Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Dessau (Stadt Dessau-Roßlau, kreisfreie Stadt) 
Jüdischer Friedhof
   

Zur jüdischen Geschichte in Dessau
  
Siehe die Informationen vor allem die Seiten in der Website https://gedenkkultur-dessau-rosslau.de/  (Informationen, Fotos, Materialien, Karten, Biographien) 
"Stolpersteine" in Dessau siehe  https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Dessau-Roßlau     
   
   
Wenige Fotos zu den Spuren der jüdischen Geschichte in Dessau    
(Fotos: Hahn, Aufnahmen vom 31.5. und 1.6.2020) 

      
 Straßenschild - Kantorstraße  Denkmal von 1988 für die zerstörte Synagoge  Kantorhaus in der Kantorstraße 3
     
     
 Gedenktafel für Kurt Weill und Moses Mendelssohn  "Stolpersteine" vor dem Kantorhaus  
     
   
 "Stolperstein" für Salomon Jacobson
 (1880-1938)
  "Stolpersteine" in der Kavalierstraße 66 für Emma Gutmann geb. Simon (1863-1942),
Hermann Gutmann (1857-1941) und Meta Gutmann (1887-)
     
     

   
   
Zur Geschichte des jüdischen Friedhofes 
     
    
Der jüdische Friedhof in Dessau wurde mit Erlaubnis des Fürsten Johann Georg II. 1687 angelegt und bereits 1695 durch den Kauf eines Gartenplatzes "an der Kienheide" vergrößert. 1712 wurde er von einer Mauer umgeben, 1715 erwarb die jüdische Gemeinde zwei Drescherhäuser "neben dem Juden-Kirchhof nebst dem dazugehörigen Platz" und 1718 einen Garten mit Wohnhaus neben der "Tanne". In einem der Häuser wurde das Armen- und Krankenhaus der Gemeinde eingerichtet. 1865 dehnte sich die Friedhofsfläche vom alten Leipziger Tor nach Osten aus im Gebiet zwischen der Stadtmauer und der bis 1791 benutzten Zufahrt zur Steneschen Straße. 1902 wurde der Friedhof nochmals vergrößert sowie ein Pförtnerhaus/Gärtnerhaus und ein Abstellraum für den Leichenwagen (heute Trauerhalle) erstellt diese beiden Gebäude stehen noch heute. Der Friedhof wurde durch in eisernes Gitter von der Straße getrennt. Eine Friedhofshalle konnte 1906 eingeweiht werden. Ein alter Eingang bestand von der Stadtmauer her. Ein weiterer Zugang wurde von der Steneschen Straße her geschaffen. Insgesamt wurden über 2.000 Beisetzungen vorgenommen, darunter zahlreiche bekannte Persönlichkeiten, zu denen auch die Eltern von Moses Mendelssohn und Kurt Weill gehörten. 
   
In der NS-Zeit wurden im November 1938 und danach von Nationalsozialisten der Friedhof massiv zerstört. Die Friedhofshalle wurde niedergebrannt. In den Kriegsjahren wurden sämtliche Metallteile beseitigt sowie das Moses-Mendelssohn-Denkmal (1890 in den Anlagen vor dem Bahnhof aufgestellt, 1933 von den Nationalsozialisten entfernt und auf dem Friedhof aufgestellt) zerstört und verschrottet.
    
Nach 1945 wurde der Friedhof - soweit auf Grund der massiven Zerstörungen überhaupt möglich - wieder aufgeräumt, verschleppte Grabsteine wurden zurückgebracht, die Trümmer der Friedhofshalle beseitigt. Zahlreiche Grabsteine und Grabsteinfragmente wurden, da ihre Standorte nicht mehr bekannt waren, in den 1990er-Jahre in die Umfassungsmauer einbetoniert oder in einem - einen "Davidstern" bildenden - Mahnmal eingearbeitet. Weitere Aufräumarbeiten wurden ab 1970 durch Jugendliche im Rahmen der Aktion Sühnezeichen durchgeführt.     
   
Der Friedhof wird bis zur Gegenwart von der 1994 neu begründeten jüdischen Gemeinde in Dessau belegt. 2018 wurde eine Erweiterungsfläche in der Größe von 12 ar zur Anlage von etwa 120 weiteren Gräbern angelegt (siehe Pressebericht unten).   
    
    
Lage des Friedhofes:
    
Der Friedhof liegt "Am Leipziger Tor"/Stenesche Straße.  

  Lage des jüdischen Friedhofes in Dessau auf dem dortigen Stadtplan:
links anklicken: der Link zeigt direkt die Lage des jüdischen Friedhofes an
oder über "Einrichtungen" zu "Friedhof, israelischer Friedhof, Dessau". 

   
   
Fotos
 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 1.6.2020)  

Blick zum ursprünglichen Eingangsbereich des Friedhofes von der Franzstraße   Historischer Eingangsbereich
     
     
 Blick auf den Friedhof mit den
Eingangstoren (um 1900 angelegt)
 Das heutige Haupteingangstor
mit Davidsternen
 Hinweis auf die
Öffnungszeiten
     
   
  Hinweistafeln an der Mauer der Eingangstor: "Israelitischer Friedhof" und "Durch Naziterror wurde der Dessauer israelitische Friedhof am 9. November 1938 geschändet. Nach der Zerschlagung des Faschismus ließ der 1. sowjetische Stadtkommandant die Grabsteine bergen. Da der ursprüngliche Standort vieler Grabsteine nicht mehr zu ermitteln war, wurden diese an der hinteren Friedhofsmauer abgelegt".   Friedhofshalle
(wie unten)
 
     
 
Die Friedhofsmauer entlang den Parkplätzen zu den benachbarten Einkaufszentren     Friedhofshalle
     
     
 Grabsteine im Bereich der 1906 erbauten und 1938
zerstörten Trauerhalle (Kopien der Grabsteine für
Mutter und Schwester von Moses Mendelssohn)
 Grabsteine für Max Tuchmann (1869-1932)
und Otto Tuchmann (1878-1930) 
 
 Teilansicht des Friedhofes
 
   
     
     
In die Umfassungsmauer einbetonierte Grabsteine, die 1938 zerstört, teilweise vom Friedhof abtransportiert worden waren  
     
   
wie oben   
     
     
 "Davidstern" mit Kuppel aus zerschlagenen Grabsteinen    Teilansichten des Friedhofes
     
 
 Teilansichten des Friedhofes mit teilweise erhaltenen Grabsteinen  
  
 
 Grabsteine u.a. für Anna Valentin und
Rosa Protter geb. Joseph
     
     
 Grabstein für Karl Rothschild (geb. 1865
 Herleshausen, gest. 1911) 
 Grabstein für Moses Bodenthal (1824 Wörlitz
-1914 Dessau) und Frau Fanny B. (1831-1926)
 Grabstein für den "Stiftungssekretär" Otto
Rosenbaum
(1852-1923) und Frau August R.
     
   
 Grabsteine für Marianne Rothschild geb.
Silberschmelzer
(1837-1914) und Hermann Linz (-1922)
Grabstein für Auguste Cohn geb. Eitig (1848-1897)
 und Heinemann Cohn (1840-1921)  
 Teilansicht des Friedhofes
 
     
 
 Reste zerstörter Grabsteine
  
  
 Grabstein mit "segnenden Händen"
 der Kohanim 
 
 Grabstätten für Kommerzienrat Cohn und Frau
Marianne sowie Baron Moritz von Cahn
siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Moritz_von_Cohn
     
     
 Grabfelder der neuen Gemeinde
 (seit 1995)
 Erweiterungsfläche von 2018 (2020 noch
nicht für eine Belegung vorbereitet) 
 
     
     

  
  
Einzelne Presseberichte zum Friedhof    

Februar 2018: Der jüdische Friedhof in Dessau wird erweitert   
Artikel von Annette Gens in der "Mitteldeutschen Zeitung" vom 12. Februar 2018: "Jüdischer Friedhof in Dessau Gemeinde erhält Gräberfeld für nichtjüdische Partner.  
Dessau.
Der Jüdische Friedhof in Dessau wird in den nächsten Wochen erweitert. Möglich macht das ein Flächentausch zwischen der Jüdischen Gemeinde zu Dessau und der Stadtverwaltung. Die rund 1.200 Quadratmeter neue Friedhofsfläche schließen sich östlich des in der Nähe der Ludwigshafener Straße gelegenen Jüdischen Friedhofs an. Die eingetauschte Fläche liegt seit vielen Jahren brach. „Das Gebiet wird im Frühjahr erschlossen“, kündigt Alexander Wassermann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Dessau, an. Noch im Februar sollen auf der Fläche Bäume gefällt werden. Etwa 120 Grabstellen sollen auf dem Areal entstehen, das räumlich vom eigentlichen jüdischen Friedhof getrennt bleiben wird. Es wird zwischen dem alten Teil des seit 1674 bestehenden historischen Friedhofs und dem neuen Begräbnisplatz aber eine Verbindung geben.
Auf dem neuen Begräbnisplatz können nun nichtjüdische Partner ihre letzte Ruhe finden. Mit der neuen Fläche kann die Gemeinde ein Problem lösen, das auch in anderen Jüdischen Gemeinden von Bedeutung ist. Es gibt heute mehr gemischte Paare als früher. Doch Ehepaare, bei denen der eine Partner jüdisch, der andere aber nichtjüdisch ist, erhalten in der Regel kein gemeinsames Grab auf jüdischen Friedhöfen. Das ist auch in Dessau aus religiösen Gründen so, bestätigte Wassermann. Auf dem neuen Begräbnisplatz können nun aber nichtjüdische Partner ihre letzte Ruhe finden. Etwa 120 Grabstellen werden auf der hinzugewonnenen, eingetauschten Fläche entstehen.
Die Jüdische Gemeinde zu Dessau wurde 1994 neu gegründet. Ein Jahr später fand laut Wassermann das erste Begräbnis auf dem jüdischen Friedhof statt. Seither wurden dort 70 Gemeindemitglieder zur letzten Ruhe gebettet. Zur Zeit wird ein neues Gräberfeld vorbereitet, das aber für Probleme sorgt. Bei ersten Grabungen wurde Müll gefunden.  
Reste alter Lkw-Reifen und Flaschen mit noch nicht definierter Flüssigkeit. Offenbar handelt es sich um die Reste alter Lkw-Reifen und Flaschen mit noch nicht definierter Flüssigkeit. Bei den Flaschen gibt es aber zumindest einen Hinweis, dass diese mindestens 70 Jahre alt sein müssen. Gefunden wurden im Boden aber auch zerschlagene Grabsteine, sagte Manfred Pungert, der die Altstoffe birgt. Momentan wird die Gräberfläche mit rund 80 Grabstellen untersucht. Mittels Bagger wird der Boden ausgehoben und das Material, das dort nicht hingehört, geborgen. 
Städtisches Umweltamt hat den geborgenen Müll auf dem Friedhof bereits in Augenschein genommen. Überlieferungen zufolge soll es nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Jüdischen Friedhof etliche Bombentrichter gegeben haben, die verfüllt worden sind. Für diese Version spricht das Bild der Grabungen. Eine andere Überlieferung besagt, dass bereits nach 1939 umliegende Unternehmen ihren Müll auf dem Friedhof entsorgt haben sollen. Bestätigt sind beide Versionen nicht. Das städtische Umweltamt hat den geborgenen Müll auf dem Friedhof bereits in Augenschein genommen, sagte Stadt-Sprecher Carsten Sauer. Ersten Erkenntnissen zufolge „handelt es sich dabei nicht um Altlasten, von denen eine Gefährdung ausgehen könnte“. Eine abschließende Einschätzung über die Materialien liegt noch nicht vor und wird von einer beauftragten Fachfirma vorgenommen. Das Umweltamt stehe der Gemeinde beratend zur Seite." 
Link zum Artikel      

   
 Video
mit Dr. Bernd Ulrich: Führung über den jüdischen Friedhof Dessau mit Einführungen zur Geschichte der neuen jüdischen Gemeinde  https://youtu.be/bu5-zv-HZ0k    
   
   
    
     

Links und Literatur 

Links:

bulletWebsite der Stadt Dessau 
bulletInformationen zu Führungen und Rundgängen zu jüdischen Geschichte http://tourismus.dessau-rosslau.de/gruppen-und-reiseveranstalter/fuehrungen-rundfahrten/juedische-geschichte/   
bulletWebsite  https://gedenkkultur-dessau-rosslau.de/  
bulletWebsite der Mendelssohn-Gesellschaft Dessau e.V.  http://www.mendelssohn-dessau.de/  
bulletmit Flyer: Jüdisches Leben in Dessau.     
bulletZur jüdischen Geschichte in Dessau   https://www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/c-d/118-dessau-sachsen-anhalt (mit zahlreichen Literaturangaben)    
bulletWebsite des Landesverbandes Jüdischer Gemeinden Sachsen-Anhalt K.d.ö.R. mit Seite zur jüdischen Gemeinde Dessau    

Literatur: 

bulletZeugnisse jüdischer Kultur S. 171-174.  
bulletWerner Grossert: Der Gute Ort - Israelitischer Friedhof Dessau. 1994 (= Schriftenreihe der Moses-Mendelsohn-Gesellschaft Dessau e.V. Bd. 2). 
bulletMichael Brocke / Eckehart Ruthenberg / Kai Uwe Schulenburg: Stein und Name. Die jüdischen Friedhöfe in Ostdeutschland (Neue Bundesländer/DDR und Berlin).In: Veröffentlichungen aus dem Institut Kirche und Judentum, Hrsg. Peter von der Osten-Sacken, Band 22, Berlin 1994, S. 296 - 300.   
bulletBernd Gerhard Ulbrich: Rundgang über den Israelitischen Friedhof in Dessau-Rosslau. 2009. (= Schriftenreihe der Moses Mendelssohn Gesellschaft Dessau e.V.) . 53 S.
bulletZeugnisse jüdischer Kultur - Erinnerungsstätten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen, Tourist Verlag GmbH, Berlin 1992, S. 171-172.
    
     

          

                   
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Stand: 18. Mai 2020