Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Neckarsteinach Siegel.jpg (74534 Byte)



Neckarsteinach
(Kreis Bergstraße)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)     
    
In Neckarsteinach bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Bereits Anfang des 15. Jahrhunderts soll eine kleine jüdische Gemeinde bestanden haben (1429 Nennung von Judensteuern). 1676 wird als Viehhändler Jud Moyses in Neckarsteinach genannt. 

Im Laufe des 18. Jahrhunderts stieg die Zahl der jüdischen Familien am Ort, die damals in überwiegend sehr armseligen Verhältnissen lebten. Einige der jüdischen Händler, die in der Zeit der Napoleonischen Kriege die städtische Abgabe des Pferdefutters an das Militär beschafften, brachten es Anfang des 19. Jahrhunderts auch zu einigem Wohlstand (hierbei wird vor allem der jüdische Händler Jonas Hirsch genannt). Das Verhältnis zu den christlichen Einwohnern der Stadt war um 1800 teilweise noch sehr spannungsgeladen. 1801 wird von diesen in einer Eingabe an die Stadt die Bitte formuliert, dass "die schnell verdoppelte (jüdische) Gemeinde" doch bis auf wenige Familien "absterben" sollte. "Wucher und überlegene kaufmännische Geschicklichkeit" der jüdischen Einwohner seien der Grund für diese Eingabe.
 
1803 lebten neun jüdische Familien in Neckarsteinach (50-60 Personen). Damals galt die Bestimmung, dass in Neckarsteinach nur Juden mit einem Vermögen von mindestens 1.000 Gulden aufgenommen werden sollten. "Ausländische" (das heißt nicht aus dem Bereich der Kurpfalz, ab 1803 Hessen stammende) Juden sollten 8.000 beziehungsweise 10.000 Gulden vorweisen können. Im Laufe des 19. Jahrhunderts nahm die Zahl der jüdischen Einwohner kaum mehr zu: 1830 47 (3,7 % der Gesamteinwohnerschaft von 1.271 Personen), 1861 59 (4,1 % der Gesamteinwohnerschaft von 1.443 Personen), 1880 46, 1900 44, 1910 44 jüdische Gemeindeglieder. 
 
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Hirschhorn beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter tätig war. Die Namen einiger der Lehrer sind bekannt: bis 1827 war Jerochim David in der Gemeinde tätig. Nach mehreren anderen Personen war 1850-51 David Herzberger aus Sinzheim in der Gemeinde. Er wollte allerdings schnell aus der Gemeinde weg, fühlte sich "wie ein Sklave behandelt" und konnte sich auf Grund seines dürftigen Gehaltes wohl nicht genug zum Essen leisten. Bei anstehenden Neubesetzungen war die Stelle immer wieder auszuschreiben (siehe Anzeigen unten). 1889 wurde David Rawinski (aus Böhmen?) Lehrer in Neckarsteinach, der vier Kinder und eine kranke Ehefrau mitbrachte, aber nach kurzer Zeit ausgewiesen wurde, sodass die Stelle im Februar 1900 bereits wieder auszuschreiben war (siehe unten). Die jüdische Gemeinde gehörte zum orthodoxen Bezirk Darmstadt II. 
 
Um 1925, als noch 41 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten (etwa 2,4 % von insgesamt ca. 1.700 Einwohnern), gehörten dem Gemeindevorstand die Herren Simon Oppenheimer, Josef Ledermann und Ludwig Oppenheimer an. Als Religionslehrer und Schochet kam in die Gemeinde Lehrer S. Frank aus Beerfelden, nachdem die Gemeinde Neckarsteinach keinen eigenen Lehrer mehr anstellen könnte. Lehrer Frank erteilte um 1925 noch neun schulpflichtigen jüdischen Kindern  Religionsunterricht. Bis 1932 war die Zahl der Gemeindeglieder auf 30 zurückgegangen. Im Gemeindevorstand waren nun Josef Ledermann (1. Vorsteher), Ludwig Oppenheimer (2. Vorst.) und Max Stern (3. Vorst.). 1932 konnte Gemeindevorsteher Josef Ledermann seinen 60. Geburtstag feiern. 
  
Nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: etwa 30 Personen in sieben Familien) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Der langjährige Gemeindevorsteher Josef Ledermann starb Ende Juli 1935. Ein Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. August 1935 beschreibt den Verlust, den die klein gewordene Gemeinde dadurch erlitt (siehe unten). 1937 waren nur noch 13 jüdische Personen in Neckarsteinach wohnhaft. Nach dem Tod war Max Stern letzter Vorsitzender der Gemeinde geworden. Im Mai 1939 lebte noch ein jüdischer Mann in Neckarsteinach. 
    
Von den in Neckarsteinach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Melanie Adler (1888), Julie Faust geb. Salomon (1887), Klara Gross geb. Rawinsky (1893), Rosalie (Rosel) Herrscher geb. Oppenheimer (1890), Berta Kahn geb. Oppenheimer (1882), Erna Kalker geb. Ledermann (1914), Emma Ledermann geb. Bodenheimer (1877), Moritz Ledermann (1882), Clementine Oppenheimer (1888), Emilie Oppenheimer (1886), Friedrich Oppenheimer (1905), Gertrud Oppenheimer (1912), Karoline Oppenheimer (geb. ?), Leopold Oppenheimer (1875), Moritz Oppenheimer (1869).   
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Kantors / Schochet 1876 / 1878 / 1885 / 1887 / 1889 / 1900 / 1901 / 1902 / 1903 / 1920  

Neckarsteinach Israelit 30081876.jpg (40976 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. August 1876: "In der hiesigen Gemeinde kann die Stelle eines Religionslehrers, der sogleich Vorbeter und Schochet sein müsste, sofort mit einem ledigen Manne besetzt werden. Die Schülerzahl ist sehr gering. - Gehalt nach Übereinkommen, Auskunft erteilt der Unterzeichnete. 
Neckarsteinach, den 27. August 1876. Der Vorstand der israelitischen Gemeinde. Maier Simon Oppenheimer."
  
Neckarsteinach Israelit 23101878.jpg (51304 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Oktober 1878: "Die hiesige Vorsänger- und Schächterstelle soll wieder besetzt werden. Jährlicher Gehalt einschließlich freier Wohnung und Heizung Mark 428 nebst Nebeneinkünften von ca. 150 Mark; auch kann sogleich ein Religionslehrer gegen einen entsprechenden Gehalt aufgenommen werden. Etwaige Bewerber mögen sich unter Beifügung der erforderlichen Zeugnisse an den Unterzeichneten wenden. Neckarsteinach (Großherzogtum Hessen), 14. Oktober 1878. Der Vorstand David Oppenheimer."
 
Neckarsteinach Israelit 21121885.jpg (54820 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Dezember 1885: "Vakanz. Die hiesige israelitische Gemeinde sucht zum sofortigen Eintritt einen Vorsänger, Schochet und Religionslehrer. Unverheiratete Bewerber werden bevorzugt, jedoch sind gute Zeugnisse erforderlich. Ausländer sind ausgeschossen. Reisekosten werden nicht vergütet. 
Schriftliche Meldungen nimmt entgegen der Vorsteher der israelitischen Religionsgemeinde. Maier Simon Oppenheimer Neckarsteinach." 
  
Neckarsteinach Israelit 02061887.jpg (74029 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juni 1887: "Die hiesige Vorbeter-, Schächter- und Religionslehrerstelle soll alsbald besetzt werden. Der Gehalt beträgt per Jahr Mark 600 fixo und circa Mark 250 Nebeneinkommen, sowie freie Wohnung und Heizung. Unverheiratete Bewerber wollen ihre Zeugnisabschriften mit der Anfrage einsenden. Reisekosten werden nicht vergütet. 
Neckarsteinach, Mai 1887. Der israelitische Vorstand Maier Simon Oppenheimer." 
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juni 1889: "Die hiesige Kantor-, Schächter- und Religionslehrerstelle ist bis zum 1. Juli zu besetzen. 
Der Gehalt beträgt nebst freier Wohnung fix Mark 550 und Mark 225 Nebenverdienst. Bewerber wollen sich unter Einsendung ihrer Zeugnisabschriften an unterzeichneten Vorstand melden. Reisekosten werden nicht vergütet.  
Neckarsteinach
, 2. Juni 1889. Der Israelitische Vorstand Maier Simon Oppenheimer."        
 
Neckarsteinach Israelit 05021900.jpg (48409 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Februar 1900: "Die hiesige Kantor-, Schächter- und Religionslehrerstelle ist per sofort zu besetzen. Der Gehalt beträgt nebst freier Wohnung fix 550 Mark und 200 Mark Nebenverdienst. Bewerber wollen sich unter Einsendung ihrer Zeugnisabschriften an unterzeichneten Vorstand melden. Reisekosten werden nicht vergütet. Neckarsteinach, 4. Februar 1900. Der israelitische Vorstand: Samuel Oppenheimer."
  
Neckarsteinach Israelit 13061900.jpg (48682 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1900: "Die Gemeinde Neckarsteinach sucht zum sofortigen Eintritt einen Lehrer, der zugleich Schächter und Vorbeter ist. Fester Gehalt 600 Mark nebst freier Wohnung und annehmbare Nebenverdienste. Reisekosten werden dem Gewählten erstattet. Bewerber wollen sich melden bei dem Vorstand Samuel Oppenheimer."  
   
Neckarsteinach Israelit 17011901.jpg (50545 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Januar 1901: "Die israelitische Gemeinde Neckarsteinach, sucht zum sofortigen Eintritt einen Religionslehrer, der zugleich Schochet und Vorbeter ist. Fest Gehalt 600 Mark nebst 2-300 Mark Nebenverdienst. Bewerber wollen sich an den Unterzeichneten wenden. Reisekosten werden nur dem Gewählten erstatten. Der Vorstand: Samuel Oppenheimer."
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Mai 1901: "Per sofort wird ein deutscher 
Religionslehrer
 
gesucht
, welcher den Kantor- und Schächterdienst versieht. An Fixum werden 700 Mark bewilligt bei freier Wohnung; die Nebenverdienste belaufen sich auf circa 300 Mark. Suchende Gemeinde ist Neckarsteinach, das idyllischst gelegene Städtchen am Neckar. Zu bemerken ist, dass einem jungen Manne, welcher das Seminar absolviert hat, Gelegenheit geboten ist, sich weiterhin auszubilden. Offerten erbittet 
Der Gemeindevorsteher: 
Jos. Salomon.
"     
    
Neckarsteinach FrfIsrFambl 10071903.jpg (17687 Byte)Ausschreibung der Stelle im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 10. Juli 1903: "Neckarsteinach (Hessen). Lehrer und Schächter. Gehalt Mark 650, freie Wohnung und Nebeneinkommen. Eintritt per sofort."   
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. November 1902: "Per sofort wird ein deutscher 
Religionslehrer 
gesucht
, welcher den Cantor- und Schächterdienst versieht, an Fixum 700 Mark bei freier Wohnung, die Nebenverdienste belaufen sich auf ca. 300 Mark. Nach Übereinkunft auch eine Filiale dabei. 
Der Gemeindevorsteher: 
Joseph Salomon

Neckarsteinach."       
 
Neckarsteinach Israelit 17121903.jpg (50185 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Dezember 1903: "Die hiesige 
Lehrer- und Schächterstelle
 
(nach Übereinkunft auch eine Filiale) mit einem Gehalt von 800 Mark ca. 200 Mark Nebenverdienst und freier Wohnung, ist per sofort zu besetzen. Nur Deutsche und Unverheiratete werden berücksichtigt. 
Jos. Salomon, I. Vorstand, 
Neckarsteinach
."   
 
Neckarsteinach Israelit 03041902.jpg (49539 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. April 1920: "Die Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schächters ist per sofort zu besetzen. Gehalt 700 Mark, circa 300 Mark Nebenverdienst mit freier Wohnung, auch ist eine Filiale dabei, die circa 200 Mark einbringt; ledig wird bevorzugt; Ausländer ausgeschlossen. 
Der Vorstand: 
Joseph Salomon
, Neckarsteinach, Baden."
    
Neckarsteinach Israelit 08071920.jpg (24768 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juli 1920
"Hilfsvorbeter für Jomkippur 
gesucht. Israelitische Religionsgemeinde Neckarsteinach."

        
         
Berichte zu einzelnen Personen in der Gemeinde
Zum 60. Geburtstag des Gemeindevorstehers und ehrenamtlichen Vorbeters Josef Ledermann 1932  

Neckarsteinach Israelit 24111932.jpg (57360 Byte) In der Zeitschrift "Der Israelit" war am 24. November 1932 zu lesen: "Neckarsteinach, 16. November. Dieser Tage beging in körperlicher und geistiger Frische Herr Josef Ledermann in Neckarsteinach seinen 60. Geburtstag. Ein großer Kreis von Freunden ließ es sich nicht nehmen, durch ihre Anteilnahme ihm ihre Achtung zu bezeugen, die er sich durch seine vorbildliche Frömmigkeit, seine Geradheit im Denken und Handeln und seine stete hilfsbereite Menschenliebe erworben hat. Seit mehreren Jahren steht er als Parnes (Gemeindevorsteher) altjüdischer Prägung seiner Gemeinde vor und versieht ehrenamtlich als ein wahrer Schaliach-Zibbur (ehrenamtlicher Vorbeter) das Amt des Chason (Kantor, Vorbeter), das er schon von seinem Vater geerbt hat. Auch über den kreis seiner Glaubensbrüder hinaus hat er sich durch die Lauterkeit seines Wesens das Ansehen seiner Mitbürger erobert, wovon die zahlreichen Beglückwünschungen zeugen, die ihm zuteil geworden sind. Möge es dem Jubilar vergönnt sein, zur Freude seiner Familie und zur Ehre des Judentums noch viele Jahre in Gesundheit ungetrübt leben zu können. "(alles Gute) bis 120 Jahre".

    
Zum Tod des Gemeindevorstehers und ehrenamtlichen Vorbeters Josef Ledermann (1935)   

Neckarsteinach Israelit 01081935.jpg (64336 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. August 1935: "Neckarsteinach, 29. Juli (1935). Einen unserer Besten geleiteten wir am Erew Schabbos (= Freitag, gemeint 26. Juli 1935) zur letzten Ruhe. Nach kurzer schwerer Krankheit verschied Herr Josef Ledermann, eine große Lücke hinterlassend. Weit über seinen Wirkungskreis hinaus war er beliebt und geachtet und die ihm näher Stehenden erkannten, mit welcher Bescheidenheit und Selbstverleugnung er mehr als 25 Jahre die Geschicke der Gemeinde geleitet hat. Als wahrer Scheliach Zibbur (= ehrenamtlicher Vorbeter) versah er auch die Vorbeterfunktionen in vorbildlicher Weise leschem Mizwoh. Bei der Lewajo (= Beisetzung) zeichneten Herr Rabbiner Dr. Crailsheimer, Mosbach in beredten Worten ein Lebensbild des nun Verklärten, der die Sechijo hatte, vier seiner Töchter unter die Chuppo (d.h. unter den Traubaldachin) führen zu können und Enkel, erzogen in seinem Sinne, heranwachsen zu sehen. Möge der Allgütige der gleichgesinnten, um den teuren Verstorbenen trauernden Gattin und den in seinem Sinne wirkenden Töchtern und Söhnen Trost spenden. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
  
Neckarsteinach Israelit 01081935b.jpg (55136 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. August 1935: "Nach kurzer schwerer Krankheit entschlief heute mein innigstgeliebter Mann, unser reusorgender Vater, Schwiegervater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel Herr Josef Ledermann im 63. Lebensjahre. Neckarsteinach, 23. Juli 1935 / 23. Tammus 5695.
In tiefer Trauer: Frau Emma Ledermann geb. Bodenheimer, Max Mosbacher und Frau Irma geb. Ledermann, Zürich, Max Stern und Frau Bertel geb. Ledermann, Neckarsteinach, Louis Garf und Frau Selma geb. Ledermann, Amsterdam, Siegfried Ledermann, Neckarsteinach, Jes Kalker und Frau Erna geb. Ledermann, Gorinchem (Hollamd), Alice Ledermann, Neckarsteinach, Manfred Ledermann, Neckarsteinach und Enkelkinder."    

       
Untersagung der Ausübung der Handelstätigkeit für jüdische Unternehmen (1937)  
(aus der Sammlung von Hans-Peter Trautmann)       

Reichelsheim Dok 14051937.png (194711 Byte) Anzeige vom 14. Mai 1937: "Untersagung der Ausübung der Handelstätigkeit wegen Unzuverlässigkeit. 
Lpd. Die Landesbauernschaft Hessen-Nassau teilt mit: Im Gebiet der Landesbauernschaft Hessen-Nassau ist im Jahre 1936/37 folgenden Betrieben wegen Unzuverlässigkeit die Handelserlaubnis entzogen worden: 1. Gebrüder Karlsberg, Viehhandlung, Fränkisch-Crumbach. (Entzug der Handelserlaubnis - Entscheidung des Provinzialausschusses der Provinz Starkenberg vom 21.10.1936). 2. Gustav Sternberg, Viehhändler, Herborn (Dillkreis), Hauptstraße 105a. (Entzug der Handelserlaubnis für Vieh, Fleisch, rohe Häute und Felle - Verfügung des Landrats von Dillenburg vom 24.10.1936). 3. Ludwig Oppenheimer, Neckarsteinach. (Ablehnung der Legitimationskarte für 1936 - Entscheidung des Provinzialausschusses Starkenburg vom 7.10.1936 und für 1937 - Entscheidung des Kreisamtes Heppenheim a.d.B.) ...  6. Firma Gärtner und Blum, Nierstein am Rhein (Entzug der Handelserlaubnis wegen Verstoßes gegen das Weingesetz. Urteil des Landgerichts Mainz - Große Strafkammer). 7. S. Heymann Söhne, Mainz, Breidenbacherstraße 25 (Entzug der Handelserlaubnis wegen Verstoßes gegen das Weingesetz - Urteil des Landgerichts Mainz. Große Strafkammer).... Die Firmen zu 1,2,3,6 und 7 sind sämtlich jüdische Firmen."     

   
   

Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 

Anzeige des Kunstarbeiters Simon Lippmann (1876)     

Neckarsteinach Israelit 16081876.jpg (88575 Byte) Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1876: "Ich Unterzeichneter mache einem geehrten Publikum die ergebenste Anzeige, dass bei mir alle möglichen Kunstarbeiten geschmackvoll zu billigen, aber festen Preisen angefertigt und nach allen Ländern geliefert werden. Alle Kunstartikel für Israeliten erhalten von Jedermann den größten Beifall namentlich feine Chatullen von 4 bis zu 30 Mark (auf Verlangen mit Musik).
2) Tintenbehälter mit Kalender, und zugleich für Sack-Uhren, in schönster Baukunst, von 8 bis 30 Mark. 
3) Sederplatten in englischem Zinn aufs Feinste, mit allen möglichen Altertumszeichnungen ausgraviert, sowie auch sonstige künstliche Zubereitung.
4) Chanukkaleuchter, als schönste Gebäude von Synagogen und dergleichen darstellend, welches noch nie gesehen worden, von 10 bis 100 Mark (auch mit Musik), über 50 Sorten.
5) Gewürzbehälter für den Schabbatausgang, auf 20fache Art, von 5 bis 18 Mark, nebst allen erwünschten in dieses Fach einschlagenden Artikeln. Wimpfel zur Tora, aufs Geschmackvollste ausgeführt, von 4 bis 9 Mark. 
Die Preise sind billigst festgestellt, und bitte um zahlreiche Aufträge. 
Achtungsvoll zeichnet Simon Lippmann, Kunstarbeiter in Neckarsteinach bei Heidelberg."     

     
 Bar Mizwa-Feier von Siegfried Oppenheimer (1925)  

Neckarsteinach Israelit 19031925.jpg (35119 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. März 1925: "Wir geben hierdurch die Bar Mizwa unseres Sohnes Siegfried, die am Schabbat Kodesch Paraschat HaChodesch 265. Adar 5685 / 21. März 1925 stattfindet, bekannt. Arthur Oppenheimer und Frau, Neckarsteinach."    

  
Anzeige des Manufakturwarengeschäftes / Kaufhauses Josef Ledermann (1906 / 1925)   

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juli 1906: "Detailreisender
welcher mit nachweislich gutem Erfolge gereist hat, für mein an Schabbos und Jomtof (Feiertag) geschlossenes Manufakturwarengeschäft gesucht
Ausführliche Offerten nebst Gehaltsansprüchen erbittet 
Jos. Ledermann, Neckarsteinach
bei Heidelberg."  
   
Neckarsteinach Israelit 17091925.jpg (50215 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. September 1925: "Tüchtiger Verkäufer der Manufakturbranche als Reisender für den Besuch von Landkundschaft zum baldigen Eintritt gesucht. Angebote mit Bild, Zeugnisabschriften und Gehaltansprüchen erbeten. 
Kaufhaus Josef Ledermann, Neckarsteinach bei Heidelberg."   

   
Verlobung- und Hochzeitsanzeige von Irma Ledermann und Max Mosbacher (1925)   

Neckarsteinach Israelit 13081925.jpg (27826 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1925: "Statt Karten  
Irma Ledermann - Max Mosbacher.
Verlobte.  Neckarsteinach - Zürich, Gessnerallee 40. 
August 1925. im Monat Aw 5685."  
  
Neckarsteinach Israelit 22101925.jpg (48866 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Oktober 1925: "Gott sei gepriesen.  
Herr und Frau Josef Ledermann - Frau Amalie Mosbacher   beehren sich, Freunden und Bekannten die 
- so Gott will - am 14. Marcheschwan 5686 - 1. November 1925 stattfindende 
Vermählung ihrer Kinder Irma und Max freundlichst anzuzeigen   
Neckarsteinach   -  Zürich  Hessner Allee 40.  
Trauung: Logen-Restaurant Kaufmann, Mannheim 1 Uhr."   

    
Verlobungsanzeige für Lily Nerson und Marcel Bloch (1929)   

Neckarsteinach Israelit 28021929.jpg (27989 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1929: "Gott sei gepriesen.   
Lily Nerson - Marcel Bloch.  Verlobte. 
Strasburg, 2 Rue des Pontonniers - Purim Katan 5689 (= 24. Februar 1929) 
Strasburg 11 Rue Oberlin, früher Neckarsteinach".   

     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge                
   
Seit Anfang des 18. Jahrhunderts war in Neckarsteinach eine Synagoge beziehungsweise ein Betraum in einem Gebäude vorhanden. In diesem war auch ein rituelles Bad.  
  
1801 bis 1803
beschloss die Gemeinde die Einrichtung einer neuen Synagoge. Hierzu wurde an der Straße nach Hirschhorn (Hirschstraße) ein Haus gekauft und in diesem ein Betsaal mit Bad und einer Lehrerwohnung eingerichtet. Auf Grund einer von den Behörden genehmigten "Convention" wurde die Finanzierung geregelt. Dabei wurden genaue Abhaben und Gebühren festgelegt, um die Finanzierung möglichst gerecht unter allen Gemeindegliedern zu verteilen. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Gebäude mehrfach renoviert. 1886 musste die alte Synagoge jedoch auf Grund von Baufälligkeit abgebrochen werden. 
   
Die neue Synagoge wurde 1888/89 an der Stelle der alten erbaut; teilweise wurden die Grundmauern und die noch erhaltenen Restteile der alten Synagoge übernommen. Der Neubau war ein großes finanzielles Problem für die kleine Gemeinde. Der damalige Vorsteher Maier Simon Oppenheimer erreichte, dass eine Kollekte durchgeführt werden konnte. Auch an die Redaktion Zeitschrift "Der Israelit" konnten Spende geschickt werden. Die eingegangenen Spenden wurden publiziert.

Neckarsteinach Israelit 05051887.jpg (14922 Byte) Neckarsteinach Israelit 20061889.jpg (89694 Byte) Neckarsteinach Israelit 05111891.jpg (29446 Byte)
Oben (aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Mai 1887: "Für den Synagogenbau in Neckarsteinach (Aufruf von Vorstand :M.- Oppenheimer): anonym 12 Mark. Oben (aus der Zeitschrift "Der Israelit vom 5. November 1891"): "Neckarsteinach, 23. Oktober. Am Sabbat-Tschuwa starb der langjährige erste Vorstand unserer Gemeinde, Herr Maier Simon Oppenheimer. 
Seiner unermüdlichen Tätigkeit und Opferfähigkeit verdankt die Gemeinde, dass die vor zwei Jahren erbaute Synagoge als schuldenfreies Eigentum der israelitischen Gemeinde eingeweiht werden konnte. Der Verstorbene, dessen Wohltätigkeit allgemein bekannt, stand in hohem Ansehen bei der ganzen Gemeinde". 
Oben Mitte (aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1889): "Die hiesige israelitische Gemeinde braucht für ihre neue Synagoge einen Kronleuchter aus Bronce für 12 Stearinkerzen. Offerten nebst Zeichnungen mit genauester Preisangabe erbitten an unterzeichneten Vorstand zu richten. Neckarsteinach, 2. Juli 1889".
Die hiesige Kantor-, Schächter- und Religionslehrerstelle ist bis zum 1. Juli zu besetzen. Der Gehalt beträgt nebst freier Wohnung fix 550 Mark und 225 Mark Nebenverdienst. Bewerber wollen sich unter Einsendung ihrer Zeugnisabschriften an unterzeichneten Vorstand melden. Reisekosten werden nicht vergütet. Neckarsteinach, 2. Juli 1889. Der Israelitische Vorstand Maier Simon Oppenheimer. 

Es wurde ein zweigeschossiger Massivbau erstellt, in rotem Sandstein verkleidet. Charakteristisch sind die Fensteröffnungen mit den Hufeisenbögen und der vorstehende Rahmen aus hellem Sandstein. Im Juni 1889 war die neue Synagoge fast fertig. Für die Inneneinrichtung suchte man damals noch einen Kronleuchter; auch die Kantor-, Schächter und Religionslehrerstelle war neu zu besetzten (siehe obige Anzeigen in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1889). Die Einweihung der Synagoge nahm Rabbiner Dr. Sondheimer aus Heidelberg vor in Vertretung des erkrankten Rabbiners Dr. Landsberg, Darmstadt. Sie fand im Laufe des Sommers oder frühen Herbstes 1889. Als zwei Jahre später der Gemeindevorsteher Maier Simon Oppenheimer starb (siehe oben rechts), wurde im Nachruf darauf hingewiesen, dass es vor allem sein Verdienst war, dass die Synagoge bereits bei der Einweihung schuldenfreies Eigentum der Israelitischen Gemeinde war.  
  
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge von Nationalsozialisten aus Neckarsteinach und Ziegelhausen geschändet und verwüstet. Am Abend des 10. November 1938 zertrümmerten die Männer mit Beilen und Äxten das Mobiliar; einige metallene Kultgegenstände trugen sie in Säcken davon; alles übrige wurde zum Neckarufer gebracht und dort verbrannt.  
  
Die ehemalige Synagoge wurde im 2. Weltkrieg zeitweise als Kriegsgefangenenlager zweckentfremdet, nach 1945 zu einem Wohnhaus umgebaut. Am Gebäude ist eine kleine Hinweistafel angebracht.  
   
   
Adresse/Standort der SynagogeHirschhorner Strasse /Hirschgasse 9          
   
  
Fotos   
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 18.8.2008)  

Neckarsteinach Synagoge 170.jpg (89310 Byte) Neckarsteinach Synagoge 171.jpg (81867 Byte) Neckarsteinach Synagoge 177.jpg (93206 Byte)
Das Amtsgebäude von 1587, links 
angebaut die ehemalige Synagoge
Die ehemalige Synagoge mit ihren
 charakteristischen Hufeisenbögen 
Blick auf den Risalit über dem Eingang 
hinauf zum Zwerchgiebel; auf dem
 stufenförmigen Abschluss standen zur
 Synagogenzeit die Gebotstafeln
    
     
Neckarsteinach Synagoge 175.jpg (91755 Byte) Neckarsteinach Synagoge 176.jpg (83622 Byte) Neckarsteinach Synagoge 172.jpg (82256 Byte)
Ansicht des Gebäudes 
von der Hirschgasse
  Der Eingang mit Eingangstüre, Hufeisenbogen
 und einer kehlenförmigen Umrahmung, die
 vom unteren Gurtgesims in rechteckiger 
Form umgangen wird   
  
     
   Neckarsteinach Synagoge 173.jpg (94602 Byte)  
   Hinweis auf die frühere Geschichte 
des Gebäudes
 
        
Erinnerung am Rathaus    
Neckarsteinach Gefallenendenkmal 172.jpg (74382 Byte) Neckarsteinach Gefallenendenkmal 170.jpg (86133 Byte) Neckarsteinach Gefallenendenkmal 171.jpg (84613 Byte)
Ab dem 1861/62 erbauten Rathaus befindet sich u.a. eine Tafel "In dankbarer Erinnerung an die einmütige Erhebung Altdeutschlands und der Wiederherstellung des deutschen Kaiserreiches unter Wilhelm I. dem Großen", darunter u.a. der Name von Hermann Oppenheimer.  

    
    
Links und Literatur 

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Neckarsteinach 
bulletWikipedia-Artikel "Jüdische Gemeinde Neckarsteinach"     

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 114-116.
bulletders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder - Dokumente. S. 155.
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 121. 
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 25-26.
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 272-273. 

  
   


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Neckarsteinach  Hesse. Established in the early 18th century, the community numbered 59 (4 % of the total) in 1861. The synagogue (rebuilt in 1889) was evidently sold before November 1938, as it escaped damage on Kristallnacht (9-10 November 1938). Most of the 30 Jews living there in 1933 had left by 1937, some emigrating to Palestine.   
   

  

                   
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Stand: 30. Juni 2020