Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Kusel (Kreisstadt) 
mit Orten der Umgebung (Altenglan, Diedelkopf) 
Jüdische Geschichte / Synagoge 

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben sowie zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Kennkarten aus der NS-Zeit    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bullet Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
   
In Kusel bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück.
  
Bereits im Mittelalter gab es Juden in der Stadt, die von der Verfolgung in der Pestzeit 1348/49 betroffen waren.  
  
Spätestens Mitte des 18. Jahrhunderts waren wieder einige Juden/jüdische Familien in der Stadt. Im jüdischen Friedhof in Thallichtenberg ist das Grab eines 1761 in Kusel gestorbenen Juden. 1776 gab es zwei jüdische Familien in der Stadt.    
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1827 13, 1848 30 jüdische Einwohner in sieben Familien, 1875 30, 1900 55 in 20 Familien von insgesamt 3.122 Einwohnern). Zur jüdischen Gemeinde gehörten 1854 auch die wenigen in Diedelkopf und Altenglan wohnenden jüdischen Personen.   

An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule und ein rituelles Bad.  Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Thallichtenberg beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat in Kaiserslautern.  
 
Um 1924, als zur Gemeinde etwa 65 Personen gehörten (2,2 % von insgesamt etwa 3.000 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Max Weil und Alfons Oppenheimer. Die Stelle des Lehrers war damals gerade unbesetzt. 1932 waren die Gemeindevorsteher Max Weil (1. Vors. und Schriftführer), Ernst Bermann (2. Vors.) und Artur Steiner (3. Vors.). Damals waren die jüdischen Familien im Leben der Stadt völlig integriert. Eine Reihe von Einzelhandelsgeschäfte (darunter vier Textilgeschäfte) gehörte jüdischen Personen /Familien.   
  
Zur jüdischen Gemeinde gehörten seit der Auflösung der dortigen Gemeinden auch die noch an den folgenden Orten lebenden jüdischen Personen: Konken (1924 19, 1932 7 Personen), Ulmet (1924 15, 1932 15) und Eßweiler (Anschluss seit 1906; 1924 11, 1932 7 Personen).   
   
1933 wurden 66 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt. In den folgenden Jahren sind die meisten von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 1938 waren noch 54 jüdische Personen in der Stadt. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung des Betsaales zerstört; die jüdischen Geschäfte und Wohnhäuser wurden überfallen und demoliert. Jüdische Männer der Gemeinde wurden in das KZ Dachau verschleppt. Die Frauen und Kinder wurden in Richtung der französischen Grenze transportiert, um sie abzuschieben. Da jedoch Frankreich seine Grenze geschlossen hielt, wurden sie nach Mainz gebracht und dort auf freien Fuß gesetzt; nur einige von ihnen kehrten nach Kusel zurück. Die letzten verbliebenen jüdischen Einwohner wurden im Oktober 1940 nach Gurs deportiert. 
  
Von den in Kusel geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Clara Bermann geb. Maier (1895), Hildegard Bermann (1927), Adolf Borg (1890), Isidor Borg (1894), Sally Frank (1909), Emma Guthmann geb. Steiner (1878), Kurt Guthmann (1909), Simon Herz (1900), Werner Isaak (1931), Jakob Löser (1874, vgl. Kennkarte unten), Jakob Löser (1878), Richard Löser (1903), Elise Mayer-Eppstein (1871), Hans Mayer (1913), Oskar Mayer (1883), Alfons Oppenheimer (1875), Gutella Oppenheimer geb. August (1869), Artur Anselm Maximilian Steiner (1877, vgl. Kennkarte unten), Robert Steiner (1908, vgl. Kennkarte unten), Paula Tuteur (1905), Elise Weil geb. Mayer (1861), Hedwig Weil geb. Mayer (1911), Markus Weil (1877), Otto Weil (1883), Tilly Wolf geb. Landau (1895).           
    
Aus Altenglan sind umgekommen:  Adolf Borg (1890), Isidor Borg (1894), Erika Irmgard Frank (1904).  
     
Aus Ulmet sind umgekommen: Karoline Heumann geb. Rotschild (1885), Elisabeth Kayem geb. Mayer (1907), Frieda Kayem geb. Mayer (1875), Erich Emanuel Maier (1934), Julius Maier (1905), Ludwig Maier (1906), Siegfried Maier (1907), Abraham Mayer (1880), Alfred Mayer (1937), Bernhard Mayer (1883), Hilde Mayer geb. Maier (1887), Juliane Mayer geb. Kahn (1871), Julius Mayer (1903), Kurt Mayer (1932), Leon Mayer (1876), Olga Mayer geb. Baum (1907), Salo Mayer (1940).    
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1915 / 1924  

Kusel Israelit 02091915.jpg (46614 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. September 1915: 
"Vorbeter und Schächter 
per 1. September gesucht, eventuell für die Feiertage Aushelfer. 
Israelitische Kultusgemeinde Kusel.
(Pfalz)."  
 
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 6. März 1924: 
"Wir suchen für sofort, eventuell auch später, Religionslehrer, Kantor und Schochet. 
Angebote mit Bild, Zeugnisabschriften, Gehaltsansprüchen an 
Max Weil, Kusel (Pfalz)
."      

    
    
Berichte aus dem jüdischen Gemeindeleben sowie zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde       
Gottesdienst an Chanukka - jüdische Winterhilfe - Lehrerswitwe Loeser wird 75 (1937)    

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. Januar 1938: "Kusel. An Schabbos-Chanukka fand in der gut besetzten Synagoge Gottesdienst statt.  
An Chanukka wurden seitens der jüdischen Winterhilfe Wäsche und Lebensmittel ausgegeben.  
Die Lehrerswitwe, Frau Math. Loeser, vollendet am 15. Januar ihr 75. Lebensjahr. Möge die Jubilarin noch viele Geburtstage in Gesundheit erleben. (Alles Gute) bis 120 Jahre."         

    
50. Geburtstag von Ernst Bermann (1938)     

Kusel JG Rheinpfalz 01031938.jpg (15652 Byte)Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. März 1938: "Kusel. Der Vorsitzende des Synagogenrats der israelitischen Kultusgemeinde, Herr Ernst Bermann vollendet am 23. März sein 50. Lebensjahr. Die Kultusgemeinde gratuliert herzlichst und wünscht ihm für sein weiteres Leben Glück und Gesundheit."      

   
Abschiedsgruß an die ausgewanderten Gemeindeglieder (1938)     

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. Juli 1938: "Aus Kusel. Die jüdische Gemeinde wünscht allen ihren Ausgewanderten alles Gute und ruft ihnen ein herzliches 'Lebewohl' zu!" 

        
Erinnerungen an Julius Maier (geb. 1905 in Ulmet, lebte in Datterode, umgekommen nach Deportation 1941)     
Anmerkung: Julius Maier ist am 14. Mai 1905 in Ulmet geboren und lebte später in Datterode. Seine Eltern waren der Handelsmann Emanuel Maier (gest. 1921) und Johanna geb. Rotschild (gest. 1918). Julius Maier hatte drei Geschwister (Brüder 1906 und 1907 geboren, die Schwester 1910). Er wohnte in Datterode, Haus Nr. 64 bei Frieda Pfifferling geb. Maier. Am 9. Dezember 1941 wurde Julius Maier nach Angaben des Gedenkbuches des Bundesarchivs ab Kassel in das Ghetto Riga deportiert; er ist umgekommen. 
Dokument und Foto erhalten über Thomas Beck.        

  Datterode Wehrstammrolle Julius Maier 1940.jpg (94891 Byte)  Bruehl Stolperstein JMaier.jpg (35962 Byte)   
Vermutlich durch ein Versehen der Behörde (Gemeinde Datterode
wurde Julius Maier noch 1940 mit einem "Wehrstammblatt" erfasst  
 Stolperstein für Julius Maier
 in Brühl 
 

      
      
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen
  
Anzeige des Manufaktur- und Konfektionsgeschäftes S. Weil (1916)  

Kusel FrfIsrFambl 19051916.jpg (36754 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Mai 1916: "In meinem Manufaktur- und Konfektionsgeschäft wird eine tüchtige Verkäuferin per sofort gesucht. 
S. Weil,
Kusel in der Pfalz".  

    

Kennkarten aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarten zu Personen, 
die in Kusel geboren sind
   
 Kusel KK MZ Loeser Jakob.jpg (89110 Byte)  Kusel KK MZ Steiner Arthur.jpg (90530 Byte) Kusel KK MZ Steiner Robert.jpg (88308 Byte) 
  KK (Mainz 1939) für Jakob Löser (geb. 12. 
September 1874 in Kusel), Metzger, wohnhaft
 in Frankfurt, am 22. November 1941 deportiert 
ab Frankfurt nach Kowno (Kaunas), Fort IX,
 umgekommen   
 KK (Mainz 1939) für Arthur Steiner (geb. 
4. April 1877 in Kusel), Kaufmann, wohnhaft in 
Kusel und Mainz, am 25. März 1942 deportiert 
ab Mainz - Darmstadt in das Ghetto Piaski,
 umgekommen   
 KK (Mainz 1939) für Robert Steiner (geb.
 14. April 1908 in Kusel), Kaufmann, wohnhaft
in Mainz, am 25. März 1942 deportiert ab 
Mainz - Darmstadt in das Ghetto Piaski,
 umgekommen  

     
     
  
  
Zur Geschichte der Synagoge      
     
Zunächst war vermutlich ein Betraum im Haus einer jüdischen Familie vorhanden. 1844 erfährt man erstmals von einem Bethaus (Synagoge) in der Stadt. Um 1870 war ein inzwischen in sehr schlechtem Zustand befindliches Bethaus in der Hintergasse vorhanden (vermutlich identisch mit dem 1844 genannten Bethaus). Die Gemeinde war auf der Suche nach einem neuen Gottesdienstraum, zumal in der Hintergasse ein angrenzender Schweinestall mit Abtritt die Luft verpestete und die Bewohner der höheren Etagen den Gottesdienst störten. So plante man schon damals ein Bau einer eigenen Synagoge und trug 1873 und 1887 den Behörden entsprechende Bitten vor.  
  
Nach 1873 wurde ein Betraum (Synagoge) in einem Haus in der Ziegelgasse zwischen Marktplatz und Marktstraße (an der Einmündung der Ziegelgasse hinter dem Hutmacherbrunnen) eingerichtet. Das Gebäude gehörte einer Brauerei und diente in erster Linie als Fremdenstall der benachbarten Gaststätte "Zum deutschen Kaiser". 
   
Gegen Ende des 19. Jahrhundert plante die Gemeinde den Bau einer Synagoge in der Stadt. Bezirksbaumeister Kleinhans zeichnete 1899 die Pläne für ein zweigeschossiges Gebäude in neuromanischen Formen mit einer Apsis (im Bereich des Toraschreines) und einem seitlichen Anbau für das Treppenhaus zur Frauenempore. Ein Grundstück in der Lehnstraße (Garten des Bäckers Karl Schwinn) war bereits zuvor von der Gemeinde gekauft worden. Doch wurde dieser Bauplatz wieder aufgegeben zugunsten eines geplanten Neubaus in der Ringstraße. Dennoch konnte der Plan nicht verwirklicht werden, der bisherige Betsaal in der Ziegelgasse blieb bis zum Herbst 1938 Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in der Stadt. Die Gottesdienste an den hohen Feiertagen im Herbst 1938 wurden vom Sohn des langjährigen Vorbeters und Lehrers M. Loeser, J. Loeser aus Mainz begleitet.   
     
Gottesdienste zu den hohen Feiertagen im Herbst 1938 mit Vorbeter J. Loeser aus Mainz   

Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. Oktober 1938:  "Kusel. In der hiesigen Synagoge findet an den diesjährigen hohen Feiertagen Gottesdienst statt. - Den Vorbeterdienst versieht Herr J. Loeser aus Mainz."         
 
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. November 1938: "Aus Kusel. Der Gottesdienst an Neujahrsfest und Versöhnungstag in der hiesigen Synagoge war von hier und den dazugehörenden auswärtigen Gemeindemitgliedern sehr gut besucht. Der Gottesdienst selbst war feierlich und erbauend. Die Vorträge des Herrn J. Loeser aus Mainz waren in jeder Hinsicht zufriedenstellend. Man fühlte sich unwillkürlich in vergangene Zeiten zurückversetzt, als Herr Loeser die alten Weisen seines verstorbenen Vaters, Herrn M. Loeser, der nahezu ein Menschenalter als Vorbeter hier amtierte, erklingen ließ. Ein Teil der Gebete trug Herr Max Sender aus Konken vor, der schon sehr oft sich der Gemeinde als Vorbeter ehrenamtlich zur Verfügung stellte. Schofargeblasen wurde von Herrn R. Steiner aus Kusel."      

    
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung des Betsaals in der Ziegelgasse zerstört, das Gebäude blieb erhalten. Nach 1938 kam das Gebäude in den Besitz der politischen Gemeinde, die ein öffentliches Bad einrichten ließ. 1984 wurde das Gebäude abgebrochen. 
    
Am Standort des Gebäudes mit dem Betraum befindet sich seit 2000 eine Bronzeplastik.     
    
    
Adresse/Standort des Betraumes: Ziegelgässchen 7 - zwischen Marktplatz und Marktstraße an der Einmündung der Ziegelgasse hinter dem Hutmacherbrunnen
    
    
Fotos
(Quelle: Landesamt s.Lit. S. 223; neuere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 3.6.2011)  

Pläne von 1899 zum Bau einer 
Synagoge in Kusel
, gezeichnet von
 Bezirksbaumeister Kleinhans 
(nicht verwirklicht)  
Kusel Synagoge 140.jpg (82808 Byte) Kusel Synagoge 141.jpg (56556 Byte)
  Plan der Ansicht des Synagogengebäudes 
von der Ringstraße, rechts das 
angebaute Treppenhaus für 
die Frauenempore
Grundriss der geplanten Synagoge - unten 
der Eingang mit Torplatz, von hier aus 
die getrennten Eingänge für die Männer 
und die Frauen (rechts zur Empore) 
      
     
Standort des Gebäudes mit 
dem ehemaligen Betsaal  
Kusel Gedenken 123.jpg (131103 Byte)    
      Blick in die Ziegelgasse, an deren Ende 
das Gebäude mit dem Betsaal war  
   
       
Kusel Gedenken 120.jpg (139323 Byte) Kusel Gedenken 121.jpg (153845 Byte) Kusel Gedenken 122.jpg (138123 Byte)
Die von dem Kuseler Künstler Stefan Engel (geb. 1960) erstellte Bronzeplastik am Standort des Gebäudes mit dem früheren jüdischen Betsaal. 
Eine Tafel zur Erläuterung der Bronzeplastik oder zur Erinnerung an die jüdische Geschichte ist am Platz nicht vorhanden. 
Der Künstler nennt die Figur nach einem Diktum von George Berkeley "Esse percipi" ("Sein heißt Wahrgenommenwerden"). Inspiriert wurde der Künstler durch "Die Blendung" von Elias Canetti, nach dem jeder Mensch in seinem Schwanken zwischen Schaulust und selbstverschuldeter Blindheit gefangen ist und erst diese Beschränktheit "das Nebeneinander von Dingen erlaubt, die unmöglich wären, wenn sie einander sähen". Diese Deutung und weitere Informationen zu dem Künstler und seinem Werk im Online-Magazin von Erhard Metz - FeuilletonFrankfurt - zu einer Ausstellung von Stefan Engel im Kunstforum Mainturm "KörperGehäuse": Beitrag von Brigitta Amalia Gonser   
         

            
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte 

2006 und 2007 wurden bei drei Verlegeaktionen "Stolpersteine" in Kusel verlegt
Siehe Liste der "Stolpersteine" in Kusel  https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Kusel 
 
Februar 2020: In Lampertheim werden "Stolpersteine" für den in Kusel geborenen Sally Frank und seine Familie verlegt 
Anmerkung: in Kusel wurde im Ziegelgässchen bereits am 24. Februar 2007 ein "Stolperstein" für Sally Frank verlegt. Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Kusel 
Artikel von Andre Heuwinkel in der "Lampertheimer Zeitung" vom 16. Januar 2020: "Fünf Stolpersteine für jüdische Familie.
Mithilfe der Recherchen von Volker Ochs und Karl Klemm ist es gelungen, das Schicksal der Familie Frank näher zu beleuchten. Am 6. Februar kommt Gunter Demnig nach Lampertheim.
LAMPERTHEIM
- Er zählt zu den Angehörigen jener Familie, die wohl zu den letzten deportierten Juden Lampertheims gehörte: Der Lampertheimer Soziologe Volker Ochs, inzwischen in Saarbrücken wohnhaft, hat das Schicksal der Familie Frank weiter ausgeleuchtet und ist während seiner Arbeit im Falle von Sally Frank zu weiteren Erkenntnissen gekommen. Nun sollen ab dem 6. Februar fünf Stolpersteine an das Schicksal der Familie Frank, die zeitweise in der Wilhelmstraße 67 wohnte, erinnern. Gunter Demnig, der Initiator des weltweit größten dezentralen Mahnmal-Projekts, hat sein Kommen bereits zugesagt. Bereits in der Vergangenheit haben Ochs und sein Kollege vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), Karl Klemm, intensiv über die Opfer nationalsozialistischer Verfolgung geforscht. Die Ergebnisse mündeten in die Veröffentlichung 'Der Erinnerung Namen geben', welche das Forscher-Duo 2014 der Öffentlichkeit vorstellte. Darin konnten sie die Namen von mindestens 110 Lampertheimern ausfindig machen, die Opfer politischer Verfolgung und Entrechtung geworden sind. Auch das heiße Eisen der Täterschaft scheute Ochs im Fortgang nicht und veröffentlichte drei Jahre später 'Täter, Gehilfen und Biedermänner' – ein Dossier über verschiedene Tätertypen, die exemplarisch für das nationalsozialistische Terror-Regime stehen sollen.
Die fünf neuen Stolpersteine sind Berta Frank (geborene Süß, gestorben im KZ Treblinka), ihrer Tochter Erika Irmgard Frank (vergast in Tötungsanstalt Bernburg), dem Sohn Sally Frank sowie den Söhnen von Erika Irmgard – Hans und Werner – gewidmet. Das Schicksal Hans Franks haben Ochs und Klemm bereits ausführlich geschildert: Er konnte per Adoption 1939 in die USA vermittelt werden und lebt unter dem Namen Frederick Rosenbaum im Bundesstaat Ohio. Neu sind allerdings die Erkenntnisse zu Sally Frank. 'Die Quellenlage über ihn war bislang recht bescheiden', erklärt Ochs. Über seine Forschungen hat er Lampertheims Stadtarchivar Hubert Simon unterrichtet.
Im berüchtigen Hotel Terminus in Lyon verhört. Demnach gibt es in Sally Franks Heimatgemeinde Kusel (Rheinland-Pfalz) bereits seit 2013 einen Stolperstein. Obgleich er erst seit 1928 in der Lampertheimer Meldekarte aufgeführt war, vermutet Ochs, dass er bereits davor mit Mutter Berta in der Spargelstadt lebte. Nach einer Ausbildung (wahrscheinlich zum Metzger) im Elsass kehrte er 1932 nach Lampertheim zurück, um nach der 'Machtergreifung' 1933 wiederum mehrfach den Wohnort (unter anderem Mühlhausen, Saarbrücken) zu wechseln. Es folgten nach den Novemberpogromen die Flucht nach Frankreich (Belfort), ein Einsatz in der Französischen Fremdenlegion sowie die Internierung, aus der Frank fliehen konnte. Nach längerem Abtauchen – Ochs vermutet in der 'Resistance' – wurde Frank von Gestapo und französischer Polizei gesucht und letztlich 1943 in Lyon verhaftet. Dort sorgte der 'Schlächter' Klaus Barbie (1913-1991) für Schrecken. Laut Ochs wurde Frank auch in dem berüchtigten Hotel Terminus verhört. Auch wenn der Todestag Franks nicht genau geklärt ist, geht Ochs davon aus, dass er – nach Aufenthalt im Internierungslager Drancy – nach Auschwitz deportiert wurde und dort 1943 starb. 'Die Suche hat sich gelohnt', so Ochs’ Fazit."
Link zum Artikel  
 
Juni 2020: Begleitheft und App zu den "Stolpersteinen" in Kusel   
Pressemitteilung der Stadt Kusel vom Juni 2020: "Begleitheft zur Erkundung der Stolpersteine in Kusel. Erinnern Sie sich mit uns an unsere jüdischen Mitbürger in Kusel!
Jede Stadt hat ihre Geschichte. Das gilt auch für Kusel. Auf das Meiste sind wir stolz. Aber wir scheuen uns nicht, auch dunklere Seiten aufzuzeigen. So stellen wir uns auch dem Schicksal unserer jüdischen Mitbürger und Mitbürgerinnen in Kusel während des Nationalsozialismus. Geschichte prägt Zukunft positiv, wenn man sie gut verarbeitet. Deshalb hat sich die Stadt Kusel mit dem Bündnis gegen Rechtsextremismus Kusel in den Jahren 2006 und 2007 an der Aktion „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig beteiligt, nachdem ein Arbeitskreis sorgfältig die erschütternden Lebenswege der betroffenen jüdischen Familien in Kusel nach gezeichnet hatte. Seit Jahren sind uns die Stolpersteine nun Mahnung, nicht zu vergessen und Auftrag an jeden von uns, sich persönlich in seinem Umfeld immer aktiv für Toleranz, Freiheit und Demokratie einzusetzen. Engagierte Menschen bieten Führungen zu den Stolpersteinen an. Wechselnde Schulgruppen kümmern sich um die Pflege der Bronzeplaketten. Allen Beteiligten sage ich ein herzliches Dankeschön. Für die Idee und die Erstellung des vorliegenden Begleitheftes gilt mein Dank Gerhard Berndt und Hans-Christian von Steinaecker. Das Heft ermöglicht, alle Stolpersteine in Kusel aufzufinden und gibt gleichzeitig Auskunft über das Leben und Schicksal der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, an die sie erinnern.
Ulrike Nagel   Bürgermeisterin der Stadt Kusel
Das Begleitheft kann bei der Buchhandlung Wolf und der Buchhandlung Schneider, sowie im Stadt- und Heimatmuseum erworben werden. Außerdem kann man sich neuerdings die App Stolpersteine von Google Play als Android- oder Macversion auf das Smartphone laden. GPS muss dafür aktiviert werden.    Online ist das Begleitheft auch lesbar (pdf-Datei) 
Link zum Download der APP: https://play.google.com/store/apps/details?id=de.stolpersteineguide.app "   

       

      
Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Kusel   
bulletStolpersteine in Kusel https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Kusel  

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,1 S. 460-461.
bulletErnst Schworm: Kusel - Geschichte der Stadt. Hrsg. Stadt Kusel. 1987 S. 369-374. 
bulletRoland Paul: Die Verschleppung der Juden aus dem Landkreis Kusel vor 50 Jahren und das Schicksal der Deportierten. In: Westrich-Kalender 1991. S. 145-150. 
bulletOtmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005. S. 106.  
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 223 (mit weiteren Literaturangaben). 
bulletBündnis gegen Rechtsextremismus Kusel (Hrsg.): Begleitheft zur Erkundung der Stolpersteine in Kusel. Erinnern Sie sich mit uns an unsere jüdischen Mitbürger in Kusel! Text von Hans-Christian von Steinaecker. 1. Auflage 2013 24 S.. Online lesbar (als pdf-Datei eingestellt). 
bullet"´...auf Lastwagen fortgeschafft." Die jüdischen Bürger der Stadt Kusel. Hrsg. vom Bündnis gegen Rechtsextremismus. Kusel 2008². 200 S. Als pdf-Datei eingestellt

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Kusel  Palatinate. Jews lived in Kusel from the 14th century on. They suffered in the Black Death persecutions of 1348-49 and were finaly expelled in 1543 with all the Jews of the Duchy of Zweibruecken. Settlement was apparently renewed only in the mid-18th century. Numbering 13 individuals in 1827, the Jewish population grew to 55 (total 3.122) in 1900 and 66 in 1930. The community maintained a prayer room and buried its dead at the Jewish cemetery of Thallichtenberg. In June 1933, about four months after the Nazi assumption of power, 56 Jews were living in Kusel. Their prayer room as well as stores and homes was vandalized in Kristallnacht (9-10 November 1938). Jewish men were sent to the Dachau concentration camp. About 15 Jews from Kusel managed to emigrate to safe havens, and about 30 moved to other German cities and neighboring countries. It may be assumed that of the latter group several were deported and perished, as was the case also for the Jews remaining in Kusel.  
    
      

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020