Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Jochsberg (Gemeinde Leutershausen, Kreis Ansbach)
Jüdische Geschichte / Synagoge  

       
Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

    
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde                  
    
Anmerkung: Angaben aus dem Buch von Karl Ernst Stimpfig (s. Lit.) konnten noch nicht eingearbeitet werden.  
        
In Jochsberg bestand eine jüdische Gemeinde bis um 1920. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. 1714 lebten sechs jüdische Familien am Ort, 1803 waren es 14 Familien mit zusammen 82 Personen. 
   
Die jüdische Gemeinde hatte an Einrichtungen eine Synagoge (siehe unten), in der sich auch die Religionsschule, die Lehrerwohnung und das rituelle Bad befanden. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorsänger und Schächter tätig war (siehe Ausschreibungstexte unten). Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof in Bechhofen beigesetzt. Die Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat Ansbach
   
Durch Aus- und Abwanderung der jüdischen Gemeindeglieder seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen Einwohner so stark zurück, dass die Gemeinde um 1920 aufgelöst werden musste. 1924 waren noch zwei jüdische Personen am Ort wohnhaft, die zur jüdischen Gemeinde in Leutershausen gehörten.
   
Von den in Jochsberg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Babette Ellinger (1884), Max Ellinger (1881), Frieda Ellinger (1878), Mina Fleischmann geb. Stern (1881), Jeanette Frenkel geb. Gutmann (1874), Benno Gutmann (1885), Gabriel Gutmann (1881), Hedwig Gutmann geb. Ellinger (1891), Thea Gutmann (1888), Rika Hecht geb. Jochsberger (1866), Karl Jochsberger (1874), Regina (Regine) Schloss geb. Jochsberger (1864). 
   
   
   
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer      
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1886 / 1887 (für Jochsberg) 1900 / 1907 (zusammen mit Leutershausen)   

Jochsberg Israelit 20051886.jpg (48261 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai 1886: "Annonce
Eine kleine Gemeinde sucht zum sofortigen Eintritt einen Religionslehrer, Vorbeter und Schächter. Der fixe Gehalt beträgt 350 Mark, Nebeneinkünfte 150 Mark nebst freier Wohnung und Beheizung. Reisekosten erhält nur der Akzeptierte vergütet. Offerten und Zeugnisse wolle man schleunigst zusenden an J. B. Enslein in Jochsberg bei Leutershausen (Bayern)."
 
Jochsberg Israelit 19051887.jpg (30139 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Mai 1887
"Die Gemeinde Jochsberg bei Ansbach sucht bis 1. August (1887) einen Religionslehrer, der zugleich Vorsänger und Schochet ist. Fixer Gehalt 400 Mark und Nebeneinkünfte circa 200 Mark. Bewerber wollen ihre Zeugnisse an den unterfertigten Vorstand einsenden. 
J.B. Enslein
". 
    
Jochsberg Israelit 26041900.jpg (63639 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. April 1900
"Die israelitische Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle in Leutershausen, mit Filiale Jochsberg, erledigt sich bis zum 15. Juli dieses Jahres. Das Einkommen beziffert sich auf 1.200 Mark nebst freier Wohnung und Heizung. Ferner ist noch Gelegenheit gegeben, in einer Nachbargemeinde den Religionsunterricht zu erteilen gegen eine Vergütung von 150 Mark. Ledige Bewerber wollen ihre Gesuchte spätestens 15. Mai an den unterfertigten Kultusvorstand richten. Leutershausen (Mittelfranken), 23. April (1900). 
Max Enslein, Kultusvorstand."
  
Leutershausen Israelit 30091902.jpg (71852 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. September 1902: "Die erledigte Religionslehrer-, Schochet- und Vorbeterstelle Leutershausen - Jochsberg ist bis spätestens 1. Januar 1903 mit einem ledigen, seminaristisch gebildeten Herrn zu besetzen. Der Gehalt beläuft sich auf 14-1500 Mark. Auch ist Gelegenheit geboten, eine Filiale mit zu übernehmen. Gesuche mit Zeugnisabschriften sind zu richten an  
Max Enslein, Kultusvorstand, 
Leutershausen, Mittelfranken."     
  
Jochsberg Israelit 10101907.jpg (43108 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Oktober 1907
"Wir suchen für unsere Gemeinde mit Filiale Jochsberg einen 
Vorbeter, Schächter und Religionslehrer.
 
Gehalt inklusive Nebeneinkommen ca. 14-1500 Mark. 
Leutershausen (Bayern). 
Der Vorstand der Synagogen-Gemeinde."

  
Zum Tod von Lehrer Hirsch Weil - 52 Jahre Lehrer in Jochsberg - Kolmberg (1891)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1891: "Aus Mittelfranken. Vergangenen Freitag vor dem Heiligen Schabbat Schekalim wurde der 95-jährige Lehrer Hirsch Weil - er ruhe in Frieden - zu Grabe getragen. Derselbe wirkte 52 Jahre lang ununterbrochen in den Gemeinden Jochsberg - Kolmberg. Sämtliche Männer der Gemeinden Leutershausen, Jochsberg und Kolmberg, die siebzigjährigen nicht ausgeschlossen, sind mit Ausnahmen von zweien dessen Schüler. An der Beerdigung beteiligten sich die zahlreichen Anverwandten und viele Schüler des Dahingeschiedenen. Der Verblichene war ein frommer Mann (wörtlich: ein Frommer bzw. Gerechter, Sohn eines Frommen bzw. Gerechten), was auch Herr Lehrer Rosenstein bei der Beisetzung in Bechhofen unter Zugrundelegung sinnreicher Midraschim hervorhob. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."     

  
 
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
Zum Tod von Lehrer Emanuel Gutmann (1891, geb. in Jochsberg um 1815)      

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai 1891: "Mainz, 7. Mai. Unsere Religionsgesellschaft hat durch den Tod ein ehrwürdiges, durch seine Bescheidenheit und wahrhaft innige Frömmigkeit in allen Kreisen der hiesigen jüdischen Bevölkerung allgemein beliebtes Mitglied verloren. Herr Emanuel Gutmann ist Dienstagnacht plötzlich im Alter von 76 Jahren in ein besseres Jenseits abberufen worden. Der Verstorbene, in Jochsberg (im Text falsch: Joxberg) in Bayern geboren und zu den Segnungen der Tora hin erzogen, hatte das Studium der Tora während seines langen Lebens zu seiner Lieblingsbeschäftigung gemacht. Nachdem er in Neckarbischofsheim und in Trebur bei Groß-Gerau 24 Jahre zur vollsten Zufriedenheit seiner Gemeinden, in denen er Tora und G'ttesfurcht verbreitete, als Lehrer und Vorbeter segensreich gewirkt, versah er vom Jahre 1859 an bei der hiesigen Religionsgesellschaft eine Reihe von Jahren in gewissenhafter und pflichtgetreuer Weise das Amt eines Schochet. 26 Jahre lang fungierte er als Rabbi und Vorbeter bei dem 3. israelitischen Krankenverein dahier, in welchem seine von Herzen kommende und zu Herzen dringende Vortragsweise der Gebete die Anwesenden zu Andacht stimmte.
Auch wir beklagen in dem Dahingeschiedenen einen fleißigen, treuen und gewissenhaften Mitarbeiter. Seit der Gründung des 'Israelit' war Herr Gutmann an den vielverzweigten Arbeiten unserer Expedition beschäftigt.
Wir und mit ihm seine zahlreichen Freunde werden dem Verstorbenen stets ein ehrendes Andenken bewahren. Möge seine Seele eingebunden sein in den Bund des Lebens."  
Anmerkungen:  -  Schochet: Schächter
-  'Israelit': https://de.wikipedia.org/wiki/Der_Israelit 
       

  
    
    
Zur Geschichte der Synagoge                     
    
Die Synagoge in Jochsberg wurde 1804 erbaut. In dem Gebäude befanden sich auch Schulräume und ein rituelles Bad. Nach 1840 stand größere Renovierungsarbeiten an, die jedoch die finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde überstiegen. Daher wurde bei der Regierung die Durchführung einer Kollekte in den jüdischen Gemeinden des Landes (sc. Bayern) beantragt. Die Kollekte wurde genehmigt. Es konnte wohl noch 1842 die Synagoge renoviert werden.    

Die Durchführung einer Kollekte zur Reparatur der Synagoge (1842)     
  Artikel im "Intelligenzblatt von Unterfranken und Aschaffenburg des Königreichs Bayern vom 1. Februar 1842: "17. Januar 1842. An die fürstlich Löwensteinische Regierungs- und Justizkanzlei in Kreuzwertheim und an sämtliche Distrikts-Polizeibehörden des Regierungs-Bezirks.
(Die Gesuche der israelitischen Gemeinden Leutershausen und Jochsberg um die Bewilligung von Kollekten zur Reparatur ihrer Synagoge betreffend).
Im Namen Seiner Majestät des Königs.
Seine Majestät der König haben allergnädigst zu gestatten geruht, dass zur Aufbringung der Kosten für die Reparaturen in Leutershausen und Jochsberg, in Mittelfranken, Kollekten bei allen israelitischen Gemeinden des Königreiches veranstaltet werden. Die Distrikts-Polizei-Behörden werden daher angewiesen, diese Kollekte bei sämtlichen israelitischen Kultus-Gemeinden durch die Kultusvorsteher vornehmen zu lassen, und den Ertrag an das Expeditions-Amt der unterfertigten königlichen Stelle einzusenden. Das Resultat der Kollekte ist binnen 3 Wochen berichtlich anher anzuzeigen.
Würzburg, 12. Januar 1842.
Königliche Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg, Kammer des Innern. Graf Fugger.   Schwemmer, Sekt."     

       
Als die jüdische Gemeinde 1920 aufgelöst wurde, ist das Synagogeninventar in der Zeitschrift "Der Israelit" zum Kauf angeboten worden. An Inventar war vorhanden: Fünf Seforim (Torarollen), zwei Perochaus (also Toravorhänge vor dem Toraschrein), vier Messingleuchter (zur Beleuchtung der Synagoge), ein Taß (Schmuck der Torarolle), ein Almemor (Vorlesepult), ein Oraun Hakaudesch (Toraschrein), Stände (traditionelle Stehpulte) und Bänke: 

Jochsberg Israelit 08071920.jpg (49800 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juli 1920: "Infolge Auflösung der Gemeinde Jochsberg wird die Einrichtung der dortigen Synagoge im Ganzen oder einzeln dem sofortigen Verkaufe unterstellt. Sie besteht aus 5 Seforim, 2 Perochaus (eines davon ist Altertum), 4 Messingleichter, 1 Taß, 1 Almemor, 1 Orann Hakeudesch, Stände und Bänke. Interessenten steht die Besichtigung frei und sind Angebote an die Israelitische Kultusgemeinde Leutershausen, Mittelfranken zu richten. Falk Stern, Kultusvorstand."

Das Synagogengebäude wurde um 1920 verkauft und zu einem Wohnhaus mit Stall umgebaut. In der früheren Schule befindet sich seitdem eine Wohnung, im früheren Betsaal ein Stall. Die Ballustrade der Synagoge wird als Einfassung für den Misthaufen verwendet; ein Hochzeitsstein war bis 2004 vorhanden. Seit November 2004 ist er in der Dauerausstellung des Jüdischen Museums Schnaittach zu sehen.   
  
  
Adresse/Standort der SynagogeAm Ring 15  
  
  
Fotos    
(Fotos: Ulrich Metzner, Feuchtwangen, Aufnahmen von 2005)

Jochsberg Synagoge 200.jpg (38674 Byte) Jochsberg Synagoge 201.jpg (43253 Byte) Jochsberg Synagoge 202.jpg (33865 Byte)
Das Gebäude der ehemaligen Synagoge in Jochsberg von verschiedenen Seiten (von links: Südost / Süd / Straßenseite)
  
  Jochsberg Chuppastein 01.jpg (21243 Byte)  
  Der Chuppastein der Synagoge Jochsberg, seit 2004 im Jüdischen Museum in Schnaittach (Quelle: Ausschnitt aus Pressefoto N-ERGIE, Foto: Olaf Jaeschke)  

   
     

Links und Literatur   

Links:

bulletWebsite der Gemeinde Jochsberg mit Informationsseite zur ehemaligen Synagoge   

Literatur:  

bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 163-164.
bulletKarl Ernst Stimpfig: Die Juden in Leutershausen, Jochsberg, Colmberg und Wiedersbach. Leutershausen 2000. ISBN 3-922-175-42-2.     
bulletReese Lit 020.jpg (145046 Byte) Spuren jüdischen Lebens rund um den Hesselberg. Kleine Schriftenreihe Region Hesselberg Band 6. 
Hrsg. von Gunther Reese, Unterschwaningen 2011. ISBN 978-3-9808482-2-0  
Zur Spurensuche nach dem ehemaligen jüdischen Leben in der Region Hesselberg lädt der neue Band 6 der 'Kleinen Schriftenreihe Region Hesselberg' ein. In einer Gemeinschaftsarbeit von 14 Autoren aus der Region, die sich seit 4 Jahren zum 'Arbeitskreis Jüdisches Leben in der Region Hesselberg' zusammengefunden haben, informieren Ortsartikel über Bechhofen, Colmberg, Dennenlohe, Dinkelsbühl, Dürrwangen, Feuchtwangen, Hainsfarth, Heidenheim am Hahnenkamm, Jochsberg, Leutershausen, Mönchsroth, Muhr am See (Ortsteil Altenmuhr), Oettingen, Schopfloch, Steinhart, Wallerstein, Wassertrüdingen und Wittelshofen über die Geschichte der ehemaligen jüdischen Gemeinden. Am Ende der Beiträge finden sich Hinweise auf sichtbare Spuren in Form von Friedhöfen, Gebäuden und religiösen Gebrauchsgegenständen mit Adressangaben und Ansprechpartnern vor Ort. Ein einleitender Beitrag von Barbara Eberhardt bietet eine Einführung in die Grundlagen des jüdischen Glaubens. Eine Erklärung von Fachbegriffen, ein Literaturverzeichnis und Hinweise auf Museen in der Region runden den Band mit seinen zahlreichen Bildern ab. Das Buch ist zweisprachig erschienen, sodass damit auch das zunehmende Interesse an dem Thema aus dem englischsprachigen Bereich abgedeckt werden kann, wie Gunther Reese als Herausgeber und Sprecher des Arbeitskreises betont. Der Band mit einem Umfang von 120 Seiten ist zum Preis von 12,80 €- im Buchhandel oder im Evangelisch-Lutherischen Pfarramt Mönchsroth, Limesstraße 4, 91614 Mönchsroth, Tel.: 09853/1688 erhältlich E-Mail: pfarramt.moenchsroth[et]elkb.de 

     
      

                   
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Stand: 30. Juni 2020