Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bad Liebenstein (Wartburgkreis)
Jüdische Geschichte 

Übersicht:

bulletZur jüdischen Geschichte in Bad Liebenstein 
bulletBerichte aus der jüdischen Geschichte in Bad LIebenstein  
- Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur jüdischen Geschichte in Bad Liebenstein             
    
In Bad Liebenstein sind seit der Mitte des 19. Jahrhunderts einige jüdische Familien / Personen zugezogen, ohne dass es zur Bildung einer jüdischen Gemeinde am Ort gekommen ist. 1841 wurden neun jüdische Einwohner, 1871 22 jüdische Einwohner gezählt, die zur jüdischen Gemeinde in Barchfeld gehörten. Spätestens 1881 eröffnete J. Weil aus Barchfeld ein streng koscheres Restaurant in Bad Liebenstein, das nach seinem Tod um 1884 von seiner Witwe weiterbetrieben wurde. Sie verlegte das Restaurant 1891 nach nach Friedrichroda verlegte (siehe Anzeigen unten).  1895 wurden zehn jüdische Einwohner gezählt. Um 1900 betrieb die Familie Sanders eine streng koschere Restauration und Pension am Ort (siehe Anzeigen unten); die Familie Liebenstein (Eltern von Max und Bernhard Liebenstein) führten unter der Geschäftsbezeichnung "J.R. Liebenstein, Bad Liebenstein" ein Manufaktur-, Kurz- und Wollwarengeschäft in der Aschenbergstraße 2.       
  
Um 1924 wurden noch acht jüdische Einwohner gezählt. Unter ihnen waren vor allem die Angehörigen der Familie(n) Liebenstein (Max Liebenstein führte das Geschäft der Eltern weiter in der Aschenbergstraße 2; Bernhard Liebenstein hatte ein Textilgeschäft in der Hauptstraße 21). Familie Liebenstein hatte 1910 die Erlaubnis zur Anlegung eines privaten jüdischen Friedhofes am Ort (unterhalb Steinbachs) bekommen (dieser Friedhof wurde nach 1962 eingeebnet). 
  
Nach 1933 sind mehrere der jüdischen Einwohner auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert (darunter Hans und Horst Liebenstein, zwei Sohne von Max Liebenstein, die nach Südafrika emigrierten sowie die Töchter von Bernhard Liebenstein, die in die USA emigrierten). Am 1. November 1937 gab es noch fünf jüdische Einwohner in Bad Liebenstein: das Ehepaar Max und Antonie Liebenstein mit dem Sohn Berthold (Aschenbergstraße 2; Textilgeschäft) sowie die Geschwister von Max Liebenstein: Therese und Bernhard Liebenstein (wohnte in der Hauptstraße 31). Beim Novemberpogrom 1938 wurden die Geschäfte und Wohnungen der Familien Liebenstein durch SA-Leute überfallen; die beiden Männer wurden in das KZ Buchenwald verschleppt. Nach ihrer Rückkehr konnten sie ihre Geschäfte nicht mehr weiter betreiben. Noch 1938 wurde Therese Liebenstein in die Landesheilanstalt Hildburghausen eingewiesen und 1940 im Zusammenhang mit den "Euthanasie"-Aktionen ermordet. 1939 wurde Max Liebenstein zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt, weil er "gehässig und bösartig über Wirtschaftsangelegenheiten des Deutschen Reiches" gesprochen habe. Nach seiner Rückkehr zog er mit seiner Frau nach Frankfurt. 1942 erfolgten die Deportationen von Johanna Krimmer (Grumbachstraße 27) sowie Werner Eisner und Bernhard Liebenstein. Siegfried Fröhlich, der nichtjüdisch verheiratet waren, wurde gegen Ende des Krieges deportiert, überlebte jedoch de Zwangsarbeit in einem Lager an der Saaletalsperre.
  
Von den in Bad Liebenstein geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Frieda Israel geb. LIebenstein (1878), Johanna Krimmer (1882), Rosalie Lewin (1882), Max Liebenstein (1877), Meta Liebenstein (1885), Therese Liebenstein geb. Mayer (1890), Eli (Elli) Mark (1878).    
   
   
  
Berichte aus der jüdischen Geschichte in Bad Liebenstein      
   
Allgemeine Berichte    
          
Zahl der jüdischen Einwohner im Herzogtum Meiningen (1841)
       

Mitteilung in "Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 16. Oktober 1841: "Die Zahl der jüdischen Einwohner des Herzogtums Meiningen beläuft sich dermalen auf 1494, und es wohnen hiervon 19 in der Stadt Meiningen, 548 in Walldorf, 63 in Dreißigacker, 121 in Bauerbach, 114 in Bibra, 100 in der Stadt Hildburghausen, 51 in Simmershausen, 153 in Berkach, 185 in Gleicherwiesen, 131 in Marisfeld, 9 in Liebenstein, 17 verstreut in verschiedenen Ortschaften, 23 haben bereits das Staatsbürgerrecht, und zwar nur im Hildburghausischen, 105 haben sich bürgerlichen Gewerben zugewendet."         

   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Anmerkung: J. Weil führte spätestens seit 1881 das Restaurant in Bad Liebenstein. Er starb um 1884/86. In den Anzeigen wird ab 1886 erstmals seine Witwe als Inhaberin des Restaurants genannt. 
J. Weil's Witwe aus Barchfeld führt ein streng koscheres Restaurant in Bad Liebenstein, dann in Friedrichroda (1889 / 1891) 

Anzeige in der Zeitschrift 23. Mai 1889: 
"Am 10. Juni Eröffnung meines streng koscheren Restaurants in Bad Liebenstein. 
J. Weil Witwe
, Barchfeld."  
 
Barchfeld Israelit 11051891.jpg (29427 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1891: "Bad Liebenstein. Eröffnung meines streng koscheren Restaurants, den 15. Juni dieses Jahres. J. Weil's Witwe, Barchfeld a.d. Werra." 
   
Barchfeld Israelit 28051891.jpg (40259 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1891: "Bad Friedrichroda (Thüringen). Mein streng koscheres Restaurant befindet sich nicht mehr in Bad Liebenstein, sondern in Bad Friedrichroda, Villa Merkur, Marktstraße neben der Hofapotheke, Eröffnung 15. Juni dieses Jahres. J. Weil's Witwe, Barchfeld a.d. Werra." 

   
Werbung für Sanders koschere Restauration und Pension (1903 / 1904)       

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Mai 1903: "Koscher Koscher. Bad Liebenstein in Thüringen. Sanders Restauration und Pension
Streng rituell unter Aufsicht. Referenz: Seiner Ehrwürden Herr Rabbiner Dr. M. Hildesheimer, Berlin, sowie der Hamburger Verein zur Förderung ritueller Speisehäuser. Prospecte gratis."     
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. April 1904: "Bad Liebenstein in Thüringen. Koscher. Sanders Restauration und Pension. Streng rituell unter Aufsicht orthodoxer Rabbiner. - Referenz der Hamburger 'Verein zur Förderung ritueller Speisehäuser. Prospect gratis".    

       
Über das rituelle Speise-Restaurant von Restaurateur Sander - ab Mai 1905 in einer am Walde gelegenen Villa (1905)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. April 1905: "Geschäftliche Notizen. Viele nach Bad Liebenstein kommende Kurgäste dürfte sicherlich interessieren, dass Herr Restaurateur Sander dortselbst eine prächtige, am Walde gelegene Villa erworben, um darin sein rituelles Speise-Restaurant und Pensionat zu führen. Nachdem sich das seitherige Lokal als vollständig ungenügend erwiesen hat, wird diese Änderung wohl von allen Gästen auf das angenehmste empfunden werden. Die Eröffnung erfolgt Mitte Mai."         

      
      
      
Fotos   

Fotos zur jüdischen Geschichte in Bad Liebenstein liegen nicht vor.   
     

    
    
Links und Literatur

Links:  

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Website der Stadt Bad Liebenstein  

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Website der Natur- und Heimatfreunde e.V. Bad Liebenstein mit Seite "Jüdische Mitbürger" (in Bad Liebenstein)   

Literatur:  

bulletIsrael Schwierz: Zeugnisse jüdischer Vergangenheit in Thüringen. Eine Dokumentation - erstellt unter Mitarbeit von Johannes Mötsch. Hg. von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen ( www.lzt.thueringen.de) 2007. Zum Download der Dokumentation (interner Link).  Zu Bad Liebenstein S. 59. 
bulletHans Nothnagel: Die Vertreibung der Liebensteins aus Bad Liebenstein - eine Dokumentation. In: Hans Nothnagel (Hg.): Juden in Südthüringen - geschützt und gejagt. Bd. 6. Suhl 1999 S. 125-156.
bulletHeimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Band 8 Thüringen. Frankfurt 2003. S. 315-316.  

   
     

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020