Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

  
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in Rheinland-Pfalz" 
Zur Übersicht: "Synagogen im Rhein-Hunsrück-Kreis"  
   

Sohren mit Niedersohren (VG Kirchberg, Rhein-Hunsrück-Kreis) 
Jüdische Geschichte / Synagoge 

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen   
Links und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
    
In Sohren bestand eine jüdische Gemeinde bis nach 1933. Ihre Entstehung geht in die Zeit Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. 1864 konnte die Synagogengemeinde Sohren offiziell gegründet werden, zu der auch die in Niedersohren lebenden jüdischen Personen gehörten.    
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1808 acht jüdische Einwohner, 1858 65, 1864 67, 1895 56 jüdische Einwohner. 
  
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Religionsschule), ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle 1872 und 1879, siehe unten). 
    
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Arthur Baum (geb. 23.2.1892 in Sohren, gef. 27.11.1915).      
   
Um 1924, als noch 35 jüdische Einwohner gezählt wurden (3,5 % von etwa 1.000 Einwohnern), war Gemeindevorsteher Leopold Gärtner.   
  
1933 lebten noch etwa 26 jüdische Personen in Sohren.
In den folgenden Jahren ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert, sodass 1938 nur noch sieben jüdische Personen am Ort lebten. 
    
Von den in Sohren geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Albert Braun (1880), Ferdinand Braun (1886), Max (Marx) Braun (1882), Elsa Kahn (), Heinrich Kahn (1896), Jules Kahn (1903), Lazarus Kahn (1870), Myrtil Kahn (1915), Regine Kahn geb. Zimmern (1867), Sally Kahn (1898), Salomon Kahn (1864), Hedwig Meyer geb. Kahn (1906), Inge Lore Meyer (1931), Selma Pless geb. Kahn (1896), Pauline Rauner (1890), Therese Rauner geb. Kahn (1855), Martha Simon geb. Gerson (1880), Karoline Strauss geb. Löb (1858).      
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1872 und 1879   

Sohren Israelit 24011872.jpg (45944 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Januar 1872: "Die israelitische Religion-Gemeinde zu Sohren sucht für gleich oder bis Purim einen befähigten israelitischen Religionslehrer und Chassan (Kantor, Vorsänger; ledig). Gehalt 160 - 180 Thaler jährlich, und wenn derselbe das Schächteramt versehen kann oder Unterricht im Französischen erteilen kann, ist der Gehalt um Bedeutendes höher. Franco-Anmeldungen nimmt Unterzeichneter entgegen. 
Der Vorstand der israelitischen Gemeinde. Leopold Löb."       
  
Sohren Israelit 14051879.jpg (34945 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Mai 1879: "Vakanz. In der hiesigen kleinen Gemeinde wird per sofort ein Religionslehrer, auch Vorbeter (ledig), zu engagieren gesucht. Bewerber wollen sich gefälligst an den Unterzeichneten werden. Sohren, den 12. Mai 1879. Der Vorstand Moses Marx."      

    
    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Hilferuf des in schwere Not geratenen Johann Rauner (1884)  

Sohren Israelit 08091884.jpg (129919 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1884: "Hilferuf! Liebe Glaubensgenossen! 
In meiner gedrückten Lage suche ich Rettung und Hilfe und bin im Voraus allen denjenigen zu großem Danke verpflichtet, welche mich in meinem Elende unterstützen. 
Da meine Frau schon jahrelang durch Krankheiten (Krämpfe) heimgesucht ist und meine vier Söhne in der Armee dienten (zwei sind noch bei den Truppen), so geriet ich in so zerrüttete Verhältnisse, dass ich nicht mehr im Stande war, meinen Verpflichtungen nachzukommen und mich in einer sehr traurigen Lage befinde.   
Am 22. September dieses Jahres wird mein Haus mit Ländereien zwangsweise versteigert und bin ich dann mit meiner kränklichen Frau und zwei kleinen Söhnen dem Freien ausgesetzt, und nicht im Stande, ohne fremde Hilfe mir ein Obdach zu verschaffen. Es ergeht daher an alle wohltätigen Glaubensgenossen die innigste Bitte, durch Geldsammlungen beizutragen, dass für mich eine Wohnung verschafft wird.  
In der Hoffnung, dass meine Bitte Gehör findet, harret hochachtungsvoll  
Sohren (auf dem Hundsrücken)  Johann Rauner. 
Die volle Wahrheit bescheinige hiermit und bin gern bereit, Haben in Empfang zu nehmen und nach Pflicht zu verwenden.  
Sohren, 24. August 1884. Der israelitische Vorsteher Moses Marx.   
Auch wir sind bereit, Gaben entgegenzunehmen und weiterzubefördern. Die Expedition des 'Israelit'."   

   
Spendenaufruf für eine in Not geratene Familie (1900)   

Sohren Israelit 31101900.jpg (74179 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Oktober 1900:  "Innige Bitte!  
Einem armen Familienvater, der bisher seine Familie redlich ernährte, passierte das Unglück, mit einem Ochsen in ein drei Meter tiefes Loch zu fallen. Derselbe zog sich hierbei sehr schwere innere Verletzungen zu, sodass er schon lange das Bett hüten muss und auf unabsehbare Zeit seinem Geschäfte nicht nachgehen kann. Edle Glaubensgenossen werden hierdurch ergebenst gebeten, der bedauernswerten Familie durch milde Gaben zu helfen, damit dieselbe in nicht noch größere Not gerät.  
Isaac Kahn, Handelsmann aus Sohren, Regierungsbezirk Koblenz. 
Auch die Geschäftsstelle dieses Blattes ist gerne bereit, Gaben unter Nr. 5205 entgegen zu nehmen und weiter zu befördern."  

    
Erneuter Spendenaufruf für den Handelsmann Isaac Kahn (1901)      

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober 1901: "Innige Bitte
Vor ca. 1 1/2 Jahren erließen wir hier einen Aufruf für den Handelsmann Isaac Kahn in Sohren (Rheinland), der mit einem Ochsen verunglückte und noch immer das Bett nciht verlassen kann. Der Kranke muss nun in den nächsten Tagen nach einer Heilanstalt verbracht werden und ist es nach Aussage des Arztes noch fraglich, ob er dorten wieder soweit hergestellt werden kann, dass er an Krücken gehen kann. Die nötigen Geldmittel fehlen jedoch hierzu und ergebt daher an alle edlen Glaubensgenossen die herzliche Bitte helfend einzugreifen und gleichzeitig der Frau, die mit vier kleinen Kindern unversorgt zurückbleibt, etwas zu ihrem Unterhalte beizusteuern. Wir sind gerne bereit, milde Gaben unter Nr. 7466 zur Weiterbeförderung in Empfang zu nehmen. Geschäftsstelle des 'Israelit'."     

     
     
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Goldene Hochzeit von Marcus Marx und Babetta geb. Gärtner (1885)  

Sohren Israelit 22091885.jpg (59725 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. September 1885: "Sohren, 2. September (1885). Heute feierten die von jedermann geachteten Eheleute Herr Marcus Marx und Frau Babetta geb. Gaertner das schöne Fest der goldenen Hochzeit. Beide sind noch rüstig und erfreuen sich einer ziemlichen Gesundheit. Der Jubilar zählt 73 und die Jubilarin 76 Jahre. Sie wurden von ihren 6 Kindern und 23 Enkeln aufs Großartigste beglückwünscht, doch musste die offizielle Feier wegen eines Krankseins seitens einer der Söhne unterbleiben. Wir wünschen dem Paare, dass es ihm vergönnt sein möge, auch die diamantene Hochzeit zu feiern, bei der alsdann alles Versäumte nachgeholt werden soll."   

    
    
 
   
Zur Geschichte der Synagoge     
         
    
Zunächst war vermutlich ein Betraum in einem der jüdischen Wohnhäuser vorhanden.  1864 wurde eine Synagoge in einem Fachwerkhaus eingerichtet, die bis zu ihrer Verwüstung beim Novemberpogrom 1938 Mittelpunkt des religiösen Lebens der jüdischen Gemeinde in Sohren gewesen ist. Bei dem Gebäude handelt es sich vermutlich um ein älteres Bauernhaus, in dem ein Betraum eingerichtet wurde.    
    
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge verwüstet. Zunächst hatten zwei SA-Leute sich den Schlüssel zum Betsaal besorgt und vor dem Gebäude auf den Beginn der Verwüstungsaktion im Dorf gewartet. Als ihnen dies zu lange dauerte, vernagelten sie die Synagogentür und verließen den Ort. Später traf ein Rollkommando auf Lastwagen von Simmern her ein, das die Synagoge verwüstete. Nach den Verwüstungen wurde das Gebäude verkauft und als Möbellager zweckentfremdet. 

1950 wurde das Gebäude abgebrochen.
    
    
Adresse/Standort der Synagoge       
    
    
Fotos
(Quelle: Landesamt s.Lit. S. 348)  

Gebäude der ehemaligen Synagoge Sohren Synagoge 180.jpg (90513 Byte)   
   Die Aufnahme wurde zwischen 
1939 und 1950 erstellt
  

    
       
Links und Literatur

Links:

Website der Gemeinde Sohren   

Website der Verbandsgemeinde Kirchberg/Hunsrück  

Literatur:  

Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 348-349 (mit weiteren Literaturangaben).

  
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Sohren  Rhineland. Twenty-two Jews were living in Sohren in the early 19th century. The Jewish population rose to 83 in 1843 and then fell to 65 (total 858) in 1885 and 26-28 in 1932-33. Eighteen Jews emigrated before Kristallnacht (9-10 November 1938), and two to France afterwards. Five Jews were deported to the camps in July 1942. Ten Jews perished in the Holocaust. The synagogue opened in 1858 was sold to the village in December 1938 and transferred to the Koblenz Jewish community in 1954. The Jewish cemetery, dating back to the first half of the 198th century, was desecrated in 1978.  
   
     

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge   

                        

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 20. Dezember 2014