Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Frankfurt am Main
Kleinere Synagogen

Übersicht:

bulletDie Löb Elias Reiß'sche Synagoge 
Aus der Geschichte der Lob Elias Reiß'schen Synagoge 
bulletDie Synagoge im Israelitischen Gemeindehospital  
Aus der Geschichte der Synagoge im Israelitischen Gemeindehospital
 
bulletDie Klaus-Synagoge (Ostend)  
bulletDie Träub'sche Synagoge  
bulletDer Betsaal des Vereins Chewre Tehillim 
bulletDie Synagogen für die Ostjuden 
bulletDer Betsaal der Vereinigung Ez-Chajim 
bulletDie Synagoge der Israelitischen Männer- und Frauenkrankenkasse  

    

Die Löb Elias Reiß'sche Synagoge  
  
Die Löb Elias Reiß'sche Synagoge konnte 1782 im Haus "zum weißen Schwan" in der Judengasse eingerichtet werden. Löb Elias Reiß war um die Mitte des 18. Jahrhunderts einer der wohlhabendsten Juden in Frankfurt. Seine Stiftung für ein jüdisches Lehrhaus mit Synagoge umfasste 27.000 Gulden. Ziele der Stiftung waren insbesondere die Förderung des Talmudstudiums durch Vergabe von finanziellen Zuschüssen für Lehrende und Studierende, die Unterhaltung des Lehrhauses und der Synagoge sowie die Wohltätigkeit. Seit 1837 stand im Mittelpunkt der Stiftung die Erhaltung der Synagoge. 1883 ging das Haus "zum weißen Schwan" in städtischen Besitz über und wurde abgebrochen. 1887 wurde auf Grund der weiteren Erträgnisse der Stiftung eine neue Löb Elias Reiß'sche Synagoge im Gebäude der israelitischen Religionsschule in den Hermesweg im Frankfurter Ostend eröffnet. Die Einweihung war am 11. September 1887 durch Rabbiner Dr. Horovitz. Dieses neue Gebäude der israelitischen Religionsschule in Verbindung mit der Löb Reiß'schen Synagoge war von Architekt Kuzniczky geplant worden. Die Stiftung bestand bis zur NS-Zeit. 1939 wurde sie zwangsweise in die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland eingegliedert.  
 
Das Grundstück ist heute mit einem Mehrfamilienwohnhaus bebaut. Es gibt keine Erinnerung an die früher auf dem Grundstück stehende Synagoge. 
 
 
Aus der Geschichte der Löb Elias Reiß'schen Synagoge   
Ausschreibung der Stelle des Vorbeters in der Löb Elias Reiß'schen Synagoge (1877)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Februar 1877: "Vakanz
Die Stelle eines Vorbeters in der Löb Elias Reiß'schen Synagoge ist bis zum 15. März laufenden Jahres zu besetzen.
Gehalt beträgt vorerst Mark 600, kann aber bei guten Leistungen noch erhöht werden. 
Reflektanten wollen sich unter Beifügung ihrer Zeugnisse an den unterzeichneten Administrator wenden. 
Frankfurt am Main, im Februar 1877. 
Die Verwaltung der Löb Elias Reiß'schen Stiftung. Bernhard Kann, Recheneigrabenstraße 4."     

 
Der Toraschrein aus der alten Synagoge wird in der Löb Reiß-Synagoge angebracht (1887)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. August 1887: "Frankfurt am Main, 7. August (1887). In der alten Frankfurter Synagoge, der sogenannten 'Altschul', befand sich ein marmorner Toraschrein, der seinerzeit beim Niederreißen der Synagoge erhalten wurde. Da derselbe ein wertvolles Kunstwerk ist, soll er in der neuen, im Religionsschulgebäude eingerichteten Löb-Reiß-Synagoge angebracht und deshalb vorher renoviert und in derselben Weise, wie er früher war, hergestellt werden. Die Frau Baronin Wilhelm von Rotschild hat zu diesem Zwecke die Summe von zweitausend und fünfhundert Mark gespendet. - 
Berichtigend sei hier bemerkt, dass das ursprüngliche Kapital der Löb Reiß-Stiftung nicht, wie es in einer unlängst von mir gemachten Mitteilung in Folge eines Druckfehlers hieß, 7000, sondern siebenzig tausend Gulden betrug."   
 
Anmerkung:  -  Frau Baronin Wilhelm Rothschild: https://de.wikipedia.org/wiki/Mathilde_von_Rothschild   

 
Einweihung der Löb Elias Reiß'schen Synagoge bei der neuen israelitischen Religionsschule auf dem Hermesweg (1887)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. September 1887: "Man schreibt aus Frankfurt am Main vom 12. September 1887: Das Gebäude der israelitischen Religionsschule auf dem Hermesweg wird mit Beginn des Herbst-Semesters seiner Bestimmung übergeben werden. Die damit verbundene Synagoge (Löb Reiß'sche Synagoge) wurde gestern Nachmittag bereits in Benutzung genommen. Herr Rabbiner Dr. Horovitz hielt eine Ansprache, in welcher er der religiösen und humanitären Stiftungen des Mannes gedachte, dessen Andenken die Synagoge erhalten soll, und dankte schließlich allen denen, die durch ihre Beihilfe zur Herstellung des Werkes beigetragen haben. Die Synagoge ist, wie das ganze Gebäude, von Herrn Architekten Kuzniczky ausgeführt. (Man kann es nur mit Befriedigung vernehmen, dass Herr Rabbiner Dr. Horovitz so schnell zum Ziele gekommen und für die von ihm geleitete Religionsschule ein eigenes Gebäude mit synagogaler Räumlichkeit erlangt hat. Es hat sich damit erwiesen, dass in Frankfurt außer der hyperorthodoxen und der radikalen Partei noch Herz und Sinn für ein auf historischem Boden bestehendes Judentum vorhanden ist)."  
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. September 1887: "Frankfurt am Main, 12. September (1887). Gestern Nachmittag fand die feierliche Einweihung der neuen, im Religionsschulgebäude am Hermesplatze errichteten Löb-Reiß-Synagoge statt. Die schönen Räume dieses Betsaales waren bei dieser Gelegenheit bis auf den letzten Platz gefüllt und alle Besucher waren entzückt von der einfachen und zugleich würdigen Art, in welcher dies Gebäude hergestellt ist. Es hat im Ganzen ca. 160 Plätze, und der Umstand, dass weitaus der größte Teil derselben bereits vergriffen ist, zeigt, wie sehr die Anlage eines Gotteshauses in dem nordöstlichen Teile der Stadt dem Bedürfnisse entsprach. Um fünf Uhr wurden die Gesetzesrollen in das Gotteshaus hineingetragen. Herr Jakob S. Posen, der in uneigennütziger Weise die Leitung des Gottesdienstes und das Vorbeteramt in der neuen Synagoge übernommen hat, entfaltete hierbei die volle Kraft seiner sonoren Stimme und riss zugleich durch den innigen und tief empfundenen Vortrag der Gebete alle Versammelten zur Bewunderung hin. Nachdem dann die Torarollen in die heilige Lade gesetzt waren, entwickelte Herr Rabbiner Dr. Horovitz, der Direktor der israelitischen Religionsschule, in geistreicher Weise die Geschichte dieses Gotteshauses. Ein neues und doch auch zugleich ein altes Werk sei es, dessen Vollendung wir heute begrüßten. Zu einer Zeit, wo von außen trübe Nacht für die Juden geherrscht hatte, und sie in die Ghetti gebannt waren, dafür aber im Innern desto glänzender und heller das Licht der Torah innen gestrahlt, habe ein edler Mann, Löb Elias Reiß, sein Haus und den größten Teil seines Vermögens einer Stiftung geweiht, die die drei Grundsäulen der Welt - Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit - in Frankfurt hätte stärken sollen, Tora durch die Begründung eines Beth-Hamidrasch und einer Schule, Awodah (Gottesdienst) durch eine Synagoge und Gemiluth Chasodim (Wohltätigkeit) durch Unterstützung notleidender Glaubensgenossen. Nach seinem Hinscheiden hatte seine edle Frau, Rechla, die Tochter eines am Kaiserhofe zu Wien hochangesehenen und dort für die Interessen seiner Glaubensbrüder unermüdlich tätigen Mannes, in frommer Pietät das Werk ihres Gatten befördert; die Schule sei sofort von 42 Schülern besucht gewesen und im Beth-Hamidrasch seien Männer tätig gewesen, wie Rabbi Nathan Maas, Rabbi Meir Schiff, Rabbi Mendel Baß, Rabbi Elieser Wallau, deren Eigenart Redner treffend charakterisierte, bis dann mit dem vor wenigen Jahren verschiedenen Rabbi Moses Jesaja Cohn die Reihe der Klausner geschlossen sei. Schon seit dem Jahre 1837 aber sei die Wirksamkeit der Stiftung fast nur auf die Erhaltung des Gotteshauses reduziert worden und auch dessen Stätte, das Haus 'zum weißen Schwan', sei mit dem Abbruch der Judengasse gestört worden. Die hohen Güter, welche einst in der engen dumpfen Judengasse den Stolz und die Freude unserer Väter gebildet hätten, auch in unserer Zeit, die dem jüdischen Stamme freie und ungehinderte Bewegung gebracht hätte, uns und unsern Kindern zu erhalten, das sei die Aufgabe, an welcher die Löb-Reiß-Stiftung hätte mitwirken wollen, indem sie ihre Mittel der Religionsschule zur Verfügung stellte; zusammen sollten deshalb beide wirken an und in diesem Werke, wo Alle sich einigen sollten, deren die Erhalten der alten und ewigen Gotteslehre am Herzen liege. Der Rede folgte noch der Vortrag eines Psalms, woran sich das Mincha- und Maariw-Gebet schloss."    
 
Anmerkungen: - Herr Rabbiner Dr. Horovitz: Rabbiner Dr. phil. Markus Horovitz, Börneplatz 16, http://www.judengasse.de/dhtml/P137.htm 
-  Jakob S. Posen: Jac. Posen, Privatier, Große Pfingstweidstraße 4 
-  Heilige Lade:  https://de.wikipedia.org/wiki/Toraschrein 
-  Löb Elias Reiß: http://www.judengasse.de/dhtml/P024.htm 
-  Bet Hamidrasch:  Lehrhaus
-  Rabbi Nathan Maas: http://www.judengasse.de/dhtml/P125.htm
-  Rabbi Meir Schiff: http://www.judengasse.de/dhtml/P115.htm
-  Rabbi Mendel Baß: http://www.judengasse.de/dhtml/P116.htm
-  Rabbi Moses Jesaja Cohn:   https://www.geni.com/people/Moses-Cohn/6000000006202165001   
-  Haus zum weißen Schwan: http://www.judengasse.de/dhtml/H122.htm
-  Mincha: Nachmittagsgebet https://de.wikipedia.org/wiki/Mincha
-  Maariw: Abendgebet https://de.wikipedia.org/wiki/Maariw_(Judentum)    
 

  
Adresse
: alte Synagoge in der Judengasse"; neue - ab 1887 - im Hermesweg 5-7   
 
Links: Seite zu Familie Reiß in der Infobank Judengasse Frankfurt am Main   
(Seite mit Foto der heutigen Bebauung): in der Webseite von Lilit.de 
  
  
  
  
Die Synagoge im Israelitischen Gemeindehospital  
  
In dem im Juni 1875 eröffneten Israelitischen Gemeindehospital in der Königswarterstraße 26 befand sich eine Synagoge. Als das Gemeindehospital 1914 geschlossen wurde, fand eine Abschiedsfeier in der Synagoge statt (siehe Bericht unten). Die Torarollen wurden das neu erbaute und am 17. Mai 1914 eröffnete Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde in der Gagernstraße 36 gebracht. 
 
Aus der Geschichte der Synagoge im Israelitischen Gemeindehospital    
Abschiedsgottesdienst in der Synagoge des alten Israelitischen Gemeindehospitals und erster Gottesdienst im neuen Gemeindehospital  (1914)    

Frankfurt Frf IsrFambl 12061914.jpg (147649 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Juni 1914: "Synagogenfeier
Nachdem das Israelitische Gemeindehospital in der Königswarterstraße seine Pforten geschlossen hat, war auch für die darin befindliche Synagoge die letzte Stunde gekommen, - und so versammelten sich Donnerstag Abend Vorstand und Ausschuss der Gemeinde und die Beter der Synagoge zum Abschiedsgottesdienst. 
Die wehmutsvolle Stimmung des Scheidens, - sie tönte aus dem Gesang Oberkantors Ogutsch und des Chores der Börneplatz-Synagoge, und sie sprach aus den Worten Rabbiners Dr. Nobel.   
Noch war der Tag nicht geschwunden, aber die Ahnung des Abends waltete bereits, - und dem Abend galten die Worte des ehrwürdigen Redners, dem Abend, in dessen Bannkreis der Mensch fast in der ganzen zweiten Hälfte seines Lebens stehe.  
Und als dann die heilige Lade geöffnet wurde und das Bekenntnis sich in die Höhe rang, mit dem wir Abschied vom heiligsten Tage des Jahres, vom Jomkippur, nehmen, - da standen Tränen in den Augen sonst fester Männer.  
Die heiligen Torarollen wurden ausgehoben. Der Zug setzte sich in Bewegung - und in Autos ging's dann nach der neuen Synagoge. Wieder sangen Oberkantor Ogutsch und der Chor, und wieder, wie immer, fand Rabbiner Dr. Nobel treffliche Worte für den ernsten Augenblick, und so war er im Auszug, wie im Einzug ein wahrer Dolmetsch für die Gefühle, der der Augenblick auslösen sollte. Mit dem Abend beginnt bei uns Juden der Tag, der Abend führt zum Tage, - das war's, war als ein frohes Hallelujah aus seinen Worten sprach."  
   
Anmerkungen:  -  Oberkantor Ogutsch: Oberkantor Fabian Ogutsch, Ostendstraße 47 III   https://de.wikipedia.org/wiki/Fabian_Ogutsch
-  Börneplatz-Synagoge: http://www.alemannia-judaica.de/frankfurt_synagoge_boerneplatz.htm   http://www.alemannia-judaica.de/frankfurt_synagoge_boerneplatz.htm 
-  Rabbiner Dr. Nobel: Rabbiner Dr. phil. Anton Nobel, Börneplatz 16  http://www.judengasse.de/dhtml/P138.htm
-  Heilige Lade: https://de.wikipedia.org/wiki/Toraschrein 
-  Jomkippur: https://de.wikipedia.org/wiki/Jom_Kippur  .
    

Adressen
- Hospital der israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main in der Königswarterstraße 26 (1875-1914) - hier heute Klinik Rotes Kreuz  
- Krankenhaus der Israelitischen Gemeinde Frankfurt am Main in der Gagernstraße 36 (1914-1942) - hier heute Alten- und Pflegeheim der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main     
  
Links: Website Jüdische Pflegegeschichte in Frankfurt mit Seite zum Krankenhaus der jüdischen Gemeinde 
sowie über "Jüdische Krankenhäuser in Frankfurt am Main (1829-1942)" und weitere Seiten 
  
  
  
  
Die Klaus-Synagoge (Ostend)   
  
Die Klaus-Synagoge wurde 1884 auf Grund einer Stiftung Zacharias Wolf Wertheimber erbaut und in einem ersten Teil am 24. August 1884 eingeweiht (Fertigstellung 1888?). Das Grundstück wurde 1938 an Privatleute verkauft. Die Stiftung wurde zwangsweise in die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland eingegliedert. 
  
Einweihung des neuen Gebäudeteiles der Klaussynagoge (1884)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. August 1884: "Frankfurt am Main, 25. August (1884). Gestern Nachmittag wurde das durch Stiftung des Herrn Zacharias Wolf Wertheimer - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - Die Feier war eine einfache, ganz dem Sinne des verstorbenen Stifters entsprechende, und hatte sich ein ziemlich großer Teil der Mitglieder eingefunden. Dieselbe wurde eingeleitet durch Absingung der Mah-towu-Verse, woran sich die Rezitation einiger auf die Einweihung passender Psalmen, ein Schiur Mischnajot und Kiddusch für den Verblichenen anschloss; Tefilat Mincha uMaariw bildeten den Schluss. Die Versammlung verließ das Festlokal, sichtlich befriedigt sowohl mit dem Arrangement der wohlgelungenen Feier, als auch über die Einweihung des Hauses, dessen vollständige Festigstellung auf Neujahr ... in Aussicht steht."  
  
Anmerkungen:  -  Zacharias Wolf Wertheimer: Frankfurter Bankier, der von 1782 bis 1844 lebte und ein Nachfahre des kaiserlichen Hoffaktors Samson Wertheimer war https://www.lbi.org/news/visit-descendant-wolf-zacharias-wertheimer/    https://goldschmidt.tripod.com/werth.htm  
-  Mah towu: https://de.wikipedia.org/wiki/Ma_Towu
-  Schiur: https://de.wikipedia.org/wiki/Schi%27ur
-  Mischnajot: https://de.wikipedia.org/wiki/Mischna
-  Kiddusch: Segensspruch über dem Wein: https://de.wikipedia.org/wiki/Kiddusch
-  Tefilat: von Tefillah = Gebet: https://de.wikipedia.org/wiki/Gebet_(Judentum)    
-  Mincha: Tefilat Mincha = Mittagsgebet: https://de.wikipedia.org/wiki/Mincha
-  Maariv: Tefilat Maariw = Abendgebet: https://de.wikipedia.org/wiki/Ma%27ariv .    

Adresse: Ostendstraße 18   
Link: Seite zur Klaus Synagoge   
 
 
  
Die Träub'sche Synagoge        
   
Über die Laubhütte im Hintergebäude des Hauses Dominikanerplatz 6 / Träub'sche Synagoge (1938)    
Anmerkung: der (Alte) "Börneplatz" wurde 1935 in "Dominikanerplatz" umbenannt.    

Frankfurt GblIsrGF Nov1938 19.jpg (304648 Byte)Artikel im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom November 1938: "Laubhütte
Im Hintergebäude des Hauses Dominikanerplatz (heute Nebenraum der Träub’schen Synagoge). Das Haus gehört zur Reihe der fünf (ehemals sechs) Spitalhäuser am alten jüdischen Friedhof, die 1711 errichtet wurden. Seit 1760 wurden die Räume dieser Häuser nur noch teilweise für die Zwecke des Spitals benutzt und dienten der damals entstandenen Israelitischen Männer- und Frauenkrankenkasse. In dieser Zeit muss der Raum als Laubhütte eingerichtet worden sein. Die Täfelung der Wände und Türen ist durch die feinen zurückhaltenden Formen aus der Zeit des späten Rokoko bemerkenswert. Ebenso die alte Verbleiung der Fenster. Die Decke kann durch zwei Klappen geöffnet werden, und das heute geschlossene Dach gab ehemals den Blick in den Himmel frei. Die Laubhütte ist die einzige, die sich im Zustand des 18. Jahrhunderts in Frankfurt erhalten hat.
In der Laubhütte. In dem verträumten Garten hinter der Synagoge steht die Laubhütte. Nur wenige Schritte entfernt, doch hier dem Ohr und Auge völlig entrückt, pulsiert das Großstadtgetriebe, brandet der Strom des hastenden, lärmenden Straßenverkehrs. Die kleine Insel bleibt unberührt. Ihr stilles Leben an dem sonnenbeschienenen Herbstnachmittag mutet an wie das Kommen und Gehen feiertäglicher Bewohner einer behaglichen Kleinstadt.
Verspätete Sonnenstrahlen dringen durch das laubbedeckte Dach der Hütte, Kastanienketten baumeln herab, bunte Äpfel, Nüsse und leise welkende Herbstblumen. Von den Wänden blicken die Bilder ehrwürdiger Rabbiner in den kleinen Raum.
Einige Frauen haben sich zusammengefunden, um eine Stunde des Gedankenaustausches, der ruhigen Besinnlichkeit in der Laubhütte zu verbringen. Der Tisch ist hausfraulich stimmungsvoll gedeckt. Die freundliche Gastgeberin bringt in einem großen Henkelkorb fest verschlossene Thermosflaschen mit dem daheim bereiteten Kaffee, dazu Kuchen und Gebäck. Ab und zu schaut eine Nachbarin – im wahrsten Sinne des Wortes Nachbarin – zu der kleinen Türe herein, eine Frau, die im Umkreis der Synagoge wohnt, und diese Traulichkeit, diese Atmosphäre der Sukkoth-Tage empfindet. Sind wir noch im Bereich der Großstadt? Liegt die bange Sorge unserer Tage, die stets pochende Not nicht hinter uns?
Das Gesetz zweier Jahrtausende, das Wort 'Du sollst in Hütten wohnen', übt seine tiefe befreiende Wirkung aus. Die Hütte ist zum Symbol geworden, zum Symbol des Friedens, der Freude und der Gastlichkeit. Eine Oase ist sie für die Menschen, die in ihrem Umkreis leben, die hier, angetreten zur Erfüllung ihrer religiösen Gebote, aber auch um Stunden der Muße zu verbringen, der freundschaftlichen Zwiesprache zu pflegen.
Wenn die Hütte heute auch ein Zeichen der Erinnerung ist an unsere jüdische Vergangenheit, ein Gleichnis des Lebens unserer Vorfahren, die immer wieder Hütten errichteten, um eine Heimat zu finden – in diesen acht Tagen bedeutet die Hütte auch in unserer Gegenwart einen Hort des Friedens , der Zuflucht aus unserer ruhelosen, sorgeerfüllten Zeit. Und diese Befriedigung soll aus der Laubhütte hinüber gerettet werden in den Alltag, der nach dem Ablauf der Feste unweigerlich wieder einsetzt.
So empfanden es auch die Frauen, als sie die kleine Hütte verließen und in den scheidenden Herbsttag traten. Nur wenige Schritte, und der Zauber der Kleinstadt war verflogen, lärmende Straßen nahmen sie auf, hastende Menschen eilten vorüber. Aber der Zauber der Laubhütte lebte in ihren Herzen fort, der Glanz des kleinen Raumes weitete sich und ging mit hinaus in die Welt, der wir mit Pflichten und Aufgaben verhaftet sind.                         Stephanie Forchheimer."  
Anmerkung: Sukkoth (hebr. Plural von Sukkah; Laubhütte)  https://de.wikipedia.org/wiki/Sukkot 
https://www.br.de/interkulturell/interkultureller-kalender-laubhuettenfest-sukkot-100.html   
         

   
  
Der Betsaal des Vereins Chewre Tehillim   
   
Hinweis auf Gottesdienste des Vereins Chewre Tehillim während der hohen Feiertage (1904)       

Frankfurt FrfIsrFambl 02091904.jpg (34745 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 2. September 1904: "An den hohen Feiertagen veranstalten wir im Hause Schützenstr. 1 I
Gottesdienst
.
Anmeldungen zur Teilnahme an demselben nimmt Herr Schwarz, Hinter der schönen Aussicht 1 I, vormittags 8-9 Uhr und nachmittags 6 – 9 Uhr, entgegen.
Der Vorstand des Vereins Chewre Tehillim, gegründet 1897."        

   
   
Die Synagogen für die Ostjuden  
Eine neue Synagoge für Ostjuden wurde in der Langestraße eröffnet (1926)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. September 1926: "Neues Synagoge. In der Langestraße 38 ist eine neue große Synagoge nach östlichem Ritus errichtet worden und wird diesen Schabbat eröffnet. Am den ehrfurchtgebietenden Tagen (sc. hohe Feiertage im Herbst) findet dort Gottesdienst statt. Die Synagoge soll auch mit einem Lehrhaus (Beth Hamidrasch) verbunden sein, in dem beständig gelernt wird und wird zu diesem Zwecke um gütige Bücher-(Sefarim)-Spenden gebeten."       

   
   
    
Betsaal der Vereinigung Ez Chajim  
        
Eine neue Torarolle wurde im Versammlungsraum der Vereinigung Ez Chaiim eingeweiht (1935)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. September 1935: "Eine Sefer-(Torarollen-)Einweihung. Die Vereinigung Ez Chajim benutzte den Anlass, ihres 25jährigen Bestehens am ersten Selichaustag, um in ihrem Räumlichkeiten in der Hans Handwerkstraße (im Garten des Postgebäudes) eine neue Torarolle festlich ihrer Bestimmung zu überführen. Bis vor etwa vier Jahren hat die Chewroh ihre Stätte in der Allerheiligenstraße 45. Herr M. Wolfsthal, der zusammen mit Herrn B. Tannenbaum der Vereinigung vorsteht, stiftete den Sefer und bewirtete weit über einhundert Menschen, Alt und Jung, in großzügiger Weise. Die würdigen Feierlichkeiten in den geschmückten Räumen wurden umrahmt von passenden Gesängen, religiösen Tänzen und Geigenspiel. Die anwesenden Vertreter der verschiedenen Bothe Midroschim (Lehrhäuser) und die toragelehrten Gäste fanden vortreffliche Worte, dankten, ermahnten aber auch, alles daran zu setzen, dass mehr und mehr besonders der Jugend die unvergänglichen Worte der Tora nahegebracht werden.         Ha. Ha."
Anmerkungen:  Sefer = Buch = Torarolle
Selichaus: vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Slichot
Chewroh: Chewra Kaddischa https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa
B. Tannenbaum: Bernhard Tannenbaum, Kaufmann, Röderbergweg 40 I
M. Wolfsthal: M. Wolfsthal, Eiergroßhandlung, Grüne Straße 29
Bothe Midroschim: https://www.bibelwissenschaft.de/wibilex/das-bibellexikon/lexikon/sachwort/anzeigen/details/midrasch/ch/3b29b27cf53021d425b92e5c3fe395fd/
     

    
    
   
Die Synagoge der israelitischen Männer- und Frauenkrankenkasse  
  
 40-jähriges Jubiläum von Lehrer und Kantor Simon Unna (Synagoge der Israelitischen Männer- und Frauenkrankenkasse) (1926)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September 1926: "Frankfurter Berichte. 40jähriges Jubiläum des Herrn Simon Unna
Am Schabbat Ki tawo feierte der allgemein beliebte und geachtete Lehrer und Kantor Simon Unna sein 40jähriges Jubiläum als Sch"z (Schaliach Zibbur = Vorbeter) in der Synagoge der Israelitischen Männer- und Frauenkrankenkasse. Im jugendlichen Alter von 19 Jahren wurde Herr Unna im Jahre 1882 an die damals gegründete Religionsschule berufen, an der er noch heute an hervorragender Stelle wirkt. Im Jahre 1886 übernahm er dann noch die Stelle des Vorbeters in der sogenannten Kippestub', an der er nun seit 40 Jahren in seltener Pflichttreue waltet. Sein Vortrag als Baal Kore (Vorleser sc. der Tora) ist von ganz besonderer Korrektheit. Wer Herrn Unna einmal an den ehrfurchtgebietenden Tagen (= hohe Feiertage im Herbst) gehört und bewundert hat, der wird nicht vergessen, mit welcher Innigkeit er es versteht, seine Zuhörer in den Geist der Pijutim und Gebete zu versetzen. Seit vielen Jahren benutzt er nach Schluss des Neilah-Gebetes die noch übrig gebliebene freie Zeit zu einer begeisternden Ansprache. 
Zu Ehren des Jubilars veranstaltete in der festlich geschmückten Synagoge Rechneigrabenstraße an Schabbat Paraschat Ki Tawo die Verwaltung der Vereinigten Krankenkassen einen Festgottesdienst. Namens der Vorstände begrüßte Herr Dr. Felix Kauffmann den Jubilar, seine seltene Pflichttreue und sprichwörtliche Pünktlichkeit betonend. Seine von warmer Anerkennung getragenen Ausführungen für die Tätigkeit des Herrn Unna und für seine in ihrer schlichten Vornehmheit einzigartige Vortragsweise klangen aus in Worte des Dankes. 
Für die Besucher der Synagoge sprach Herr Max G. Adler Herrn Unna den Dank für seine seltene Tätigkeit aus. Seine Ausführungen fußten auf dem Vers 5. Mose 29,4: 'Und ich führte euch vierzig Jahre in der Wüste'. Er schloss mit den Worten des Mi scheberach den Beistand des Allmächtigen für den Jubilar und seine Familie sowie für die ganze Gemeinde erflehend.
Der Jubilar erwiderte in seiner bekannten bescheidenen Art und dankte für die zahlreichen Beweise treuer Anhänglichkeit an der Hand eines wunderschönen Midraschwortes. Der Schluss seiner Rede klang aus in ein Gebet, in dem er den Segen Gottes und den Beistand des Höchsten für seine Gemeinde anrief. Der Schwiegervater des Jubilars, Herr Oberkantor Eschwege aus Würzburg, trug zu Beginn und zum Schluss der offiziellen Feier passende Psalmengesänge vor.
Anmerkungen:  Simon Unna, Lehrer und Kantor, Kleine Obermainstraße 30
Pijutim (Plural): https://de.wikipedia.org/wiki/Pijjut
Dr. Felix Kauffmann: Dr. phil. Felix Kauffmann, Verlagsbuchhändler und Buchdrucker, FFM, Staufenstraße 31 II
Max G. Adler: Max G. Adler, Kaufmann, FFM, Rosenstraße 11  
Paraschat Ki Tawo  https://de.wikipedia.org/wiki/Ki_Tawo 
Neilah-Gebet  https://de.wikipedia.org/wiki/Neïlah   
Gebet Mi Scheberach https://www.jewiki.net/wiki/Mi_scheberach 
Midrasch: https://de.wikipedia.org/wiki/Midrasch
Oberkantor Eschwege: Oberkantor Ruben Eschwege Link (zur Datenbank "Jüdisches Unterfranken")
https://www.jmberlin.de/zeit/de/leben.php          

     
 
    
     
Fotos   

Fotos sind noch zu ergänzen.      
     

  
   
Links und Literatur   

Links:    

bulletWebsite der Stadt Frankfurt am Main  
bulletWebsite des Jüdischen Museums der Stadt Frankfurt am Main   
bulletWebsite des Fritz Bauer Instituts  
bulletWebportal HS 010.jpg (66495 Byte)Webportal "Vor dem Holocaust" - Fotos zum jüdischen Alltagsleben in Hessen mit Fotos zur jüdischen Geschichte in Frankfurt 
bulletWebsite des Projektes Frankfurt am Main 1933-1945  
bulletWebsite http://www.lilit.de/kabbala/frankfurt/frankfurter_ghetto.htm erwähnt folgende Synagogen in Frankfurt:     

Tempel Judengasse 1860-1938 Judengasse Kurt Schumacher Str. 41 Synagoge_Judengasse (Hauptsynagoge
Judenmarkt 1901-1938 Judenmarkt Neue Börneplatz 16-18 Synagoge_Judenmarkt  (Synagoge Börneplatz
Breuer Synagoge 1907-1938 Friedberger Anlage 6 Breuer_Synagoge  (Synagoge Friedberger Anlage)  
Höchst 1806-1938 Markplatz Synagoge_Hoechst 
Heddernheim 1850-1938 Langgasse Alt Heddernheim 33 Synagoge_Heddernheim 
Bergen 1853-1938 Conrad-Weil-Gasse 5 Synagoge_Bergen 
Bockenheim 1874-1938 Schlossstr.3-5 Synagoge_Bockenheim 
Rödelheim Inselgasse 9 Synagoge_Roedelheim 
Horovitz Unterlindau 23 Synagoge_Horovitz (Synagoge Unterlindau)  
Philanthropin 1908-1942 Hebelstr. Lyzeum_Philanthropin 
Samson Raphael Hirsch Schule 1853-1939 Am Tiergarten 6-8 Samson_Raphael_Hirsch 
Klaus Synagoge 1888-1938 Ostendstraße 18 Synagoge_Klaus 
Löb Elias Reiss 1887-1939 Hermesweg 5-7 Synagoge_Loeb Elias Reiss 
Synagoge Obermainanlage Obermainanlage 8 Synagoge_Obermainanlage 
Synagoge Hirsch 1852-1938 Schützenstr. Synagoge_Hirsch (falsche Angabe, da die Synagoge Schützenstraße nicht bis 1938 bestand) 

bulletWebsite http://www.juedisches-leben-frankfurt.de/     

Literatur:  

bulletListe wird noch ergänzt      

     

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge   

       

 

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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020