Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Niederursel (Stadt Frankfurt am Main)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde     
   
In Niederursel bestand eine selbständige jüdische Gemeinde im 18. Jahrhundert. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörten die am Ort lebenden jüdischen Personen / Familien zur Gemeinde Rödelheim, seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Gemeinde in Heddernheim.  
  
1725 wird am Ort Joseph Jud' "der Alde" genannt, der angibt, bereits 30 Jahre in Niederursel zu wohnen. Er dürfte somit bereits um 1695 vom damaligen Ortsherrn, dem Grafen zu Solms-Rödelheim (ihm gehörte die Hälfte von Niederursel, die andere Hälfte gehörte zu Frankfurt) aufgenommen worden sein. Im Frühjahr 1740 zählte die Gemeinde zehn männliche Personen, im Juni 1741 waren es acht jüdische Familien, im Juni 1755 werden 16 Männer genannt. Somit waren seit etwa 1740 genügend Personen/Familien am Ort, um eine jüdische Gemeinde mit eigenem Gottesdienst begründen zu können.

Mitte des 18. Jahrhunderts lebten die jüdischen Familienvorstände u.a. vom Handel mit alten Kleidern, altem Eisen, Messing, Kupfer und Blei. Die Ware wurde vielfach in Frankfurt aufgekauft, um sie dann weiterzukaufen.  
  
An Einrichtungen wurde vermutlich alsbald ein Betraum eingerichtet (s.u.). Auch ein Friedhof war seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts (1720) vorhanden.
 
Die jüdische Gemeinde in Niederursel gehörte zum Rabbinatsbezirk in Wiesbaden
  
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war die Blütezeit der jüdischen Gemeinde in Niederursel. 1777 wurden 17 jüdische Familien gezählt. 1783 wird vom damaligen "Hochgräflichen Solmischen Amtsverweser Weber" in einem Dokument von den beiden "zahlreichen Judengemeinden" in Rödelheim und Niederursel gesprochen (zitiert bei Rödelheim, Gemeindebeschreibung von 1936). 1797 bis 1812 finden sich in der Liste der Niederurseler Schutzjuden die folgenden Namen: Wolf Einstein, Schikle (?) Gabriel, Elkan Gabriel, David Gabriel, Mayer Gabriel, Jacob Berya, Bär Löb Berya, Moses Jacob, David Benerdig (?) (Benedikt), Salomon Heß, Löser Mayer, Nathan Berya, Mandle Bär, Nathan Heß, Seligmann Moses, Jacob Moses, Jacob Bergel und die Witwe von Löb Baer.
  
Ab 1812 wurden feste Familiennamen angenommen, wobei sich in der diesbezüglichen Liste von 27 Personen/Familien in Niederursel keine Häufungen von Namen finden: nur der Familienname Wolf kommt zweimal vor.    
 
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgte der Anschluss der jüdischen Familien an die Gemeinde Rödelheim, nachdem es schon in 18. Jahrhundert durch die gemeinsame Ortsherrschaft enge Beziehungen zwischen den jüdischen Gemeinden in Rödelheim und Niederursel gegeben hat. 1817 werden in den Rödelheimer Akten als Vertreter der jüdischen Gemeinde Niederursel genannt: Gabriel Mayer und Loeb Kahn. In der zweiten Hälfte waren die noch am Ort lebenden jüdischen Familie der Gemeinde Heddernheim angeschlossen.
 
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war noch Mitte des 19. Jahrhunderts ein Lehrer am Ort, der vermutlich auch als Vorbeter und Schochet tätig war. Bei einer Lehrerversammlung in Offenbach wird 1857 als Teilnehmer der jüdische Lehrer Brandeis aus Niederursel genannt ("Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 12.10.1857 S. 576).              
   
Um 1886 gab es noch 18 jüdische Personen in drei Familien in Niederursel: Familien Maier Schott, Moses Schott, Bernhard Grünebaum. 1896 wurden 16 jüdische Personen in zwei Familien gezählt ("Statistisches Jahrbuch des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes" 1896 S. 38).
   
Von den in Niederursel geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Moritz Grünebaum (geb. 1891 in Niederursel, siehe Gedenkblatt unten), Leopold Kiefer (geb. 1874 in Niederursel, später wohnhaft in Frankfurt, 1941 in das Ghetto Lodz deportiert).    

In Niederursel erinnern heute vier "Stolpersteine" in der Spielsgasse 8 an frühere jüdische Einwohner: an Paula (Pauline) Schott geb. Marx (1875-1942), Lina Schoff (1907-1942), Wanda Schott (1930-1942), Dany Schott (1940-1942), vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Frankfurt-Niederursel. Die Stolpersteine wurden am 27. November 2016 verlegt.
   
   
   
 
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
  
Moritz Grünebaum wird für seinen Kriegseinsatz mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet (1915)   
Anmerkung: Moritz Grünebaum wurde 1944 in Auschwitz ermordet.     

Mitteilung in "Dr. Bloch's österreichische Wochenschrift" vom 12. November 1915: "Auszeichnungen jüdischer Krieger mit dem Eisernen Kreuze.   Frankfurt-Niederursel. Reservist Moritz Grünebaum, im Feldartillerieregiment Nr. 63.".   

      
     
      
Zur Geschichte der Synagoge           
   
Zunächst war ein Betraum vorhanden (seit der Zeit um 1720/40), seit 1848 auf dem Grundstück Alt-Niederursel 3 eine Synagoge.  
  
Nach der Auflösung der jüdischen Gemeinde 1865 besuchten die Niederurseler Juden die Synagoge in Heddernheim. 1886 wurde bei einer Umfrage unter den jüdischen Familien in Niederursel wurde darauf hingewiesen, dass die immer noch vorhandene Synagoge nicht mehr benutzt werde, weil es am Ort keinen "Minjan" mehr gab (zehn jüdische Männer als Mindestzahl für den Gottesdienst). Nach 1876 wurden die Torarollen im Niederurseler jüdischen Friedhof begraben. Das Synagogengebäude wurde der evangelischen Gemeinde am Ort geschenkt, die es 1910 in eine Kleinkinderschule umbaute (heute Kindertagesstätte).     
      
Adresse/Standort der Synagoge  Alt Niederursel 3      
   
   
Fotos / Abbildungen   

Das heutige Gebäude auf dem
Grundstück Alt Niederursel 3
(erhalten von U. Hermann, September 2022)  
 
   Die Synagoge wurde in eine Kleinkinderschule umgebaut  
     
Gedenkblatt in der Holocaust-Gedenkstätte
Yad Vashem, Jerusalem
(Link
Niederursel Dok 010.jpg (103050 Byte)  
  Gedenkblatt für Moritz Grünebaum 
(geb. 23. Juli 1891 in Niederursel,
 umgekommen ca. 1944 in Auschwitz)
 

    
    
Links und Literatur

Links:   

bulletWebsite der Stadt Frankfurt am Main  mit Seite zu Niederursel     
bulletInternetportal zu Niederursel 
bulletSeite zu den jüdischen Friedhöfen in Niederursel (interner Link)      
bullet https://www.wikiwand.com/de/Frankfurt-Niederursel  
bullet https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Alt-Niederursel_3_(Niederursel)       

Literatur:  

bulletWalter Carow: Zur Geschichte der Gemeinde Niederursel. In: Jüdische Familienforschung. Jg. 14 Bd. III Heft 48 S. 905. 
bulletPaul Arnsberg: Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution. Bd. 2. Darmstadt 1983 S. 563-567.  

  
n.e.
  
   

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020