Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Ehrenbreitstein (Stadt Koblenz)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Kennkarte aus der NS-Zeit   
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen  
Links und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)     
   
In Ehrenbreitstein bestand eine jüdische Gemeinde bis 1901. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. 1755 gab es drei jüdische Familien am Ort. 
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1822 77 jüdische Einwohner, 1823 69, 1850 62, 1905 15.   
   
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Schule und ein rituelles Bad (seit 1832).  Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise im 19. Jahrhundert ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1824 wird als Lehrer Elias Dreyfuss in der Gemeinde genannt, der bereits seit 10 Jahren mehreren Knaben Unterricht in hebräischer Sprache, Religionslehre und in den übrigen Elementarlehrgegenständen erteilte. 
  
Bis um 1900 ist die Zahl der jüdischen Gemeindeglieder so stark zurückgegangen, dass die jüdische Gemeinde 1901 aufgelöst und die hier noch lebenden jüdischen Personen der Gemeinde in Koblenz zugeteilt wurden. 
       
1932 wurde nur noch eine jüdische Person am Ort festgestellt.       
   
Von den in Ehrenbreitstein geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Rosa Burchardi geb. Lebenberg  (1878), Siegmund Dornbusch (1870), Oskar Leopold Lissmann (1883), Simon Gustav Mayer-Alberti (1855), Gustav Meyer (1870), Helene Meyer geb. Liebenberg (1874). 
  
  
  
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   

Die Orthodoxen der jüdischen Gemeinde Koblenz treffen sich zu Feiern und Gottesdiensten in Ehrenbreitstein (1864)    
  
In Koblenz gab es seit 1863/64 immer größere Widerstände aus orthodoxen Kreisen gegen das liberale religiöse Leben der Gemeinde. Die Gottesdienste mit Orgel, vierstimmigem gemischten Chor, deutschen Gebeten und Predigten, dreijährigem Zyklus des Lesens der Toraabschnitte gefiel den Frommen der Gemeinde immer weniger. Nachfolgender Bericht zeigt, dass die Gottesdienste in Ehrenbreitenstein offenbar weiterhin traditionell abgehalten wurden und einzelne Familien aus Koblenz religiöse Feiern wie die Bar Mizwa-Feier in Ehrenbreitstein durchführten.  

Koblenz Israelit 29061864.jpg (139496 Byte)Artikel in der (orthodoxen, gegenüber dem Gottesdienst in Koblenz kritisch eingestellten) Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Juni 1864: "Koblenz, den 21. Juni (1864). Wenn auch gar manche Erscheinung der Gegenwart auf religiösem Gebiete einen traurigen Eindruck hervorruft, so ist es doch erfreulich, zu sehen, wie überall die sogenannte jüdische Reform Fiasko macht; auch in unserer bisher wenig im Rufe der Frömmigkeit stehenden Gemeinde fängt man an, zur Einsicht zu kommen, wohin das Abgehen vom alten gebahnten Wege der Väter endlich führen muss. Man möchte gern wieder umkehren, und diese Umkehr zum Bessern zeigt sich bereits in einer Agitation gegen den Rabbiner Ben Israel; unlängst brachten die jüdischen Blätter eine Anzeige, die eine solche Agitation andeutete; aber noch andere Anzeichen sind da. So wurde am vorigen Sabbat der Sohn eines Vorstandsmitglieder Bar Mizwah; der Vater verschmähte es, denselben von Herrn Ben Israel konfirmieren zu lassen. Statt dessen ließ er ihn in dem gegenüberliegenden Ehrenbreitstein die Paraschah (Wochenabschnitt aus der Tora) lesen. Am selben Sabbat hielt dort Herr Rabbinatskandidat Dr. Sulzbach aus Frankfurt am Main, bei der fast die gesamte hiesige Gemeinde anwesend war. Die erwähnte Predigt hat einen großartigen Eindruck hervorgerufen; man hat erkannt, dass das echte Judentum auf soliderer Basis beruht, als die moderne Phraseologie. Herr Dr. Sulzbach sprach warm und innig; man fühlte, dass seine Worte dem Stempel der Wahrheit trugen, dass sie vom Herzen kamen, und bei allen Anwesenden wurde die Sehnsucht rege, wiederum einen echten Lehrer unserer göttlichen Religion den unsrigen nennen zu dürfen. - Schon in der nächsten Zeit hoffe ich, Ihnen interessante Dinge von hier aus mitteilen zu können."

   
Auflösung der Gemeinde und Verkauf der Torarollen (1901)   

Ehrenbreitstein Israelit 04031901a.jpg (33853 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. März 1901: Infolge Auflösung der israelitischen Gemeinde zu Ehrenbreitstein sind die dortigen, noch in gutem Zustande befindlichen 
Torarollen
 
billig abzugeben durch den Vorstand der Synagogengemeinde zu Koblenz am Rhein."   

   

Kennkarte aus der NS-Zeit            
               
Am 23. Juli 1938 wurde durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch" galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt. 
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände: Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV: Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm. Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de       
 
 Kennkarte für den in Ehrenbreitstein 
geborenen Leopold Oskar Lißmann  
 Ehrenbreitstein KK MZ Lissmann Oskar.jpg (91874 Byte)   
     Kennkarte (ausgestellt in Mainz 1939) für Leopold Oskar Lißmann (geb. 10. Oktober 1883 
in Ehrenbreitstein), Kaufmann. wohnhaft in Mainz, Freitod am 22. April 1943 in Mainz    
 

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge         
   
In Ehrenbreitstein wird eine Synagoge erstmals in einem Schreiben vom 29. August 1811 genannt. Damals wird berichtet, dass die Synagoge "vor neun Jahren", d.h. 1802 erbaut wurde. Der Betraum hatte 23 Plätze für Männer und 17 für Frauen. 
  
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Synagoge zeitweise ein Treffpunkt der orthodox-jüdischen Gemeindeglieder aus Koblenz (siehe Bericht oben von 1864). Gegen Ende des Jahrhunderts war es nicht mehr möglich, regelmäßig Gottesdienste abzuhalten, da kein Minjan mehr zustande gekommen ist. 
  
1901 wurde die Synagoge geschlossen; die Torarollen wurden zum Verkauf angeboten (siehe Anzeige oben).  
  
  
Adresse/Standort der Synagoge:     nach Angabe des Landesamtes s.Lit. S. 218: unbekannt       
   
   
Fotos  

Zur jüdischen Geschichte in Ehrenbreitstein sind noch keine Fotos oder Darstellungen vorhanden;
 über Hinweise oder Zusendungen freut sich der Webmaster der "Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite.   
 
     

   
   

Links und Literatur

Links: 

Website der Stadt Koblenz  
Über Alexander Neibaur (1808-1883), Sohn von Nathan und Rebecca Neibaur in Ehrenbreitstein: https://en.wikipedia.org/wiki/Alexander_Neibaur      

Literatur:  

Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 218 (mit weiteren Literaturangaben).

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Ehrenbreitstein  Rhineland. A synagogue was erected in 1802 and the Jewish population reached 82 in 1836. In 1925, 19 Jews remained, Seven were deported to the east in 1942. 
     
      

                   
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Stand: 04. Oktober 2017