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Hirzenach (Stadt
Boppard, Rhein-Hunsrück-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Hirzenach bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1935. Bereits im 16. Jahrhundert gab es jüdische Einwohner am
Ort. Zumindest wird zwischen 1577 und 1579 ein jüdischer Glasermeister in
Ober-Hirzenach namentlich genannt. Die Entstehung der Gemeinde geht jedoch erst
in die Zeit Ende des 18. Jahrhunderts / Anfang des 19. Jahrhunderts zurück.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1808 47 jüdische Einwohner, 1827 50, 1848 40 (in zehn
Familien), 1854 31. Bereits früh erfolgte der Rückgang der Zahl der jüdischen
Einwohner am Ort durch die Auswanderung, insbesondere nach Nordamerika sowie
durch die Abwanderung in die Städte.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Schule
(Religionsschule) und ein Friedhof
(auf Gemarkung Holzfeld). Ob zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde
im 19. Jahrhundert zeitweise ein eigener Lehrer angestellt wurde (möglich auf
Grund der Zahlen der jüdischen Familien am ehesten in der Mitte des 19.
Jahrhunderts), ist nicht bekannt.
Auf Grund der zurückgehenden Zahl der jüdischen Einwohner wurde die
Hirzenacher Gemeinde spätestens 1888 als Filiale der Synagogengemeinde Oberwesel
zugeteilt.
1930/35 gab es noch zwei jüdische Familien am Ort. Die NS-Zeit sorgte
beschleunigend dafür, dass die Gemeinde 1935 aufgelöst wurde (s.u.).
Von den in Hirzenach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Eugen Benedict
(1878), Alfred Feist (1892), Herbert Feist (1931), Hilde Feist (1933), Karl
Feist (1895), Selma Feist (1896), Benjamin Gerson (1876), Helene Lehmann
geb. Feist (1891), Blondine Plätzer geb. Benedikt (1879), Berta Schürmann geb.
Haas (1871).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Es wurden - außer dem zur Geschichte der Synagoge
genannten - noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte von Hirzenach in
jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts gefunden.
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war im oberen
Teil des Dorfes - ungefähr auf Höhe des heutigen Bahnhofes - eine erste
Synagoge vorhanden, die um 1825 umgebaut worden war. Für den Umbau musste
die Gemeinde eine Anleihe von 500 Thalern aufnehmen. Nach einer Beschreibung von
1831 hatte der Betsaal die folgenden Maße: "eine Länge von 23 1/2 Fuß
und Breite von 18 Fuß, einen Flächenraum von 463 3/4 Quadratfuß". Zu
beiden Seiten eines Mittelgangs gab es fünf Sitzbänke. Vor Vorraum aus führte
eine Treppe zur Empore der Frauen.
1854 musste die Synagoge abgebrochen werden, da damals die Rheintalbahn
gebaut und über das Grundstück der Synagoge geführt wurde. "Eine neue,
sehr stattliche Synagoge" wurde 1855/56 an der Hauptstraße erbaut. Das
Gebäude konnte teilweise mit Zahlungen aus dem Eisenbahnfiskus erstellt werden.
Bereits seit 1850 hatte die Gemeinde jedoch auch Mittel zum Neubau einer
Synagoge gesammelt; in diesem Jahr war behördlicherseits die Durchführung
einer Kollekte zum Bau einer neuen Synagoge genehmigt worden.
Bis 1908 wurden in der Synagoge Gottesdienste abgehalten, danach war die
Zahl der jüdischen Einwohner in Hirzenach für Gottesdienste zu klein geworden;
die Synagoge stand in der Folgezeit leer.
1929 wurde von den Behörden die Genehmigung zum Verkauf der Synagoge
erteilt. Die rituellen Gegenstände wurden in Nachbargemeinden verteilt. 1930
wurde im "Israelitischen Familienblatt Hamburg" über den Zustand des
Gebäudes berichtet: "Die zerfallende, fensterlose Synagoge, vor der
inzwischen ein Baum wild wächst und auf deren Vorhof kniehoch Gras wuchert, ist
vor einem Vierteljahr für 1.500 Reichsmark auf Abbruch verkauft worden".
Tatsächlich ist die Synagoge wenige Jahre später großenteils abgebrochen und
auf ihren Grundbauern ein Wohnhaus erstellt worden. Die giebelseitigen
Backsteinmauern blieben beim Umbau erhalten. 1935 berichtete die
Zeitschrift "Der Israelit" - damals scheint die Synagoge noch
gestanden zu haben.
Verkauf der Synagoge auf Abbruch (1935)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1935: "Hirzenach
(Landbürgermeisterei St. Goar am Rhein), 11. Juni (1935). Die
Religionsgemeinde wurde aufgelöst und die Synagoge an einen Privatmann
verkauft, der sie abreißen und das Gelände als Bauplatz verwenden wird.
Die Kultusgegenstände wurden in die Nachbargemeinden gebracht. In dem
Orte wohnen jetzt noch zwei jüdische Familien. Der schön gelegene,
ehrwürdige Friedhof ist ein Beweis für die ehemalige Größe und das
Alter der Gemeinde." |
Adresse/Standort der Synagoge: Rheinstraße
91 (ehemalige Hauptstraße)
Fotos
(Quelle: Landesamt s.Lit. S. 125)
Historisches Foto |
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Ortsansicht von Hirzenach um
1930: in der
Mitte das Gebäude der Synagoge |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 125-126 (mit weiteren Literaturangaben).
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 | Gustav Schellack: Das jüdische Schulwesen in den
ehemaligen Kreisen Simmern und St. Goar im 19. Jahrhundert. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit
in Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Matthias Molitor
und Hans-Eberhard Berkemann in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für
politische Bildung Rheinland-Pfalz. Erschienen im Verlag Matthias Ess in Bad
Kreuznach. 5. Jahrgang, Ausgabe 2/95 S. 23-27. Beitrag
online zugänglich (pdf-Datei). |
 | Doris Spormann / Willi Wagner: Zur Geschichte
der Juden in St. Goar, Werlau und Hirzenach. In: Jüdisches Leben im
Rhein-Hunsrück-Kreis. Hg. von Hunsrücker Geschichtsverein.
2003. |
 | Karl-Josef Burkard/Hildburg-Helene Thill:
Unter den Juden. Achthundert Jahre Juden in Boppard. Dausner-Verlag Boppard 1996
(Abschnitt "Juden in Hirzenach S. 181-200). |
n.e.

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