Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Altdorf (VG Maikammer, Kreis Südliche Weinstraße)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Berichte aus der jüdischen Gemeinde   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde   
    
In Altdorf bestand eine jüdische Gemeinde bis Ende des 19. Jahrhunderts. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Doch lebten bereits zuvor immer wieder einzelne Juden beziehungsweise jüdische Familien am Ort.  
 
Aus dem 16. Jahrhundert wird berichtet (Gemeindebeschreibung von 1930 siehe unten): "Hier (sc. in Altdorf) wohnen schon im 16. Jahrhundert mehrere jüdische Familien. Samuel und Salomon aus Altdorf erkannten um jene Zeit an, dass sie verbotenen Wucher getrieben haben, durch die Gnade des Pfalzgrafen aus dem Gefängnis entlassen wurden und, sobald eine Ihnen gesetzte Bedenkzeit verstrichen sei, sich entschließen werden, sich in Heidelberg taufen zu lassen und eine erlaubte Hantierung zu beginnen. Andernfalls aber wolle sie Urfehde schwören"
   

1635 werden wiederum jüdische Einwohner am Ort genannt. Um 1770 gab es eine ausreichende Zahl jüdischer Männer am Ort, um regelmäßig Gottesdienste abhalten zu können.   

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1808 73 jüdische Einwohner (22,3 % der Gesamteinwohnerschaft), 1825 96 (16,0 %), 1835 100 (15,3 %), 1848 102 (in 26 Familien), 1857 76, 1875 23, 1887 25, 1889 24, 1900 13, 1910 neun.  

An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule und ein rituelles Bad. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war im 19. Jahrhundert zeitweise ein Lehrer angestellt, der auch als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. unten der Bericht über den in Altdorf um 1870 tätigen Lehrer Jakob Frank). Ein erster jüdischer Lehrer war in Altdorf T. Stern, der hier seit 1838 unterrichteten, bis 1841 jedoch nach Speyer versetzt wurde. Nach dem Tod des 1870 verstorbenen Lehrers Jakob Frank wurde als "Verweser" (unständiger Vertreter) der Lehrerstelle noch Lehrer Wolf angestellt, Sohn des Religionslehrers Lazarus Wolf in Essweiler. Vermutlich wurde nach ihm die Lehrerstelle in Altdorf nicht mehr besetzt. Seitdem übernahmen auswärtige jüdische Lehrer den Unterricht der Kinder in Altdorf. Um 1887 war es Lehrer S. Josef aus Gommersheim, der den Unterricht erteilte, um 1892 Lehrer S. Rosenberg aus Gommersheim. In der Folgezeit hat vermutlich der in Venningen angestellte Lehrer den jüdischen Kinder in Altdorf den Religionsunterricht erteilt (vgl. unten die Ausschreibung der Stelle in Venningen von 1892).
 
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1881/1889 S. Seligmann.
  
1894 wurde die jüdische Gemeinde Altdorf aufgelöst und die hier noch lebenden jüdischen Personen der Gemeinde in Venningen zugeteilt. 
 
Allerdings steht schon im "Statistischen Jahrbuch des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes" von 1887 zu den in Altdorf lebenden jüdischen Personen: "zu Venningen gehörig". Im "Statistischen Jahrbuch..." von 1892 wird Altdorf sowohl unter Gommersheim wie auch unter Venningen genannt, sodass damals möglicherweise noch offen war, zu welcher Gemeinde die Altdorfer jüdischen Einwohner zugeteilt werden sollten. Verwirrend die Angaben im "Statistischen Jahrbuch..." von 1895 S. 56, wo unter Gommersheim als zugehörig genannt wird: "Altdorf 24 Personen und dem Vorsteher S. Seligmann" und unter Venningen als zugehörig: "Altdorf 19 Personen (in 3 Familien) unter Vorsteher H. Nathan". Im "Statistischen Jahrbuch..." von 1897 dann nur noch unter Venningen als zugehörig: "Altdorf 14 Personen (in 3 Familien)" und 1898: "Altdorf 12 Personen (in zwei Haushaltungen).       
   
Um 1924 wurden noch fünf jüdische Einwohner gezählt, die zur Gemeinde in Venningen gehörten. Vor Beginn der Deportationen 1940 waren noch drei jüdische Personen am Ort.
   
Von den in Altdorf geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):    
Die Recherche zu Altdorf in den angegebenen Listen ist nicht möglich, da es mehrere Orte Altdorf mit jüdischen Gemeinden gab und in den Listen nicht ausreichend differenziert wird.   
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
   
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1892 für Venningen und (geplant) für Altdorf 

Venningen Israelit 20091892.jpg (82238 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. September 1892: "Schuldienst-Erledigung. Die israelitische Verweserstelle zu Venningen bei Edenkoben (Pfalz) ist erledigt und wird andurch mit einem dreiwöchentlichen Meldetermin zur Bewerbung ausgeschrieben. 
Mit dieser Stelle ist zugleich der Schächter- und Vorbeterdienst verbunden und verteilen sich die Gehaltsbezüge wie folgt: 1( Bar aus der israelitischen Kultuskasse 685,71 Mark, 2) Anschlag eines Gärtchens bei dem Schulhause 2.06, 3) Anschlag der Wohnung 20,60, 4) Anschlag der Kasualien 171,43. Zusammen 879,80 Mark. 
Bemerkt wird noch, dass, falls die Israelitische Kultusgemeinde Altdorf der hiesigen Gemeinde zugeteilt werden sollte, vorstehende Gehaltsbezüge dadurch nicht erhöht werden. Der Verweser muss das Seminar besucht haben, damit er von der Regierung angestellt werden kann. 
Venningen, den 14. September 1892. Der israelitische Kultusvorstand. Aron Teutsch."

   
Zum Tod des Volksschullehrers Jakob Frank (Lehrer in Altdorf, vermutlich um 1870)  

Marienthal BayrGZ 15011929.jpg (185758 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Januar 1929: "Ein Gedenkblatt einem teuren Freunde.  Am Tag nach dem Sukkot-Fest (8. Oktober 1928) geleitete ein stattliches Trauergefolge in dem pfälzischen Dörfchen Rockenhausen die sterblichen Überreste von Lehrer Jakob Frank zur letzten Ruhe. Als Sohn eines plälzischen Volksschullehrers in Marienthal 1844 geboren, besuchte er das Lehrerseminar Kaiserslautern und wirkte 35 Jahre als Volksschullehrer in den Orten Altdorf, Steinbach am Glan und Albersweiler (Orte, deren Lehrerstellen heute längst aufgelöst sind), am letzteren Orte über 2 Dezennien stets in vorbildlicher, diensteifriger, gewissenhafter Weise. Im Jahre 1898 wurde er infolge Krankheit pensioniert, konnte sich aber in der Ruhe wieder so erholen, dass ihm noch die Gnade ward, 30 Jahre im Kreise seiner Familie, zuletzt im Hause einer verheirateten Tochter, genießen zu dürfen. In dieser Zeit konnte er der Beschaulichkeit seiner Lieblingsbeschäftigung sich ungestört widmen, dem jüdischen Studium. Sein innig religiöser Sinn, seine Herzensfrömmigkeit führten ihn dazu, täglich für sich und gar oft mit gleichgesinnten Kollegen und Freunden zu 'lernen'. Dazu war er umso mehr befähigt, da er von Jugend auf im frommen Elternhaus 'gelernt' hatte, und auch deshalb, weil er über ein umfassendes Allgemeinwissen, große Belesenheit und meisterhafte Beherrschung der Sprache verfügte. Neben dem umfassenden Wissen waren es sein gerader, schlichter Sinn, sein menschenfreundliches Wesen, sein gutes, stets heiteres Gemüt, die ihn besonders auszeichneten. So wirkte er anregend und fördernd als Lehrer, Liebe ausstreuend und Zuneigung erntend. Er war ein ganzer Mann, der in Beruf und Leben sich überall herzliche Zuneigung und Freundschaft erworben hatte, die über das Grab hinaus reicht. In herzlichen Worten gedachten seiner bei seinem Hingange die beiden Rabbiner: Dr. Baron (Kaiserslautern) und Dr. Meyer (Pirmasens). Als Kollege und seinerzeitiger Amtsnachfolger sprach Oberlehrer Haymann (Rodalben) dem lieben Dahingegangenen den Abschiedsgruß, ihn als waren Freund, hilfsbereiten Amtsgenossen und idealen Lehrer feiernd. Von weit her waren Schüler und Freunde erschienen, ihm die letzte Ehre zu erweisen. Er hat Segen verbreitet, darum wird sein Andenken auch in Segen erhalten bleiben.   H.R."  

    
    
Berichte aus der jüdischen Gemeinde 
Gemeindebeschreibung 1930    

Aus einem Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 31. Juli 1930: "Heute zählt Kirrweiler immer noch einige Juden, die zur 3/4 Stunde südwärts gelegenen Gemeinde
Venningen gehören. Venningen hat noch circa 30 jüdische Seelen, Synagoge und Sammelfriedhof, die beide auch von den Juden im 3/4 Stunde östlich von Venningen gelegenen
Altdorf benutzt werden. Hier wohnen schon im 16. Jahrhundert mehrere jüdische Familien. Samuel und Salomon aus Altdorf erkannten um jene Zeit an, dass sie verbotenen Wucher getrieben haben, durch die Gnade des Pfalzgrafen aus dem Gefängnis entlassen wurden und, sobald eine Ihnen gesetzte Bedenkzeit verstrichen sei, sich entschließen werden, sich in Heidelberg taufen zu lassen und eine erlaubte Hantierung zu beginnen. Andernfalls aber wolle sie Urfehde schwören. - Von Kirrweiler eine halbe Stunde westlich liegt der Bahnhof, 10 Minuten davon sehr hübsch, von Weinbergen umgeben, das staatliche Kirchdorf Maikammer...."     

     
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Über den Heilpädagogen Julius Moses (1869-1945)  

Altdorf Moses 100.jpg (57609 Byte)Prof. Dr. Julius Moses ist am 22. Januar 1869 in Altdorf (Pfalz) geboren. Er ließ sich nach dem Medizinstudium 1896 in Marnheim als Praktischer Arzt nieder. Im Ehrenamt war er als Armenarzt und Fürsorgearzt tätig. Am Fröbelseminar und an der Handelshochschule Mannheim hatte er Lehraufträge inne. Durch zahlreiche Publikationen genoss er in der Fachwelt als Heilpädagoge hohes Ansehen. In der jüdischen Gemeinde in Mannheim spielte er eine tragende Rolle, zuletzt von 1923 bis 1933 als Vorsitzender des Synagogenrats. Nach 1933 verlor er seine Approbation, worauf er sich mit seiner Familie zur Emigration nach Palästina entschloss. Julius Moses starb am 12. Juli 1945 in Tel Aviv. 
Link: Wikipedia-Artikel zu Julius Moses     
Foto von Prof. Moses - Quelle: V. Keller: Bilder vom jüdischen Leben Mannheims 1988. S. 70.

     
Kriegsauszeichnungen für jüdische Soldaten aus Altdorf (1918)       

Mitteilung in "Israelitisches Familienblatt" vom 31. Januar 1918: "Das Eiserne Kreuz zweiter Klasse.
Altdorf
(Pfalz). Reservist Julius Nathan."      
 
Mitteilung in "Israelitisches Familienblatt" vom 1. August 1918: "Das Eiserne Kreuz zweiter Klasse.   Altdorf (Pfalz). Infanterist Max Nathan." 

 
  
  
Zur Geschichte der Synagoge          
    
Über die Synagoge (Betraum) in Altdorf ist nur wenig bekannt. 1815 wurde sie auch von den in Böbingen und Freinsheim lebenden jüdischen Personen besucht. Vermutlich wurde sie bis um 1875/80 verwendet und danach geschlossen. Zwei Torarollen aus der Altdorfer Synagoge wurden in die Venninger Synagoge übertragen.  
  
Adresse/Standort der Synagoge:   unbekannt  
   
  
Fotos  

Zur jüdischen Geschichte in Altdorf sind noch keine Fotos vorhanden; über 
Zusendungen oder Hinweise freut sich der Webmaster der "Alemannia Judaica"; 
Adresse siehe Eingangsseite.  
 
     

   
   

Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Altdorf (Pfalz)    

Literatur:  

bulletAlfred Hans Kuby (Hrsg.): Pfälzisches Judentum gestern und heute. Beiträge zur Regionalgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. 1992. 
bulletOtmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005. S. 41-42 (mit weiteren Literaturangaben). 
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 72 (mit weiteren Literaturangaben). 

    
     

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Stand: 30. Juni 2020