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Kusel (Kreisstadt)
mit Orten der Umgebung (Altenglan, Diedelkopf)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Kusel bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts
zurück.
Bereits im Mittelalter gab es Juden in der Stadt, die von der Verfolgung
in der Pestzeit 1348/49 betroffen waren.
Spätestens Mitte des 18. Jahrhunderts waren wieder einige
Juden/jüdische Familien in der Stadt. Im jüdischen Friedhof in Thallichtenberg
ist das Grab eines 1761 in Kusel gestorbenen Juden. 1776 gab es zwei
jüdische Familien in der Stadt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1827 13, 1848 30 jüdische Einwohner in sieben Familien, 1875 30, 1900 55
in 20 Familien von insgesamt 3.122 Einwohnern). Zur jüdischen Gemeinde
gehörten 1854 auch die wenigen in Diedelkopf und Altenglan
wohnenden jüdischen Personen.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Schule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem
jüdischen Friedhof in Thallichtenberg beigesetzt. Zur Besorgung religiöser
Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer angestellt, der zugleich als
Vorbeter und Schochet tätig war. Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat in Kaiserslautern.
Um 1924, als zur Gemeinde etwa 65 Personen gehörten (2,2 % von insgesamt
etwa 3.000 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Max Weil und Alfons
Oppenheimer. Die Stelle des Lehrers war damals gerade unbesetzt. 1932 waren die
Gemeindevorsteher Max Weil (1. Vors. und Schriftführer), Ernst Bermann (2.
Vors.) und Artur Steiner (3. Vors.). Damals waren die jüdischen Familien
im Leben der Stadt völlig integriert. Eine Reihe von Einzelhandelsgeschäfte
(darunter vier Textilgeschäfte) gehörte jüdischen Personen /Familien.
Zur jüdischen Gemeinde gehörten seit der Auflösung der dortigen Gemeinden
auch die noch an den folgenden Orten lebenden jüdischen Personen: Konken (1924
19, 1932 7 Personen), Ulmet (1924 15, 1932 15) und Eßweiler
(Anschluss seit 1906; 1924 11, 1932 7
Personen).
1933 wurden 66 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt. In
den folgenden Jahren sind die meisten von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 1938 waren noch 54
jüdische Personen in der Stadt. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die
Inneneinrichtung des Betsaales zerstört; die jüdischen Geschäfte und
Wohnhäuser wurden überfallen und demoliert. Jüdische Männer der Gemeinde
wurden in das KZ Dachau verschleppt. Die Frauen und Kinder wurden in Richtung
der französischen Grenze transportiert, um sie abzuschieben. Da jedoch
Frankreich seine Grenze geschlossen hielt, wurden sie nach Mainz gebracht und
dort auf freien Fuß gesetzt; nur einige von ihnen kehrten nach Kusel zurück. Die letzten verbliebenen jüdischen
Einwohner wurden im Oktober 1940 nach Gurs deportiert.
Von den in Kusel geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Clara Bermann geb. Maier
(1895), Hildegard Bermann (1927), Adolf Borg (1890), Isidor Borg (1894), Sally
Frank (1909), Emma Guthmann geb. Steiner (1878), Kurt Guthmann (1909), Simon
Herz (1900), Werner
Isaak (1931), Jakob Löser (1874, vgl. Kennkarte unten), Jakob Löser (1878), Richard Löser (1903),
Elise Mayer-Eppstein (1871), Hans
Mayer (1913), Oskar Mayer (1883), Alfons Oppenheimer (1875), Gutella Oppenheimer
geb. August (1869), Artur Anselm Maximilian Steiner (1877, vgl. Kennkarte unten), Robert Steiner
(1908, vgl. Kennkarte unten), Paula Tuteur (1905), Elise Weil geb. Mayer (1861), Hedwig Weil geb.
Mayer (1911), Markus Weil (1877), Otto Weil (1883), Tilly Wolf geb. Landau
(1895).
Aus Altenglan sind umgekommen: Adolf Borg (1890), Isidor Borg
(1894), Erika Irmgard Frank (1904).
Aus Ulmet sind umgekommen: Karoline Heumann geb. Rotschild (1885),
Elisabeth Kayem geb. Mayer (1907), Frieda Kayem geb. Mayer (1875), Erich Emanuel
Maier (1934), Julius Maier (1905), Ludwig Maier (1906), Siegfried Maier (1907),
Abraham Mayer (1880), Alfred Mayer (1937), Bernhard Mayer (1883), Hilde Mayer
geb. Maier (1887), Juliane Mayer geb. Kahn (1871), Julius Mayer (1903), Kurt
Mayer (1932), Leon Mayer (1876), Olga Mayer geb. Baum (1907), Salo Mayer
(1940).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet
1915 / 1924
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. September 1915:
"Vorbeter
und Schächter
per 1. September gesucht, eventuell für die Feiertage Aushelfer.
Israelitische Kultusgemeinde Kusel. (Pfalz)." |
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Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 6. März 1924:
"Wir suchen für sofort, eventuell auch später, Religionslehrer,
Kantor und Schochet.
Angebote mit Bild, Zeugnisabschriften, Gehaltsansprüchen an
Max Weil, Kusel (Pfalz)." |
Berichte
aus dem jüdischen Gemeindeleben sowie zu einzelnen Personen aus der jüdischen
Gemeinde
Gottesdienst an Chanukka - jüdische Winterhilfe - Lehrerswitwe Loeser
wird 75 (1937)
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. Januar 1938: "Kusel. An Schabbos-Chanukka
fand in der gut besetzten Synagoge Gottesdienst statt.
An Chanukka wurden seitens der jüdischen Winterhilfe Wäsche und
Lebensmittel ausgegeben.
Die Lehrerswitwe, Frau Math. Loeser, vollendet am 15. Januar ihr
75. Lebensjahr. Möge die Jubilarin noch viele Geburtstage in Gesundheit
erleben. (Alles Gute) bis 120 Jahre." |
50. Geburtstag von Ernst Bermann (1938)
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. März 1938: "Kusel. Der
Vorsitzende des Synagogenrats der israelitischen Kultusgemeinde, Herr
Ernst Bermann vollendet am 23. März sein 50. Lebensjahr. Die
Kultusgemeinde gratuliert herzlichst und wünscht ihm für sein weiteres
Leben Glück und Gesundheit." |
Abschiedsgruß an die ausgewanderten
Gemeindeglieder (1938)
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. Juli 1938: "Aus Kusel. Die
jüdische Gemeinde wünscht allen ihren Ausgewanderten alles Gute und ruft
ihnen ein herzliches 'Lebewohl' zu!" |
Erinnerungen an Julius Maier (geb. 1905 in Ulmet, lebte
in Datterode, umgekommen nach Deportation 1941)
Anmerkung: Julius Maier ist am 14. Mai 1905 in Ulmet geboren und lebte
später in Datterode. Seine Eltern waren der Handelsmann Emanuel Maier (gest.
1921) und Johanna geb. Rotschild (gest. 1918). Julius Maier hatte drei
Geschwister (Brüder 1906 und 1907 geboren, die Schwester 1910). Er wohnte in
Datterode, Haus Nr. 64 bei Frieda Pfifferling geb. Maier. Am 9. Dezember 1941
wurde Julius Maier nach Angaben des Gedenkbuches des Bundesarchivs ab Kassel in
das Ghetto Riga deportiert; er ist umgekommen.
Dokument und Foto erhalten über Thomas Beck.
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Vermutlich durch
ein Versehen der Behörde (Gemeinde Datterode)
wurde Julius Maier noch 1940 mit einem "Wehrstammblatt" erfasst |
Stolperstein
für Julius Maier
in Brühl |
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Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen
Anzeige des Manufaktur- und Konfektionsgeschäftes S. Weil
(1916)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Mai 1916: "In
meinem Manufaktur- und Konfektionsgeschäft wird eine tüchtige Verkäuferin
per sofort gesucht.
S. Weil, Kusel in der Pfalz". |
Kennkarten
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarten
zu Personen,
die in Kusel geboren sind |
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KK (Mainz 1939) für Jakob
Löser (geb. 12.
September 1874 in Kusel), Metzger, wohnhaft
in Frankfurt, am 22. November 1941 deportiert
ab Frankfurt nach Kowno (Kaunas), Fort IX,
umgekommen |
KK (Mainz 1939) für Arthur
Steiner (geb.
4. April 1877 in Kusel), Kaufmann, wohnhaft in
Kusel und Mainz, am 25. März 1942 deportiert
ab Mainz - Darmstadt in das Ghetto Piaski,
umgekommen |
KK (Mainz 1939) für Robert
Steiner (geb.
14. April 1908 in Kusel), Kaufmann, wohnhaft
in Mainz, am 25. März 1942 deportiert ab
Mainz - Darmstadt in das Ghetto Piaski,
umgekommen |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war vermutlich ein Betraum im Haus einer
jüdischen Familie vorhanden. 1844 erfährt man erstmals von einem
Bethaus (Synagoge) in der Stadt. Um 1870 war ein inzwischen in sehr
schlechtem Zustand befindliches Bethaus in der Hintergasse vorhanden
(vermutlich identisch mit dem 1844 genannten Bethaus). Die Gemeinde war auf der
Suche nach einem neuen Gottesdienstraum, zumal in der Hintergasse ein
angrenzender Schweinestall mit Abtritt die Luft verpestete und die Bewohner der
höheren Etagen den Gottesdienst störten. So plante man schon damals ein Bau
einer eigenen Synagoge und trug 1873 und 1887 den Behörden entsprechende Bitten
vor.
Nach 1873 wurde ein Betraum (Synagoge) in einem Haus in der
Ziegelgasse zwischen Marktplatz und Marktstraße (an der Einmündung der
Ziegelgasse hinter dem Hutmacherbrunnen) eingerichtet. Das Gebäude gehörte
einer Brauerei und diente in erster Linie als Fremdenstall der benachbarten
Gaststätte "Zum deutschen Kaiser".
Gegen Ende des 19. Jahrhundert plante die Gemeinde den Bau einer Synagoge
in der Stadt. Bezirksbaumeister Kleinhans zeichnete 1899 die Pläne für ein
zweigeschossiges Gebäude in neuromanischen Formen mit einer Apsis (im Bereich
des Toraschreines) und einem seitlichen Anbau für das Treppenhaus zur
Frauenempore. Ein Grundstück in der Lehnstraße (Garten des Bäckers Karl
Schwinn) war bereits zuvor von der Gemeinde gekauft worden. Doch wurde dieser
Bauplatz wieder aufgegeben zugunsten eines geplanten Neubaus in der Ringstraße.
Dennoch konnte der Plan nicht verwirklicht werden, der bisherige Betsaal in der
Ziegelgasse blieb bis zum Herbst 1938 Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in der
Stadt. Die Gottesdienste an den hohen Feiertagen im Herbst 1938 wurden vom Sohn
des langjährigen Vorbeters und Lehrers M. Loeser, J. Loeser aus Mainz
begleitet.
Gottesdienste zu den hohen Feiertagen im Herbst 1938 mit Vorbeter J.
Loeser aus Mainz
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. Oktober 1938: "Kusel. In der
hiesigen Synagoge findet an den diesjährigen hohen Feiertagen
Gottesdienst statt. - Den Vorbeterdienst versieht Herr J. Loeser
aus Mainz." |
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Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. November 1938: "Aus Kusel. Der Gottesdienst
an Neujahrsfest und Versöhnungstag in der hiesigen Synagoge war von hier
und den dazugehörenden auswärtigen Gemeindemitgliedern sehr gut besucht.
Der Gottesdienst selbst war feierlich und erbauend. Die Vorträge des Herrn
J. Loeser aus Mainz waren in jeder Hinsicht zufriedenstellend. Man
fühlte sich unwillkürlich in vergangene Zeiten zurückversetzt, als Herr
Loeser die alten Weisen seines verstorbenen Vaters, Herrn M. Loeser,
der nahezu ein Menschenalter als Vorbeter hier amtierte, erklingen ließ.
Ein Teil der Gebete trug Herr Max Sender aus
Konken vor, der schon
sehr oft sich der Gemeinde als Vorbeter ehrenamtlich zur Verfügung
stellte. Schofargeblasen wurde von Herrn R. Steiner aus
Kusel." |
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die
Inneneinrichtung des Betsaals in der Ziegelgasse zerstört, das Gebäude blieb
erhalten. Nach 1938 kam das Gebäude in den Besitz der politischen Gemeinde, die
ein öffentliches Bad einrichten ließ. 1984 wurde das Gebäude
abgebrochen.
Am Standort des Gebäudes mit dem Betraum befindet sich seit 2000 eine
Bronzeplastik.
Adresse/Standort des Betraumes: Ziegelgässchen
7 - zwischen Marktplatz und Marktstraße an der Einmündung der Ziegelgasse
hinter dem Hutmacherbrunnen
Fotos
(Quelle: Landesamt s.Lit. S. 223; neuere Fotos: Hahn,
Aufnahmedatum 3.6.2011)
Pläne von 1899 zum Bau
einer
Synagoge in Kusel, gezeichnet von
Bezirksbaumeister
Kleinhans
(nicht verwirklicht) |
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Plan der Ansicht des
Synagogengebäudes
von der Ringstraße, rechts das
angebaute Treppenhaus
für
die Frauenempore |
Grundriss der geplanten
Synagoge - unten
der Eingang mit Torplatz, von hier aus
die getrennten
Eingänge für die Männer
und die Frauen (rechts zur Empore) |
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Standort des Gebäudes
mit
dem ehemaligen Betsaal |
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Blick in die Ziegelgasse, an
deren Ende
das Gebäude mit dem Betsaal war |
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Die von dem Kuseler Künstler
Stefan Engel (geb. 1960) erstellte Bronzeplastik am Standort des Gebäudes mit
dem früheren jüdischen Betsaal.
Eine Tafel zur Erläuterung der Bronzeplastik oder zur Erinnerung an die
jüdische Geschichte ist am Platz nicht vorhanden.
Der Künstler nennt die Figur nach einem Diktum von George Berkeley
"Esse percipi" ("Sein heißt Wahrgenommenwerden").
Inspiriert wurde der Künstler durch "Die Blendung" von Elias
Canetti, nach dem jeder Mensch in seinem Schwanken zwischen Schaulust und
selbstverschuldeter Blindheit gefangen ist und erst diese Beschränktheit
"das Nebeneinander von Dingen erlaubt, die unmöglich wären, wenn
sie einander sähen". Diese Deutung und weitere Informationen zu
dem Künstler und seinem Werk im Online-Magazin von Erhard Metz -
FeuilletonFrankfurt - zu einer Ausstellung von Stefan Engel im Kunstforum
Mainturm "KörperGehäuse":
Beitrag
von Brigitta Amalia Gonser |
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
2006 und 2007
wurden bei drei Verlegeaktionen
"Stolpersteine" in Kusel verlegt. |
Siehe Liste der "Stolpersteine" in Kusel
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Kusel
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Februar 2020:
In Lampertheim werden
"Stolpersteine" für den in Kusel geborenen Sally Frank und seine Familie
verlegt
Anmerkung: in Kusel wurde im Ziegelgässchen bereits am 24. Februar 2007
ein "Stolperstein" für Sally Frank verlegt. Siehe
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Kusel
|
Artikel von Andre Heuwinkel in der
"Lampertheimer Zeitung" vom 16. Januar 2020: "Fünf Stolpersteine für
jüdische Familie.
Mithilfe der Recherchen von Volker Ochs und Karl Klemm ist es gelungen, das
Schicksal der Familie Frank näher zu beleuchten. Am 6. Februar kommt Gunter
Demnig nach Lampertheim.
LAMPERTHEIM - Er zählt zu den Angehörigen jener Familie, die wohl zu den
letzten deportierten Juden Lampertheims gehörte: Der Lampertheimer Soziologe
Volker Ochs, inzwischen in Saarbrücken wohnhaft, hat das Schicksal der
Familie Frank weiter ausgeleuchtet und ist während seiner Arbeit im Falle
von Sally Frank zu weiteren Erkenntnissen gekommen. Nun sollen ab dem
6. Februar fünf Stolpersteine an das Schicksal der Familie Frank, die
zeitweise in der Wilhelmstraße 67 wohnte, erinnern. Gunter Demnig, der
Initiator des weltweit größten dezentralen Mahnmal-Projekts, hat sein Kommen
bereits zugesagt. Bereits in der Vergangenheit haben Ochs und sein Kollege
vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), Karl Klemm, intensiv über die Opfer
nationalsozialistischer Verfolgung geforscht. Die Ergebnisse mündeten in die
Veröffentlichung 'Der Erinnerung Namen geben', welche das Forscher-Duo 2014
der Öffentlichkeit vorstellte. Darin konnten sie die Namen von mindestens
110 Lampertheimern ausfindig machen, die Opfer politischer Verfolgung und
Entrechtung geworden sind. Auch das heiße Eisen der Täterschaft scheute Ochs
im Fortgang nicht und veröffentlichte drei Jahre später 'Täter, Gehilfen und
Biedermänner' – ein Dossier über verschiedene Tätertypen, die exemplarisch
für das nationalsozialistische Terror-Regime stehen sollen.
Die fünf neuen Stolpersteine sind Berta Frank (geborene Süß, gestorben im KZ
Treblinka), ihrer Tochter Erika Irmgard Frank (vergast in Tötungsanstalt
Bernburg), dem Sohn Sally Frank sowie den Söhnen von Erika Irmgard – Hans
und Werner – gewidmet. Das Schicksal Hans Franks haben Ochs und Klemm
bereits ausführlich geschildert: Er konnte per Adoption 1939 in die USA
vermittelt werden und lebt unter dem Namen Frederick Rosenbaum im
Bundesstaat Ohio. Neu sind allerdings die Erkenntnisse zu Sally Frank. 'Die
Quellenlage über ihn war bislang recht bescheiden', erklärt Ochs. Über seine
Forschungen hat er Lampertheims Stadtarchivar Hubert Simon unterrichtet.
Im berüchtigen Hotel Terminus in Lyon verhört. Demnach gibt es in
Sally Franks Heimatgemeinde Kusel (Rheinland-Pfalz) bereits seit 2013
einen Stolperstein. Obgleich er erst seit 1928 in der Lampertheimer
Meldekarte aufgeführt war, vermutet Ochs, dass er bereits davor mit Mutter
Berta in der Spargelstadt lebte. Nach einer Ausbildung (wahrscheinlich zum
Metzger) im Elsass kehrte er 1932 nach Lampertheim zurück, um nach der
'Machtergreifung' 1933 wiederum mehrfach den Wohnort (unter anderem
Mühlhausen, Saarbrücken) zu wechseln. Es folgten nach den Novemberpogromen
die Flucht nach Frankreich (Belfort), ein Einsatz in der Französischen
Fremdenlegion sowie die Internierung, aus der Frank fliehen konnte. Nach
längerem Abtauchen – Ochs vermutet in der 'Resistance' – wurde Frank von
Gestapo und französischer Polizei gesucht und letztlich 1943 in Lyon
verhaftet. Dort sorgte der 'Schlächter' Klaus Barbie (1913-1991) für
Schrecken. Laut Ochs wurde Frank auch in dem berüchtigten Hotel Terminus
verhört. Auch wenn der Todestag Franks nicht genau geklärt ist, geht Ochs
davon aus, dass er – nach Aufenthalt im Internierungslager Drancy – nach
Auschwitz deportiert wurde und dort 1943 starb. 'Die Suche hat sich
gelohnt', so Ochs’ Fazit."
Link zum Artikel |
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Juni 2020:
Begleitheft und App zu den
"Stolpersteinen" in Kusel |
Pressemitteilung der Stadt Kusel vom Juni
2020: "Begleitheft zur Erkundung der Stolpersteine in Kusel. Erinnern Sie
sich mit uns an unsere jüdischen Mitbürger in Kusel!
Jede Stadt hat ihre Geschichte. Das gilt auch für Kusel. Auf das Meiste sind
wir stolz. Aber wir scheuen uns nicht, auch dunklere Seiten aufzuzeigen. So
stellen wir uns auch dem Schicksal unserer jüdischen Mitbürger und
Mitbürgerinnen in Kusel während des Nationalsozialismus. Geschichte prägt
Zukunft positiv, wenn man sie gut verarbeitet. Deshalb hat sich die Stadt
Kusel mit dem Bündnis gegen Rechtsextremismus Kusel in den Jahren 2006 und
2007 an der Aktion „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig beteiligt,
nachdem ein Arbeitskreis sorgfältig die erschütternden Lebenswege der
betroffenen jüdischen Familien in Kusel nach gezeichnet hatte. Seit Jahren
sind uns die Stolpersteine nun Mahnung, nicht zu vergessen und Auftrag an
jeden von uns, sich persönlich in seinem Umfeld immer aktiv für Toleranz,
Freiheit und Demokratie einzusetzen. Engagierte Menschen bieten Führungen zu
den Stolpersteinen an. Wechselnde Schulgruppen kümmern sich um die Pflege
der Bronzeplaketten. Allen Beteiligten sage ich ein herzliches Dankeschön.
Für die Idee und die Erstellung des vorliegenden Begleitheftes gilt mein
Dank Gerhard Berndt und Hans-Christian von Steinaecker. Das Heft ermöglicht,
alle Stolpersteine in Kusel aufzufinden und gibt gleichzeitig Auskunft über
das Leben und Schicksal der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, an die
sie erinnern.
Ulrike Nagel Bürgermeisterin der Stadt Kusel
Das Begleitheft kann bei der Buchhandlung Wolf und der Buchhandlung
Schneider, sowie im Stadt- und Heimatmuseum erworben werden. Außerdem kann
man sich neuerdings die App Stolpersteine von Google Play als Android- oder
Macversion auf das Smartphone laden. GPS muss dafür aktiviert werden.
Online
ist das Begleitheft auch lesbar (pdf-Datei)
Link zum Download der APP:
https://play.google.com/store/apps/details?id=de.stolpersteineguide.app
" |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,1 S. 460-461. |
| Ernst Schworm: Kusel - Geschichte der Stadt. Hrsg.
Stadt Kusel. 1987 S. 369-374. |
| Roland Paul: Die Verschleppung der Juden aus dem
Landkreis Kusel vor 50 Jahren und das Schicksal der Deportierten. In:
Westrich-Kalender 1991. S. 145-150. |
| Otmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter
besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005.
S. 106. |
| Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt
des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies
ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem
Saarland. Mainz 2005. S. 223 (mit weiteren Literaturangaben).
|
| Bündnis gegen Rechtsextremismus Kusel (Hrsg.):
Begleitheft zur Erkundung der Stolpersteine in Kusel. Erinnern Sie sich mit
uns an unsere jüdischen Mitbürger in Kusel! Text von Hans-Christian von
Steinaecker. 1. Auflage 2013 24 S..
Online
lesbar (als pdf-Datei eingestellt). |
| "´...auf Lastwagen fortgeschafft." Die jüdischen Bürger
der Stadt Kusel. Hrsg. vom Bündnis gegen Rechtsextremismus. Kusel 2008². 200
S.
Als pdf-Datei eingestellt. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Kusel Palatinate. Jews lived in
Kusel from the 14th century on. They suffered in the Black Death persecutions of
1348-49 and were finaly expelled in 1543 with all the Jews of the Duchy of Zweibruecken. Settlement was apparently renewed only in the mid-18th century.
Numbering 13 individuals in 1827, the Jewish population grew to 55 (total 3.122)
in 1900 and 66 in 1930. The community maintained a prayer room and buried its
dead at the Jewish cemetery of Thallichtenberg. In June 1933, about four months
after the Nazi assumption of power, 56 Jews were living in Kusel. Their prayer
room as well as stores and homes was vandalized in Kristallnacht (9-10
November 1938). Jewish men were sent to the Dachau concentration camp. About 15
Jews from Kusel managed to emigrate to safe havens, and about 30 moved to other
German cities and neighboring countries. It may be assumed that of the latter
group several were deported and perished, as was the case also for the Jews
remaining in Kusel.
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|