Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Breckenheim (Stadt Wiesbaden)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde       
    
In Breckenheim bestand eine jüdische Gemeinde bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Zur Gemeinde gehörten auch die in Langenhain und Wildsachsen (heute: Stadtteile von Hofheim am Taunus) sowie in Medenbach (heute: Stadt Wiesbaden) lebenden jüdischen Personen. Nach der Mitte des 19. Jahrhunderts gehörten die und Breckenheim und Langenhain lebenden jüdischen Personen zur Gemeinde in Wallau (in Medenbach und Wildsachsen werden keine jüdischen Einwohner mehr genannt).
  
Die ältesten bekannten Schutzbriefe für Juden / Jüdische Familien in Breckenheim sind von 1721.  
  
1774
gab es neun jüdische Familien am Ort, 1782 38 jüdische Einwohner, 1794 40.      
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1843 32 jüdische Einwohner. Weitere Zahlen liegen nicht vor. 
  
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Religionsschule), möglicherweise auch ein rituelles Bad. Um 1821 wurde der Religionsunterricht durch einen Lehrer aus dem "Ausland" erteilt; ab 1842 bestand ein Schulverband mit Wallau. Anfang des 19. Jahrhunderts gehörten Breckenheim, Medenbach usw. zur Landrabbinat der damaligen Herrschaft Eppstein. Rabbiner war Moyses Löw. Mitte des 19. Jahrhunderts war der Rabbiner aus Wiesbaden für den Bereich zuständig.  
    
Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts sind mehrere jüdische Einwohner Breckenheims vom Ort verzogen (in die Städte Wiesbaden, Frankfurt usw.) oder auch ausgewandert. Nach New York kam Benjamin Löwenstein, der sog. "Kupferkönig", der der Gemeinde in Wallau und anderen Gemeinden noch größere Spenden zukommen ließ. 
  
Einzelne Familien blieben bis nach 1933 in Breckenheim, u.a. zwei Familien Kahn, an deren Geschichte seit Januar 2009 auf dem Bürgersteig vor den Häusern Alte Dorfstraße 31a und Pfanngasse 1 sog. "Stolpersteine erinnern". Gustav Kahn (geb. 1899 in Breckenheim, Haus Alte Dorfstraße) war seit 1930 mit Betti geb. Joseph (aus Wiesloch) verheiratet und war mit seinem Bruder Max Inhaber eines Handelsgeschäftes für Frucht und Futtermittel. 1937 bekam Betti Zwillinge, wurde aber in keinem Krankenhaus mehr aufgenommen; die Zwillinge verstarben direkt nach der Geburt. Im September 1937 emigrierte das Ehepaar in die USA. Adolf Kahn (geb. 1861 in Breckenheim, Haus Pfanngasse 1) war seit 1893 mit Rosa geb. Blumenthal verheiratet; ihr Sohn Max ist 1894 in Breckenheim geboren (verh. seit 1931 mit Lina geb. Hausmann; Tochter Edith ist 1933 geboren). Die Familie hatte einen Getreidehandel, den sie 1934 aufgeben musste. Im Februar 1937 emigrierten alle fünf Personen in die USA.   
    
Quelle: Beitrag "Verlegung von Stolpersteinen in Breckenheim" in: "Erbenheimer Anzeiger" vom 30.1.2009 (übernommen aus der Sammlung von Presselartikel des Aktiven Museums Spiegelgasse in Wiesbaden).         
  
Anzeige zur "Goldenen Hochzeit" vom Adolf Kahn und Rosa geb. Blumenthal (1943)   

Breckenheim Aufbau A010.jpg (54119 Byte)Anzeige in der amerikanisch-jüdischen Zeitschrift "Der Aufbau" vom 19. Februar 1943: 
"Wir feiern das Fest der Goldenen Hochzeit am 22. Februar 1943. 
Adolf Kahn und Frau Rosa geb. Blumenthal 
vormals Breckenheim bei Wiesbaden. 412 East 51. Str., New York City." 

       
 
     
       
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
      

Gemeindebeschreibung von Wallau mit Hinweisen auf die jüdische Geschichte von Breckenheim 1936  

Wallau GblIsrGF Juni1936.jpg (168660 Byte)Artikel im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" im Juni 1936: "Wallau. Altes Dorf mit kaum 1000 Seelen, von Wiesen und Feldern umgeben. Der erste Jude schon 1536 ansässig; später ansehnliche Judengemeinde, die 1701 das Grundstück, auf dem die Synagoge steht, wohl auch das Haus selbst, denn dieses stand damals sicherlich schon erwerben konnte. Heute nur noch etwa 20 Seelen. Die jetzige Synagoge erstand 1885 und birgt als sehenswerte alte Holzschnitzerei einen mindestens 200 Jahre alten, 1.80 m hohen Chanukkaleuchter aus der Synagoge Breckenheim. Aus Wallau stammte R. Chajim Leser Wallau, treuer Anhänger des bedeutenden Spätkabbalisten R. Nathan Adler in Frankfurt, und gleich diesem mit dem Banne des Frankfurter Rabbinats bedroht. Er konnte sich aber in Frankfurt behaupten und wirkte dort etwa 1780 bis 1800 sogar als Rabbinats-Assessor. Heute gehören alle Gemeinden des ‚blauen Ländchens’ (Anmerkung: Die Bauern des Ländchens trugen frühe blaue Kittel, ihre Frauen blaute Röcke. Gewaschen wurde überall am selben Tage. Die an den Leinen trockenen Kittel und Röcke ließen das ganze Ländchen blau erscheinen) nördlich und südlich der Frankfurter Straße zu Wallau und halten dort ihren Gottesdienst. Von ihnen besaß nur Breckenheim Selbständigkeit und etwa 250 Jahre hindurch eigene Synagoge, deren Inventar und Memorbuch (von 1746) heute in Wallau sind, und die selbst heute Bauwerkstatt des Baumeisters Ph. Becht ist. Aus Breckenheim kam der Kupferkönig Benjamin Löwenstein in New York, dem manche bürgerliche Gemeinden und Vereine des Ländchens sowie die Israelitische Kultusgemeinde Wallau beträchtliche Spenden verdanken. Heute leben keine 100 jüdische Seelen im Ländchen mehr. Erwähnt sei noch eine, vielleicht auf deutschem Boden die letzte Legende um einen Juden, den Lehrer und Schächter Hirsch Falk, gestorben 1891 in Wallau. Ihm wollte auf nächtlichem Waldwege eine Erscheinung sein zur gleichen Zeit zur Welt kommendes Kind für Gold abkaufen. Falk lehnte ab und blieb lieber ein armer Mann. Als Bestätigung jenes Erlebnisses sei nach Falks Heimkehr ein schwarz umrandeter Kreis auf seinem Tisch sichtbar geworden. Der Tisch steht noch im Hause der Enkelin Hirschs, Frau Selma Levy geb. Falk, in Wallau. Ein Gedicht ‚Das Gold im Walde’ von C.C. Wendel schildert das Erlebnis. – Von Wallau eine Viertelstunde südwärts auf dem Fußpfad längs des Wickersbaches und man ist an der gefährlichsten Stelle der im übrigen hervorragenden Autostraße Frankfurt – Wiesbaden, dem ‚Wandersmann’. Hier starb eine bedeutende Führerpersönlichkeit der Frankfurter jüdischen Jugend, Dr. Ernst Wolf, als Opfer eines Unfalls. Von hier ¾ Std. (3 km) bis zur Straße nach der Domäne Mechtildshausen, da ½ Std. südwestabwärts liegt. Hier hielt Barbarossa, der ja, wenngleich in bester Absicht, die Bezeichnung ‚Kaiserliche Kammerknechte’ für die Juden schuf, 1184 einen seiner glänzendsten Fürstentage ab…"

     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge             
    
Eine Synagoge beziehungsweise ein Betraum war in Breckenheim vorhanden. Nach dem Anschluss an Wallau wurden die Kultgegenstände aus der Breckenheimer Synagoge nach Wallau gebracht, darunter ein Memorbuch von 1746 und ein alter, 1.80 m hoher, holzgeschnitzter Chanukkaleuchter.   
    
    
Adresse/Standort der Synagoge    Alte Dorfstraße  (Recherchen von Fritzsche/Bartelt unter Lit.)         
    
    
Fotos  

Fotos oder Darstellungen zur jüdischen Geschichte in Breckenheim sind nicht vorhanden;
 über Hinweise oder Zusendungen freut sich der Webmaster der "Alemannia Judaica";
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Links und Literatur

Links:  

bulletWebsite der Stadt Wiesbaden   

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 337-340 (innerhalb des Abschnittes zu Wallau). 
bullet Wolfgang Fritsche/Frank Bartelt: Jüdische Familien in Wiesbaden 1818-1946 Band 1: Breckenheim/Delkenheim. 194 S. zahlr. Abb. Thorsten Reiß Verlag 2017. ISBN 978-3-942902-11-3.  28.-- €.
Informationen auf Verlagsseite   
Buchvorstellung von Sylvia Winnewisser im Wiesbadener Tagblatt vom 16. April 2018: "Wiesbaden. Neue Buchreihe über jüdische Wiesbadener Familien.
WIESBADEN -
'Wir haben den ehrgeizigen Plan, die weiße Karte mit Farbe auszufüllen.' Frank Bartelt und Wolfgang Fritzsche stellten in der Landesbibliothek ihr Buch, den ersten Band einer Reihe über jüdische Familien in Wiesbaden von 1818 bis 1946, vor. Die ersten beiden Flecken auf der Wiesbadenkarte, die das Cover des Buches ziert, sind ausgefüllt: Breckenheim und Delkenheim.
Drei Jahre Arbeit und das Sammeln von Personendaten stecken darin. Nun sind 15 Familien, etwa 500 jüdische Personen, darin aufgeführt, die allesamt in den beiden damals noch unabhängigen Orten geboren wurden, geheiratet haben und dort gestorben sind. In beiden Orten sind jüdische Familien bis in die Mitte des 17. Jahrhunderts nachweisbar. Viele davon hatten den Ort während des 30-jährigen Krieges verlassen und waren danach zurückgekehrt. 'Die Juden lebten in diesen Gemeinden meist als Händler oder Kaufleute', so Bartelt, der als freiberuflicher Kunsthistoriker arbeitet und bereits die Daten von 18 000 Juden in Wiesbaden gesammelt hat. Der für das Buch gewählte, viel spätere Zeitrahmen hat seine Gründe. Eine der Hauptquellen sind die Standesmatrikel oder Personenstandsregister, die in Nassau ab 1818 systematisch angelegt wurden. Das zeitliche Ende der Sammlung des Buches wurde in die Zeit gelegt, als in Wiesbaden die jüdische Gemeinde gegründet wurde. Weitere Quellen waren neben Hessischem Staatsarchiv und Stadtarchiv Personen, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts geboren sind und Daten liefern konnten, Verfolgte, die Nachfahren von Holocaust-Überlebenden, oder solche, die Ende des 19. Jahrhunderts nach Übersee ausgewandert waren. Einer dieser Nachfahren, John Paul Lowens, gründete in New York das Familienarchiv die Ernest-Löwenstein-Sammlung und konnte zum Buch wichtiges Material beisteuern, vor allem Fotos. Nachlässe und Testamente, in denen alle Nachfahren benannt wurden, lieferten weiteres. So erfuhr man zum Beispiel von der Existenz eines Betraumes in Breckenheim in der Alten Dorfstraße. Nicht zuletzt der Fund einer Genisa (ein vermauerter Hohlraum im Haus zur Aufbewahrung jüdischer Schriften) aus dem Jahr 1832 im Haus der Familie Kehrmann in Delkenheim 2005 lieferte historische Schriftstücke, die auch Aufschluss über familiäre Zusammenhänge gaben."
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Stand: 15. Oktober 2013