Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Fürth (Mittelfranken)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt 
von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er-Jahre 
   
Berichte aus der Geschichte der Israelitischen Waisenanstalt in Fürth 
   

    
Übersicht: 

Zur Geschichte der israelitischen Waisenanstalt  
Fotos 
Berichte aus der Geschichte der israelitischen Waisenanstalt - in chronologischer Reihenfolge von 1863 bis 1933      
Über die Aufnahmen in die israelitische Waisenanstalt (1863)    
-  Über die Aufnahmen in die israelitische Waisenanstalt - weiterer Artikel (1863)   
-  Unter dem Waisenhausdirektor Rabbiner Dr. Moses Jonas Königshöfer (1866-1894)      
Mitteilung aus der israelitischen Waisenanstalt (1866)  
-  Über die israelitische Waisenanstalt und den Waisenhauslehrer Simon Bamberger nach Errichtung des Neubaus (1867)   
-  Besuch in der israelitischen Waisenanstalt (1871)    
-  Aufruf zur Unterstützung der israelitischen Waisenanstalt (1878)   
-  Ausschreibung eines Freiplatzes in der Waisenanstalt (1884)   
-  Eine Mädchenabteilung kann der israelitischen Waisenanstalt angegliedert werden (1884)  
A
us der Arbeit des israelitischen Waisenhauses - Werbung für Unterstützung der Einrichtung (1885)    
-  Zum Tod von Rabbi Simon Bamberger (1885) 
-  Über die israelitische Waisenanstalt (1885)   
-  Ausschreibung der Stelle einer Erzieherin in der israelitischen Waisenanstalt (1887)   
-  Ausschreibung von Plätzen in der israelitischen Waisenanstalt (1889 / 1890 / 1892 / 1893)   
-  25-jähriges Dienstjubiläum von Rabbiner Dr. Moses Jonas Königshöfer in der Waisenanstalt (1891)   
-  Zum Tod der "Waisenmutter" Bertha Schwarz, Gattin von Lazarus Schwarz in Nürnberg (1893)  
Zum Tod des Waisenhausvaters Rabbiner Dr. Moses Jonas Königshöfer (1894)       
Unter dem Waisenhausdirektor Rabbiner Dr. Hermann Deutsch (1895-1929)    
-  Einweihung einer neuen Torarolle in der Synagoge der israelitischen Waisenanstalt (1903) 
A
mtsjubiläum des Lehrers an der Waisenanstalt Sigmund Mosbacher (1903)    
A
nzeige der Israelitischen Waisenanstalt (1904)   
-  Soll das Gebäude der israelitischen Waisenanstalt vergrößert oder ein Neubau erstellt werden? (1908)   
-  Für einen Neubau der Waisenanstalt wurde ein Grundstück erworben (1909)   
U
nterstützung für das israelitische Waisenhaus durch Diamantenhändler Anton Dunkles (1911)    
-  Kritische Anmerkung zur Vornamensänderung des Lehrers Aron / Arno Bick (1911)  
-  70. Geburtstag des Lehrers an der israelitischen Waisenanstalt Sigmund Mosbacher (1911)   
-  Jahresbericht der israelitischen Waisenanstalt (1914)  
-  Jubiläum von Waisenhausdirektor Dr. Hermann Deutsch (1920)   
-  Zum 70. Geburtstag von Direktor Dr. Hermann Deutsch (1926)  
-  Über die Geschichte der israelitischen Waisenanstalt in Fürth - Bericht von Direktor Dr. Hermann Deutsch (1927)    
-  Jahresbericht der israelitischen Waisenanstalt (1928)   
-  Ausschreibung der Stelle des Direktors an der israelitischen Waisenanstalt (1928)   
-  Zur Wiederbesetzung der Stelle des Direktors der israelitischen Waisenanstalt (1929)   
-  Zum Abschied von Direktor Dr. Hermann Deutsch (1929)    
-  Abschied von Direktor Dr. Hermann Deutsch und Begrüßung der neuen Waiseneltern, Dr. Isaak Hallemann und Frau (1929)  
-  Jahresbericht der israelitischen Waisenanstalt (1929)   
-  Über den Direktor der Waisenanstalt Dr. Hermann Deutsch (1929)   
-  Zum Tod von Waisenhausdirektor Rabbiner Dr. Hermann Deutsch (1932)   
-  Todesanzeige für Direktor Dr. Hermann Deutsch (1932)   
Links, Quellen und Literatur   

        
       
Zur Geschichte der israelitischen Waisenanstalt in Fürth  
  
Eine israelitische Waisenanstalt konnte in Fürth bereits im Jahr 1763 vor allem auf Grund einer Stiftung des aus Prag stammendenden Israel Lichtenstädter eingerichtet werden. Es war das erste jüdische Waisenhaus in Deutschland. Vorbilder hierfür waren entsprechende Einrichtungen in Amsterdam und Prag. Das Fürther Waisenhaus befand sich seit 1764 in einem bisherigen jüdischen Wohnhaus (des Nathan Bar Baruch). Das Haus war freilich nicht groß genug, um auch für die Verpflegung der Kinder zu sorgen, sondern nur für gemeinsames Lernen und religiöses Leben. Verpflegt wurden die Kinder in Privathäusern, teilweise - wenn bei Kindern aus Fürth zumindest die Mutter noch am Leben war - im eigenen Zuhause. In den ersten Jahren - bis 1771 - war Leiter der Waisenanstalt Israel Lichtenstädter.  
   
Erst seit 1838 gab es in der Waisenanstalt auch für ganztätige Unterbringung mit Erziehung und Verpflegung die notwendigen Voraussetzungen, nachdem für die Waisenanstalt ein Gebäude in der Geleitsgasse 1 (am Gänsberg) erworben und umgebaut werden konnte. Hier gab es nun Platz für die ständige Betreuung von sechs bis etwa zwölf Kindern (bis 1884 nur für Jungen). Die Einrichtung war vor allem für verwaiste Kinder der jüdischen Gemeinde Fürth bestimmt, doch konnten - je nach Zahl der freien Plätze - auch auswärtige Kinder aufgenommen werden. 
  
Während der ersten gut einhundert Jahre des Bestehens der Anstalt blieb es auf Grund der Größe der ersten beiden Waisenhäuser bei bis zu 12 Kindern, die betreut werden konnten. 1863 waren zwei der Pfleglinge aus Fürth, zehn aus auswärtigen Gemeinden. Seit 1838 standen die Kinder unter  Aufsicht und Pflege eines eigenes hierfür berufenen staatlich geprüften Lehrers und Erziehers. Unter den Lehrern ("Waisenväter") des 19. Jahrhunderts sind insbesondere Lehrer/Rabbi Simon Bamberger (bis 1866 an der Waisenanstalt) und Rabbiner Dr. Moses Jonas Königshöfer zu nennen. Letzterer war bis 1866 Rabbiner in Hagenbach; 1891 konnte er sein 25-jähriges Jubiläum als Waisenvater in Fürth begehen; er starb 1894. Die Gesamtaufsicht der Waisenanstalt wurde von einer "Administration" übernommen (z.B. 1863: Seligmann Dinkelspühler, J. D. Heumann und Lehrer Simon Bamberger, der als Sekretär der Administration tätig war).         
    
1867 konnte auf Grund der Bemühungen von Lehrer Simon Bamberger ein neues Gebäude an der Hallemannstraße bezogen werden. 1884/85 wurde eine Mädchenabteilung ergänzt, nachdem das Gebäude auf Grund einer Stiftung von Lazarus und Bertha Schwarz aus Nürnberg um einen Anbau erweitert werden konnte. Die erste Aufnahme von Mädchen erfolgte im Juli 1885. Die Zahl der in der Waisenanstalt betreuten jüdischen Kinder vergrößerte nach der Errichtung des Neubaus und des Erweiterungsbaus erheblich. Während Dr. Königshöfer zu Beginn seiner Tätigkeit 1866 13 Kinder betreute, waren es 1878 37 Kinder (davon 2 aus Fürth, 35 vom Lande) und es 1891 62 Kinder, davon 46 Jungen und 16 Mädchen. An der Seite von Dr. Königshöfer stand seine Frau, beiden lag daran, den Kindern des Hauses - soweit möglich - die eigenen Eltern innerhalb der "Waisenhausfamilie" zu ersetzen.  
  
Bereits in den ersten Waisenhäusern befand sich eine Betsaal. Auch im Neubau in der Hallemannstraße wurde ein solcher eingerichtet (Haussynagoge). Eine eigene Waisenhausschule wurde um 1900 aufgegeben. Nun besuchten die Kinder die allgemeinen öffentlichen Schulen der Stadt, die Jungen vor allem die Israelitische Realschule, die Mädchen die städtische Volksschule. 
  
Von 1895 bis 1929 war Dr. Hermann Deutsch Waisenhausdirektor (zuvor Distriktsrabbiner in Burgpreppach).   

Seit 1904 bestand der Plan, ein neues Waisenhaus zu bauen. 1909 konnte ein geeignetes Grundstück von der Stadtgemeinde (an der Ecke Hirschen- und Theresienstraße) erworben und in den folgenden Jahren Pläne für den Neubau von den Fürther Bauräten Zizler und Holzer sowie dem Architekten Mayer in Nürnberg ausgearbeitet werden. Die Grundsteinlegung sollte am 7. Januar 1915, dem 70. Geburtstage des Königs, vor sich gehen. Durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges musste der Plan eines Neubaus der Waisenanstalt in die fernere Zukunft verschoben, durch die Vernichtung des Stiftungsvermögens in der Inflationszeit ganz aufgegeben werden. 1929 wurde das Gebäude der Waisenanstalt renoviert.  
   
Nachdem Dr. Deutsch 1929 in den Ruhestand trat, wurde an seiner Stelle Dr. Isaak Hallemann Direktor der israelitischen Waisenanstalt. Seine Frau Clara übernahm die hauswirtschaftliche Leitung. Drei Jahre nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialsten machte 1936 Dr. Hallemann der Stiftungsverwaltung den Vorschlag, die Kinder der Waisenanstalt mit Hilfe des Stiftungsvermögens nach Palästina zu bringen. Der Antrag wurde abgelehnt, da die Satzung der Waisenhaus-Stiftung eine Verwendung der Gelder nur in Fürth vorsah. 1937/38 korrespondierte Hallemann mit der "Reichsvertretung der Juden in Deutschland" über einen Plan für die Errichtung einer landwirtschaftlichen Schule in Palästina, die vor allem für die Zöglinge der Anstalt bestimmt werden sollte. Die Familie Hallemann, das verbliebene Personal sowie 33 Kinder aus der Waisenanstalt wurden am 22. März 1942 ins das Vernichtungslager Izbica bei Lublin gebracht und ermordet. 
  
Das Gebäude der Waisenanstalt wurde noch 1942 zur Unterbringung von Fremdarbeitern zweckentfremdet. 
  
Nach 1945 kam das Gebäude der früheren Waisenanstalt wieder in den Besitz der Israelitischen Kultusgemeinde in Fürth und ist bis heute das religiöse Zentrum der neu gegründeten Gemeinde.        
         
   
   
  
  
Fotos   

Das alte und das neue Waisenhaus Fuerth Waisenanstalt 203.jpg (42050 Byte) Fuerth Waisenanstalt 206.jpg (109732 Byte)
   Das alte israelitische Waisenhaus 
in der Geleitsgasse, um 1935
Die Waisenanstalt vor 1884 (noch ohne den in
 diesem Jahr begonnen Erweiterungsbau für 
das Waisenhaus der Mädchen)
  
     
Innenaufnahmen der 
Waisenanstalt um 1935
Fuerth Waisenanstalt 208.jpg (39469 Byte) Fuerth Waisenanstalt 207.jpg (41766 Byte)
  Schlafzimmer Spielzimmer
     
Fotos der Waisenhauskinder 1939 
(Fotos: Jüdisches Museum Franken)
Fuerth Waisenanstalt 204.jpg (62648 Byte) Fuerth Waisenanstalt 205.jpg (83534 Byte)
  Mädchengruppe Jungengruppe
     
Erinnerungen an den letzten Direktor der Waisenanstalt, Dr. Isaak Hallemann und seine Familie Fuerth Waisenanstalt 209.jpg (69456 Byte) Fuerth Waisenanstalt 201.jpg (50186 Byte)
  Familienfoto Hallemann 1939 (von links: Klara
 geb. Mandelbaum, geb. 1896, Eva Ester, geb.
 1927, Beate Rachel, geb. 1927 und Dr. Isaak
 Hallemann, geb. 1896); alle vier wurden nach 
der Deportation 1942 ermordet.
Familien Hallemann und Mandelbaum 
auf dem Balkon des jüdischen Waisenhauses,
 1939 
(Quelle: Jüdisches Museum Franken, 01279)
 
     
NS-Zeit und Gedenken 
an die Deportation
Fuerth Waisenanstalt 202.jpg (55059 Byte) Fuerth Gedenktafel 0280.jpg (108799 Byte)
Schmierereien an der Waisenanstalt
"Juden morden"
"Am 22. März 1942 wurden die letzten Insassen
 dieses Hauses 33 Waisenkinder mit ihrem 
Lehrer und Direktor Dr. Isaak Hallemann in den
 Tod nach Izbica geschickt" 
 
Die ehemalige 
israelitische Waisenanstalt
(Gebäude an der Hallemannstraße 
seit 1867 / Erweiterung 1884; Fotos: Hahn)
Fuerth Stadt 124.jpg (78246 Byte) Fuerth Stadt 121.jpg (80942 Byte)
  Blick auf das Gebäude der Israelitischen Waisenanstalt an der Hallemannstraße 
(ehemals Julienstraße)
     
  Fuerth Stadt 122.jpg (71400 Byte) Fuerth Stadt 123.jpg (63044 Byte)
  Eingangsportal mit Hinweistafel: "Gegründet 1763 [hebräisch:] - 523 nach der kleinen Zählung.
 Neuerbaut 1868 - 628 nach der kleinen Zählung.  Erweitert 1884 - 644 nach der kleinen Zählung.

   
     

           

Berichte aus der Geschichte der israelitischen Waisenanstalt - in chronologischer Reihenfolge von 1863 bis 1933  
    
Die nachstehend wiedergegebenen Texte wurden in jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts gefunden.  Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt. 
Neueste Einstellung am 22.7.2012.    
  
Über die Aufnahmen in die israelitische Waisenanstalt (1863)    

Fuerth AZJ 19051863.jpg (130138 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Mai 1863: "Fürth, 5. Mai (1863). (Berichtigung). In No. 18 äußert ein Korrespondent aus Mittelfranken: ....'Vor Allem sollte ein allgemeines Waisenhaus für die Israeliten Bayerns begründet werden, da die zu Fürth bestehende Waisenanstalt nur wenige Kinder aufzunehmen im Stande ist und sich hauptsächlich mit einigen Ausnahmen nur auf den Ort Fürth beschränkt.' Dieser Äußerung gegenüber sieht sich die unterfertigte Administration veranlasst hiermit zu erklären, dass diese Angabe der Wahrheit geradezu entgegenläuft, da schon seit einer langen Reihe von Jahren auch auswärtige Waisen in die diesseitige Anstalt aufgenommen wurden und nur selten desfallsige Bewerbungsgesuche unberücksichtigt geblieben sind, sodass der größere Teil ihrer Zöglinge auswärtigen israelitischen Gemeinden angehört. Unter den zur Zeit in der Anstalt sich befindlichen zwölf Waisen sind sogar zehn von auswärts und nur zwei von hier, und würden sich die auswärtigen Israeliten in größerer Anzahl diesem wohltätigen Vereine anschließen (besteht doch der jährliche Beitrag eines Mitgliedes nur in 2 Gulden 30 Kreuzer), so wäre man wohl im Stande, die sämtlichen desfallsigen Bewerber des Inlands zu jeder Zeit aufzunehmen. 
Die Administration der israelitischen Waisenanstalt dahier. 
Seligmann Dinkelspühler. J. D. Heumann. S. Bamberger, Sekr."          

   
Über die Aufnahmen in die israelitische Waisenanstalt - weiterer Artikel (1863)    

Fuerth AZJ 16061863.jpg (193106 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Juni 1863: "Aus Mittelfranken, im Mai (1863). Auf die 'Berichtigung' der Administration der israelitischen Waisenanstalt zu Fürth in No. 21 dieses Zeitung sieht sich Korrespondent veranlasst, Folgendes zu erklären: Die Administration wird es nicht leugnen können, dass die Aufnahme fremder Waisenkinder nur dann gestattet ist, wenn die vorhandenen Plätze von solchen aus Fürth nicht beansprucht werden; wenn daher gegenwärtig unter 12 Waisen 10 von auswärts sind, so beweist eben dieses nur, dass keine dortigen Bewerber vorhanden sind; würden hingegen die sämtlichen Vakanzen von einheimischen Waisen beansprucht, so werden wohl kaum diese zurückgewiesen und auswärtige aufgenommen werden können; sodann wird dieselbe aus ihrer eigenen Angabe, dass nämlich 12 Waisen dort sind, die Überzeugung schöpfen, dass eine Anstalt, wo nur eine so geringe Anzahl Aufnahme findet, nicht als genügend für das Königreich Bayern erachtet werden kann, zudem dort nur Knaben aufgenommen werden. 
Es dürfte somit die Angabe des Korrespondenten in No. 18 nicht als eine solche bezeichnet werden, 'die der Wahrheit geradezu widerspricht', im Gegenteile sie ganz der Wahrheit gemäß ist. 
Schreiber dieses denkt übrigens nicht im Entferntesten daran, der Fürther Waisenanstalt irgendwie nahe zu treten, oder ihr irgendeinen Nachteil zufügen zu wollen; im Gegenteile ist derselbe bestrebt, soweit sein Einflug reicht, ihr neue Mitglieder zuzuführen; die Erwähnung derselben geschah nur, um das Bedürfnis einer allgemeinen derarbtige3n Anstalt zuzuweisen und zu deren Begründung aufzufordern, und gewiss wird jeder Unparteiische solches eingestehen! Sollte trotzdem die Sache nicht zustande kommen, so wird wohl die Ursache hierfür nicht darin zu suchen sein, weil das Bedürfnis in Abrede gestellt wird, als vielmehr, weil es hierzu entweder an der nötigen Opferbereitwilligkeit fehlt, oder weil niemand der Sache sich mit dem nötigen Ernste annehmen will. Vielleicht gelingt es, die Waisenanstalt zu Fürth so zu gestalten, dass sie dem allgemeinen Bedürfnisse entspricht, und es wäre nur verdienstlich, wenn die Administration daselbst die desfalls geeigneten Schritt täte, um diese so höchst wichtige Angelegenheit zu einem erwünschtem Resultate zu führen!"        

  
   
Unter dem Waisenhausdirektor Dr. Moses Jonas Königshöfer (1866-1894)   
Rabbiner Dr. Moses Jonas Königshöfer (geb. 1844 in Welbhausen, gest. 1894 in Fürth): war Sohn des Religionslehrers Mendel Löb Königshöfer (Bericht zu seinem Tod) und der Marianne geb. Suggenheimer aus Theilheim; lernte seit 1856 an der Preßburger Jeschiwa, seit 1860 in Würzburg (Universität und Jeschiwa von Seligmann Bär Bamberger), 1865 Distriktsrabbiner in Hagenbach mit Sitz in Ermreuth, 1867 Leiter des Israelitischen Waisenhauses in Fürth; war die rabbinische Autorität der Fürther Orthodoxen. Er war verheiratet mit eines Tochter des Moses Ottenheimer aus München (starb bei der Geburt des ersten Kindes), danach mit Lea geb. Feuchtwanger aus Schwabach (gest. 1918), mit der er zwölf Kinder hatte (Sohn Leopold Wolf Königshöfer, geb. 1886, wurde in Auschwitz ermordet).      
    
   
Mitteilungen aus der israelitischen Waisenanstalt (1866)   

Fuerth Israelit 29081866.jpg (201148 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. August 1866: "Fürth (Bayern), im August (1866). Zu meinem jüngsten Berichte über die hiesige Waisenanstalt habe ich Folgendes zu ergänzen: Die löbliche Administration hatte bereits vor Jahren einen geeigneten Platz zum Baue eines neuen Waisenhauses gekauft; da aber die bei dem Beschlusse in der Minorität gebliebenen Verwaltungsmitglieder auch nach dem Kaufe ihre Zustimmung nicht gaben, so wurde zur Erhaltung der Eintracht und des Friedens jener Kauf rückgängig gemacht, indessen ist man im Begriffe, dem nunmehr allgemein anerkannten Bedürfnisse eines neuen Waisenhauses in nicht ferner Zeit wirklich abzuhelfen. Als Nachfolger des Waisenlehrers Herr Bamberger hat die aus den würdigsten und achtbarsten Männern der hiesigen Orthodoxie bestehenden Verwaltung einen ihrer religiösen Gesinnung entsprechenden Gelehrten in der Person des Herrn Rabbiner Dr. Königshöfer in Hagenbach ernannt, dessen Bestätigung von königlicher Regierung bereits erfolgt ist.
Zum Synagogenwesen übergehend..." 
Abschnitt ist auf Seite zur jüdischen Geschichte / Synagogengeschichte wiedergegeben.            

      
Über die Israelitische Waisenanstalt und den Waisenhauslehrer Simon Bamberger nach der Errichtung des Neubaus (1867)   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. November 1867: (Eingesandt). 
Es sind bereits hundert und vier Jahre, dass die allgemein bekannte und allein für ganz Bayern segensreich wirkende Waisenanstalt in Fürth in einem bis jetzt noch von ihr bewohnten Hause sich befindet. Den Zeitanforderungen, sowie der Sanität Rechnung tragend, gab sich Herr Bamberger, der frühere Lehrer der Anstalt, vergangenem Winter alle mögliche Mühe, um einen gehörigen, angemessenen Bauplatz zum Neubau einer Waisenanstalt zu erwerben; nachdem es diesem ehrwürdigen Manne, im Einklange mit der wohllöblichen Administration der Waisenanstalt gelang, steht diese Woche schon ein weit räumlicheres und zweckentsprechenderes Waisenhaus unter Dach, das der rastlosen Mühe und großen Umsicht des Herrn Bamberger, sowie der jetzigen wohllöblichen Administration der Waisenanstalt sehr vieles zu verdanken hat. Sowie Herr Bamberger zur Zeit seiner Tätigkeit als Waisenlehrer der Anstalt als wirklicher Vater vorstand, so lässt er es auch jetzt nicht mangeln, mit allen Kräften für dieses wohltätige Institut stets zu wirken. Das Verdienst der wahren Wohltätigkeit - (hebräisch und sinngemäß deutsch:) - es betrifft sowohl die schon Dahingeschiedenen als auch die noch Lebenden, da Waisen erzogen und herangebildet werden. Lasse der himmlische Vater sowohl ihm als auch den wohllöblichen Administrationsmitgliedern alles Gute angedeihen und erhalte sie sämtlich bis 100 Jahre. Amen. Dr. Königshöfer."          

  
Besuch in der israelitischen Waisenanstalt (1871)   

Fuerth Israelit 12071871.jpg (245898 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juli 1871: "Aus Schwaben, im Juli (1871). Die Sorge um den verwaisten Sohn eines meiner früheren Jugendfreunde führte mich vor Kurzem nach Fürth, wo derselbe in dem israelitischen Waisenhause untergebracht ist.   
Die liebenswürdige Aufnahme, welche mir der Vorstand dieser Anstalt, Herr Dr. Königshöfer, bereitet hat, vor Allem aber die tiefgehende zärtliche Liebe, womit derselbe im Vereine mit seiner jugendlichen biederen Gattin den unglücklichen Waisen den Verlust der Eltern ersetzt, verpflichten mich, die Aufmerksamkeit meiner Glaubensgenossen auf die Fürther jüdische Waisenschule zu lenken, die unter der umsichtigen und intelligenten Leitung des genannten Dr. Königshöfer eine wahre Zierde der dortigen Kultusgemeinde sowie der bayerischen Judenheit geworden ist.   
Von der Gastfreundschaft des Herrn Dr. K. gefesselt, verblieb ich mehrere Tage in dessen angenehmer Umgebung, und hatte so Gelegenheit, öfters dem Unterricht beizuwohnen, wobei ich die erstaunlichsten Fortschritte in allen Gegenständen des umfassenden Schulprogramms seitens der jungen Zöglinge konstatieren konnte. Einen besonders wohltuenden Eindruck auf das Auge gewähren die zierlichen Handschriften und Zeichnungen der Kleinen, von denen mancher ein gewisses Talent verriet.  
Solche Erfolge konnten nur erzielt werden durch eine ebenso sorgfältige wie gediegen wissenschaftliche Leitung, wie sie der männliche Sinn des Direktors handhabt.  
Das gesunde frische Aussehen der Zöglinge, deren froher Wille zum Arbeiten überzeugt mich, dass Herr Dr. Königshöfer seine Tätigkeit nicht auf das Lehren einer Sinne gewisser Kenntnisse und die materielle Pflege beschränkt, sondern seinen Beruf als Waisenvater auf das Hochherzigste aufgefasst habe, indem er aus allen Kräften strebt, das Herz und den Geist der vom Schicksal so hart Betroffenen zum Wahren, Guten und Nützlichen heranzubilden. 
Es herrscht in diesem Institute nicht jener militärische Geist, welcher des Knaben Gefühle und Empfindungen von Jugend auf nach einer schablonenförmigen Hausordnung und Disziplin regelt, vielmehr der sanfte Ton eines Vaters seinen Kindern gegenüber. 
Und in Wahrheit haben die Waisenkinder in der Königshöfer'schen Ehepaare ihre Eltern wiedergefunden. 
Dank der vortrefflichen Führung ist nun auch diese mildtätige Anstalt zu einer ungeahnten Bedeutung gediehen; die Spenden und Vermächtnisse für dieselbe fließen so reichlich, dass seit dem Eintritte des Herrn Dr. K. die Zahl der Armen, welchen dort ein Asyl geboten wird, auf das Zweifache gestiegen ist.   
An diesem segensreichen Aufschwung hat auch die löbliche Administration der Waisenschule ihren gerechten Anteil. In uneigennützigster Weise fördern die Verwaltungsmitglieder das Interesse der Anstalt, und müssen wir ihnen besonders erkenntlich sein, dass sie durch die Wahl des Herrn Dr. Königshöfer zum Direktor einen Mann an die Spitze des Waisenhauses gestellt haben, welcher dasselbe in kurzer Zeit in religiöser, moralischer wie intellektueller Beziehung zur Muster-Anstalt erhoben hat. 
Mögen diese Zeilen dazu dienen, die Sympathien meiner Religionsgenossen einer Institution zuzuwenden, welche durch ihren Zweck und ihre Leistungen gewiss eine der hervorragendsten israelitischen Anstalten Bayerns genannt werden darf.  
Aus Schwaben, im Juni 1871. B.D."            

    
Aufruf zur Unterstützung der israelitischen Waisenanstalt (1878)   

Fuerth Israelit 25091878.jpg (369764 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. September 1878: "Aufruf und dringende Bitte an die Herren Rabbinen, Vorstände, Lehrer und Gemeindemitglieder um Unterstützung der Waisenanstalt Fürth.   Die im Jahre 1763 gegründete Waisenanstalt zu Fürth, die einzige für Bayern und die älteste Deutschlands, von der königlichen Staatsregierung bestätigt, nimmt alle israelitischen Waisenknaben aus allen Gemeinden des ganzen Königreichs auf und so befinden sich 37 Waisenknaben in der Anstalt, von denen 35 vom Lande und nur 2 von der Stadt Fürth sind. Schon nach zurückgelegtem 5. Lebensjahre werden die Waisenknaben aufgenommen und verbleiben da  bis zum ihrem 13. beziehungsweise 14 Lebensjahre. Während des Aufenthaltes in der Anstalt erhalten sie Logis, Kost, Kleidung und Wäsche, überhaupt vollständige Verpflegung, sowie vollständigen Religions- und Elementarunterrichts - alles unentgeltlich. In der Religion umfasst der Unterricht alle zu diesem Fache gehörigen Gegenstände, bei den Befähigteren Raschi, Mixchna und Gemara. Der Elementarunterricht entspricht den Leistungen einer städtischen Volksschule und erstreckt sich noch überdies auf kaufmännliche Fächer, wie kaufmännisches Rechnen, Korrespondenz und Buchhaltung. Von den neueren Sprachen wird französisch unterrichtet.  
Was die Erziehung als solche betrifft, so werden die Kinder derart erzogen, dass sie als brauchbare Menschen und als nützliche und treue Staatsbürger heranwachsen.    
Durch die Freizügigkeit sind die Landgemeinden im Allgemeinen im Abnehmen begriffen, und ist es nicht selten, dass viele Gemeinden nicht mehr imstande sind, einen Lehrer zu besolden, wodurch unbemittelte Witwen mit ihren Kindern ratlos und verlassen dastehen. Da ist es die wohltätige Waisenanstalt, worin diese hilfslosen Kinder gute Unterkunft finden und für sie körperlich und geistig bestens Sorge getragen wird. Wie viele Tränen der Witwen und Waisen werden durch das segensreiche Wirken der Anstalt getrocknet! Viele Hunderte von herangewachsenen Bürgern verdanken diesem wohltätigen Institute ihre Versorgung und Stellung als würdige Glieder der menschlichen Gesellschaft, Er gibt wohl keine edlere Tat als Witwen zu trösten und Waisen versorgen zu helfen. Lehrt ja schon der Talmud, 'wer einen Waisen erziehen hilft, dessen Lohn ist ebenso groß, als erzöge und versorge er sein eigenes Kind.' Der Lohn der Mildtätigkeit ist an sich schon sehr groß, noch viel größer aber ist der Lohn jener Mildtätigkeit, die man Waisen angedeihen lässt. Nennt sich doch der Allmächtige selbst 'Vater der Witwen und Waisen.' 
Der große Rabbi Chije war einer der frommsten und Torakundigsten Männer Israels. Als ganz besonderes Verdienst hebt aber der Talmud hervor, dass er in eigener Personen den Waisenkindern Kleider fertigte und sie unterrichtete. Der Raum gestattet hier nicht, alle jene Stellen das Talmuds aufzuzählen, die von dem überaus großen Verdienste der Waisen-Erziehung und deren Versorgung sprechen. Die hiesige Waisenanstalt hat sich zur Aufgabe gemacht, alle israelitischen Waisenknaben des ganzen Königsreiches aufzunehmen und musste zu diesem Zwecke vor Kurzem das erst vor zehn Jahren unter großen Opfern neu aufgeführte Gebäude in Folge der vielen Bewerbungsgesuche der Waisen durch Aufführung eines weiteren Stockwerkes vergrößern, was wieder mit erheblichen Kosten verbunden war. Diese Aufgabe kann sie aber nur dann in ihrem ganzen Umfange lösen, wenn ihr die Unterstützungsmittel von wohltätigen und edlen Menschenfreunden hierzu geboten werden. Die Administration der israelitischen Waisenanstalt dahier sieht sich angesichts der großen Mizwah dringend veranlasst, an die Herren Rabbinen, Gemeindevorstände, Lehrer und Gemeindemitglieder die inniges Bitte zu richten, sich doch der armen Waisen zu erbarmen, die Anstalt durch Zusammenbringen von jährlichen Beiträgen, freiwilligen Gabe, Legaten und etwaiger Errichtung von Freiplätzen derart zu unterstützen, dass einerseits für die bereits aufgenommenen 37 Waisenknaben die Mitte ausreichen und andererseits ermöglicht werde, kein Aufnahmegesuch einer Waisenknaben des ganzen Königreiches zurückweisen zu brauchen. Errichtete Freiplätze bezwecken, dass für die Gründer dieser Plätze für ewige Zeiten ein Waisenknabe auf deren Namen erzogen wird. Die dahingeschiedenen Väter und Mütter der Waisen werden gewiss vor dem Throne des Allmächtigen für die edlen Versorger ihrer Kinder stets alles Gute auswirken und Gott, Vater der Witwen und Waisen, wird die verehrlichen Spender dieser so großen Mizwah gewiss in diesem und jenseitigem Leben reichlich lohnen und sie bis in das späteste Alter vor allem Unfällen bewahren. Amen!  
Fürth, im Juli 1878. Die Administration der israelitischen Waisen-Anstalt dahier. 
Schließlich sei noch bemerkt, dass die aufgenommenen Waisenknaben täglich zu jeder Gebetszeit in der Waisen-Synagoge für die hingeschiedenen Mitglieder und Stifter das Kaddisch-Gebet verrichten."    

   
Ausschreibung eines Freiplatzes in der Waisenanstalt (1884)    

Fuerth Israelit 17031884.jpg (91330 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März 1884: "Bekanntmachung
In der israelitischen Waisenanstalt dahier wird im Mai dieses Jahres einer der von den Herren Gebrüder Schwarz in Nürnberg gegründeten Freiplätze erledigt und soll derselbe durch einen inländischen israelitischen Waisenknaben wieder besetzt werden. Bewerbungsgesuche um gedachten Freiplatz, über welchen obengenannte Herren das Präsentationsrecht zusteht, sind innerhalb 4 Wochen von heute an portofrei anher einzuwenden und folgende Zeugnisse beizuschließen. 
1) ein Geburts-, Domizils- und Leumundszeugnis mit besonderer Angabe, dass der Bewerber einer legalen Ehe entstammt;  
2) ein Gesundheitszeugnis; 
3) Ein Schulzeugnis; 
4) ein Zeugnis über den Vermögensstand des Bewerbers; 
5) ein Impfzeugnis.  
Waisenknaben, die das 6. Lebensjahr noch nicht zurückgelegt oder das 11. schön überschritten haben, können sie Aufnahme nicht erlangen. 
Fürth, den 10. März 1884. Die Administration der israelitischen Waisenanstalt."            

  
Eine Mädchenabteilung kann der israelitischen Waisenanstalt angegliedert werden (1884)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. November 1884: "Fürth (Bayern), 31. Oktober (1884). Ihr geschätztes Blatt, das seine Spalten zum Heile der Armen und Hilfsbedürftigen stets offen hält und ganz besonders aber von jeher bereit war, der bedrängten Lage der Witwen und Waisen abzuhelfen, wird gewiss auch nachstehenden Artikel, der die Gründung einer israelitischen Mädchenwaisenanstalt bespricht, bereitwilligst Aufnahme gewähren.  
Eine israelitische Mädchenwaisenanstalt bestand in Bayern noch nie. die notwendige Existenz einer solchen Anstalt wurde schon lange allseitig anerkannt. und deren Gründung beschäftigte seit vielen Jahren die Herzen vieler Edlen Bayerns. Bisher blieb es aber immer bei dem edlen Streben stehen und gelang nie zur Ausführung.        
'Die Liebe des Ewigen, dass sie noch nicht aufgehört, dass noch nicht zu Ende ist sein Erbarmen' (Klagelieder 3,22). 
Mit Gotteshilfe kann ich Ihnen heute nun die Gründung einer israelitischen Mädchenwaisenanstalt als bereits vollzogene Tatsache berichten. Herr Lazarus Schwarz und dessen hochgeschätzte Gemahlin Frau Bertha Schwarz zu Nürnberg waren es, die der Verwaltung der israelitischen Knabenwaisenanstalt zu diesem edlen Zwecke 100.000 Mark zur Verfügung stellten und mithin als die Gründer der israelitischen Mädchenwaisenanstalt in Fürth zu betrachten sind. Dass oben erwähnte Schenkung die seltene Herzensgüte der Schwarz'schen Eheleute zur Genüge beweist, bedarf wohl keiner weiteren Ausführung. Die hiesige Waisenanstalt, die im Jahre 1763 gegründet wurde, war bis jetzt nur für die Aufnahme von Waisenknaben eingerichtet. Aber auch für Knaben konnte die Anstalt ihr segensreiches Wirken nicht im gewünschten Maße entfalten, da sie immer nur mit bescheidenen Mitteln arbeiten musste. Seit circa zehn Jahren vergrößerte sich die Tätigkeit der Anstalt derart, dass sie gegenwärtig 48 Waisenknaben in ihren Mauern zählt, die in derselben Erziehung, 
Fuerth Israelit 03111884a.jpg (174677 Byte)Verpflegung und Unterricht unentgeltlich finden. Auch zu dieser Vergrößerung der Knabenwaisenanstalt trugen die Herren Gebruder Joseph und Lazarus Schwarz in Nürnberg ein nicht geringes Scherflein bei; denn sie waren es, die seit zwei Jahren ununterbrochen die Anstalt teils durch Errichtung von Freiplätzen, teils durch jährliche Subvention unterstützen. Immerhin konnte aber an eine Erweiterung der Anstalt zur Aufnahme von Mädchen nicht gedacht werden, weil die Verwaltung mit Rücksicht auf den Umstand, dass die anfallenden Zinsen des Grundkapitals nur 15.000 Mark betragen, immer noch mit der Aufbringung der Mittel zur Unterhaltung der Waisenknaben zu kämpfen hat. Herr Lazarus Schwarz aus Nürnberg gründete nun in so hochherziger Weise mit einem Legate von 100.000 Mark, wie bereits schon oben erwähnt, für verwaiste Mädchen eine Anstalt, welch letztere durch einen prachtvollen, neu aufgeführten Anbau mit der Knabenwaisenanstalt in gesonderten Lokalitäten verbunden wurde.   
Herr Lazarus Schwarz wurde die hohe Ehre zuteil, dass ihm Seine Majestät, unser allergnädigster König und Herr, allerhöchst welchem die Stiftungs- und Gründungsurkunde zur landesherrlichen Genehmigung in Vorlage gebracht, unter dem 26. September laufenden Jahres durch das königliche Staatsministerium des Innern und die königliche Regierung von Mittelfranken die allerhuldvollste wohlgefällige Anerkennung für die in so edler und hervorragender Weise gemachte Stiftung aussprechen ließen. Bis Chanukka wird - so Gott will - das Gebäude fertig sein und im kommenden Frühjahre die Aufnahme von Waisenmädchen stattfinden können, worüber seinerzeit noch besonders berichtet werden wird. Bevor ich schließe, finde ich es angezeigt, noch einen anderen Gönner der Anstalt zu erwähnen. Es ist der als Wohltäter und Unterstützer (wörtlich: 'in die Bresche springender') allseitig bekannte Herr Jacob Cramer dahier. Derselbe stiftete 8.000 Mark zur Gründung eines Freiplatzes. Möchten diese edlen Beispiele Nachahmung finden!  Dr. Königshöfer."      

   
Aus der Arbeit des israelitischen Waisenhauses - Werbung für Unterstützung der Einrichtung (1885)     

Fuerth AZJ 17031885.jpg (428882 Byte) Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. März 1885:       
Fuerth AZJ 17031885a.jpg (360159 Byte)   

 
Zum Tod von Rabbi Simon Bamberger (1885)    

Fuerth Israelit 20041885.jpg (148984 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. April 1885: "Fürth, im Nissan. Leider schon wieder hat der unerbittliche Tod eine tiefe Lücke gerissen unter den hervorragenden Männern hiesiger Gemeinde und betrauern wir den Verlust des weit über die Grenzen hiesiger Stadt hinaus berühmten Rabbi Simon Bamberger - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen, Schüler des großen Rabbiners (Gaon) Wolf Hamburger - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Nachdem er die hiesige Jeschiwa verlassen, widmete er sich dem Lehrfache und hatte das Glück, an die hier bestehende, damals noch in den ersten Anfängen liegende israelitische Waisenanstalt berufen zu werden, als deren Reorganisator er sich bewährte. Er war es, der von geringen Anfängen durch Energie, Ausdauer und große Geschicklichkeit dieses heute so imposant und beinahe einzig in seiner Art dastehende Institut zu heben, zu befestigen und zu dessen innerem wie äußerem Ausbau ganz Eminentes beizutragen verstand. Seine Kraft entfaltete er hauptsächlich mit großem Nutzen, für sämtliche hiesige wohltätige und öffentliche Institutionen, in den Tagen der ernsten Kämpfe, die hier vor circa 50 Jahren so vernichtend gewütet haben, als die Neologie Alles zu nivellieren suchte! Ihm ist es zu großem Teile zu danken, wenn die vielen und zahlreichen Institutionen in unserer ehrwürdigen Gemeinde bis auf den heutigen Tag erhalten bleiben konnten. Einen unentwegten Kämpfer für Wahrheit und Tora, ein leuchtendes Beispiel für kommende Generationen mussten wir verlieren; er ist eingegangen zu ewigen Ruhe, wo der reiche Lohn für seine vielen und edlen Taten ihm zuteil werden wird. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.   -s-m."          

  
Über die israelitische Waisenanstalt nach Einrichtung der Mädchenabteilung (1885)   

Fuerth Israelit 16091885.jpg (334587 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. September 1885: "Die israelitische Waisenanstalt zu Fürth.   
Die im Jahre 1753 gegründete Waisenanstalt zu Fürth, die einzige für Bayern und die älteste Deutschlands, von Seiner Majestät dem Könige, unserem allergnädigsten Landesvater, mit dem Rechte der juristischen Persönlichkeit ausgestattet, nimmt alle israelitischen Waisenknaben aus allen Teilen des ganzen Vaterlandes auf, und so befinden sich dermalen 47 Waisenknaben in der Anstalt.   
Schon nach zurückgelegtem 5. Lebensjahre werden die Waisenknaben aufgenommen und verbleiben da bis zu ihrem 13. beziehungsweise 14. Lebensjahre. Während ihres Aufenthaltes erhalten die Zöglinge in der Anstalt Logis, Kost, Kleidung, Wäsche, überhaupt vollständige Verpflegung, ebenso den vollständigen Religions- und Elementarunterricht - alles unentgeltlich. In der Religion umfasst der Unterricht alle zu diesem Fache gehörigen Gegenstände. Der Elementarunterricht entspricht den Leistungen der städtischen Volksschule und erstreckt sich noch überdies auf kaufmännische Fächer, wie kaufmännisches Rechnen, Korrespondenz und Buchhaltung. Von den neueren Sprachen wird die französische unterrichtet.  
Was die Erziehung betrifft, so werden die Kinder derart erzogen, dass sie als brauchbare Menschen und nützliche, treue Staatsbürger heranwachsen.   
Durch die Freizügigkeit haben die Landgemeinden an Mitgliederzahl bedeutend abgenommen, und so ist es nicht selten der Fall, dass viele Gemeinden gar nicht mehr imstande sind, einen Lehrer besolden zu können, wodurch dann unbemittelte Witwen rat- und hilflos dastehen. Würde für solche verlassene Waisen nicht gesorgt werden, so würden sie ohne Unterricht und ohne gehörige Erziehung aufwachsen müssen. In diesem Notfalle ist es immer und immer wieder die wohltätige Waisenanstalt, worin diese verlassenen Kinder gute Unterkunft finden, und für deren körperliches und geistiges Gedeihen bestens Sorge getragen wird. Wie viele Tränen der Witwen und Waisen werden durch das segensreiche Wirken der Anstalt getrocknet! Viele Hunderte von herangewachsenen Bürgern verdanken diesem wohltätigen Institute ihre Versorgung und Stellung als würdige Glieder der menschlichen Gesellschaft.    
Schon eine Reihe von Jahren war die Verwaltung der Anstalt bestrebt, alle Aufnahmegesuche der Waisen zu berücksichtigen, und so wurde schon seit 10 Jahren kein einziges Aufnahmegesuch zurückgewiesen, und wenn mit Mittel der Anstalt zur Aufnahme aller Gesuchsteller nicht ausreichten, trat nicht selten die Verwaltung der Anstalt mit eigenen Mitteln helfend ein.   
Die Erhaltung, Verpflegung und der Unterricht so vieler Waisenkinder erfordern selbstverständlich große Summen, Da aber die Anstalt nur so viel Kapital besitzt, dass durch dessen Zinsen erst die Hälfte der notwendigen Ausgaben bestritten werden kann, so ist sie zur Erlangung der anderen Hälfte jahraus und jahrein auf freiwillige Gaben angewiesen. Wenn nun der Anstalt nicht in ergiebiger Weise wohltätig beigestanden wird, so ist es sehr fraglich, ob sie dem edlen Prinzipe, kein Waisengesuch zurückzuweisen, auch künftighin noch Rechnung tragen kann. Ein Leichtes wäre es aber und könnte gar mancher trostlosen Witwe geholfen und gar manches verlassene Waisenkind versorgt werden, wenn unsere edlen Mitbrüder und Mitschwestern auch nur einen kleinen Teil ihrer Wohltätigkeit dieser segensreichen Anstalt zufließen ließen. Die Verwaltung der Anstalt erlaubt sich daher und ist dringend hierzu veranlasst, unsere edlen Mitbrüder und Mitschwestern zu bitten, die Anstalt mit ihren Waisenkindern zu unterstützen, sei es durch jährliche Beiträge oder auch einmalige Spenden, oder sei es durch Stiftungen und Gründung von Freiplätzen. Es gibt ja doch wohl keine edlere Tat, als Witwen zu trösten und Waisen versorgen zu helfen. Lehrt ja schon der Talmud, 'wer einen Waisen erziehen hilft, dessen Lohn ist ebenso groß, als erzöge und versorge er sein eigenes Kind.' Der Lohn der Mildtätigkeit ist an sich schon sehr groß, noch viel größer aber ist der Lohn jener Mildtätigkeit, die man Waisen angedeihen lässt. Nennt sich der Allmächtige selbst 'Vater der Witwen und Waisen'.  
Bisher war nur für die Unterbringung der Waisenknaben Sorge getragen. Das Bedürfnis und die Notwendigkeit, auch für verlassen dastehende Waisenmädchen eine derartige Anstalt zu besitzen, wurde schon seit langer Zeit tief empfunden, und          
Fuerth Israelit 16091885b.jpg (243787 Byte)die Gründung einer solchen Anstalt beschäftigte schon lange die Herzen vieler edler Menschenfreunde.  
Wie oft musste die Verwaltung von Witwen, die ihre Knaben in die Anstalt brachten, unter bitteren Tränen die Klage hören, dass sie jetzt für ihre Knaben wohl ein Heim gefunden hätten, aber ihre Mädchen ganz unversorgt dastünden. Der Allmächtige, Vater der Witwen und Waisen, lenkte in seiner allweisen Fürsorge die Aufmerksamkeit eines edlen Gönners der Knaben-Waisenanstalt auch auf dieses edle Vorhaben. Dieser wohltätige Herr, der zu Nürnberg wohnhaft und für die Waisenknabenanstalt schon viel Gutes und Ersprießliches wirkte, übergab der Verwaltung 100.000 Mark zur Gründung einer Mädchenwaisenanstalt.   
Die Verwaltung ließ nun zu diesem Zwecke einen schönen Neubau aufführen, der mit dem bereits bestehenden Gebäude verbunden wurde, und so findet schon im Monat Juli dieses Jahres eine Aufnahme von Waisenmädchen statt. Die Waisenmädchen erhalten in der Anstalt, wie dies bei den Knaben der Fall ist, Logis, Kost, Kleidung und Wäsche, wie überhaupt vollständige Verpflegung ganz unentgeltlich. Den Unterricht genießen die Mädchen in der Volksschule. Was die Erziehung betrifft, so sollen die Mädchen zu brauchbaren, braven Töchtern erzogen werden. 
Von jenen 100.000 Mark, die der Anstalt zu erwähntem Zwecke verfügbar waren, wurde durch den Neubau, sowie durch die Einrichtung ein beträchtlicher Teil absorbiert. Die der Verwaltung zur Aufnahme von Waisenmädchen verfügbaren Mittel sind daher vorerst noch sehr geringe und reichen nur dahin, um eine ganz kleine Anzahl von Mädchen aufnehmen zu können, während eine größere Anzahl Aufnahmegesuche sehr armer und dürftiger Mädchen unberücksichtigt bleiben müssen, wodurch dann die so traurige Lage vieler bekümmerter Witwen nicht gebessert wird.   
Edle Brüder und Schwestern! 
Der Bau und die Grundlage zu einer Mädchenanstalt ist durch einen edlen Menschenfreund wohl geschaffen. Soll es aber auch dieser notwendig gewesenen und wohltätigen Anstalt ermöglicht werden, die heißen Tränen so vieler traurigen Witwen zu stillen und den verlassen dastehenden Mädchen die Aufnahme in die Anstalt zu bewirken, so trage doch ein Jeder zu diesem humanen, edlen Zwecke sein Scherflein bei, unterstütze doch ein jedes mildtätige Herz auch diese neue segensreiche Anstalt mit jährlichen freiwilligen Beiträgen oder Stiftungen und durch Gründung von Freiplätzen. Wolle doch ein jedes edle Herz einen Teil seiner Wohltätigkeit auch dieser Segen bringenden Anstalt zufließen lassen.   
Der Allmächtige, der Beschützer der Witwen und Waisen, wir ein solch edles wohltätiges Werk reichlich lohnen und den lieben Spendern und Spenderinnen eine lange Reihe von Jahren die Frucht ihrer segensreichen Saat in Freuden und Glück genießen lassen.  
Fürth, im September 1885. 
Die Administration der israelitischen Waisenanstalt. Schließlich sei noch bemerkt, dass die aufgenommenen Waisenknaben täglich zu jeder Gebetszeit in der Waisen-Synagoge für die hingeschiedenen Mitglieder und Stifter das Kaddisch-Gebet verrichten."        

 
Ausschreibung der Stelle einer Erzieherin in der israelitischen Waisenanstalt (1887)   

Fuerth Israelit 14071887.jpg (91344 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juli 1887: "Am 1. Dezember laufenden Jahres erledigt sich in der Mädchen-Abteilung der israelitischen Waisen-Anstalt dahier die Stelle einer Erzieherin und Aufseherin. Bewerberinnen gesetzten Alters, die Sinn für Häuslichkeit haben, von guter Gemütsart sind, um den Kindern die Mutter zu ersetzen, und nebstdem die Fähigkeiten besitzen, die Bearbeitung der Volksschulaufgaben zu beaufsichtigen, werden ersucht, ihre Meldung unter Vorlage entsprechender Zeugnisse über sittlichen und religiösen Lebenswandel und unter genauer Angabe seitheriger Verwendung an den Direktor der Anstalt, Herr Dr. Könighöfer, einzuwenden. 
Fürth, den 6. Juni 1887. Die Verwaltung der israelitischen Waisen-Anstalt."         

 
Ausschreibung von Plätzen in der israelitischen Waisenanstalt (1889 / 1890 / 1892 / 1893)   

Fuerth Israelit 18031889.jpg (67247 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. März 1889: "Bekanntmachung
Im Laufe des Monats April dieses Jahres werden inländische israelitische Waisen-Knaben und Waisen-Mädchen in die hiesige israelitische Waisen-Anstalt aufgenommen und sind Bewerbungsgesuche um fragliche Aufnahme 
innerhalb 4 Wochen
 
portofrei einzusenden und folgende Zeugnisse beizuschließen:  
1) Ein Geburts-, Domizils- und Leumundszeugnis mit besonderer Angabe, dass Bewerber einer legalen Ehe entstammen;  
2) ein Gesundheitszeugnis; 
3) ein Schulzeugnis; 
4) ein Vermögenszeugnis; 
5) ein Impfzeugnis.  
Solche Waisen, die das 6. Lebensjahr noch nicht zurückgelegt oder das 11. schön überschritten haben, können die Aufnahme nicht erlangen. 
Fürth, den 6. März 1889. Die Verwaltung der israelitischen Waisen-Anstalt."       
  
Fuerth Israelit 13031890.jpg (83367 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1890:  "Bekanntmachung
Im Laufe des Monats April dieses Jahres werden inländische israelitische Waisenknaben und Waisenmädchen in die hiesige israelitische Waisen-Anstalt aufgenommen und sind Bewerbungsgesuche um fragliche Aufnahme 
innerhalb 4 Wochen
 
portofrei einzusenden und folgende Zeugnisse beizuschließen:  
1) Ein Geburts-, Domizils- und Leumundszeugnis mit besonderer Angabe, dass Bewerber einer legalen Ehe entstammen;  
2) ein Gesundheitszeugnis; 
3) ein Schulzeugnis; 
4) ein Vermögenszeugnis; 
5) ein Impfzeugnis.  
Solche Waisen, die das 6. Lebensjahr noch nicht zurückgelegt oder das 11. schön überschritten haben, können die Aufnahme nicht erlangen. 
Fürth, den 6. März 1890. Die Verwaltung der israelitischen Waisen-Anstalt."      
  
Fuerth Israelit 14031892.jpg (82622 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. März 1892: "Bekanntmachung
Mitte April dieses Jahres werden inländische israelitische Waisenknaben und Waisenmädchen in die hiesige israelitische Waisen-Anstalt aufgenommen, und sind Bewerbungsgesuche um fragliche Aufnahme 
innerhalb 4 Wochen
 
portofrei einzusenden und folgende Zeugnisse beizuschließen:  
1) Ein Geburts-, Domizils- und Leumundszeugnis mit besonderer Angabe, dass Bewerber einer legalen Ehe entstammen;  
2) ein Gesundheitszeugnis; 
3) ein Schulzeugnis; 
4) ein Vermögenszeugnis; 
5) ein Impfzeugnis.  
Solche Waisen, die das 6. Lebensjahr noch nicht zurückgelegt oder das 11. schön überschritten haben, können die Aufnahme nicht erlangen. 
Fürth, den 10. März 1892. Die Verwaltung der israelitischen Waisen-Anstalt."        
 
Fuerth Israelit 13031893.jpg (75117 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1893: "Bekanntmachung
Mitte April dieses Jahres werden inländische israelitische Waisenknaben und Waisenmädchen in die hiesige israelitische Waisen-Anstalt aufgenommen. Bewerbungsgesuche um fragliche Aufnahme sind 
innerhalb 3 Wochen
 
portofrei einzusenden und folgende Zeugnisse beizuschließen:  
1) Ein Geburts-, Domizils- und Leumundszeugnis mit besonderer Angabe, dass Bewerber einer legalen Ehe entstammen;  
2) ein Gesundheitszeugnis; 
3) ein Schulzeugnis; 
4) ein Vermögenszeugnis; 
5) ein Impfzeugnis.  
Solche Waisen, die das 6. Lebensjahr noch nicht zurückgelegt oder das 11. schön überschritten haben, können die Aufnahme nicht erlangen. 
Fürth, den 9. März 1893. Die Verwaltung der israelitischen Waisen-Anstalt."         

   
25-jähriges Dienstjubiläum von Rabbiner Dr. Königshöfer in der Waisenanstalt (1891)    

Fuerth Israelit 10081891.jpg (155740 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. August 1891: "Fürth. Wenn schon öfters die Spalten des 'Israelit' sich geöffnet, um die Verdienste eines Mannes hervorzuheben, so verdient ganz besonders das weiter Erwähnte durch Ihr vielgelesenes Blatt bekannt gegeben zu werden. Am 1. August waren es 25 Jahre, dass Herr Herr Dr. Königshöfer, damaliger Rabbiner in Hachenbach, als Direktor und Pflegevater in das hiesige israelitische Waisenhaus seinen Einzug hielt. Mit welchem Eifer, in welcher Hingebung durch rastlose Arbeit und stete Fürsorge für seine Pflegbefohlenen Herr Dr. K. während der ganzen Dauer dieser Zeit wirkte, um sowohl die ihm anvertrauten Waisenkinder als brauchbare Menschen heranzubilden und zu erziehen, als auch die Anstalt selbst als Muster für gleiche Institute voranzustellen, beweist schon, dass diese Anstalt, welche beim Antritt des Herrn Dr. K. nur 13 Zöglinge hatte und die Mittel für eine größere Zahl nicht besaß, nunmehr 46 Knaben und 16 Mädchen in ihren Räumen birgt, wo ihnen, sowohl von Herrn Dr. als auch dessen Gattin die sorgsamste Pflege und Erziehung, verbunden mit aufopfernder Liebe und Sorge für deren Gedeihen und Wohlergehen zuteil wird. Gar viele, welche ihre Erziehung und Heranbildung nur in dieser Anstalt genossen, fungieren jetzt in der Welt als Lehrer, Kaufleute etc. und haben dort gelernt, ihren Erwerb zu finden und in der menschlichen Gesellschaft als Muster dazustehen. Mit Recht lässt sich auf den Jubilar sagen, dass er ein "Vater der Waisen"* ist. Wissen doch die meisten Zöglinge, welche im zartesten Kindesalter die Anstalt betreten, kaum den Unterschied, dass sie noch einen anderen Vater gehabt. Herr Dr. K. und dessen Gattin sind aber auch stets bestrebt, die Kinder mit hingebenster Liebe zu behandeln. 
Die Administration der Waisenanstalt hat aus diesem Anlass ihr Lob und Dank auch in anerkennendster Weise kundgegeben. Möge es der Anstalt und der hiesigen Gemeinde vergönnt sein, noch viele Jahre des segensreichen Wirkens des Herrn Dr. Königshöfer teilhaftig zu werden. Ploni."              
*der Titel beinhaltet hohe Anerkennung, das nach Psalm 68,6 Gott selbst "Vater der Waisen" ist.

  
Zum Tod der "Waisenmutter" Bertha Schwarz, Gattin von Lazarus Schwarz in Nürnberg (1893)   

Fuerth Israelit 19101893.jpg (184991 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Oktober 1893: "Fürth. Am vergangenen Erew Jom Tow (Tag vor Feiertag), vor Eingang des Sukkot-Festes, wurde die brave, fromme, edle Frau Bertha Schwarz, Gattin des allgemein weit und breit rühmlichst bekannten Herrn Lazarus Schwarz zu Nürnberg, leider nur viel zu frühe zur ewigen Ruhe bestattet. 
Die Waisenknaben und Mädchen der Waisenanstalt zu Fürth gingen als Leidtragende hinter der Bahre. Der Ausdruck des Kummers und des Schmerzes lag auf dem Gesichte eines jeden Waisenkindes; denn sowie Herr Lazarus Schwarz als der zweite Vater aller Waisen Bayerns im edelsten Sinne des Wortes zu betrachten ist, so war dessen fromme Gattin, Frau Bertha Schwarz, die zweite Mutter der Waisen. Dass schon eine lange Reihe von Jahren kein Aufnahmegesuch eines Waisen zurückgewiesen werden brauchte, war nur der Wohltätigkeit dieses edlen Ehepaares, Herrn Lazarus und Frau Bertha Schwarz zu verdanken. Dort, wo die Finanzen der Anstalt nicht ausreichten, um alle Gesuche berücksichtigen zu können, konnten solche auf Kosten des Herrn Lazarus und Frau Bertha Schwarz aufgenommen werden. 
Als sich der Mangel einer Mädchen-Waisenanstalt immer mehr fühlbar machte, gründete dieses wohltätige Ehepaar, anschließend an die Knaben-Waisenanstalt, auch eine Mädchen-Waisenanstalt mit einem Kapitale von 100.000 Mark. Da aber von diesem Kapitale über 30.000 Mark zu Baukosten verwendet werden mussten, so reichten die Zinsen des Kapitals nicht aus, um alle sich anmeldende Waisenmädchen aufnehmen zu können. Um auch kein Waisenmädchen-Gesuch zurückweisen zu brauchen, zahlte Herr Lazarus Schwarz die Unterhaltungskosten jahrelang für 4 Waisenmädchen. 
Außer noch vielen anderen Vermächtnissen bestimmte Frau Bertha Schwarz - sie ruhe in Frieden - für alle Waisen der Anstalt Fürth, deren jetzt 68 in der Anstalt sich befinden, für jedes Waisenkind je 100 Mark, die verzinslich angelegt werden müssen und im 21. Lebensjahre jedem Kinde ausbezahlt werden sollen. 
An dem ungemein großen Leichenbegängnisse konnte man sehen, was Frau Bertha Schwarz der Welt galt und wie dieser herbe Verlust allgemein empfunden wird.  Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens
Möge Gott deren wohltätigen, edlen Gatten Herrn Lazarus Schwarz bis 100 Jahre recht gesund und wohl erhalten, um noch recht viel Gutes und Edles in Israel wirken zu können!"          

    
Zum Tod des Waisenhausvaters Dr. Moses Jonas Königshöfer (1894)
     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juli 1894: "Fürth. (Hebräisch und deutsch:) Die Krone unseres Hauptes ist gefallen, wehe uns, denn wir haben gesündigt! (Klagelieder 5,16) Ja, eine Krone, eine perlengeschmückte Krone ist es, die uns entrissen ward, weil wir gesündigt! Wir waren eines solchen Diadems nicht länger wert. Mosche ging hinauf zur (Himmels-)Höhe. Herr Dr. Moses Jonas Königshöfer ist von uns genommen worden in der Blüte seiner Jahre, auf der Höhe seines Schaffens stehend. Ein Schrei des Schmerzes war es, der den Lippen Aller entfuhr, als die schreckliche Nachricht von dem plötzlichen, völlig unerwarteten Tod des teuren, edlen Mannes die Stadt durcheilte. Was derselbe doch mehr als 25 Jahre lang in einer Weise hier tätig, dass das Aufhören eines solch vielseitigen und segensreichen Wirkens als ein ein herber, in seinen Folgen unberechenbarer Verlust erscheinen musste.   
Als Sohn eines Frommen, eines Sohnes der Tora in Welbhausen in Bayern geboren, ward der Knabe frühzeitig zum Torastudium angehalten und fand später in dem ehrwürdigen Rabbiner Jona Rosenbaum – sein Licht leuchte – in Zell (am Main) einen trefflichen Lehrer, so dass er von hier aus die Jeschiwa in Preßburg beziehen konnte. Insbesondere aber schöpfte er aus dem Tora-Quell unter Leitung des Rabbiner Nete Wolff Lieser – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -, der ihn wegen seines unermüdlichen Fleißes, der auch die größten Schwierigkeiten und Entbehrungen nicht scheute, und wegen seiner biederen Gottesfurcht ganz besonders ins Herz geschlossen hatte. Ausgestattet mit einem reichen Schatz von Tora, strebte nun der wissbegierige Jüngling auch Derech Erez, profanes Wissen zu erwerben. Zu diesem Zwecke studierte er in Würzburg. Gleichzeitig besuchte er den Schiur (Lehrvortrag) des berühmten Rabbi Jizchak Dow (Seligmann Bär) Bamberger – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Zum Schluss seiner Studien begab sich der strebsame Torajünger nach München, woselbst er promovierte und das Staatsexamen als Rabbiner ablegte. Nachdem er einige Jahre hindurch in einem kleinen Distrikt (sc. Hagenbach) als Rabbiner fungiert hatte, wurde er von der Administration der Israelitischen Waisenanstalt Fürth zum Direktor berufen. Die Anstalt gedieh unter seiner trefflichen Leitung zu einem Institut, das wohl seinesgleichen in Deutschland sucht. Sein freundliches, einfaches Wesen wusste der Anstalt viele und opferwillige Freunde zu gewinnen, sodass dieselbe, die anfangs nur verwaisten Knaben in beschränkter Zahl Unterkunft bieten konnte, später immer ausgedehnter und leistungsfähiger wurde und ihre Tore auch den Menschen öffnen konnte. Und wie waltete der edle Verstorbene seines Amtes als Waisenvater! Man muss es gesehen haben, wie väterlich der treue Mann seinen Schutzbefohlenen entgegenkam. Die Tränen, die von den armen Waisen vergossen wurden ob des Todes ihres Waisenvaters, sagten es uns deutlicher als alle Worte, wie Liebe Gegenliebe erzeugt. Außer seiner Tätigkeit als Direktor der Waisenanstalt wurde die Kraft des Entschlafenen noch in anderer Weise in Anspruch genommen. Die religiösen Institutionen der Gemeinde waren durch Übereinkommen einer Ritualkommission unterstellt, an deren Spitze der Verstorbene stand. Wenn schon die Leitung dieser Angelegenheiten mit Gleichgesinnten ein schwieriges Amt ist, um wie viel mehr erst erheischt die Führung derselben Geschick und Einsicht, wenn die Stimme fortschrittlich gesinnter Männer gehört und geachtet werden muss! Mit bewundernswürdigem Scharfblick wusste Herr Dr. Königshöfer – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – Mittel und Wege zu finden, um seiner Ansicht, hervorgegangen aus Got
tesfurcht und Gelehrsamkeit, zum Siege zu verhelfen. Doch nicht schroff, nein milde war sein Verfahren, denn er war einer, der den Frieden liebt und dem Frieden nachjagt, des echten wahren Friedens, der nur die Größe unserer Religion kennt. Immer und immer wieder bestrebt, von den Schülern Aharons zu sein, entsprach er so recht dem Grundsatze die Menschen lieben und zur Tora zu führen. Wie gerne, wie hingebungsvoll teilte er von seinem Wissen anderen mit! Der Talmudverein Schiur Haschass verliert in ihm seinen Vorsitzenden, der es verstanden, so schön zu 'lernen', dass innere Befriedigung jeden Teilnehmer erfüllte. Und ein jeder, den es nach den Worten der heiligen Tora dürstete, konnte durch ihn sich laben an diesem Quell des Heils, 
Dieser teure Mann, dessen Devise ich bin ein Iwri und den Herrn, den Gott des Himmels fürchte ich (Jona 1,9) war, musste im Alter von nur 54 Jahren seine segensreiche irdische Laufbahn beenden, seine biedere, edle Frau - sie sei gesegnet -, die ihn in allen edlen Bestrebungen so kräftig unterstützt, als schmerzerfüllte Witwe und seine in echt jüdischem Sinne erzogenen Söhne und Töchter als Waisen zurücklassend.  
Am Tag vor Schabbat Paraschat Schelach lecha (= Schabbat mit der Toralesung Shelach Lecha, d.i. 4. Mose 13,1 - 15,41, das war Schabbat, 30. Juni 1894 bzw. der Tag zuvor: Freitag, 29. Juni 1894) kurz vor Eingang des Sabbat wurde der teure Entschlafene zur Ruhe getragen unter überaus zahlreicher Beteiligung aller Kreise, deren Achtung und Liebe er sich in so reichem Maße erworben hatte. Mit tief empfundenen Worten schilderten die Herren: Rabbiner Dr. Neuburger, Direktor Dr. Dessau, Bankier Rau und Rabbinatskandidat Ansbacher aus Nürnberg die edlen Charaktereigenschaften und das erfolgreiche Wirken des teuren Freundes. Doch die Nähe des Sabbat gebot Kürze. Möge der uns so jäh Entrissene in jenen lichten Höhen, wohin seine edle Seele gestiegen, ein rechter Fürsprecher sein, für seine schwergeprüfte Familie und für uns, die so ernst und tief um ihn trauern und sein Andenken stets hoch halten werden. Das Andenken an den Frommen ist zum Segen!"
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Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. Juli 1894: "In Fürth ist am 28. vorigen Monats der verdienstvolle Direktor der israelitischen Waisenanstalt, Dr. Königshöfer, gestorben."        

    
   
Unter dem Waisenhausdirektor Rabbiner Dr. Hermann Deutsch (1895 - 1929)      
Fuerth Friedhof 110.jpg (73248 Byte)Anmerkung: Rabbiner Dr. Hermann Deutsch (Schimon Zvi ben Jehuda) stammt aus Frauenkirchen im Burgenland (bis 1920/21 ungarisch, seitdem österreichisch). Er wurde 1886 zum Bezirksrabbiner in Burgpreppach ernannt und blieb auf dieser Stelle fast neun Jahre, bis er als Waisenhausdirektor nach Fürth berufen wurde (links Grabsteine für Dr. Hermann Deutsch und seine Frau Fanny im jüdischen Friedhof Fürth). 
   
Die Tochter Klara (geb. 1889 in Burgpreppach) heiratete den späteren Würzburger Rabbiner Dr. Siegmund Hanover (Rabbiner 1920-1939). Nach dem Tod von Klara im Mai 1932 in Würzburg heiratete Rabbiner Dr. Hanover eine andere Tochter von Dr. Deutsch: Ernestine (geb. 1888 in Burgpreppach). Die beiden konnten 1939 in die USA emigrieren.   
   
  
Einweihung einer neuen Torarolle in der Synagoge der israelitischen Waisenanstalt (1903)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. März 1903: "Fürth, 1. März (1903). Am gestrigen Heiligen Schabbat wurde in der Synagoge der israelitischen Waisenanstalt dahier eine neue Sefer Thora geweiht. Es hat uns wohltuend berührt, dass die Weihe unter einfach, aber dennoch eindrucksvollen Formen vor sich gegangen, und dass der Redner des Tages hierbei Veranlassung genommen hat, die auf religiösem Gebiete liegenden Zeitfragen zu streifen und in begeisternden Worten die dichtgedrängte Zuhörerschaft zu unwandelbarer Glaubenstreue und zur Vertiefung und Erweiterung in religiöser Wissenschaft - Lernen unserer Heiligen Tora - aufzufordern. Das 'Wort zur Zeit' wird sicherlich gute Früchte tragen..."  
Die nächste Mittelung bezieht sich nicht auf die Waisenanstalt.          

    
Amtsjubiläum des Lehrers an der Waisenanstalt Sigmund Mosbacher (1903) 

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Juli 1903: "Fürth, 18 Juni (1903). Geräuschlos und still und dennoch in überaus würdiger und erhebender Art und Weise wurde gestern das Amtsjubiläum des vor 25 Jahren an die hiesige israelitische Waisenanstalt berufenen Lehrers Sigmund Mosbacher begangen. Eine Abordnung der Waisenhausverwaltung begab sich früh morgens in die festlich geschmückte Wohnung des Jubilars, um diesen zu beglückwünschen und durch sinnige Ehrengaben zu erfreuen. In innigen, von Herzen kommenden und zu Herzen gehenden Worten pries Direktor Dr. Deutsch in einer Ansprache das, von liebevollem und friedfertigem Wesen getragene, erfolggesegnete Wirken des Gefeierten und versicherte, die Anstalt werde dieser Tätigkeit allezeit mit herzlichem Danke eingedenk bleiben. Herr Lehrer Mosbacher erwiderte bescheiden unter Betonung, dass die Arbeit im Dienste der Waisen ihm selbst die reinste Freude und höchste Befriedigung bereitet habe. Nachmittags vereinigte das Haus des Jubilars einen erlesenen Kreis von Freunden und Anverwandten, die in gehobener Festesstimmung und in Reden, welche von Worten der Tora gewürzt waren, sich ergingen. 
Mögen dem beliebten und verdienstvollen Lehrer noch recht viele Jahre froher Amtstätigkeit beschieden sein!"       


Anzeige der Israelitischen Waisenanstalt (1904)    

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. April 1904: "Bekanntmachung
Für den Eintritt in die hiesige israelitische Waisenanstalt sind Anmeldungen bis zum 10. Mai dieses Jahres zu betätigen. Nur in Bayern beheimatete vater- und elternlose Waisen sind zugelassen. Den Gesuchen sind die nötigen Ausweise beizufügen. 
Fürth, den 8. April 1904. Die Verwaltung der israelitischen Waisenanstalt."        

  
Soll das Gebäude der israelitischen Waisenanstalt vergrößert oder ein Neubau erstellt werden? (1908)    

Fuerth Israelit 30041908.jpg (225998 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April 1908: "Fürth, 20. April (1908). Die nach einem hiesigen Blatte in nr. 12 des 'Israelit' unter Nürnberg abgedruckte Notiz, den Neubau der hiesigen israelitischen Waisenanstalt betreffend, bedarf in mancherlei Punkten der Richtigstellung. Bekannt ist, dass die israelitische Waisenanstalt in Fürth, die einzige in Bayern und älteste in Deutschland, seit über hundert Jahren mit uneingeschränkter barmherziger Liebe die in Bayern verwaisten und verlassenen israelitischen Kinder bei sich aufnimmt und ihnen die denkbar beste geistige Ausbildung und körperliche Pflege angedeihen lässt. Wenn nun auch die bisherigen Räume allenfalls für den zu erreichenden Zweck genügen möchten, so war dennoch schon seit längerer Zeit das Bedürfnis erkannt, durch Errichtung eines Neubaues für die Kinder bessere Lebensbedingungen zu schaffen und die Einrichtung der Anstalt befriedigender zu gestalten. Auch sollte dadurch die Möglichkeit, eine größere Anzahl von Kindern als bisher an den Wohltaten des Hauses teilnehmen zu lassen, geboten werden. Die Ausführung des Planes stellte sich jedoch die Schwierigkeit in den Weg, innerhalb des Stadtgebiets ein geeignetes Baugelände zu finden. Der ursprüngliche Vorschlag, die Vergrößerung und Erweiterung der Anstalt durch Erwerbung des Nachbaranwesens in die Wege zu leiten, musste aufgegeben werden, nachdem hierbei Forderungen auftauchten, die in keinem Verhältnis zu dem stehen, was durch deren Erfüllung erreicht würde. Das Freiwerden eines passenden städtischen Grundstücks, das schön und frei gelegen und doch nicht zu entfernt vom Stadtzentrum sich befindet, eröffnete nun einerseits die Aussicht, die lang gehegte Absicht, zeitgemäßen Anforderungen entsprechend ausführen zu können und gab andererseits den städtischen Körperschaften Gelegenheit, das gemeinnützige Vorhaben durch billiges Entgegenkommen wohlwollend zu unterstützen. Letzteres ist nun auch erfolgt, indem die städtische Vertretung in Berücksichtigung der auf das öffentliche Wohl gerichteten Zwecke der Anstalt ihre Geneigtheit, die erbetene Baufläche zu ermäßigtem Preise zu überlassen, der Verwaltung des Waisenhauses kundgegeben hat, und wird nunmehr auch die Ausführung des Baues geschehen, sobald die Anstalt durch edle Beihilfen, der sie ihre fortschreitende Entwicklung verdankt, hierzu in den Stand gesetzt sein wird. Bei dem Rufe, dessen sie sich erfreut, und der weitverbreiteten Anerkennung, die man ihrer Wirksamkeit zollt, wird die Erfüllung des in Aussicht genommenen Plan sicher bald ermöglichen lassen. Der Plan, die Anstalt von hier, wo sie über hundert Jahre segensreich gewirkt hat und wo auch alle Voraussetzungen für eine religiös-sittliche Erziehung der Kinder gegeben sind, zu verlegen, ist niemals Gegenstand ernster Erwägung gewesen."               

  
Für einen Neubau der Waisenanstalt wurde ein Grundstück erworben (1909)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Mai 1909: "Fürth in Bayern, 1. Mai (1909). Die Israelitische Waisenanstalt in Fürth hat von der Stadtgemeinde den Platz des Gaswerksareals käuflich erworben und wird dort ein modern ausgestattetes, neues Waisenhaus errichten lassen."            

  
Unterstützung für das israelitische Waisenhaus durch Diamantenhändler Anton Dunkles (1911)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. März 1911: "Der in London verstorbene Diamantenhändler Anton Dunkles hat dem israelitischen Waisenhaus in Fürth 10.000 Mark testamentarisch vermacht und die gleiche Summe der Londoner jüdischen Gemeinde."        

 
Kritische Anmerkung zur Vornamensänderung des Lehrers Aron / Arno Bick (1911)    
Anmerkung: Aron Bick wurde 1910 als Lehrer angestellt. 

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. April 1911: "Fürth. Den Bekanntmachungen der Stadt entnehmen wir folgende Notiz: 'Vornamensänderung. Nach durchgeführtem Verfahren wird genehmigt, dass der Lehrer an der israelitischen Waisenanstalt Aron Bick statt des Vornamens Aron den Vornamen Arno führen darf. Gebühr 10 Mark'. - Der Herr wird sicherlich seinen Zöglingen jüdische Selbstachtung lehren."         

    
70. Geburtstag des Lehrers an der israelitischen Waisenanstalt Sigmund Mosbacher (1911, Lehrer an der Waisenanstalt seit 1887)    

Fuerth Israelit 16111911.jpg (94607 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. November 1911: "Fürth, 5. November (1911). Der beliebte Volksschullehrer Sigmund Mosbacher vollendete am 28. vorigen Monats seinen 70. Geburtstag. Seit 50 Jahren eifrig und unermüdlich im Lehrberuf tätig, wirkt derselbe seit nahezu 35 Jahren an der hiesigen Israelitischen Waisenanstalt und hat sich durch seine edle Natur, sein anspruchsloses, bescheidenes Wesen, sein redliches und pflichteifriges Schaffen die Achtung weiter Kreise, die Verehrung zahlreicher Schüler, den Dank des Verwaltungskörpers der Anstalt, an der er bis zum heutigen tage unverdrossen wirkt, in reichstem Maße erworben. Der Direktor der Waisenanstalt, Herr Dr. Deutsch, gab diesen Empfindungen  schönen und gehaltvollen Ausdruck in einer Ansprache, mit welcher er an der Spitze einer Deputation den Jubilar an seinem Ehrentage begrüßte. Reiche und sinnige Geschenke wurden sowohl seitens der Verwaltung, von den Waisenkindern, Freunden und Verehrern dargebracht. Zahlreiche Gratulanten durchwogten den ganzen Tag das Haus des Gefeierten und legten Zeugnis von der Hochachtung ab, die ihm allenthalben entgegengebracht wird."           

    
Jahresbericht der israelitischen Waisenanstalt (1914)   

Fuerth AZJ 24071914.jpg (168755 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. Juli 1914: "Fürth, 17. Juli (1914). Die Israelitische Waisenanstalt zählte im abgelaufenen Schuljahr 36 Knaben und 17 Mädchen, demnach insgesamt 53 Zöglinge. Die in der Anstalt befindlichen Kinder haben in ihr sorgsame Pflege, Erziehung und Ausbildung und eine größere Zahl bereits ausgetretener weit in das Leben hineinreichende Fürsorge genossen. Von den Knaben wurden die meisten (32) der Mittelschule zugeführt; die Mädchen dagegen besuchten die städtische Volksschule und nur einzelne wenige die Töchterschule (2) und höhere Handelsschule (2). Die Mädchen von den häuslichen Berufen abzuziehen, ist, wie der Jahresbericht hervorgebt, jetzt umso weniger Anlass gegeben, nachdem in den letzten Jahren laut Mitteilung der Stellenvermittlungsämter der Andrang zu Handelsgehilfinnen in ebenso großem Maße zugenommen, als die Aufnahmefähigkeit durch schlechten Geschäftsgang und wirtschaftliche Depression sich vermindert hat. Mit dem Ablauf dieses Schuljahres sind 150 Jahre seit Begründung der Israelitischen Waisenanstalt verflossen. Ihren Gepflogenheiten entspricht es nicht, durch feierliche und getragene Veranstaltungen an die Öffentlichkeit heranzutreten. In emsiger, aber nach außen hin kaum bemerkbarer Tätigkeit hat sie auch das große Werk vorbereitet, das einen Wendepunkt in der Geschichte der Anstalt zu bilden bestimmt ist: die Neueinrichtung der Anstalt nach modernen, hygienischen und sicherheitspolizeilichen Grundsätzen, zu deren Durchführung sie alsbald schreiten wird."            

  
Jubiläum von Waisenhausdirektor Dr. Hermann Deutsch (1920)   

Fuerth Israelit 12021920.jpg (171604 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Februar 1920:  "Fürth, 3. Februar (1920). Am 5. Februar wurde hier das Jubiläum des Herrn Waisenhausdirektors Dr. Deutsch gefeiert. Die Fürther Zeitung vom 3. Februar schreibt dazu unter anderem: 'Der Jubilar kann an diesem Tage auf eine an Arbeit und Erfolgen reiche Tätigkeit zurückblicken. Seine Beamtenlaufbahn begann er als Lehrer in Frankfurt am Main Von dort kam er als Distriktsrabbiner nach Burgpreppach, wo er als Leiter der dort bestehenden Präparandenschule vielfach Gelegenheit fand, sein pädagogisches Geschick und seine organisatorische Begabung zu beweisen und sich die Anerkennung der Behörden zu erwerben. Seine im Jahre 1893 erfolgte Wahl zum Oberrabbiner von Altona und Schleswig-Holstein schlug er aus. Im Jahre 1895 wurde ihm das Amt eines Waisenhausdirektors hier übertragen. Was nun Dr. Deutsch in den seitdem verflossenen 15 Jahren in unermüdlicher Hingebung für die Waisenanstalt geleistet hat, ist nur den vertrautesten Mitarbeitern voll bekannt und lässt sich in wenigen Worten nicht zur Darstellung bringen. Neben seiner eigentlichen Berufstätigkeit übt Dr. Deutsch durch Unterrichterteilen, öffentliche Vorträge und Lernkurse, hervorragenden Einfluss auf Alt und Jung aus und seine Geltung innerhalb der Israelitengemeinde ist darum groß und bedeutend. Dort fördert er neben den kulturellen Einrichtungen auch alle auf Erhaltung des konfessionellen Friedens in der Bürgerschaft gerichteten Bestrebungen, wozu er oft schon auch das Wort in diesen Blättern genommen hat. In weiten Kreisen der Bürgerschaft ist er darum gekannt und geachtet'. - Die Feier fand unter Teilnahme der Gesamtgemeinde und der wesentlichsten Vereine statt. In der mit Blumen und Ehrengaben geschmückten Wohnung des Gefeierten erschien Deputation auf Deputation, um in herrlichen Reden und Gegenreden Gefühle des Dankes und der Verehrung auszusprechen. Auch auswärtige Schüler hatten sich zu diesem Zwecke eingefunden. Das Ganze bildete eine echte Bewahrheitung des Salomonischen Satzes (Sprüche 3,35): 'Ehre besitzen die Weisen'."           

      
Zum 70. Geburtstag von Direktor Dr. Hermann Deutsch (1926)   

Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 7. Oktober 1926: "Fürth. Am 27. Oktober vollendet Herr Direktor Dr. Deutsch, hier in voller körperlicher und geistiger Rüstigkeit sein 70. Lebensjahr und zugleich einen Zeitraum von 40 Jahren, seitdem derselbe vom Religionsleiter in Frankfurt am Main in den bayerisch israelitischen Gemeindedienst übergetreten ist. Von allen Seiten gewürdigt und verehrt, ist ihm auf den mannigfachen Gebieten seiner Tätigkeit hoher Erfolg, in trefflichen Kindern reiches Glück erblüht. Freunde und Schüler vereinigen sich in dem Wunsche, dass es dem Jubilar noch lange vergönnt sein möge, seinen Ämtern vorzustehen, von seinem Wissensborn alt und jung zu lagen und seinen Einfluss, wie bisher, im Interesse des Gemeindefriedens und der Einheit des Judentums geltend zu machen."       

   
Über die Geschichte der israelitischen Waisenanstalt in Fürth - Bericht von Direktor Dr. Hermann Deutsch (1927)    

Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 8. März 1927: 
"Zur Geschichte der Israelitischen Waisenanstalt in Fürth. Von Direktor Dr. Hermann Deutsch. 
Die Notwendigkeit einer Aufnahme und Unterbringung ausgesetzter Kinder, welche die Gesetzgebung des Altertums ziemlich recht- und schutzlos gelassen hatte, war die erste Veranlassung zur Gründung von Heimstätten und Pflegehäuser (Findelanstalten) für verlassene Kinder in Deutschland sowohl, wie in anderen kultivierten Ländern Europas. Hieraus haben sich später die Waisenhäuser entwickelt. Innerhalb der Judenheit war der Findling (in der Mischnah 'Assuri' genannt) eine so seltene Erscheinung, dass das Bedürfnis zur Schaffung von derartigen Anstalten in gedachter Zweckabsicht nicht gegeben war. Mildtätigkeit bewahrte vor einer Notlage, die zur Aussetzung von Kindern hätte führen können. Aber dem Leid hilfloser Waisen, die ihre Eltern verloren hatten, abzuhelfen, galt es zu allen Zeiten und in allen Gemeinschaften. Mit allergrößtem Nachdruck wird in der heiligen Schrift und in den Reden der Propheten die weitestgehende Fürsorge für den Jossaum (Waisen) anempfohlen. Sie wird an die Spitze aller Wohltätigkeitsübung gestellt. Eine Vernachlässigung hierin fordert Gottes richtendes Einschreiten besonders heraus. Aussprüche der Weisen schärfen Gewissen und Empfindung in gleicher Richtung. Sich eines verwaisten Kindes anzunehmen und es wie das eigene groß zu ziehen und schützend und schirmend durch das Leben zu geleiten, wird als der Gipfel aller Guttat bezeichnet, auf welche der Psalmenvers (106,3) hinweisen soll mit den Worten: 'Wohl dem, der Gerechtigkeit wahrt und der Liebespflicht obliegt zu jeder Zeit ' (Ketubot 40a). In gewissenhafter Beachtung dieser Lehrsätze und Mahnungen wurde einer großen Anwahl verwaister Kinder die rettende Hand durch Aufnahme in Familien geboten. Wo dies nicht der Fall war, hatte die öffentliche Vertretung sich derselben anzunehmen und Pfleger (Ayitrophsim) für dieselben zu bestellen. Die Wahrnehmung der sittlichen und religiösen Gefahren, welche eine mangelnde oder leichtfertig gehandhabte Pflegschaft für solche verlassene Kinder im Gefolge haben konnte, führte zur Errichtung von Häusern, in welchen schutzbedürftigen Kindern unter fachkundiger Leitung sorgfältige körperliche und geistige Pflege zuteil werden soll. Eine der ältesten, wenn nicht die älteste in Deutschland, ist die Israelitische Waisenanstalt in Fürth. Die Gründung reicht in das Jahr 1763 zurück. Im Herbst dieses Jahres 5523 erging nämlich in hebräischer Sprache ein Aufruf zwecks Bildung einer Vereins zur Erziehung jüdischer Waisen in Fürth. In bewegenden (statt: beweglichen) Worten wird darin das dringende Bedürfnis betont, vater- oder elternlosen Kindern die Wohltaten einer geregelten Erziehung und ausreichenden Verpflegung angedeihen zu lassen. Es wird auf das Beispiel anderer Gemeinden, namentlich Amsterdams und Prags hingewiesen, in welchen der Geist der Nächstenliebe derartige Veranstaltungen zum Segen der verwaisten jüdischen Jugend bereits geschaffen hat. die Erstellung einer derartigen Einrichtung sei aber auch für Fürth und die Lande nicht weniger dringend erforderlich, denn 'groß ist die Verlassenheit im Lande ' (Jesajas 6,12). Gerührt von dem traurigen Schicksal dieser Schutzbedürftigen - so heißt es in dem Aufrufe weiter - habe einer der Anreger bereits 500 Gulden für den beabsichtigten edlen Zweck gezeichnet und weitere Beträge in Aussicht gestellt. Es ergehe darum an alle human gesinnten Männer und Frauen die Aufforderung, sich diesem Beispiele anzuschließen und zur Verwirklichung des menschenfreundlichen Unternehmens nach Kräften beizutragen. - Dem bei Itzig Madges (eigentlich Itzig bar Löb, Buchbinder) gedruckten, kartographisch schön ausgestatteten Aufruf folgt handschriftlich ein von einem ad hoc einberufenen Komitee ausgearbeiteter Statutenentwurf, bestehend aus 36 Paragraphen, welcher am Dienstag, den Neumondstage des Nissan, im Jahre 5523 vollendet und von den vorläufigen Vorständen und Begründern unterzeichnet worden ist, und zwar an der Spitze von Israel, Sohn des Kalonimus Lichtenstadt aus Prag, der wohl als Vater des Gedankens zu bezeichnen ist, ferner von den Herren Baruch Bendit Schulhof, Nathan Dinkelspühl aus Fürth, Seligmann Kitzingen aus Fürth, Elias, Sohn des Salmon Klef und Elias, Sohn des Benjamin Wolf aus Prag. Als erster Zeichner von Beiträgen erscheint in der Liste Israel Lichtenstadt, wohl derjenige, auf dessen Opferwilligkeit in dem Aufrufe hingewiesen worden ist; er zeichnet sich folgendermaßen in hebräischen Lettern ein: Ich verpflichte mich zum Grundstock des Vereines zur Erziehung jüdischer Waisen eine erstmalige Gabe von 500 Gulden zu spenden, ferner für das erste Jahr zu einem wöchentlichen Beitrag von einem halben Gilden unbeschadet der allwöchentlichen geheimen Leistungen, zu welchen mein Herz mich bestimmen wird. Diese 'geheimen Leistungen', auf welche fast ein jeder der Zeichner eines festen Beitrags Bezug nimmt, bestanden in Einwürfen in eine Büchse, welche der Vereinsdiener wöchentlich herumreichte, damit die Mitglieder in dieselbe freiwillige Spenden werfen. Elias, Sohn des Salman Klef, zeichnet sofort 100 Gulden und verspricht: 'Obwohl er getreu der Lehre im Buche Kohelet 5,4 es unterlassen wolle, sich durch ein Gelübde zu binden, weitere Beiträge zu leisten, soweit er hiezu in der Lage sein werde.' David Breit (Bayreuth) übergibt 1.000 Gulden, um die Anrechte der Kinder aus Bayreuth auf 4 Jahre sicherzustellen. Die gezeichneten Wochenbeiträge variieren in verschiedener Höhe - zwischen einem halben Gulden und 18 Kreuzern - Beiträge, die man als überaus ansehnlich wird bezeichnen  müssen, wenn man den wirtschaftlichen Tiefstand berücksichtigt, in welchem das Gros der Gemeindemitglieder sich damals befunden hat. 
Gleich bei Begründung des Vereins ist an die Erwerbung eines eigenen Heims für die Erfüllung der Zwecke desselben gedacht worden. § 3 des damals entworfenen Statuts bestimmt, dass alle Sitzungen und Versammlungen in der Wohnung des amtierenden          
Fuerth BayrGZ 08031927i.jpg (400563 Byte)Vorstandes stattzufinden haben, 'bis Gottes Güte uns zur Erlangung eines eigenen Heims verholfen haben wird', wo dann alle Zusammenkünfte nach diesem Hause zu verlegen sind. Noch im gleichen Jahre hat die Verwaltung beschlossen, das Haus des Nathan bar Baruch zu einem Preise von 2.450 Gulden käuflich zu erwerben, welchem Beschlusse eine Mitgliederversammlung vom 4. Tischri 5524 (1764) zugestimmt hat. Eine hierfür eingesetzte Kommission sollte bis zum Frühjahr über die Durchführung der benötigten baulichen Veränderungen in dem neu erworbenen Hause berichten. Es ergab sich, dass bei der Beschränktheit der Räumlichkeiten dieselben nur für die Abhaltung der täglichen Andachten und Erteilung des Unterrichts an die Waisenknaben zureichend waren; die Verpflegung musste demnach weiter den Müttern der Kinder überlassen bleiben, die aus der Waisenkasse für diesen Zweck die nötige Unterstützung erhielten. Wenn man bedenkt, dass für diesen Unterricht 'im Sommer der ganze Tag, im Winter auch die Nacht und die Zeit des Tagesbeginn' bestimmt war, so standen die Kinder trotzdem mehr unter ständiger Überwachung und Aufsicht, als dies bei der jetzigen freiheitlich gehandhabten Internatserziehung der Fall ist. Der Stundenplan war übrigens - das sei hier nebenbei angemerkt - der damals in jüdischen Lehranstalten herkömmliche. Dem für eine erfolgreiche Entfaltung des Geistligen und Leiblichen notwendigen Gleichgewichte suchte man damals weniger im Spiel und Sport, im frohen frischen Tummeln in Gottes freier Natur, sondern in einer Bereitung und Förderung eines Seelenzustandes gerecht zu werden, welcher die Pflichterfüllung und die heiter fromme Beschäftigung im Lernen und in der Andachtsübung den Kleinen wie den Großen reichlich gewährt hat. 
Trotzdem erwuchsen aus diesem doppelseitigen Pflegeverhältnis mancherlei Unzuträglichkeiten: Es beschwert sich beispielsweise Sara, die Witwe des Jakob Rinschberg, dass sie ihren Sohn Aberl nicht zu behalten vermöge, weil er ihr in keiner Weise gehorsam sei, und so entschloss man sich im Jahre 1838, die Kinder ganz in ein eigenes Heim überzuführen, das in der Geleitsgasse erworben worden ist. Dort unterstanden sie ganz der Aufsicht und Pflege eines eigenes hierfür berufenen staatlich geprüften Lehrers und Erziehers. Damit fügte sich auch die Funktion in den bisherigen Organismus des Waisenhauses. Zu den Obliegenheiten des Unterweisens und Erziehens trat auch die der Verpflegung. Es galt für Kleider und Wäsche zu sorgen und sie in Stand zu halten, Schwächliche zu kräftigen, Kranke zu pflegen, Gesunde satt zu machen und rein und ordnungsliegend zu erhalten. Die Knaben - es handelte sich ja nur um solche - blieben in der Regel bis zu ihrer Barmizwah. Doch wurde mit Weitherzigkeit Begabten, die sich zur Fortbildung auf eine Jeschiwah begeben wollten, Reisestipendien und sonstige Vergünstigungen zugestanden. Die Feier der Barmizwah, d.h. das Sabbats, welcher der Erreichung des 13. Geburtstages eines Kindes am nächsten lag, eines Lebensabschnittes, der selbst in unserer, den religiösen Übungen abgewendeten Zeit noch allgemein den Rahmen abgibt, zu einer mehr oder minder angemessenen synagogalen und Familienfeier, musste satzungsgemäß den Waisenkindern würdig und gemütsfreuend erstellt werden. 8 Gulden waren für das Mahl ausgesetzt, bei welchem der Knabe Proben seiner geistigen Entwicklung abzulegen hatte. Große Erregung löst innerhalb der Deputierten ein im Tamus des Jahres 1734 (? gemeint 1834?) eingebrachter Antrag des Moses Schwabach aus, bei dem völlig unbegabten und in jeder Richtung zurückgebliebenen Abraham Böhm von einer Barmizwahfeier absehen zu wollen; er begründet dies mit der biblischen Redewendung - hebräisches Zitat aus 1. Mose 38,23 -, da ihm doch nichts beizubringen ist; auch will er des tadelhaften Verhaltens des Knaben wegen, dass ihm zu diesem Tage an Kleidern nur eine 'neue breite Haub' zugebilligt werden, wogegen andere wegen des nachhaltigen bleibenden Eindrucks, den dieser Tag in den Herzen und Gemütern der Kinder zurücklässt, ihre Bedenken haben. - 
In den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts erwiesen sich die Räumlichkeiten des Gebäudes in der Geleitsgasse für die inzwischen gewachsene Zahl der Zöglinge in keiner Weise mehr als zureichend. Auch in gesundheitlicher Beziehung blieb mancherlei zu wünschen übrig. Man entschloss sich also zur Errichtung eines den damaligen Anforderungen entsprechenden geräumigeren Gebäudes in der Julienstraße, welches im Jahre 1868 bezogen werden konnte. Eine Stiftung, die der Anstalt im Jahre 1884 in dem ansehnlichen Betrage von 100.000 Mark seitens der Eheleute Lazarus und Berta Schwarz in Nürnberg zugefallen war, ermöglichte es, den Stiftungszweck auch auf Waisenkinder weiblichen Geschlechts auszudehnen und durch einen Anbau die hierzu erforderlichen Räumlichkeiten zu gewinnen. In diesen Räumen, welche die Anstalt noch jetzt inne hat, haben sich den Fortschritten und dem Entwicklungsgange der Zeit entsprechend mancherlei Wandlungen in den Einrichtungen und in der Gestaltung des Hauses vollzogen. Fest und unverrückt wurde nur bei dem Grundsatz, dass den Kindern neben der körperlichen Kräftigung und geistigen Ausbildung auch eine weitreichende, deren Gemüt und Intellekt erfassende religiöse Unterweisung zu bieten sei, verharrt. In allem übrigen wurden der Erziehungsweise alle diejenigen Maßnahmen angegliedert, welche die Erfahrungen der Pädagogik, der Jugendfürsorge und die Verhältnisse des Wirtschaftslebens als geeignet und empfehlenswert erscheinen ließen. Der Unterricht im Hause, welcher doch nur in den Grenzen einer einklassigen Schulgattung durchgeführt zu werden vermöchte, wurde allmählich ganz aufgelassen und die Kinder den geeigneten öffentlichen Schulen überwiesen. Schließt sich ja der Anstaltspflege die Fürsorge für die spätere Berufswahl an, die ohne Beachtung der Neigungen und Begebung der einzelnen Kinder und deren dementsprechende Ausbildung erfolgreich, oder auch nur einigermaßen befriedigend, nicht gelöst zu werden vermögen. Die Bewährend der Kinder in den öffentlichen Lehranstalten war eine überaus gute. In einem Vortrage des Oberlehrers Karl Hiller, den derselbe auf der im März 1914 stattgefundenen Generalversammlung des Allgemeinen Jugendfürsorgeverbandes über das Thema: 'Die Unterbringung Jugendlicher in Anstalten' gehalten hat, sprach sich derselbe hierüber folgendermaßen aus: 'An dieser Stelle (der Redner hatte in ausführlicher eingehender Behandlung die verschiedenen Arten der Unterbringungsmöglichkeit Jugendlicher gewürdigt) drängt sich mir unwillkürlich das Bedürfnis auf, im Vorbeigehen mit einem herzlichen Worte auch der Israelitischen Waisenanstalt in Fürth Erwähnung zu tun. Sie erhält ihre Zöglinge meist aus ländlichen Gemeinden der Frankenlande, Schwabens und der Rheinpfalz, also aus den verschiedenartigsten Herkunftsverhältnissen. Während die Knaben die allgemeinen öffentlichen Schulen, zumeist die israelitische Realschule besuchen, werden die Mädchen zum überwiegenden Teil der städtischen Volksschule zugewiesen. Hier ist nun der unter den Kindern allenthalben wahr-      
Fuerth BayrGZ 08031927j.jpg (194146 Byte)nehmbare Geist heiterer Gemütsart und froher Zufriedenheit mit besonderer Genugtuung hervorzuheben. Als langjähriger Schulhausnachbar und als Leiter zahlreicher weiblicher Zöglinge seit geraumer Zeit, stehe ich zu der Anstalt in einem innigen, wenn auch stillen Freundschaftsverhältnisse. Nach dieser meiner eigenen vieljährigen Erfahrung darf angenommen werden, dass in den zuständigen Schulhäusern kaum jemals ein israelitisches Waisenkind angetroffen wird, das dem Klassenlehrer in disziplinärer Hinsicht auch nur die geringste Schwierigkeit bereitet hätte. Im Gegenteil! Die Kinder geben fast ohne Ausnahme in Bezug auf Strebsamkeit und Wohlanständigkeit der ganzen Klasse ein leuchtendes Vorbild. Dabei möge noch erwähnt sein, dass die Anstalt jedes Kind, auch wenn es seinem Alter nach schon früher zur Entlassung kommen könnte, mit aller Mühe bis an das für es erreichbare Lehrziel bringt.' Inzwischen wurde dieses Lehrziel auch für den Durchschnitt der Mädchen weiter gesteckt und um das Band vertrauensvoller Zusammengehörigkeit zwischen Anstalt und Zöglingen fester zu knüpfen, einzelnen gestattet, nach Absolvierung der von ihnen besuchten Schulgattung noch über die berufsmäßig Lehrlingszeit hinaus in der Anstalt zu verbleiben. Es zu einer generellen Einrichtung zu gestalten, reichten jedoch auch die derzeitigen Räume nicht aus und so wurde denn der Plan gefasst, eine endgültige Verbesserung der Anstaltsverhältnisse durch Errichtung eines großen, allen Anforderungen der Neuzeit entsprechenden Neubaus herbeizuführen. Im Jahre 1904 wurde zu diesem Behufe ein völlig freies, mit der Aussicht auf das freundliche Wiesental der Rednitz gelegenes, von dem waldigen Höhenzuge der Alten Veste begrenztes, über 2 Morgen großes Grundstück von der Stadtgemeinde erworben und Pläne von den städtischen Bauräten Zizler und Holzer, hier, sowie Herrn Architekten Mayer in Nürnberg hierfür ausgearbeitet und bereitgestellt. Die Grundsteinlegung sollte am 7. Januar 1915, dem 70. Geburtstage des Königs, vor sich gehen.   
Leider hat sich das Jahr, welches ein solch bedeutsames für die Anstalt hätte werden sollen, zu einem überaus unglücklichen gewandelt, denn inzwischen war der Weltkrieg ausgebrochen, welcher die Durchführung des Planes vereitelte, indem er die Aufmerksamkeit und Anspannung aller Kräfte nach anderer Richtung erforderlich macht. So wurde denn die Ausführung auf das bald zu erhoffende Kriegsende verschoben. Wer konnte damals ahnen, welch' endlose Zeit bis dahin vergehen und welch' trübe Lage sie zurücklassen werde! Mit dem Zusammenbruch der öffentlichen Finanzen ging das durch über 160 Jahre angesammelte Stiftungsvermögen nahezu ganz verloren. Damit geriet das festgefügte Fundament der Anstalt ins Wanken. An Stelle der Pläne auf ein erweitertes und vervollkommneteres Wirkungsgebiet, trat die Sorge um Behauptung des bestehenden. Diese wäre auch ohne opferbereite Hingebung von nah und gern und ohne verständnisvolle Förderung seitens des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden nicht möglich gewesen. Mit Hilfe dieser Faktoren darf trotz der Zeiten Not gehofft werden, das hervorragende Wohlfahrtsinstitut, welches der vorbildliche Sinn der Ahnen geschaffen hat, und an dessen Ausbau Generationen mitgearbeitet haben, nicht nur in der Fülle seiner segensreichen Wirksamkeit fortzuerhalten, sondern wieder zur Höhe und seinen letzten Zielen entgegenzuführen."   

    
Jahresbericht der israelitischen Waisenanstalt (1928)  

Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juni 1928: "Israelitische Waisenanstalt Fürth. Dem von dem Direktor der Anstalt, Herrn Dr. Deutsch, an die Aufsichtsstelle erstatteten Erzieher- und Wirtschaftsbericht für das Jahr 1827/28 entnehmen wir die folgenden Einzelheiten: 'Die israelitische Waisenanstalt, seit deren Begründung 165 Jahre vorübergegangen sind, hat wieder ein Jahr hinter sich. Das wollte früher wenig besagen im Hinblick auf den Umfang und die Größe der Aufgaben, die sie zu erfüllen hat. Jetzt ist dies jedoch anders. Seit dem Weltkriege und den betrüblichen Folgen, den derselbe über Deutschland, seine Anstalten, Wohlfahrseinrichtungen und Kulturwerke gebracht hat, kommt jeder in positiver Richtung überwundenen Zeitspanne eine ganz andere Bedeutung und Tragweite zu. Und so beschleicht uns denn stets ein Gefühl sieghafter Genugtuung und Freude, so oft wir über den Fortbestand und die erfolgreiche Behauptung, wenn auch nur eines weiteren Jahres, zu berichten in der Lage sind. Denn schwer und mühsam ist dieser Weg geworden, welchen selbst die für die sichtbarste und notwendigste Wohltätigkeit geschaffenen Anstalten zu gehen haben. Durch die Inflation ihrer Stiftungs- und Kapitalsvermögen fast vollständig beraubt, können sie ihre Aufgaben aus Eigenem nicht mehr erfüllen. Sie sind wie am Anfang ihrer Gründung wieder ganz in Abhängigkeit von Personen und Verhältnissen geraten, deren Kraft und Stärke gleichfalls abgenommen haben. Nicht als ob das sittliche Empfunden, die edle Gesinnung und die Macht der Liebe nachgelassen hätten, aber die Not der Zeit setzt ihnen Schranken und lässt sie nicht zur vollen Auswirkung gelangen. Die Volksschicht, welche Zuwendungen von größerer materieller Bedeutung zu machen in der Lage ist, wird immer geringer und die Verarmung der auch bisher in beengten Verhältnissen sich befundenen Hilfesuchenden verbietet es, ihnen Kosten und Ver-        
gütungen nennenswerter Art aufzuerlegen. So sind die Anstalten, insbesondere die der Waisenpflege, gezwungen, bei geschwächter wirtschaftlicher Kraft und mangelnder ausreichender Kapitalunterlage nach den Grundsätzen einstiger Wohlhabenheit zu arbeiten, und es begreift sich die frohe Genugtuung, wenn dies vertrauendem Mute wieder ein Jahr erfolgreich gelungen ist. Dieses für das Jahr 1927/28 in wirtschaftlicher und erzieherischer Hinsicht von unserem Hause und seinem Aufgabenkreis berichten zu können, erfüllt uns mit wahrhafter Freude, sowohl wegen des Geleisteten und Vollbrachten als auch weil es unsere Hoffnung auf allmählichen Wiederaufbau stärkt und festigt. Es war auch im abgelaufenen Jahre möglich, alle sich Meldenden aufzunehmen und die frei werdenden Plätze zu besetzen. Der Belegungsstand war wieder 39 (35 Knaben und 14 Mädchen). Wenn trotzdem ein Viertel der Plätze unbelegt war, so  liegen die Ursachen auf dem Gebiete soziologischer Bevölkerungspolitik, auf welche die Aufmerksamkeit der staatlichen und religiösen Instanzen seit Jahren gerichtet ist und worauf wir im bericht des vorigen Jahres andeutungsweise hingewiesen haben. Das Problem als solches interessiert unsere Wohlfahrtspflege nur insofern, als in ihm die Mahnung enthalten ist, sich auf das Bestehende zu konzentrieren und Erweiterungen und Neugründungen von Schutzstellen solange abzulehnen, als die bewährten alten noch über freie Plätze verfügen. 
Ihre Ausbildung genossen die bei uns untergebrachten Kinder in folgender Art: 17 besuchten die israelitische Realschule, 4 die Vorschule derselben, 7 die städtische Volkshauptschule, 1 die städtische Berufsfortbildungsschule, 2 die städtische Frauenarbeitsschule, 2 das städtische Mädchenlyzeum und 3 die städtische Handelsschule. 3 Zöglinge, welche  bereits als Kaufmannsangestellte tätig sind und die Möglichkeit des eigenen Unterhalts noch ermangeln, wurden weiter in der Versorgung der Anstalt belassen. Trotz der im allgemeinen befriedigenden Leistungen der Kinder werden wir mit Beginn des neuen Schuljahres mancherlei Umschulungen vornehmen müssen. Die Erschwerungen in den Prüfungsanforderungen und Aufstiegsmöglichkeiten in den neuen staatlichen Bestimmungen verschärfen auch die Verpflichtung, in Zukunft die erkenntnismäßige Begabung der Kinder für die höheren Lehranstalten noch ernster zu prüfen und in dieser Zuweisung größere Zurückhaltung zu beobachten, worauf ja auch letzten Endes die neue Schulordnung abzielt. Freilich ist es bei fremden Kindern nicht leicht, gleich anfangs zutreffend zu beurteilen, wohin Neigung und Begabung sich wenden und in welcher Ausbildungsart sie zu einem Höchstmaß von Leistungen geführt zu werden vermögen und es werden sich Übergänge niemals vermeiden lassen; sie soviel als möglich auszuschalten und den stufenmäßigen Fortschritt in der einmal erwählten Schulgattung nicht zu unterbrechen, muss jedoch oberstes Ziel sein. Zu den Sorgen um eine die spätere Fortkommensmöglichkeit fördernde geeignete Ausbildung der Kinder tritt für uns auch die um das religiöse, seelische und sittliche Wohl derselben, worin wir von je eine der wichtigsten Erziehungsaufgaben erkannt haben. Wenn schon eine pflegerische Betreuung, um wirksam zu sein, keine mechanische, sondern eine von selbstloser Hingabe getragene zu sein hat, so erst recht diese die Persönlichkeit in ihrem höchsten Empfindungsleben gestaltende geistige, die, um pflichtgemäßes Wollen zu zeitigen, von Überzeugung eingegeben und von nachsichtiger Liebe unterstützt sein muss. Wir freuen uns konstatieren zu können, dass die Gefolgschaft der Kinder hierin nicht im Zwang, sondern im Bewusstsein des Pflichtgemäßen ihren Ursprung hat. Bei Beobachtung der für die körperliche Gesundheit wichtigen Faktoren: der Reinlichkeit, kräftigen Ernährung und ordnungsgemäßen Lebensweise, war auch diese eine normale, von keiner ernsten Störung unterbrochene; Ausspannung und Erholung im Spiele wurden den Kindern reichlich gewährt und darauf Bedacht       
genommen, dass der heute im Übermaß gepflegte Sport ihren Sinn nicht allzu sehr gefangen nehme und auf Kosten des sittlichen Ernstes und der geistigen Obliegenheiten sich auswirkte.    
In den sozial-philanthropischen Bestrebungen des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden wird naturgemäß dem Gebiete der Anstaltsaufgaben ein weitgehendes Interessen zugewandt. Es wird allenthalben die Pflicht anerkannt, dass der Verband an der hier für das ganze Land geübten Wohlfahrtssache nicht teilnahmslos vorbeigehen könne, sondern ihr unter allen Umständen eine möglichst weitgehende Berücksichtigung zuerkennen müsse. Das ist auch seit dem Bestehen des Verbandes in immer steigendem Maße geschehen. Bildet auch die Waisenpflege nur einen Ausschnitt aus seinem umfassenden religiös-sozialen Programm, so doch immerhin einen überaus wichtigen, dem an Größe und Bedeutung nichts anderes gleichkommt. Als eine Schätzung und Würdigung unserer Wirksamkeit betrachten wir es, wenn der Verband nicht nur materiell, sondern auch organisatorisch unseren Bemühungen durch weise Ratschläge zu unterstützen sucht. Denn je mehr derselbe gewillt ist, berechtigten und erfüllbaren Wünschen der bestehenden Wohlfahrtseinrichtungen entgegenzukommen, umso mehr darf er seinerseits Verständigung und Anerkennung des Führergedankens. Hieraus die Konsequenzen zu ziehen und über den Bereich des Formen hinaus die gegenseitigen Beziehungen zu festigen und pflichtgemäß den Geist gemeinsamer Arbeit zu pflegen, wird unser ernstes Bestreben sein."  

   
Ausschreibung der Stelle des Direktors an der israelitischen Waisenanstalt (1928)  

Fuerth Israelit 15111928.jpg (62327 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1928: "Israelitische Waisenanstalt in Fürth (Bayern). 
An unserer Anstalt - ca. 50 Kinder (Knaben und Mädchen) - ist die Stelle eines 
Direktors
 
bis Mai 1929 zu besetzen. Streng religiöse Herren, nicht über 40 Jahre alte, mit der nötigen pädagogischen und wissenschaftlichen Eignung wollen sich melden. Befähigung der Frau zur Führung der Hauswirtschaft erwünscht. Besoldung und Pensionsverhältnisse nach staatlichen Grundsätzen. Dienstwohnung vorhanden. Gesuche mit lückenlosem Lebenslauf, Zeugnisabschriften und Lichtbild an den Vorsitzenden, Herrn B. Zimmer, Fürth/Bayern, Königswarterstraße 48."          

  
Zur Wiederbesetzung der Stelle des Direktors der israelitischen Waisenanstalt (1929)   

Fuerth Israelit 15111928a.jpg (87082 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1928: "Fürth, 12. November (1929). Nachdem Herr Dr. Deutsch demnächst Alters wegen vom Amte zurücktritt, ist die Stelle eines Direktors an der hiesigen israelitischen Waisenanstalt bis zum Frühjahr zu besetzen. Eingeweihte wissen, dass die Stelle unter Dr. Deutsch mehr bedeutete als ihr Titel besagt: ihr Inhaber bezeichnete Jahrzehnte hindurch den Mittelpunkt der konservativ gerichteten Kreise und des religiös wissenschaftlichen Lebens in hiesiger Gemeinde. Die innerhalb derselben in den letztverflossenen Jahren geschaffene Neuordnung gestattet es der Waisenhausverwaltung, sich jetzt mit einer weniger universellen Persönlichkeit zu begnügen, wenn dieselbe nur die volle Befähigung für das eigentliche Amt nachweist. (Siehe das Ausschreiben in dieser Nummer). Möchte ihr die glückliche Lösung der entsprechenden Wiederbesetzung gelingen und so der Anstalt ihre Bedeutung und das gewonnene Ansehen erhalten bleiben!"       

    
Zum Abschied von Direktor Dr. Deutsch (1929)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juli 1929: "Zum Abschied des Direktor Dr. Deutsch aus der Israelitischen Waisenanstalt. Fürth, 1. Juli (1929). Oberbürgermeister Dr. Wild widmete Direktor Dr. Deutsch, der am 1. Juli von der Leitung der Israelitischen Waisenanstalt zurücktritt, folgenden Scheidegruß: 'Herr Direktor Dr. Deutsch tritt am 1. Juli von der Leitung der Israelitischen Waisenanstalt zurück. Der Stadtrat hat schon vor einiger Zeit beschlossen, dem Genannten aus diesem Anlasse öffentlichen Dank und Anerkennung für seine langjährige und ersprießliche Tätigkeit auszusprechen. Herr Dr. Deutsch ist im Jahre 1894, also vor 34 Jahren, an die Spitze der Waisenanstalt berufen worden, die bestimmungsgemäß die Aufgabe hat, in Bayern beheimatete Waisen oder Halbwaisen zu verpflegen und zu erziehen. Nebenbei amtierte er als stellvertretender Rabbiner und erwarb sich durch sein gediegenes Wissen und seine große Redegewandtheit allgemeine Hochachtung. Auch als Schriftsteller machte er sich in Gelehrtenkreisen vorteilhaft bekannt. Herr Direktor Dr. Deutsch widmete sich seiner Lebensaufgabe mit großer Hingabe. Die äußeren Verhältnisse der Waisenanstalt suchte er nach Kräften zu verbessern. In allen Bevölkerungsschichten erfreute sich Direktor Dr. Deutsch stets großer Beliebtheit und auch mit der Stadtverwaltung, der die Beaufsichtigung des Waisenhauses obliegt, war die Zusammenarbeit stets gut und ungestört. Der Stadtrat wünscht dem verdienten Manne bei seinem Rücktritte von seinem Amte alles Gute. Möge die körperliche und geistige Rüstigkeit, die ihn im Alter von 72 Jahren auszeichnet, ihm noch recht lange erhalten bleiben. Der Stadtrat nimmt von diesem Nachruf unter Beifallsäußerungen Kenntnis."          

  
Abschied von Direktor Dr. Hermann Deutsch und Begrüßung der neuen Waiseneltern, Dr. Isaak Hallemann und Frau (1929)   
Dr. Isaak Hallemann ist am 18. April 1896 in Drohobicz (Drohobycz) geboren. Er war nach Abschluss seiner Studien zunächst Lehrer an der Höheren Schule in Leipzig. Seit 1929 war er Leiter der israelitischen Waisenanstalt in Fürth.    

Fuerth Israelit 15081929.jpg (172178 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. August 1929: "Fürth (Bayern), 12. August. Im festlich geschmückten Sitzungssaale der Israelitischen Waisenanstalt nahm deren Verwaltung in herzlichen Worten der Anerkennung des Dankes und der innigen Verbundenheit Abschied von dem bisherigen Leiter, dem in den Ruhestand tretenden überaus verdienstvollen Direktor, Herrn Dr. Hermann Deutsch. Im Anschluss daran begrüßte der Vorsitzende, Herr Baruch Zimmer, Fürth, aufs wärmste die neuen Waiseneltern, Herrn und Frau Dr. J. Hallemann, bisher an der Höheren Schule in Leipzig. In seiner Erwiderung dankte Herr Direktor Dr. Deutsch, sichtlich bewegt, der Verwaltung für das ihm während seiner langjährigen Tätigkeit gewährte Vertrauen und für die seine schwere Aufgabe erleichternde eifrige Mitarbeit. Wehmutsvoll gedachte er der verewigten Glieder der Verwaltung und schloss seine torareichen Ausführungen mit herzlicher Begrüßung seines Nachfolgers, in dessen Hände er sein Amt mit dem Losungswort der abziehenden Tempelwache legte... Tief gerührt dankte Herr Direktor Dr. Hallemann in seinem und seiner Gattin Namen für die überaus freundlich Begrüßung, versicherte, ganz im Geiste seines trefflichen und erfolggesegneten Vorgängers sein Amt führen zu wollen und erbat sich das Vertrauen und die Mitarbeit der Verwaltung. Im Auftrage des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden begrüßte dessen Delegierter in der Verwaltung, Herr Leo Katzenberger, Nürnberg, den neuen Leiter und gab dem Wunsche Ausdruck, dass auch in Zukunft Direktion und Verband gleiche Harmonie verbinden möge, wie es unter Herr Direktor Dr. Deutsch, dessen Scheiden gerade auch von dieser Seite aufs lebhafteste bedauert wird, stets der Fall gewesen ist. Hierauf schloss der Vorsitzende die würdige Feier."       

   
Jahresbericht der israelitischen Waisenanstalt (1929)   

Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. April 1929: "Israelitische Waisenanstalt Fürth.
Dem von dem Direktor der Anstalt, Herrn Dr. Deutsch, an die Aufsichtsstelle erstatteten Erzieher und Wirtschaftsbericht für das Jahr 1928/29 entnehmen wir die folgenden Einzelheiten. 
Das hiesige israelitische Waisenhaus ist die älteste humanitäre Anstalt, welche von den Israeliten Bayerns geschaffen worden ist. Im abgelaufenen Jahre beherbergte sie 46 Schulzöglinge, deren größter Teil aus Bayern stammt. Der Plan, dem Hause eine Lehrlings- und Kleinkinderabteilung anzugliedern, wurde, wie der beabsichtigte Neubau, durch den Krieg und seine Folgen zurückgedrängt. Die Anstalt in ihrem bisherigen Umfange zu erhalten und fortzuführen machte Sorge und Mühe genug. Dennoch kann auch von fortschreitenden Erfolgen in der Richtung des Wiederaufbaus gesprochen werden. Wenn auch zögernd, langsam und mit unvermeidlichem Anhalten, geht es allmählich wieder aufwärts. In den letzten Jahren war die Mitwirkung des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden hierin von einer gewissen entscheidenden Bedeutung. Nicht nur wegen der etwas leichteren Gestaltung der Etatlage, sondern auch zufolge der ideellen und rechtlichen Seite, die in dem Anteil der hervorragenden Organisation für uns gelegen ist. In der Unterstützung durch sie - wie hoch oder niedrig dieselbe zahlenmäßig zum Ausdruck zu kommen vermag - liegt zunächst der Anfang für die Ausführung des Grundsatzes, dass die Obsorge für die Waisen und Erziehungsbedürftigen der Bekenntnisgemeinschaft nicht bloß Sache philanthropischen Empfindens und gefühlsmäßiger Einstellung einzelner, sondern Pflichtaufgabe der Gesamtheit zu sein hat, die hierfür, wie für alle notwendigen und unabweisbaren Gemeinschaftsinteressen, aufzukommen und ihr Vermögen dem Zugriff der zuständigen Seite im Wege einer angemessenen Umlage zur Verfügung zu stellen hat. Diesem Prinzip die Bahn geebnet zu haben ist ja das wesentliche Verdienst des Verbandszusammenschlusses. Mag freiwillige Wohltätigkeit auf mancherlei Gebieten, die nicht zu den unerlässlichen Erfordernissen des Gemeinschaftsbestandes gehören, sich verdienstlich betätigen; die wesentlichen Belange der Glaubens- und Stammeszugehörigen - und dazu gehört doch in erster Linie, soweit nicht armenrechtliche Regelung der Ortsbehörden Platz greift, die Sorge für die Verwaisten und Verlassenen - dürfen nicht dem Gefühl mildherzigen Erbarmens allein überlassen bleiben, sondern müssen in der verpflichtenden Einsicht und Anerkenntnis der zum Gesamtverbande sich Zählenden ihre Hauptstütze finden. Diese Grundsätze für alle notwendigen Einrichtungen und Veranstaltungen der Glaubensgemeinschaft bis in ihre letzten Konsequenzen durchzuführen war ja dem Verbande bei der Begrenztheit der Mittel, die ihm bisher - insbesondere für soziale Zwecke - zur Verfügung stehen, nicht möglich; aber ein Anfang hierzu ist gemacht, der den notwendigen Anstalten, indem sie dieselben zur Gesamtaufgabe erheben, ein gewisses Gefühl der Sicherheit gibt und von weiteren segensreichen Folgen sein wird.
Wie bereits erwähnt, war die Zahl der im abgelaufenen Schuljahre vom Waisenhaus betreuten Kinder 46 (30 Knaben und 16 Mädchen). Davon genossen ihre schulische Ausbildung: 1 an der Oberrealschule, 14 an der Israelitischen Realschule, 8 an der Vorschule derselben, 13 an der Volkshauptschule, 3 am städtischen Mädchenlyzeum, 1 an der städtischen Handelsschule, 2 an der städtischen Frauenarbeitsschule, 1 am Kindergarten; 3 weitere waren als Lehrlingsgehilfen tätig. Zu dieser erkenntnismäßigen und praktischen Ausbildung trat die Erziehung auf religiös-sittlicher Grundlage, um die Kinder menschlich gut geformt in den Bau der Gemeinschaft hineinzustellen und in das für sie erwählte Arbeitsgebiet hineinwachsen zu lassen. Bei all dieser Einflussnahme fehlte es den Kindern auch nicht an Gelegenheit zu freier Betätigung in Spiel und Sport, selbst zur ästhetischen Geschmacksbildung, indem sie nicht allein von den in den Schulen eingeführten gemeinsamen Wanderungen, Besichtigungen und Vorführungen des Kostenpunktes wegen niemals ferngehalten wurden, sondern auch sonst an allen Veranstaltungen, welche den Gesichtskreis erweitern und die Daseinsfreude erhöhen, teilnehmen dürften. Dem äußerlich etwas differenzierten Problem der Anstaltserziehung im Vergleich zur Familienerziehung ist bei gereifter Einsicht und sozial-psychologischen Verständnis leicht beizukommen und        
Fuerth BayrGZ 15041929b.jpg (194822 Byte)zu dem Gipfelpunkt der Anstaltspflege, den Kindern das Elternhaus zu ersetzen, unschwer zu erheben. Gesetz und Bindung mit Freiheit und Wohlgefühl zu vereinen - darüber kann auch die Familienerziehung nicht hinaus, wenn sie eine erfolgreiche und fruchtbare sein soll. In diesem Kernpunkt der Erziehung liefen auch unsere Bemühungen zusammen. Das Zahlenverhältnis der Ausbildungsart beweist, dass wir mit dem Prinzip, nach welchem die kaufmännische Laufbahn schlechthin der Beruf war, dem die Kinder zugeführt worden sind, längst gebrochen haben. Abhängig von dem Lebenskreis, dem die Kinder angehören, wird zwar dieser immer noch bevorzugt, doch waren wir bemüht, die bildungsmäßigen und soziologischen Voraussetzungen auch für die Wahl anderer Berufe zu schaffen, wie wohl es an ausreichender Gelegenheit für die Zuführung zu solchen noch sehr fehlt, solange die Pläne zu einer Berufsumschichtung innerhalb der Gemeinschaft keine umfassenderen Ergebnisse gezeitigt haben. Die Mädchen dieses Jahrganges wurden mit Schluss desselben fast ausschließlich hauswirtschaftlichen Berufen, die ihrem Wesen am besten angepasst sind, zugeführt. Es scheint dies zunächst für sie auch von ökonomischen Gesichtspunkteen aus das aussichtsreichere.   
Der Gesundheitszustand der Kinder war trotz des ungewöhnlich harten und strengen Winters ein recht guter. Einige Ende Oktober auftretende Scharlachfülle, welche umso ernstere Besorgnis erweckten, als die Unterbringungsmöglichkeit im Krankenhause der Kultusgemeinde plötzlich verschlossen war, gingen in der Behandlung im Hause und der des städtischen Kinderhospitals gut vorüber. Hier zeigte sich der Segen einer allgemein guten körperlichen Pflege, die die Kinder mit einer Widerstandskraft ausrüsten, die sie auch ernsten Anfällen gegenüber gesundheitlich gewachsen sein lässt. Viele unserer Zöglinge konnten im Laufe des Jahres verschiedenen Erholungsstätten zu mehrwöchentlicher Aufenthalte überwiesen werden.  
Nach vierunddreißigjähriger Tätigkeit, der eine zehnjährige erzieherische in Unterfranken vorausgegangen war, tritt mit Ende des Sommertrimesters der bisherige Direktor von der Leitung der Anstalt zurück. Es war eine verantwortungsvolle, schwierige Arbeit, die in diesen letzten Jahrzehnten zu leisten war. Arbeit im Dienste der Jugendpflege und Kindererziehung war ja niemals leicht. Sie wurde aber erschwert durch den furchtbaren Krieg und die wirtschaftlichen, politischen und geistigen Hemmungen aller Art, die er im Gefolge hatte. Diese haben auch manchen Ansatz zum Besseren, worauf jahrelange Mühen aufgewendet worden sind, wie beispielsweise die Errichtung eines allen pädagogischen und räumlichen Anforderungen entsprechenden Neubaues, aufgehalten und hinausgezögert. Die oben erwähnte organische Verbindung mit dem Gesamtheitskreise und dessen Vertretung wird auch noch dieses Ziel reifen lassen und so die ausgestreute Saat auch hierin einer heilvollen Lösung und Verwirklichung entgegenführen."      

   
Über den Direktor der Waisenanstalt Dr. Hermann Deutsch (1929) 

Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juni 1929:  "Fürth. Direktor Dr. Hermann Deutsch gedenkt, wie seinem jüngst erschienenen Jahresbericht über die israelitische Waisenanstalt zu entnehmen war, demnächst in den Ruhestand zu treten. Er hat das mit jener schlichten Bescheidenheit ausgesprochen, die ihn immer in der Fülle seines Wirkens, in dem Reichtum seiner Erfolge aufgezeichnet hat. Er scheidet aus seinem Amt in hohen Jahren zwar, aber in einer beneidenswerten jugendlichen Elastizität des Wandels und des Schaffens. Weit über ein Menschenalter hat er seine Kraft in den Dienst eines segensreichen Werkes, eines wundervollen Erziehungsideals gestellt. Das Lehramt, das er einst an seinem angesehenen Sitz eines bayerischen Distriktrabbinats mit vorbildlicher Berufsfreudigkeit ausgeübt hat, hat er im Grunde genommen in Fürth fortgesetzt, wenn auch Aufgabe und Ziel hier andere Gestalt gewinnen mussten. Dem großen Umfang seiner unmittelbaren Pflichten hat er sich mit unendlicher Liebe und mit jenem gütigen Herzen gewidmet, das ihn zu einem wirklichen 'Vater der Waisen' berief. Er hat die ihm anvertraute Schar der heranwachsenden Jugend mit jener inneren Anteilnahme betreut, die ebenso sehr der Entfaltung ihrer natürlichen Gaben, wie ihrem künftigen Schicksal galt. Keine Mühe war zu groß und zu beschwerlich, die er nicht freudig auf sich genommen hätte. Mit besonderer Sorge hat ihn das Schicksal seiner Anstalt bewegt, als in den Nachkriegsjahren alle Stiftungen um ihre Existenz schwer zu kämpfen hatten. Mit rastlosem Eifer war er bemüht, alle Erschütterungen, die damals nicht zuletzt die altbewährten jüdischen Institutionen trafen, abzuwehren. Nun darf er sein Werk jüngeren Händen anvertrauen, nachdem der feste Grund seines alten Gefüges aufs neue gesichert ist. Es darf erwartet werden, dass das große Vertrauen und die herzlichen Sympathien, die er seinem Hause zu verschaffen wusste, nun dieser wertvollen Schöpfung für immer gesichert bleiben.
Mit ihm scheidet aber ein Gelehrter von Ruf und hohem Ansehen, eine Persönlichkeit, die sich weithin höchster Verehrung und reichsten Vertrauens weit über die engere Heimat hinaus erfreut, aus dem Bezirke erfolgreichen Dienstes. Da darf ausgesprochen werden, dass nicht bloß der Kreis zu unvergänglichem Danke bei ihm verbunden weiß, der in langjähriger gemeinsamer Arbeit seiner Führung anvertraut war, sondern dass weiteste Kreise der israelitischen Kultusgemeinde ihm treueste und herzlichste Anhänglichkeit bewahren werden. Als Vorsitzender der gemeindlichen Ritualkommission hat er seine umfassende Gelehrsamkeit und sein überragendes Wissen jederzeit in den Dienst der Gemeindeglieder gestallt, jederzeit war er bereit, selbst unter Mühen und Beschwerden an ihn herantretenden Wünschen gerecht zu werden. Mit klugem Rat und treffsicherer Erfahrung hat er vielen in Stunden sorgenvoller Entscheidungen zu helfen gewusst, und unermüdlich war er, wenn es galt, in kleineren und weiteren Kreisen zu lehren, zu belehren, Gegensätze auszugleichen und zu schlichten, und in Erfüllung des vornehmsten Zuges seines Herzens, an der Erhaltung des Friedens in der eigenen religiösen Gemeinschaft rastlos schaffend mitzuarbeiten. Das ist ihm besonders zu danken, und das ist ihm dank der unantastbaren Lauterkeit seines Denkens, der Vornehmheit seines Strebens und der zielbewussten Festigkeit seines Charakters in vollem Maße gelungen. Mit der Weisheit und der Besonnenheit des ebenso ernsten wie erfahrenen Mannes ist er an alle Fragen des gemeindlichen Zusammenwirkens herangetreten, und er hat sie immer in dem befreienden Geiste des Friedens zu lösen gewusst, der jede Ausschließlichkeit in der Bewertung des Menschen, des Glaubensbruders weit von sich wies, vielmehr in der Beurteilung jedes Mitglieds der Gemeinde das Verbindende, das Gemeinsame begrüßte und jede, selbst andersgerichtete jüdische Geistesströmung und Lebensanschauung zu achten wusste. Die Weite und Überlegenheit seines vielseitigen allgemeinen und wissenschaftlichen Erkennens schuf somit die Weitherzigkeit des Denkens, ohne die der neutrale Boden gemeinsamer Wirksamkeit von Menschen aus verschiedenen Lebensgebieten nicht fruchtbar und erfolgreich erhalten werden kann.
Unsere besten und herzlichsten Wünsche begleiten ihn auf seinem weiteren Lebenswege, möge ihm winken ein otium cum dignitate, Freude und Glück im Umkreis seines von seinem Geiste erfüllten trefflichen Familienkreises, Länge der Tage, Dauer der Jahre und jenes freudige Schaffen, das in stillen Studien, in belehrendem Wirken mit kampfgeübter Feder einem großen Kreis das verlebendigt, was er vielen geworden ist: der hochverehrte 'Lehrer in Israel'. Amicus."          

    
Zum Tod von Waisenhausdirektor Rabbiner Dr. Hermann Deutsch (1932)   

Fuerth Israelit 18021932de.jpg (55641 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Februar 1932: "Plötzlich und unerwartet entschlief heute unser lieber 
Dr. Hermann Deutsch   Direktor der Israelitischen Waisenanstalt in Fürth im 76. Lebensjahre. 
Im Namen der Hinterbliebenen: Dr. med. Joachim Deutsch.   
Köln, Fulda, Würzburg, Buenos-Aires, Mannheim, 17. Februar 1932.  
Die Bestattung findet Sonntag, den 21. Februar 12 Uhr in Fürth statt."   
   
Fuerth Israelit 25021932de.jpg (114436 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Februar 1932: "Waisenhausdirektor Rabbiner Dr. Hermann Deutsch – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – Fürth in Bayern, 25. Februar (1932).   
Ganz unerwartet und plötzlich ist wiederum ein Mann von uns gegangen, von den bei uns so hoch geschätzten, aber leider sehr selten gewordenen, ungarischen Toragrößen. Dort in Ungarn in Frauenkirchen, am 27. Oktober 1856 geboren, wuchs Rabbi Schimon Zwi Deutsch heran. Seine talmudische Ausbildung erfuhr er auf ungarischen Jeschiwaus. Zu Füßen des Sohnes  des Ksaw Saufer sitzend, lernte er mit großem Eifer zuletzt auf der Pressburger Jeschiwo und brachte es, mit außergewöhnlichen Geistesgaben ausgestattet, bald dazu, einer der hervorragendsten Talmidim (Schüler= seines großen Meisters zu werden. So lernte er bis zu seinem 22. Lebensjahre. In den Jahren 1878 bis 1880 bekleidete er Hauslehrerstellen in Rawicz und danach bei der bekannten Familie Markus Lehmann in Mainz. Seine Universitätsstudien führten ihn nach Heidelberg, Berlin und Gießen, wo er 1885 über das Thema ‚Die Sprüche Salomons nach der Auffassung in Bibel und Midrasch’ promovierte. Im gleichen Jahre noch nahm er eine Religionslehrerstelle an der Horowitz’schen Religionsschule in Frankfurt an. 1887 wurde er als Leiter der Israelitischen Präparandenschule in Burgpreppach und gleichzeitig zur Bekleidung des dortigen Distriktsrabbinats berufen. Nach 8-jähriger sehr erfolgreicher Tätigkeit im Interesse dieser viel Segenverbreitenden Anstalt wurde er endlich 1895 von der Verwaltung der Israelitischen Waisenanstalt in Fürth zum Direktor der Anstalt als Nachfolger des kurz vorher verstorbenen unvergesslichen Rabbiners Dr. Jonas Königshöfer – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – gewählt. Hier entfaltete sich nun erst richtig die Größe dieses Mannes. Fand er ja eine Kehillo vor, die des religiösen Führers entbehrte, welche Mangel hatte an talmudischen Größen. Was lag da näher, als den durch seine Gelehrsamkeit und pädagogisches Geschick bald bekannt gewordenen
Fuerth Israelit 25021932dea.jpg (302533 Byte)neuen Waisenhausdirektor, für alles, wo es nötig war, zu gewinnen.     
Was Dr. Deutsch den ihm anvertrauten Waisenkindern war, was er im Verein mit seiner ebenbürtigen Gattin Frau Fanny Deutsch geb. Würzburger, die ihm in den Tod 9 Jahre voranging, für die Israelitische Waisenanstalt geleistet hat, davon können die Generationen von ehemaligen Zöglingen der Anstalt berichten, denen er stets ein liebevoller Berater und wahrer Freund gewesen ist und es auch blieb, wenn die Zöglinge längst seinem erziehlichen Einfluss entwachsen waren. Besonders verstand er es, das Waisenhaus auch finanziell derartig zu heben, dass er es wagen durfte, sich mit dem Plan eines groß angelegten Neubaues zu befassen, dessen Gelände bereits erworben wurde und dessen Pläne fertig vorliegen. Leider sah es sich, wie so viele andere, nach der Inflationszeit ungeheuer enttäuscht. So kam es nicht zu der Durchführung dieses Planes.    
Neben dieser hauptamtlichen Tätigkeit übernahm Rabbiner Dr. Deutsch ehrenamtlich den Vorsitz der Ritualkommission der Israelitischen Kultusgemeinde in Fürth und fungierte unter Zurückweisung jeglicher Vergütung als Moro Deasro neben Rabbiner Dr. Simon Rosenblüth – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – und  Rabbiner Markus Faust - er möge leben - und in den letzten Jahren Rabbiner Dr. Leo Breslauer - er möge leben -. Trotz dieser vielseitigen Tätigkeit gab der Verewigte 18 Jahre hindurch ehrenamtlich Religions- und Gemoro-Unterricht in der Israelitischen Realschule. Besonders aber verdient hervorgehoben zu werden, eine der Hauptleistungen dieses Lehrers, nämlich der Raschi-Schiur, den er allwöchentlich über 30 Jahre im Lernverein ‚Auhawe Tauroh’ in Fürth leitete und durch welchen er sich weit über Bayerns Grenzen hinaus berühmt machte. Hatte der vielseitig beschäftigte Lehrer Israels während der Zeit seines rastlosen Schaffens keine Muse finden können, um die vielen Chiduschim und wahrhaft wertvollen und tiefsinnigen Erklärungen schriftlich niederzulegen – für ihn gab es keine Arbeitszeit und keine Urlaubszeit – so bot sich ihm glücklicherweise eine Möglichkeit hierzu in den Jahren des wohl verdienten Ruhestandes, in welchen er im 74. Lebensjahr eintrat. Es ist zu hoffen und zu wünschen, dass es ihm gelungen ist, die köstlichen Früchte seines genialen Geistes der Nachwelt zu erhalten und dass dieselben recht bald der jüdischen Öffentlichkeit zugeführt werden.   
Rabbiner Dr. Deutsch hatte neben den bereits erwähnten Geistesschätzen aber auch viele andere großartige und hervorstechende Eigenschaften, die für seine Person und für seine Lehrmethode charakteristisch sind. Er war ein Mann des Friedens und strebte stets danach, Gegensätze zu überbrücken, jede Schärfe zu vermeiden und erwarb sich auf diese Weise die Liebe und Verehrung weitester auch nichtjüdischer Kreise. Er war stets hilfsbereit, hatte ein offenes Haus für Arme und Kranke, für Notleidende und Bedrückte. Wer ein besonderes Anliegen hatte, konnte sich an ihn wenden und fand ein offenes  Ohr, einen weisen Rat, eine hilfsbereite Hand und tatkräftige Unterstützung. Von unübertrefflichem Bitochaun (Gottvertrauen) erfüllt, das sich zeigte, als er in den letzten Jahren seines Lebens von schweren Krankheiten heimgesucht wurde, war er stets optimistisch und von geistvollem Humor erfüllt. Dieser Humor kam vor allem zum Ausdruck, wenn es ans Lernen ging. Kein Gemoro-Schiur, kein Raschi-Schiur, keine Schulstunde, in welcher nicht durch scherzhafte, sinnvolle Bemerkungen die Lernenden angeregt wurden, so gründlich auch und so ernst auch die Materie bemeistert wurde. Es war eine ganz eigene Methode, die mit der von Rowo wohl Ähnlichkeit hatte, die aber dennoch anders war, eben die Methode von Rabbiner Dr. Deutsch. Viele Schüler, viele Lehrer hat er nach seiner Methode in das jüdische Schrifttum eingeführt und sie für das Judentum und seine Wissenschaft begeistert.      
Es nimmt nicht wunder, dass ein solcher Mann nicht nur aus Fürth, aus den Nachbargemeinden, von den städtischen und staatlichen Behörden, von sämtlichen bayerischen jüdischen Gemeinden mit Anfragen überhäuft wurde und dass insbesondere die schwersten talmudischen Fragen aus aller Welt, aus Deutschland und aus dem Ausland, seiner Beurteilung unterworfen wurden.     
Dementsprechend gestaltete sich auch die Klage um den unersetzlichen Verlust eines so vortrefflichen Mannes, der am Mittwoch, den 10. Adar, in Köln durch einen göttlichen Kuss dem irdischen Dasein entrückt wurde, um am Sonntag in Fürth zur letzten Ruhe gebracht zu werden, zu einer imposanten Trauerkundgebung. Im ersten der zahlreichen Hespedim schilderte in der Neusynagoge, veranstaltet von der traditionell-gesetzestreuen Vereinigung Schaumre Hadaß, deren Raw, Herr Rabbiner Dr. Breslauer, die Wirksamkeit des Verstorbenen für die Orthodoxie.   
Auf dem Friedhof sprachen nacheinander Herr Dr. Behrens für das Distriktsrabbinat, Herr Rabbiner Dr. Hannover, Würzburg, der in besonders herzlicher Weise die Klage der Familie zum Ausdruck brachte, Herr Kommerzialrat Bechmann als Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde, Herr Dr. Freudenthal, Nürnberg für die bayerische Rabbinerkonferenz. In groß angelegter Rede zeichnete sodann der derzeitige Direktor der Israelitischen Waisenanstalt, Herr Dr. J. Hallemann, ein wahrheitsgetreues Bild vom Leben und Wirken seines großen Vorgängers. Den Dank der Verwaltung überbrachte der jetzige Vorsitzende, Herr Leopold König. Als Vertreter des Stadtrates und vor allem im Auftrage des Herrn Oberbürgermeisters Dr. Wild überbrachte Herr Stadtrat Kommerzienrat Morgenthau dem scheidenden Bürger die letzten Grüße der  
Fuerth Israelit 25021932deb.jpg (54936 Byte)Stadtgemeinde. Herr Studiendirektor Dr. Fr. Prager, sprach für die Israelitische Realschule. Herr Dr. J. Bamberger für die Israelitische Präparandenschule Burgpreppach. Herr Diplom-Versicherungs-Mathematiker Hugo Heinemann als Vorsitzender des Vereins Auhawe Tauroh und als Präside der Vereinigung jüdischer Akademiker. Endlich Herr Studiendirektor Stoll für das Lehrerseminar in Würzburg.   
Von prominenten Persönlichkeiten waren die Rabbiner der Nachbargemeinden, Herr Rabbiner Dr. Klein, Nürnberg und Herr Rabbiner Dr. Manes, Schwabach, erschienen. Außerdem war das städtische Schulamt und diverse andere Behörden und Vereine offiziell vertreten. Nach dem Schluss aller Trauerreden geleitete die ungeheuer große Trauergemeinde ihren Toten zur letzten Ruhestätte, wo ein stimmungsvolles, von Herrn Kantor Gutmann, vorgetragenen El Molei Rachamim-Gebet die Trauerfreier beschloss. Dem Oraun (Gebet) wurde eine Seifer Tauroh (Torarolle) vorangetragen zur Ehre des Verstorbenen. Sein Verdienst komme uns zugute."  

   
    
       

Links, Quellen und Literatur

Links:  

Website der Stadt Fürth mit Informationsseite zur jüdischen Geschichte in der Stadt    
Website "1000 Jahre Fürth" mit zahlreichen Unterseiten, auf denen sich Bezüge zur jüdischen Geschichte finden - unter anderem: 
Seite zu Jakob Henle in der Website "1000 Jahre Fürth"
  
Informationsseite zum Friedhof des Vereins "Geschichte für Alle e.V."   
Seite zur jüdischen Geschichte in Fürth bei www.br-online.de 
Link zum Jüdischen Museum Franken in Fürth & Schnaittach    
Seiten des Altstadtvereins St. Michael in Fürth zu den Synagogen in Fürth und zu den Juden in Fürth 1792-1914 
Seite zur Synagoge in Fürth ("Tagebuch der Stadt Fürth")
Fotoseite zur Pogromnacht in Fürth im November 1938  

Quellen

Quellen zur Geschichte der Israelitischen Waisenanstalt in den Central Archives in Jerusalem (Übersicht als pdf-Datei)   
darin auch Übersicht über die in der Waisenanstalt untergebrachten Kinder.   

Literatur:  es werden nur einzelne neuere Titel genannt, in denen es jeweils ausführlichere Literaturverzeichnisse gibt 

Fuerth Lit 0210.jpg (39539 Byte)Monika Berthold-Hilpert: Synagogen in Fürth. Einladung zu einem Rundgang. Haigerloch 2000.  
Fuerth Lit 0211.jpg (39147 Byte)dies.: Orte der Verfolgung und des Gedenkens in Fürth. Einladung zu einem Rundgang. Haigerloch 2002.
Fuerth Lit 0212.jpg (42384 Byte)dies. / Jutta Fleckenstein: Jüdische Stiftungen in Fürth. Einladung zu einem Rundgang. Haigerloch 2003.  
Fuerth Lit 0213.jpg (33787 Byte)Katrin Bielefeldt: Geschichte der Juden in Fürth. Jahrhundertelang eine Heimat. Reihe: Historische Spaziergänge 3. Nürnberg 2005.     
Nuernberg Lit 120.jpg (66897 Byte)"Mehr als Steine..." Synagogen-Gedenkbach Bayern Band II: Mittelfranken. Bearbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid, Hans-Christoph Haas und Angela Hager, unter Mitarbeit von Frank Purrmann und Axel Töllner mit einem Beitrag von Katrin Keßler. 
Herausgegeben von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz.  
Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschland. Begründet und hrsg. von Meier Schwarz, Synagogue Memorial Jerusalem. 
Verlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu. 2010. 
Zu Fürth: S. 266-349 (mit zahlreichen Literaturangaben).      
  

    
   
     

      

      

    

 

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Stand: 11. Dezember 2014