Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bad Kreuznach (Kreisstadt, Rheinland-Pfalz)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte des Ortes

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Bad Kreuznach wurden in jüdischen Periodika gefunden. 
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.           
   
  
Übersicht:

bulletAus der mittelalterlichen Geschichte   
-  Artikel von Rabbiner Dr. A. Lewin (1933) über "Die Gottschalke von Bacharach und Kreuznach. Ein Beitrag zur Geschichte der Juden in Frankfurt um das Jahr 1400"    
bulletAus der Geschichte der jüdischen Schule / des Religionsunterrichtes und der Lehrer  
-  Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1857 / 1862 / 1865 / 1877 / 1882 / 1884 (Rabbinatskandidat) / 1887 (Rabbiner)
-  Rabbiner Dr. Enoch erteilt den Religionsunterricht am Gymnasium (1885)   
-  Einführung des obligatorischen jüdischen Religionsunterrichtes in den Schulen der Stadt (1885)   
-  Prüfungen im jüdischen Religionsunterricht am Gymnasium durch Rabbiner Tawrogi (1889)  
-  Über "Die Sukkoh (Laubhütte) auf dem Lande" - von Lehrer/Kantor R. Bachrach (1929)       
bulletAus der Geschichte des Rabbinates   
   Übersicht über die Rabbiner in Bad Kreuznach siehe auf der Seite zur Synagoge in Bad Kreuznach 

25-jähriges Amtsjubiläum und silberne Hochzeit von Rabbiner Dr. Tawrogi (1913)  
Rabbiner Dr. Jacobs kommt nach Kreuznach (1927)  
R
abbiner Dr. Jacobs übernimmt die Aufsicht über die Kaschrut im Hotel Strauss in Bad Münster am Stein (1927)    
Amtseinführung von Rabbiner Dr. Jacobs (1927)   
Beiträge von Rabbiner Dr. Jacobs zu exegetischen Fragen und zu jüdischen Themen (1924-1930) 
Aufsatz zu einem "masoretischen Problem" von Rabbiner Dr. Jacobs (1928)  
Zum Tod von Rabbiner Dr. Tawrogi (1929)      
Gottesdienstliches Leben zur Zeit von Rabbiner Dr. Jacobs und Einweihung einer neuen Torarolle (1930)   
bullet Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben  
-  Besuch von Sir Moses Montefiore in Kreuznach (1863)
-  100-Jahrfeier des Wohltätigkeits- und Bestattungsvereines Chewra Kadischa (1863)   
Der antisemitische Hofprediger Adolf Stoecker hält einen Vortrag in Bad Kreuznach (1891)   
-  Über das Schicksal russisch-jüdischer Familien (1893)     
-  Antisemitische Regungen in Kreuznach (1893)   
-  100-Jahrfeier der Krankenverpflegungs- und Unterstützungskasse, Verein Bikur Cholim (1903) 
G
roßes Engagement in der Gemeinde für die Kriegsfürsorge (1914)    
Dr. Vogel wird zum Vorsitzenden des Jüdischen Jugendvereines 'Moses Mendelsohn' gewählt (1920)     
Spendensammlung für die Waisen der Ukraine (1921)   
Vortrag von Redakteur Schachnowitz im Jüdischen Jugendverein (1929) 
Ü
ber das rege Leben in der jüdischen Gemeinde (1934)  
Arbeitstagung der "Mittelstelle für Erwachsenenbildung" in Bad Kreuznach, u.a. mit Ernst Simon und Martin Buber (1934)   
W
eiterer Bericht über das rege Leben in der jüdischen Gemeinde (1934)       
bulletDie jüdische Kinderheilstätte Kreuznach und andere Einrichtungen  
-  Werbung für die Kinderheilstätte (1920)  
E
inweihung einer neuen Torarolle für die Jüdische Kinderheilstätte (1934)        
Erew Schabbat in der jüdischen Kinderheilstätte (1937)    
-  Bericht über das Simchas-Tora-Fest in der Kinderheilstätte (1937)   
bulletBerichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde    
-  Die Kriegsteilnehmer Leopold Michel und Karl Scheuer erhalten das Eiserne Kreuz (1871)   
-  Zum Tod von Max Adler - dem "ältesten und angesehensten jüdischen Einwohner Kreuznachs" (1896)   
-  Zum Tod des langjährigen Gemeindevorstehers Isaak Woog (1911)  
-  Über die beiden Sportler (Ringer und Stemmer) Julius und Hermann Baruch (1921)   
8
0. Geburtstag von Anna Roos (1927)
E
rinnerung an die Deportation in das südfranzösische Internierungslager Gurs im Oktober 1940: Grabstein für Emil Scheuer in Gurs    
bulletAnzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen     
A
nzeige von Moses Marcus (1850)    
-  Anzeigen des Hotels Levy (1861 / 1873)   
-  Anzeige des Hotels Jacobi (1863)   
-  Anzeige für das Damenpensionat Louise Wolff geb. Herz (1869)  
A
nzeige der Weingroßhandlung Carl Levy (1875)   
Anzeige des Hotels Levy, inzwischen im Besitz von Isak Kahn (1900)    
Geburtsanzeige für die Tochter von Josef und Jenny Adler (1921)    
Familienanzeigen der Familie Max und Gertrud Sommer (1921/1927)  
Verlobungsanzeige von Bertha Sommer und Arthur Benjamin (1924)  
H
ochzeitsanzeige von Robert Stern und Erna verwitwete Marks geb. Stern (1928)   
Anzeige der Heroldkellereien AG (1928)     
Werbung für das Restaurant der Geschwister Jankelowitz (1929) 
bulletKennkarte aus der NS-Zeit    

  
  
Aus der mittelalterlichen Geschichte 
Artikel von Rabbiner Dr. A. Lewin (1933) über "Die Gottschalke von Bacharach und Kreuznach. Ein Beitrag zur Geschichte der Juden in Frankfurt um das Jahr 1400"

Bad Kreuznach GblIsrGFrf 071933.jpg (445116 Byte) Bad Kreuznach GblIsrGFrf 071933b.jpg (498964 Byte) Nachstehend wird nur die Einführung und 
der Teil zu Gottschalk von Kreuznach aus dem Beitrag 
A. Lewin zitiert;
der Teil zu Gottschalk von Bacharach
wird unter Bacharach wiedergegeben.

Artikel im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom Juli 1933: "Die Gottschalke von Bacharach und Kreuznach. Ein Beitrag zur Geschichte der Juden in Frankfurt um das Jahr 1400. Von Rabbiner Dr. A. Lewin. 
Das dunkelste Jahr in der Geschichte der deutschen Juden ist das Jahr 1349. Wie ein verheerender Sturmwind kam dieses Jahr des Unheils über die jüdischen Gemeinden. Was die Pest des großen Sterbens übrig gelassen, das sollte die Pest der Verfolgungen vernichten. Klein war das Häuflein, das noch übrig blieb. Ein Gutes aber hatte die kleine Zahl die die historische Betrachtung. Der Einzelne und seine Familie treten nun stärker hervor als vor 1349. Es sind nicht mehr nur die gelehrten Vertreter der Lehre, deren persönliches Leben doch im Grunde ein typisches ist, sondern nun erscheinen auch die Handelsherren, von denen wir vorher nur ganz wenige prominente Persönlichkeiten kannten, in größerer Zahl. Und es zeigt sich, dass nicht die Wanderlust, wie man gewöhnlich annimmt, sie von Ort zu Ort, von Stadt zu Stadt treibt, sondern dass die wirtschaftlichen Verhältnisse, die Not, die Habgier der großen und kleinen Potentaten sie zum Wandern zwingen. Eine große Familie ist es, die da an den Ufern des Rheins, der Donau, des Mains, des Neckars und der Nahe um ihre Existenz ringt. Zu ihrem Mittelpunkt wird Frankfurt, die einzige Gemeinde, in der nach 1360 mit einer bald vorübergehenden Ausnahme keine Austreibung stattfand. Damit wird sie zur Muttergemeinde der deutschen Judenheit.
Zu den Familien, die im Rhein-Main-Gebiet um diese Zeit erscheinen und deren Schicksale diese allgemeinen Beobachtungen im Einzelnen bestätigen, gehören die des Gotschalk von Bacharach und des Gotschalk von Kreuznach. Der erste, der die beiden in Zusammenhang bringt, ist Dietz, der in seinem Stammbuch der Frankfurter Juden auf Seit 18 Nr. 26 über sie sagt: ‚Bacharach I., zuerst genannt im Jahre 1391 mit Gotschalk von Bacharach, welcher vermutlich mit dem in den Jahren 1390-92 genannten Gotschalk von Oppenheim und dem 1400-1499 genannten Gotschalk von Kreuznach (lauter kurpfälzische Städte) identisch ist…’ Zwei Irrtümer sind an dieser Stelle dem Schöpfer des Stammbuches unterlaufen. Von den drei genannten Städten ist nur Bacharach pfälzisch. Oppenheim ist Reichsbesitz und nur zeitweilig an Kurpfalz verliehen worden. Kreuznach ist die Hauptstadt der vorderen Grafschaft Sponheim. Es kam auch nicht ganz, wie Stern (König Ruprecht von der Pfalz in seinen Beziehungen zu den Juden S. XII Anm. 8) behauptet, sondern nur zu einem Fünftel durch Schenkung der Elisabeth von Sponheim, der Schwiegertochter des Königs Ruprecht, an die Kurpfalz. Auch die Gleichsetzung der drei genannten Gotschalks lässt sich nicht aufrechterhalten. Es handelt sich um zwei Personen, wie nun gezeigt werden soll, über die wir sehr gut unterrichtet sind. Denn beide sind in der Geschichte der Juden keine Unbekannten.   
Gotschalk von Bacharach ist der Sohn des Wormser Judenbürgers Man von Köln. Da erst 1372 wieder Juden in Köln aufgenommen werden und Man schon 1362 in Worms wohnt, so scheint er einer von denen gewesen zu sein, die 1349 mit dem Leben davon kamen. Dass er der Sohn eines Märtyrers ist, geht aus der Urkunde hervor, die er mit allen Wormser Familienvätern und deren verheirateten Söhnen im Jahre 1377 unterschrieb, in der sie sich verpflichten, der Stadt Worms 20.000 Goldgulden zu leihen: Menachem Sohn des Märtyrers Simon. Noch 1380 wird er zusammen mit seinem Schwiegersohn Gotschalk genannt und dabei erwähnt, dass er daselbst Haus und Stallung besitzt. Er ist auch in Worms gestorben. Von seinen Söhnen kennen wir außer Gotschalk von Bacharach den Fifelin, der 1369 in Straßburg aufgenommen wird, dessen Sohn Isaak wahrscheinlich der Schwiegersohn des Jäklin von Ulm wird und 1383 wie sein Schwiegervater in Nürnberg wohnt. Außerdem lernen wir 1390 einen Sohn Simon kennen, der zusammen mit Simon von Bensheim und Isaak von Kaiserlautern, dessen Frau Sara und dessen Tochter Gutlin um 1400 in Frankfurt leben, erwähnt wird. 1386 treffen wir einen Bruder des Man, Isak von Monjoie, in Köln. 
......................
Mit diesem Gotschalk von Bacharach (Oppenheim), dem Sohn des Wormsers Judenbürgers Man von Köln, dem Bruder des Simon und Fifelin und dem Schwager des Gotschalk, darf Gotschalk von Kreuznach nicht identifiziert werden. In seiner Geschichte der Juden in Frankfurt am Main, Band 1, Seite 80, sagt schon Kracauer, dass er Gotschalk für einen auswärtigen Juden hält. Eine kurze Zusammenfassung der Nachrichten, die wir über ihn besitzen, soll Kracauers Auffassung erhärten. Der Anfang seines Lebens liegt für uns im Dunkeln, Wir kennen weder Vater noch Mutter. Und doch ergibt das Wenige, das wir von ihm wissen, ein recht lebendiges Bild. Der Umriss seiner Persönlichkeit hebt sich deutlicher heraus als bei Gotschalk von Oppenheim, über den wir mehr Einzelheiten erfahren. Er ist ein Mann von größerem Formal als der vielgewanderte Gotschalk, der Sohn des Man. Zum ersten Mal treffen wir ihn im Herbst des Jahres 1382 in Kreuznach, wo damals der Graf Simon III. von Sponheim regierte, der letzte Graf aus der Kreuznacher Linie. Er wird auch Gotschalk von Katzenellenbogen genannt. Dies lässt eine dreifache Deutung zu. Er kann selbst in Katzenellenbogen gelebt haben, es ist möglich, dass sein Vater Schutz in Katzenellenbogen genoss, er kann auch vorübergehend, ohne in Katzenellenbogen zu wohnen, im Schutz der Grafen gestanden haben. Jedenfalls wissen wir aus einer Beschwerde des Erzbischofs von Mainz vom Jahre 1406, dass er lange in Kreuznach gewohnt hat (Juden von Katzenellenbogen treffen wir in den Jahrzehnten vor 1400 sowohl in Mainz wie in Köln). 1395 scheint er die Absicht gehabt zu haben, nach Frankfurt überzusiedeln. Denn in diesem Jahre kaufte er von Simon Nathan das Haus zwischen dem Hofe, in dem Johann von Holzhausen wohnt, und dem Rosenbusch... An dieser Nachricht, die Kracauer nach einem Repertorium wiedergibt, da die Urkunde selbst verloren ging, (Krac., Urk.B. S. 206) ist nicht alles in Ordnung. Ein hebräischer Doppelnamen kommt im Urkundenbuch überhaupt nicht vor. Es muss wohl Simon und Nathan gelesen werden. Simon und Nathan aber kennen wir. Es sind die Enkel des zu seiner Zeit reichsten Frankfurter Juden, des Bankiers der Stadt, der mehrere Häuser, darunter auch dieses, besitzt. Sie sind die Söhne des Ber, der den Urfehdebrief des Meisters Meir unterschrieb, der ebenfalls Besitzer mehrerer Häuser ist, die ihm wohl vom Vater vererbt sind. Ber stirbt 1393. Seinen Grabstein konnte ich trotz vielen Suchens nicht finden. Dass aber der Grabstein noch da sein muss, geht daraus hervor, dass bei Horovitz (Inschriften des alten Friedhofs, Nr. 58) die Grabsteininschrift steht, die seiner in ehrenden Worten gedenkt. Sechs Söhne und eine Tochter sind seine Erben. Simon und Nathan werden wohl dieses Haus als Erbteil erhalten haben. Ein anderer Sohn des Ber, Johel, ist der Schwiegersohn des Gotschalk von Kreuznach. So wird der Kauf verständlich. Johel scheint später nach Köln gezogen zu sein. Hätte nun Gotschalk in dem Haus gewohnt, wofür kein Beweis erbracht werden kann, dann wäre er ein Nachbar geworden des Gotschalk von Bacharach, der ja, wie wir wissen, 1392 im Rosenbusch wohnt. Auch sein Sohn David wird als Bewohner 1395 genannt. In den Rosenbusch zieht 1399 der andere Frankfurter Schwiegersohn des Gotschalk von Kreuznach, Süßkind von Rothenburg, der wohl kaum mit Süßkind von Weinheim identisch ist. Vielleicht ist er einer von denen, die 1397 aus Rothenburg vertrieben werden. Mit Unterbrechungen wohnt er bis 1423 in Frankfurt. Er hat einen Sohn, der den Namen des Großvaters trägt. Außerdem nennt Dietz (Stammbuch S. 244) noch drei Schwiegersöhne: Wolf von Dieburg (1425), Isaak von Friedberg (1426), Meier von Bensheim (1429). Ein Urenkel des Gotschalk lebte noch1446 in Frankfurt. Durch seine beiden Schwiegersöhne und seine Tochter Kele, die 1400 in Frankfurt aufgenommen wird, tritt also Gotschalk in verwandtschaftliche Beziehungen zu verhältnismäßig vielen Frankfurter Familien, die an einer anderen Stelle genauer gezeigt werden sollen. 
Es war eigentlich selbstverständlich, dass die Stadt Frankfurt die Verbindung mit einem Manne wie Gottschalk finanziell auswertete, besonders nachdem der Wohlstand der Frankfurter Juden so sehr zusammengeschmolzen war. 1397 nimmt die Stadt bei ihm eine Anleihe von 600 Gulden auf. Den Rückzahlungstermin hält sie aber nicht ein. Die Rückzahlung erfolgt erst im April 1398. Für immer aber ist die Erinnerung an Gotschalk mit der Stadtgeschichte Frankfurts verknüpft durch den Namen der Straße, die in diesem Jahre besonders oft genannt wird, in der Goethe, der größte Sohn der Stadt, geboren wurde und seine Jugend verbracht, durch den Hirschgraben. An der Entstehung dieses Namens ist Gotschalk nicht ganz unbeteiligt. Etwa um die Mitte des 12. Jahrhunderts war der weite Mauerring um Frankfurt aufgeführt worden, dessen Verkauf noch heute durch die Grabstraßen Hirschgraben, Holzgraben und Wollgraben bezeichnet wird. Nach der dritten Stadterweiterung hatte auch der Teil des Grabens, der heute Hirschgraben heißt, seine Bedeutung verloren. Hier hielt die Stadt 1400 einen Hirsch. Wie die Stadt zu diesem Hirsch gekommen ist, wird nirgendwo erwähnt. Durch Kauf wird sie ihn wohl kaum erworben haben. Sehr wahrscheinlich ist es der Hirsch, der in jedem Jahre in der Dreieich gefangen und dem Schulheißen von Frankfurt während der Herbstmesse überbracht werden musste, den er dann mit den Schöffen teilen sollte. In diesem Jahr hat man ihn wohl am Leben gelassen. Man setzte ihn auf dem breitesten Teil des Grabens aus und fütterte ihn auf Kosten der Stadt. Eine Gefährtin für ihn machte in demselben Jahre Gotschalk der Stadt zum Geschenk. Den Transport nach Frankfurt besorgten Knechte, die dafür 4 Gilden erhielten. Die Hirsche vermehrten sich so sehr, dass der Rat der Stadt Hirschessen veranstalten konnte, die schon 1408 erwähnt werden. 1556 wurden sie abgeschlafft, da man das Gelände zum Bau von Häusern brauchte. Von dieser Hirschherde, zu deren Entstehung der Jude Gotschalk einen wesentlichen Beitrag geliefert hatte, erhielt die Straße den Namen, den sie bis heute erhalten hat. 
Ein besonderes Verdienst erwirbt sich Gotschalk um alle Juden im Rhein-Main-Gebiet, indem der Erzbischof von Mainz, Johann II. von Nassau, den Würfelzoll in seinen Landen aufhebt. Denn dieser Zoll war von allen Abgaben, die die Juden an den Zollstellen entrichten mussten, der demütigendste. Der Würfelzoll wurde nicht nur im Erzbistum abgefordert. In Frankfurt wird esr noch 1486 erhoben. Zwar war er schon einmal 1383 aufgehoben worden. Aber bei der Rechtlosigkeit der Juden hatte eine solche Aufhebung nicht viel zu bedeuten. Das Verdienst Gotschalks besteht darin, dass es ihm gelang, die Aufhebung wieder einmal zu erlangen: 'denselben Gotschalk zu liebe und durch siner flissigen bete willen" (1400). Aus dieser Urkunde, die Salfeld (in der Festschrift für Martin Philippsohn) bringt, geht hervor, dass Gotschalk in diesem Jahre 'wohnhafftig zu Cruczenach" sit. Er ist also nicht nach Frankfurt gezogen, sondern in Kreuznach geblieben. 1400 besitzt er ein großes Haus in Kreuznach, das noch Jahrhunderte später das Haus des Juden Gotschalk genannt wird. Die Geschichte des Gebäudes beschreibt K. Geib, der verdienstvolle Geschichtsschreiber Kreuznachs im ersten Band seiner Topographie der Stadt. Es geht später wie die Synagoge Kreuztnachs in den Besitz des Landesherrn über und wird Burghaus. 1441 wird Brenner von Lewenstein mit diesem Burghaus belehnt. Im Dreißigjährigen Krieg wird es fast ganz zerstört und dann wieder aufgebaut. Im 17. und 18. Jahrhundert werden größere Umbauten an ihm vorgenommen. Es lag am Eiermarkt, im Zentrum der Stadt. Es ist heute das Abel'sche Haus Mannheimer Straße 12, Ecke Lämmergasse. Es lag also weder im Altstädter noch im Neustädter Judenviertel. 
Aus alledem geht hervor, dass Gotschalk ein sehr reicher Mann war. Doch jüdischer Reichtum im Mittelalter, so zeigt auch der Falle Gotschalk überdauert selten den, der ihn erworben hat. Der Jude ist weiter nichts als eine Sparbüchse seines Landesherrn. Hat dieser Geld nötig, so leert er die Sparbüchse aus. Um Gründe war man nie verlegen. So wirft Simon II. von Sponheim den Gotschalk, dessen Frau Bulin und deren Kinder unter dem Vorwand des Wuchers 1404 in Kreuznach ins Gefängnis. Nachdem der Graf in Mainz bereits 5151 Gulden erhalten hatte, muss Gotschalk, um freizukommen, sich damit einverstanden erklären, dass alles, was sich außerhalb des Hauses des Gotschalk in Kreuznach noch an Gut, an Silber und Gold, gemünzt und ungemünzt, fände, dem Grafen und dem Reichsoberhaupt, je zur Hälfte, verfalle. Der Reichskammer fallen auf diese Weise 14.000 Gulden zu. Wenn man nun bedenkt, dass die Summe der Schulbriefe und Pfänder, die alle Frankfurter Juden 1390 in Besitz hatten, 17.848 Gulden betrugen, dass der von Ulm nach Nürnberg verzogene Jäcklin, der reichste Nürnberger Jude, mit seinen beiden Söhnen einige Jahre vorher Forderungsrechte im Betrage von 15.000 Gulden angab, so kann man nicht ohne Grund die Behauptung wagen, dass Gotschlak von Kreuznach nicht nur einer der reichsten, sondern vielleicht der reichste deutsche Jude war. Nicht anders erging es im Jahre darauf seinem ebenfalls in Kreuznach wohnenden Schwager Gumprecht, dessen Frau Burlin nebst Sohn und Tochter Smohel und Bune, ferner Salam von Oppenheim und Frau Burlin, sowie deren Sohn Liebmann und dessen Frau Brune. Sie werden aber bald wieder freigelassen und müssen am 28. März 1405 Urfehde schwören. Über die Strafen erfahren wir diesmal nichts. Es ist verständlich, dass der Graf nach den schlechten Erfahrungen in der Affäre Gotschalk eine abermalige Beteiligung des Reiches verhüten wollte. Gumprecht und seine Familie bleiben im Schutz des Sponheimers, nur Gotschalk begibt sich 'in den Schutz des Königs Ruprecht' auf fünf Jahre. Vom 3. Jahre ab soll er jährlich 10 Gulden nach Heidelberg bezahlen. Man lässt ihm also Zeit, sich zu erholen, nachdem man ihm fast sein ganzes Vermögen konfisziert hatte."  
 

   
   
Aus der Geschichte der jüdischen Schule / des Religionsunterrichtes und der Lehrer 
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1857 / 1862 / 1865 / 1884 (Rabbinatskandidat) / 1887 (Rabbiner)

Kreuznach AZJ 18051857v.jpg (72206 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Mai 1857: "Die israelitische Gemeinde zu Kreuznach beabsichtigt alsbald einen Religionslehrer, der aber auch durch Universitätsstudium die Qualifikation besetzt, die Stelle als Prediger zu versehen, mit einem fixen Gehalte von 400 Talern für das Jahr, außer den damit verbundenen Kasualien und freier Wohnung, aufzunehmen.
Desfallsige Bewerber zu dieser Stelle, vollkommen befähigt und im Besitze genügender Zeugnisse in Bezug auf ihre Ausbildung und Moralität, wollen sich unter Beifügung derselben in frankierten Briefen an den unterzeichneten Vorstand wenden.
Kreuznach, im April. Der Vorstand der israelitischen Gemeinde."
  
Bad Kreuznach AZJ 01041862.jpg (38908 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. April 1862: "Die Kantor- und Schächterstelle, verbunden mit einem jährlichen Einkommen von circa 500 Talern und freier Wohnung, ist in hiesiger Gemeinde vakant. Bewerber belieben sich um nähere Auskunft in portofreien Briefen an den unterzeichneten Vorstand zu wenden. 
Der Vorstand der Israelitischen Gemeinde zu Kreuznach."
1865 wurde die Stelle sowohl in der liberalen "Allgemeinen Zeitung des Judentums" wie auch in der orthodoxen Zeitschrift "Der Israelit" ausgeschrieben. 
Bad Kreuznach Israelit 01031865.jpg (44814 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. März 1865: "In hiesiger Gemeinde ist die Stelle eines Vorbeters und Schächters gegen Ende Tammuz dieses Jahres zu besetzen (Anm.: der 29. Tammuz war der 23. Juli 1865). Die Einkünfte sind - außer freier Wohnung - 400 bis 500 Taler jährlich. 
Bewerber um diese Stelle wollen ihre Gesuche, mit entsprechenden Zeugnissen über Tüchtigkeit und seitherigen Wirkungskreis belegt, frankiert einsenden.  Kreuznach, im Februar 1865. Der israelitische Gemeindevorstand." 
 
Kreuznach AZJ 07031865v.jpg (38992 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1865: "In hiesiger Gemeinde ist die Stelle eines Vorbeters und Schächters gegen Ende Tammuz dieses Jahres zu besetzen. Die Einkünfte sind, außer freier Wohnung, 4 bis 500 Taler jährlich.
Bewerber um diese Stellen wollen ihre Gesuche, mit entsprechenden Zeugnissen über Tüchtigkeit und seitherigen Wirkungskreis belegt, frankiert einsehen. Kreuznach, im Februar 1865. Der israelitische Gemeindevorstand".
 
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. März 1865: "In hiesiger Gemeinde
 
Kreuznach Israelit 03011877v.jpg (26966 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Januar 1877: "Der Unterzeichnete sucht einen tüchtigen Schochet als Gehilfen, derselbe muss Porschen können und nötigenfalls am Sabbat vorbeten. Eintritt gleich oder längstens in 2-3 Monaten. Reflektanten wollen sich wenden an J. Lehmann, Kantor in Kreuznach."
  
Kreuznach Israelit 08031882v.jpg (43910 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. März 1882: "Für die hiesige Synagogengemeinde wird ein geprüfter Religionslehrer gesucht. Gehalt pro Jahr Mark 2.000.
Einreichung der Zeugnisse und Angabe des bisherigen Wirkungskreises sind an den Unterzeichneten zu richten. 
Kreuznach, 13. Februar 1882. 
Der Vorsitzende des Vorstandes der Synagogen-Gemeinde Kreuznach. Joseph Stern."
 
Bad Kreuznach Israelit 16101884.jpg (61259 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Oktober 1884: "Die Stelle eines Religionslehrers und Predigers bei der unterzeichneten Synagogen-Gemeinde, mit einem Gehalte bis zu 2.000 Mark, ist zum 1. April 1885 zu besetzen. Reflektanten jedoch nur solche, die Rabbinatskandidaten sind, wollen Meldungen und Zeugnisse bis zum 1. Dezember dieses Jahres an den unterzeichneten Vorstand einsehen. Kreuznach, 15. Oktober 1884. Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde. Der Vorsitzende Is. Woog."
 
Kreuznach Israelit 17021887v.jpg (42305 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Februar 1887: "In hiesiger Synagogengemeinde soll ein erster Religionslehrer angestellt werden, welcher befähigt ist, auch an den höheren Schulen den Religionsunterricht zu erteilen. Gehalt 1.500 Mark. 
Seminaristisch oder akademisch gebildete Bewerber wollen ihre Offerte nebst beglaubigten Zeugnisabschriften spätestens bis 1. März dieses Jahres an den Unterzeichneten einsenden. 
Kreuznach, 14. Februar 1887. Der Vorstand: J. Woog, Vorsitzender." 
 
Bad Kreuznach Israelit 28121887.jpg (69838 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Dezember 1887: "In hiesiger Synagogengemeinde soll die durch Pensionierung per 1. Juli 1888 freiwerden de Stelle des Rabbiners und ersten Religionslehrers per 1. April 1888 besetzt werden. 
Gehalt 2.000 Mark nebst Rabbinats-Emolumenten vom 1. Juli 1888 an. Qualifizierte Bewerber vollen ihre Offerten nebst beglaubigten Zeugnisabschriften spätestens bis 10. Januar 1888 an die unterzeichneten einsenden.
Kreuznach, 9. Dezember 1887. Der Vorstand: J. Woog, Vorsitzender."

   
Rabbiner Dr. Enoch erteilt den Religionsunterricht am Gymnasium (1885) 

Kreuznach Israelit 19101885r.jpg (59764 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Oktober 1885: "Kreuznach. Die königliche Regierung zu Koblenz hat unserem Rabbiner, Herrn Dr. Enoch, die Erteilung des israelitischen Religionsunterrichts am hiesigen Gymnasium übertragen und verfügt, dass dessen Zensuren in die Schulzeugnisse aufgenommen werden. Vor 14 Tagen fand dessen Einführung durch den Gymnasial-Direktor, Herrn Professor Hollenberg statt. Zu der jüngst gehabten Einweihung einer städtischen Schule wurden der Rabbiner und der katholische Pfarrer seitens des Bürgermeisters offiziell eingeladen."

    
Einführung des obligatorischen jüdischen Religionsunterrichtes in den Schulen der Stadt (1885)

Kreuznach Israelit 05111885s.jpg (76851 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. November 1886: "Kreuznach, 1. November (1885). Eine sehr wichtige Entscheidung hat die Königliche Regierung zu Koblenz getroffen. Sie hat nämlich auf Vorstellung unserer Synagogengemeinde nicht nur jüdischen Religionsunterricht in der Stadt und Mittelschule hiesiger Stadt eingerichtet, sondern den Unterricht in dieser Disziplin für obligatorisch erklärt. Den Unterricht erteilt neben unserem Rabbiner Herr Lehrer Lehmann. Außerdem hat die Regierung genehmigt, dass in den hiesigen Privatschulen - worunter die höheren Töchterschulen gemeint sind - jüdischer Religionsunterricht zu erteilen und mit unserem Rabbiner hierüber zu konferieren ist. Wie wir aus sicherer Quelle erfahren, hat der Rabbiner die Erteilung des Unterrichtes selbst übernommen, um einen recht großen Erfolg zum Nutzen der Jugend zu erzielen. Möge ihm dieser fromme Wunsch in Erfüllung gehen."

  
Prüfungen im jüdischen Religionsunterricht am Gymnasium durch Rabbiner Tawrogi (1889)

Kreuznach Israelit 29041889s.jpg (223404 Byte)Bericht in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. April 1889: "Kreuznach. Dem 'Öffentlichen Anzeiger' wird von hier geschrieben: 
'Zum ersten Male seit dem Bestehen des hiesigen Gymnasiums fand am letzten Samstagnachmittag eine Prüfung der jüdischen Schüler desselben in Glaubens- und Sittenlehre durch den Rabbiner Herrn Dr. Tawrogi statt. Über das Resultat derselben genügen wohl die tief gefühlten Worte des Herrn Direktors Dr. Hollenberg., welcher derselben von Anfang bis Ende mit größtem Interesse beiwohnte. Er sagte ungefähr folgendes: Ich glaube im Sinne aller Anwesenden zu sprechen, wenn ich dem Herrn Dr. Tawrogi meine Anerkennung zolle, für die ersprießliche Tätigkeit, welche derselbe in der kurzen Zeit seiner Hierseins entfaltete; und nachdem der Herr Direktor einige Knaben speziell wegen ihrer guten Antworten belobte, bemerkte er noch, wie es ihn freue, wenn das religiös-sittliche Gefühl der Jugend immer mehr gefördert werde, die die Religion der beste Führer durchs Leben sei. 
Hieran reihte sich am Sonntag Morgen von 9-12 Uhr die Prüfung in der israelitischen Religionsschule. Es war ein erhebender Moment, als Herr Kantor Lehmann die Prüfung seiner Unterklassen mit einem choralähnlichen hebräischen Gesang eröffnete. Dieselbe gestaltete sich durch die treffenden und vorzüglichen Leistungen der Kinder in allen Lehrfächern höchst ehrenvoll für Herrn Lehmann und mit großer Genugtuung erfüllte es die Anwesenden sich zu überzeugen, mit welcher Pflichttreue sich derselbe seinem nicht leichten Berufe widmet. 
Von 10 Uhr ab prüfte Herr Dr. Tawrogi die Schüler der Oberklassen in hebräischen Fächern, sowie die Schülerinnen der Töchterschulen und der Volksschulen auch in Glaubens- und Sittenlehre und auch hier hatten wir Gelegenheit zu bemerken, mit welcher Pflichttreue und Hingabe sich Herr Dr. Tawrogi seinem Berufe als Religionslehrer widmet. Zum ersten Male seit dem Bestehen der israelitischen Gemeinde sagen wir um die beiden Lehrer nahezu sämtliche Kinder (ca. 100) jeden Alters, reich und arm nebeneinander sitzen, alle wetteifernd auf einem Gebiete, das bis vor Jahresfrist noch vielen gänzlich unbekannt war, die Fragen ihrer Lehrer richtig zu beantworten, und es ist dies im reichsten Maße gelungen. 
Alle Anwesenden, Vorstand, Schulkommission, Eltern, sowie die Vorsteherinnen und Lehrerinnen einer Töchterschule, deren Interesse für ihre Schülerinnen besonders hervorgehoben zu werden verdient, verfolgten mit Freude den Verlauf der Prüfung, und wer die zerrütteten Zustände der vorhergegangenen langen Zeit in der israelitischen Religionsschule kennt, der wünscht der Gemeinde Glück zu dem Erfolg, den sie in der kurzen Zeit schon auf diesem Gebiete errungen hat. Möge er ein weiterer Sporn für die Gemeinde, für Lehrer und Schüler sein, auf diesem Wege fortzufahren und mögen sie stets der Schlussworte des Herrn Gymnasialdirektors gedenken, dass die Religion "der beste Führer des Lebens sei". 

  
Über "Die Sukkoh (Laubhütte) auf dem Lande" - von Lehrer/Kantor R. Bachrach (1929)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Oktober 1922:  
Der Artikel wird nicht abgeschrieben, da er keine direkten Bezüge zur jüdischen Geschichte in Bad Kreuznach enthält; bei Interesse zum Lesen bitte Textabbildung anklicken.    

    
    
    
Aus der Geschichte des Rabbinates 
25-jähriges Amtsjubiläum und Silberne Hochzeit von Rabbiner Dr. Tawrogi (1913)        

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. September 1913:  "Rabbiner Dr. Tawrogi in Kreuznach, der im Frühjahr unter allgemeiner Beteiligung sein 25-jähriges Amtsjubiläum feierte, beging am 4. September im Kreise seiner Familie das silberne Ehejubiläum."    

  
Rabbiner Dr. Jacobs kommt nach Kreuznach (1927)   

Kreuznach Israelit 10021927r.jpg (45498 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Februar 1927: "Köln, 6. Februar. Herr Rabbiner Dr. Jacobs, der vier Jahre lang an der Talmud Thora in Köln wirkte, erhielt einen ehrenvollen Ruf als Rabbiner der Synagogengemeinde Kreuznach. Herr Dr. Jacobs ist entschlossen, die auf ihn gefallene, einstimmig erfolgt Wahl anzunehmen. Wie ungern sein bisheriger Wirkungskreis ihn scheiden sieht, so beglückwünschen wir ihn zu dem neuen Wirkungskreis und wünschen und hoffen mit ihm, dass seine Tätigkeit in Kreuznach von vollem Erfolg auch für die Gesamtjudenheit begleitet sein möge."

  
Rabbiner Dr. Jacobs übernimmt die Aufsicht über die Kaschrut im Hotel Strauss in Bad Münster am Stein (1927)

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Februar 1927: "Neu unter Aufsicht
Seiner Ehrwürden des Herrn Rabbiner Dr. Jakobs, Kreuznach (früher Köln).
Bad Münster am Stein. Hotel Strauss.
Einzige jüdische Familienpension am Platze.
Prima Verpflegung - zivile Preise - luftige Zimmer - schattiger Park.
 Telefon 987 Amt Kreuznach. Jüdischer Arzt: Dr. Ernst Müller. 
Mai - Juni - September  Vorzugspreise."              

  
Amtseinführung von Rabbiner Dr. Jacobs (1927) 

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Mai 1927: "Bad Kreuznach, 15. Mai (1927). Freitag, den 15. April fand die feierliche Amtseinführung des Herrn Rabbiner Dr. Jacobs statt. Kurz nach 6 Uhr versammelten sich die Vertreter der Gemeinde, Vorstand und Repräsentanten, zum Empfange ihres neuen Rabbiners im Gemeindesaal, und geleiteten denselben zur Synagoge, der Stätte seines nunmehrigen Wirkens. Zur Begrüßung hatte sich die Gemeinde fast vollzählig eingefunden. Zuerst bestieg der erste Vorsitzende der Gemeinde, Herr Julius Vogel, die Kanzel und hieß Herrn Dr. Jacobs auf das Herzlichste willkommen. Als zweiter Redner sprach Herr Heinrich Lieben, als Vorsitzender der Repräsentanten. Redner schilderte den Werdegang der Rabbinerwahl und betonte, dass insbesondere die anerkannte Eignung der Herrn Dr. Jacobs, Lehrer und Führer der Jugend zu sein, mit dazu beigetragen habe, ihn einstimmig auf den seit über einem Jahr verwaisten Rabbinerstuhl zu berufen. Nunmehr bestieg Herr Dr. Jacobs die Kanzel und dankte in bewegten, zur Herzen gehenden Worten für das Vertrauen, das ihm entgegengebracht wird. Redner gelobte, das Feuer der Religion im Sinne der Überlieferung weiter zu entfachen und seine ganze Persönlichkeit in den Dienst der Gemeinde zu stellen. Getreu dem Wirken seines Amtsvorgängers, Herrn Rabbiner Dr. Tawrogi, will auch Herr Dr. Jacobs für die Einheit und den Frieden der Gemeinde bemüht sein, um sich würdig zu zeigen, des hohen Erbes, das er aus dieser Hand empfangen hat. An diese erhebende Feier schloss sich der Freitag Abendgottesdienst an."

  
Beiträge von Rabbiner Dr. Jacobs zu exegetischen Fragen und zu jüdischen Themen (1924-1930)   
Anmerkungen: die teilweise noch aus der Zeit Rabbiner Jacobs in Köln stammenden Artikel werden nicht ausgeschrieben, da sie keinen direkten Bezug zur jüdischen Geschichte (in Köln beziehungsweise) in Bad Kreuznach zeigen. Zum Lesen können die Artikel angeklickt werden.  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. April 1924 über: "Sedergedanken!" Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1925 über: "Gedanken zum Schewuausfest..." (= Wochenfest Schawuoth). Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September 1926 über "Das Buch des Lebens".  
     
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Dezember 1926 über "Hat der Deutsche Jude ein Herz für 'Tauroh'" (=Torah)     Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1928 über "Ein massoretisches Problem..."      Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. März 1930: "Stangen und Ringe des Heiligtums".  
Weiterer Beitrag von Rabbiner Dr. Jacobs über "Exegetische Miszellen..." in "Jahrbuch der Jüdisch-Literarischen Gesellschaft"  1926 S. 315-323 (online eingestellt als pdf-Datei).  
     
 Hinweis auf die Dissertation von Alfred Jacobs an der Universität Würzburg 1924 über "Die Kere-Kethib des Buches Jeremias nach der Auffassung der jüdischen Exegeten", rechts Titelblatt. Die Dissertation ist online eingestellt (pdf-Datei)
 
Hinweis: der Bruder von Rabbiner Dr. Jacobs (1906-1973) war der jüdische Lehrer Erich Jacobs. Er war jüdischer Lehrer in Unna und Umgebung, 1937/38 noch an der Jüdischen Schule in Recklinghausen. Beitrag: Erich Jacobs und Familie
   Curriculum vitae links: "Ich wurde geboren zu Nuttlar, Kreis Meschede, am 6. April 1897 als Sohn des inzwischen verstorbenen Kaufmann Meyer Jacobs. 1903-1906 besuchte ich die Volksschule zu Bigge, Westfalen, 1906-1908 die Rektoratsschule zu Bigge, 1908-1912 die Höhere Bürgerschule zu Meschede, 1912-1913 das Gymnasium zu Brilon, 1913-1914 das Gymnasium zu Marburg an der Lahn. Dort erhielt ich 1914 das Reifezeugnis. 1914-1916 Herbst widmete ich mich dem jüdisch-theologischen Studium an der Jüdischen Hochschule von Rabbiner Dr. Breuer zu Frankfurt am Main, Herbst 1914 wurde ich in der philosophischen Fakultät der Universität Frankfurt immatrikuliert. Am 27. Juli 1916 wurde ich zum Militär einberufen, kämpfte an der Front und wurde am 13. Januar 1919 nach zweimaliger Verwundung entlassen. 1919 - Herbst 1919 studierte ich wieder in Frankfurt, Herbst 1919 bis Ostern 1922 in Berlin, seit Ostern 1922 bin ich in Würzburg immatrikuliert."
 
Hinweis auf das Buch von Siegfried Hohmann/Karl-Heinz Martini/Franz-Josef Wiemer (Hrsg.): "Wunder geschehen doch noch!" Geschichte und Schicksal der jüdischen Familie Jacobs aus dem Sauerland. Aus dem englischen Originalmanuskript übersetzt von Andreas Wiemer. € 22,00. Erschienen im Verlag Josefsheim, Olsberg: 2004. 282 S. ISBN 978-3-938481-00-4.
Informationen zum Buch: http://www.wir-nuttlarer.de/includes/BuchJacobs.html  

    
Zum Tod von Rabbiner Dr. Tawrogi (1929)   

Artikel in der Zeitschrift des "Central-Vereins" (CV-Zeitung) vom 24. Mai 1929: "Rabbiner Dr. Tawrogi (Kreuznach) gestorben. Am 22. April starb an den Folgen einer Operation der Gründer, langjährige Vorsitzende, spätere Ehrenvorsitzende und Förderer unserer Ortsgruppe (sc. des Central-Vereins) Bad Kreuznach, Rabbiner Dr. Tawrogi. Durch seine vierzigjährige Tätigkeit in der jüdischen Gemeinde, seine Tätigkeit öffentlicher Art innerhalb der Stadt und des Kreises und seine vorbildliche Lebensführung hat der Verstorbene sich und seiner Gemeinde die Achtung aller Mitbürger erworben, die sich in der innigen Teilnahme aller Schichten der Bevölkerung, sowie der von auswärts zahlreich erschienenen Freunde und Verehrer bei seiner Beisetzung ausdrückt.  
Bei der Beisetzung sprach der erste Vorsitzende der Ortsgruppe Kreuznach zugleich auch im Namen des linksrheinischen Landesverbandes und des Landesvertreters Pfalz Worte des Dankes."      

    
Gottesdienstliches Leben zur Zeit von Rabbiner Dr. Jacobs und Einweihung einer neuen Torarolle (1930)

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1930: "Bad Kreuznach, 24. Februar (1930). Reges jüdisches Leben hat sich in den letzten Jahren hier entwickelt. Herr Rabbiner Dr. Jacobs hat es in der kurzen Zeit seines nunmehr dreijährigen Wirkens meisterhaft verstanden, das Interesse der Gemeindemitglieder und besonders der Jugend wachzurufen. Zunächst wurde außer regelmäßigem Abendgottesdienst ein Minjan Montag und Donnerstag früh erzielt. Schon nach knapp einem Jahr war es erreicht, dass täglich morgens und abends Gottesdienst stattfand. Hierzu kamen Schiurum aller Art. Alle 14 Tage finden in den Wintermonaten Freitag-Abendfeiern im Hause des Rabbiners statt. Dazu kommen Vorträge usw. in den einzelnen jüdischen Vereinen. Seit einem Jahr wird Schabbat morgens vor dem Hauptgottesdienst Haschkama eingerichtet. Diese Einrichtung wird hauptsächlich von der Jugend besucht. Gekrönt wurden alle diese Bemühungen am letzten Schabbat Jitro. War es doch in der Hauptsache der Jugend im Haschkama-Gottesdienst gelungen, im Verein mit einigen Gönnern, aus kleinen und kleinsten Beiträgen im Laufe dieser kurzen Zeit einen Betrag zusammen zu bringen, der es ermöglichte, eine Torarolle anzuschaffen.   
Die Einführung dieser Torarolle fand am Schabbat Jitro unter den üblichen Feierlichkeiten und unter starker Beteiligung der Gemeindemitglieder statt. In groß angelegter, zu Herzen gehender Art, schilderte Herr Rabbiner Dr. Jacobs mit der Brocho Schäjechijenu beginnend, die Bedeutung des Tages für die Gemeinde. Gewürzt mit vielen Midraschim verglich der Rabbiner die Vorschriften, die uns die Tora gibt, mit den drei Flüssigkeiten, Wasser, Öl und Milch. Zusammenfassend kam der Redner zu dem Ergebnis, dass uns hier gelehrt wird, Bescheidenheit, Opferwilligkeit und Reinheit zu üben, und unsere Hoffnung auf die Jugend zu setzen. Nicht früh genug können wir hier anfangen zu lehren und den Torageist einzupflanzen. Wenn das, was in dieser kurzen Zeit hier mit wenig Mühe bei der Jugend erreicht ist, ausharrend weitergeführt wird, ist die Zukunft der Gemeinde sichergestellt. von diesem bejahenden Geiste getragen, wird trotz aller Not der Zeit eine unzerbrechliche Einheit gebildet, auf welche die Älteren stolz sein können.  
Der Abend vereinigte dann bei kleinem Imbiss im Hause des Rabbiners wieder eine große Anzahl Gäste, um die Feier des Tages in würdiger Weise zu beschließen. Goldene Worte und gute Wünsche von Vorstand und Repräsentantenvertretern wechselten mit Dankesworten von Herrn und Frau Rabbiner Dr. Jacobs. Auch fast alle Anwesenden versuchten mit mehr oder weniger großem Geschickt ihre Rednergabe, teils in humorvoller, teils ernster Art Worte der Tora zum Ausdruck zu bringen. Allen aber lag der Wunsch zu Grunde, zur Verherrlichung des Festes beizutragen und so trennte man sich erst in später Nachtstunde mit dem einigen Gefühl eines schön verlaufenen Festes."        

   
   
   
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben    
Besuch von Sir Moses Montefiore in Kreuznach (1863)   

Kreuznach Israelit 14071863.jpg (67087 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juli 1863: "Sobernheim, 2. Juli (1863). In diesen Tagen erfreute auf seiner Rückreise von Konstantinopel Sir Moses Montefiore Kreuznach mit seinem Besuche. Wie bekannt, unternahm dieser greise Vorkämpfer für die Sache seiner Glaubensgenossen die Reise nach dem Oriente nur zu dem Zwecke, um bei dem Sultan die Bestätigung der unter dem früheren Sultan den Juden bereits gewährten Rechte und die Erlaubnis zu erwirken, in Jerusalem Armenhäuser für seine Glaubensgenossen bauen zu dürfen. Möchte Israel noch viele solche Männer aufzählen, die, reich an irdischen Schätzen, hochangesehen bei den Großen dieser Welt, diese ihre glückliche Stellung heilfördernd für ihre Mitbrüder verwenden! Wie oft findet man das Gegenteil! Wie oft schämen sich gerade die Gesegnetsten ihrer Glaubensbrüder und möchten lieber für Alles, nur nicht für Juden angesehen werden! Nicht so denkt der ehrwürdige Sir Moses Montefiore, nicht so der 
Kreuznach Israelit 14071863a.jpg (163871 Byte)löbliche Gemeindevorstand Kreuznachs. Kaum war die Kunde von der Anwesenheit des lieben Gastes bekannt geworden, als die den Vorstand bildenden Herrn Jakob Woeg, Joseph Stern, Joseph Leopoldi, Moses Marcus und Heinrich Scheger unter Begleitung ihres Rabbinen Herrn S. Bamberger sich anschickten, den biederen Mann in ihren Mauern willkommen zu heißen. Herr Heinrich Scheger nahm das Wort, um den der deutschen Sprache nicht mächtigen Glaubenshelden in englischer Sprache zu begrüßen, und der löbliche Vorstand hatte die Ehre, auf das Freundlichste und Herzlichste empfangen zu werden und aus dem Munde des Sir Moses zu vernehmen, dass Gott seine Bemühungen mit einem glücklichen Erfolge gekrönt habe, indem der Sultan auf seine oben angeführten Bitten erwidert: dass nicht, weil es Pflicht, sondern weil es ihm Vergnügen mache, er die Israeliten in gleichen Rechten mit allen seinen übrigen Untertanen halten wolle, und aus diesem Grunde solle seinem Gesuche ganz entsprochen werden. 
Sir Moses besuchte am Sabbate die Synagoge, in welcher der Rabbiner, ein in talmudischer, wie in Profanwissenschaft hochstehender, durch seine Biederkeit und Treue allgemein geschätzter Mann das Predigeramt versieht, welches er an diesem Sabbat so meisterhaft führte, dass dem alten Manne bei der trefflichen Behandlung des Textes: 'und von der Wüste nach Mattanah, und von Mattanah nach Nachliel, und von Nachliel nach Bamot, und von Bamot nach den Tal usw.' (4. Mose 21.19-20) sowie bei dem eigens auf seine hohe Mission in hebräischer Sprache abgefassten und nach Beendigung der Predigt gesprochenen Gebete Tränen der Rührung und der Erbauung entlockt wurden. Groß war die Freude des Sir Moses, als beim Abschiede am Sonntage Herr Scheger ihm zur freundlichen Erinnerung No. 23 und 24 der Allgemeinen Zeitung des Judentums überreichte, in welchen ein trefflicher Artikel, L.H. unterzeichnet, 'Zwei Tage in Begleitung Sir Moses Montefiore' enthalten ist. 
Indem ich nun zum Schlusse der lieben Nachbargemeinde Kreuznach herzlich für ihre diesem Manne gezollte Ehrerbietung danke, drücke ich meine innigste Freude über das fort und fort sich mehrende, kräftigende religiöse Gemeindeleben aus und hoffe, dass Herr Rabbiner Bamberger, dessen Bemühungen um die Gemeinde so erfolgreich gewesen sind, noch eine lange Reihe von Jahren zum Heile und Segen der Gemeinde sein Amt bekleiden möge! Alexander Cahn."
Bad Kreuznach AZJ 14071863.jpg (219762 Byte)     
Derselbe Berichte erschien auch in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Juli 1863. 


100-Jahrfeier des Wohltätigkeits- und Bestattungsvereines Chewra Kadischa (1863)   

Kreuznach Israelit 02091863.jpg (170287 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. September 1863: "Kreuznach, 23. August (1863). Am Donnerstag, den 5. Elul  (= 20. August 1863) fand hier eine Feierlichkeit statt, die zu den Seltenheiten gehört und daher geeignet ist, in Ihrem geschätzten Blatte erwähnt zu werden. Es waren nämlich am 5. Elul volle hundert Jahre, dass sich hier die Chewra Kadischa gebildet, und um diesen bedeutungsvollen Tag würdig zu begehen, bildeten sich, weil zwei Herren Gemeindevorsteher auch Mitglieder der Chewra sind, ein besonderes Komitee, in welches zwei andere Herren Gemeindevorsteher und vier Gemeindemitglieder eintraten. Diese sechs Herren entwarfen, mit Zustimmung des Herrn Rabbiners, ein Programm der an gedachtem Jubiläumstage abzuhaltenden Feierlichkeiten, die auch schon mit dem Frühgottesdienste in der Art begannen, dass der Älteste und die zwei Vorsteher der Chewra zur Tora aufgerufen wurden. Um 8 Uhr begaben sich die Mitglieder der Chewra in Begleitung des Herrn Rabbiners, des Gemeindevorstandes und mehrerer Gemeindemitglieder auf den Friedhof, um dort an den Gräbern der in Gott ruhenden Stifter der Chewra Kadischa zu beten. Während dies von Seiten der Chewra-Mitglieder geschah, betete der Herr Rabbiner an den Gräbern der verstorbenen Rabbiner und Toragelehrten und alle andern Anwesenden verrichten ihr Gebet an den Gräbern ihrer teuren Angehörigen. Nach Beendigung dieser Gebete lernte der Rabbiner in der Halle des Friedhofes einen Schiur, auf welchen ein Leidtragender Kaddisch sagte. Mittags 2 Uhr füllte sich die Synagoge mit andächtigen Männern und Frauen und nachdem neun Psalmen rezitiert waren, hielt der Herr Rabbiner über den Zweck der Feierlichkeit eine sehr gehaltvolle und erbauende Rede. Am Schlusse derselben nannte der Rabbiner, mit der heiligen Torarolle im Arme, die Gründer nebst allen seit hundert Jahren aus der Chewra Kadischa Verstorbenen in dem Gebete Jiskor Elohim mit Namen und machte ein jetzigen Chewra-Mitgliedern ein Mischeberach (d.i. ein besonderer Segensspruch). Demnächst rezitierte man, einschließlich Aschrei (d.i. Psalm 1), nochmals 9 Psalmen und darauf begann das Mincha-Gebet (d.i. Nachmittagsgebet). Um an diesem denkwürdigen, ernstfeierlichen Tage der Fröhlichkeit den Eingang in die Gemüter wieder zu verschaffen und die Herzen wieder freudig zu stimmen, fand abends in dem neu erbauten geräumigen Jacobi'schen Lokale ein Festmahl statt, wozu die Mitglieder der Chewra Kadischa als Ehrengäste geladen gewesen. Auf Anregen des Herrn Sigmund Marx wurde an der Festtafel eine Kollekte zu Gunsten der Armen veranstaltet."  

     
Der antisemitische Hofprediger Adolf Stoecker hält einen Vortrag in Bad Kreuznach (1891)  
Hinweis: über den Hofprediger Adolf Stoecker siehe den Wikipedia-Artikel "Adolf Stoecker"       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. November 1891:  
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken         

 
Über das Schicksal russisch-jüdischer Familien (1893)  

Bad Kreuznach Israelit 16101893.jpg (55847 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Oktober 1893: "Kreuznach, 6. Oktober (1893). Seit einigen Tagen sind hier verschiedene russische Judenfamilien, bei ihren hiesigen Glaubensgenossen Hilfe suchend eingetroffen. Sie geben an, infolge Bankrotts der New Yorker Firma B. Weinberger, bei welcher sie ihre Passagegelder eingezahlt gehabt hätten, nicht nach Amerika befördert worden zu sein. Dasselbe Schicksal soll einigen Hunderten anderer Auswanderer aus Russisch Polen betroffen haben, die sich nunmehr von Hamburg aus nach allen Gegenden Deutschlands zerstreuten."

  
Antisemitische Regungen in Kreuznach (1893)  

Bad Kreuznach Israelit 22061893.jpg (94846 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juni 1893: "Kreuznach, 16. Juni (1893). Der 'Frankfurter Zeitung' wird geschrieben: Von mehreren zur Zeit in Kreuznach anwesenden Kurgästen gehen uns Beschwerden darüber zu, dass die Kurverwaltung dem bekannten antisemitischen Badearzte Dr. P. gestatte, im Kurparke und Kurhause antisemitische Flugblätter und andere Druckschriften zu verteilen und niederzulegen. Der P. ist hier auch als antisemitischer Kandidat bei der Reichstagswahl aufgetreten und hat seine von Beleidigungen strotzenden Wahlaufrufe, in welchen er sich als wieder Antisemit, 'geistig mehr nach Stöcker, praktisch nach Böckel' bekannte, überall selbst kolportiert. Bei der Wahl hat er es allerdings nur auf 22 Stimmen gebracht, was nicht verhindert, dass sein herausforderndes Gebahren unter den Einheimischen und Kurfremden allgemeines Ärgernis erregt und dem hiesigen Badeorte viel Schaden zufügt. Es wäre hohe Zeit, dass dem Treiben dieses Herrn, soweit die Räume des Kurparks und Kurhauses in Betracht kommen, endlich ein Ziel gesetzt werde." 


100-Jahrfeier der Krankenverpflegungs- und Unterstützungskasse, Verein Bikur Cholim (1903)   

Kreuznach AZJ 16011903.jpg (159140 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Januar 1903: "Bad Kreuznach, 27. Dezember (1902). Der Verein Bikur Cholim, eine innerhalb der hiesigen israelitischen Gemeinde wirkende Krankenverpflegungs- und Unterstützungskasse, konnte am 25. dieses Monats (d.i. 25. Dezember 1902) das seltene Fest seines hundertjährigen Bestehens feiern. Einem in hebräischer Sprache geschriebenen Statutenbuche aus dem Jahre 1825 zufolge ist der Verein im Jahre 1802 mit dem Grundsatze 'wechselseitiger Unterstützung ohne Unterschied des Vermögens' gegründet worden. Die Hundertjahrfeier begann am Donnerstagmorgen mit einem Festgottesdienst in der Synagoge, in dem nach einleitendem Chorgesange Rabbiner Dr. Tawrogi die geist- und gedankenvolle Festpredigt hielt. Anknüpfend an den biblischen Spruch: 'Ein Geschlecht geht dahin, aber die Erde bleibt immer bestehen', erinnerte er daran, dass die Gründer und ersten Mitglieder dieses Werkes der Menschenfreundlichkeit und Menschenliebe wohl heute schon in kühler Erde ruhten, dass aber ihr Werk noch weitere bestehe über ihr Grab hinaus. Der Predigt legte er das Bibelwort 2. Mose 37,16, den Ausruf Josephs: 'Ich suche meine Brüder', zu Grunde und betonte, dass der Gedanke, die kranken und notleidenden Brüder zu suchen, die Gründer des Vereins beseelt habe. Die liebevolle Fürsorge für Kranke und Leidende sei ein altes Stammes und Glaubenswerk des israelitischen Volkes. Von dem Patriarchen Abraham sage eine alte Legende, er sei im Besitz eines Edelsteines gewesen, dem die Kraft innewohnte, Kranke zu heilen. Dieser Edelstein sei die werktätige Liebe gewesen, mit der der Patriarch sich der Kranken und Schwachen angenommen habe, und er habe auch während des hundertjährigen Bestehens des Vereins seine Kraft im reichsten Maße entfaltet, unzähligen Kranken Pflege, Schwachen Aufrichtung, Tränen Trocknung verschafft. Die heutige Jubelfeier sei der Beweis, dass die jetzigen Leiter und Mitglieder des Vereins nicht nur volles Verständnis für das hatten, was die Gründer bezweckten, sondern dass sie auch von dem Bestreben der Erhaltung und Vervollkommnung des Werkes erfüllt seien. Der Geistliche schloss seine eindrucksvollen Worte mit der eindringlichen Mahnung, allezeit die edlen Ziele des Vereins hochzuhalten und mit den besten Wünschen für das angebrochene zweite Jahrhundert seines Bestehens. An die Predigt schloss sich eine religiöse Ehrung der verstorbenen Gründer und Mitglieder durch eine Seelenfeier, worauf ein Schlussgesang den stark besuchten Festgottesdienst beendete. Am Abend vereinigte in Heyms Saalbau eine weltliche Festfeier die Mitglieder der jüdischen Gemeinde und deren Angehörige."  

        
Großes Engagement in der Gemeinde für die Kriegsfürsorge (1914)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. September 1914: "Kreuznach, 4. September (1914). In unserer Gemeinde wird eine rege und vielseitige Tätigkeit auf dem Gebiete der Kriegsfürsorge entfaltet. Der israelitische Frauenverein hat eine Nähstube eingerichtet, in welcher Damen des Vereins für das Rote Kreuz arbeiten. Viele Frauen und Mädchen sind am Bahnhof an der Erfrischungsstation für durchreisende verwundete Krieger tätig, andere in der Feldküche und als Hilfsschwestern in den Lazaretten. Gespendet wurde bis jetzt: Vom Bikkur-Cholim-Verein 500 Mark fürs Rote Kreuz und 100 Mark den hiesigen vereinigten Kriegervereinen, vom Israelitischen Unterstützungsverein 200 Mark für allgemeine Kriegszwecke und gleichfalls 50 Mark den vereinigten Kriegervereinen, vom Israelitischen Frauenverein 100 Mark für allgemeine Kriegszwecke und vom Moses-Mendelssohn-Verein 60 Mark für das Rote Kreuz. 2500 Mark wurden von der Synagogengemeinde, der Chebra-Kaddischa und den Wohltätigkeitsvereinen bereitgestellt zur Unterstützung der durch den Krieg in Not geratenen Gemeindemitglieder. Gleichzeitig sei hier erwähnt, dass drei jüdische Oberprimaner das Notabitur gemacht haben, um als Kriegsfreiwillige in das Heer einzutreten. - Jeden Freitagabend findet in der Synagoge in Verbindung mit dem Gottesdienst eine Kriegsandacht statt. Herrn Rabbiner Dr. Tawrogi ist die Seelsorge in den hiesigen Lazaretten, in welchen sich bereits eine Anzahl jüdischer Verwundeter befindet, übertragen worden."          

  
Dr. Vogel wird zum Vorsitzenden des Jüdischen Jugendvereines 'Moses Mendelsohn' gewählt (1920)       

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. März 1920: "Bad Kreuznach. Der 249 Mitglieder zählende Jüdische Jugendverein 'Moses Mendelsohn' wählte in seiner Generalversammlung Dr. Vogel wieder zum Vorsitzenden. Der Verein hält vierwöchentlich seine Vereinsabende ab, die stets gut besucht sind und an denen jüdische Vorträge und Diskussionen gehalten werden. Auch Festlichkeiten und Ausflüge werden veranstaltet."     

 
Spendensammlung für die Waisen der Ukraine (1921)
 
  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. September 1921: "Bad Kreuznach, 4. September 1921. Beim Gottesdienst in der Pension Agulnik hier, wurden für die Waisen der Ukraine Mark 877 gesammelt. Es zeugt dies für den Opfersinn der Kurfremden, die sich hier aufhielten."     

   
Vortrag von Redakteur Selig Schachnowitz im Jüdischen Jugendverein (1929)  

Bad Kreuznach Israelit 14031929.jpg (93424 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Mäürz 1929: "Bad Kreuznach, 12. März (1929). Im Jüdischen Jugendverein hielt Herr Redakteur Schachnowitz (Frankfurt am Main) einen Vortrag, betitelt: 'Aus alten Gassen'. Ausgehend vom Maharil, dessen Leben und Wirken im benachbarten Mainz der Redner kurz hervorhebt, verstand es der Redner nicht nur, die Bedeutung Maharils sowohl für die damalige als auch für die Jetztzeit treffend herauszuarbeiten, er entwarf auch ein so anschauliches Bild alten jüdischen Lebens, dass er in seinem Publikum recht dankbare Zuhörer fand. Kaleidoskopartig zog ein Bild nach dem anderen vorüber, die Bedrängnis des Ghettolebens, die Anfeindungen, Beschränkungen, der schwere Lebenskampf, auch auch die Freuden der jüdischen Menschen von der Wiege bis zum Grab. 
Als zum Schluss die Mahnung erklang, das Alte nicht zu vergessen, festzuhalten am Erbe der Väter, trotz der Nöte der Zeit nicht skrupellos alles Religiöse über Bord zu werfen, ein moderner Mensch zu sein, der das Neue in Einklang bringt mit dem Alten, nach dem Satz: (hebräisch und deutsch): 'Verjünge unsere Tage wie ehemals'. Da lohnte spontaner Beifall die gehaltvollen Ausführungen. J."  

  
Über das rege jüdische Leben in der jüdischen Gemeinde (1934)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. März 1934: "Bad Kreuznach, 25. Februar (1934). Ein erfreuliches Zeichen unserer heutigen Zeit ist das rege jüdische Leben in unserer Gemeinde. Sämtliche Vereine, an der Spitze der Jugendverein sowie der Frauen-Verein bieten den Mitgliedern in geistiger und geselliger Hinsicht Anregung und Abwechslung als Ersatz für so manches, was verloren ging. Besonders erwähnenswert sind die allwöchentlich wiederkehrenden Kurse in jüdischer Geschichte und Neuhebräisch unter Leitung von Herrn Rabbiner Dr. Jakobs, sowie ein Kantoratskurs, die alle regen Zuspruch haben. Der Frauenverein delegierte zur Frauenbundstagung Frau Dr. Jakobs nach Berlin, die als Ergebnis dieser Reise im letzten Heimabend referierte und zu dem Resultat kam, dass die rege Arbeit in unserer Gemeinde sich ganz in der großen Linie bewege, die von der Zentrale vorgezeichnet wird. Auf der gleichen Ebene liegen die Bestrebungen, eine jüdische Schule zu gründen und sind die Vorbereitungen hierzu in vollem Gang. Frau Dr. Marg. Berent, Berlin sprach aufklärend auch zu diesem Punkte im Rahmen des Frauenvereins vor gut besetztem Hause."     

     
Arbeitstagung der "Mittelstelle für Erwachsenenbildung" in Bad Kreuznach, u.a. mit Ernst Simon und Martin Buber 1934)          

Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden Württembergs" vom 16. Juni 1934:  Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken       

      
Weiterer Bericht über das rege Leben in der jüdischen Gemeinde (1934)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember 1934: "Bad Kreuznach, 27. November (1934). Reges Leben herrscht in unserer Gemeinde. Die Vereine bemühen sich, Jung und Alt zu den jüdischen Quellen zurückzuführen. Vorbildlich arbeitet der Jüdische Jugendverein (unter Leitung des Herrn Richard Rauner), der in einem groß angelegten Zyklus mit prominenten Rednern in die jüdische Geschichte einführt. In das Thema 'Jüdische Geschichte in biblischer Zeit' teilten sich als Vortragende die Herren Rabbiner Dr. Carlebach, Köln,  Dr. Philipp, Frankfurt am Main,  Rabbiner Dr. Wolf, Köln,  Prof. Dr. Levy, Bonn-Köln,  Rabbiner Dr. Bamberger, Mainz. Die außerordentlich große Besucherzahl eines jeden Vortrages bewies nciht nur das große Interesse, welches man hierfür hatte, es war auch gleichzeitig der Beweis des Dankes für den jeweiligen Referenten und deren Leistungen. Zusammenfassend wird Herr Rabbiner Dr. Jakobs, Kreuznach, noch über das gesamte jüdische Schrifttum referieren. - Für 1935 ist eine Fortsetzung mit dem Thema 'Jüdische Gegenwartskunde' in Aussicht genommen. Zur Vertiefung des jüdischen Wissens dienen die allwöchentlichen Kurse in Tnach, Dinim, Gemoroh und Mischna unter Leitung des hiesigen Rabbiners. Die Heimabende belehren über die allgemein jüdischen Probleme. Auch die Kunst kommt zu ihrem Recht. Ein Orchester einheimischer Jugend veranstaltet Musikabende, während der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten für Jugendliche Turnunterricht erteilt und auch für Sport im Freien sorgt. Außerdem sind, unter Mitwirkung Alles, die Chanukkafestspiele in voller Vorbereitung. Der Frauenverein ist rege an der Arbeit. Sein Hauptziel ist die Wohlfahrt. Nebenbei laufen gemütliche Nachmittage mit vorträgen. Die Wintersaison wurde eröffnet mit einem Vortrag von Frau Dr. Jacobs über ihre Spanienreise, wobei auch auf Rambam, der ja besonders in diesem Jahre das ganz besondere Interesse aller Juden in Anspruch nimmt, hingewiesen wurde."     

    
    
    
Die jüdische Kinderheilstätte
Kreuznach und andere Einrichtungen
Werbung für die Kinderheilstätte (1920)

Bad Kreuznach Israelit 14101920.jpg (75011 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Oktober 1920: "Die jüdische Kinderheilstätte Bad Kreuznach, welche der Pflege und Heilung skrofulöser, blutarmer und rachitischer Kinder dient, bleibt auch im Winter geöffnet und bietet Gelegenheit zu Solbadekuren, die erfahrungsgemäß im Winter ebenso erfolgreich sind wie im Sommer. Heizung und beste, streng rituelle Verpflegung sind gesichert, ebenso gewissenhafte Pflege und sorgfältige ärztliche Überwachung. Aufnahmebedingungen sind zu beziehen durch Frau Rabbiner Dr. Rosenthal, Köln, Rooustraße 50. Aufnahmegesuche zu richten an Herrn Sanitätsrat Dr. Sternberg, Köln, Hohenstaufenring 10. Beginn der nächsten Kur am 18. Oktober. Umgehende Anmeldung ist notwendig. Der Vorstand."

 
Einweihung einer neuen Torarolle für die Jüdische Kinderheilstätte (1934)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Dezember 1934: "Bad Kreuznach, 5. Dezember (1934). Am Sabbat von Chanukkah hat die Jüdische Kinderheilstätte Bad Kreuznach, die bis dahin eine eigene Torarolle nicht besessen hat, eine solche mit Schrein und Silberschmuck erhalten. Das prachtvolle Sefer mit Zubehör entstammt ursprünglich dem Hause des in Köln unvergessenen Bankherrn und Gemeindevorstehers Simon Simon. Vor Jahresfrist ist es in den Besitz des Gemeinderabbiners Dr. Rosenthal übergegangen und hat nunmehr, als Schenkung des Rabbiners und seiner mit der Kreuznacher Anstalt seit deren Gründung aufs engste verbundenen Gattin, in dem mit Naturschönheit wie mit Menschengüte in gleicher Weise begnadeten Kreuznacher Heim die würdige und bleibende Stätte gefunden. - Der Gottesdienst am Freitagabend wie auch am Sabbatmorgen war von dem jungen Lehrer Mordechai Kohn geleitet, einem Zögling der Jawne und des Seminars in Köln, der, als 'Kind' der Heilstätte, dort sein jüdisches Wissen und Streben in den letzten Jahren in fruchtbarer Weise zur Geltung hat bringen können. Vor 'Baui bescholaum' wurde die Tora zu ihrem Schreine gebracht. Dr. Rosenthal begrüßte sie mit bewegten Worten und übergab sie der Obhut der Schwester Oberin Sophie. - Rechtsanwalt Jonas, Köln, der erste Vorsitzende des Kuratoriums, dankte darauf in herzlicher Weise den Geschenkgebern und betonte, dass damit das Band zwischen ihrem Hause und der Anstalt, wenn überhaupt möglich, noch enger geknüpft worden sei. Im Mittelpunkt des Sabbatmorgengottesdienstes, dem auch Mitglieder der Kreuznacher Gemeinde beiwohnten, stand die festliche Vorlesung der Sidrah (= Wochenabschnitt) aus dem neuen Sefer (= Torarolle); dem Gottesdienst schloss sich ein 'Lernen' an. Bei der Mittagstafel kam treues Bekenntnis zu Tora und Judentum zum beredten Ausdruck in den klassisch hebräischen und musterhaft deutschen Ansprachen aus dem Kreise der Jugendlichen, die durch das Kreuznacher Heim hindurchgegangen sind. - Welche Feierstunden sich noch angeschlossen haben: der Oneg Schabbat der jungen Leute am Nachmittag; die erste Chanukkahfeier am Sabbatausgang; das Kinderfest am Sonntagnachmittag mit reicher Beschenkung durch hochherzige Freunde der Anstalt, unter freudiger Anteilnahme weiter Kreise aus Kreuznach und Umgegend - das soll nur angedeutet sein. Aber nicht verschwiegen sei, dass alles, das Größte wie das Kleinste, den Stempel jener jüdischen Verinnerlichung, jener hingebungsvollen Menschlichkeit, jener umsichtigen Weisheit trug, aus denen Schwester Oberin Sophie mit ihren Helferinnen die Kreuznacher Anstalt betreut und geglückt."        

  
Erew Schabbat in der Jüdischen Kinderheilstätte (Bericht von 1937)
   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. August 1937: "Ein Freitagabend in der Jüdischen Kinderheilstätte in Bad Kreuznach.   
Die Sonne, die noch gar nicht ans Untergehen zu denken scheint, lässt das große, weil ins Tal hinein sichtbare Haus auf dem Berge noch mal in seiner ganzen Schönheit hervortreten. Abseits, weitab von allem Getriebe des Ortes, schaut es beinahe stolz mit seinen Türmchen von der Höhe hinab.   
Es ist Freitagnachmittag. Langsam gehe ich den aufwärts zum Heime führenden Weg hinauf; vorbei an einer freundlichen Birke, unter der ein paar Kinder - bereits in Sabbatkleidern - fröhlich spielen. Da, eine Biegung, und das schöne, mit Efeu dicht bewachsene Haus steht vor mir. Doch da hineinzukommen, wird dem Besucher um diese Zeit gar nicht so leicht gemacht; denn jeder ist beschäftigt und eifrig dabei, noch schnell alles so schön wie möglich herzurichten, als ob das ganze Haus, ja jeder kleinste Winkel einem den Sabbatgruß zurufen soll! Überall herrscht ein reges Hasten und Treiben. Es ist, als ob der Sabbat seinen Einzug gar nicht früh genug halten kann.     
Das Mincho-Gebet ist beendet. Durch die hohen Fenster des freundlichen Betsaales sieht man, wie die bereits scheidende Sonne noch mit ihrer letzten Kraft die Spitzen der hohen Felsen von Bad Münster vergoldet und aufleuchten lässt. Langsam neigt sich der Tag seinem Ende zu. die Abendschatten senken sich nun allmählich über das weitere Tal, durch das sich malerisch schön die Nahe schlängelt. Immer dunkler heben sich die Salinen von dem hellen, lieblichen Grün der Wiesen ab, bis sie schließlich in tiefes Schwarz versinken.   
Doch drinnen im Heim, wo inzwischen, begrüßt mit freudig lautem Gesang von ca. hundert Kinderstimmen, Königin Sabbat eingekehrt ist, herrscht blendende Helle. Hier zeigen lauter froh strahlende Kindergesichter - vom Allerkleinsten bis zu den Großen - wie sehr sie sich mit dem Sabbat freuen. Und mitten unter ihnen sitzt Schwester Oberin. Man sieht es ihr ordentlich an, wie sie sich freut über das, was sie 'ihren' Kindern zu geben vermag. Und welches Gut ist kostbarer als der echt jüdische Sabbat!   
Diese Gedanken scheinen auch die Erwachsenen zu bewegen, die unter der fürsorglichen Obhut von Schwester Hedwig nebenan, im Damenheim Erholung suchen. Manche von ihnen haben Schweres durchzumachen gehabt, was noch niederdrückend auf ihnen lastet. Doch die allgemeine Schabbosfreude teilt sich auch ihnen mit.     
Wenn die Kinder nun nach vier Wochen, körperlich erholt und auch geistig erfrischt und gefördert, heimkehren, so wird ihnen, wenn sie an die Ferien zurückdenken, der Sabbat im Kreuznacher Heim als besonderes Erlebnis dastehen.    
Wir können nur wünschen, dass es den wertvollen Menschen, die in diesem vorbildlichen Heime wirken, weiter gelingt, soviel Freude zu verbrieten und somit zum Segen für andere zu werden. R.S."   

   
Bericht über das Simchas-Tora-Fest in der Kinderheilstätte (1937)   

Bad Kreuznach Israelit 18111937.jpg (162472 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. November 1937: "Simchas-Tauroh im Kinderheim in Bad Kreuznach. Simchas Tauroh war ich im Jüdischen Kinderheim in Bad Kreuznach. Dort war es sehr schön. Am Simchas Taurohabend haben wir zuerst gegessen, und dann sind wir in die Synagoge zum Gottesdienst gegangen. Danach haben wir uns umgezogen und sind dann in den großen Spielsaal gegangen. Dort bekam jedes Kind ein Fähnchen, und dann zogen wir durchs ganze Heim. Dabei sangen wir viele jüdische Lieder, natürlich auch von Simchas Tauroh. Als der Umzug fertig war, gingen wir wieder in den großen Spielsaal. Dort standen die Stühle im kreis herum, da setzten wir uns hin. Tante Else suchte dann Tanzpaare heraus, und dann tanzten wir lustig herum. Wir Größeren tanzten natürlich auch Horrah solange, bis wir nicht mehr konnten. Nach dem Tanzen trugen einige Kinder Gedichte vor oder sangen Lieder. Zur Belohnung dafür bekamen sie Süßigkeiten. Als das fertig war, gingen die Kleinen hinaus auf den Flur. Dort waren Tischchen und Stühlchen aufgestellt. Dort aßen sie Kuchen und tranken Tee. Dann gingen sie ins Bett.
Währenddessen kam ein Pilot mit einem Flugzeug (er stand auf einer Leiter) und einer Landkarte zu uns. Er sang uns vor, wo er schon überall gewesen war, und nach jeder Strophe sangen wir alle den Refrain mit: ‚Wir sind die lustigen Piloten’ usw. Das war sehr schön. Zum Schlusse bekamen wir auch Kuchen und Tee und mussten dann ins Bett.
Am Simchas Taurohmorgen war es in der Synagoge sehr schön. Das Herumziehen mit der Sefer Tauroh (Torarolle) war sehr spaßig. Die Mädels durften auch mit herumziehen. Während des Umzuges wurden Nüsse, Bonbons und Schokoladezigaretten verteilt. Alle Jungens, auch die, die noch nicht Barmizwoh waren, wurden aufgerufen, immer zehn zusammen. Beim Mittagessen war es sehr gemütlich. Bei jedem Kind lag ein Geschenk auf dem Teller, bei mir ein schönes Buch. Das war der schönste Simchas Tauroh, den ich bis jetzt erlebt habe. Das werde ich nicht so schnell vergessen. Gertrud Katzenstein (12 Jahre), Creglingen (Württemberg)."

    
    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde  
Die Kriegsteilnehmer Leopold Michel und Karl Scheuer erhalten das Eiserne Kreuz (1871)

Bad Kreuznach Israelit 05041871.jpg (25841 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. April 1871: "Kreuznach. Auch zwei hiesige Glaubensgenossen werden mit dem für bewiesene Tapferkeit erhaltenen eisernen Kreuze aus Frankreich heimkehren. Es sind dies die einberufen gewesenen Unteroffizier Leopold Michel und Husar Carl Scheuer."

  
Zum Tod von Max Adler - dem "ältesten und angesehensten jüdischen Einwohner Kreuznachs" (1896)

Kreuznach Israelit 03091896.JPG (193351 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. September 1896: "Kreuznach, am 1. Tag der Selichot. Ein unabsehbares Kondukt bewegte sich heute nach dem Friedhof. Dem ältesten und angesehensten jüdischen Einwohner Kreuznachs wurde das letzte Geleit gegeben. Fast sämtliche jüdische und viele christliche Mitbürger, Honoratioren und auswärtige Verwandte und Freunde beteiligten sich an demselben. Max Adler – seligen Andenkens – ist am vergangenen Donnerstag im Alter von nahezu 90 Jahren heimgegangen. Der hiesige Rabbiner gab dem Lob seiner Tugenden als Mensch in kurzen Worten Ausdruck. Uns erübrigt seiner herrlichen Eigenschaften als Jehudi zu gedenken. Früher in Planig ansässig, war der Verblichene bereits vor langen Jahren hierher übersiedelt und sein Haus sowohl hier, wie seine frühere Wohnstätte gestaltete er zu einem offenen Haus in des Wortes vollster Bedeutung. Weit und breit war er auch bekannt dafür. Aber nicht im Wohlwollen allein suchte er seine Religion zu betätigen, nein, auch in der Ausübung jeder Mizwa (Gebot, Weisung). So groß oder gering sie auch scheinen möchte, war er stets eifrig bemüht, sie ganz zu vollführen und damit die altangestammte wahre Religiosität zu wahren. – Bis kurz vor seinem Hinscheiden war er einer der eifrigsten Besucher der Synagoge und gab oft seinem Bedauern darüber Ausdruck, dass er hier in Folge mangelnden Interesses nicht täglich Minjan in der Synagoge fände (sc. ein täglicher Gottesdienst konnte damals nicht stattfinden, da dazu jeweils 10 religionsmündige Männer vorhanden sein müssen). Neben dem Ausüben der jüdischen Pflichten war er bis ins höchste Alter eifrigst um sein Geschäft bemüht und seine strenge Reellität (sc. Ehrlichkeit, Redlichkeit) und wahre Rechtlichkeit gaben ihm Ansehen bei seinen einflussreichen christlichen Freunden, bei denen seine Biederkeit eine Heiligung des Gottesnamens verursachte (sc. sie bekamen über ihn Achtung vor der jüdischen Religion). Ganz in seinem Geiste hat er in Gemeinschaft mit seiner edlen, ihm vor Jahren im Tode vorangegangenen Gattin seine Kinder erzogen, deren Häuser sich würdig an das seine reihten. Hat er doch seinen Söhnen Gattinnen erwählt, die ihm Bürgschaft waren, dass seine Enkel in gleichem jüdischen Geiste, in dem er lebte, erzogen wurden, wusste er doch, dass die Töchter eines Raw Benjamin Niederhofheim – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – die Häuser seiner Kinder zu Heimstätten wahren, unverfälschten Judentums gestalten würden. So sah der Verblichene noch eine stattliche Anzahl Enkel, erzogen in seinem Sinne, in Glaubenstreue und Pflichtbewusstsein. Bis zur Stunde seines Heimgangs war er an Körperkraft und Geistesfähigkeit fast ungeschwächt und als ihn Donnerstag nach Tisch Schwäche anwandelte und zur ruhe mahnte, verrichtete er das Micha-Gebet, um dann wohl ausgerüstet im Frieden mit Gott, mit sich und seinen Nebenmenschen, in ein besseres Jenseits hinüber zu scheiden. Möge sein Andenken unwandelbar seiner Familie bleiben und sie stets in seinem Sinn die Wahrer des angestammten Judentums sein. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

  
Zum Tod des langjährigen Gemeindevorstehers Isaak Woog (1911) 

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. April 1911: "Kreuznach. Einen schweren Verlust erlitt die hiesige israelitische Gemeinde durch das Hinscheiden ihres langjährigen Vorstehers Isaak Woog. Mit nur wenig Unterbrechung stand er bis in seine letzten Lebenstage hinein, bald 40 Jahre lang, mit großer Rührigkeit und Umsicht der hiesigen israelitischen Gemeinde vor."  
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. April 1911: "Kreuznach, 5. April (1911). Donnerstag, den 30. März haben wir den ersten Vorsteher unserer Gemeinde, Herrn Isaak Woog, der nach längerem, schweren Leiden im 74. Lebensjahre gestorben ist, zur letzten Ruhestätte gebettet. Die Beerdigung gestaltete sich zu einer großen Kundgebung der Wertschätzung, deren er sich in den weitesten Kreisen erfreute. Außer den Gemeindemitgliedern, die zahlreich vertreten waren, nahmen auch viele andere Bürger unserer Stadt und der Turnverein mit Fahne,. dessen früherer langjähriger Vorsitzender und zuletzt Ehrenmitglied er gewiesen ist, teil. Rabbiner Dr. Tawrogi entrollte in längerer, ergreifender Rede ein klares Bild von dem Leben und Wirken des Entschlafenen als Familienvater und langjähriger Vertreter der Gemeinde, deren Verwaltung er in der selbstlosesten Weise vier Jahrzehnte lang vorgestanden und mit sicherer Hand geleitet hat. Die Gemeinde wird dem Entschlafenen weit über das Grab hinaus ein dauerndes, ehrendes Andenken bewahren."      

     
Über die beiden Sportler (Ringer und Stemmer) Julius und Hermann Baruch (1921)  
Anmerkung: Bereits 1920 hatte Julius Baruch bei den Deutschen Meisterschaften im Gewichtheben in Stuttgart im Leicht-Mittelgewicht den dritten Platz errungen. Vier Jahre später holte er bei der Europameisterschaft in Neunkirchen die Goldmedaille im Gewichtheben. Hermann Baruch wurde 1942 im KZ Auschwitz ermordet, sein Bruder Julius ist kurz vor Kriegsende im KZ Buchenwald umgekommen. In Bad Kreuznach ist eine Straße nach bei beiden Sportlern benannt.     

Bad Kreuznach AZJ 05081921.jpg (37114 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. August 1921: "An den Kämpfen um den Deutschmeister-Titel, die im August dieses Jahres in Plauen im Vogtland stattfinden, werden sich die Brüder Julius und Hermann Baruch aus Bad Kreuznach beteiligen. Die Gebrüder Baruch sind bereits im Besitz vieler erster Preise und sind Meisterschaftsringer und -stemmer." 
 
Kreuznach Baruch 015.jpg (112347 Byte)Foto links: Stemm- und Ringclub "Germania" Bad Kreuznach mit der Mannschaft 1923: Julius und Hermann Baruch 2. bzw. 3. von rechts. Quelle: Illustrationen zum 
Festvortrag zur 100-Jahr-Feier der Bad Kreuznacher Ringer am 14.12.2003 in der Website vfl18948ringen.de
 
    

    
80. Geburtstag von Anna Roos (1927)        

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 23. Dezember 1927: "Bad Kreuznach. Ihren 80. Geburtstag in körperlicher und geistiger Frische feiert am 25. Dezember Frau Anna Roos hier, Viktoriastraße 30."             


Erinnerung an die Deportation in das südfranzösische Internierungslager Gurs im Oktober 1940: Grabstein für Emil Scheuer in Gurs         

Kreuznach Gurs BK 020.jpg (215870 Byte)  Grabstein im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs für  
Emil Scheuer
geb. am 22. Juni 1881 in Bad Kreuznach, später wohnhaft in Pirmasens und Mannheim
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo er am 10. Februar 1942 umgekommen ist.     

   
   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  

Anzeige von Moses Marcus (1850)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. Januar 1850: "Ein gebildetes jüdisches Frauenzimmer, gesetzten Alters, wird zur Führung der Haushaltung, und Überwachung der Kinder, gegen gutes Honorar in einer Stadt Rheinpreußens gesucht. Näheres zu erfragen bei Moses Marcus in Kreuznach."    


Anzeigen des Hotels Levy (1861 / 1873) 

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Mai 1861: "Bad Kreuznach. 
Hotel Levy. Mein neu eingerichtetes jüdisches Hotel, Kreuzstraße No. 824 dahier (früher Mühlenstraße), erlaube mir, dem respektive reisenden Publikum sowohl, als auch den das hiesige Bad frequentierenden Fremden bestens zu empfehlen. Beköstigung in und außer dem Hause.
Carl Levy."    
 
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Juni 1873: "Bad Kreuznach. Koscher  Hôtel Levy  Koscher. In der Nähe des Bades. Neu erbautes Hôtel, komfortable Einrichtung, großer Speisesaal, Table d'hôte, Diner à part (auch außerhalb des Hôtels). Rstauration à la carte zu jeder Zeit. Feine Weine, prompte Bedienung etc. etc. empfiehlt bestens   Carl Levy."     

    
Anzeige des jüdischen Hotels Jacobi (1863)  

Kreuznach Israelit 24061863.jpg (58247 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juni 1863: "Hotel Jacobi in Bad Kreuznach
Mannheimer Straße Nr. 741. 
Der Neubau meines Hotels ist nun vollendet. Vom 1. Juli dieses Jahres an sei dasselbe durch seine vortreffliche Restauration, sowie durch seine sehr schöne, mit allen Bequemlichkeiten eingerichteten Zimmer, sowohl für einzelne Personen als für Familien unter Zusicherung bester und billigster Bedienung den verehrlichen Kurfremden, den Durchreisenden, wie überhaupt allen Glaubensgenossen bestens empfohlen. – Die Speisen werden streng nach den jüdischen Religionsvorschriften bereitet und werden solche auch den verehrlichen Fremden in anderen Logis verabfolgt. Carl Jacob, Restaurant."  

 
Anzeige für das Damenpensionat Louise Wolff geb. Herz (1869)  

Bad Kreuznach AZJ 19011869.jpg (74313 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Januar 1869: "Bad Kreuznach. Unterzeichnete nimmt junge Damen, die ohne Begleitung das hiesige Bad besuchen wollen, in ihrem Hause auf. Auch solche, welche zu ihrer Ausbildung in den hiesigen vortrefflichen Lehranstalten das ganze Jahr über bleiben wollen, finden Aufnahme. Die vorteilhafte gesunde Lage des Hauses, in unmittelbarer Nähe des Bades, verbunden mit Garten und Bädern, lässt nichts zu wünschen übrig. Nähere Auskunft zu erteilen ist gern bereit Herr Geheim-Sanitätsrat Dr. Trautwein. Herr Rabbiner Dr. Bamberger. Louise Wolff geb. Herz."  

   
Anzeige der Weingroßhandlung Carl Levy (1875)    

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. August 1875: 
"Zu den bevorstehenden Feiertagen empfehle mein Lager in koscheren Weinen vorzüglicher Qualität als 
Niedersteiner M 1.-   Rüdesheimer M 1.25     Hochheimer Mark 1.50    Oberingelheimer  Mark 1.-    St. Julien  Mark 1.25 Médoc  Mark 1.50      per Flasche inklusive Verpackung bei Abnahme von 50 Flaschen. 
Gegen Nachnahme oder vorherige Einsendung des Betrags. Bei größeren Aufträgen Ziel 3 Monate oder per comptant 2 % Skonto.  
Carl Levy. Weingroßhandlung. Kreuznach Rheinpreußen."            

   
Anzeige des Hotels Levy, inzwischen im Besitz von Isak Kahn (1900)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1900: "Streng Koscher - Streng Koscher
Hôtel Levy - Kreuznach - Bad. Israelitisches Hotel. Der Neuzeit entsprechend eingerichtet. 
Besitzer: Isak Kahn, Kreuzstraße 31. Table d'hôte 1 Uhr. Restauration à la carte. 
Wohnungen und Bäder im Hause. Billigste Pensionspreise."  

 
Geburtsanzeige für die Tochter von Josef und Jenny Adler (1921) 

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Mai 1921: "Die - mit Gottes Hilfe - erfolgte glückliche Geburt eines prächtigen Mädels zeigen dankerfüllt an Josef G. Adler und Frau Jenny geb. Adler. Bad Kreuznach, Viktoriastr. 3²."

  
Familienanzeigen der Familie Max und Gertrud Sommer (1921/1927)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. November 1922: 
"Gott sei gepriesen. Die glückliche Geburt eines gesunden Töchterchens zeigen hocherfreut an: 
Max Sommer und Frau Gertrud geb. Bundheim. 
Bad Kreuznach, den 22. November 1922 / 2. Kislew 5683."
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juli 1927: 
"Gott sei gepriesen. Die glückliche Geburt eines Sohnes zeigen hoch erfreut an 
Max und Gertrud Sommer geb. Bundheim. Bad Kreuznach, Kurhausstraße 15 - 12. 
Tammus 5687 - 12. Juli 1927."  

     
Verlobungsanzeige von Bertha Sommer und Arthur Benjamin (1924)               

Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 22. Mai 1924:
"Bertha Sommer   -   Arthur Benjamin   
Verlobte
  
Bad Kreuznach   Hönningen am Rhein."   

    
Hochzeitsanzeige von Robert Stern und Erna verwitwete Marks geb. Stern (1928)    

Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 26. Oktober 1928: 
"Robert Stern - Erna Stern
verw. Marks geb. Stern. 
Vermählte. 
Bad Kreuznach, den 23. Oktober 1928."      

 
Anzeige der Heroldkellereien AG (1928)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1928: 
"Koscher-Weine. 
Eigene Kelterung, unter Aufsicht des Herrn Rabbiner Dr. Jacobs, liefert in ausgesuchter Qualität sehr preiswert   Heroldkellereien AG  Bad Kreuznach (Rheinland)."   

   
Werbung für das Restaurant der Geschwister Jankelowitz (1929)  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. November 1929: "In Bad Kreuznach, Fährgasse 2, haben die Geschwister Jankelowitz ein Koscher-Restaurant neu eröffnet, wo Sie guten Mittag- und Abendtisch zu mäßigen Preisen erhalten. Referenzen erteilt Herr Rabbiner Dr. Jacobs. Vorherige Anmerkung ist erwünscht."    
  
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. März 1930: "Wer Pessach in Bad Kreuznach verbringen will, kann es in den neuen Räumen der Pension Jankelowitz, Poststr. 14I. Gemütliche Adresse gute Küche, Anmeldung baldigst erwünscht. Adresse bis 1. April, Fahrgasse 2, Tel. 926. Ref. Seiner Ehrwürdigen Herr Rabbiner Dr. Jacobs."  

  
  
  

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarte für die in Bad Kreuznach 
geborene Else Goldschmidt 
 
 Bad Kreuznach KK MZ Goldschmidt Else.jpg (87022 Byte)   
   Kennkarte (ausgestellt in Mainz 1939) für Else Goldschmidt (geb. 17. März 1920 in Bad Kreuznach), wohnhaft
 in Mainz; am 30. September 1942 ab Darmstadt vermutlich nach Treblinka deportiert, umgekommen    
 

   

   

   

   

   

 

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Stand: 30. Juni 2020