Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Hachenburg (Westerwaldkreis)
mit Orten der Umgebung
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben - Das Miteinander der Konfessionen vor Ort     
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Sonstiges
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)      
    
In Hachenburg (Stadtrechte seit 1314) lebten Juden bereits im Mittelalter. Der einzige Nachweis ist die Nennung der Stadt in einer Liste der Orte, in denen Juden während der Pestzeit 1348/49 ermordet worden. 
 
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in das 17. Jahrhundert zurück: 1674/75 werden zwei jüdische Familien in der Stadt genannt. Im Laufe der 18. Jahrhundert stieg die Zahl der jüdischen Familien auf zehn an (1729 drei jüdische Familien, 1751 vier, 1778 sechs, 1799 zehn). 1791 wurden 43 jüdische Einwohner gezählt. 1751 war unter den Familien ein Metzger, 1788 zwei Weinhändler. 1799 werden als Berufe angegeben: Metzger und Schlachter, Krämer, Händler, Seifensieder und Weinhändler. 
 
Im 19. Jahrhundert wird 1810 erstmals ein Gemeindevorsteher genannt. Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich wie folgt: 1843 wurden 73 jüdische Gemeindeglieder gezählt; bis 1871 ging die Zahl auf 53 zurück (3,8 % von insgesamt 1.384 Einwohnern), um danach wieder anzusteigen: 1885 57 (3,7 % von 1.532), 1895 72 (4,7 % von 1.527), 1900 72, 1905 124 (6,7 % von 1.843), 1913 126. Zur jüdischen Gemeinde gehörten auch die in Alpenrod (1842 20 jüdische Einwohner mit Hirtscheid und Dehlingen), Altstadt (1843 17, 1905 10), Höchstenbach (1843 35, 1905 10), Kirburg (1843 26, 1905 17), Kroppach (1843 19) und Nister lebenden jüdischen Personen. Im 19. Jahrhundert gab es in den Filialgemeinden Höchstenbach, Kroppach und Kirburg Beträume. Die jüdischen Gewerbetreibenden waren Metzger und Viehhändler, Getreide- und Fruchthändler. Seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten mehrere von ihnen Geschäfte und Läden am Ort eröffnet, darunter ein Schuhgeschäft, ein Geschäft für Glas und Porzellan u.a.m. 
 
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule, ein rituelles Bad (1908 neu erstellt, siehe Bericht unten) sowie ein eigener Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet fungierte. Um 1842 wird als Lehrer Josef Rosenau genannt (1848 waren 25 Kinder in der Religionsschule zu unterrichten, 1851 31 Kinder). Rosenau war auch noch 1864 in der Gemeinde. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Weilburg beziehungsweise nach 1925 zum vereinigten Rabbinatsbezirk [Bad] Ems und Weilburg.  
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Martin Schönfeld (geb. 10.8.1893 in Hachenburg, gef. 13.6.1915), Hugo Weinberg (geb. 14.3.1897 in Hachenburg, gef. 28.6.1918) und Oskar Weinberg (geb. 12.12.1896 in Hachenburg, gef. 11.5.1917).   
    
Um 1925,
als 103 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (4,7 % des Gesamtbevölkerung), waren Gemeindevorsteher die Herren Ferdinand Rosenberg, Berthold Seewald und M. Löb. Als Lehrer und Kantor war Friedrich Nathan angestellt, der damals acht Kindern Religionsunterricht erteilte. An jüdischen Vereinen bestanden eine Männer-Chewra (beziehungsweise Israelitischer Wohltätigkeitsverein, gegründet 1903, 1932 unter Leitung von Louis Bernstein, Ziele: Krankenunterstützung, Unterstützung Hilfsbedürftiger, 1932 38 Mitglieder; dazu wird 1932 auch der von Berthold Seewald geleitete Jüdische Unterstützungsverein genannt mit dem Ziel: Unterstützung Hilfsbedürftiger), ein Frauenverein (bzw. "Israelitische Frauen-Chevrah", gegründet 1882, 1932 unter Leitung von Frau Max Weinberg, Ziele: Krankenunterstützung und Krankenwache, 1932 34 Mitglieder), eine Ortsgruppe des Centralvereins, ein jüdischer Jugendverein und der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten. Zur Hachenburger Gemeinde gehörten weiterhin (vgl. oben) die in Alpenrod (1925 6, 1932 4), Steinbach (1925 3) und  Altstadt (1932 8) lebenden jüdischen Personen. 1932 war als Lehrer und Kantor Siegfried Levi tätig. Er hatte damals sieben schulpflichtigen Kinder den Religionsunterricht zu erteilen. Gemeindevorsteher war Berthold Seewald. 
  
Nach 1933 ging die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder durch die zunehmenden Repressalien und die Folgen des wirtschaftlichen Boykotts weiter zurück. 1936 wurden noch 75 Gemeindeglieder gezählt, im September 1938 28. Bis 1938 waren etwa 13 jüdische Familien aus Hachenburg weggezogen beziehungsweise ausgewandert (ca. 20 Personen in die USA, sechs nach Südamerika, drei nach England, zwei nach Frankreich, mehrere nach Palästina). Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört (s.u.). 1940 verzogen die letzten jüdischen Einwohner nach Düsseldorf. 
   
Von den in Hachenburg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Ernst Bernstein (1898), Berta Engel geb. Lindenbaum (1876), Martha Engel (1900), Siegmund Engel (1895), Paula Ferber geb. Gerolstein (1880), Bernhard Friedemann (1882), Josef Friedemann (1886), Simon Friedemann (1872), Ursula Friedemann (Tochter von Bernhard Fr., geb. in Köln 1929), Helene Goldschmidt geb. Löb (1909), Emma Hess geb. Loeb (1896), Emilie Hirschberg geb. Rosenberg (geb. ?), Josef Liebmann (1891), Selma Liebmann geb. Mendel (1894), Adolf Loeb (1886), Bernhard Loeb (1931), Else Loeb geb. Spiegel (1901), Gerda Loeb (1926), Louis Loeb (1898), Moritz Loeb (1867), Pauline Loeb (1863), Rosel Loeb (1924), Eugen Mendel (1898), Hans Mendel (1925), Irma Mendel geb. Löb (1899), Frau Roettgen geb. Rosenau (1871), Henri Rosenberg (1904), Hannelore Salomon (1923), Marianna Schönfeld (1926), Alfred Weinberg (1888), Eli Weinberg (1936), Ernst Weinberg (1930), Johanna Weinberg (1912), Ruth Weinberg (1933), Samuel Weinberg (1928), Sophie Weinberg geb. Fröhlich (1900), Helene Weinberger geb. Eppstein (1912), Rosa Weiß geb. Loeb (1896).  
  
Zur Erinnerung an die aus Hachenburg umgekommenen Opfer der NS-Zeit wurden seit 2012 in der Stadt "Stolpersteine" verlegt (siehe Presseberichte unten). Insgesamt liegen (Stand Ende 2016) 42 Stolpersteine in der Stadt.    
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1866 / 1902 / 1929   

Hachenburg Israelit 24011866.jpg (42555 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Januar 1866: "Die mit einem jährlichen Einkommen von 300 Gulden verbundene Religionslehrer- und Vorbeterstelle bei der israelitischen Gemeinde zu Hachenburg (Herzogtum Nassau) ist vakant. Unverheiratete Bewerber werden bevorzugt; dieselben wollen ihre Franko-Offerten an den Unterzeichneten richten. Levi Löb, Vorsteher."
   
Hachenburg Israelit 30041902.jpg (41077 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April 1902: "Die Gemeinde Hachenburg (Nassau) sucht zum 1. Juni einen seminaristisch gebildeten Religionslehrer und Vorbeter. Gehalt 900 Mark und ca. 200 Mark Nebenverdienst. Ledige Bewerber wollen ihre Zeugnisse richten an den Vorsteher B. Bernstein."
  
Hachenburg Israelit 03071902.jpg (41430 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Juli 1902: "Religionslehrer und Kantor für Hachenburg gesucht. Anstellung definitiv, Gehalt 900 Mark jährlich, Nebeneinnahmen 200 Mark. Seminaristisch gebildete Lehrer wollen ihre Zeugnisse Herrn Bezirksrabbiner Dr. Landau in Weilburg einschicken."
  
Hachenburg Israelit 05121929.jpg (45880 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Dezember 1929: Die Stelle eines Religionslehrers, Kantors und Schochets ist neu zu besetzen. Besoldung nach Gruppe 4b PrBO, Reichsdeutsche, ledige, strebsame, seminaristisch gebildete Bewerber wollen sich mit Zeugnis-Abschriften und Lebenslauf wenden an den Vorstand der 
Israelitischen Kultusgemeinde Hachenburg Berthold Seewald."

  
   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben - das Miteinander der Konfessionen am Ort
Anmerkung: seit 1877 war der Kaufmann Bernhard Bernstein Vorsitzender der jüdischen Gemeinde und seit 1893 Mitglied des Stadtrates. Nach ihm (1903?) wurde der Viehhändler Louis Bernstein in den Stadtrat gewählt, worin er bis 1933 immer wieder neu gewählt wurde.
  
Wahl von Bernhard Bernstein in den Stadtrat (1893)  

Hachenburg Israelit 19011893.jpg (21244 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Januar 1893: "Hachenburg (Nassau), 17. Januar (1893). Unser Kultusvorsteher Herr B. Bernstein von hier wurde einstimmig zum Stadtrat gewählt und gestern vom Landratsamt vereidigt. Gewiss ein Zeichen, dass der Antisemitismus keinen Boden gefunden hat."

  
Über die konfessionelle Zusammensetzung des Stadtrates und das gute Miteinander zwischen den Konfessionen (1896)  

Hachenburg Israelit 05031896.jpg (68616 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. März 1896: "Hachenburg, 29. Februar (1896). In unserer Stadt leben Christen und Juden in völliger Eintracht zusammen, und der gegenseitige Verkehr ist so innig, dass der alles zersetzende Antisemitismus hier keinen Eingang findet. Diese echt menschliche Gesinnung betätigt sich auch durch die konfessionelle Zusammensetzung des hiesigen Stadtrats, in welchen neben Protestanten und Katholiken grundsätzlich stets ein Jude gewählt wird. Jenes Ehrenpostens erfreut sich schon seit vier Jahren das bei den Bürgern Hachenburgs außerordentlich beliebte und geachtete erste israelitischen Kultusvorstandsmitglied Herr Bernstein. Im vorigen Dezember schied derselbe durch das Los aus, wurde aber mit einer erfreulich großen Stimmenmehrheit wieder gewählt. Mögen diese hier waltenden Zustände der allgemeinen Menschenliebe dauernd gegründet sein!!"

  
Erneute Wahl des Gemeindevorstehers Kaufmann Bernhard Bernstein in den Stadtrat (1902)  

Hachenburg Israelit 16011902.jpg (85721 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Januar 1902: "Hachenburg. Der bereits über ein Vierteljahrhundert als erster Vorsteher unserer israelitischen Kultusgemeinde wirkende Herr Kaufmann Bernhard Bernstein wurde wiederum, nachdem er durch das Los ausgeschieden worden war, fast einstimmig zum Stadtrat gewählt. Überrascht hat uns freilich diese Wahlkundgebung nicht. Wer den lauteren, für alles Wahre, Gute und Schöne empfänglichen Charakter dieses ehrwürdigen Greises kennt, wird sich über die große Beliebtheit, der er sich bei den Bürgern der Stadt ohne Unterschied des Glaubensbekenntnisses erfreut, keineswegs wundern. Hat er es ja stets, wenn es galt, die Grundgehalte der pflichtgetreuen städtischen Beamten aufzubessern, gezeigt, dass ihm die Worte: 'Jedem das Seine,' tief zu Herzen gegangen sind. Was seine gesellschaftliche Stellung betrifft, die er hierselbst einnimmt, so glaube ich sie am besten durch die folgenden Dichterworte geschildert zu haben: 'Ein edler Mensch zieht edle Menschen an, und weiß sie festzuhalten.' Möge es ihm in seinen ungeschwächten, körperlichen und geistigen Kräften, deren er sich trotz seines hohen Alters erfreut, vergönnt sein, noch viele Jahre hindurch zum Heil und Segen für unsere Kultusgemeinde und Stadt wirken zu können."

  
Ein neues Ritualbad wird erstellt (1908) 

Hachenburg Israelit 02041908.jpg (33594 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. April 1908: "Hachenburg (Nassau). Hier ist Mitte März ein Ritualbad hergestellt und der Benutzung übergeben worden. Dasselbe ist nach allen Vorschriften des Religionsgesetzes und der Hygiene eingerichtet. Es ist in weiterem Umkreis das einzige seiner Art."  

  
Der Schützenverein Hachenburg lehnt die Aufnahme eines jüdischen Mannes in den Verein ab (1924)    

Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 24. Juli 1924: "F.N., Westerwald. Sie teilen uns mit, dass anlässlich des rheinischen Schützenfestes der Schützenverein 'Hachenburg' den Eintritt eines untadeligen jungen Mannes abgelehnt habe, weil er Jude sei. Gegenüber dieser Feststellung von antisemitischen Strömungen in Schützenvereinen erfreut eine Mitteilung über die 50-jährige Gründungsfeier der Schützengesellschaft 'Eintracht' in Embken, Kreis Düren (Rheinland) umso mehr. Dort beschlossen wirklich 'einträchtig' der katholische Pfarrer, die beiden Bürgermeister und sonstigen katholischen Honoratioren des Ortes das Fest in einem gemütlichen Zusammensein bei dem Schützenkönig und der Schützenkönigin, dem Vorsteher der Synagogengemeinde und seiner Gattin."   

 
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Zum Tod von Julius Weinberg (1924)   

Hachenburg Israelit 18121924.jpg (61711 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Dezember 1924: "Hachenburg, 30. November (1924). Am 3. November rief Gott Herrn Julius Weinberg nach langem, mit heldenhafter Geduld ertragenem Leiden heim. Ein edler Mensch verließ uns in der Blüte seines Lebens. Wir verlieren in ihm einen aufrechten Jehudi, einen Führer unserer Jugend im Kampfe für unsere Emunoh (Wahrheit). Es trauern um ihn neben seinen Eltern und Geschwistern, denen er ein liebevoller Sohn und Bruder war, der große Kreis seiner Freunde und Bekannten, denen er ein durch sein lauteres, immer wahrhaftes und freundliches Wesen ein Vorbild war. Die Beerdigung, an der sich auch eine große Menge unserer christlichen Mitbürger beteiligte, war ein überzeugender Beweis der Beliebtheit, deren sich unser Julius Weinberg - das Andenken des Gerechten sei zum Segen - erfreut hatte."

  
Zum Tod von Samuel Weinberg (1926)  

Hachenburg Israelit 11031926.jpg (82705 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1926: "Hachenburg (Westerwald), 3. März (1926). Einer unserer Besten ist von uns gegangen. Am 3. Adar (17. Februar 1926) verschied im 75. Lebensjahre unser Samuel Weinberg. Der Typus eines aufrechten, echt frommen Jehudi vom alten Schlage, wie er leider immer seltener in unseren Landgemeinden zu finden ist, war er stets bestrebt, Gottesfurcht zu verbreiten und seine Kinder zu guten Juden zu erziehen. Eine harmonische, in sich geschlossene Persönlichkeit wie er war, war er von unbestechlichem Rechtlichkeitssinn, sowohl im persönlichen als auch geschäftlichen Leben. Unter einem rauen Äußern verbarg er ein gütiges Herz. Sowie er ein liebevoller Gatte und Vater war, so trat er auch Jedermann freundlich entgegen. Kein Fremder verließ sein Haus, ohne seine Gastfreundschaft genossen zu haben. Schwere Schicksalsschläge der letzten Jahre schlossen ihn nur enger seinem Gotte an. Er war ein echter Friedensliebender. Trotz Alters- und Krankheitsbeschwerden war er immer einer der Ersten im Gotteshause. Wie freute er sich, wenn er als Chasen (Vorsänger) funktionieren konnte, selten schön und verständnisinnig war seine Sidrovorlesung (Lesung des Toraabschnittes). - Möge sein S'chus (Verdienst) der hinterlassenen Familie beistehen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

    
Hinweis auf den in Altstadt-Hachenburg geborenen Kantor Siegmund Friedemann (1902-1984)  

Hachenburg SFriedemann 010.jpg (19890 Byte)Über den Lebenslauf von Kantor Siegmund Friedemann informiert ein französischer Artikel von Joë Friedemann in judaisme.sdv.fr: Link zu diesem Artikel.    
Siegmund Hachenburg ist am 3. April 1902 in Altstadt-Hachenburg geboren. Er ließ sich am "Bildungsseminar für Jüdische Lehrer" in Hannover ausbilden. Nach abgeschlossenem Studium war er in Camberg tätig, anschließend in Wallau. 1926 trat er Stelle des Lehrers und Kantors in Merzig an. Hier heiratete er Herta geb. Kahn. Seit 1930 war er in Saarbrücken tätig. Im Oktober 1936 trat er in den Dienst der Gemeinde von Saverne (Zabern). Nach dem deutschen Einmarsch folgten Jahre, die durch Internierung, Flucht und ständige Bedrohung geprägt waren. Seit 1946 wieder im Dienst von Gemeinden im Bereich Elsass-Lothringen: Sarrebourg, Belfort und Sarreguemines.        

        
        
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Das Warenhaus S. Rosenau sucht Mitarbeiter (1898 / 1901 / 1903)  

Hachenburg Israelit 29091898.jpg (44277 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. September 1898
"Suche per sofort 
zwei tüchtige Detail-Reisende
 
nicht unter 25 Jahren. Gehalt bei freier Station 1.500 Mark. Ausführlich Offerten erbeten 
S. Rosenau,
Hachenburg."  
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. April 1901
"Zum baldigen Eintritt suchen einen tüchtigen mit der Landwirtschaftlichen Maschinen- und Nähmaschinen-Branche vertrauten 
Detailreisenden
 
bei hohem Gehalt. Offerten mit Gehaltsansprüchen bei freier Station und Bild erheben.  
Warenhaus S. Rosenau

Hachenburg."    
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juni 1903: "Zum sofortigen Eintritt suche ich einen 
Reisenden
 
für landwirtschaftliche Maschinen. Ausführliche Offerten, mit Bild und Ansprächen, bei freier Station, erbeten. 
S. Rosenau, Hachenburg,
Reg.-Bezirk Wiesbaden."      

    
Anzeige der Viehhandlung Samuel Weinberg (1900) 

Hachenburg Israelit 28061900.jpg (33342 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juni 1900: "Einen jungen Mann, im Alter von 16-20 Jahren, zur Erlernung des Viehhandels gesucht. Derselbe bezieht sofort Lohn. 
Samuel Weinberg, Hachenburg, Westerwald." 

    
Geburtsanzeige von Alfred Weinberg und Sophie geb. Fröhlich (1925)    

Hachenburg Israelit 05031925.jpg (29602 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. März 1925; "Julius - Gott sei gepriesen - Die glückliche Geburt eines kräftigen Jungen zeigen dankerfüllt an Alfred Weinberg und Frau Sophie geb. Fröhlich. 
Hachenburg (Westerwald). 3. Adar 5685 / 26. Februar 1925".  
Anmerkung: Alfred und Sophie Weinberg wurden in der NS-Zeit ermordet. 


Geburtsanzeige von Fritz Neuhaus (1925)  

Hachenburg Israelit 18061925.jpg (23481 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juni 1925: "FritzGott sei gepriesen.  Die glückliche Geburt unseres Sohnes zeigen hocherfreut an 
E. Neuhaus und Frau Jenni, geb. Kissinger. Hachenburg, 10. Juni 1925 - 18. Siwan 5685" 

  
Verlobungsanzeige von Serry Neuhaus und Ernst Wallerstein (1930) 

Hachenburg Israelit 30011930.jpg (21421 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Januar 1930: "Gott sei gepriesen
Serry Neuhaus - Ernst Wallerstein. Verlobte.  
Hachenburg (Westerwald) - Siegburg, 
den 2. Februar 1930. 4. Schewat (5)690."  

   
  
Sonstiges
Taufe eines aus Hachenburg stammenden jüdischen Kindes (1788)
(freundl. Hinweis von Prof. Eugen Perau, Essen)     
Im katholischen Kirchenbuch Xanten St. Victor findet sich ein Taufeintrag für einen Jungen aus Hachenburg, der jüdischer Herkunft war (Meyer; Eintrag vom 6. April 1788). Er wurde in einer öffentlichen Tauffeier auf den Namen Joannes Henricus Victor (Johannes Heinrich Victor) getauft. Bei seiner Taufe war er 11 1/2 Jahre alt und lebte in Xanten bei Johann Scholten und seiner Frau Johanna geb. van den Berg. Quelle: https://data.matricula-online.eu/de/deutschland/muenster/xanten-st-viktor/KB005/?pg=199.    
  
   
   
Zur Geschichte der Synagoge          
   
Die jüdische Gemeinde hatte bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts einen Betsaal im 3. Stock eines jüdischen Hauses in der Judengasse, in dem es freilich zuletzt sehr eng zuging. Wenn 40 bis 50 jüdische Männer beieinander waren, mussten sie so gedrängt zusammenstehen, dass sie sich kaum noch bewegen konnten. 

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gab es Bestrebungen zum Bau einer Synagoge, doch erst um 1890 konnte die jüdische Gemeinde einen Bauplatz am Alexanderring 6 im ehemaligen Wallgraben der Stadtmauer erwerben (im Bereich der Tränke, eines früheren Brandweihers). Der Herborner Architekt Hoffmann arbeitete die Pläne aus. Grundsteinlegung war am 3. Juli 1896, die unter großer Beteiligung der Bevölkerung gefeierte Einweihung am 11. und 12. Juni 1897. 

Sowohl in der liberalen "Allgemeinen Zeitung des Judentums" wie auch in der orthodoxen Zeitschrift "Der Israelit" erschienen 
Berichte zur Einweihung der neuen Synagoge:
Hachenburg AZJ 0207 1897.jpg (120170 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. Juli 1897: "Hachenburg, 25. Juni. Am 11. dieses Monats wurde hier durch Bezirksrabbiner Herrn Dr. Landau-Weilburg die neue Synagoge eingeweiht. Unsere Stadt war festlich geschmückt, und Ehrenpforten winkten den Gästen den Willkommengruß entgegen. Um 4 Uhr versammelte sich die Gemeinde in der bisherigen Synagoge zum Abschiedsgottesdienst. In der Ansprache nahm im Namen der Gemeinde der Rabbiner Abschied von dem bisherigen Gotteshause und ermahnte die Zuhörer, den alten Glauben auch ferner zu bewahren und mit hinüberzunehmen in das neue Heiligtum. Dann wurden die Thorarollen ausgehoben und den dazu bestimmten Trägern übergeben. Nun ordnete sich der Festzug. Voran schritt die Kapelle des 80. Infanterie-Regiments unter Leitung des Herrn Kapellmeisters Münch-Wiesbaden, dann folgten die israelitische Schuljugend, die Schlüsselträgerin Fräulein Seewald mit den Schlüsseln des neuen Gotteshauses, die weißgekleideten Festjungfrauen und die Träger mit den Thorarollen unter himmelblauem Baldachin. Dann kamen der Rabbiner und der Kantor, die Spitzen der Behörden, die Ehrengäste, darunter auch der evangelische und katholische Geistliche von hier und viele andere Gäste von hier und auswärts. Vor dem neuen Gotteshause wurde mit einer Ansprache seitens der Trägerin der Schlüssel an die Behörde und von dieser an der Rabbiner überreicht, der an die Gemeinde wieder eine Ansprache hielt. Während die Gemeinde in die Synagoge einzog, intonierte die Kapelle einen Choral. Die Weihe wurde mit einem Chorgesang eingeleitet, welcher durch den von Herrn Lehrer Görz dirigierten israelitischen Sängerchor ausgeführt wurde. Nach der Festpredigt folgten Gebet und Chorgesang. Um 7 Uhr war Abendgottesdienst und von 9 Uhr beginnend Konzert, ausgeführt von Mitgliedern des Synagogenchores, unter Mitwirkung der Militärkapelle. Am anderen Morgen um 7 Uhr wurde Frühgottesdienst und um 9 Uhr Hauptgottesdienst abgehalten. der Nachmittag und Abend war den Festlichkeiten gewidmet, und fand Nachmittags Konzert und Abends Ball statt. Sämtliche Festlichkeiten wurden in dem eignes dazu erbauten und schön geschmückten Saale des Herrn Friedhof abgehalten. Bei der allgemeinen Beteiligung war der große Saal an den beiden Abenden bis auf den letzten Platz gefüllt; ein Beweis, dass hierselbst konfessionelle Eintracht herrscht."
Ausführlicher war der Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit": 
Hachenburg Israelit 05071897.jpg (131425 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juli 1897: "Hachenburg, 23. Juni (1897). Eine erhebende Feier fand am Freitag, den 11. und Samstag, den 12. vorigen Monats in unserer israelitischen Kultusgemeinde statt. Schon lange wurde das Bedürfnis in unserem engen Kreise empfunden, die dumpfen und engen Betsäle mit einem ansprechenden Gotteshause zu vertauschen. Die erste Anregung zum Entschlusse eines Synagogenbaues gab unser früherer Bezirksrabbiner, seiner Ehrwürdigen Herr Dr. Goldschmidt, jetzt Großherzoglicher Stadtrabbiner in Offenbach am Main durch eine zündende Rede. Das zielbewusste Vorgeben wurde von seinem Nachfolger, dem jetzigen Bezirksrabbiner, Seiner Ehrwürden Herrn Rabbiner Dr. E. Landau, durch das lebendige Wort und zu Herzen gehende Briefe von seinem Rabbinatssitze Weilburg aus fortgesetzt. Im Frühjahre vergangenen Jahres wurden die auf fruchtbaren Boden gefallenen Ermahnungen und Belehrungen in die Tat umgesetzt und im Frühjahre dieses Jahres ging der Neubau dieser Andachtsstätte seiner Vollendung entgegen. In unserer altehrwürdigen nassauischen Stadt, wo der Judenhass fast keine Nahrung findet, waren an den Tagen der Weihe die Häuser der hiesigen Bürger auf das reichlichste dekoriert, von der alten bis zur neuen Synagoge wurde eine Baumallee künstlich angelegt. Freitag um 4 Uhr nachmittags fand der Abschiedsgottesdienst in der alten Synagoge statt. Darauf hoben die Torarollenträger die Torarollen aus dem heiligen Schreine der alten Synagoge und trugen sie nach der Straße, wo ihrer der himmelblaue Baldachin wartete. Darnach hielt Herr Rabbiner Dr. E. Landau eine ergreifende Abschiedsrede, in welcher er die Gemeinde ermahnte, ihren angestammten Väterglauben auch fernerhin zu bewahren. Nach Beendigung der Abschiedsfeier bewegte sich der wohlgeordnete Festzug nach der neuen Synagoge. Voran schritt ein Teil der Kapelle des 80. Infanterie-Regiments unter Leitung des hervorragenden Kapellmeisters und Komponisten Münch - Wiesbaden. Ihr schloss sich die israelitische Schuljugend, die Schlüsselträgerin Fräulein Seewald an, begleitet von zwei Ehrendamen. Dann folgten die jüdischen Kultusbeamten: Rabbiner, Lehrer und Kantor, die Spitzen der Kreis-
Hachenburg Israelit 05071897a.jpg (218493 Byte)und Stadtbehörde, und die Ehrengäste. Unter den letzteren bemerkten wir auch den evangelischen Geistlichen, Herrn Dekan Neumann und den katholischen Pfarrer Herrn Jost, beide Männer, welche die allgemeine Liebe ihren Pfarrkindern von der Kanzel herab warm und unermüdlich ans Herz legen. Auch sehr viele der übrigen Beamten, sowie eine große Anzahl der Bürger Hachenburgs beehrten uns durch ihre Beteiligung am Festzuge. An der Mündung der Judengasse, in welcher sich die alte Andachtsstätte befindet, in der Kölner Straße nach der neuen Synagoge war ein Triumphbogen errichtet worden, mit dem jüdischen Wappen, dem Davidstern geziert. Desgleichen ein solcher am Eingange des Alexanderringes, den der Festzug ebenfalls berührte und woselbst die neue Synagoge steht. An der neuen Betstätte angelangt, überreichte die Schlüsselträgerin dem Vertreter des beurlaubten Herrn Landrat Büchting, Herrn Regierungsassessor Pahlke, den Schlüssel zum Haupteingange der neuerbauten Synagoge. In der kurzen, aber inhaltsreichen Ansprache erwähnte Fräulein Seewald unter anderem, dass die Aufgabe der Belehrung in dem Gotteshause sein müsste, Glauben und Vaterlandsliebe zu verketten. Darauf übergab Regierungsassessor Pahlke dem Herrn Rabbiner den Schlüssel, indem er einige herzliche Worte an ihn richtete. Herr Dr. Landau öffnete darnach die Türe des Gotteshauses unter tief empfundenen Worten und die Menge zog ein, während die Musik einen Choral intonierte. Nachdem das Publikum die Synagogensitze eingenommen hatte, erscholl der Ma Tauwu-Gesang von dem unter der Leitung des Herrn Dirigenten Lehrer Görtz gut geschulten Synagogenchor. Die Leistungen des genannten Herrn verdienen ganz besondere Anerkennung. 
Der Kantor, Herr Lehmann - Weilburg erntete durch seinen gefühlvollen Vortrag, sowie durch seine wohlklingende Stimme reichen Beifall. Erwähnenswert ist die Festpredigt des Herrn Rabbiner an jenem Freitagabend. Er sprach über den Zweck des Gottesdienstes und die Bedeutung der in der Synagoge sich befindlichen symbolischen Dinge. Um 1/2 7 Uhr am Samstagmorgen begann der Frühgottesdienst und um 9 Uhr der Hauptgottesdienst unter Mitwirkung des Synagogenchors. Die Festpredigt des Herrn Rabbiners enthielt ernste Betrachtungen über das, was unserer Gemeinde Not tut. 
Der gemütliche Teil der Festlichkeit fand in dem geräumigen Saale des Herrn Gastwirt Friedrich statt. Fräulein Mathilde Kahn gebührt unter den Leistungen im Festsaale unstreitig den Löwenanteil. Sie verstand es, den Prolog gefühlvoll vorzutragen. Ihre Vortragsweise zeigte tiefes Verständnis und stark ausgeprägten ästhetischen Geschmack. 
Der Saal war dicht gedrängt von Gästen, jüdischen und christlichen Glaubens, besetzt. Am Samstagabend um 9 1/2 Uhr begann das Festbankett und lange schon hatte die sternenhelle Nacht dem Tage den Platz geräumt, als die letzten Gäste sich entfernten. Möge dieses herrliche Fest noch lange in der Erinnerung der Bewohner unserer Stadt leben und dadurch das Band der Eintracht unter den verschiedenen Konfessionen hierselbst sich noch fester knüpfen."

Nur 31 Jahre blieb die neu erbaute Synagoge Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in Hachenburg. 
  
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört. Von der Polizei wurden die rituellen Gegenstände beschlagnahmt (nach einer Aufstellung "16 Torarollen, 9 Kultgegenstände, 17 Tücher, 5 Altardecken und -Deckchen, zwei Pergament-Rollen und drei Hörer". Während des Krieges wurde das Synagogengebäude als Luftschutzschule zweckentfremdet. 
     
Nach 1945 wurde es wieder an die Koblenzer Jüdische Kultusgemeinde überschrieben, die die ehemalige Synagoge weiter verkaufte. Das Gebäude wurde als Berufsschule genutzt, später zu einem Ladenlokal umgebaut. 
     
     
Adressen/Standorte der Synagogenalte Synagoge in der "Judengasse" (abgebrochen, neu bebaut), neue Synagoge Alexanderring 6 
     
     
     
Fotos
(Quelle: Sammlung Hahn; neuere Aufnahmen: Hahn, Aufnahmedatum 25.08.2009) 

Historische Aufnahmen
Hachenburg Synagoge 450.jpg (166274 Byte) Hachenburg Synagoge 450a.jpg (108290 Byte) Hachenburg Synagoge 06.jpg (45256 Byte)
 Historische Ansichtskarte von Hachenburg mit der Synagoge 
(auf der Karte links unten; rechts Ausschnittvergrößerung)
(Scan der Karte erhalten von Bruno Struif, Geschichtswerkstatt Hachenburg)  
Rechts: die Synagoge 
am Alexanderring  
 
       
 Das ehemalige Synagogengebäude 
im Sommer 2009 
         
Hachenburg Synagoge 200.jpg (77544 Byte) Hachenburg Synagoge 201.jpg (64790 Byte) Hachenburg Synagoge 200a.jpg (84830 Byte)
Blick entlang dem Alexanderring 
- das ehemalige Synagogengebäude 
ist das dritte Gebäude von links 
Das ehemalige Synagogengebäude -
 Perspektive wie auf der historischen
Ansichtskarte oben  
Das ehemalige Synagogengebäude -
 Perspektive wie auf der historischen Ansicht
 oben; die die ehemalige Synagoge
 umgebenden Gebäude sind klar erkennbar
    
     

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 

Oktober 2002: Neuauflage des Buches Zachor vorgestellt  
Hachenburg Lit 010.jpg (303465 Byte)Artikel in der "Rhein-Zeitung" zur Vorstellung der Neuauflage des Buches "Zachor" am 14. Oktober 2002: "'Zachor' - ein nötiges Buch. Neuauflage der Geschichte der Juden in Hachenburg vorgestellt - Mitautor aus Jerusalem angereist.  
Der Holocaust und seine unzähligen Schicksal werden aus der öffentlichen Diskussion immer wieder gern verdrängt. Nicht so in Hachenburg: Mit einer Neuauflage des Buchs 'Zachor' halten die Autoren Werner A. Güth, Johannes Kempf und Abraham Frank die Erinnerung an die jüdische Gemeinde der Stadt und deren Schicksal lebendig.  
Zum weiteren Lesen des Artikels bitte links anklicken.  
 
Juli 2012: In Hachenburg werden "Stolpersteine" verlegt    
Artikel im "Westerwald-Kurier" vom 4. Juli 2012: "Stolpersteine sind Mahnmale gegen das Vergessen. Am Montag, 9. Juli beginnt um 14.30 Uhr die Aktion "Stolpersteine" in Hachenburg. Der Kölner Künstler und Initiator der Aktion, Gunter Demnig, verlegt die Stolpersteine, die an die ermordeten und vertrieben jüdischen Mitbürger erinnern. Die Geschichtswerkstatt Hachenburg lädt dazu ein..."  
Link zum Artikel     
Anmerkung: die Verlegung begann am 9. Juli um 14.30 Uhr in Hachenburg vor dem Haus Herrnstraße 8 (Parkplatz HIntergassen); weitere Verlegestellen waren: Perlengasse neben Sassenrath, Wilhelmstraße (vor Buchhandlung Schmitt) und Judengasse 8.      
  
August 2013: Weitere Verlegung von "Stolpersteinen" in Hachenburg   
Artikel im "Westerwald-Kurier" vom 13. August 2013: "25 weitere Stolpersteine werden in Hachenburg verlegt 
17 Stolpersteine für Hachenburger Holocaust-Opfer wurden bereits im vergangenen Jahr in der Innenstadt verlegt. Am Freitag, 23. August findet die nun zweite Verlegeaktion statt: 25 weitere Steine sind vorgesehen, so dass damit alle 42 jüdischen Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft bedacht sind. 
Hachenburg. Auf Initiative der GeschichtsWerkstatt Hachenburg wurden 2012 bei der ersten Verlegung für Hachenburger Mitbürger jüdischen Glaubens, die von den Nationalsozialisten in KZs umgebracht wurden, Stolpersteine verlegt. Nun kommen 25 Steine dazu, damit an alle 42 jüdischen Hachenburger Opfer des Holocausts erinnert wird. Erfreulich ist, dass unter anderem von der Verbandsgemeinde Hachenburg, von Bürgermeister Klöckner als Privatperson und von Stadtratsmitglied Regina Klinkhammer (zusammen mit ihrem Mann) ebenfalls Stolpersteine gestiftet wurden. Der Stadtarchivar unterstützt die Aktion und der Bauhof wird die erforderlichen Erdarbeiten ausführen...."  
Link zum Artikel  
Anmerkung: die Verlegeaktion mit Programm begann am 23. August 2013 um 10 Uhr im Schießrain (neben Gasthaus zur Sonne), anschließend Leipzigerstraße, Rheinstraße und Koblenzer Straße; nachmittags war ab 14.30 die Verlegung mit Programm in der Wilhelmstraße 32, anschließend Judengasse und Johann-August-Ring.   
 
Artikel im "Westerwald-Kurier" vom 27. August 2013: "Auch in Hachenburg herrschte der Terror: Stolpersteine verlegt. 
Der Kölner Künstler Gunter Demnig kam unlängst nach Hachenburg, um bei der zweiten Verlegeaktion weitere 25 Stolpersteine in die Bürgersteige der Stadt einzubetten..."  
Link zum Artikel       
Weitere Informationen zu den Verlegeaktionen über die Geschichts-Werkstatt Hachenburg e.V., Hindenburgstr. 7, 57627 Hachenburg. Telefon: 02662/94 99 90 www.geschichtswerkstatt-hachenburg.de  info@geschichtswerkstatt-hachenburg.de.  
 
Dezember 2016: Spaziergang gegen das Vergessen führt zu den 42 Stolpersteinen in der Stadt   
Artikel im "Westerwald-Kurier" vom 29.12.2016: "Spaziergang gegen das Vergessen stimmte nachdenklich
Im abgelaufenen Jahr gab es zahlreiche politische Aufmärsche mit Hassparolen in der Stadt Hachenburg und der Region von Menschen, die von ihrem Demonstrationsrecht teils lautstark Gebrauch machten. Diesmal war es anders: ein eher schweigender 'Spaziergang gegen das Vergessen' führte die Versammelten von der alten Vogtei aus zu den 42 Stolpersteinen, mit denen an die ehemals in Hachenburg lebenden und später deportierten jüdischen Mitbürger erinnert werden sollte. Zum Abschluss dieser Kundgebung gedachte man des vor 26 Jahren ermordeten Kurden Nihat Yusufoglu, der in Hachenburg von Neonazis ermordet wurde.
Hachenburg. Der Holocaust ist in den Jahren der Hitlerdiktatur auch in Hachenburg nicht ohne Folgen geblieben. Zahlreiche Mitbürger fielen dem Rassenwahn der Nazis zum Opfer und endeten in den Gaskammern oder der Deportation, die nur wenige Menschen überleben konnten. Menschen, mit denen die Hachenburger bis dahin friedlich zusammen lebten, verschwanden für alle Zeiten, blieben aber dennoch in vielen Herzen zahlreicher Mitbürger lebendig..."   
Link zum Artikel   
 
November 2017: Gedenkveranstaltungen zur Erinnerung an den Novemberpogrom 1938  
Artikel im "Westerwald-Kurier" vom 20. November 2017: "Gedenkfeier zum Jahrestag des Novemberpogroms
In einer Gedenkfeier hat die Stadt Hachenburg an die Pogromnacht vom 9. November 1938 erinnert, in der die Jüdische Synagoge verwüstet wurde sowie gewaltsame Übergriffe auf jüdische Mitbürger erfolgten. Stadtbürgermeister Stefan Leukel dankte den Schülerinnen und Schülern der Realschule plus sowie der Grundschule Altstadt sowie Johannes Kempf für die Mitgestaltung der Gedenkfeier.
Hachenburg. Am Gedenkstein für die jüdischen Mitbürger in der Judengasse wurde zum Abschluss ein Kranz niedergelegt. Stadtbürgermeister Stefan Leukel wies darauf hin, dass noch Zeugen unter uns leben, die sich an die Ereignisse der Novembertage 1938 erinnern und davon erzählen können. Besonders den Überlebenden, so Leukel, sind wir unser eigenes Erinnern schuldig. Wenn einmal keine Zeugen mehr leben werden, wird die Aufgabe der Erinnerung sich aber nicht erledigt haben, denn ihr Anstoß schreibt sich über die Generationen hinweg. Denn Erinnerungsarbeit ist nicht rückwärtsgewandt; sie hat uns in unserer gesellschaftlichen und kulturellen Praxis geprägt und zur Bewältigung gegenwärtiger Herausforderungen befähigt. Umso mehr verdienen Beispiele von Mut und Zivilcourage unsere Anerkennung, so Stadtbürgermeister Stefan Leukel. Aktuell sei der Einsatz für Minderheiten und Andersgläubige, für Menschenrechte und Menschenwürde wieder mehr gefordert denn je. Dazu gehörten auch der Respekt und die Wertschätzung gegenüber unseren Mitbürgern.
Der Buchautor von 'Zachor – Ein Buch des Gedenkens', Johannes Kempf, schilderte sehr anschaulich die Rahmenbedingungen für die jüdischen Kinder in Hachenburg seit der Machtergreifung der Nationalsozialisten in 1933. Er zeichnete dabei u.a. auch den Lebensweg der Geschwister Rosel, Gerda und Bernhard Löb auf, die in der Hachenburger Judengasse gewohnt und später nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet wurden. Die Schilderungen wurden von den Schülerinnen und Schülern sowie den an der Gedenkfeier teilnehmenden Erwachsenen aufmerksam und in Stille mit großer Betroffenheit aufgenommen. Die anwesenden Schüler waren ihrerseits ebenfalls Teil des bewegenden Gedenkprogramms. So sangen die Kinder der 4. Klasse der Grundschule Altstadt unter An-leitung ihres Lehrer Thomas Krings das Lied 'Die Nacht'. Es wurde 1929 von den jüdischen Emigranten Aaron Domitz (Text) und Mikhl Gelbart (Musik) in New York komponiert. Das Lied beschreibt die Erfahrung der Diskriminierung und Verfolgung des Ostjudentums im damaligen Zarenreich vor dem ersten Weltkrieg. Es wurde in den dreißiger Jahren in Osteuropa sehr populär und noch 1942 bei Konzerten in jüdischen Ghettos aufgeführt. Unter der Leitung von Stefan Weidenfeller spielte die Bläserklasse der Realschule plus mehrere Stücke, die zum ernsten Hintergrund der Veranstaltung passten. Die Schüler Viktoria Hammerschmidt, Johanna Aust, Paula Bach, Anna Kraft, Chelsea Scheipers und Maxim Krug der 10b Klasse der Realschule plus unter der Leitung Frau Heike Fiedler trugen die Ringparabel aus 'Nathan der Weise' vor."    
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November 2019: Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an den Novemberpogrom 1938 
Artikel im "Westerwaldkurier" vom 2019: "Hachenburg erinnert an die Novemberpogrome von 1938
Glas splitterte, Gotteshäuser gingen in Flammen auf, Menschen wurden unter dem Gegröle von SA, SS und einem aufgeheizten Mob verprügelt, durch die Straßen getrieben und verhaftet. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 zerstörten und plünderten die Nationalsozialisten in ganz Deutschland Synagogen, jüdische Geschäfte und Wohnungen. Auch in Hachenburg wurden jüdische Bürger gedemütigt, verletzt und deportiert.
Hachenburg. Die Reichspogromnacht markiert den Auftakt zum schlimmsten Völkermord in der Geschichte. Um die Erinnerung an die Opfer wach zu halten, findet am 9. November um 17 Uhr am Vogtshof in Hachenburg eine Gedenkfeier mit Kranzniederlegung statt. Schülerinnen und Schüler der Realschule plus sowie der Grundschule Altstadt und Johannes Kempf werden diese mitgestalten. Stadtbürgermeister Stefan Leukel lädt alle Bürgerinnen und Bürger dazu ein, sich gemeinsam daran zu erinnern und ein Zeichen für Menschlichkeit und Toleranz zu setzen. (PM)"  
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Links und Literatur   

Links:

bulletWebsite der Stadt Hachenburg  
bulletWebsite der Geschichtswerkstatt Hachenburg e.V.  mit Seite zu den "Stolpersteinen" in Hachenburg   
bulletErinnerungen von Robert Schneider an die Pogromnacht 1938 in Hachenburg (pdf-Datei der ursprünglich bei www.koblenz.de eingestellten Datei, hier auf Seite 3 untere Hälfte)   

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,1 S. 313.
bulletOtto Ernst Hitzel: Die israelitische Religionslehre und das jüdische Schulwesen im 19. Jahrhundert in Hachenburg. In: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen (Westerwald) und der angrenzenden Gemeinden 22 1979 S. 151-161.
bulletders.: Die Synagoge in Hachenburg. in: ebd. Bd. 23 1980 S. 220-225.
bulletders.: Historischer Bericht über die Juden in Hachenburg. Hachenburg 1988. 
bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. S. 307-310.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 424-426. 
bulletWesterwald Lit 100.jpg (48301 Byte)Joachim Jösch / Uli Jungbluth u.a. (Hrsg.): Juden im Westerwald. Leben, Leiden und Gedenken. Ein Wegweiser zur Spurensuche. Montabaur 1998. 
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 175-176 (mit weiteren Literaturangaben).
bulletBruno M. Struif: Hachenburg - Zeitspuren einer Westerwälder Residenzstadt. Hachenburg 1999. 
In diesem Buch finden sich Ausführungen zur jüdischen Gemeinde Hachenburgs auf den Seiten 186-189.218-219 und 228-229.    
bulletHachenburg Lit 027.jpg (64591 Byte)Werner A. Gueth / Johannes Kempf / Abraham Frank: Zachor - ein Buch des Gedenkens: zur Erinnerung an die jüdische Gemeinde Hachenburg. Hrsg. im Auftrag der Stadt Hachenburg. Erstauflage 1989. Neuauflage 2002. TB 180 S.   

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Hachenburg  Hesse-Nassau (today: Rheinland-Pfalz). Established in the late 18th century, the community numbered 73 in 1843 and 124 (7 % of the total) in 1905. It also drew members from seven other townships, but constant arguments delayed the building of a synagogue until 1897. Affiliated with the rabbinate of Bad Ems, the community provided Hachenburg with eight of its nin cattle traders after Wordwar I. Nazi boycott measures reduced the Jewish population to 28 on Kristallnacht (9-10 November), when SA troops organized a pogrom. By 1 March 1940, all the Jews had left with half of the 40 emigrants going to the U.A.; 36 who remained on German soil perished in the Holocaust.
     
       

                   
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Stand: 30. Juni 2020