herzen des Herrn Rabbiner Dr. Jakob Horovitz der Gedanke, das Haus in ein Heim für Lehrer und Kantoren umzuwandeln. Tatkräftige Männer, an deren Spitze die Herren Emil H. Lehmann, Ober-
Bad Ems Israelit 11091930a.jpg (245271 Byte)Kantor J. B. Lewi, Hauptlehrer a.D. D. Rosenwald und B. Rosenthal, Nassau, nahmen sich mit dem ihnen gegebenen Eifer und einem Herzen voller Liebe für den Lehrerstand der Sache an, und so entstand das Werk mit allem denkbaren Komfort, der noch nicht Luxus sein muss. Ungefähr 30 Betten können, in Einzelzimmern oder von Ehepaaren, sofort bezogen werden. Alle Zimmer sind geräumig, gut ausgestattet und haben fließendes Wasser. Liegehalle und Veranden lassen freien Ausblick nach den grünen Höhen, die die Lahn einbetten. Ein Garten umringt das Haus. Für Licht und Luft ist in reichstem Maße gesorgt. Und eine Verwalterin ist in Frl. Nissensohn für das Haus gewonnen, die sich längst in Liebe und Treue zu den Menschen und Dingen ihres Schutzbereiches bestens bewährt hat. Sonntag, den 7. dieses Monats, nachmittags, wurde das Haus unter großer Beteiligung, besonders aus den Kreisen der Lehrerschaft, eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben. Ein Lehrerquartett leitete die Feier mit einem kräftigen Baruch Haba ein, worauf Herr Rabbiner Dr. Jakob Horovitz in einer kurzen, prägnanten Festrede die Geschichte des Hauses streifte und die Richtlinien seiner Wirksamkeit in der neuen Form festlegte. Er dankte den Begründern und Betreuern des alten Hauses, Dr. Aronsohn und Rabbiner Dr. Weinberg, nannte die Männer, die sich um das Haus in seiner neuen Gestalt so sehr verdient machten und dankte den Verbänden für ihre Mithilfe. Er dankte auch den Architekten und allen Mitarbeitern und begrüßte die Behörden wie die Vertreter der Geistlichkeit, die mit ihrer Anwesenheit das Interesse am Heime bekundeten. Die Rede schloss mit Segenswünschen für das weitere Gedeihen des Werkes.
Es folgten Begrüßungen. Herr Dr. Cohn überbrachte die Grüße der Israelitischen Kultusgemeinde in Bad Ems. Herr Dr. Eschwege, Frankfurt am Main, entbot die herzlichen Grüße des 'Reichsverbandes der jüdischen Lehrervereine' und überreichte in dessen Namen eine Spende. Der Herr Pfarrer der katholischen Gemeinde beglückwünschte im Namen seiner Gemeinde und lobte die gute Nachbarschaft des Heimes mit dem daneben stehenden katholischen Heime. Er habe früher in seiner Frankfurter Wirkungszeit wiederholt Gelegenheit gehabt, das Zusammenhalten der jüdischen Konfession in Sachen des Wohltuns zu bewundern. Herr Studienrat M. Munk, Frankfurt am Main, begrüßte für den 'Bund des gesetzestreuen Lehrer in Deutschland' und drückte seine aufrichtige Freude darüber aus, dass alle Instanzen freudig und willig mithalfen, solche religiöse Voraussetzungen für das Heim zu schaffen, die die Mitarbeit auch der gesetzestreuen Lehrer ermöglichen. Herr Oberkantor J.B. Lewi verlas ein Schreiben des Deutschen Kantorenverbandes' und übermittelte dessen Glückwünsche. Herr R. Strauss sprach für die drei Frankfurter Logen und überreichte deren Gabe. Herr Lehrer Capell grüßte im Namen des 'Israelitischen Lehrervereins in Nassau'. Herr Lehrer Flörsheim überbrachte unter Glückwünschen eine Gabe der Lehrer und Lehrerinnen in Frankfurt am Main. Zuletzt überbrachte Herr Direktor Dr. Elias Glückwünsche der Lehrer und Lehrerinnen an der Samson Raphael-Hirsch-Schule in Frankfurt am Main. Auch dieses neue Haus würde, wie das alte, letzten Endes der Jugend zugute kommen. – In fast allen Reden kam der heiße Dank an die Männer zum Ausdruck, die durch unermüdliche Arbeit das Gelingen des Werkes ermöglichten, in erster Reihe Rabbiner Dr. Horovitz, Oberkantor J.B. Lewi, Emil H. Lehmann und Herr Rosenwald. Mit einem Schlussworte und Danksagung an die einzelnen Redner und mit einem Gesang fand der offizielle Weiheakt seinen harmonischen Abschluss.
Bad Ems Israelit 11091930b.jpg (39811 Byte)Nach Besichtigung der Räume gab es ein geselliges Beisammensein bei einer schön gedeckten Kaffeetafel. Dieses kleine Festmahl war zum Teile von ganz ausgezeichneten und geistsprühenden Tischreden verschönt. So blieb man in Liebe zu einer segenverheißenden Sache vereint, bis der Zeiger an der Uhr – leider zu früh – daran gemahnte, dass es Zeit sei aufzubrechen, um noch den letzten Zug nach Frankfurt zu erreichen. – Das war vielleicht der einzige 'hässliche Zug' an der ganzen Veranstaltung."    
 
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 12. September 1930: "Bad Ems. Am Sonntag, den 7. September, wurde in Bad Ems das vor kurzem vollendete Erholungs- und Altersheim für jüdische Lehrer und Kantoren feierlich eingeweiht. Dem festlichen Akte wohnten Vertreter der Stadtbehörden, der jüdischen Gemeinden und der jüdischen Lehrerschaft aus dem ganzen Reiche bei. Bei dem dem Festakte folgenden Rundgang durch das Heim gaben die Behörden ihrer Genugtuung über das Bestehen einer so einzigartigen Anstalt, die eine Zierde für den Kurort bildet, Ausdruck."           

     
Bericht über das "Erholungsheim für jüdische Beamte" in Bad Ems (1930)  

Bad Ems BayrGZ 15101930.jpg (220846 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Oktober 1930: 
"Das Erholungsheim für jüdische Beamte in Bad Ems.  
Seminardirektor Stoll, der Vertreter des Jüdischen Lehrervereins für Bayern im Ausschuss des Erholungsheimes, stellt uns in liebenswürdiger Weise einen Bericht über die Einweihung des Heimes, die am 7. September stattfand und an der er teilnahm, zur Verfügung. Da fast alle jüdischen Zeitungen über die Einweihung mehr oder weniger ausführlich berichteten, so sei hier - den eingeschränkten Raumverhältnissen Rechnung tragend - nur der Teil veröffentlicht, der das größte Interesse der jüdischen Beamtenschaft beanspruchen darf. Die Schriftleitung.  
Das neu ausgebaute Anstaltsgebäude mit einem großen Hof- und Gartengrundstück von etwa 2.000 Quadratmeter Fläche stellt mit Einrichtung einen Vermögenswert von 200.000 - 250.000 RM dar. Durch freiwillige einmalige Spenden aus Beamtenkreisen, durch eine einmalige größere Spende des Preußischen und Bayerischen Landesverbandes und durch private Spenden war es möglich, das Heim durchaus modern einzurichten. Alle Räume sind vornehm und anheimelnd möbliert, mit fließendem kalten und warmen Wasser und allen zu einem derartigen Heim gehörenden Bequemlichkeiten ausgestattet. Für den Umbau und Aufbau eines Stockwerkes wurde ein Hypothek von 40.000 RM aufgenommen, deren Zinsenlast von 3.200 RM im wesentlichen durch die jährlichen Mitgliedsbeiträge gedeckt werden soll. Infolgedessen wurde der Jahresbeitrag für das Jahr 1931 auf 5 RM festgesetzt. Das Heim enthält 28 Zimmer mit etwa 38 Betten, außerdem die notwendigen Nebenräume, insbesondere einen großen Speisesaal für 50 Personen, modern eingerichtete Bäder in jeder Etage, eine große Liegehalle unter Glasdach, dazu Hof- und Gartenräume. Allerdings ist der Garten im wesentlichen als Nutzgarten für die Anstaltszwecke verwendet, das Gelände grenzt aber unmittelbar an die Kuranlagen des Bades. Der Betrieb wird geleitet von einer Oberschwester mit einer Köchin und einem Hausdiener, der zugleich die Gartenarbeiten zu leisten hat. Es ist vorgesehen, einen kleinen Teil der Räume, im ganzen etwa 4 oder 5 Zimmer mit 8-10 Betten für solche Beamte im Ruhestande bzw. Beamte und ihre Ehefrauen zur Verfügung zu stellen, die ihren Lebensabend dauernd im Heim verbringen wollen. Der größere Teil der Räume steht erholungsbedürftigen Beamten zur Verfügung. Sowohl für Alters-, als Erholungszwecke können jedoch nur Vereinsmitglieder aufgenommen werden. Die Kosten für dauernden Aufenthalt im Altersheim sind mit 135 RM pro Person und Monat festgesetzt, für Erholungssuchende auf 5 RM pro Tag. Aufnahmeberechtigt sind nur Vereinsmitglieder und ihre Ehefrauen, weiterhin Beamtenwitwen; er wird erwogen, ob Familienmitglieder, soweit der Raum im Speisesaal ausreicht, an der Verköstigung gegen billiges Entgelt mit den im Heim befindlichen Eltern teilnehmen können. - Für die Ferienmonate Juni, Juli, August wird der Raum des Heims für aktive Beamte und deren Ehefrauen reserviert, die im Ruhestande befindlichen beamten können für Erholungszwecke nur während der anderen Zeit des Jahres zugelassen werden. Ehefrauen können nur gemeinsam mit ihren Gatten, Beamtenwitwen hingegen auch allein aufgenommen werden."         


Anzeige des "Erholungs- und Altersheims für jüdische Lehrer und Kantoren" (1931)  

Bad Ems BayrGZ 15021931.jpg (83331 Byte)Artikel im "Bayerischen Israelitischen Gemeindeblatt" vom 15. Februar 1931: 
"Erholungs- und Altersheim für jüdische Lehrer und Kantoren in Bad Ems.  
In dem eben erschienenen Prospekt finden wir eine sehr interessante Beschreibung des Heimes mit einigen Bildern der nett ausgestatteten und praktisch eingerichteten Räume. In der 'Liste der Mitglieder' finden wir zu unserer Freude auch eine ganz Anzahl Namen von Mitgliedern unseres Vereins. Noch größer ist allerdings die Zahl der Kollegen, die nicht Mitglieder des Erholungs- und Altersheims sind. An diese ergeht unsere Bitte, die Mitgliedschaft recht bald zu erwerben. Der Jahresbeitrag für ordentliche Mitglieder beträgt für 1931 RM 5.-  
Das Altersheim kann noch eine beschränkte Zahl von Dauermietern aufnehmen. 
Das Erholungsheim ist während des ganzen Jahres geöffnet (auch über Pessach werden Gäste aufgenommen).  
Die Meldungen für die Sommerzeit und besonders für die Ferien müssen rechtzeitig erfolgen, da bei dem zu erwartenden großen Andrang die Aufnahme nach der Reihenfolge der Anmeldungen erfolgt. Kollegen, die es einrichten können, außerhalb der Ferien Urlaub zu nehmen, können natürlich mit größerer Sicherheit darauf rechnen, im Heim unterzukommen. 
Anmeldungen und Anfragen sind zu richten an Herrn J.B. Levy, Frankfurt am Main, Ravensteinstraße 5. A."           

   
Bericht von 1931  

Bad Ems Israelit 24091931Aa.jpg (151418 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. September 1931: "Das Erholungs- und Altersheim für jüdische Lehrer und Kantoren in Bad Ems e.V. Von Jakob Höxter in Heldenbergen. Warme Menschenfreunde ermöglichten durch Bereitstellung großzügiger Mittel die Grundsteinlegung zu einem Hause, in dem arme, verlassene Menschenkinder, denen der Strahl warmer Elternliebe fehlte, eine Zufluchtsstätte vor den rauen Stürmen des Lebens fanden. Etwa 30 Waisenmädchen jährlich aus allen Gauen unseres Vaterlandes fanden hier liebvolle Aufnahme, um für das Leben herangebildet und ertüchtigt zu werden. Es ist die unbarmherzige Tragik des wirtschaftlichen Geschehens, dass gemeinnützige Institutionen am ehesten von wirtschaftlichen Depressionen hinweggerafft werden; so wurde auch das Zentralwaisen- und Mädchenheim in der Römerstraße zu Bad Ems ein Opfer der durch die Wirtschaftskrise verursachten Not und musste im Jahre 1929 seine Pforten schließen. Aber das Haus, in dem so viel Gutes verübt wurde, sollte auch für die Zukunft einem humanen Zwecke erhalten bleiben. Der seinerzeitige Vorstand machte es in hochherziger Weise dem verein 'Erholungs- und Altersheim für jüdische Lehrer und Kantoren' zum Geschenk. In neuem Gewand erfüllt das stattliche Gebäude unter der zielbewussten Leitung seiner Frau Oberin seit einem Jahre seine neue Aufgabe.
Frohes und bewegtes Leben herrscht in den Räumen des Heimes. Alte Kameraden, Seminarkollegen, in alle Teile des Reiches verstreut, treffen sich wieder und erneuern in herzlicher Weise die frühere Bekanntschaft. So mancher liebe Freund, den man jahrzehntelang nicht mehr gesehen hat, ist da; kameradschaftliche Gedanken werden ausgetauscht, Schicksale erzählt. Die Stimmung erreicht ihren Höhepunkt, wenn die gesangeskundigen Kollegen, Kantoren von Beruf, mit dem Wohllaut ihrer Stimme die Räume füllen; schnell haben sich einige Herren die Herzen aller Insassen durch die Kunst ihres Spiels und das Gold ihrer Kehle erobert. Wenn man nicht beisammen ist, ist jeder damit beschäftigt, den Vorschriften der Kur zu genügen, der eine geht zum Inhalieren, der andere zum Baden, dieser zum Brunnen, jener zur Promenade. Man fühlt sich
Bad Ems Israelit 24091931Ab.jpg (343988 Byte)als Glied einer großen Familie, deren Obhut in den Händen bewährter Kräfte liegt. Für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt, und nach gutem Essen verrichtet man das gemeinsame Tischgebet mit doppelter Begeisterung. In weiser Verfügung hat die Frau Oberin angeordnet, dass die Mizwoh des Benschens die Runde macht; jeder kommt der Reihe nach dran, nur wer vor der Abreise steht, kommt bei seinem letzten Essen im Heim außerhalb der Reihe zur Ehre des Benschens, und etwas wehmütig ertönt der 'Schwanengesang' des Kollegen, der so viel Freundschaft und Fürsorge verlassen soll. Ganz besonders schöne Erinnerungen knüpfen sich an die Freitagabende. Nach Schulbesuch (sc. Besuch in der Synagoge) treten wir mit unserer Oberin den Heimweg an; laute 'Gut Schabbos-Wünsche' ertönen überall. Wir treten frohgemut in die vertrauten Räume ein, in denen sich bald rechte Schabbosstimmung auszubreiten beginnt. Im strahlenden Glanze der Schabboslichter ertönt die alte und so lebendige Weise des 'Scholaum Alechem'; der Senior des Hauses, Dauerinsasse Herr Wolpert, spricht das Kidduschgebet. Nach einem Freitagabendessen, das die vortrefflichen Künste der Küche in ihrer höchsten Form zeigt, hält eine Atmosphäre echt jüdischer Geselligkeit die Glieder der großen Familie beisammen. Zwanglose Gemütlichkeit herrscht. Witzbolde reißen Witwe, andere erzählen aus ihrem Leben und Wirken. Wir betreten Jugendland, sehen uns umgeben von geliebten gestalten, erfüllt vom Geiste großer Führer. Dieser hat Samson Raphael Hirsch zu Füßen gesessen und erzählt der andächtigen Zuhörerschaft Episoden aus seinem leben, ein Zweiter weiß einen Possuk nach der Auffassung seines Rabbi sinnvoll zu deuten und so tauchen nacheinander ehrwürdige Gestalten vor unserem geistigen Auge auf und geben der Stunde die Weihe. – Manches köstliche und gehaltvolle Taurohwort (Tora-Wort) entschlüpft den Lippen. 'Köstlicher als Honig und süßer als Honigseim' – an anderen Abenden tritt noch die sogenannte B'ne-Bridge-Loge in Aktion, eine von Männlein und Weiblein gebildete Interessengemeinschaft, die dem Bridgespiel huldigt. – Der Schabbosmorgen vereinigt uns früh zur Haschkomoh, dann zum Stelldichein in der Brunnenhalle. Nach Genuss des Morgenkaffees geht's zur Schul (sc. in die Synagoge), die bis auf den letzten Platz von Männern und Frauen besetzt ist. Stimmbegabte Kantoren geben dem Gottesdienst feierliches Gepräge. Zwischen der Schabbosmahlzeit am Mittag und dem Abendessen wird die Zeit gut ausgefüllt. Der Minchogottesdienst in Schul, meistens durch Heiminsassen vertreten, beginnt der Kur wegen 6.30 Uhr. Bei Schabbosausgang sammeln wir uns um die Hawadalahkerze, und mit dem gemeinsam gesungenen Hawawdil ben Kaudesch l'chaul verabschieden wir uns von der Königin Sabbat. – Wer noch Lust zum Ausgehen hat, kann dies tun. Kein Statut, das ihn bindet; im Besitze eines Hausschlüssels kann er zu jeder Zeit zurückkehren – und merkwürdig, keiner zeigt sich dieser Freiheit unwürdig. Wer es liebt, auf Bergeshöh sich zu ergehen, erhält von der Frau Oberin eine verbilligt Mahlbergfahrkarte, wer Ansichtskarten bedarf, solche eigens zu diesem Zweck angefertigte, die das Heim- und seine Inneneinrichtung darstellen, deren Erlös einem Wohlfahrtsfond zufließt. Letzterer soll in seiner Auswirkung dazu dienen, erholungssuchenden Kollegen und Kolleginnen den Aufenthalt im Heim noch billiger zu gestalten. Vom Kauf dieser Karten sollte deshalb ausgiebiger Gebrauch gemacht werden. Wir besitzen ein Heim, das uns, wenn wir von des Amtes Last und Bürde uns einmal im Jahre erholen möchten, Zuflucht gewährt, Gelegenheit gibt, uns wieder die Hände zu drücken, ins Auge zu sehen und Gedanken auszutauschen, zum Wohle unserer Kinder und Gemeinden. Wir können den Männern, die es uns geschaffen haben, nicht besser dafür danken, als durch unser allseitiges Bestreben, es zu erhalten, durch immer und immer wieder zu erfolgende Rückkehr in seine Räume, durch unsere werbende Stimme und den Ruf bei den noch Ausseitigen: 'Werdet Mitglieder!' und durch erhöhte Opferbereitschaft. Unser Heim bedarf noch der Vermehrung und Ausgestaltung seiner Räume im Interesse der Erholungssuchen und der so Gott will immer mehr zunehmenden zahl seiner Dauerinsassen."

 
Pessach im Lehrerheim - Bericht von 1932  

Bad Ems Israelit 26051932.jpg (172235 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Mai 1932: "Pessach im Emser Lehrerheim. Im März dieses Jahres erging durch die jüdische Lehrerpresse die Kunde, dass das Lehrerheim in Bad Ems zu Pessach wieder seine Pforten öffne. Sofort erfolgte meine Anmeldung, denn ich glaubte, dass in diesem Jahre noch mehr Gäste anwesend sein würden, als im vorigen. Am Rüsttage des Festes trat ich mit meiner Frau und Tochter die Fahrt nach Ems an und traf schon auf diesem hiesigen Bahnhofe bekannte Reisegefährten, die auch zum zweiten male nach dem Erholungsheim fahren wollten. Am Bahnhofe in Ems empfing uns das Hausfaktotum, um unser Gepäck ins Heim zu bringen. Gemeinsam gingen wir den bekannten Weg zur Stadt. Von weitem sah man alsbald das schöne Heim, in welchem wir von der Verwalterin, Frl. Hamburger, herzlich begrüßt wurden. Alsbald wurden wir in den schon festlich geschmückten Speisesaal geleitet, wo uns frischer Kaffee und Festkuchen erquickte. Alte Bekannte und neue Insassen boten uns den freundlichen Willkommengruß und bald war man eine gemeinsame Familie. In dem zugewiesenen Zimmer, in welchem man sein Gepäck schon vorfand, rüstete man sich alsdann zum Feste und in der schräg gegenüberliegenden Synagoge fand dann der Festgottesdienst statt. Hierauf versammelten sich alle zum Seder. 21 Gäste nahmen daran teil. Der Vorsitzende des Heimes, Herr J.B. Levy, Frankfurt am Main, gab den Seder und trug die Gesänge sehr harmonisch vor. Das Festmahl war des Tages würdig und fand bei allen Anwesenden Wohlgefallen. Bis zum Schluss herrschte die beste Festesstimmung und wurde auch nicht durch die leiseste Meinungsverschiedenheit getrübt. So verlief auch der zweite Sederabend und die Festtage, die vom schönsten Wetter begünstigt waren. Schon an den Vormittagen und nach genossener Mittagsruhe machten alle Insassen Spaziergänge in die schöne Umgebung von Ems. Nach dem Abendbrote saß man in dem behaglich eingerichteten Gesellschaftsraum und lauschte den Darbietungen des Lautsprechers. Am 24. April, dem Tage der preußischen Landtagswahlen, wurden die musikalischen Darbietungen unterbrochen von den eingetroffenen Wahlergebnissen. Andere wieder, die sich zu einem gemütlichen Skatspiel vereint hatten, ließen sich die Freunde an einem Grand mit Vieren durch die trübste Wahlkunde nicht verderben. Oftmals trug Herr Levy auf unser Bitten Schubert'sche Lieder vor oder andere erzählten heitere Erlebnisse und gaben saftige Witze zum Besten. Der Raum dröhnte oftmals vom ausbrechenden Gelächter der aufmerksam Lauschenden. So gestaltete sich der Aufenthalt im Heim von früh bis zur spätesten Abendstunde zum Wohlbehagen aller Gäste.
Bad Ems Israelit 26051932a.jpg (152686 Byte)Das Heimgebäude, an der Hauptstraße Ems gelegen, geziert von mehreren Balkons, macht außen und innen den besten Eindruck. Unten der Speisesaal und daneben der herrliche Aufenthaltsraum. Ausgestattet ist dieser mit bequemem Polstermöbel, Schreibtisch, Bücherschrank mit allerlei Lesestoff, Klavier, Lautsprecher des Radio und an der Wand eine große Stiftungstafel. Von diesem Raum gelangt man in die nach dem Garten sich anschließende Veranda, die mit bequemen Sitzgegenständen und Liegestühlen ausgestattet ist. In den oberen drei Stockwerken sind die aufs beste eingerichteten Schlafräume der Gäste. Jedes Zimmer ist aufs sauberste mit schönstem Möbel und Betten ausgestattet und mit fließendem (kalt und warm) Wasser eingerichtet. Auf jeder Etage befindet sich ein schöner Baderaum. Im besten Hotel kann man keine schöneren Räume finden. Das Städtchen Ems wird von der Lahn durchflossen, über welche drei Brücken führen. An beiden Ufern (südlich Taunus und nördlich Westerwald) erheben sich bewaldete Anhöhen, zu welchen bequeme Spazierwege hinaufführen. Zu dem Mahlberge steigt eine Kettenbahn, welche die Badegäste auf bequeme Weise hinaufbefördert. Auf den Anhöhen befinden sich Gasthöfe, worin man sich ausruhen und erquicken kann. Die berühmten Heilquellen Ems locken Hals- und Brustleidende aus allen Weltgegenden herbei und Lehrer und Kantoren können hier ihre angegriffenen Sprachorgane ausheilen.
Nachdem die Vorzüge des Ortes und unseres Heimes geschildert sind, möchte ich alle Kollegen von nah und fern, alt und jung, auffordern, recht bald und zahlreich das Heim aufzusuchen und eine gewisse Zeit darin zu verweilen. Nur dann, wenn mindestens 10-20 Gäste ständig anwesend sind, kann das schöne Heim erhalten werden. Noch besser wäre es, wenn der erste Stock des Hauses von älteren Dauergästen besetzt wäre. Ein Altersheim soll das Heim auch sein und schöner können alte Kollegen ihren Lebensabend nicht verbringen. Zögert nicht und kommet ins Heim! J. Speyer."   

   
Ausschreibung des Erholungs- und Altersheim für jüdische Lehrer und Kantoren (1933)    

Bad Ems Israelit 09021933.jpg (32352 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1933:  
"Erholungs- und Altersheim für jüdische Lehrer und Kantoren in Bad Ems.  
Anmeldungen zum Pessach-Aufenthalt (Mark 5.50 je Tag) müssen bis spätestens 15. März 1933 an den Unterzeichneten gelangen. J.B. Levy, Frankfurt am Main, Ravensteinstraße 5,1."         

   
Bericht aus dem Erholungsheim (1933)  

Bad Ems Israelit 17081933.jpg (171011 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. August 1933: "Bad Ems, 6. August (1933). Haben Sie, verehrter Kollege, schön einmal die Wahrheit des Gäll'schen Wortes bitter empfunden, dass ein 'Herr Kollege' ein Mann sei, der seinesgleichen nicht schmecken könne, dann kommen Sie doch einmal nach Ems, gurgeln Sie den hals frei von allem Schleim und die Seele von allem Ärger, dann werden Sie in unserem schönen Heim unsere Amtsbruder und Schwestern, ohne alle kleinlichen Hemmungen des Alltags, von ihrer liebenswürdigsten Seite kennen lernen und neu gestärkt an Leib und Seele und froh bereit zur echten Bruderliebe zu Ihrer Arbeitsstätte zurückkehren können. Aus solchen Gedanken einer Pflege des Gemeinschaftsgeistes, aber auch der ehrlichen Dankbarkeit gegen unsere Schwester Oberin, die in rührender Hingabe ihre Kraft dem Dienste ihrer Gäste weiht, wuchs ein geselliger Heimabend, der allen Insassen unvergesslich bleiben wird. Kollege Falkenstein, der ewig Junge, regte den Abend nicht nur an, sondern trug durch die Wahl des Programms, wie auch durch seine Einleitungssprache dafür Sorge, dass die Feier dem besonderen Charakter der Zeit – in jeder Hinsicht angepasst blieb. Auch der Nestor der Gäste, Kollege Lippmannsohn, fand innige Worte, die sowohl das Hohelied der Freundschaft sangen, wie auch eine Apothese (sc. Verherrlichung) des guten Geistes unseres Heims, wie auch seiner vorbildlichen Leitung zum Ausdruck brachte. Den musikalischen Teil des Abends bestritten die Herren Sahler und Hes mit ihren wohl ausgebildeten schönen Stimmen, während Frl. Weißmann Bibellegenden von zartester Schönheit, ihre eigenen Schöpfungen, zum Vortrag brachte. Frau Köstrich, Kollege Rothschild und Kollege Blum erzählten ernste und launige Schulerlebnisse, die mit allen wohl gelungenen Vorträgen zeigten, dass unser eingeborener Optimismus und unser Gottvertrauen trotz Allem immer wieder zu seinem Rechte kommt. Mit dem Wunsche, dass ein gütiger Stern über unserem Heim für alle Zeiten wache und mit innigem Dank für alle, die zum Gelingen des Abends beigetragen, schloss der Leiter die Sitzung. Eine Sammlung, die ca. 20 Mark betrug, wurde der Oberschwester zur freien Verfügung gestellt."

   
70. Geburtstag von Lehrer und Kantor Simon Berendt (1934)        

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Dezember 1934: "Bad Ems, 10. Dezember (1934). Herr Lehrer und Kantor Simon Berendt, früher in Sobernheim und Veitshöchheim, der jetzt seinen wohlverdienten Ruheabend im Lehrerheim zu Bad Ems genießt, begeht am 24. Dezember seinen 70. Geburtstag. Wir wünschen dem verdienten Beamten und Jugendbildner weitere Jahre ungetrübten Lebens. (Alles Gute) bis 120 Jahre."        

 
      
Bericht über die Generalversammlung des Vereins "Erholungs- und Altersheim für jüdische Lehrer und Kantoren in Bad Ems e.V." und die Einweihung eines Anbaus zu diesem Heim am 8. Juli 1935
  
1. Bericht   
Anmerkung: unter den Altersinsassen wird im Bericht ein Herr Steinhardt genannt. Dabei handelte es sich vermutlich um den jüdischen Religionslehrer Meier (Max) Steinhardt. Dieser war (nach Informationen nach Auskunft von Waltraut Zachhuber [Magdeburg] und Hildegard Stellmacher [Dresden] sowie Liz James [Melbourne]) ab 1886 fast 48 Jahre Lehrer in der Magdeburger Synagogengemeinde. Als er in den Ruhestand ging - 1934 -, verzog er zunächst nach Bad Ems und von dort vermutlich im Zusammenhang mit der Verwüstung des Heimes beim Novemberpogrom 1938 nach Dresden. Er wurde am 14. Dezember 1864 in Neumorschen geboren (nicht in Witzenhausen, siehe Kopie der Geburtsurkunde), studierte am Lehrerseminar in Hannover, war kurz als Lehrer in Hausberge bei Minden und dann kam nach Magdeburg. Er starb am 22. Dezember 1940 in Dresden. Seine Frau Anna Steinhardt geb. Löwenstein (geb. 7. Juni 1865 in Frankfurt am Main) wurde am 1. Juli 1942 aus Dresden in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie am 28. November 1942 umkam. 
Der Sohn Waldemar Steinhardt war in Schönebeck und Magdeburg als Hautarzt tätig (1936 mit Frau und Sohn nach Russland in die Nähe von Odessa verzogen; hier auch verstorben; ein in Dänemark vorhandener Grabstein eines Waldemar Steinhardt bezieht sich wohl nicht auf diesen W.St.). Steinhardt war in Lehrerkreisen sehr bekannt durch seine zahlreichen Aufsätze in jüdischen Periodica und als Mitglied in der Leitung des Lehrervereins.  

 Foto und Dokument zu 
Lehrer Meier (Max) Steinhardt 
(aus der Sammlung von Marga Griesbach)  
Witzenhausen Steinhardt Dok 011.jpg (35990 Byte) Witzenhausen Steinhardt Dok 010.jpg (45746 Byte)  
    Meier (Max) Steinhardt  
  
"Meiner lieben Herta 
zur Zeit Witzenhausen  ... 36  Onkel Meier Steinhardt"
 
 
Bad Ems Israelit 18071935n.jpg (262189 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juli 1935: "Einweihungsfeier im Lehrerheim in Bad Ems. 
Bad Ems,
15. Juli. Eine schöne, schlichte Feier vereinigte die Insassen und Kurgäste des Erholungs- und Altersheims für jüdische Lehrer und Kantoren in Bade Ems, am Montag, den 8. Juli in den Räumen des Heims. Vormittags hatte die Generalversammlung unter dem Vorsitz des Herrn Rabbiner Dr. Jakob Horovitz, Frankfurt am Main, stattgefunden. Herr I.B. Levy erstattete den Bericht für die beiden letzten Jahre und gedachte des Heimgangs der beiden Heim-Ausschussmitglieder, des Herrn Konrektor Hirschberg und des Herrn Oberkantors Scheuermann in ehrender Weise. Herzlichen Dank sprach er Herrn Emil H. Lehmann, der aus dem Vorstand ausgeschieden ist, für seine Mitarbeit aus. Der Besuch des Heims sei in erfreulichem Wachstum begriffen; sowohl was die Kurgäste als auch die Dauerinsassen betreffe. Weniger erfreulich sei die Zahl der Mitglieder und die Erfüllung ihrer Pflicht, den Beitrag pünktlich zu zahlen. Da das Heim allen Rabbinern und Beamten offen stehen, so müssen im Sinne der Solidarität der ganzen jüdischen Beamtenschaft Deutschlands aus diesen Kreisen mehr Mitglieder gewonnen werden. Man hofft, auf einem neuen Weg privater Propaganda mehr Mitglieder und pünktlichere Zahler zu gewinnen. Auf der anderen Seite wird die Spendenzuwendung von Seiten einzelner als auch von Gemeinden, die namentlich hervorgehoben werden, gebührend gerühmt. Herzlicher Dank wird der bewährten Kraft der Leiterin des Heims, Frl. Hamburger, ausgesprochen, die sich unermüdlich dem Heim als solchem wie auch jedem einzelnen Insassen in liebevoller Weise widmet.
Neben dem Kassenbericht des Schatzmeisters, Herrn D. Rosenwald, Frankfurt a.M. und dem Entlastungsantrag der Revisoren, Konrektor M. Goldschmidt und Herrn W. Strauß, Frankfurt a.M., der sofort angenommen wird, schließt der Vorsitzende der Versammlung, nachdem er das mühevolle Wirken der Herrn I.B. Levy und D. Rosenwald in dankbaren Worten hervorgehoben.
Am Nachmittag begann das 'Einlernen' des Anbaus, indem Herr Dr. Horovitz aus Cheskas Habattim und aus dem letzten Perek in Brochaus die einschlägigen Mischnajoth vorlernte und in geistvoller Weise einige Gedanken ausführte, die der besondere Anlass der Feier nahe legte. Er hob u.a. hervor, dass für den Zweck der Schaffung einer Stätte der Ruhe für altgediente jüdische Lehrer und Beamte ein Erweiterungsbau auch in dieser Zeit allgemeine Billigung finden könne. Alsdann wurde Herr I.B. Levy als Hauptleiter des Heims mit dem Anschlagen der Mesusoth und der Birkas Schehechejonu betraut. Herr Oberkantor Hornstein aus Hamburg, der als Kurgast anwesend war, umrahmte das Fest mit seiner herrlichen Stimme durch hebräische Gesänge. Der Altersinsasse, Herr Strauß, gab dem Festakt durch künstlerisch vollendete musikalische Darbietungen eine erhöhte Weihe. Alsdann wurde bei gemütlichem Kaffee manches ernste und heitere Wort gesprochen. Herr Bezirksrabbiner Dr. Laupheimer, Ems, der kürzlich von Erez Jisroel zurückgekehrt war, lenkte unsere Gedanken dorthin. Herr Marx, Frankfurt am Main, sprach im Namen des Verbandes der Erziehungsanstalten. Herr Ransenberg im Namen der Kurgäste und Herr Steinhardt im Namen der Altersinsassen. So klang die Feier aus in dem Bewusstsein, dem Herr Dr. Horovitz mit einem prophetischen Wort Ausdruck verlieh."  


2. Bericht  

Bad Ems Israelit 01081935.jpg (71664 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. August 1935: "Erholungs- und Altersheim in Bad Ems. 
Am 8. Juli versammelten sich die Ausschussmitglieder. Rabbiner Dr. J. Horovitz, Levy, Rosenwald, Munk, Marx, Frankfurt a.M.,  Gut, Köln,  Steinhardt, Ems,  Rosenthal, Nassau sowie die Gäste des Heims und seine Leiterin, Frl. Hamburger zur Generalversammlung. Herr Rabbiner Dr. Horovitz eröffnete die Versammlung und stellte fest, dass sie ordnungsgemäß einberufen sei. 
Herr Levy erstattete Bericht über die letzten Jahre 1933 und 1934, da 1932 die letzte Versammlung stattfand. Er ehrte das Andenken der heimgegangenen Ausschussmitglieder: Konrektor Hirschberg und Oberkantor Scheuermann. Die Anwesenden erhoben sich von ihren Sitzen. Er teilte ferner mit, dass Herr Emil H. Lehmann durch seinen Fortzug auch aus dem Ausschuss ausgetreten sei. Ihm gebühre ein besonderer Danke für seine mühevolle Mitarbeit. Herr Levy weist darauf hin, dass trotz des Wunsches und der dahinzielenden Propaganda sich nur wenig Beamte dem Verein angeschlossen hätten. Auch die Mitgliederzahl unter den Rabbinern sei gering. Der Besuch des Heims ist um 50 Prozent  
Bad Ems Israelit 01081935a.jpg (259582 Byte)gestiegen, die Zahl der Dauerinsassen um mehr als 100 Prozent. 
Die Mitgliederzahl ist hingegen nicht größer geworden. 
Herr Levy kritisiert die trotz der Propaganda bestehende Indifferenz. Dabei sei die Führung des Heims ausgezeichnet, manche kommen mehrmals im Jahre. Juli und August sowie die Feiertage seien die Monate beziehungsweise Zeiten besonderer Frequenz. Der Neubau sei notwendig gewesen, da die Zahl der Insassen im Steigen begriffen sei. Wir haben besonders für die Wohlfahrtskasse für leistungsschwache Mitglieder zu sorgen.
Sodann erstattet Herr Schatzmeister Rosenwald den Kassenbericht für 1933 und 1934. Aus diesem Bericht ist folgendes hervorzuheben: Eine starke Belastung für unseren Verein bedeutet die städtische Grundsteuer, wozu noch eine Nachzahlung für drei Jahre in drei Jahresraten zu bezahlen ist. Neuerdings werden wir auch zur staatlichen Grundsteuer herangezogen werden. Hierauf entfällt außerdem eine städtische Grundvermögenssteuer. Diese neuen Steuern sind rückwirkend ab 1. April 1934 fällig. 
Dann führt Herr Rosenwald wörtlich fort: Wie in jeder unserer früheren Generalversammlungen bildet auch diesjährig ein besonderes Kapitel unseres Versammlungsinhaltes das Thema Jahresbeiträge. Wir haben eine kleine Anzahl von Vereinsmitgliedern in verschiedenen Gegenden Deutschlands, die unserer Wohlfahrtseinrichtung ein liebevolles Interesse entgegenbringen und sie durch Beibringung von kleineren und größeren Spenden stützen. Ihnen sei hier in besonderer Weise gedankt. Gott möge ihr menschenfreundliches Tun segnen. Wir haben aber eine sehr große Anzahl von Mitgliedern, die eine unverabredete Solidarität von Vergesslichkeit oder Bummelei miteinander verbindet in der Nichtbezahlung der festgesetzten Jahresbeiträge für unseren Verein; es handelt sich um fast die Hälfte unserer Vereinsmitglieder, die ihren Jahresbeitrag pro 1934 noch schuldet; über zwei Dutzend Mitglieder haben trotz persönlicher, brieflicher Aufforderung im Jahre 1934 auch die Beiträge pro 1933 und einige wenige sogar frühere Beiträge nicht beglichen, dies trotzdem der Verein es Allen ganz leicht machte, indem er vor zwei Jahren die Zahlung der Jahresbeiträge in zwei Raten ermöglichte. Von dieser Neueinrichtung machten 10 Mitglieder Gebrauch, drei in der Weise, dass sie eben nur die eine Rate schickten und da die Zusendung der zweiten vergaßen. Es geht nicht an, für die Indolenz im Beitragzahlen entschuldigend ins Feld zu führen, dass in allen Vereinen mit Beitragzahlen gebummelt wird. Wir sind auf den raschen Zusammenfluss der 5- und 3 RM-Beiträge unbedingt angewiesen, denn damit zahlen wir unsere Hypothekenzinsen, die bei jährlich Mark 3.800.- betragen und zu deren Mitbegleichung wir allein unsere Vereinsbeiträge erheben. Zahlen nun die Mitglieder nicht rechtzeitig, dann muss sich der Schatzmeister um Darlehen bemühen, die dem Heim Geld kosten, und es müssen Verzugszinsen bezahlt werden, die von der Hypothekenbank selbst als erheblich bezeichnet werden. Die Verantwortung, den Verein und das Heim allein durch Nichtzahlung des Jahresbeitrages zu schädigen, sollte künftig kein Vereinsmitglied mehr auf sich laden. Wir bitten deshalb darum, dass jeder jeweilig längstens im Laufe jeder ersten Jahreshälfte unaufgefordert seine Beitragspflicht erfülle und nicht dazu mithelfe, durch mangelndes Pflichtgefühl unsere schöne Sache zu erstören. Durch Zuwendung größerer Beiträge zeichneten sich aus: Nachlass Löwenstein, Köln, Lampel, Leipzig; Rabbiner Dr. Horovitz, Frankfurt a.M.; Provinzial-Lehrer-Verein Rheinland-Westfalen und Baden; Provinzial-Verband Stettin, Synagogengemeinden Köln; Frankenthal, Bochum, Dresden, Ludwigshafen, Saarlouis sowie Ignaz Schwarzschild, Hamburg durch zahlreiche Telegramm-Ablösungen. 
Sodann verliest Herr Levy den Entlastungsantrag der Revisoren Konrektor Max Goldschmidt und Willi Strauß, Frankfurt a.M., der angenommen wird. Nun danken die beiden Vorsitzenden Frl. Hamburger wärmstens auch für die Mithilfe an der finanziellen Tagung. Nach Aussprache besonderen Dankes an die Herren Levy und Rosenwald schließt der Vorsitzende die Versammlung. 
Am Nachmittag begann das 'Einlernen' der Anbaus, indem Herr Dr. Horovitz aus Cheskas Ha-  
Bad Ems Israelit 01081935b.jpg (100571 Byte)battim und aus dem letzten Perek in Brochaus die einschlägigen Mischnajoth vorlernt und in geistvoller Weise einige Gedanken ausführte, die der besondere Anlass der Feier nahe legte. Er hob u.a. hervor, dass für den Zweck der Schaffung einer Stätte der Ruhe für altgediente jüdische Lehrer und Beamte ein Erweiterungsbau auch in dieser Zeit allgemeine Billigung finden könne. Alsdann wurde Herr I.B. Levy als Hauptleiter des Heims mit dem Anschlagen der Mesusoth und der Birkas Schehechejonu betraut. 
Herr Oberkantor Hornstein aus Hamburg, der als Kurgast anwesend war, umrahmte das Fest mit seiner herrlichen Stimme durch hebräische Gesänge. Der Altersinsasse, Herr Strauß, gab dem Festakt durch künstlerisch vollendete musikalische Darbietungen eine erhöhte Weihe. Alsdann wurde bei gemütlichem Kaffee manches ernste und heitere Wort gesprochen. Herr Bezirksrabbiner Dr. Laupheimer, Ems, der kürzlich von Erez Jisroel zurückgekehrt war, lenkte unsere Gedanken dorthin. 
Herr Marx, Frankfurt am Main, sprach im Namen des Verbandes der Erziehungsanstalten; Herr Ransenberg im Namen der Kurgäste und Herr Steinhardt im Namen der Altersinsassen. 
So klang die Feier aus in dem Bewusstsein, dem Herr Rabbiner Dr. Horovitz mit den Worten des Propheten Ausdruck verlieh: 'Aber die auf den Ewigen hoffen, legen an neue Kraft usw.' (Jesaja 40,31). 
Mögen alle, die es angeht, ihre Kraft unserem schönen Heim zur Verfügung stellen, insbesondere durch Werbung von Mitgliedern und Spenden für unsere Wohlfahrtskasse. Munk."  

   
Zum Tod von Max Steinhardt (1941)   

Bad Emse Aufbau 30051941.jpg (46908 Byte)Artikel in der amerikanisch-jüdischen Zeitschrift "Der Aufbau" vom 30. Mai 1941: "Max Steinhardt. 
Aus Deutschland kommt die Nachricht von dem Hinscheiden des Lehrers Max Steinhardt. Über vier Jahrzehnte wirkte er als Lehrer und Kantor in der Gemeinde Magdeburg. Viele Jahre war er stellvertretender Vorsitzender des Verbandes der Jüdischen Lehrervereine und Schriftleiter der 'Blätter für Erziehung und Unterricht', einer Beilage des Hamburger Israelitischen Familienblattes. Später leitete er die 'Jüdische Schulzeitung', ein selbständiges Fachorgan des jüdischen Lehrerverbandes. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte Steinhardt in einem Altersheim in Ems, siedelte aber vor kurzer Zeit nach Dresden über, wo er an der Jüdischen Volksschule den Ivrith-Unterricht erteilte. Steinhardt stellte sein großes Wissen und Können sämtlichen jüdischen Organisationen Deutschlands, besonders aber den Jugendvereinen, zur Verfügung. 
Rev. W. A., Buchheim (Greenport, L.I,., N.Y.).   

 
    
    
Bekanntgabe des Verwaltungsausschusses nach der Generalversammlung am 8. Juli 1935  

Bad Ems BayrGZ 15091935.jpg (150131 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. September 1935: "Erholungs- und Altersheim für jüdische Lehrer und Kantoren in Bad Ems. Der Verwaltungsausschuss gibt folgendes Bekannt: 1. Ruhestandsbeamte und andere Personen, die nicht an feste Ferien gebunden sind, bitten wir, unser Heim nicht in den Monaten Juli und August aufzusuchen. Wir gewähren für die übrige Zeit des Jahres auf das Verpflegungsgeld (z.Zt. 5 RM) eine Ermäßigung von 25 Pfg. 2. In den Monaten Januar bis Juni und September bis Dezember können auch unselbständige Familienangehörige von Mitgliedern (über 16 Jahre alt) Aufnahme finden. 3. Alle Meldungen werden erbeten an J.B. Levy, Frankfurt a.M., Freiherr von Steinstraße 3.
In der Generalversammlung des Ausschusses, die am 8. Juli im Heim stattfand, beklagt sich Kollege Rosenwald, dass sich dem Verein nur wenig Beamte als Mitglieder angeschlossen hätten und über die Nachlässigkeit vieler Vereinsmitglieder bei der Zahlung der kleinen Jahresbeiträge, auf die das Heim so dringend angewiesen sei. In einem Artikel 'Die Verpflichtung ruft' fordert Dr. Braun Lehrer, Rabbiner, Kantoren und andere Gemeindebeamten auf, Mitglieder des Vereins und werbende Förderer zu werden. Wir schließen uns dieser Aufforderung aus vollem Herzen an. Viele Mitglieder unseres Vereins haben in den letzten Jahren Ruhe und Erholung in diesem gut geleiteten, zweckmäßig ausgestatteten, von einem guten Geist beherrschten Heime gesucht und gefunden und in begeisterten und begeisternden Worten uns davon erzählt. Je größer der Kreis der Mitglieder des Erholungs- und Altersheimes für jüdische Lehrer und Beamten ist, je pünktlicher die Pflichten gegenüber dieser wohltätigen Einrichtung erfüllt werden, desto leistungsfähiger ist das Heim und desto besser kann es alle berechtigten Wünsche seiner Insassen erfüllen. Vielleicht kann es dann auch ermöglicht werden, armen Menschen ermäßigten Aufenthalt oder gar Freistellen zu schaffen. Es ist unsere Ehrenpflicht, heute das Werk auszubauen und zu erhalten zum Segen unserer Gemeinschaft."

 
Hauptlehrer M. Kaufmann dankt für Glückwünsche zum 80. Geburtstag (1936)  

Bad Ems Israelit 09011936.jpg (53346 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar 1936: "Anlässlich meines 80. Geburtstages sind mir so viele liebe und freundschaftliche Zuschriften zugegangen, dass es mir unmöglich ist, jedem einzelnen Absender persönlich zu danken. Ich bitte daher, meinen verbindlichsten Dank auf diesem Wege entgegennehmen zu wollen. 
Hauptlehrer i.R. M. Kaufmann
 Bad Ems.
"

 
Kulturveranstaltungen im Erholungs- und Altersheim im Frühjahr 1938  

Bad Ems GblIsrGF April 1938 26.jpg (45236 Byte)Artikel im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom April 1938: "Im Erholungs- und Altersheim 
für jüdische Lehrer und Kantoren in Bad Ems gaben Oberkantor M. Naumow – Fleischmann, Helene Morgenstern – Lorsch und Kantor J.B. Levy, sämtlich aus Frankfurt am Main, einen Abend, an dem eine Einführung zu den gesanglichen Darbietungen überleitete, die Oberkantor Naumow und die Sängerin teils solistisch, teils in Duetten, boten. Frau Morgenstern begleitete auch jeweils am Klavier. Die Veranstalter fanden für ihre uneigennützigen Gaben dankbaren Beifall."

     

    

    

    

    

     

     

     

 

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Stand: 09. Juni 2016