Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Biberach (Kreisstadt)
Jüdische Geschichte 

Übersicht:

bulletZur jüdischen Geschichte in Biberach 
bulletBerichte aus der jüdischen Geschichte in Biberach    
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur jüdischen Geschichte in Biberach            
    
In Biberach waren Juden im Mittelalter, im 16. Jahrhundert und seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ansässig. Zur Bildung einer jüdischen Gemeinde mit eigenen Einrichtungen ist es vermutlich zu keiner Zeit gekommen.   
   
Im Mittelalter werden - mit Unterbrechungen - Juden zwischen 1298 und 1427 in der Stadt genannt. Zwei Häuser, die auf den Grundstücken Schulstraße 15 und 19 standen, waren zeitweise in jüdischem Besitz. 1298 und 1308 werden Joseph und sein Schwiegersohn Mans von Biberach als Führer der Augsburger Judengemeinde genannt. Während der Pestzeit kam es auch in Biberach zu einer Judenverfolgung. Zwischen 1355 und 1357 wurde ein Jude Enslin von Biberach in Augsburg genannt. Anfang des 15. Jahrhunderts lebten keine Juden in der Stadt. 1427 wurde ein Jude Vifflin von Biberach genannt.         
 
Eine Ansiedlung der Juden im 16. Jahrhundert endete mit der Ausweisung 1589.    
   
Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebten wiederum wenige jüdische Personen / Familien in der Stadt. Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich nach den Ergebnissen der Volkszählungen wie folgt: 1871 vier jüdische Einwohner, 1875 22, 1880 12, 1885 acht, 1890 19, 1895 acht, 1900 elf, 1905 14, 1910 15, 1925 3. 
   
An ehemaligen Gewerbe- und Handelsbetrieben des 19./20. Jahrhunderts im Besitz jüdischer Familien sind bekannt: 
-  Manufakturwaren- und Textilgeschäft L.H. Wallersteiner (1890-1913, Marktplatz 16), 
-  Textilwarengeschäft (Damen- und Herrenkonfektion sowie Kurz-, Weiß- und Wollwaren) Fa. Dahlberg & Bergmann, Inh. Bernhard Bergmann (1913-1936, Marktplatz 33), 
-  Kaufhaus "Kronenladen" (seit 1919), Inh. Jakob Bernstein (gest. 1924) und sein Schwiegersohn Max Michaelis (1930-1936, Hindenburgstraße 15), 
-  Viehhandlung Benedikt Kaufmann (Kaufmann war Pächter des späteren Stadthofes in Biberach, wo er mit Julius Dollinger einen Viehhandel betrieb). 
  
1933 wurden mindestens neun jüdische Einwohner in der Stadt gezählt. Unter ihnen waren: 
- die Mitglieder der Familie Bernhard Bergmann: Bernhard Bergmann (geb. 1879 in Freudenberg) und seine Frau Berta geb. Gutenstein (geb. 1877 in Isingen) mit den Kindern Hans David (geb. 1907) und Alfred (geb. 1908, war als Reisender und Verkäufer tätig); Bergmann musste 1936 sein Geschäft schließen; die Familie ist emigriert (nach Südafrika bzw. Alfred Bergmann nach Kolumbien). 
- die Mitglieder der Familie Max Michaelis (Max Michaelis musste am 30. April 1936 sein Geschäft aufgeben; Kinder: Silvia, geb. 1907, Thea, geb. 1909, Margit, geb. 1911 und Jürgen später Georg, geb. 1925); die Familie ist emigriert (in die USA).
- Mathilde Brosins geb. Michaelis (geb. 1901), die in sogenannter "Mischehe" lebte und 1936 in Biberach starb. 
- In Stuttgart lebte das Ehepaar Benedikt Kaufmann (geb. 1880 in Affaltrach) und Frieda geb. Marx (geb. 1888 in Burgpreppach); Frieda Kaufmann starb unmittelbar vor der Deportation am 14. November 1941 in Stuttgart an Suizid; ihr Mann wurde 1942 nach Izbica deportiert und ermordet. Das Ehepaar lebte zuletzt in Stuttgart (Hermannstraße 16), wo für beide sog. "Stolpersteine" verlegt sind (Link).           
  
Von den in Biberach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945": Benedikt Kaufmann (1880), Frieda Kaufmann geb. Marx (geb. 1888 in Burgpreppach, später wohnhaft in Biberach und Stuttgart).       
   
   
Spuren der Verfolgungszeit 1933 bis 1945. In einem ehemaligen Kriegsgefangenenlager auf dem Gelände der heutigen Bereitschaftspolizei an der Birkenharder Straße (Anhöhe nordwestlich von Biberach an der Straße nach Birkenhard bzw. Munderkingen) wurden im November 1944 149 orientalische Juden aus Tripolis (Bengasi) eingesperrt, darunter 29 Kinder, 56 Frauen und 64 Männer. Im Januar 1945 kamen 133 Pers. aus dem KZ Bergen-Belsen, vorwiegend holländische Juden dazu, darunter 26 Kinder, 39 Männer und 68 Frauen. Beide Gruppen waren in schockierendem, halbverhungertem und verlaustem Zustand. Die in dieser Zeit in Biberach gestorbenen Juden wurden 1945 auf dem jüdischen Friedhof in Laupheim beigesetzt (arthur Nathan, Franz Lassally, John Hasenberg, Leon Julius Redner, Herrmann Feinstein, Elazar Schönberg, Dierck Simon Lengedyck). Nach dem Einmarsch der Franzosen am 23. April 1945 bezogen sie bis zu ihrer Genesung und Entlassung das Jordanbad bei Biberach. Der hier 1947 verstorbene Leopold Caspary wurde gleichfalls in Laupheim beigesetzt. 
   
Zur Geschichte des "Jordanbades" am DP-Camp siehe den Artikel von Jim G. Tobias: "Schwäbisches Sanatorium verwandelte sich in Kibbuz: Jüdische Kinder und Jugendliche im DP-Camp Jordanbad" vom 23. August 2009 bei haGalil.com.    
   
An die Geschichte der Familien Bergmann und Michaelis, die 1936 bzw. 1938 Biberach verließen, erinnern seit 2012 Gedenktafeln vor ihren Wohnhäusern am Marktplatz und in der Hindenburgstraße. 
   
   
   
Berichte aus der jüdischen Geschichte in Biberach      
    
Vortrag von Rabbiner Weimann (Buchau) in Biberach (1878)  

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. Dezember 1878: "Aus Württemberg, 9. Dezember (1878). In Biberach, einem Städtchen ohne jüdische Einwohner, veranstaltete die dortige Bürgergesellschaft wissenschaftliche Vorträge. Den ersten Vortrag hielt Rabbiner Weimann in Buchau und wählte hierzu vor seinem christlichen Auditorium ein Thema, über das trotz der vielen hierüber erschienenen populären Schriften von Deutsch, Stern, Wünsche u.a. noch so viele falsche Ansichten sich zeigen, 'den Talmud', Die Versammlung war sehr zahlreich, insbesondere auch von Damen besucht und war dem Redner, der besonders die ethischen und patriotischen Stellen des Talmuds hervortreten ließ, für seine Belehrung sehr dankbar; der Vorsitzende der Gesellschaft gab diesem Gefühle Ausdruck."   

    
    

    

Fotos 

Fotos zur jüdischen Geschichte in Biberach liegen nicht vor.   
     

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

November 2011: Schüler gestaltet Erinnerungsarbeit in der Stadt   
Artikel von Gerd Mägerle in der "Schwäbischen Zeitung" vom 18. November 2011: "Schüler erinnern an jüdische Familien
Gymnasiasten des Bischof-Sproll-Bildungszentrums wollen im Main 2012 Gedenktafeln anbringen..." 
Link zum Artikel - auch als pdf-Datei eingestellt       
 
August 2016: Ausstellungswand in der Stadtbücherei  
Mit einer Ausstellungswand erinnerte die Stadtbücherei Biberach an den 75. Jahrestag zum "Ausschluss von jüdischen Mitmenschen aus Leibbibliotheken während des Nationalsozialismus". Gezeigt wurden Medien zum Holocaust, zum Zweiten Weltkrieg und Biografien von Überlebenden. Die Ausstellung war bis 30. September 2016 in der Stadtbücherei zu sehen.  
 

    


     
Links und Literatur

Links:  

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Website der Stadt Biberach  

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Artikel von Gerd Mägerle in der Schwäbischen Zeitung vom 27. März 2013: "Als die Nazis in Biberach die Macht übernahmen..."  (Link zum Artikel, kostenpflichtig / über cache)  

Literatur:  

bulletGermania Judaica Bd. II,1 S.79-80; Bd. III,1 S. 112-113. 
bulletHelmut Veitshans: Die Judensiedlungen der schwäbischen Reichsstädte und der württembergischen Landstädte im Mittelalter. 5 S. 28-29; 
bulletReinhold Adler: Zur Geschichte der Juden in Biberach, in: Zeit und Heimat, Beilage zur Schwäbischen Zeitung Biberach vom 25. Februar 1972.  
bulletHeimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung. 5,2 S. 195-198. 
bulletReinhold Adler/Joachim Guderlei, Das "Lager Lindele" im Zweiten Weltkrieg. In: BC – Heimatkundliche Blätter für den Kreis Biberach. 2. 1984. 
vgl. online Artikel von Reinhold Adler: Das Lager Lindele und der jüdische Friedhof (in Laupheim) im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit.  
bulletHans-Otto Binder: Biberach in der Zeit der Weimarer Republik und der nationalsozialistischen Diktatur. In: Dieter Stievermann (Hrsg.): Geschichte der Stadt Biberach. Stuttgart 1991.  

   
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 17. April 2020