Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Hermeskeil (Kreis Trier-Saarburg) 
Jüdischer Friedhof  
   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde       
   
Siehe Seite zur Synagoge in Hermeskeil (interner Link)   
    
    
Zur Geschichte des Friedhofes      
    
Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden zunächst in Thalfang beigesetzt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bemühten sich die jüdischen Familien in Hermeskeil um Anlage eines eigenen Friedhofes. Der Gemeinderat bot hierfür ein Grundstück am Züscher Wald im Distrikt Adrian an (heute im Bereich des Gewerbegebietes "Im Adrian"). Die jüdischen Familien waren damit jedoch nicht einverstanden und kauften ein Grundstück an der Züscher Straße/Straße "Zum Ringgraben". Die Friedhofsfläche schloss sich unmittelbar an den evangelischen Friedhof der Gemeinde an. Der jüdische Friedhof wurde 1880 angelegt. Als erster soll der Vorbeter und Lehrer namens Friedmann beigesetzt worden sein.  
  
Seit Ende der 1920er-Jahre war der jüdische Friedhof in Hermeskeil Ziel antisemitischer Aktionen. Im Sommer 1929 wurde er erstmals schwer geschändet. Dabei wurden zwei Grabsteine umgeworfen und "in der gemeinsten Weise beschmutzt", das heißt vermutlich mit NS-Parolen oder -Symbolen beschmiert. Die Tat wurde in der Bevölkerung mit Abscheu aufgenommen. 

Hermeskeil CVMonat 091929.jpg (73098 Byte)Der Zeitung des des Centralvereins (CV-Zeitung, Monatsausgabe), Ausgabe vom September 1929 ist zu entnehmen:

 "Grabschändung in Hermeskeil. Durch die Presse des Rhein-, Nahe-, Moselgebietes ist folgende Meldung verbreitet worden: "Auf dem israelitischen Friedhof in Hermeskeil wurden zwei Grabsteine umgeworfen und in der gemeinsten Weise beschmutzt. Die Landjägerei hat sofort die Ermittelungen aufgenommen." 
Diese Zeitungsmeldung gibt nur den Tatbestand wieder; sie offenbart nicht die ungeheure Entrüstung, die dieses gemeine Verbrechen der Friedhofschändung in allen Kreisen der rechtlich und religiös denkenden Bevölkerung ausgelöst hat; vielleicht ist die Entrüstung gerade deshalb so stark, weil man bisher von solchen Friedhofschändungen nichts gewusst hat. Die Bevölkerung, zum größten Teil römisch-katholisch oder evangelisch und stark mit Israeliten durchsetzt, erkennt den Religionsfrieden als oberstes Gesetz an. Den konnten weder die großen Kulturkämpfe der letzten Jahrzehnte, noch das Ringen um das Konkordat in den letzten Monaten irgendwie erschüttern. Darum bekundet die gesamte Öffentlichkeit einmütig und geschlossen ihren Abscheu über die Störung des Friedhofsfriedens. Die Ermittlungen der zuständigen Stellen sind bisher noch nicht abgeschlossen; es ist noch nicht gelungen, die oder den Täter festzunehmen."
  
Hermeskeil CV 13091929.jpg (154490 Byte)Artikel in der CV-Zeitung von 13. September 1929: "Und nun auch auf dem Hochwald. Grabschändung in Hermeskeil. Durch die Presse des Rhein-, Nahe-, Moselgebietes ist folgende Meldung verbreitet worden: 'Auf dem israelitischen Friedhof in Hermeskeil wurden zwei Grabsteine umgeworfen und in der gemeinsten Weise beschmutzt. Die Landjägerei hat sofort die Ermittlungen aufgenommen.'  Diese Zeitungsmeldung gibt nur den Tatbestand wieder; sie offenbart nicht die ungeheure Entrüstung, die dieses gemeine Verbrechen der Friedhofsschändung in allen Kreisen der rechtlich und religiös denkenden Bevölkerung ausgelöst hat, vielleicht ist die Entrüstung gerade deshalb so stark, weil man im weitesten Umfang bisher von solchen Friedhofsschändungen nicht gewusst hat. Die Bevölkerung, zu größten Teil römisch-katholisch oder evangelisch und stark mit Israeliten durchsetzt, erkennt den Religionsfrieden als oberstes Gesetz an. Den konnten weder die großen Kulturkämpfe der letzten Jahrzehnte, noch das Ringen um das Konkordat in den letzten Monaten irgendwie erschüttern. Darum bekundet die gesamt Öffentlichkeit einmütig und geschlossen ihren Abscheu über die Störung des Friedhoffriedens. Die Ermittlungen der zuständigen Stellen sind bisher noch nicht abgeschlossen; es ist noch nicht gelungen, die oder den Täter festzunehmen. Da festzustehen scheint, dass es sich nicht um durchwandernde Fremde gehandelt hat und somit nur Einheimische in Betracht kommen dürften, taucht die Frage auf, wie es zu diesem scheußlichen Akt hatte kommen können. Wieder wird, wie in so vielen Fällen im übrigen Deutschland, die Verhetzung die treibende Kraft gewesen sein.  Schon seit Monaten entfalten die Nationalsozialisten und andere völkische Gruppen im Hochwald-, Hunsrück- und Nahegebiet regeste Propaganda mit den bekannten üblen Methoden der Judenhetze; können sie auch dank der Ruhe und Besonnenheit der bürgerlichen Bevölkerungskreise keine nennenswerten Erfolge erzielen, so ist es doch in einzelnen Fällen schon zu unangenehmen Zwischenfällen gekommen. wenn auch hier nicht gesagt werden kann und darf, dass diese Grabschändung in Hermeskeil in direktem Zusammenhang mit dem rechtsradikalen Treiben steht, die Annahme, dass es sich um einen Ausfluss dieser Verhetzung handelt, soistit leider nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen." 

Im September 1929 kam es zu einer erneuten, noch schlimmeren Friedhofschändung, bei der "sämtliche Grabsteine umgestürzt und zerstört" worden sind:   

Meldung im Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinden in Frankfurt vom Oktober 1929: "Hermeskeil (Hunsrück). Auf dem jüdischen Friedhof wurden offenbar von Antisemiten sämtliche Grabsteine umgestürzt und zerstört."

In welchem Zustand der Friedhof nach den Ereignissen beim Novemberpogrom 1938 war, ist nicht bekannt.     
   
In der Zeit des Zweiten Weltkrieges wurden auf dem jüdischen Friedhof in Hermeskeil umgekommene / ermordete Hälftlinge des SS-"Sonderlagers" / KZ Hinzert  beigesetzt. Im März 1946 wurden sie exhumiert und zum KZ-Friedhof / KT-Gedenkstätte Hinzert überführt und neu beigesetzt. Der Friedhof in Hermeskeil wurde - soweit möglich - wieder hergerichtet. Jüdische Grabsteine sind nicht erhalten. Ein Gedenkstein erinnert an die hier beigesetzt Toten der jüdischen Gemeinde Hermeskeil.  
  
  
  
Lage des Friedhofes   
    
Der Friedhof liegt unmittelbar beim christlichen (evangelischen) Friedhof an der Züscher Straße / Straße "Zum Ringgraben"   
     
     
     
Fotos 

Der Friedhof im Frühjahr 2006  
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum; April 2006)    
  
Hermeskeil Friedhof 104.jpg (111529 Byte) Hermeskeil Friedhof 103.jpg (101096 Byte) Hermeskeil Friedhof 102.jpg (87878 Byte)
Blick auf den von einer Hecke 
umgebenen jüdischen Friedhof 
Blick über den 
abgeräumten Friedhof 
Zugang vom christlichen zum
 jüdischen Friedhofsteil 
     
Hermeskeil Friedhof 101.jpg (111000 Byte) Hermeskeil Friedhof 100.jpg (85564 Byte)    
Inmitten des Friedhofes 
ein Gedenkstein  
Gedenkstein mit der kaum noch lesbaren
 Inschrift: "Zum Gedenken der Toten der
 Mitglieder der Jüdischen Kultusgemeinde
 Hermeskeil 1933-1945" 
   
 
       
Der Friedhof im Frühjahr 2012 
(Fotos: Barbara Theis, Aufnahmedatum 15.5.2012)  
   
Hermeskeil Friedhof 190.jpg (200411 Byte) Hermeskeil Friedhof 191.jpg (209844 Byte) Hermeskeil Friedhof 192.jpg (224247 Byte)
Blick vom christlichen Friedhof auf den
 Zugang zum jüdischen Friedhof  
Der weiterhin (wie schon 2006) kaum noch lesbare Gedenkstein 
  
     

      
       

Links und Literatur 

Links: 

bulletWebsite der VG Hermeskeil  
bulletSeite über den jüdischen Friedhof in Hermeskeil (Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier)  
bulletZur Seite über die Synagoge in Hermeskeil (interner Link) 
bulletGedenkstätte / SS-Sonderlager KZ Hinzert  

Literatur:    

     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013