Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Synagogen in Bayerisch Schwaben


Hürben (Stadt Krumbach, Landkreis Günzburg) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur    

Es besteht eine weitere Seite mit Texten zur jüdischen Geschichte in Hürben (interner Link) 
   
   
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
   
In dem seit 1902 nach Krumbach eingemeindeten Hürben bestand eine zeitweise große jüdische Gemeinde bis 1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit Anfang des 16. Jahrhunderts zurück. 1504 lebten vier jüdische Familien am Ort. Nach 1518 bzw. 1540 zogen mehrere jüdische Familien zu, die aus Donauwörth bzw. Neuburg a.d. Kammel vertrieben worden waren. 
   
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischer Einwohner wie folgt: 1809 421 jüdische Einwohner (46,0 % von insgesamt 914), 1911 458 (47,7 % von 960), 1839 576, nach 1840 Höchstzahl von 652 Personen, 1871 332 (dazu 10 in Krumbach, 27,1 % der Einwohnerschaft von Hürben), 1880 251 (20,8 %), 1900 123 (9,9 % von 1.241, dazu 3 in Krumbach). Bis ins 19. Jahrhundert hinein lebten die Juden vor allem vom Handel mit Vieh, Landesprodukten und Geld. 1839 zählte Hürben innerhalb der 116 jüdischen Familien und 13 Witwen, 289 männliche und 287 weibliche Personen. Unter den Berufen gab es einen Rabbiner, zwei Lehrern, 56 konzessionierten Kauf- und Handelsleuten, elf Hausierhändlern, einen Seifensieder, vier Bäckern, vier Metzgern, zwei Schuster, einen Schneider, vier Tuchmacher, zwei Uhrenmacher, einen Barbier, sechs Ökonomen, einen Taglöhner, einen Tuchscherer, einen Hutmacher, einen Buchbinder, einen Glaser, einen Drechsler, einen Hafner, einen Stricker, einen Lebküchner, sechs Weber, einen Weißgerber, einen Kürschner, einen Spengler, einen Bürstenbinder, zwei Briefboten. Im Laufe des 19. Jahrhunderts eröffneten jüdische Personen Handlungen, Handwerksbetriebe und Fabriken am Ort, die von großer wirtschaftlicher Bedeutung für den Ort und die Region waren. 
 
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts war die Zahl der jüdischen Einwohner durch Aus- und Abwanderung zurückgegangen. 1910 wurden noch 94, 1925 79 jüdische Einwohner gezählt. Bis Anfang der 1930er-Jahre hatten die jüdischen Einwohner bedeutenden Anteil an der wirtschaftlichen Entwicklung Hürbens / Krumbachs inne. Einige von ihnen waren Stadträte.  
 
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Elementar-/Religionsschule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde waren zur Blütezeit der Gemeinde (vgl. Bericht von 1842) ein Rabbiner und bis zu drei Lehrer an der jüdischen Schule angestellt. 1842 starb Elementarlehrer Joseph Kahn, der von 1815 bis 1842 an der Schule tätig war.  
  
Als Rabbiner waren im 18./19. Jahrhundert tätig: bis 1777 Rabbiner Jakob ben Mordechai Kahn; 1777 bis 1827 sein Sohn Rabbiner Israel-Isser Kahn und von 1927 bis zum seinem Tod 1875 Rabbiner Hayum Schwarz. Nach seinem Tod wurde Hürben dem Bezirksrabbinat Ichenhausen zugeteilt. Zeitweise war noch bis zu seinem Tod 1894 als Ortsrabbiner Mordechai Rosenthaler am Ort.    
    
Im Ersten Weltkrieg ist gefallen: Unteroffizier Emil Buff (geb. 14.9.1896 in Krumbach, gef. 19.7.1916).   
   
Um 1925
waren die Vorsteher der jüdischen Gemeinde die Herren J. Weißkopf, Julius Oettinger, Gustav Götz, Ludwig Höchstädter, Samuel Neuburger, Julius Buff und Jakob Manasse. Als Lehrer und Kantor wirkte Isidor Kahn (Verfasser der Gemeindegeschichte), als Schächter und Synagogendiener Manasse Prinz. An jüdischen Vereinen bestanden:  der Israelitische Frauenverein (gegr. 1836 mit dem Ziel der Unterstützung hilfsbedürftiger Kranker), der Israelitische Männerverein (Chebra Kadischa, gegr. 1751, Ziele: Krankenpflege und Bestattungswesen), der Israelitische Ausstattungsverein (gegr. 1825, Ziel: Brautausstattung), ein Industrieverein (Ziel: Ausbildung hilfsbedürftiger Lehrlinge), der Israelitische Holzverteilungsverein (gegr. 1842, Ziel: Verteilung von Brennmaterial an Hilfsbedürftige), der Israelitische Verein für Ferienkolonien. Anfang der 1930er-Jahre waren die Gemeindevorsteher Jakob Spanier (1. Vorsitzender) und Julius Oettinger (2. Vorsitzender, Schriftführer und Schatzmeister). Lehrer und Kantor war nach dem Tod von Isidor Kahn (Ende 1930) Walter Seligmann. 1933 waren unter den jüdischen Einwohnern 15 Händler/Kaufleute, ein Bankier, ein Molkereibesitzer und drei Lehrlinge. Die Gemeinde gehörte zum Bezirksrabbinat Ichenhausen.   
     
Nach 1933 richteten sich nationalsozialistische Aktionen alsbald gegen die jüdischen Einwohner. Neben den üblichen Boykottmaßnahmen wurden beispielsweise im Juli 1937 im Haus von Manasse Prinz die Fenster eingeworden; im Oktober 1937 wurden im jüdischen Friedhof Grabsteine umgeworfen. Im Frühjahr 1938 musste das Erholungsheim für jüdische Kinder in Krumbach, das bis zu 60 Kinder und Jugendliche Beherbergen konnte, geschlossen werden. Bis 1941 verzogen 18 jüdische Einwohner von Krumbach / Hürben in andere Orte, 27 konnten auswandern. 16 wurden 1942 von Krumbach aus deportiert und wurden ermordet.   
  
Von den in Hürben/Krumbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", einige Namen in den Listen von Yad Vashem beziehen sich allerdings auf Krumbach / Niederösterreich; abgestimmt mit der Liste von G. Römer, Leidensweg s.Lit. S. 181): Regina Adler geb. Reich (1886), Hedwig Bauer geb. Stein (1890), Meta Bauer (1917), Adolf Blum (1880), Elsa Blum (1923), Ernst Blum (1924), Henriette Blum geb. Bach (1860), Irma Blum geb. Koppel (1888), Mira Blum (1887), Klara Bühler geb. Neuburger (1883), Betti (Betty) Götz (1901), Martha Götz (1886), Arnold Goldberg (1935), Dina Goldberg (1934), Josua (Josi) Goldberg (1936), Mina Goldberg geb. Oppenheimer (1903), Willy Goldberg (1896), Hanny Grünsfeld geb. Weil 1898), Josef Guggenheimer (1873, vgl. Angaben bei Garmisch-Partenkirchen), Julius A. Guggenheimer (1878), Samuel Gundelfinger (1882), Heinrich Harburger (1865), Jacob Harburger (1879), Johanna Harburger (1881), Sigmund Harburger (1883), Sophie Harburger (1870), Louis Heinemann (1865), Benno Höchstädter (1887), Rosa Holländer geb. Reich (1878), Julius Kahn (1870), Karoline Klein geb. Harburger (1886), Lina Kohn geb. Thannhauser (1869), Paula Kothe geb. Landauer (1864), Julius Lachmann (?), Grete Landau (1916), Mathilde Landauer geb. Guggenheimer (1854), Peppi Josefine Landauer geb. Guggenheimer (1865), Albert Levinger (1874), Emma Mann geb. Oettinger (1884), Rosalie Marx geb. Rosenhelm (1875), Abraham Adolf Metzger (1876), Frieda Mühlfelder geb. Barbier (1864), Albert Mühlhäuser (1878, Stolperstein in Speyer), David Mühlhäuser (1874), Jakob Mühlhäuser (1895), Bertha Neuburger (1890), Klara Neuburger (1882), Laura Neumann geb. Obermeier (1862), Alfred Oettinger (1891), Betty (Babette) Oettinger (1888), Ignaz (Isaak) Oettinger (1882), Johanna Oettinger (1925), Klara Öttinger (1885), Max (Maxl) Oettinger (1922), Sidonia Oettinger geb. Gärtner (1894), Gustav Oppenheimer (1870), Johanna Rosenhelm (1872), Bertha Salomon geb. Rosenhelm (1867), Bernhard Schwarz (1862), Sabine Selinger (1862), Jeanette Stein (1883), Julius Stein (1885), Hermine Stettauer (1873), Friederike Weil geb. Stein (1875), Jenny Weil (1877, deportiert von Köln nach Lódz), Sabine (Sabina) Wolf geb. Höchstädter (1875).   
   
Einige wenige der Deportierten haben überlebt wie der aus Hürben gebürtige und später in Konstanz wohnhafte Max Mann, der von Konstanz am 20.10.1940 nach Gurs deportiert und dort bis zum 17.8.1943 interniert war. Auf Grund seines Alters wurde er nicht nach Auschwitz gebracht. Er starb am 12. April 1950 in einem Altenheim in Aix les Bains (Information von Uwe Brügmann, Konstanz, Recherchen für Stolpersteine in Konstanz; Quelle: Standesamt von Aix les Bains).   
     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge     
   
Die jüdische Gemeinde besaß eine 1675 erbaute und in den Jahren 1710 und 1765 erweiterte Synagoge
   
1819
wurde nach Plänen von Johann N. Salzgeber aus Buch bei Illertissen eine neue Synagoge errichtet, die 1863 und 1908 jeweils renoviert wurde. Aus der Geschichte der Synagoge liegen einzelne Berichte aus jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts vor: 
   
Kritik an "unwürdigem Benehmen" in der Synagoge (1842)  

Huerben Israelit 19Jh 12061842.jpg (55179 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit des 19. Jahrhunderts" vom 12. Juni 1842: "Schmerzlich muss dagegen das sein, was man jetzt noch von der zahlreichen Gemeinde in Hürben (Königreich Bayern) hört. Außer an dem Sabbat vor dem Passah- und dem Versöhnungsfest hört man dort selten die Predigt des göttlichen Wortes in der Synagoge. In dieser erscheint der eine mit einem Hut, der Andere mit einer Kappe, der dritte gar mit der ehrwürdigen breiten Haube, und die Konfirmation, welche auf den Antrag der Kreissynode schon eingeführt war, und einen sehr guten Eindruck auf die Gemeinde machte, wurde auf den Antrag einiger Eiferer wieder abgestellt."  

   
Christlich-jüdisches Erntedankfest in der Synagoge (1847)  

Huerben AZJ 13091847.jpg (102674 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. September 1847: aus einem längeren Bericht über die Situation jüdischer Gemeinden in Bayern: "Ein würdiges Seitenstück zu diesem hat sich jüngst in der 3 Stunden von Ichenhausen entfernten Gemeinde Hürben ereignet. Die dortigen christlichen Einwohner wollten auch ein Erntefest feiern, um dem Geber alles Guten für den reichen Segen zu danken, den er nach so harter Zeit der Prüfung verliehen. Der Pfarrer wollte aber davon Nichts wissen und meinte, da man den Einwohnern dort keine Not angesehen, so wäre der Dank auch nicht gerade nötig und weigerte sich deshalb, die Kirche zu diesem Zwecke herzugeben. Da wurde nun der dortige Rabbiner Herr Schwarz ersucht, die Synagoge zu einem Erntedankfest herzugeben und eine dem Zwecke angemessene Predigt zu halten. Der Herr Rabbiner erklärte sich umso mehr hierzu bereit, als auch die Israeliten dort ein solches Fest begehen wollten. Es wurde nun der erste Fruchtwagen passend verziert und mit Musik begleitet in den Synagogenhof geführt. Die sämtlichen Einwohner des Ortes begaben sich in das israelitische Gotteshaus und der Rabbiner hielt eine Predigt, die alle Herzen ansprach, alle Gemüter tief ergriff und die ihm die Liebe aller Hörer erwarb. Abends wurde ein Mahl gegeben, zu welchem auch die Landgerichtsassessoren geladen waren und viele und herzliche Toaste wurden dem israelitischen Geistlichen gebracht."  

   
Dankgottesdienst im Blick auf die rechtliche Verbesserung der Situation der jüdischen Bewohner Bayerns (1861)  

Huerben Israelit 18121861.jpg (91132 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Dezember 1861: "Hürben, bei Augsburg. Dem in Ihrer Zeitschrift 'Der Israelit' Nr. 48 ausgesprochenen Wunsche hat unser ehrwürdiger Herr Rabbiner, Rabbi Hayum Schwarz, Folge geleistet; indem sich am 2. Tage von Chanukka die Mitglieder der israelitischen Gemeinde in der Synagoge dahier zu einem feierlichen Gottesdienst versammelten, um Gott zu danken, dass er das Herz des Königs und seiner Minister gelenkt habe, die Juden, von dem schon so lange schmachvoll auf ihnen lastenden Joche zu befreien und zugleich auch für das Heil unseres geliebten Königs zu beten; diese Feierlichkeit wurde noch besonders durch die Feier des hohen Geburtsfestes unseres Königs erhöht. Der Herr Rabbiner hielt eine dem Gegenstand angemessene, gehaltvolle Rede. Diesem feierlichen Akte, wohnten auch die Spitzen der Gerichtsbehörden und der christlichen Geistlichkeit bei. - 
Mögen auch bald noch die anderen, die bayerischen Juden belastenden Ausnahmegesetze aufgehoben werden. - L.G." 

  
Einweihung der restaurierten Synagoge (1908) 

Krumbach AZJ 25091908s.jpg (73643 Byte) Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. September 1908: "Krumbach, 11. September (1908). In feierlicher Weise wurde durch den Distriktsrabbiner Dr. Cohn die Einweihung der prächtig restaurierten hiesigen Synagoge vollzogen. Ursprünglich im Empirestil gehalten, wurde bei der Renovierung im Jahre 1872 aus unbekannten Gründen die alte Malerei übertüncht und zugedeckt. Maler Schnitzler von hier hat die alten Ornamente freigelegt und in prächtigen Farben und Tönen wieder hergestellt, dass sie die Bewunderung der Besucher des Gotteshauses erregen. Die heilige Lade ist sehr geschmackvoll im gleichen Stile restauriert und war an diesem Abend mit einem fast 200 Jahre alten, reich gestickten Vorhang geschmückt. Möge das schöne Gotteshaus seiner hehren Bestimmung geweiht sein, und der Gottesdienst auf Herz und Gemüt veredelnd wirken!"

   
Im Zusammenhang mit den Ereignissen in der Pogromnacht im November 1938 drangen am 11. November SA-, SS- und Gestapomänner in Zivilkleidung in die Synagoge ein. Sie zwangen jüdische Gemeindeglieder, ihre Bücher, Torarollen und Toraschmuck auf Lastwagen zu werfen. Das Inventar und die Kultgegenstände wurden zerstört. Das Gebäude selbst blieb weitgehend unbeschädigt (vgl. Foto unten) und wurde nun von der Gestapo beschlagnahmt. Seit Kriegsbeginn wurde die ehemalige Synagoge als Heulager der Wehrmachts-Raufuttersammelstelle zweckentfremdet. Am 30. August 1940 wurde das Gebäude für 7000 RM an die Stadt verkauft. Am 26. November 1939 brannte es durch Brandstiftung nieder. Auf Grund der schweren Schäden wurde die Ruine auf Anordnung des Regierungspräsidenten von Schwaben vom 30. September 1940 abgebrochen. Im Dezember 1941 waren die Abbrucharbeiten beendet. An die ehemalige Synagoge erinnert heute ein Gedenkstein.   
  
  
Standort: Synagogengasse in Hürben; die ehemalige jüdische Schule war Synagogengasse 3 (abgebrochen 1964); die ehemalige Mikwe wird seit 1945 als Wohnhaus genutzt (Synagogengasse 10). 

Hinweis zur ehemaligen Mikwe (rituelles Bad) in der Synagogenstraße (Stand der Informationen Februar 2012): das Gebäude der Mikwe ("Judentauch") wurde 1833 im ägyptischen Baustil errichtet. 1938 musste die jüdische Gemeinde das Gebäude zwangsverkaufen. Der neue Besitzer verwendete sie zunächst als Ziegenstall. 1945 wurde sie zum Wohnhaus umgebaut und als solches bis heute genützt. Das Gebäude befindet sich in Privatbesitz. Der Heimatverein Krumbach e.V. möchte das Gebäude schon einige Zeit erwerben und rückbauen. Es ist dem Verein freilich bislang - auf Grund der Weigerung der zuständigen Behörden / Personen - nicht gelungen, das Gebäude in den Denkmalschutz aufnehmen zu lassen.      

   
   
   
Fotos 
Historische Fotos: 
(die historische Mehrbild-Ansichtskarte ist aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries; ab der zweiten Bildreihe stammen die Fotos - ausgenommen das erste Foto der zweiten Bildreihe links - aus der Sammlung Theodor Harburger: Quelle: Central Archives for the History of the Jewish People, Jerusalem; großenteils veröffentlicht in "Die Inventarisierung jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern. Jüdisches Museum Franken. 1998; die nachfolgenden Fotos wurden direkt von den Central Archives zur Verfügung gestellt)  

Rechts: Historische Mehrbild-Ansichtskarte 
von Hürben (verschickt: 1897)   
Huerben PK 8356.jpg (195043 Byte) Huerben PK 8356a.jpg (140887 Byte)
 

Die Karte trägt einen Ankunftsstempel von München vom 15. Oktober 1897. Die Karte wurde nach Gern in München verschickt
und trägt einen Münchner Postankunftsstempel vom 15. Oktober 1897. Sehr schön zu erkennen auf dem Foto ist unter anderem die Uhr der Synagoge.   

     
Huerben Synagoge 001.jpg (83805 Byte) Krumbach Synagoge 003.jpg (45309 Byte) Huerben Synagoge 009.jpg (67205 Byte)
Die Synagoge in Hürben. 
Quelle: H. P. Schwarz (Hg.): Die Architektur
 der Synagoge 1988 S. 160 Abb. 201)  
Derselbe Blickwinkel Links vor der Synagoge der Gemischt-
 warenladen von Markus und 
Fanny Rosenthaler (Quelle: G. Römer,
 Schwäbische Juden S. 273)
 
 
      
Huerben Synagoge 010.jpg (74568 Byte) Krumbach Synagoge 001.jpg (41090 Byte) Krumbach Synagoge 002.jpg (32516 Byte)
Isidor Kahn in der Synagoge. Kahn war 
von 1897 bis 1924 Lehrer und 
Vorsänger in Hürben (gest. 1930) 
Innenansicht Blick zum Toraschrein
   
     
Krumbach Toraschrank 01.jpg (41194 Byte) Krumbach Toraschild 01.jpg (41301 Byte) Krumbach Sederschuessel 01.jpg (60055 Byte)
Der Toraschrank  Toraschild  Sederschüssel  
     
Krumbach Toravorhang 01.jpg (85876 Byte) Krumbach Toravorhang 02.jpg (82555 Byte) Krumbach Toramantel 01.jpg (73956 Byte)
Toravorhang  Anderer Toravorhang  Toramantel 
      
    Krumbach Mikwe 01.jpg (56100 Byte)    
    Die Mikwe in Hürben um 1928 (heute:
 Gebäude Synagogengasse 10, dient 
seit 1945 als Wohnhaus) 
   
     
Die ehemalige Synagoge nach der
Zerstörung beim Novemberpogrom 1938 
(Quelle: Stadtarchiv Krumbach)
   
     

Fotos aus einem Familienalbum 
(Quelle: Josefa Theresia Ruter geb. Seitz: Meine Kindheit 1937 bis 1952 in Krumbach/Schwaben. Privat für Familienangehörige erschienen im Frühjahr 2012; weiteres in der Website der Familie Ruter unter www.ruter.de/?p=2718)
Anmerkung: Familie Seitz wohnte seit 1930 in der Synagogengasse 8 in Hürben. Das Haus der Familie war das letzte in der Gasse; gegenüber stand das Gebäude der "Judenschule". Im Haus Synagogengasse 2 war das "Rabbinerhaus"; die Fotos wurden freundlicherweise von der Familie zur Verfügung gestellt).  

Huerben Judenbad 010.jpg (48847 Byte) Huerben Judenschule 012.jpg (66276 Byte)  Huerben Synagoge 055.jpg (61445 Byte)
 Auf dem Tisch eine 1932 geborene Tochter
 der Familie Seitz; rechts ist das Gebäude 
des Judenbades zu sehen (1934). 
 Familienfoto von 1935 in der Synagogen-
 gasse (hinten links die Synagoge, 
rechts die "Judenschule") 
 Die ausgebrannte Synagoge nach der Brandstiftung
 im November 1939

rechts am Rand das Gebäude der "Judenschule".
     
Huerben Judenschule 011.jpg (88338 Byte) Huerben Judenschule 010.jpg (48154 Byte)  
 Vor dem Gebäude der "Judenschule",
vermutlich um 1937 
    
 Im Hintergrund das Gebäude der
 "Judenschule"; das Mädchen im 
Vordergrund ist im Mai 1943 geboren
 

 
Fotos nach 1945/Gegenwart:  

Foto April 1987
(Foto: Hahn)
Huerben Synagoge 150.jpg (96416 Byte)   
    Der Gedenkstein auf dem Standort 
der Synagoge in Hürben
    
     
Fotos 2004:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum
 23.7.2004)
Huerben Synagoge 154.jpg (98637 Byte) Huerben Synagoge 151.jpg (75589 Byte)
     Der alte Gedenkstein Das ehemalige Synagogengrundstück - 
der Grundriss der Synagoge ist durch
 Plattenbelag markiert.
 
      
Huerben Synagoge 155.jpg (57697 Byte) Huerben Synagoge 156.jpg (21781 Byte) Huerben Synagoge 150.jpg (23305 Byte)
Die neue Gedenkstätte    Straßenschild "Synagogengasse"
      
Huerben Synagoge 153.jpg (72057 Byte) Huerben Synagoge 152.jpg (65783 Byte)   
Die beiden Texttafeln der Gedenkstätte    

     
     
Weitere Erinnerungen an die jüdische Geschichte

Krumbach Heimatmuseum 005.jpg (22328 Byte)

Im Bereich des früheren Stadtteiles Hürben sind bis heute zahlreiche weitere Spuren der jüdischen Geschichte zu entdecken. Eines des markantesten früheren jüdischen Wohnhäuser ist das Gebäude des heutigen Mittelschwäbischen Heimatmuseums Krumbach in der Heinrich-Sinz-Straße 3-5 (siehe Foto, Quelle: Heimatmuseum Krumbach). Dieses Gebäude gehörte bis nach 1933 der bekannten Vieh- und Pferdehändler-Familie Neuburger. Bertha Neuburger wurde 1942 nach Piaski bei Lublin in Polen deportiert und ermordet. Ihr verbliebener Besitz, auch aus dem Zwangsverkauf des elterlichen Hauses, wurde ihr abgenommen.
Link zum Mittelschwäbischen Heimatmuseum Krumbach: hier anklicken  

     
     
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

September 2009: Beitrag über einen Rundgang am "Europäischen Tag der jüdischen Kultur"  
Huerben 0740.jpg (41196 Byte)Artikel von Julia Reiter in der "Augsburger Allgemeinen" vom 7. September 2009: "Thannhauser, Lachmann und Morgenthau
Krumbach/Hürben
Jahrhunderte prägte die jüdische Kultur den Krumbacher Ortsteil Hürben, bevor sie von den Nazis ausgelöscht wurde. Bei einem Rundgang durch Hürben am 'Europäischen Tag der jüdischen Kultur' rief Herbert Auer vom Krumbacher Heimatverein dies wieder in Erinnerung. Landauer, Lachmann, Thannhauser, Morgenthau: Der Spaziergang durch Hürben ist auch eine Begegnung mit bemerkenswerten Persönlichkeiten. Veranstalter der Aktion war das Heimatmuseum Krumbach.
Hürben bot zu Beginn des 19. Jahrhunderts für viele jüdische Mitbürger eine neue Heimat, die Gemeinde wuchs stetig mit einem jüdischen Anteil von rund 40 Prozent. Der erfolgreiche Geschäftsmann Leopold Landauer und sein Sohn Raphael bauten 1799 das Landauer-Haus und lebten dort mit ihrer Familie. Mehr als 100 Jahre lebten Juden in diesem Haus, bis das Anwesen 1902 an den Nichtjuden Karl Schwarz verkauft wurde.
Weiter ging es in der Heinrich-Sinz-Straße, wo der bis heute weltweit bekannte jüdische Kunstsammler Heinrich Thannhauser geboren wurde. Er gründete die 'Moderne Galerie' in München, wo Werke französischer Impressionisten ausgestellt wurden, aber später auch einige Bilder des Malers Pablo Picasso, der mit der Familie Thannhauser eng befreundet war. Thannhauser starb 1934 nach der Flucht vor dem NS-Regime in Luzern. Herbert Auer erklärte, dass sich die Kunstsammlung der Thannhausers im Guggenheim Museum in New York befindet und das Heimatmuseum sehr interessiert daran wäre, einen Teil der Ausstellung nach Krumbach zu holen.
Bekannter Zigarrenhändler.  Auch der Geschäftsmann Lazarus Morgenthau, der weit über europäische Grenzen für seinen Zigarrenhandel bekannt war, lebte zeitweise in Hürben und machte dort seine ersten unternehmerischen Erfolge als Schneider für Kinderkleider und Krawatten. Weiter ging die Reise zum Denkmal für die jüdische Bevölkerung Hürbens, dem Platz, an dem früher die Synagoge stand. Zwar überstand die Synagoge die Reichspogromnacht 1938, allerdings wurde sie später durch einen unbekannten Brandstifter zerstört. 
Eine der bekanntesten jüdischen Bürgerinnen Hürbens war wohl Hedwig Lachmann, eine deutsche Schriftstellerin, Übersetzerin und Dichterin. Bereits auf der Schule für höhere Töchter kam ihr außerordentliches Sprachtalent zum Ausdruck. Früh übersetzte sie Gedichte von Edgar Allan Poe und Oscar Wilde vom Englischen in das Deutsche, die bei deutschen Verlegern großen Anklang fanden. Auch Richard Strauß’ Oper Salome wurde von Hedwig Lachmann übersetzt, Herbert Auer betonte, dass dank ihr der Ort Hürben auch heute noch in vielen Opernprogrammen in Verbindung mit ihrer Übersetzung der Oper Salome zu finden ist.
Abschließend ging es zum ehemaligen jüdischen Friedhof Hürbens, wo die Schriftstellerin Hedwig Lachmann beigesetzt wurde. Während der NS-Zeit wurde der Friedhof mehrfach geschändet und Grabsteine als Baumaterial zweckentfremdet. 
 
Mai 2013: Das Denkmal am Synagogenplatz soll ergänzt werden   
Artikel von Maxi Eder in der "Augsburger Allgemeinen" vom 21. Mai 2013 (Link zum Artikel):  "Krumbach: Deportation: neue Gedenktafel
1942 wurden 14 Krumbacher Juden in Konzentrationslagern ermordet. Zur Erinnerung an das Grauen soll das Denkmal für die Synagoge ergänzt werden
 
Mit einem im Jahr 2004 errichteten Denkmal an der Stelle der zerstörten und abgebrannten Synagoge setzte der Krumbacher Heimatverein ein Zeichen gegen das Vergessen. Nun könnte das Denkmal durch eine Tafel zur Erinnerung an die 1942 deportierten und ermordeten Juden ergänzt werden. 
Auf der Aufschrift soll es einen mahnenden Hinweis auf die deportierten Juden geben und die Namen der Bürger sollen zum Gedenken aufgelistet werden. 'Am Text wird noch gefeilt', meint Willi Fischer, 2. Vorsitzender des Krumbacher Heimatvereins. Die Kosten sollen etwa 5000 bis 8000 Euro betragen. Beim Projekt Gedenktafel arbeitet Fischer mit der Stadt eng zusammen. Initiator des Projektes ist CSU-Stadtrat Wilhelm Kielmann. Von jeder Fraktion wurde ein Beauftragter für die Thematik abgestellt. Dies sind neben Kielmann Klemens Ganz (UFWG), Ildiko Sugar-Bunk (JW/OL) und Christoph Helmes (SPD). Ein anderer Vorschlag war, das Denkmal auf dem Westfriedhof aufzustellen, neben den Namen der in den beiden Weltkriegen Gefallenen und Vermissten. Der Synagogenplatz sei jedoch geeigneter, findet Willi Fischer, da die 14 Juden in Hürben gewohnt haben und auch von dort deportiert wurden.
Führungen beginnen am Denkmal. Außerdem beginnen Führungen des Heimatvereins durch Hürben an dieser Stelle und die Teilnehmer können in Zukunft durch das neue Denkmal regelmäßig an das Geschehene erinnert werden. 'Die Gedenktafel wird in ihrer Form gebrochen gehalten, um den Bruch in der über 400-jährigen Geschichte Krumbachs durch den Verlust unseres Krumbacher jüdischen Glaubens mit dem schrecklichen Ereignis der Deportation und Ermordung zu versinnbildlichen', so Wilhelm Kielmann. Als Material soll Kalkstein verwendet werden, passend zu bereits am Ort vorhandenen Schrifttafeln. 2004 wurde an der Stelle, an der die Krumbacher Synagoge 1939 den Flammen zum Opfer fiel, zur Erinnerung ein Denkmal errichtet. Zuvor wurde 1971 an diesem Platz ein Gedenkstein aufgestellt."    
 
September / Oktober 2014: Im Heimatmuseum ist eine Ausstellung zu den Synagogen in Schwaben zu sehen   
Artikel von Manfred Kellerin der "Augsburger Allgemeinen" vom 8. September 2014: "Krumbach. Synagogen waren prägend für Hürben und viele Orte in Schwaben. Eine Ausstellung im Heimatmuseum zeichnet die jahrhundertelange Entwicklung nach..."  
Link zum Artikel     
 
November 2019: Erinnerung an die Geschichte und die Zerstörung der Synagoge 
Artikel von Hans Bosch in der "Augsburger Allgemeinen" vom 23. November 2019: "Krumbach. Als in Krumbach die Synagoge brannte
Das jüdische Gotteshaus wurde im Jahr 1938 von der Gestapo beschlagnahmt und war danach Raufutter-Lager, bevor es am 26. November 1939 in Flammen aufging.
Es war nur ein kleiner Bericht mit dem Titel 'Ein Brand am Sonntagmorgen', der am 27. November 1939 im Krumbacher Boten erschien. Der weitere Text: 'Am gestrigen Sonntagmorgen durcheilte gegen 4 Uhr Feueralarm die schlafende Stadt. Das Gebäude der früheren Synagoge, das jetzt als Heulager verwendet wurde, stand in Flammen. Da die umliegenden Häuser stark gefährdet waren, musste die Freiwillige Feuerwehr Krumbach energisch eingreifen, um den durch 300 Zentner Pressheu gespeisten Brand auf seinen Herd zu beschränken, was ihr glücklicherweise gelang. Die Synagoge brannte innen vollständig aus. Das Feuer zerstörte auch den Dachstuhl, der teilweise zusammenstürzte. Den sehr massiv gebauten Außenmauern konnte das Feuer nichts anhaben. Über die Brandursache bestehen zwar, wie wir von der Polizeibehörde erfahren, Verdachtsgründe auf Brandstiftung; sie bedürfen jedoch noch einwandfreier Aufklärung.'
Wie sich zeigte, blieb vieles unklar. Zwar zweifelte niemand daran, dass das Feuer absichtlich gelegt wurde. Über den Brandstifter halten sich, wie Dr. Barbara Sallinger in der Krumbacher Stadtgeschichte und auch Walter Gleich in seinen 'Stichworten über Krumbachs Vergangenheit' schreiben, bis heute Gerüchte. Offiziell soll 'ein 62-jähriger Geisteskranker' den Brand gelegt haben, der dafür auch verurteilt wurde. Mehr ist über ihn nicht bekannt, zumindest schriftlich. Die offizielle Reichskristallnacht im gesamten Deutschland vom 9. auf 10. November 1938 fand also in Krumbach ein Jahr später statt. Und doch hatten die im ehemaligen Hürben noch verbliebenen Juden ab diesem Zeitpunkt und teilweise schon lange vorher, stark unter den Nationalsozialisten zu leiden. Immer wieder kam es zu ketzerischen und erniedrigenden Handlungen, ja sogar zu Verhaftungen und Abschiebungen. Der Bevölkerung sollte damit klar gemacht werden, dass es sich bei den Juden 'um entmenschlichte, gefährliche Wesen' handelt, wie Barbara Sallinger eruierte. Misshandlungen und Schmähungen waren an der Tagesordnung. Ein Beispiel: Der Jude und Pferdehändler Gustav Götz hatte auf Befehl der Gestapo in den Leichenwagen zu kriechen, den andere Juden zur Synagoge ziehen mussten.
So wundert es nicht, dass die Juden auch in Krumbach schon unmittelbar nach der Pogromnacht am 11. November 1938 die Synagoge räumen mussten. Darüber ist einen Tag später im Krumbacher Boten zu lesen: 'Gestern Abend wurde die Krumbacher Judenschaft zusammengetrommelt, um ihre Synagoge auszuräumen. Die seltene Gelegenheit, von der Arbeit schwitzende Juden zu sehen, wurde von vielen Volksgenossen wahrgenommen. Merkwürdige Dinge schleiften sie da aus ihrem Versammlungsraum und verluden die Gebetsrollen und die sonstigen mosaischen Utensilien auf die bereitstehenden Lastwagen der Gestapo. Auch die Judenschule mussten sie ausräumen. Ja wer hätte das gedacht, als Kurt Eisner (er war ab November 1918 bis zu seinem gewaltsamen Tod im Februar 1919 erster bayerischer Ministerpräsident) hoher Gast bei ihnen war oder als unsere einstigen Judengrößen in Kultur und Stadt Verwaltung ,machten’?' Darüber schreibt Barbara Sallinger in ihrem Bericht aus dem Jahre 1988 in den Heimatblättern des Heimatvereins weiter: 'Beim Betreten der Synagoge wurden die Juden von den Nazis angebrüllt und angepöbelt. Die Schmähungen und Misshandlungen und dazu Plünderungen und Zerstörungen hielten auch in den nächsten Tagen an.' Die Anteilnahme großer Teile der Bevölkerung beschreibt sie so: 'Die fatalistische Einstellung, nichts mehr sehen zu wollen aus dem Gefühl heraus, ja doch nichts daran ändern zu können, tauchte in den Aussagen verschiedener Augenzeugen auf, wie auch die Angst, eventuell selbst dranzukommen.' 
Fast ein Jahr später, am frühen Morgen des 26. Novembers 1939, also vor genau 80 Jahren, brannte dann die Krumbacher Synagoge. Schon Monate vorher war sie von den Nazis als Wehrmachtslager für Rauhfutter beschlagnahmt worden. Die Brandruine verlor bei der Gestapo an Bedeutung und wurde schließlich am 30. August 1940 für 7000 Reichsmark an die Stadt Krumbach verkauft. Wie Herbert Auer in der gleichen Broschüre schreibt, sollte das Gebäude abgebrochen und an seiner Stelle ein neues Feuerwehrhaus errichtet werden. Dagegen stemmte sich allerdings die Brandversicherung, die eine Wiederbebauung des Platzes forderte, was den Abbruch verzögerte. Dafür vorgesehene Kriegsgefangene waren wegen anstehender Erntearbeiten unabkömmlich. Erst im Dezember 1941 konnte der Vollzug der Abbrucharbeiten dem Gauleiter in Augsburg gemeldet werden. Die Kriegswirren und fehlendes Geld verhinderten den Bau des geplanten Gerätehauses. Die Stadt stellte in den Nachkriegsjahren in der kleinen Grünanlage einen Gedenkstein auf, bevor in jüngerer Zeit der Heimatverein das heutige Mahnmal in Form einer Mauerecke mit in den Boden eingelassenen Ziegelsteinen an Stelle der früheren Grundmauern errichtete. Inzwischen sanierungsbedürftig, soll die Anlage in den geplanten Um- und Ausbau der Heinrich-Sinz-Straße/Synagogengasse einbezogen und saniert werden.
Seit dem 16. Jahrhundert. Über die frühere Geschichte der Synagoge schreibt Auer, dass es vor dem Jahre 1675 in Hürben kein jüdisches Gebetshaus gegeben habe, obwohl bereits seit dem 16. Jahrhundert jüdische Familien ansässig waren. Auer nennt dafür zwei maßgebliche Gründe: Einmal beschränkte sich die Zahl der Juden auf wenige Personen und zum anderen mussten für die Abhaltung eines Gottesdienstes mindestens zehn erwachsene Männer anwesend sein. Der Dreißigjährige Krieg verringerte die Zahl der Juden auf drei Familien, die ihre Religion vermutlich in einem privaten Gebetsraum ausübten. Erst im Jahre 1675 erlaubte die Ortsherrschaft unter Graf Maximilian von Lichtenstein der Judenschaft den Kauf eines kleinen Gartengrundstücks für 30 Gulden auf dem dann das neue Gebetshaus erstand. In den folgenden Jahren stieg die Zahl der jüdischen Bewohner in Krumbach wieder an und zwar durch Zuzüge aus Neuburg an der Kammel, Hohenraunau und Deisenhausen und so war die Synagoge schon bald zu klein. 1710 folgte ein Anbau und nach der Vertreibung der Juden aus Thannhausen im Jahre 1718 eine weitere Erneuerung. Genau 100 Jahre später beauftragte die wachsende jüdische Gemeinde den Maurermeister Johann Salzgeber aus Buch zur Planung einer neuen Synagoge, bei deren Bau aus Kostengründen Steine und Holz des Vorgängerbaus verwendet wurden. Grundlegende Renovierungen gab es in den Jahren 1872 und 1908 im Inneren und Äußeren, bevor sich nach der Machtübernahme durch die NSDAP 1933 die Zahl der Gemeindemitglieder stetig verringerte. Das endgültige Aus des geistigen und religiösen Mittelpunkts der jüdischen Gemeinde in Krumbach kam dann im November 1938 durch die Entweihung und den Brand ein Jahr später. "
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Links und Literatur

Links:   

bulletWebsite der Stadt Krumbach  
bullet Zur Seite über den jüdischen Friedhof Hürben (interner Link) 
bulletWebsite des Heimatvereins Krumbach e.V. mit mehreren Seiten zur jüdischen Geschichte
Seite "Jüdische Geschichte" von Willi Fischer, Heimatverein Krumbach; hier auch eine Videoanimation der Hürbener Synagoge von Urike Jakob   
Seite "Die jüdischen Auswanderungen - Die Auswanderung der jüdischen Hürbener im 19. Jahrhundert" von Herbert Auer   
Seite "Gedenktafel für die vormalige jüdische Ferienkolonie" von Willi Fischer      
bulletWebsite des Mittelschwäbischen Heimatmuseums Krumbach 
bulletWebsite "Jewish Genealogy in Bavarian Swabia"   
bulletRolf Hofmann: Family Sheet Salomon Hoechstaedter of Huerben (pdf-Datei, intern eingestellt)  
bulletJüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben  www.jkmas.de  
bulletNetzwerk Historische Synagogenorte in Bayerisch-Schwaben www.juedisches-schwaben-netzwerk.de  
bulletDigitales Synagogenarchiv für Bayerisch-Schwaben www.synagogenarchiv.jkmas.de beziehungsweise http://archiv.jkmas.de    

Literatur:   

bulletBaruch Z. Ophir und Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte in Zerstörung. München und Wien 1979 S. 477-478.
bulletGernot Römer: Der Leidensweg der Juden in Schwaben. Augsburg 1983 (zum Ende der jüdischen Gemeinde Krumbach-Hürben: S. 85-88). 
bulletders.: Schwäbische Juden. Leben und Leistungen aus zwei Jahrhunderten. Augsburg 1990.
bulletHerbert Auer: Die Einbindung der Juden in das öffentliche Leben und das Vereinswesen in der Gemeinde Hürben/Krumbach. In: Geschichte und Kultur der Juden in Schwaben. Hg. von Peter Fassl (= Irseer Schriften Band 2). Sigmaringen 1994. S. 117-129. 
bulletders.: "In der Fremde leben meine Kinder...". Lebensschicksale kindlicher jüdischer Auswanderer aus Schwaben unter der Naziherrschaft. 134 S. Verlag Wißner 1996. 18,00 €. 
bulletders.: Hayum Schwarz, der letzte Rabbiner in Hürben. In: Geschichte und Kultur der Juden in Schwaben. Bd. 2. Hg. von Peter Fassl (= Irseer Schriften Bd. 5). Stuttgart 2000. S. 65-81.
bulletBenigna Schönhagen / Herbert Auer: Jüdisches Krumbach-Hürben. Einladung zu einem Rundgang. Reihe: Orte jüdischer Kultur. Haigerloch 2002.
bulletSynagogengedenkbuch BY 01.jpg (49758 Byte)"Mehr als Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band I: Oberfranken - Oberpfalz - Niederbayern - Oberbayern - Schwaben. Erarbeitet von Barbara Eberhardt und Angela Hager. Hg. von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz. Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3: Bayern. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im Allgäu.    (mit umfassenden Quellen- und Literaturangaben)
ISBN 978-3-98870-411-3.
Abschnitt zu Hürben/Krumbach 468-477.  
bulletSchwaben Synagogen Lit 1401.jpg (163447 Byte)"Ma Tovu...". "Wie schön sind deine Zelte, Jakob..." Synagogen in Schwaben. Mit Beiträgen von Henry G. Brandt, Rolf Kießling, Ulrich Knufinke und Otto Lohr. Hrsg. von Benigna Schönhagen. JKM Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben. 2014. 
Der Katalog erschien zur Wanderausstellung "Ma Tovu...". "Wie schön sind deine Zelte, Jakob..." Synagogen in Schwaben des Jüdischen Kultusmuseums Augsburg-Schwaben und des Netzwerks Historische Synagogenorte in Bayerisch-Schwaben.   

 
bulletZusammenstellung der Artikel zur jüdischen Geschichte von Krumbach-Hürben in den "Krumbacher Heimatblättern" - 
erstellt von Willi Fischer in Krumbach für "Alemannia Judaica" im August 2012:   
bullet
Heft 3 Reinhard Jakob: Gustav Landauer und Krumbach im Spiegel von Brief- und Zeitungsnotizen 
Heft 4/5 Reinhard Jakob: Emanzipation und Assimilation der Juden (1780–1870) 
Heft 4/5 Siegfried Münchenbach: Die Etappen der nationalsozialistischen Judenpolitik 
Heft 4/5 Barbara Sallinger: Zum Schicksal der jüdischen Gemeinde in Krumbach im Dritten Reich  
Heft 4/5 Herbert Auer: Chronologischer Abriss zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Hürben von Herbert Auer
Heft 4/5 Herbert Auer: Gemeindliche und religiöse Einrichtungen der Krumbach-Hürbener Judengemeinde von Herbert Auer
  1. Die Synagoge 
  2. Der israelitische Friedhof in Hürben-Krumbach
  3. Mikwe (Ritualbad der jüdischen Frauen)
  4. Die israelitisch-deutsche Volksschule
  5. Die jüdische Ferienkolonie
Heft 4/5 Herbert Auer: Vater und Tochter Lachmann  
Heft 4/5 Herbert Auer: Ein jüdisches Haus in Hürben (Heimatmuseum, Heinrich Sinz Straße 5)
Heft 4/5 Herbert Auer: Jüdische Unternehmer in Krumbach und Hürben  
Heft 4/5 Silvester Lechner: Ein Hürbener, der nationalsozialistischer Geschichtsfälschung widerstand  
Heft 9 Herbert Auer und Annegret Walz: Der Briefwechsel von Gustav Landauer mit seinen Töchtern in der Zeit der Räterepublik 
Heft 14 Willi Fischer:  500 Jahre jüdische Kultur in Krumbach-Hürben  
Heft 15 Michael Nagenrauft: Ein Hürbener macht die Tomate zum Gemüse und gründet die Kneipp-Werke  
Heft 16 Willi Fischer: Gedenktafel für die vormalige jüdische Ferienkolonie  
Heft 16 Herbert Auer: Die jüdische Auswanderung von Herbert Auer
Heft 16 Udo Sponsel und Helmut Steiner: Eine transatlantische Liebe im 19. Jahrhundert 
Heft 17 Buchvorstellung "Ihre Seelen seien eingebunden in das Bündel des Lebens", Dokumentation zum jüdischen Friedhof in Hürben von Herbert Auer
Heft 17 Rabbiner Hayum Schwarz (1800–1875) wieder zurück in Krumbach-Hürben
Heft 18 Manfred Keller: Einblicke in das jüdische Seelenleben 
Heft 18 Willi Fischer: Ein Grundstock für eine Hedwig Lachmann Bibliothek 
   
bulletHuerben Lit IMG_20150619_0001.jpg (93899 Byte) Neu in 2015:  Erwin Bosch / Esther Bloch / Ralph Bloch: Der jüdische Friedhof von Krumbach-Hürben. Reihe: Quellen und Darstellungen zur jüdischen Geschichte Schwabens Band 4.  
624 S. 350 Abb. in Farbe, eine Kartenbeilage. 44,80 €. Wißner-Verlag Augsburg 2015 www.wissner.com   ISBN 978-3-89639-990-8.  Informationen zum Buch auf Verlagsseite.  
Mit einführenden Kapiteln: u.a. Erwin Bosch "Die Entwicklung der jüdischen Gemeinde" (S. 13-43) 

      
       


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Krumbach-Huerben (in Jewish sources Hiche, Hirbe) Swabia. Jews are first mentioned in 1504, with newcomers arriving from Donauwoerth in 1518 and Neuburg in 1540 after the expulsions there. A cemetery was consecrated in 1608 and a synagogue in 1675. The Huerben community (consolidated with Krumbach in 1902) grew rapidly in the 18th century into one of the largest in Bavaria, with a Jewish population of 576 in 1839. A Jewish public school was opened in 1790. The Semitic scholar Samuel Landauer was born in Huerben in 1846. In 1933, 65 Jews remained, most merchants. The synagogue was vandalized on Kristallnacht (9-10 November 1938), and Jews were forced to liquidate their businesses shortly thereafter. Forty-five left in 1933-41, 17 emigrating to the U.S. and 18 to other German cities. Fifteen were deported to Piaski (Poland) via Munich on 3 April 1942.  
   
     

                   
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Stand: 17. April 2020