Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Richelsdorf (Gemeinde Wildeck, Kreis Hersfeld-Rotenburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen    
Links und Literatur    

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
    
In Richelsdorf bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht in die Zeit Mitte des 18. Jahrhunderts zurück. Aus dem Jahr 1733 liegt ein Schutzbrief für Hanne Juda in Richelsdorf vor. 1744 gab es drei bis vier jüdische Familien am Ort. 1750 und 1776 waren es vier Familien. Die jüdischen Familien lebten im 18. Jahrhundert unter dem Schutz der Patronatsherren von Cornberg am Ort.       
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1795 23, 1835 38 jüdische Einwohner, 1855 59, 1861 57 (8,5 % von insgesamt 670 Einwohnern), 1871 63 (10,6 % von 593), 1885 49 (9,8 % von 500), 1895 41 (8,1 % von 504), 1905 54 (9,4 % von 573). Erhalten sind die Familienregister der Gemeinde. Nach dem Geburtsregister gab es zwischen 1830 und 1924 insgesamt 151 jüdische Geburten in Richelsdorf. 
 
1825 werden als jüdische Familienvorstände genannt (mit Erwerbszweig): Victor Gabriel (Buchbinder), Witwe von Jacob Hahn (Ellenwarenhandel), Witwe von Leib Moses Löwenstein (Ellenwarenhandel), Wolf Hahn (Nothandel), Joseph David Eichhorn (aus Ahrhuus gebürtig, Nothandel).      

An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Schule (Religionsschule), ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war im 19. Jahrhundert zeitweise ein eigener Lehrer (gleichzeitig Vorbeter und Schochet) am Ort: 1866 wird als solcher S. Gerson genannt (Quelle). Spätestens in den 1920er-Jahren wurde der Unterricht durch den Lehrer aus Nentershausen erteilt. Die Gemeinde gehörte mit den anderen Gemeinden des Kreises Rotenburg a. Fulda zum Rabbinatsbezirk Niederhessen mit Sitz in Kassel.    
  
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Alwin Meyer (geb. 6.2.1885 in Mellrichstadt, gef. 9.7.1916).     
 
Um 1924, als zur Gemeinde noch 47 Personen gehörten (6,7 % von insgesamt 706 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Joseph Löwenstein I (Sohn des früheren Gemeindevorstehers Ruben Löwenstein, siehe Bericht unten) und Adolf Sommer. Die damals fünf schulpflichtigen jüdischen Kinder der Gemeinde erhielten ihren Religionsunterricht durch Lehrer Mendel Katz aus Nentershausen. 1932 waren die Gemeindevorsteher weiterhin Joseph Löwenstein I (1. Vors.) und Adolf Sommer (Schatzmeister). 
  
Eine engere Beziehung bestand durch den gemeinsamen Lehrer nach Nentershausen. In einem Bericht zum 40-jährigen Amtsjubiläum von Lehrer Mendel Katz in Nentershausen wird Richelsdorf als "Filialgemeinde" zu Nentershausen bezeichnet.        
   
1933 lebten noch 40 jüdische Personen in Richelsdorf (5,2 % von insgesamt 766 Einwohnern). Es handelte sich um die folgenden Familien: Moses Falkenstein, Moritz Löwenstein, Adolf Sommer, Josef Löwenstein, Leopold Eichhorn, Hermann Falkenstein, Haune Hannstein, Max Eichhorn, David Eichhorn, Max Eichhorn, Josef Löwenstein, Max Falkenstein, Max Hannstein.  

In den Jahren nach 1933 sind alle jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert (eine größere Zahl in die USA). 1938 wurden noch 21 jüdische Einwohner gezählt. 1939 verließen mit dem Ehepaar Max Eichhorn die letzten jüdischen Einwohner den Ort. Mehrere der in andere Orte verzogene jüdische Personen wurden von dort aus deportiert.  
  
Von den in Richelsdorf geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Karoline Eichhorn geb. Heilbrunn (1883), Manfred Eichhorn (1922), Max Eichhorn (1885), Max Eichhorn (1891), Moses Falkenstein (1866), Jettchen Hanstein (1879), Mathilde Hanstein (1885), Rosa Heilbrunn (1885), Herbert Löwenstein (1920), Moses Moritz Löwenstein (1873), Salomon Löwenstein (1867), Jettchen Mansbach geb. Hanstein (1877), Lina Oppenheim geb. Eichhorn (1891), Hans Sommer (1923), Jettchen Sommer geb. Löwenstein (1879), Karl Sommer (1903).       
     
     
     
 
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet  

Ausschreibungen der Lehrerstelle wurden in jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts noch nicht gefunden.   

  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
80. Geburtstag des Kriegsveteranen Ruben Löwenstein (1926) 
Anmerkung nach den Angaben bei Arnsberg s. Lit. S. 224: Der 1846 geborene Ruben Löwenstein war über 25 Jahre jüdischer Gemeindevorsteher in Richelsdorf. Er verstarb 1926 im 81. Lebensjahr.   

Richelsdorf Israelit 29041926.jpg (36761 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. April 1926: "Rotenburg, 18. April (1926). Seinen 80. Geburtstag beging in körperlicher und geistiger Frische Ruben Löwenstein in Richelsdorf (statt Reichelsdorf), ein Veteran von 1870/71. Er machte den Krieg als Feldgendarm im Stabe des Kronprinzen Friedrich mit und erfreute sich großer Achtung und Beliebtheit. Er war in hiesiger Gegend als der 'alte Feldgendarm' bekannt."   

    
    
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  

Verlobungsanzeige für Claire Löwenstein und Gustav Erlebacher (1929) 

Oberdorf Israelit 03011929.jpg (27378 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Januar 1929: 
"Claire Löwenstein - Gustav Erlebacher
Verlobte. 
Richelsdorf - Frankfurt am Main. Uhlandstraße 46 III  /  Oberdorf - Bopfingen - Frankfurt am Main."  

      
      
    
  
Zur Geschichte der Synagoge  
     
   
Über die Geschichte der Synagoge und ihr Aussehen liegen keine Informationen vor.  
       
Die Synagoge wurde spätestens 1938 geschlossen. Über Ereignisse beim Novemberpogrom 1938 liegen keine Informationen vor. Das Gebäude wurde 1950 abgerissen. Beim Abbruch wurden hebräische Schriften, Gebetsbücher und andere rituelle Gegenstände (sc. vermutlich aus einer Genisa im Dachboden) gefunden
.   
   
   
Adresse/Standort der Synagoge    Steinkaute  -   unweit des Hauses Steinkaute 58    
   
   
Fotos  

Fotos zur jüdischen Geschichte in Richelsdorf liegen - außer zum Friedhof - noch nicht vor; 
über Hinweise oder Zusendungen freut sich der Webmaster der "Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite.  
  
     

     

   
Links und Literatur

Links:  

Website der Gemeinde Richelsdorf mit einer Zusammenstellung "Juden in Richelsdorf" auf der Seite zur Geschichte des Ortes. 
Anmerkung des Webmasters: der Autor des Abschnittes sieht die jüdischen Gemeindeglieder in einer abgesonderten Welt leben, was jedoch sicher völlig überzogen ist und nicht der sonst üblichen Realität eines Miteinanders zwischen Juden und Christen in einem solchen Dorf entsprach - Zitat: "Es ist ungewiss, wann die Juden nach Richelsdorf kamen, sicher aber ist, dass es nie zu einer Verschmelzung mit der Richelsdorfer Bevölkerung oder Mischehen kam. Bis zuletzt, bis zur Auflösung der jüdischen Gemeinde im Jahre 1938 führten die Richelsdorfer Juden auf Grund ihrer eigenen Zeitrechnung, Religion, Feiertage, Sprache, Schrift, Synagoge, ihres eigenen Brauchtums, kirchlichen Rituals und Friedhofs als rassische und religiöse Minderheit ein in sich geschlossenes Leben in einer für sie anders gearteten dörflichen Welt".
Durch Begriffe wie "rassische Minderheit", "Judensynagoge" und durch die völlige Verschweigung der Tatsache, dass auch Juden aus Richelsdorf nach der Deportation umgekommen sind, zeigt der Autor nur wenig Sachkenntnis, was die jüdische Geschichte betrifft.  
Seiten zur jüdischen Geschichte von Richelsdorf auch bei www.hassia-judaica.de  
Zur Seite über den jüdischen Friedhof in Richelsdorf (interner Link)    

Quellen:   

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Richelsdorf 
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs (innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar: 
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41              
Zu Richelsdorf sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):    
HHStAW 365,711   Geburtsregister den Juden von Richelsdorf   1830 - 1924     https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3031402      
HHStAW 365,713   Sterberegister der Juden von Richelsdorf  1851 - 1914   https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4782886      
HHStAW 365,712   Trauregister der Juden von Richelsdorf   1852 - 1912     https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v5135979    

 Literatur:  

Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 223-224.   
Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 42.   
dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 42 (keine weiteren Infos).
dies.: Neubearbeitung der beiden Bände 2007² S. 131-132.  
Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 67.   
Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 582-583. 
Karl-Heinz Berndt: Der Judenpfad. Ein Beitrag zur Geschichte der Juden in Nentershausen. 2007.  

   
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Richelsdorf (now part of Wildeck) Hesse-Nassau.  Numbering 63 (11 % of the total) in 1871 and 40 in 1933, the community disbanded after Kristallnacht (9-10 November 1938). Most of the remaining Jews emigrated; two were deported in 1941. 
    
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 22. Mai 2016