Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Sankt Goar (VG Sankt Goar-Oberwesel, Rhein-Hunsrück-Kreis) 
Jüdische Geschichte / Synagoge 

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen   
Links und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
    
In dem in früheren Jahrhunderten zur Grafschaft Katzenelnbogen gehörenden Sankt Goar bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/39. 
     
Bereits im Mittelalter lebten Juden in der Stadt. 1383 war mindestens ein Jude wohnhaft, der vermutlich aus Düren zugezogen war. Er war als Geldverleiher tätig. Auch im 15. Jahrhundert werden mehrfach jüdische Einwohner genannt. 1410 empfing Graf Johann IV. von Katzenelnbogen von den Juden Jahressteuern: von einer Jüdin bekam er 25 Gulden und von zwei Juden je 18 Gulden. 1419 zwang Graf Johann IV. einen jüdischen Geldhändler in St. Goar und seine Frau mittels Inhaftierung und Verurteilung durch das Gericht zu St. Goarshausen zum Verzicht auf alle ihre Forderungen an seine Untertanen. Einer der bekanntesten Sankt Gorarer Juden war Salman von Sankt Goar, der - als dessen Schüler - die Lehren des hochbedeutenden Rabbiner Maharil (geb. 1375 in Mainz, gest. 1427 in Worms) schriftlich fixiert und redigiert hat. 
 
Im 16. Jahrhundert wird  1544 ein Jude in Sankt Goar genannt.  
    
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. Nachdem mit Löb Josfel aus Koblenz 1754 ein Rabbiner für die Niedergrafschaft Katzenelnbogen nach St. Goar berufen wurde, war St. Goar für ein halbes Jahrhunderts Mittelpunkt für die katzenelnbogischen Judenschaft. In der französischen Zeit nach 1794 erlangten die jüdischen Einwohner Gleichberechtigung. So konnte bereits zwischen 1800 und 1804 Lazarus Wolff, ein jüdischer Sankt Goarer, das Amt des Bürgermeisters übernehmen. Die Bedeutung von Sankt Goar als Zentralort der katzenelnbogischen Judenschaft ging jedoch mit der Abtrennung von der Judenschaft der übrigen ehemaligen katzenelnbogischen Grafschaft auf der rechtsrheinischen Seite schnell zurück.      
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1808 35 jüdische Einwohner, 1854 16. 
   
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Bornich beigesetzt.    
   
1847 wurde St. Goar zentrale Synagogengemeinde für die Wahlbezirke Oberwesel, Bacharach und Boppard (je mit den umliegenden Ortschaften). Damit erhielt die Gemeinde wieder ein Stück ihrer früheren zentralen Stellung zurück. Allerdings ging diese mit dem Erstarken der Gemeinden Oberwesel und Boppard in der Folgezeit zurück.   
   
1932 lebten fünf jüdische Familien mit zusammen 28 Personen in der Stadt. Gemeindevorsteher war Jacob Isidor. An jüdischen Vereinen gab es den Wohltätigkeitsverein Chewroth (1932 unter Leitung von Jacob Isidor; Zwecke und Arbeitsgebiete: Wohltätigkeit, Bestattungswesen) und den Israelitischen Frauenverein (1932 unter Leitung der Frau von Jacob Isidor; Zweck und Arbeitsgebiet: Wohltätigkeit). Im Schuljahr 1931/32 erhielten noch sechs Kinder der Gemeinde Religionsunterricht.    
    
In den Jahren nach 1933 sind bis vor 1939 alle Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört (s.u.). 
   
Von den in Sankt Goar geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Lieselotte Dreifuss geb. Isidor (1918), Friedrich Haas (1907), Otto Haas (1899), Helena Hollerbaum geb. Meyer (1869), Herbert Isidor (1915), Moses Isidor (1879), Paula Isidor geb. Ostberg (1886), Emil Löb (1872), Lina Mayer (1869), Johanna Meyer (1874), Helga Michel (1923), Benno Reissmann (1903).           
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde      
     
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Spendenaufruf für den in Biebernheim lebenden Michel Herz (1876)  
Anmerkung: in Biebernheim lebten nur wenige jüdische Familien (1807 sechs Personen). Hier kam es nicht zur Bildung einer Gemeinde. 

Biebernheim Israelit 06121876.jpg (62982 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember 1876: "Aufruf
In dem eine Viertelstunde von hier entfernten Dorfe Biebernheim wohnt ganz allein der arme, schon lange Jahre kranke Michel Herz. Derselbe war immer ein treuer Verehrer unseres Gottes. 
Derselbe findet sich veranlasst, durch mich Unterzeichneten edle Menschenfreunde, zur Linderung der Not und der schlimmen Lage des immer bettlägerischen Kranken, um einen kleinen Betrag zu bitten.  
Gaben wolle man gefälligst an mich Unterzeichneten einsenden. 
St. Goar am Rhein, Ende November. Isaak Haas, Mohel (Beschneider)."

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge                  
    
Bereits im 18. Jahrhundert war ein Betraum oder eine Synagoge vorhanden, über die jedoch keine weiteren Informationen vorliegen. 1830 wird in einem Dokument aus Werlau berichtet, dass die dortigen Juden "von jeher zu der Synagoge von Sankt Goar" gehören und das dortige Bethaus besuchen.   
  
Am 9. August 1844 konnte eine neue Synagoge eingeweiht werden. Sie war in einem von der Gemeinde gekauften kleinen Wohnhaus eingerichtet worden und hatte in zwei Räumen Platz für 24 Männer und 14 Frauen. Nur wenige Jahre stand diese Synagoge. Sie musste Ende der 1850-er-Jahre dem Eisenbahnbau (Linke Rheinstrecke) weichen. 
 
Erst 1876 erfährt man von der Einrichtung einer neuen Synagoge. Die Beerdigungsbruderschaft (Chewra Kadischa) erwarb hierzu ein Privathaus in der Oberstraße. Durch den Rückgang der jüdischen Gemeindeglieder war es spätestens in den 1920er-Jahren nicht mehr möglich, regelmäßige Gottesdienste abzuhalten. Nur an den Hohen Feiertagen konnten Gottesdienste abgehalten werden, wenn die beiden Brüder Israel auswärtige Freunde eingeladen hatten. Die letzte Bar Mizwa-Feier in der Synagoge fand 1935 statt.     
   
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge zerstört. Ein SA-Mann und wenig später weitere Helfeshelfer waren in das Gebäude eingedrungen, warfen die Einrichtungsgegenstände auf die Straße, stahlen Gegenstände wie die Leuchter, verbrannten die Torarollen. Mit Rücksicht auf die Nachbarhäuser wurde die Synagoge nicht angezündet.      
    
    
Adresse/Standort der Synagoge            Oberstraße   
    
    
Fotos
(Quelle: Beitrag von Doris Spormann 1992 S. 25)   

Die Synagoge in Sankt Goar  Sankt Goar Synagoge 110.jpg (47662 Byte)   
   In dem abgebildeten Gebäude fand seit 
1876 der Gottesdienst der Gemeinde statt 
(Foto vor 1938)  
  

     
   
Links und Literatur

Links:  

Website der Stadt Sankt Goar  

Literatur:  

Germania Judaica III,2 S. 1300-1302.  
Doris Spormann: Die Synagogengemeinden in St. Goar und Oberwesel im 19. und 20. Jahrhundert: Spuren landjüdischen Gemeindelebens am Mittelrhein. - In: SACHOR. Beiträge zur jüdischen Geschichte in Rheinland-Pfalz. - 2. Jahrgang, Ausgabe 2/1992 Heft Nr. 3 S. 22-30. - Ill.  Online zugänglich (als pdf-Datei eingestellt)  
dies.: Zur Geschichte der Juden in Werlau. In: Sachor. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 10 2/95 S. 62-74.    
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 332 (mit weiteren Literaturangaben).

  
   


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Sankt Goar  Rhineland. Jews are first mentioned in 1383 and lived in the town intermittently and in small numbers through the late 17th century. A community of seven families existed in the 18th century. Later in the century the town served as the seat of the chief rabbi of the Katzenellenbogen earldom. In the late 19th century, the community was accredited as a district congregation for the Jews of the county. A synagogue was erected in 1844. Burial facilities were located in Bornich under the auspices of a hevra kaddisha which operated from 1763 up to 1942. The Jewish population declined from 35 (total 1.250) in the early 19th century to 16 at mid-century. In 1932 there were 28 Jews in Sankt Goar. All left before the outbreak of war, most emigrating and a few moving to other localities in Germany. The synagogue was vandalized on Kristallnacht (9-10 November 1938). 
    
      

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 16. Mai 2015