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im Elsass"
Turckheim
(Türkheim,
Dep. Haut-Rhin / Alsace / Oberelsass)
Jüdische Geschichte / Synagogue / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In dem 1312 zur Stadt erhobenen Turckheim (Türkheim) lassen
sich Juden bereits im Mittelalter nachweisen. Als Ludwig der Bayer die
Stadt 1330 König Johann von Böhmen versetzte, werden die Juden der Stadt
ausdrücklich genannt. Die Judenverfolgung 1338
("Armleder-Verfolgung) traf auch die Juden Turckheims, obwohl die Stadt im selben
Jahr zu den Gründern eines Bundes gegen die "Armleder" gehörte. Die
Stadt engagierte sich im Zusammenhang mit der "Landesrettung" von
1345, um Aufläufe gegen Christen und Juden zu unterdrücken. Während der
Kämpfe zwischen Ludwig dem Bayern und Karl IV. erhob die Stadt auch Steuern von
den jüdischen Einwohnern, obwohl sie königliche Kammerknechte waren. Die Verfolgung
in der Pestzeit (1348/49) zerstörte das jüdische Leben in der Stadt.
Die jüdischen Familien wohnten vor allem in der 1350 erstmals genannten
"Judenstraße".
Nach der Judenverfolgung in der Pestzeit lassen sich jüdische Einwohner
wiederum nach 1374/75 in Turckheim feststellen. 1397 wurde ein Türkheimer Juden wegen angeblicher Brunnenvergiftung verhaftet -
er gestand auf der Folter. 1410 wurde ein Türkheimer Jude durch einen Christen
ermordet.
Die Zahl der jüdischen
Familien blieb in der Folgezeit überschaubar: Mitte des 15. Jahrhunderts (1454/55) werden
acht jüdische Steuerzahler genannt. Die Juden der Stadt lebten vor allem vom
Geldhandel. Einer von den 1454/55 genannten Juden (Schwiegersohn eines Aron)
wird als Juden meister
(Rabbiner?) bezeichnet.
Zu restriktiven Bestimmungen kam es 1465: damals wurde unter anderem
verordnet, dass die Juden der Stadt nur noch ein Haus bewohnen dürften; die
übrigen sollten die Stadt verlassen. Auch wurde der Höchstzinssatz der
jüdischen Geldhändler stark reglementiert und ein Ausgehverbot während
christlicher Prozessionen erteilt. Ein Teil der Juden hat nach dieser
Verordnungen wohl die Stadt verlassen. Beim Durchzug des Schweizer Heeres durch
die Stadt (1476/77) flohen die Juden und andere Personen aus Türkheim
und versteckten sich in Häusern der Stadt und Umgebung, wo sie jedoch verraten
und den Schweizern ausgeliefert wurden. Nur ein hohes Lösegeld rettete die
Flüchtlinge vor dem Schaffott. Wenig später wurden die Juden vom Rat der Stadt
ausgewiesen.
1508 werden wieder Juden in Türkheim genannt. 1521 sollten sie
erneut ausgewiesen werden. Die ihnen zum Abzug gesetzte Frist von zunächst nur
einem Jahr wurde jedoch mehrmals verlängert. Mitte des 16. Jahrhunderts (1540)
waren sechs jüdische Familien in der Stadt; 1547 werden namentlich die
Türkheimer Juden Aron, Getzel, Moses, Nathan und Juda genannt (siehe den
Satzbrief vom 1547, Beitrag von G. Boll s.Lit.). 1570 verließen die
jüdischen Familien die Stadt beziehungsweise wurden dazu gezwungen.
Zur Gründung einer neuzeitlichen Gemeinde kam es wieder in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts. 1784 wurden 42 jüdische Einwohner in zehn
Familien gezählt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1846 97 jüdische Einwohner, 1861 100, 1900 35, 1910 42.
An Einrichtungen bestand zeitweise ein Betraum (s.u.). Die Gemeinde
gehörte zum Rabbinat Wintzenheim sauf
Herrlisheim.
1936 lebten noch 30 jüdische Personen in Turckheim. Unter der
deutschen Besatzung wurden die letzten von ihnen 1940 nach Südfrankreich
deportiert. .
Von den in Turckheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Lucien Geismar (1905),
Marcel Geismar (1917), Sylvain Geismar (1906), Leon Kauffmann (geb. in Turckheim
1906, später in Villingen), Yvonne Weil geb. Geismar (geb. 1907 in Turckheim, lebte
später in Niederbronn les-Bains).
Links ein Gedenkblatt zum Schicksal von von Sylvain Geismar aus Turckheim
(Quelle: Yad Vashem, Jerusalem)
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
In jüdischen Periodika des 19./20.
Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in
Turckheim gefunden. |
Zur Geschichte der Synagoge
(Haus des Betsaales)
Ein separates Synagogengebäude bestand in Turckheim nicht.
Der Betraum war in einem Gebäude der Stadt eingerichtet. Er wurde bis Anfang
des 20. Jahrhunderts genutzt. Danach besuchten die Turckheimer Juden die
Synagoge in Wintzenheim.
Adresse/Standort der Synagoge: 7 rue des
Vignerons (nach Angabe der Seite des Ministère de la culture)
Fotos
Die Synagoge in Turckheim
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 5.10.2013) |
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Gebäude der
ehemaligen Synagoge in Turckheim |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
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Germania Judaica II,2 S. 837-838; III,2 S. 1490-1492 (mit
zahlreichen weiteren Literaturangaben).
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Michel
Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire.
Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992.
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Günter Boll: "Juden Brieff" vom
5. Mai 1547. Quelle: Archives municipales de Turckheim: AA 19bis Juifs
(1513-1573 et 1682-1744).
Sowie: Stadtordnung von 1665. Quelle ebd. BB 1 Règlements
municipaux (1627 et 1665). Beides als pdf-Datei online
zugänglich.
Hinweis: Günter Boll hat in den Archives municipales von Turckheim den zwischen der einstigen Reichsstadt Türkheim und dem Schtadlan der Juden in der unterelsässischen Landvogtei Hagenau, Josel von Rosheim, ausgehandelten und vom Unterlandvogt Heinrich VII. von Fleckenstein beurkundeten Satzbrief der Türkheimer Juden Aron, Getzel, Moses, Nathan und Juda vom 5. Mai 1547 kopiert. Das Ergebnis
seiner Türkheimer Recherchen fand Eingang in seinen Aufsatz:
Günter Boll: Dokumente zur Geschichte der Juden in Vorderösterreich und im Fürstbistum Basel (1526 – 1578). In: Schau-ins-Land, Zeitschrift des Breisgau-Geschichtsvereins 116/1996, S. 19-44; ebd., S. 31-32 (Die Gemeine Jüdischeit zue Türckheim 1538 – 1567). |

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