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Griesheim (Kreis
Darmstadt-Dieburg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Griesheim
bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die
Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. Nach dem Dreißigjährigen Krieg lebten
in dem damaligen Bauerndorf Griesheim einzelne Juden, die u.a. in den
"Weidgeldlisten" verzeichnet sind. Sie lebten insbesondere vom
Viehhandel. Die erste namentliche Nennung liegt von 1656 vor ("Hertz der
Jude"", der einen Viehhandel und einen Kramladen betrieb), danach von
1683 ("Jud Mosche" mit Vieh- und Warenhandel). Mehrere jüdische
Familien lassen sich bis Mitte des 18. Jahrhunderts zurückverfolgen, u.a. die
Familien Elias bzw. Joseph und Mayer. Der Stammvater der Familie Elias-Joseph
war Elias Joseph (geboren 1756 in Griesheim, gestorben 1831 ebd.). Dessen Sohn
Elias Joseph junior (geboren 1783) war als Handelsmann und Gastwirt tätig
(verheiratet seit 1836 in zweiter Ehe mit der Schwester des Darmstädter
Landrabbiners Dr. Auerbach, Hanche Auerbach). Eines seiner drei Kinder war Elias
Joseph II. (geboren 1837, gestorben 1902), der über mehrere Jahrzehnte in
der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts Gemeindevorsteher der jüdischen Gemeinde in
Griesheim war.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1823 44 jüdische Ortsbürger (zusammen 110 jüdische Einwohner
von insgesamt 2.148 Einwohnern), 1828 121 jüdische Einwohner (von 2.179
Einwohnern), 1853 Höchstzahl von 195 (von 3.048), 1861 174 (5,3 % von
3.265 Einwohnern), 1880 112 (2,9 % von 3.834), 1900 127, 1910 112 (1,6 % von
6.841). Die jüdischen Familienvorsteher verdienten den Lebensunterhalt als
Vieh- und Warenhändler, Kaufleute sowie als Geldverleiher. Es gab auch jüdische
Metzger und Bäcker. 1880 waren 23 Häuser am Ort in jüdischem Besitz.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
und ein rituelles Bad. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden in Groß
Gerau beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war -
bereits seit Ende des 18. Jahrhunderts - ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter (Kantor) und Schochet tätig war. Von 1875 bis 1893 war Lehrer
Samuel Montag in Griesheim tätig (zuvor in Rüsselsheim,
danach bis zu seinem Tod 1903 in Friedrichstadt),
von 1907 bis zu seinem Tod 1932 Lehrer Jakob Strauß. Die Gemeinde gehörte
zum orthodoxen Bezirksrabbinat Darmstadt II.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Leo Joseph (geb.
2.6.1896 in Griesheim, gef. 6.2.1916), Julius Marxsohn (geb. 10.8.1893 in
Griesheim, gef. 3.9.1916), Friedrich Emanuel Mendel (geb. 7.12.1890 in
Griesheim, gef. 1.12.1914), Siegfried Mendel (geb. 22.7.1895 in Griesheim, gef.
31.10.1918), Siegfried Meyer (geb. 6.2.1889 in Griesheim, gef. 2.1.1917) und
Unteroffizier Ludwig Wolff (geb. 13.8.1877 in Griesheim, gef. 3.7.1917). An sie
erinnerte eine in der Synagoge angebrachte und beim Novemberpogrom 1938 zerstörte
Gedenktafel. Nach dem Ersten Weltkrieg wanderten einige Familien aus (nach Südafrika
und Palästina).
Um 1924, als zur Gemeinde noch 66 Personen gehörten (1,0 % von insgesamt
6.915 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Adolf May, L. Löb und W.
Wolff. Als Lehrer, Kantor und Schochet war der bereits genannte Jakob Strauß
tätig. Er unterrichtete an der Religionsschule der Gemeinde zwei Kinder. Auch
in umliegenden Orten wie Gräfenhausen,
Leeheim, Nauheim,
Erfelden
unterrichtete Jakob Strauß die jüdischen Kinder. An jüdischen Vereinen
gab es eine Chewra Kadischa (Israelitische Brüderschaft e.V.,
Wohltätigkeits- und Bestattungsverein; 1823 gegründet - siehe Bericht zur
100-Jahr-Feier unten; 1924 unter Leitung von J. Joseph mit 12 Mitgliedern, 1932
unter Leitung von Wilhelm Wolff; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung
Hilfsbedürftiger, Sorge für den Minjan, d.h. die für Gottesdienst und Gebet nötigen
10 jüdischen Männer) sowie den Israelitischen Frauenverein (1924/32
unter Leitung der Witwe von M. L. Wolff; Zweck und Arbeitsgebiet: Wohltätigkeit
für Gemeindemitglieder). 1932 waren die Gemeindevorsteher Willy
May (1. Vors.), Moritz Dahlerbruch (2. Vors.) und Wilhelm Wolff (3. Vors.). Als
Lehrer war noch bis zu seinem Tod im August 1932 Jakob Strauß tätig (siehe
Bericht unten), als Schochet ein Herr Groß. An der Religionsschule der Gemeinde
erhielten im Schuljahr 1931/32 fünf Kinder den Religionsunterricht.
Anfang des 20. Jahrhunderts, teilweise bis nach 1933 gab es mehrere für das
wirtschaftliche Leben von Griesheim bedeutsame jüdische Gewerbebetriebe und
Handelsgeschäfte (vgl. dazu exemplarisch die Anzeigen der Gewerbebetriebe
unten). Unter den jüdischen Gewerbetreibenden gab es auch einen Uhrmacher,
einen Bäcker (in der ehemaligen Bäckerei Löb befindet sich heute das
Heimatmuseum von Griesheim), einen Metzger, einen Seifenfabrikanten. Bekannt war
das 1895 von den Gebrüdern Löb errichtete Kaufhaus (Manufaktur- und
Schuhwarengeschäft) in der Groß-Gerauer Straße. Fast alle jüdischen Familien
in Griesheim hatten eigenen Hausbesitz (über 40). Es gab einen jüdischen Arzt
in Griesheim (nach dem 1930 verstorbenen Dr. Josef Heilbronn aus Tann/Rhön
[siehe Bericht unten] praktizierte Dr. Henry Buxbaum aus Friedberg;
Anmerkung: zu den ersten und besonders aktiven "Nazis" gehörten
die beiden christlichen Ärzte).
1933 lebten noch 62 jüdische Personen in Griesheim (0,8 % von
insgesamt 8.131 Einwohnern). In den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Von 84 auf einer Liste
genannten jüdischen Personen, die 1933 bzw. nach 1933 in Griesheim lebten, sind
16 in die USA emigriert (darunter 1937 Dr. Buxbaum), fünf nach Südafrika, vier
nach Paraguay, zwei nach Frankreich. Sieben Personen starben nach 1933 noch am
Ort. Die meisten der übrigen Personen sind innerhalb Deutschlands verzogen,
hauptsächlich nach Darmstadt und Frankfurt (1939/40; letzte Abmeldung am 2.
November 1940 nach Darmstadt). Beim Novemberpogrom 1938 wurde die
Inneneinrichtung der Synagoge zerstört. Das Kaufhaus von Otto Löb
(Groß-Gerauer Straße 18) wurde von einer Menschenmenge überfallen und
ausgeplündert; der hochbetagte Otto Löb wurde kurz danach erhängt in den
Büttelborner Hecken aufgefunden.
Von den in Griesheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"; die Liste ist
unvollständig): Haty (Hatty, Datty) David geb. Löb (1884, siehe Kennkarte
unten), Adolf Levi (1862),
Bella Libmann geb. Joseph (1892), Gustav Löb (1883), Gustav Marxsohn (1886), Johanna Mayer geb. Lichtenstein (1874),
Leopold Mayer (1904), Irma Mendel (1901), Isaak Mendel (1885), Max Markus Mendel (1882), Johanna
Rothschild geb. Joseph (1866), Johanna Sternfels geb. Rosenberg (1896), Lotte
Sternfels (1929), Ludwig Sternfels (1931), Samuel Sternfels (1891), Walter
Sternfels (1926), Malchen Wolff geb. Wolf (1868).
1945 kehrte als Militärarzt Dr. Henry Buxbaum aus den USA nach Griesheim
zurück. Er blieb jedoch nur für ein Jahr und kehrte danach zu seiner Familie
in den USA zurück (gestorben 1973).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1865 /
1867 / 1870 / 1872 / 1875 / 1893 / 1901 / 1902 / 1907
Anmerkung: wie bereits an den Ausschreibungen 1865 deutlich wird,
tat sich die Gemeinde teilweise schwer, eine geeignete Person für das Amt zu
finden: Nach monatelanger erfolgloser Ausschreibung wurde dann das Gehalt im
November 1865 von 500 aus 550 Gulden erhöht.
Von 1865 bis 1901 unterzeichnete immer der Vorsteher Elias Joseph (gestorben
1902; 1901 unterzeichnet Elias Joseph II, evtl. sein Sohn); 1902 unterzeichnet
Isaac Wolf II, 1907 Leopold Rosenberg.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Januar 1865: "Konkurrenzeröffnung.
Die Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schächters bei der
israelitischen Gemeinde Griesheim bei Darmstadt mit einem jährlichen
Gehalte von circa 500 Gulden ist erledigt. Bewerber wollen sich unter
Vorlegung ihrer Zeugnisse alsbald an den Unterzeichneten wenden. Der
Vorstand. Elias Joseph." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juli 1865: "Die
Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle bei der israelitischen
Gemeinde Griesheim bei Darmstadt ist erledigt und alsbald zu besetzen.
Gehalt circa 500 Gulden. Bewerber wollen sich an den Unterzeichneten
wenden. Elias Joseph." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. November 1865: "In
hiesiger israelitischer Gemeinde ist die Stelle eine Religionslehrers,
Vorbeters und Schächters erledigt und sofort zu besetzen. Gehalt circa
550 Gulden. Reflektierende blieben ihre Anmeldungen, unter Beischluss
ihrer Zeugnisse, alsbald an den Unterzeichneten einzusenden. Griesheim bei
Darmstadt, den 5. November 1865. Für den Vorstand: Elias Joseph." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Mai 1867: "Die
Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schächters beider
israelitischen Gemeinde zu Griesheim bei Darmstadt mit einem jährlichen
Einkommen von circa 500 Gulden nebst freier Wohnung, ist erledigt und
alsbald zu besetzen. Bewerber wollen sich unter Vorlegung ihrer Zeugnisse
sofort bei dem Unterzeichneten melden. Für den Vorstand: Elias Joseph". |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Oktober 1867: "Die
Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schächters bei der
israelitischen Gemeinde zu Griesheim bei Darmstadt mit einem jährlichen
Einkommen von circa 500 Gulden nebst freier, neu erbauter Wohnung und
Hausgarten ist erledigt und alsbald zu besetzen. Bewerber wollen sich
unter Vorlegung ihrer Zeugnisse bei dem Unterzeichneten melden. Für den
Vorstand: Elias Joseph". |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Juni 1870: "Die
Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle bei der israelitischen
Gemeinde Greisheim – nebst freier sehr schöner Wohnung und Hausgarten
ist erledigt und kann sofort, wenn verlangt auch in einigen Monaten,
besetzt werden. Bewerber wollen sich alsbald unter Vorlage ihrer Zeugnisse
an den Unterzeichneten wenden. Unverheiratete Konkurrenten sind nicht
ausgeschlossen. Griesheim bei Darmstadt, im Mai 1870. Der Vorstand Elias
Joseph". |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. April 1872:
"Die Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle bei der
israelitischen Gemeinde Griesheim bei Darmstadt ist erledigt und
kann sofort besetzt werden. - Gehalb 324 Gulden nebst freier sehr schöner
Wohnung mit Hausgarten. - Bewerber wollen sich unter Vorlage ihrer
Zeugnisse alsbald bei dem Unterzeichneten melden. Der Vorstand. Elias
Joseph." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. März 1875: "Die
hiesige israelitische Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle ist
noch vakant und kann sofort besetzt werden. Jährlicher Gehalt nach
Leistungen 600 bis 700 Mark, freie Wohnung und ca. 250 Mark
Nebeneinkommen. Meldungen nimmer Unterzeichneter entgegen. Griesheim bei
Darmstadt, im Februar 1875. Der Vorstand: Elias Joseph." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. November 1893: "Die
Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle bei der hiesigen
israelitischen Gemeinde mit einem fixen Gehalt von Mark 700. – nebst schöner
Wohnung und nicht unbeträchtlichen Nebeneinkommen ist erledigt und kann
alsbald besetzt werden. Bewerber wollen sich gefälligst unter Vorlegung
ihrer Zeugnisse bei dem Unterzeichneten melden. Griesheim bei Darmstadt,
15. November 1893. Der Vorstand der israelitischen Gemeinde. Elias
Joseph." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
28. November 1901:
"Die hiesige israelitische Religionslehrer-, Vorbeter- und
Schächterstelle mit einem jährlichen Einkommen von ca. Mark 1.400 nebst
freier Wohnung und Garten, ist alsbald zu besetzen. Reflektanten wollen
sich an den Unterzeichneten wenden.
Griesheim bei Darmstadt, den 29. November 1901.
Der Vorstand der israelitischen Gemeinde:
Elias Joseph II." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 6. November 1902:
"Die Stelle eines
Religionslehrers,
Vorsängers, verbunden mit dem Schächteramt in unterzeichneter
Gemeinde ist erledigt und kann sofort oder längstens bis zum 31. Januar
1903 besetzt werden. Das Gehalt beträgt per Jahr 800 Mark, das
Schächteramt trägt circa 500 Mark ein, sowie noch Nebenverdienste, nebst
freier, schöner Wohnung und Garten. Bewerbungen wollen gegen Einsendung
ihrer Zeugnisse sich baldigst bei uns melden.
Griesheim bei Darmstadt, 3. November (1902).
Der Vorstand der israelitischen Religionsgemeinde: Isaac Wolf II." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Oktober 1907: "Für
Griesheim nächster Nähe von Darmstadt ist die Stelle eines Lehrers,
Vorbeters und Schächters mit einem Fixum von Mark 900.- und ca. Mark
500.- Nebeneinkommen bei freier Wohnung und Garten per 1. Januar,
eventuell auch früher zu besetzen. Verheiratete, seminaristisch gebildete
Herren werden bevorzugt. Vorstand der israelitischen Gemeinde Leopold
Rosenberg." |
Auf
diese Ausschreibung bewarb sich erfolgreich Jakob Strauß. Über den in
der Anzeige genannten Vorsteher Leopold Rosenberg siehe Bericht unten zu
seinem Tod 1930. |
Anzeige von Lehrer Samuel Montag (1876)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juni 1876: "Zur gefälligen
Notiznahme. Da die Koscher-
Zichorie in der Engelhardtschen Fabrik in Rüsselsheim nicht mehr unter
meiner Aufsicht fabriziert wird, und ich so überhaupt in keiner Beziehung
mehr zu dieser Fabrik stehe, so kann ich für das Kaschrut
desselben keine Verantwortlichkeit übernehmen und halte es für meine
Pflicht, diejenigen, welche noch jetzt aus dieser Fabrik koscher Zichorie beziehen, darauf aufmerksam zu machen. Samuel
Montag, Lehrer, früher in Rüsselsheim, jetzt in
Griesheim bei Darmstadt." |
Zum
Tod des Kultusbeamten Samuel Montag (1903 in Friedrichstadt)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Mai 1903:
"Friedrichstadt, 30.
April (1903). Plötzlich und unerwartet starb heute am Herzschlag im Alter
von 55 Jahren der Kultusbeamte, Herr Samuel Montag, gebürtig in Crumstadt.
Derselbe war hier 9 1/4 Jahre, vorher 19 Jahre in Griesheim bei
Darmstadt. Herr Ober-Rabbiner Dr. Lerner aus Altona kam zur
Beerdigung und hielt am Grabe eine ergreifende Rede. Frau und Kinder des
Heimgegangenen sind nun plötzlich ihres Ernährers beraubt. Hoffentlich
nimmt sich die Gemeinde der Witwe und Waisen an." |
Zum Tod des Lehrers Jakob Strauß (1932)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. August 1932: "Griesheim am
Main, 20. August (1932). Kurz vor Vollendung seines 60. Geburtstages,
seines 40jährigen Jubiläums als Lehrer und seiner 25-Jahrfeier als
Beamter seiner Ortsgemeinde
verschied am 9. Aw Lehrer Jakob
Strauß, Griesheim bei Darmstadt nach längerem Leiden. Ein Mann von
vorbildlichem Fleiß in der Ausübung seines Amtes, von besonderer
Herzensgüte und Bescheidenheit, der sich die Freundschaft vieler zu
erwerben wusste und der mit ganzer Kraft zur Erhaltung von Tora
und den Geboten in seinen Gemeinden zu wirken sich bemühte, ist mit ihm
hingegangen. In einer schlichten Abschiedsfeier in der Griesheimer
Synagoge am Sonntag der Schiwa (Trauerzeit) kam die Trauer zum Ausdruck,
die wegen der Nähe des Schabbat bei der Beisetzung verstimmen musste.
Herr Rabbiner Dr. Merzbach, Darmstadt, zeichnete das Lebensbild des
Verschiedenen und tief die Gemeinde zur Heilighaltung ihrer Tradition auf.
Es sprachen Herr May als 1. Vorsitzender der Gemeinde, Griesheim, Herr
Lehrer Kahn, Höchst i.O. im Namen der hessischen Lehrerversbände und des
Bundes gesetzestreuer Lehrer Deutschlands, Herr Groß als amtierender
Schochet warme Worte des Gedenkens. Dem Schmerz der Familie gab der
Schwiegersohn des Heimgegangenen, Herr Goldschmidt - Wiesbaden, herzlichen
Ausdruck. Es möge der Verschiedene in der kommenden
Welt das vergolten sehen, was er an Leidvollem in dieser Welt zu tragen hatte. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Jettchen Strauß geb. Bergmann, Frau des Lehrers Jakob Strauß (1936)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Januar 1936: "Griesheim
bei Darmstadt, 20. Januar (1936). Am 16. Teweth verschied im 63.
Lebensjahre Frau Jettchen Strauß geb. Bergmann. Aus einer alten frommen
bayerischen Familie stammend, war ihr ganzes Leben hingebende Liebe, nie
hat sie auch nur eine Stunde an sich gedacht. In ihrem gastfreien Hause
war jedermann willkommen. Vor drei Jahren wurde ihr Gatte, der allgemein
verehrte Lehrer Jakob Strauß – das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen – in die Ewigkeit abberufen.
Dadurch war sie in ihrem Innersten zerbrochen. Auch anderer Kummer
schwerster Art hat ihren Lebensnerv zu früh zerstört. Mit ihrer Familie
trauert die ganze Gemeinde um den unersetzlichen Verlust.
Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben
Spendenaufruf für eine in Not geratene Familie
(1890)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. August 1890: "Aufruf!
Ein wackerer, frommer Jehudi, der in sehr drückenden Verhältnissen lebt,
indem er eine aus 12 Personen bestehende Familie zu ernähren hat, besitzt
einen Sohn, der vermöge seines Fleißes und seiner Anlagen eine tüchtiger
Lehrer, Vorbeter und Schochet zu werden verspricht. Da ihm nun die Mittel,
die zur Ausbildung desselben nötig sind, nicht zu Gebote stehen, bittet
er edel denkende Glaubensgenossen, ihn durch reichliche Gaben derartig zu
unterstützen, dass sein Sohn mit Gottes Hilfe sein Ziel erreichen kann.
Gaben werden von der Expedition dieses Blattes und von Herrn Lehrer Samuel
Montag in Griesheim bei Darmstadt dankend entgegengenommen.
Diesen Aufruf glauben wir mit Recht unseren werten Glaubensgenossen
empfehlen zu können, da ein sehr gutes Zeugnis des Vorstandes der
Gemeinde und des orthodoxen Rabbiners uns vorliegt.
Die Expedition des ‚Israelit und Jeschurun’." |
100jähriges Bestehen der Chewra Kadischa (1923)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Februar 1923: "Griesheim
bei Darmstadt, 28. Januar. Am Rosch
Chodesch Schewat (1. Schewat = ) feierte die Chewra
Kadischa das Fest ihres 100jährigen Bestehens, zu welcher auch der
hiesigen Frauenverein, sowie alle dem Verein nicht angehörigen
verheirateten Personen der Gemeinde geladen waren. Der Vorsitzende des
Vereins, Herr Joseph, begrüßte die Anwesenden und wie auf die Bedeutung
dieses denkwürdigen Tages hin, ausgehend von dem Satze in den Sprüchen
unserer Väter: ‚Auf drei Dingen besteht die Welt, auf Tora,
Gottesdienst und Wohltätigkeit.’ Nachdem man von der eigentlichen Feier
zum gemütlichen Teil übergegangen war, der in Gesängen und Vorträgen
aller Art bestand, trennte man sich in früher Morgenstunde mit dem
Bewusstsein, eine herrliche, in langer Erinnerung bleibende Feier verlebt
zu haben." |
Berichte zu einzelnen Personen in der Gemeinde
Zum Tod von Rickchen Joseph (1921)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. November 1921: "Griesheim,
13. November (1921). Eine Zierde der Frauen wurde in Frau Rickchen Joseph
im noch nicht vollendeten 61. Lebensjahre am vergangenen Rosch Chodesch zur ewigen Ruhe bestattet. Das große Leichenbegängnis
legte beredtes Zeugnis ab von der großen Liebe und Wertschätzung, deren
sich die Verstorbene erfreute. In ihr vereinigten sich die schönsten und
edelsten Tugenden einer Frau, wie sie auf dem Lande immer seltener werden.
Mit echter Frömmigkeit und Herzensgüte ausgestattet, war sie
durchdrungen von der Treue zu
unserer Heiligen Tora, deren
Vorschriften sie peinlichst genau beobachtete, sodass sie mit Recht als
eine wahrhaft fromme und gottesfürchtige Frau galt. Trotz der schweren
Schicksalsschläge, die auch ihrer Familie durch den Krieg nicht erspart
geblieben sind, blieb sie standhaft und gottergeben im Vertrauen zu Gott.
Infolge des Rosch Chodesch war
es nicht möglich, sie durch eine Trauerrede zu ehren, wie sie es verdient
hatte. Möge Gott die Hinterbliebenen in ihrem Schmerze wieder aufrichten.
Ihre Seele sei eingebunden in den
Bund des Lebens." |
Zum Tod von Zacharias Rosenthal (1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1925: "Griesheim
(bei Darmstadt), 25. Oktober (1925). von einem schweren Schicksalsschlag
ist unsere Gemeinde kurz vor Festausgang durch den Heimgang des Zacharias
Rosenthal betroffen worden, nachdem derselbe noch an beiden Tagen, wenn
auch bereits im 76. Lebensjahre stehend, jedoch in völliger Gesundheit
und Rüstigkeit die Schacharit-Gebete vorgetragen und die Gemeinde,
wie immer an den ehrfurchtgebietenden Tagen, durch seine meisterhafte
Vortragsweise hingerissen hatte. Ja, es war ihm sogar noch vergönnt, mit
hinaus zum Taschlich-Gebet zu gehen, um so rein vor seinem
Schöpfer erscheinen zu können, von dem er, kaum zu Hause angekommen,
durch einen unerwartet schnellen Tod angerufen wurde. Was er als Jehudi
sowie als Mensch war, wissen alle diejenigen zu würdigen, die ihn gekannt
und ihm nahe gestanden hatten. Ein echter Jehudi von altem Schrot und Korn
war Zacharias Rosenthal, der es mit der Erfüllung der Gebote genau nahm,
als erster das Gotteshaus besuchte und als letzter wieder verließ, dabei
ein Mensch von edlem, geradem Charakter, der sich bei allen seinen
Nebenmenschen beliebt zu machen wusste. In seinem Familienkreise bestand
wie wohl selten in einer Familie das schönste und harmonischste
Einvernehmen. Die durch ihn hinterlassene Lücke ist unauffüllbar und der
Schmerz sehr groß. Möge Gott insbesondere der einzigen Tochter,
die so sehr an ihrem Vater - seligen Andenkens - hing, sowie allen
Familienmitgliedern und Verwandten reichen Trost spenden. seine Seele
sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Leopold Rosenberg, langjähriger
Gemeindevorsteher und mehrere Jahre Vorsitzender der Chewra Kadischa (1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Februar 1930: "Griesheim
bei Darmstadt, 2. Februar (1930). Am vergangenen Freitag wurde das
Mitglied unserer Gemeinde, Leopold Rosenberg, im 67. Jahre zur ewigen Ruhe
bestattet. Ein ungeheurer Leichenzug, wie man ihn noch selten hier gesehen
haben dürfte, bewegte sich durch unseren Ort. Aus nah und fern war ein
großer Kreis von Freunden und Bekannten herbeigeeilt, um dem Verstorbenen
die letzte Ehre zu erweisen, ein Beweis dafür, welcher Beliebtheit und Wertschätzung
er sich überall erfreute. An der Bahre entwarf Herr Rabbiner Dr. Merzbach
aus Darmstadt ein Lebensbild, wie der Verblichene seiner Familie und
seinen Mitmenschen gegenüber war. Um ihn trauert eine fromme, treue
Gattin, die den Schmerz in ihrer wahren Frömmigkeit mit seltener
Gottergebenheit erträgt, sowie fünf wohl erzogene Kinder, die ermessen
könne, was sie in dem Vater verloren haben. Er bekleidete ferner 21 Jahre
das Amt eines israelitischen Gemeindevorstandes und war auch ein
musterhafter Führer seiner Gemeinde dadurch, dass er, durchdrungen von
einem wahren Frömmigkeitsgefühl, zu jeder Zeit ihr als erster im
Gotteshause mit leuchtendem Beispiel voranging. Außerdem stand er auch
einige Jahre an der Spitze der hiesigen Chewra Kadischa. Der
Verstorbene, der noch vor mehreren Wochen seinem Alter entsprechend noch
rüstig war, wurde plötzlich auf das Krankenlager geworfen, auf dem er
einer tückischen Krankheit erlag. - Möge Gott die Anverwandten
trösten. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Jonas Stern (1930)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 19. Juni 1930: "Griesheim bei Darmstadt, 15. Juni
(1930). Wie ein Lauffeuer durcheilte die Schreckenskunde unseren Ort, dass
Jonas Stern, der noch am Schabbat Behar Bechukotai (das war
Schabbat, 24. Mai 1930) den Gottesdienst in der Synagoge in völliger
Gesundheit besuchte, in der Nacht auf Sonntag im erst vollendeten 42.
Lebensjahre infolge eines Herzschlages unverhofft in ein besseres Jenseits
abgerufen wurde. Die Teilnahme an dem schweren Schlage, von dem die
Familie, eine junge Witwe mit einem zweijährigen Kinde, sowie die alten
Eltern und Geschwister des so früh Dahingegangenen betroffen wurden, ist
eine allgemeine, das der Heimgegangene der Haupternährer der Familie war
und sich allüberall wegen seines leutseligen Wesens großer Beliebtheit
erfreute. Dafür legte das Leichenbegängnis beredtes Zeugnis ab, an dem
sich eine unübersehbare Menschenmenge beteiligte. An der Nahre hob Herr
Rabbiner Dr. Merzbach, Darmstadt, unter anderem die Eigenschaften und
Verdienste hervor, die der Verstorbene als Jehudi und Mensch besessen. Mit
seinem Heimgang ist in der Familie sowie auch in der ganzen Gemeinde eine
große Lücke gerissen worden, die nicht mehr ausgefüllt werden kann.
Möge Gott die junge Gattin, Eltern und Angehörigen in ihrem Schmerz
wieder aufrichten und trösten. Seine Seele sei eingebunden in den Bund
des Lebens." |
Zum Tod des praktischen Arztes Dr. Josef Heilbronn (1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Oktober 1930: "Griesheim
bei Darmstadt, 26. Oktober (1930). Von einem schweren Schlag wurde die
hiesige Israelitische Gemeinde, wie auch ein großer Teil der hiesigen Bevölkerung
durch das Ableben des praktischen Arztes Dr. med. Josef Heilbronn
betroffen. Einer frommen Familie aus Thann in
der Rhön entstammend, ließ er sich im Jahre 1903 hier nieder und übte
seine ärztliche Praxis als ein tüchtiger Arzt aus. Und wie er ein
Meister darin war und dadurch volles Zutrauen genoss, so verstand er es
auch durch sein gutmütiges Wesen und seinen liebenswürdigen mit Humor
gewürzten Charakter sich beliebt zu machen. Ein tückisches, plötzlich
aufgetretenes Herzleiden hatte ihm im noch mannhaften Alter von erst 54
Jahren ein jähes Ende bereitet, von dem er in den Kliniken Darmstadt und
Heidelberg vollständige Wiedergenesung erhoffte, die aber leider nicht in
Erfüllung gehen sollte. Bei dem großen Leichenbegängnis, das von der
Beliebtheit des Verstorbenen beredtes Zeugnis ablegte, hoben Herr Rabbiner
Dr. Bienheim, sowie insbesondere ein Vetter und Studienkollege, Herr Dr.
med. Stern in Darmstadt, die hervorragenden Eigenschaften des Verblichenen
hervor, wie auch die hiesigen Kollegen und ein Vertreter des Darmstädter
Ärztevereins seiner in tief empfundener Weise gedachten. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
80. Geburtstag der Frau von Josef Mendel (= Fanny
Mendel geb. Reinheimer, 1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Januar 1931: "Griesheim
bei Darmstadt, 18. Januar (1931). Am 28. Januar wird Frau Josef Mendel,
hier, Obendorferstraße 68, 80 Jahre alt." |
Zum Tod von Fanny Mendel geb. Reinheimer
(1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. April 1933: "Griesheim,
26. April (1933). Am 1. April verschied nach längerem Kranksein Frau
Fanny Mendel geb. Reinheimer im Alter von 82 Jahren. Die Dahingeschiedene
hatte sich durch ihren lauteren Lebenswandel und ihre
Menschenfreundlichkeit die Liebe und Achtung ihres näheren und weiteren
Bekanntenkreises erworben. Als gottesfürchtige Frau war sie bis zu ihrer
Erkrankung die erste eifrigste Besucherin der Synagoge. Auf Gottes Hilfe
vertraute sie stets und in seinem Sinne ging sie ihre Wege. Mit ihr
verliert die Gemeinde eine gottergebene, pflichtbewusste und jederzeit
hilfsbereite Frau. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Lehrlingssuche des Holz-, Eisen- und Düngergeschäftes
von Elias Joseph (1890)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. September 1890:
"Ich suche für mein Holz-, Eisen- und Düngergeschäft, Schabbat
und Feiertag geschlossen, einen Lehrling oder angehenden Commis.
Eintritt kann sofort erfolgen.
Elias Joseph, Griesheim bei Darmstadt." |
Anzeige der Metzgerei J. Katzenstein (1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. November 1900:
"Prima koscher Landwurst,
per Pfund 1 Mark, versendet gegen Nachnahme
J. Katzenstein, Griesheim bei Darmstadt." |
Anzeige des Manufakturwarengeschäftes von Wolf Löb
(1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1900:
"Junges, braves Mädchen
für Hausarbeit, dem auf Wunsch Gelegenheit geboten ist, sich im Geschäfte
auszubilden, suche per sofort oder später. Gefällige Offerten und
Gehaltsansprüche an
Wolf Löb, Manufakturwaren, Griesheim bei
Darmstadt." |
Anzeige von Metzgermeister Hermann Levi (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. September 1901:
"Ein braver anständiger Junge
kann die Metzgerei unter günstigen Bedingungen gründlich erlernen.
Eintritt kann sofort erfolgen.
Hermann Levi, Metzgermeister, Griesheim bei
Darmstadt." |
Anzeige der Metzgerei von Adolf Levi (1904)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Februar 1904: "Ein
braver Junge
kann die Metzgerei und Wurstlerei gründlich erlernen. Eintritt auf
Ostern. Samstags und Feiertage geschlossen.
Adolf Levi, Metzger, Griesheim bei Darmstadt." |
Anzeige des Metzgermeisters J. Katzenstein (1904)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. April
1904:
"Suche per sofort einen Lehrling,
der bei mir die Schlachterei und Wurstlerei gründlich erlernen kann,
unter günstigen Bedingungen. Samstags und Feiertage geschlossen.
J. Katzenstein, Griesheim bei Darmstadt."
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Anzeige des Manufaktur- und Schuhwarengeschäfte von Wolf
Löb (1918)
Anzeige im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 4. Oktober 1918: "Für
mein Manufaktur- und Schuhwarengeschäft (Samstag und Feiertage
geschlossen) sowie zur Stütze der Hausfrau eine tüchtige Verkäuferin
gesucht. Angebote mit Gehaltsansprüchen sowie Bild (freie Station im
Hause) an Wolf Loeb, Griesheim bei Darmstadt." |
Sonstiges
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert:
Grabstein in New York für Meyer Mayer
aus Griesheim (1839 ? - 1885)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.
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Grabstein für
"my beloved husband
and our dear father Meyer Mayer
born in Griesheim Hessen-Darmstadt
Dec. 2, 1839 (?)
Died March 29, 1885". |
Kennkarten
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
der in Griesheim
geborenen Haty David geb. Löb und der
in Griesheim wohnhaften Johanna Mayer
geb. Lichtenstein |
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Kennkarte (ausgestellt in Mainz
1939) für Haty David geb. Löb
(geb. 17. Juli 1884
in Griesheim
bei Darmstadt) wohnhaft in Mainz, am 25. März 1942
deportiert ab Mainz - Darmstadt
in das Ghetto Piaski, umgekommen
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KK
(Darmstadt 1939) für Johanna Mayer
geb. Lichtenstein (geb. 15. Februar 1874), wohnhaft
in Griesheim, am 27. September 1942 deportiert
ab Darmstadt in das Ghetto Theresienstadt, wo
sie am 3. Februar 1943 umgekommen ist |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betsaal vorhanden (Standort im
sogenannten "Judenhof", offenbar ein Gemeindehaus mit
Lehrerwohnung und Betraum).
Eine Synagoge bestand seit 1812. Die Synagoge wurde 1902 umgebaut und
hatte danach 57 Männer- und 30 Frauenplätze.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die
Inneneinrichtung der Synagoge durch SA-Leute (Standarte 115 der SA-Brigade
Starkenburg) demoliert, die Kultgegenstände wurden verbrannt. Die Gedenktafel
für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Griesheimer Juden wurde zerschlagen. Das
Synagogengebäude blieb erhalten, bis es im August 1944 bei beim
Luftangriff zerstört wurde.
1984 wurde von der Stadt im Rahmen des Parkplatzausbaus an der Ecke
Hintergasse/Gäßchen (Synagogenstandort) eine Gedenktafel angebracht.
Zunächst enthielt sie nur den Text: "Hier stand die Synagoge mit der jüdischen Schule bis zu ihrer
Zerstörung beim Bombenangriff im August 1944". Inzwischen lautet
der Text der Gedenktafel: "Hier stand seit 1812 die Synagoge und
Judenschule. 1938 durch Nationalsozialisten entweiht, die Einrichtung zerstört.
1944 durch Bombenangriff vernichtet."
Adresse/Standort der Synagoge: Hintergasse
11
Fotos
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Es sind noch keine
Fotos/Darstellungen der Synagoge in Griesheim vorhanden;
über Hinweise
oder Zusendungen freut sich der Webmaster der "Alemannia
Judaica";
Adresse siehe Eingangsseite. |
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Gedenktafel für die
Synagoge (2005)
(Quelle: Martin Krapp, Malchen; aus: www.synagogen.info) |
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Im ehemaligen jüdischen
Kaufhaus Loeb
an der Groß-Gerauer Straße befindet
sich heute das Museum
der Stadt
(Quelle: www.museum-griesheim.de) |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Mai 2010:
Verlegung von
"Stolpersteinen" in Griesheim (erneute Verlegung im März
2013)
Anmerkung: es wurden Stolpersteine verlegt für Ludwig und
Otto Löb vor dem früheren Kaufhaus der Familie Löb in der
Groß-Gerauer-Straße. Diese Stolpersteine wurden im November 2012 von
unbekannten Personen aus dem Pflaster entwendet. Ersatz-Stolpersteine
wurden am 11. März 2013 neu verlegt. |
Artikel in "Echo-online.de" vom
27. April 2010 (Artikel):
"Was geschah mit Griesheimer Juden?
Geschichtsunterricht: Projekt von GHS-Gymnasialklassen findet mit Stolpersteinverlegung am 4. Mai seinen Abschluss
GRIESHEIM. Zur Erinnerung an die ehemals in Griesheim lebende jüdische Kaufmannsfamilie Loeb werden am Dienstag (4.), 9.30 Uhr, zwei so genannte
'Stolpersteine' vor dem Loeb'schen Haus in der Groß-Gerauer-Straße 18, dem heutigen Sitz des Heimatmuseums, verlegt..." |
*Hinweis: Das Ergebnis des
Schulprojektes der Gerhart-Hauptmann-Schule "Griesheim in der Zeit
des Nationalsozialismus (1933-1945)" ist als pdf-Datei
eingestellt. |
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Mai bis November
2010: Ausstellung über
"Juden in Griesheim" |
Artikel in der Website des Museums Griesheim (Artikel):
"Gegen das Vergessen: Juden in Griesheim
Vom 16. Mai bis 09. November 2010 war die Ausstellung sonntags von 14.00 bis 17.00 Uhr geöffnet.
An folgenden Sonntagen fand jeweils um 15.00 Uhr eine Führung durch die Ausstellung statt:
23. Mai, 20. Juni, 22. August, 12. September, 3. Oktober, 7. November.
Das Museum Griesheim befindet sich in einem Wohn- und Geschäftshaus, das am Anfang des
20. Jahrhunderts von einem jüdischen Geschäftsmann errichtet wurde..." |
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Mai 2014: Zweite
Verlegung von 12 weiteren "Stolpersteinen" in Griesheim
Anmerkung: es wurden am 30. Mai 2014 insgesamt 12 Stolpersteine
verlegt in der Oberndorfer Straße 68 für Joseph, Isaak und Markus
Mendel, in der Hintergasse 13 für Gustav, Martha und Ludwig Löb sowie
den Lehrer Leopold Posnansky und in der Wilhelm-Leuschner-Straße 22 für
die fünfköpfige Familie Sternfels: Samuel und Johanna Sternfels mit
ihren Kleinkindern Ludwig, Walter und Lotte. |
Stummer Aufruf gegen den Hass (veröffentlicht am 02.06.2014 00:06 auf echo-online.de) |
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September 2016:
Dritte Verlegung von 13 weiteren
"Stolpersteinen" in Griesheim
Anmerkung: es wurden Stolpersteine verlegt in der
Wilhelm-Leuschner-Str. 20 für Hermine und Arnold Mayer, in der
Wilhelm-Leuschner-Str. 18 für Julius, Alice, Günther und Helmut
Rosenberg, in der Pfungstädter Str. 21 für Wilhelm, Zerline, Ludwig,
Alma und Minna Wolff, in der Pfungstädter Str. 14 für Johanna und
Leopold Mayer. |
Artikel von Peter Keller in echo-online.de
vom 3. September 2016: "Griesheim. Erinnerung an jüdische Mitbürger.
STOLPERSTEINE Am Dienstag werden 13 weitere Mahnmale vor ehemaligen Wohnorten verlegt
GRIESHEIM - Dreizehn weitere Stolpersteine verlegt der Künstler Gunter Demnig in Griesheim. Er kommt dazu am Dienstag, 6. September, in die Stadt. Die Mahnmale aus Messingtafeln auf gegossenen Betonwürfeln werden vor den Anwesen verlegt, in denen die von den Nazis verfolgten Menschen jüdischer Abstammung ihren letzten Wohnort hatten, bevor sie fliehen mussten.
Auftakt der Veranstaltung ist um 9.30 Uhr im Ausstellungsraum des Griesheimer Museums. Dort können Gedenkblätter für die internationale Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem ausgefüllt werden. Das Programm wird gestaltet von der AG
'Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage' der Gerhart-Hauptmann-Schule.
Danach befestigt Gunter Demnig die Stolpersteine im Pflaster. Erster Anlaufpunkt ist um 11.30 Uhr die Wilhelm-Leuschner-Straße 20, wo an den Journalisten Arnold Mayer und seine Mutter Hermine gedacht werden. Um 11.40 Uhr geht es an der Wilhelm-Leuschner-Straße 18 weiter, wo an die Familie von Julius Rosenberg erinnert wird, der Teilhaber des Textilgeschäfts Libmann-Levi war. Danach geht um 12.15 an die Pfungstädter Straße 21. Dort existierte dereinst die alteingesesse Kohlenhandlung Wolff. An der Pfungstädter Straße 14 wird an Johanna und Leopold Mayer um 12.40 Uhr gedacht, die Erben der Seifenfabrik
'Gebrüder Mayer'. Beide kamen in Konzentrationslagern der Nazis ums Leben..."
Link zum Artikel: Erinnerung an jüdische Mitbürger (Echo Online, 03.09.2016)
Link zum Artikel: Erinnerungsarbeit im Knien (Echo Online, 07.09.2016)
Link zur Website
der Gerhart-Hauptmann-Schule Griesheim - Schule ohne Rassismus - Schule
mit Courage |
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November 2017:
Gedenkblätter werden der Holocaustgedenkstätte
Yad Vashem überreicht |
Artikel in echo-online.de vom 17. November
2017: "Griesheimer Gedenkblätter in Yad Vashem. ERINNERUNGSARBEIT Arbeitsgemeinschaft Stolpersteine übergibt Schriftstücke in Israel
GRIESHEIM - (pit). In der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem in Israel erinnern seit Kurzem Gedenkblätter an die vor dem Nationalsozialismus in Griesheim lebenden Juden. Die Arbeitsgemeinschaft Stolpersteine hatte im vergangenen Jahr die Aktion in Gang gebracht und Informationen zu den ehemaligen Mitbürgern zusammengetragen.
Die Übergabe der Erinnerungsblätter erfolgte nun direkt im Lesesaal der Holocaustgedenkstätte. Von der Stolperstein AG war Gunhild Menges aus Griesheim nach Israel gereist, heißt es vom Museumsverein. Sie übergab Zvi Bernhardt, stellvertretender Direktor der Halle der Namen, die Schriftstücke aus Griesheim.
Unter Anleitung von Heike Jakowski, der Leiterin der Stolperstein AG, hatten zahlreiche Griesheimer Bürger für jeden jüdischen Mitbürger, der bis 1940 in Griesheim gelebt hat, Originalvorlagen der Gedenkblätter aus Yad Vashem ausgefüllt. Diese unterscheiden sich darin, ob die Person den Tod durch das Nationalsozialistische System erlitt oder ob ein Überleben möglich wurde, eventuell durch rechtzeitige Auswanderung, heißt es vom Museum. Die Blätter werden jetzt in der
'Halle der Namen' auf dem Mount Herzl in Israel aufbewahrt."
Link zum Artikel: Griesheimer Gedenkblätter in Yad Vashem (Echo Online, 17.11.2017)
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Januar 2018:
Über die Arbeit des "Arbeitskreises Stolpersteine" in Griesheim
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Artikel von Gudrun Hausl in echo-online vom
16. Januar 2018: "Im Gedenken an Holocaust-Opfer
GRIESHEIM - Mit dem Schicksal der Juden in Griesheim und der Verlegung
weiterer Stolpersteine beschäftigte sich der 2013 gegründete Arbeitskreis
Stolpersteine, der dem Verein Heimatmuseum Griesheim angegliedert ist, in
seiner turnusmäßigen Sitzung. Wie Heike Jakowski ausführte, lebten 1933, im
Jahr der nationalsozialistischen Machtübernahme, insgesamt 84 Juden in
Griesheim.
Um die Geschichte aufzuarbeiten und für eine freie, tolerante, die
Menschenrechte achtende Gesellschaft einzutreten, wurden für 27 von ihnen
bereits Stolpersteine verlegt. Eine Spendenzusage für weitere elf
Verlegungen liegt nun vor. Der Arbeitskreis einigte sich darauf, für die
fünfköpfige Metzgerfamilie May, die im Mai 1937 nach New York auswanderte,
für die fünfköpfige Familie Buxbaum und die im gleichen Haus wohnenden
Schwestern Selma Wolff und Emma Jüngster Steine verlegen zu lassen und damit
an weitere Opfer des nationalsozialistischen Regimes zu erinnern.
Möglicher Termin am 9. November. Mit den Anwohnern soll zeitnah
gesprochen, ein entsprechender Termin bei dem Künstler und Projektleiter
Gunter Demnig beantragt werden. Absoluter Wunschtermin für die Verlegung ist
der 9. November und damit der Tag, an dem sich die Pogromnacht zum 80. Mal
jähren wird. 'Dieser Termin würde uns begeistern, selbstverständlich sind
wir aber für jeden Termin offen', erklärte Heike Jakowski.
BISHER 27 STOLPERSTEINE IN GRIESHEIM. In Griesheim liegen zurzeit
27 Stolpersteine vor acht Häusern. Sie erinnern an: Hermine und Arnold Mayer
in der Wilhelm-Leuschner-Straße 20, Julius, Alice, Günther und Helmut
Rosenberg in der Wilhelm-Leuschner-Straße 18, an Wilhelm, Zerline, Ludwig,
Alma und Minna Wolff in der Pfungstädter Straße 21. Weitere Stolpersteine
wurden verlegt für Johanna und Leopold Mayer in der Pfungstädter Straße 14
sowie für die Familie Mendel in der Oberndorfer Straße, Gustav, Martha und
Ludwig Löb sowie Leopold Posnansky in der Hintergasse 13, sowie für die
fünfköpfige Familie Sternfels, die in der Wilhelm-Leuschner-Straße 22 zu
Hause war. 1933, im Jahr der national-sozialistischen Machtübernahme,
lebten in Griesheim insgesamt 84 Juden. (sab)
Wie Gabriele Winter, die Vorsitzende des Vereins Heimatmuseum Griesheim,
betonte, werde der Verein an diesem Tag auf jeden Fall eine besondere
Veranstaltung organisieren. Die Mitglieder des Arbeitskreises begrüßten
diese Initiative und machten erste Vorschläge. Eventuell könne der Standort
der ehemaligen jüdischen Synagoge in der Hintergasse aufgewertet oder durch
Licht- und Ton-Projektionen am Haus Löb in der Groß-Gerauer-Straße das
damalige Geschehen transparent gemacht werden, meinten sie. Von ihrer Reise
nach Jerusalem zur Holocaustgedenkstätte Yad Vashem und der Übergabe der
Gedenkblätter von den vor dem Nationalsozialismus in Griesheim lebenden
Juden an Zvi Bernhardt, stellvertretender Direktor der Halle der Namen,
berichtete Gunhild Menges in Wort und Bild. Zum Tagesordnungspunkt
'Öffentlichkeitsarbeit' erinnerte Heike Jakowski an die Lesung des
Briefwechsels 'Empfänger unbekannt' im November vergangenen Jahres, die rund
70 Zuhörer anlockte und stellte eine eigene, von Anne Holtmann-Mares
erstellte Website vor. Ob diese allerdings auch öffentlich gemacht oder mit
der Homepage des Museumsvereins verknüpft werden soll, blieb offen."
Link zum Artikel |
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Oktober 2018:
Weitere "Stolpersteine" verlegt
Anmerkung: es wurden "Stolpersteine" verlegt für die Familie Stern in der
Karlstraße 5 (Bäckerei), für die Familie Wolff in der
Wilhelm-Leuschner-Straße 19 (Kohlenhandlung) und in der Kreuzgasse 2 für die
Familie May (Metzger). Damit liegen 41 "Stolpersteine" in Griesheim.
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Artikel von Gudrun Hausl in "echo-online.de"
vom Oktober 2018: "Weitere Stolpersteine in Griesheim gesetzt
Im Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus verlegt der Künstler Gunter
Demnig 14 Plaketten in Griesheim. Unter anderem wird der Familie Stern, die
eine Bäckerei hatte, und der Metzgersfamilie May gedacht.
GRIESHEIM - Seit 1992 verlegt der in Köln lebende Künstler Gunter Demnig
'Stolpersteine', kleine quadratische Messingtafeln, die im Boden eingebracht
an das Schicksal jener Menschen erinnern sollen, die in der Zeit des
Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert oder vertrieben wurden.
Auch in Griesheim wurden inzwischen für 41 von 85 Juden, die 1933 in
Griesheim lebten, Stolpersteine verlegt. Sie alle wurden von Sponsoren
finanziert. 'Grundlage für Gunter Demnigs Arbeit ist die Idee, die abstrakte
Zahl der Opfer aus der Anonymität zu holen. Indem das Erinnerungszeichen vor
die letzte frei gewählte Wohnung der Opfer gelegt wird, kehren sie ganz
leise in unsere Gedanken zurück, wenn wir das zulassen. Es ist ein Angebot,
das man wahrnehmen kann, aber nicht wahrnehmen muss', erklärte Heike
Jakowski von der Stolperstein-AG bei der Verlegung der letzten 14 Steine an
vier verschiedenen Stellen. Das 1992 gestartete Projekt mit fast 70 000
Steinen in 2000 Kommunen in 24 Staaten Europas sei mittlerweile das größte
dezentrale Mahnmal der Welt und Griesheim somit eine Komponente dieses
Kunstwerks. 'Wir alle, die hier stehen, sind aufgewachsen im Umfeld großer
Freiheit', betonte Heike Jakowski bei der Verlegung von fünf Steinen in der
Karlstraße 5. Doch sollte klar sein, dass 'Freiheit immer die
Freiheit des Andersdenkenden ist', meinte sie und zitierte damit Rosa
Luxemburg, bevor die Vita der Familie Stern verlesen wurde, die dort ab 1903
eine Bäckerei betrieb und 1937 in die USA floh. An der
Wilhelm-Leuschner-Straße 19 erinnern ab sofort zwei Steine an die
Kohlenhändlerfamilie Wolff und an der Kreuzgasse 2 weitere sechs
Steine an die Metzgerfamilie May. Während Gunter Demnig vor den jeweiligen
Häusern die Stolpersteine in das Gehwegpflaster einfügte, verlasen Schüler
der Gerhart-Hauptmann-Schule die Vitae der Betroffenen und sorgten gemeinsam
mit Lehrerin Sabine Köbler für musikalische Beiträge. Der Erste Stadtrat
Klaus Rinecker verlas eine vorbereitete Rede des erkrankten Bürgermeisters
Geza Krebs-Wetzl. 'Die Stolpersteine erinnern daran, dass es unsere Nachbarn
waren, die verfolgt wurden. Wir alle empfinden tiefe Scham für das, was
passiert ist', hieß es darin. 'Der Kreis schließt sich an dieser Stelle',
erklärte Gabriele Winter, die Vorsitzende des Vereins Heimatmuseum
Griesheim, bei der Verlegung des letzten Steins vor dem Loeb’schen Haus in
der Groß-Gerauer-Straße. Vor acht Jahren wurden an gleicher Stelle auf
Initiative von Schülern der Gerhart-Hauptmann-Schule bereits Stolpersteine
für Ludwig und Otto Loeb, die Betreiber des ehemaligen Kaufhauses Loeb,
verlegt. Nun kam ein Stein für die Verkäuferin Lea Löw dazu. 'Ich denke, das
ist ein kraftvolles Zeichen, das wir heute setzen', betonte Gabriele Winter.
'Wir alle, die wir heute hier sind, stehen für eine tolerante Gesellschaft',
ergänzte sie und dankte der Stolperstein-AG für ihr fast zehnjähriges
Engagement."
Link zum Artikel |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 279-281. |
 | Keine Abschnitte bei Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 und dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. |
 | Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen I Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 35. |
 | Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 147-148. |
 | Griesheim - 100 Jahre in Bildern. 1999. |
 | Griesheim - von der steinzeitlichen Siedlung bis zur
modernen Stadt. 1991. |
 | Ein Rundgang durch das alte Griesheim - mit
Erläuterungen von Karl Knapp: pdf-Datei,
online zugänglich.
Mit Erwähnung einiger jüdischer Häuser sowie der Gedenkstätte für die
ehemalige Synagoge. |

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Griesheim Hesse. A mere handful of
Jews lived there from the 17th century. Numbering 174 (5 % of the total) in
1861, the community played a major role in Griesheims development. While the
Nazis won only 11 % of the 1930 Reichstag vote, in the July 1932 elections they
reached 32 %. Persecution of local Jews began in March 1933. On Kristallnacht
(9-10 November 1938), SA troops from Darmstadt vandalized the synagogue and
townspeople destroyed Jewish property. After 1933, more than half the remaining
62 Jews emigrated, the rest settling elsewhere in Germany.

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