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Kitzingen (Kreisstadt)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Bitte besuchen Sie auch die Website des
"Fördervereines ehemalige
Synagoge Kitzingen am Main e.V.":
www.synagoge-kitzingen.de
Übersicht:
Es besteht eine weitere
Seite mit Texten zur jüdischen Geschichte in Kitzingen (anklicken)
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
Vom Mittelalter
bis zur Ausweisung 1763
In Kitzingen bestand eine jüdische Gemeinde bereits im Mittelalter.
Die Geschichte dieser Gemeinde war bis Mitte des 14. Jahrhunderts "eine
Kette von Niederlassungen und Verfolgungen" (Germania Judaica II,1 S. 202).
Die erste Erwähnung ist aus dem Jahr 1243. Damals wurden aus unbekannten
Gründen sechs jüdische Männer und zwei Frauen erschlagen und danach gerädert.
Zwei andere jüdische Männer und eine Frau wurden gefoltert und gerädert. Die
nackten Leichen blieben 14 Tage auf den Rädern, ehe es möglich war, sie auf
dem jüdischen Friedhof in Würzburg beizusetzen. Letzteres ist ein Hinweis,
dass die Verstorbenen der jüdischen Gemeinde damals in Würzburg beigesetzt
wurden. 1298 fand die nächste Verfolgung unter den Horden des
"Ritters Rintfleisch" statt, dabei wurden elf jüdische Männer und
vier Frauen ermordet. 1328 wird ein Kyrsam (Gerschom) von Kitzingen in Würzburg
genannt, wo er sich niedergelassen hatte. Am 28. Februar 1336 wurden bei
der Armleder-Verfolgung fast alle Juden in Kitzingen durch zusammengerottete
Haufen erschlagen. 1340 wird in Speyer Jud Manne von Kitzingen, 1343ff wird in Nürnberg
Jud Feivelmann von Kitzingen genannt. Auch bei der Judenverfolgung in der Pestzeit
1348/49 wurden in Kitzingen Juden ermordet. Danach werden erst Ende des
14. Jahrhunderts wieder jüdische Einwohner in der Stadt genannt. Die jüdischen
Familien lebten vom Geldverleih, aber auch vom Versand koscheren Weins (wurde
nach Regensburg geliefert). In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wird
eine "Judenstraße" genannt.
Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts drohte den jüdischen Familien die
Ausweisung, nachdem aus mehreren Städten und Herrschaften der näheren und
weiteren Umgebung die Juden ausgewiesen worden waren. Um eine solche Ausweisung
verhindern zu können, verzichteten unter anderem acht oder neun Juden aus
Kitzingen auf alle Schuldforderungen gegenüber der Herrschaft und den
Untertanen. Dadurch hatten sie sich das Bleiberecht indirekt erkauft. Auch der
Beschluss zur Vertreibung aller Juden aus dem Fürstentum Ansbach 1515 hatte auf
die Kitzinger Juden keine Auswirkung, obgleich es ein markgräfliches Mandat an
die Stadt Kitzingen fordert. 1641 wurden 63 jüdische Einwohner gezählt,
1731 120. Erst in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts (1763) wurden die
Juden auf Grund religiöser Auseinandersetzung aus Kitzingen vertrieben, nachdem
die Stadt an das Hochstift in Würzburg gekommen war.
19./20. Jahrhundert
Nachdem 1861 durch das Emanzipationsedikt die Niederlassung von Juden in
allen Orten Bayerns möglich war, konnten auch in Kitzingen jüdische Familien
wieder zuziehen. Einer der ersten war im Januar 1863 Abraham Bär Stern aus Mainstockheim.
Von Seiten der Stadt gab es Interesse an ihrer Niederlassung. Man versprach sich
davon, dass die Kitzinger Wirtschaft und der damals daniederliegende Weinhandel
neue Impulse bekam. In den folgenden Jahrzehnten erlebten die jüdischen
Weinhändler in Kitzingen einen großen Aufstieg. Die Blütezeit lag
zwischen 1890 und dem Ersten Weltkrieg. Der erfolgreichste Kitzinger Weinhändler
war Max Fromm. 1906 zählte die Stadt 52 jüdische Weinhändler, 1930 69.
Eine jüdische Gemeinde war zum 1. Januar 1865 offiziell begründet
worden. 1871 wurde das Bezirksrabbinat von Mainbernheim
nach Kitzingen verlegt. Rabbiner waren u.a. Immanuel Adler (bis 1911), Dr. Josef
Wohlgemuth (1914-1935), Siegmund Hanover (Würzburg; Vertretung 1935-1937),
Dr. Gotthelf Isaiah Wohlgemuth (1937-1939). Texte aus der Geschichte des
Rabbinates siehe die Textseite.
Kurzbiographien zu den Rabbinern:
| Rabbiner Dr. Immanuel Adler (Rabbiner bis 1911):
geb. 1840 in Essingen, Pfalz, gest. 1911
in Kitzingen; Sohn des Rabbiners Josef Gabriel Adler (seit 1845 in
Burgpreppach) und der Sara geb. Scharf; Ausbildung in Würzburg in der
Jeschiwa von Seligmann Bär Bamberger und Universitätsstudium; 1868
Distriktsrabbiner in Mainbernheim; 1871 Verlegung des Rabbinatssitzes nach
Kitzingen. |
| Rabbiner Dr. Josef Wohlgemuth (Rabbiner von 1914 bis
1935): geb. 1885 in Königsberg (heute Kaliningrad), gest. 1935 in
Kitzingen; erhielt seine Ausbildung 1905 bis 1909 am Rabbinerseminar Berlin,
1909 Ordination; Seminarrabbiner am Würzburg Lehrerseminar (ILBA), 1910 bis
1912 Lehrer und Rabbiner (der Adass Jisroel) in Königsberg, 1913 bis 1935
Rabbiner in Kitzingen. |
| Rabbiner Dr. Gotthelf Isaiah Wohlgemuth (Rabbiner
von 1937 bis 1935): geb. 1915 in Kitzingen als Sohn von Rabbiner Josef
Wohlgemut, gest. 2008 in Elizabeth, Union, NJ/USA; erhielt seine Ausbildung
von 1932/33 an im Rabbinerseminar Berlin, 1937 Ordination; seit 1935
Religionslehrer in Kitzingen, seit September 1938 Rabbiner (auch für das
Bezirksrabbinat Ansbach zuständig); 1939 Emigration nach New York; auch in
den USA als Rabbiner und Lehrer tätig (bis nach
2000). |
Die Zahl der jüdischen
Einwohner nahm in Kitzingen zu von 57 (1867), 97 (1871), 337 (1880), 463 (1900) auf 478
(1910, Höchstzahl jüdischer Einwohner, 5,2 % der Gesamtbevölkerung). Die
jüdischen Einwohner Kitzingens engagierten sich in allen Bereichen des Lebens
der Stadt. Sie bekleideten auch öffentliche Ämter und brachte ihre Beiträge
zum Gemeinwohl der Stadt ein. Mehrfach wurden jüdische Bürger in den
Magistrat/Stadtrat gewählt. Neben dem Weinhandel gehörten jüdischen Familien
auch andere Geschäfte/Gewerbebetriebe (Bäckereien, Café, Metzgereien,
Lebensmittelgeschäfte, Eisenwarenhandlung, Privatbank, jüdische Ärzte und
Zahnärzte).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Sally Gerst (geb.
4.2.1880 in Kitzingen, gef. 17.6.1917), Richard Hirschberger (3.1.1896
Kitzingen, gef. 4.10.1916), Joseph Rorenthal (geb. 13.10.1881 in Kitzingen, gef.
3.6.1917), Gefreiter Isidor Schur (geb. 8.3.1893 in Kitzingen, gef. 6.2.1915),
Oberarzt Dr. Max Moses Schur (geb. 11.4.1885 in Kitzingen, gef. 19.12.1916),
Unteroffizier Josua Schur (geb. 20.11.1881 in Kitzingen, gef. 9.9.1914), Stephan
Sonder (geb. 26.5.1897 in Kitzingen, gef. 21.1.1917), Justus (Justin) Stein
(geb. 16.3.1890 in Rödelsee, gef. 29.8.1918), Wilhelm (Willy) Stein (geb.
28.5.1892 in Kitzingen, gef. 14.4.1917), Simon Weinberg (geb. 7.10.1895 in
Gersfeld, gef. 22.1.1917). Ihre Namen standen auf einer 1921 in der Synagoge
eingeweihten Gedenktafel (siehe Bericht unten). Außerdem sind gefallen: Moses
Mainzer (geb. 1.11.1890 in Kitzingen, vor 1914 in Nürnberg wohnhaft, gef.
2.4.1918), Unteroffizier Adolf Stern (geb. 14.4.1883 in Kitzingen, vor 1914 in
Nürnberg wohnhaft, gef. 16.9.1916), Gefreiter Ernst Strauß (geb. 8.11.1892 in
Kitzingen, vor 1914 in Nürnberg wohnhaft, gef. 7.7.1916).
Um 1924, als etwa 500 jüdische Personen in der Stadt
lebten (5 % von insgesamt etwa 10.000 Einwohnern), waren die Vorsteher der
Gemeinde J. Ullmann, Ed. Sonder, G. Gerst, M. Stein, J. Heidingsfelder, L.
Klugmann, B. Sonder, E. Charon, G. Lauber, M. Fromm. Rabbiner war seit 1914 Dr.
Josef
Wohlgemuth. Als Religionslehrer und Kantor war (seit 1900) Naftali Bamberger angestellt, als
Elementarlehrer Robert Einstädter (bis zu seiner Versetzung an die Volksschule
nach Nürnberg
1929) sowie als Schochet und Synagogendiener A. Fuchs.
An der Israelitischen Volksschule (gegründet 1914) und an der Religionsschule der Gemeinde wurden
18 Kinder unterrichtet. An den höheren Schule wurde Religionsunterricht
erteilt. An jüdischen Vereinen bestanden die "Armenkasse", der
Männerwohltätigkeitsverein Chebras Gemilus Chassodim (gegründet 1874, 80-100
Mitglieder), die Chewras Toras Emes (Leiter Hermann Schönfärber, 80 Mitglieder),
der Israelitische Frauenverein (gegründet 1873, 80-100 Mitglieder; Ziele
Unterstützung Hilfsbedürftiger, Verteilung von Geld und Lebensmitteln zu
Feiertagen, Totenwache), der Verein Chinuch Neorim (Leiter W. Lustig, 50
Mitglieder, unter anderem mit Hebräischer Sprachschule), der Jüdische
Literaturverein (Leiter Rabbiner Dr. Wohlgemuth, 60 Mitglieder), der
Jugendverein, eine Ortsgruppe des Centralvereins (Leiter G. Gerst, 80 Mitglieder)
und die Wanderunterstützungskasse. 1932 waren die Vorsteher: Isidor
Ullmann, Gustav Gerst und Gustav Lauber. Weiterhin war Naftali Bamberger Lehrer
und Kantor. Als Lehrer wird in diesem Jahr Max Heippert genannt (Nachfolger von
Robert Einstädter seit 1930, zuvor in Scheinfeld). Er
unterrichtete an der Jüdischen Volksschule 24 Kinder. Dazu erhielten im Schuljahr
1932/33 62 Kinder Religionsunterricht.
1933 wurden 360 jüdische Einwohner gezählt. Trotz
zunehmender Entrechtung, der Boykottmaßnahmen und zahlreicher Repressalien
bestand ein reges jüdisches Leben in der Stadt fort. Zwar sind jüdische
Einwohner in den Folgejahren verzogen beziehungsweise ausgewandert, andererseits
zogen Juden aus umliegenden Landgemeinden nach Kitzingen zu. Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Synagoge geschändet, geplündert und in Brand gesetzt, dazu
wurden zahlreiche Wohnungen jüdischer Familien verwüstet und ausgeraubt. 57 Kitzinger Juden wurden
verhaftet und im großen Saal des Amtsgerichts (Ritterstraße) gefangen
gehalten. 23 wurden danach in das KZ Dachau verschleppt (weitere Angaben
siehe unten beim Abschnitt zur Geschichte der Synagoge). 1938 und 1939
verließen viele der jüdischen Einwohner die Stadt. Insgesamt sind vor Beginn
der Deportationen 192 Juden emigriert, darunter 84 in die USA, 52 nach
Palästina. 111 verzogen in andere deutsche Städte. Von denen, die 1942 noch in
der Stadt waren, wurden am 24. April 76 Personen in das Vernichtungslager Izbica
(bei Lublin, Polen) deportiert, am 23. September 1942 19 Personen in das KZ
Theresienstadt.
Anmerkung: Hinweis auf die "Liste
der aus Kitzingen deportierten Juden" (pdf-Datei der
an den International Tracing Service von der Stadtverwaltung Kitzingen 1962
mitgeteilten Liste mit 31 Namen aus Kitzingen).
Von den in Kitzingen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem): Harry Abraham
(1898), Alfred Adler (1915), Edith Adler (1899), Trude Adler (1905), Naphtali
Bamberger (1875), Dora Bauer geb. Rosenthal (1898), Gertraud Bauer (1923),
Hermann Bauer (1887), Horst Bauer (1925), Walter Bauer (1938), Mina Bayer
(1894), Lucie de Beer geb. Adler (1906), Bertha Blüthenthal geb. Scheidt (1877,
vgl. Erinnerungsblatt
des "Aktiven Museums Spiegelgasse" Wiesbaden), Amalie Blum geb. Frohmann
(1860), Sara Blumberg (1864), Carola Böhm geb. Feldhahn
(1902), Ruth Breslauer (1920), Selma Buxbaum geb. Klugmann (1878), Adolf Charon
(1878), Alfred Ebstein (1909), Denny Ebstein (1938), Margot Ebstein geb. Mattes
(1909), Clara Eichenbronner geb. Rothstein (1878 oder 1880), Erich Eichenbronner
(1920), Nathan Eichenbronner (1875), Siegfried Eichenbronner (1915), Hedwig
Eschwege (1868), Selma Ettinghausen geb. Stern (1883), Abraham Fuchs (1885),
Mathilde Fuchs geb. Adler (1886), Kurt Gern (1913), Louis Gern (1877), Recha
Gern geb. Kahn (1885), Berta Gerst geb. Badmann (1883), Gustav Gerst (1871, vgl.
Seite "Texte" mit Traueranzeige),
Siegfried Gerst 1875), Jachett (Jette) Glückstein (1896 oder 1898), Julius Glückstein
(1905), Salomon Glückstein (1907), Else Goldschmidt geb. Fromm (1885), Bella Grünbaum
(1911), Berta Hahn geb. Schuster (1911), Justin Hahn (1921), Rosa Hahn geb.
Sondheim (1891), Simon Hahn (1881), Adolph Hecht (1893), Berta Heimann geb.
Schur (1886), Lina Hichberger (1873), Moritz Hichberger (1874), Jonas Jakubowicz
(1910), Margarete Jakubowicz geb. Glückstein (1909), Renate Jakubowicz (1936),
Adolf Kahner (1869), Gisela Katzenstein geb. Silber (1892), Abraham Katzmann
(1878), Bella Katzmann geb. Kellermann (1900), Emanuel Katzmann (1884 oder 1887
oder 1890), Frieda Katzmann (1895), Gert Katzmann (1924), Heinz Katzmann (1923),
Gertrude (Trude) Katzmann (1928 oder 1930), Inge(borg) Katzmann (1921), Laura
Katzmann (geb. ?), Max Katzmann (1889 oder 1893), Moritz Katzmann (1880 oder
1881), Rosa Katzmann geb. Hess (1894), Johanna (Anna) Kauf geb. Glückstein
(1899 oder 1901), Felix Klein (1875 oder 1877), Hermine Klein (1920), Mathilde
Klieger geb. Glückstein (1899), Moritz Klugmann (1880), Stefanie Lebermann geb.
Neumann (1909) Otto Liebenstein (1922), Salomon Liebenstein (1882), Therese
Liebenstein geb. Meyer (1890), Betty Lustig geb. Feuchtwanger (1888), Moritz
Lustig (1879), Edith Maier (1922), Hedwig Maier (1886), Leopold Mayer (1883),
Rosa Mayer (1896), Sussmann Mayer (1888), Adelheid (Adele) Oppenheimer (1882),
Benno Oppenheimer (1907), Berta Oppenheimer (1922), Gerda Oppenheimer (1922),
Isaak Oppenheimer (1879), Leopold (Jehuda) Oppenheimer (1880), Marianne (Mirjam)
Oppenheimer (1927), Mina Oppenheimer geb. Sussmann (1893), Moses Oppenheimer
(1875), Otto Oppenheimer (1927), Rachel Oppenheimer geb. Schur (1891), Recha
Oppenheimer geb. Tachauer (1880), Sofie Oppenheimer (1881), Berta Reich geb.
Wertheimer (1892), Emil Reich (1884), Herbert Reich (1922) Israel Reich (1922),
Margot Reich (1921), Meta Reich geb. Stein (1888), Rena Reich (1927), Ruth Reich
(1922), Izak Kurt Reinemann (1911), Irma Reinemann geb. Klugmann (1889 oder
1890), Emma Reinthaler geb. Kamm (geb. ?), Frieda Rogulla geb. Cheimowitz
(1895), Louis Rosenbusch (1880), Siegbert Rosenbusch (1883), Meta Rosendahl geb.
Bergmann (1907), Frieda Rossmann geb. Feuchtwanger (1891), Berta Rothschild geb.
Golomb (1891), Betty Rothstein (1871), Paula Rothstein geb. Eisemann (1882),
Moritz Rothschild (geb. ), Günter Schlössinger (1927), Klara Schlössinger
geb. Katzmann (1886), Moses Schlössinger (1890), Aron Schönfärber (1865),
Frieda Schönfärber geb. Adler (1909), Berta Schönfeld (1900), Mina Schönfeld
geb. Bauer (1886), Moses Schönfeld (1880), Schie Schönfeld (1889), Pauline
(Paula) Sichel geb. Mayer
(1874), Paula Simon (1926), Rosa Sohn (1864), Berta Sonder geb. Wild
(1872), Gertrud Sonder (1886), Simon Sonder (1867), Julius Sondheim (1893), Max
Sondheim (1867), Else (Elsa) Stein geb. Siegel (1907), Josef Stein (1897), Kurt
Stein (1907), Rosa Stein geb. Rossmann (1880),
Werner Stein (1936), Hilda Stern (1890), Lillo Stern (1920), Siegmund
Stern (1877), Jakob Stiebel (1887), Fanny Stiefel geb. Rosenbaum (1877), Leo
Stiefel (1881), Salomon Stiefel (1879), Hugo Strauss (1888), Julius Strauss
(1896), Flora Wertheim geb. Klein (1875), Moritz Wertheim (1878) Oskar Wertheim
(1884), Jette Wild (1875), Lilly Willner geb. Flamm (1906 oder 1908), Elli
(Erna) Wilmersdorfer geb. Eichenbronner (1902), Leo Wohlgemuth (1925), Luise
Wohlgemuth geb. Ichenhäuser (1892), Elfriede Zimmer (1916), Jenny Zimmer geb.
Rabinowicz (1883), Lioba Zimmer geb. Widetzky (1893), Moritz Zimmer (1907).
Zur Geschichte der Synagogen
Mittelalterliche Synagoge
Im 16. Jahrhundert befand sich eine Synagoge auf
einem erhöhten Platz hinter
dem Stadtgraben im Haus Nr. 6 der Oberen Bachgasse.
Naphtalie
Bamberger (1908, s.Lit.) S. 13: "Die Synagoge stand direkt hinter dem
Stadtgraben, in der Nähe der Klostermauer auf einem ziemlich hohen Platze
und ist heute noch als solche mit dem Namen 'Judentempel' bezeichnet und
zu erkennen. Das Haus Nr. 6 in der oberen Bachgasse ist auf das
bestimmteste als die Synagoge aus jener Zeit zu betrachten und ist als
solche festgestellt. Die Bauart des ganzen Hauses und seiner Nebenräume
lässt auf Wohlstand und Opferwilligkeit der damaligen jüdischen Bewohner
schließen. Der größte Raum, welcher die Männersynagoge bildete, war
ungefähr 6 1/2 m lang und 4 1/2 m breit. Die Wände waren sehr massiv
gebaut und zeigen symmetrisch geordnete viereckige Nischen, die jedenfalls
Verziehungen waren. In der Mitte der Ostwand (Mainseite) befindet sich
eine besonders tiefe Nische, in welcher gewisse der Oraunhakodesch
(Toraschrein) stand. In der Südwand, wo sich der Eingang zur
Männersynagoge befand, war direkt neben dem Eingang eine Armenbüchse
angebracht; es war dies ein ausgehöhlter Stein, dessen Öffnung mit einer
kleinen Gittertüre verschlossen war. In einer Höhe von ca. 3 1/2 m sieht
man noch ein festes, breites Steingesimse, welches um alle vier Wände
herumläuft. Darauf ruhte die Frauenempore. Wenn auch das ganze Gebäude
zu einem Wohnhause umgebaut ist, so zeigt doch auch dessen äußere
Spitzform noch die Eigentümlichkeiten, an denen man Synagogen aus dem 16.
Jahrhundert erkennen kann. Im Keller unter der Synagoge war noch bis vor
15 Jahren die Vertiefung des Ritualbades zu sehen. Die Juden wohnten aller
Wahrscheinlichkeit nach in der Nähe des Gotteshauses, da aus
verschiedenen Aktenstücken zu ersehen ist, dass sie nur hinter der
Klostermauer sich ansässig machen durften." |
Das Gebäude dieser alten Synagoge ist nicht erhalten. Es
wurde - zuletzt als Wohnhaus genutzt - durch ein Bombardement im Zweiten
Weltkrieg (am 23. Februar 1945) zerstört. Nur Reste der Südwand der Synagoge,
in der früher die Armenbüchse der Synagoge eingelassen war, blieb auch nach
1945 erhalten.
Die alte Synagoge von 1715 bis 1789
1715
wollten die damals in Kitzingen lebenden jüdischen Familien eine neue Synagoge
erbauen. Dabei hat Jud Hirsch auf eigene Kosten eine prächtige Synagoge
errichten wollen, mit einem "schönen frontispicium auf die Art, wie an
hiesiger Ursulinen-Klosterkirch zu sehen". Dies freilich führte zu
einer Anzeige des Kitzinger Pfarrers beim Fürstbischof von Würzburg. Er bat den Kitzinger Stadtvogt um Stellungnahme, wobei er den Neubau mit
praktischen Erwägungen begründete, ihn aber als einfachen Zweckbau beschrieb
und den links abgebildeten Plan beifügte. Danach war die Synagoge als ein
dreiachsiger Zweckbau geplant. Der Zugang erfolgte durch die angebaute Scheune,
in der die Wohnung des jüdischen Lehrers und Vorbeters eingerichtet werden
sollte. Der kolorierte Plan wurde von G.C. Spielberger angefertigt.
Der Betsaal von 1867 bis 1883
Die seit 1863 zugezogenen jüdischen Familien bildeten
zunächst noch keine eigene Gemeinde und besuchten an Sabbaten und Feiertagen
die Synagogen in Mainstockheim und Sickershausen. Zeitweise bestand auch die
Absicht der zugezogenen jüdischen Familien, sich der Gemeinde in Großlangheim
anzuschließen.
Im Jahr der Wiederbegründung der Gemeinde 1865 konnte zunächst eine
Betstube im Haus des Herrn Emil Hellermann (aus Rödelsee) in der Ritterstraße
eingerichtet werden. Der erste Minjan (Zehnzahl der religionsmündigen
jüdischen Männer) waren die Herren: A.B. Stern, Bernhard und Louis Scheidt,
Emil Hellermann, Aron Gerst, Moritz Bär, Lehrer Sonn, M. Brandis, A.
Freudenreich, Joseph Kirsch und J. Steigerwald.
Nachdem durch weiteren Zuzug jüdischer Familien die Betstube im Haus Hellermann
nicht mehr ausreichte, pachtete die jüdische Gemeinde ein der Stadt
gehörendes, im protestantischen Schulgebäude sich befindliches großes
Schulzimmer, das sich durch seine Geräumigkeit, die angepasste Ausstattung und
Helligkeit zur Einrichtung einer Synagoge eignete. Der Pachtpreis betrug 130
Gulden jährlich. Die Einweihung dieser Synagoge konnte am
20. September 1867 durch den damaligen Rabbinatskandidaten Immanuel Adler
(angestellt in Mainstockheim als Institutslehrer, wenig später als Rabbiner,
seit 1871 in Kitzingen) vorgenommen werden. Die Zeitschrift "Der Israelit" berichtete in ihrer
Ausgabe vom 10. Oktober 1867:
Kitzingen,
29. September (1867). Es sind gerade hundert Jahre, dass die Juden aus
Kitzingen, angeblich und verleumderisch beschuldigt, die Brunnen vergiftet zu
haben, vertrieben und ihrer Habe beraubt worden sind. In hochherziger Weise hat
nun der hiesige Magistrat den jetzt hier ansässigen Israeliten mit vielem
Aufwande ein Lokal als Betsaal eingerichtet und damit bewiesen, dass er, der
alten ungegründeten Vorurteile abhold, die Fehler der Ahnen wieder gut zu
machen und zu sühnen sucht. Die Einweihung des Betsaales wurde am 20. dieses
Monates durch Rabbinatskandidaten Adler vollzogen und durch eine ausgezeichnete,
sehr treffende Predigt verherrlicht. Der ganze Akt war ein erhebender Moment und
wurde von vielen der nichtjüdischen hiesigen Einwohner mit innigem Gefühle
geteilt. Möge dies schöne Werk durch Eintracht und gegenseitige Liebe gekrönt
werden! |
Die Synagoge von 1883 bis 1938
Bereits seit Mitte der 1870er-Jahre sammelte die jüdische
Gemeinde für den Neubau einer Synagoge. Vorsteher Hirsch Stern rief eine
Synagogenbaukasse ins Leben. 1879 bestand das Vermögen der Kasse bereits aus
3.550 Mark, aufgebracht durch Spenden. 1881 wurden die Pläne konkret. In einer
Gemeindeversammlung 1881 wurden verschiedene Vorschläge zum Erwerb eines
geeigneten Grundstückes für die Synagoge diskutiert. Vier Grundstücke kamen
in die engere Wahl: das Hotel zum R0ß, die Lateinschule, eine Baustelle am
südlichen Glacis und die Hofmann'sche Scheuer mit dem Pfund'schen Haus in der
Schrannenstraße. Letzteres wurde als geeignet bestimmt. Am 27. November 1881
wurden die beiden Gründstücke für zusammen 20.000 Mk. käuflich erworben. Am
25. Dezember 1881 wurde ein Baukomitee bestimmt. Pläne zur neuen Synagoge wurden
von Bautechniker Schneider aus Kitzingen gezeichnet. Er hatte mit den Herren des
Baukomitees zuvor Synagogen in Frankfurt, Mannheim, Karlsruhe und anderen
Städten besichtigt. Die Ausführung des Baus übernahm Baumeister Korbacher.
Die feierliche Grundsteinlegung der neuen Synagoge fand am 31. Juli 1882
statt. Ende August 1883 war der Bau vollendet.
Die Einweihung der Synagoge am 7., 8. und
9. September 1883
Naphtalie Bamberger: Die Geschichte der
Juden von Kitzingen (1908). S. 27-29: "Die Vorbereitungen zum Feste der
Einweihung, welche am 7., 8. und 9. September 1883 stattfand, wurden
allseitig getroffen und jede israelitische Familie rüstete sich, die
erhabene Feier festlich zu begehen. Mit nicht minder wohlwollender
Anteilnahme sah aber auch die übrige Einwohnerschaft dieser Feier
entgegen. Dieselbe verlief in überaus erhebender Weise und alle
diejenigen, die das Glück hatten, teilnehmen zu können, denken noch
heute mit Befriedigung daran zurück. In programmmäßiger Weise verlief
die Einweihung folgendermaßen: Nach dem letzten Mincha oder
Nachmittagsgottesdienste in dem seither als Synagoge benützten Saale des
protestantischen Schulhauses sprach Herr Distriktsrabbiner Adler Worte des
Abschieds, darin hervorhebend, dass, obzwar in der Trennung von einer
Stätte, an welcher man während eines bedeutenden Stückes der so kurz
bemessenen Lebenszeit die geweihtesten Momente des Lebens verbracht habe,
etwa Wehmütiges liege, doch wiederum der Gedanke, dass man in ein neues,
schöneres Gotteshaus ziehe, höchste erfreuende und erhebende Gefühle
erwecke. Nachdem alsdann die Torarollen aus der Lade herausgenommen und
den dazu berufenen Gemeindemitgliedern übergeben worden waren, fanden
sich die von einer Deputation abgeholten Mitglieder des Magistrats und der
Gemeindebevollmächtigten, dann die H.H. kgl. Beamten und sonstigen
Ehrengäste ein, worauf sich der Festzug unter den Klängen der
Schubert'schen Kapelle in Bewegung setzte und, geleitet von einer
unzähligen Volksmenge, zur neuen Synagoge zog. An der Pforte derselben
wurde zunächst ein Choral gesungen und alsdann vom Herrn
Distriktsrabbiner Adler einige auf die Öffnung der Pforten Bezug habende
Psalmverse gesprochen. Hierauf überreichte die Schülerin Emma Lauber dem
Herrn rechtskundigen Bürgermeister Sertorius auf einem seidenen Kissen
den Schlüssel zur Synagoge, ihn in gebundener Rede ersuchend, die
Synagoge, welche eine Zierde der Stadt sei, zu öffnen und dadurch
darzutun, dass in unserem Lande ein jeder ohne Unterschied des Glaubens in
dem andern den Mitbruder erblicke. Der Herr Bürgermeister nahm den
Schlüssel entgegen und öffnete die Tore, nachdem er zuvor an die
Vorstände des israelitischen Kultusgemeinde eine kurze Ansprache gehalten
hatte. Nun strömte alles, was Zutritt hatte, in die festliche beleuchtete
Synagoge und beschaute staunend und bewundernd die schönen Räume und
deren herrliche Ausstattung.
Nach verschiedenen Gesängen und Rezitationen von Psalmen und nach
dreimaligem Umzuge mit den Torarollen bestieg der Herr Distriktsrabbiner
die Kanzel und hielt die Weihepredigt. Zunächst hieß er die Anwesenden
willkommen und erflehte für alle , die zur Feier erschienen, ohne
Unterschied der Konfession, für alle, die an dem schönen Gotteshause
mitgearbeitet und für seine Gemeinde den Segen des himmlischen Vaters;
dann verbreitete er sich über das Wesen der öffentlichen Gottesverehrung
und deren veredelnde Folgen, wobei er als Text 1. Buch der Könige Kap. 8,
Vers 61 zu Grunde legte.
Die Predigt machte durch ihre edle Sprache und ihren, wahre Frömmigkeit
und Nächstenliebe atmenden Inhalt, auf jeden tiefen Eindruck. Nach der
Predigt wurde Psalm 111 gesungen und hierauf das Ner tamid, das
beständige Licht, angezündet, dessen Symbolik von dem Herrn Rabbiner
dahin erläutert wurde, dass es auf das Licht der Vernunft im Menschen,
das in seiner Lauterkeit bewahrt werden soll, auf Gott, der ein Gott des
Lichtes und der Wahrheit sei, und auf seine Lehre, die hell, lauter und klar
sei, hinweisen wolle. Nach einem feierlichen Gebete für Seine Majestät
den König und das hohe Königliche Haus schloss mit Absingen des 150. Psalms
die erhebende Feier
Dieselbe verlief unter zahlreicher Beteiligung der hiesigen und der von
auswärts zugeströmten Bevölkerung in würdevoller Weise ohne Störung;
ein Beweis, dass die verschiedenen Konfessionen dahier friedlich
nebeneinander wohnen. Möge es auch fernerhin immer so bleiben." |
Durch zahlreiche Schenkungen war die Synagoge
reich mit Torarollen und Ritualien ausgestattet. Naphtalie Bamberger in seiner Die Geschichte der
Juden von Kitzingen (1908) zählt S. 41-42 auf: es gab 1908 neun Torarollen
(eine von der Gemeinde Sommerach, eine von der Gemeinde Sickershausen, jeweils
eine gestiftet von Babette Kahner, Aron Gerst, Abraham und Lippmann Frank, Jakob
Klugmann, Simon Klugmann, Moritz Klugmann); 15 Toramäntelchen (zwei von
der Gemeinde Sommerach, zwei von der Gemeinde Sickershausen, je eines gestiftet
von Nathan Gerst, Elias Mayer, Moses Mayer I., Viktor Mayer, Jakob Klugmann,
Julius Klugmann, Benjamin Stern, Siegmund Stern, A.B. Stern, Joel und Louis
Stein); eine Heilige Lade (Aron-Hakodesch), gestiftet von Hirsch
Stern; Toraschreinvorhänge (je einer gestiftet vom israelitischen
Frauenverein Kitzingen, einer von verschiedenen Frauen, die nicht dem
Frauenverein angehörten, einer von Sigmund Stern (siehe Bericht unten), Schulchandecken
(je eine gestiftet von Viktor Mayer, Simon Klugmann, A.B. Stern), ein Kronleuchter
(gestiftet vom Wohltätigkeitsverein Chebras-Gemillus-Chasodim), zwei Tafeln mit
dem Königsgebet (gestiftet von Hirsch Stern), Toraschmuck (von der Gemeinde
Sommerach).
Spende eines Toraschreinvorhanges durch Sigmund Stern
(1884)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Januar 1884:
"Kitzingen am Main. Unsere Synagoge erhielt dieser Tage ein
Parauches, das aus dem rühmlichst bekannten und auch in Ihrer
geschätzten Zeitung schon lobend erwähnten Kunststickerei-Atelier des
Herrn Abraham Schwaab in Straßburg im Elsass hervorgegangen. Dasselbe ist
im Auftrage des edlen Spenders Herrn Sigmund Stern, Eisenhändler dahier,
angefertigt worden und wir müssen gestehen, dass die Arbeit unsere Erwartungen
weit übertroffen hat. Herr Schwaab besitzt das eigenartige Talent, die
großen in unserer heiligen Religion enthaltenen Ideen in geschmackvoller
Weise zu symbolisieren, ebenso wie seine für die Synagoge bestimmten
Kunstwerke stets die Erinnerung an unser in Trümmer liegendes heiliges
Haus (sc. = Tempel in Jerusalem) wachrufen. So erblicken wir
beispielsweise auf dem neuen Vorgange zwei große Säulen, welche nach der
Zeichnung der unlängst in Jerusalem gefundenen Säulen gestickt sind und
die, wie von Kennern behauptet wird, aus dem Tempel Salomonis herrühren.
Auf den Sockeln der beiden Säulen ist die Menora sowie das Schaubrot
in geschickter Weise angebracht. Die Mitte bildet die Lade mit den beiden Kerubim.
Möge Herr Schwaab, der wie wir überzeugt sind, mehr des himmlischen als
des irdischen Lohnes wegen, arbeitet, seinem schönen Berufe noch eine
lange Reihe von Jahren in ungeschwächter Kraft obliegen können." |
Brand in der Synagoge (1908)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Januar
1908: "Kitzingen, 13. Januar (1908). In der hiesigen Synagoge
entstand jüngst ein Kaminbrand. Das Feuer wurde rechtzeitig bemerkt und
gelöscht. Der Schaden ist gering." |
Im Sommer 1908 wurde die Kitzinger Synagoge umfassend renoviert und
neu eingeweiht. Bei den Bauarbeiten kam es zu einem schweren Unfall:
Unfall in der Synagoge (1908)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1908: "Würzburg,
22. August (1908). Bei den Renovierungsarbeiten der Synagoge in Kitzingen
in Bayern stürzten vier Personen von dem Gerüst, von denen ein Lehrling
getötet und die anderen drei Arbeiter schwer verletzt wurden." |
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Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 29. August
1908: "Kitzingen. In der hiesigen Synagoge, die
gegenwärtig renoviert wird, hat sich ein grässlicher Unfall ereignet.
Das Gerüst stürzte plötzlich ein, ein Lehrling blieb tot am Platze, ein
Geselle erlitt einen Arm-, ein anderer einen Beinbruch und der Meister
einen Nasenbeinbruch. Der große Leuchter und ein Kandelaber sind
vollständig zertrümmert." |
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Über
den Unfall in Kitzingen wurde auch in überregionalen, nichtjüdischen
Zeitungen berichtet: Artikel in der "Badischen Presse" vom 22. August
1908: "Kitzingen (Bayern), 22. August. Bei Renovierungsarbeiten an
der Synagoge sind ein Malermeister, zwei Gehilfen und ein
Lehrling abgestürzt. Letzterer ist tot, die anderen wurden
schwer verletzt." |
Die Wiedereinweihung der Synagoge wurde mit der Feier des 40jährigen
Amtsjubiläums des Rabbiners Adler verbunden:
Kurzer
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Oktober 1908:
"Die israelitische Gemeinde zu Kitzingen hat jüngst die neue Einweihung
ihrer Synagoge und das 40jährige Amtsjubiläum ihres Rabbiners Adler
gefeiert".
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Besuch des Regierungspräsidenten in der Synagoge
(1917)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. März 1917:
"Bei seiner Anwesenheit in Kitzingen beehrte der Herr
Regierungspräsident von Unterfranken und Aschaffenburg u.a. auch die
dortige Synagoge mit seinem Besuche, woselbst er von Herrn
Distriktsrabbiner Dr. Wohlgemuth und den Kultusvorständen empfangen
wurde." |
Enthüllung der Gedenktafel für die Gefallenen des
Ersten Weltkrieges (1921)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. April
1921: "Kitzingen, 28. März (1921). Die feierliche Enthüllung
der Gedenktafel für die im Weltkriege gefallenen und vermissten
Angehörigen der israelitischen Kultusgemeinde Kitzingen, fand am Sonntag,
20. März, vormittags 11 Uhr, in der Synagoge statt. Außer den
vollzählig erschienenen Mitgliedern der israelitischen Gemeinde leisteten
die Vertreter der Behörden der Einladung Folge. Die Feier wurde durch
einen äußerst weihevoll vorgetragenen Gesang des Synagogenchores unter
Leitung des Chordirigenten, Herrn Lehrer Einstädter eröffnet.
Dann bestieg Herr Distriktsrabbiner Dr. Wohlgemuth die Kanzel, um
die Weihepredigt zu halten, die tiefen Eindruck hinterließ. Es folgte
nunmehr ein Sologesang des Herrn Kantors Bamberger. Sodann nahm der
erste Vorstand der israelitischen Gemeinde, Herr Isidor Ullmann,
nach kurzer, treffender, markiger Ansprache die Enthüllung der
Gedenktafel vor. Er sprach den teuren Toten den Dank der Gemeinde aus,
verband damit das Gelöbnis, ihr Andenken stets in hohen Ehren halten zu
wollen und verlas den text der Tafel nebst den Namen der Gefallenen und
Vermissten. Bei geöffneter heiliger Lade rezitierte sodann der Kantor das
Seelengebet für die Gefallenen. Darauf ergriff der erste Bürgermeister,
Herr Dr. Schuster, das Wort, um in eindrucksvoller Rede namens der Stadt
Kitzingen den Gefühlen des Schmerzes, aber auch des Stolzes Ausdruck zu
geben. Die schlichte, aber in ihrer edlen stilgerechten Einfachheit umso
eindrucksvollere Gedenktafel ist ein wohlgelungenes Werk des einheimischen
Bildhauers Herrn Rother. Die Namen der Gefallenen sind: Sally Gerst,
Richard Hirschberger, Joseph Rosenthal, Dr. Moses Schur, Stefan Sonder,
Adolf Stein, Justin Stein, Willy Stein, Simon Weinberg. Die Namen der
Vermissten sind: Josua Schur, Isidor Schur." |
50-jähriges Bestehen der Synagoge (1933)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1.
November 1933: "Kitzingen. Am dritten Tage des Sukkot-Festes (sc. Laubhüttenfestes)
feierte unsere Gemeinde das 50jährige Bestehen ihrer Synagoge. Aus diesem
Anlass fand in der Synagoge ein feierlicher Festakt statt. Nachdem der
Synagogenchor unter der Stabführung des Herrn Josef Schächter zusammen
mit Kantor und Lehrer Naftali Bamberger Ma Tauwu und Lecho Daudi
zum Vortrag gebracht hatten, fand ein feierlicher Umzug sämtlicher
Torarollen statt. Dann ergriff Herr Bezirksrabbiner Dr. Josef Wohlgemut
das Wort zur Festpredigt. Eingangs schilderte er die Geschichte der jungen
Gemeinde und betonte die Opferfreudigkeit und den weit ausschauenden Blick
ihrer damaligen Führer, denen es zu verdanken ist, dass die Kitzinger
Gemeinde ein so großes und schönes Gotteshaus besitzt. Das Gebet ist ein
Spiegelbild des menschlichen Lebens in allen seinen Tiefen und Höhen, die
Synagoge ein Sammelpunkt der jüdischen Gemeinschaft und ein Tor zum
Himmel, wie es König Salomo in seinem Weihegebet gesagt hat. Die Synagoge
will den Totalitätsanspruch des Judentums auf das ganze Leben in Beruf
und Familie uns nahe bringen. Die Ansprache klang aus in den Dank an die
derzeitige Vorstandschaft, die Herren: Isidor Ullmann, Gustav Gerst und
Gustav Lauber und in ein Gebet um Segen und Beistand für unsere Gemeinde
und ihr Gotteshaus." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Oktober
1933: "Kitzingen, 14. Oktober (1933). Am dritten Tage des
Sukkot-Festes feierte unsere Gemeinde das 50-jährige Bestehen ihrer
Synagoge. Aus diesem Anlass fand in der Synagoge ein feierlicher Festakt
statt. Nachdem der Synagogen-Chor unter Führung des Herrn Josef
Schächter zusammen mit Herrn Kantor Naftali Bamberger 'Ma tauwo' und 'Lecho
daudi' zum Vortrag gebracht hatten, fand ein feierlicher Umzug mit
sämtlichen Torarollen statt. Nun ergriff Herr Bezirksrabbiner Dr. Josef
Wohlgemut das Wort zur Festpredigt. Eingangs schilderte er die Geschichte
der jungen Gemeinde und betonte die Opferfreudigkeit und den weit
ausschauenden Blick ihrer damaligen Führer, denen es zu verdanken ist,
dass die Kitzinger Gemeinde ein so großes und schönes Gotteshaus
besitzt. Die Ansprache klang in den Dank an die derzeitige Vorstandschaft
aus." |
Ein letzter Höhepunkt in der Geschichte der Kitzinger Synagoge vor dem
Novemberpogrom 1938 war die Amtseinführung des Bezirksrabbiners Gotthelf
Wohlgemuth in der Gemeinde Kitzingen am 29. August 1937.
Artikel in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung
vom 15. September 1937: Am 29. August fand in der festlich geschmückten
Synagoge in Kitzingen die feierliche Installation des neu gewählten
Bezirksrabbiners Gotthelf Wohlgemuth - Sohn des zu früh heimgegangenen Dr.
Joseph Wohlgemuth seligen Angedenkens - statt. Unter großer Teilnahme der
Nachbargemeinden, vor allem der Gemeinde Würzburg, auswärtiger Gäste und der
Mitglieder der Kitzinger Gemeinde selbst verlief die schöne Feier. Der erste
Vorstand, Herr Gustav Lauber, begrüßte zunächst die Erschienenen. Er dankte
Herrn Rabbiner Dr. Hanover für die 2 1/2 jährige Verwaltung des
Rabbinatsbezirks und dem Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden, der wie
Wiederbesetzung in Verbindung mit dem Rabbinat Ansbach ermöglicht hat.
Gemeindevorstand Lauber wandte sich alsdann an den jungen Rabbiner und legte ihm
ans Herz, sich besonders der Jugend zu widmen und die Wohlfahrtspflege zu
betreuen. Herr Rabbiner Dr. Hanover schildere in seiner Festpredigt den
vielseitigen verantwortungsvollen Beruf des Rabbiners in der heutigen Zeit. Er
zeichnete das Bild des verklärten Vaters des neuen Rabbiners und
beglückwünschte diesen auch namens des Verbandes und der Nachbargemeinde
Würzburg zu dem neuen Amt.
In seiner Ansprache gelobte Rabbiner Gotthelf Wohlgemuth der Gemeinde und dem
Bezirk ein treuer Rav zu sein, die Jugend in den Wegen der Tora zu erziehen und
den Notleidenden nach Kräften beizustehen. Er schilderte sodann die Aufgaben
des gesetzestreuen Rabbiners.
Herr Lehrer und Kantor Bamberger überbrachte die Massel-tov-Wünsche der Lehrer
des Bezirks und gab der großen allgemeinen Freude über die Wiederbesetzung des
Rabbinats Ausdruck, insbesondere dem Stolz, seinen ehemaligen Schüler auf
diesem Rabbinatssitz zu sehen. Nach einem Chorgesang, Ma-Tovu, dirigiert von
Herrn Joseph Schächter, schloss die erhebende Feier.
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Zu den Ereignissen beim Novemberpogrom 1938 der
nachfolgende Abschnitt aus Ophir/Wiesemann s. Lit. S. 333-334: "Der Pogrom
in Kitzingen vom 10.11.1938 wurde von drei Mitgliedern der Kreisleitung der
NSDAP in Würzburg vorbereitet. Sämtliche Angehörigen der örtlichen SS und SA
wurden zusammengerufen und sie erhielten den Befehl, die Synagoge anzuzünden,
die Einrichtungen der jüdischen Häuser zu zerstören und alle jüdischen
Männer festzunehmen und in einer städtischen Schule zu konzentrieren.
Gleichzeitig wurden sie aber angewiesen, Plünderungen und Gewalttätigkeiten zu
unterlassen. An der Spitze der Menge, die in die Synagoge einbrach und sie in
Brand steckte, befanden sich ein Arzt, ein Reichstagsabgeordneter, der Sohn
eines Kommerzienrats (der die Beteiligung seines Sohnes ausdrücklich
missbilligte) und der Ortsgruppenleiter der NSDAP. Die Möbel und Ritualien der
Synagoge wurden vernichtet, die Torarollen zerrissen und verbrannt, und kostbare
Silberanhänger der Torarollen wurden gestohlen. Das in der Synagoge aufbewahrte
Gemeindearchiv wurde zum Teil beschlagnahmt und zum Teil vernichtet. Der Lärm
zog zahlreiche Stadtbewohner an, die dem Brand der Synagoge zusahen. Vermummte
und bewaffnete SS- und SA-Leute drangen in die Häuser der Juden ein und
verwüsteten sie; zahlreiche Einwohner schlossen sich ihnen an und plünderten
die Wohnungen. Ein Jude, der einem SS-Führer den Revolver entrissen hatte,
wurde brutal verprügelt, festgenommen und nach einiger Zeit nur unter der
Bedingung, binnen acht Tagen Deutschland zu verlassen, aus dem Gefängnis
entlassen. Die Wohnungen des Kantors und des Lehrers wurden verwüstet, alle
Fensterscheiben des jüdischen Caféhauses Frankenberger eingeschlagen und
dessen Waren geplündert. Alle jüdischen Männer wurden aufgrund einer
vorbereiteten Liste festgenommen und gemeinsam mit Juden aus den
Nachbargemeinden Kleinlangheim, Mainbernheim und Mainstockheim in das
städtische Gefängnis gebracht. Auf dem Weg dorthin wurden sie von Schulkindern,
die an diesem Tag schulfrei bekamen, beschimpft und verspottet. Nur ein Jude
konnte sich der Verhaftung durch Flucht nach Würzburg entziehen. Kranke und
Alte wurden bald wieder freigelassen, die übrigen aber in Lastautos in das
Gefängnis nach Würzburg gebracht. Als die Wagen an der brennenden Synagoge
vorbeifuhren, hörte man aus der dort versammelten Menge den Ruf: 'Werft sie ins
Feuer!' In Würzburg wurden weitere 14 Juden aufgrund ihres schlechten
Gesundheitszustands freigelassen und 23 in das Konzentrationslager Dachau
transportiert. Einer der aus Würzburg zurückgekehrten Juden bekam angesichts
seines zerstörten Hauses und Weingeschäfts einen Herzanfall, an dessen Folgen
er kurze Zeit später starb."
Die nur teilweise ausgebrannte Synagoge wurde renoviert und nach Einzug einer
Zwischendecke im Zweiten Weltkrieg als Lager für Zwangsarbeiter
(Kriegsgefangene) zweckentfremdet. Nach 1945 wurde sie als Fabrik
von mehreren Betrieben verwendet. Im Zusammenhang mit den
Restitutionsverfahren kam 1953 das Gebäude in den Besitz der Stadt, wurde jedoch
bis 1974 von den Betrieben verwendet.
Im Februar/März 1949 fand vor dem Landgericht Würzburg ein Prozess gegen 27
der an dem Novemberpogrom 1938 in Kitzingen Beteiligten statt. 22 Angeklagte
wurden zu Gefängnisstrafen von vier Monaten bis zu drei Jahren und zwei Monaten
verurteilt, die übrigen fünf wurden freigesprochen.
1967 wurde eine erste Gedenktafel am Synagogengebäude
angebracht. 1976 beschloss der Kitzinger Stadtrat, dass das Gebäude nicht
erhaltenswert sei und abgebrochen werden solle. Auf dem Grundstück sollten
innenstadtnahe Parkplätze angelegt werden. Nach diesem Stadtratsbeschluss regte
sich Widerstand in der Stadt. Ein Kulturbeirat wurde von freischaffenden
Künstlern gegründet, die Überlegungen und Pläne zu einer künftigen Nutzung
ausarbeiteten. Schließlich wurde ein Förderverein zur Restaurierung der
ehemaligen Synagoge gegründet. 1989 wurde die Sanierung und der Umbau der
ehemaligen Synagoge im Stadtrat beschlossen (bei immer noch drei Gegenstimmen).
Am 19. Mai 1993 wurde im Rahmen eines Besuchsprogrammes ehemaliger
Kitzinger Juden das in 30 Monaten Bauzeit restaurierte Synagogengebäude wieder eingeweiht. Das
Gebäude dient seitdem für kulturelle Zwecke. Im Erdgeschoss befindet sich an
der Stelle, wo früher der Toraschrein stand, eine
"Synagoge in der Synagoge". Im Mai 2018 waren es 25 Jahre,
seit die ehemalige Synagoge Kitzingen als Zentrum für Bildung und Kultur
wiedereröffnet wurde (vgl. Presseartikel unten).
Infos zu den aktuellen Veranstaltungen: www.altesynagoge.kitzingen.info.
Adressen / Standorte der Synagogen:
| "Alte Synagoge": Obere Bachgasse 6 |
| Neue Synagoge: Landwehrstraße |
Kurze
Berichte zu weiteren Einrichtungen der jüdischen Gemeinde
Ehemaliger jüdischer Friedhof
Die Toten der jüdischen Gemeinde des 19./20. Jahrhunderts wurden
auf dem jüdischen Friedhof in Rödelsee
beigesetzt. Im Mittelalter gab es vermutlich auch in Kitzingen einen Friedhof.
Darauf wird bereits in einem Artikel der Bayrischen Israelitischen Gemeindezeit
vom 1. Juli 1926 hingewiesen: "Auch in Kitzingen am Main existierte vor der
Anlage des israelitischen Friedhofs bei Rödelsee ein solcher, denn die
Plannummern 4939-45 führen im Grundbuchsachregister die Bezeichnung: "am
Judenkirchhof" oder "Judengottesacker", dort wo am Roten Bach die
sogenannten Pfarrwiesen (6 Morgen) liegen. Nach dem Urbar- und Saalbuch vom
Jahre 1535 scheint dieser Friedhof damals noch im Gebrauch gewesen zu sein; denn
es heißt zum Beispiel: "2 Morgen Acker im Kleinfeld beim
Judenkirchhof", dagegen in der Topographie Codomanns (um 1625):
"Etliche Wiesen, der Judenkirchhof genannt". Vielleicht ist der
Friedhof auch infolge der zwischen 1540 und 1622 wiederholten markgräflichen
Verordnungen auf Abschaffung der Juden aus den brandenburgischen landen
eingegangen. Sicherlich lag er auf klostereigenem Grund und
Boden" |
Gründung der Israelitischen Volksschule (1914)
Artikel im Frankfurter Israelitischen Familienblatt vom 31. Juli 1914:
"Kitzingen. An die zum 1. September zu eröffnende Israelitische
Volksschule wurden Lehrer Einstädter von Alsenz und Fräulein Goldschmidt
von Würzburg, ferner als Religionslehrer Lehrer Bamberger berufen. |
Fotos
(Quellen: obere Reihe: Sammlung
Hahn; Neujahrs-Mehrbild-Ansichtskarte aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
Kirchheim / Ries; die neueren Fotos: Hahn, Sommer 2006 und Mai 2007*).
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Historische
Ansichtskarten von Kitzingen mit der Synagoge |
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Neujahrs-Mehrbild-Ansichtskarte
mit Synagoge (1904) |
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Historische Außenansichten
(rechts aus der
Sammlung des Förderereins Ehem. Synagoge Kitzingen) |
Historische Innenansicht
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Torazeiger aus der Synagoge
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Brand der
Synagoge beim
Novemberpogrom 1938
(Artikel aus dem "Sonntagsblatt" erhalten von
Joachim Braun, Würzburg) |
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Foto
links
aus Privatbesitz von Ilse Walther, abgedruckt im "Würzburger
katholischen Sonntagsblatt" Nr. 45 vom 9. November 2008: "Vor
den Augen der Bevölkerung fiel die Synagoge von Kitzingen den Flammen zum
Opfer. Ein Bewohner der Stadt fotografierte diese Szene heimlich am 10.
November 1938." Foto rechts aus dem Archiv der "Main-Post". |
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Fotos von
2006/07
(Fotos: Hahn; die Fotos mit blauem Himmel Sommer 2006, die anderen
28.5.2007) |
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Blick auf die
Fassade des Synagogengebäudes |
Eingangsportal |
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Seitenansichten von der Landwehrstraße |
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Blick vom Mainufer |
Längsseite |
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Das Gebäude der
Israelitischen Elementarschule in der Landwehrstraße 21-23. Nach der
Zerstörung der Synagoge wurde in diesem Gebäude ab März 1939 ein
Gebetsraum eingerichtet. Das Gebäude war letztes Wohnhaus
("Judenhaus") der Kitzinger Juden vor den Deportationen
1942. |
Gedenktafeln
am
Synagogengebäude |
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Erinnerungsarbeit vor
Ort - einzelne Berichte
März 2011:
Neue Publikation zur Geschichte der Kitzinger
jüdischen Familien - Auszeichnung für Michael Schneeberger |
Artikel von Michael Kämmerer in der "Main-Post" vom 3. März
2011 (Artikel): "KITZINGEN. Die jüdische Geschichte als Selbstverpflichtung. Förderverein ehrt Michael Schneeberger für dessen unermüdliche Arbeit.
Das Programm, das Dagmar Voßkühler den Mitgliedern des Fördervereins Ehemalige Synagoge in Aussicht stellte, klang verlockend: eine zügige Hauptversammlung und anschließend zwei Überraschungen. Also blickte die Vorsitzende in der gebotenen Kürze auf das abgelaufene Jahr des 100 Mitglieder großen und 1992 gegründeten Vereins, dessen Zweck darin liegt,
die Kultur und Geschichte des Judentums bekannt zu machen – sei es durch den Holocaust-Gedenktag, wissenschaftliche Vorträge oder Exkursionen zu den Stätten jüdischer Lebensart. Der Verein veranstaltete dies zuletzt in einer soliden finanziellen Situation, wie Vorstandsmitglied Uwe Zalder zusammenfasste.
Der Zustand der Kasse soll sich weiter verbessern: nicht nur durch den von 15 auf 20 Euro erhöhten Jahresbeitrag. Nach langer Arbeit ist ein von den Kitzinger Historikern Dr. Elmar Schwinger und Michael Schneeberger verfasstes Gedenkbuch entstanden, das der Verein am 2. Mai dieses Jahres, dem Holocaust-Gedenktag, vorstellen möchte – eine der Überraschungen, die Voßkühler den Mitgliedern versprochen hatte. Nicht zuletzt der Abschluss des Buchprojekts veranlasste den Verein – zweite Überraschung –, Schneeberger eine Ehrenurkunde auszustellen. Er hatte das Werk angeschoben und Jahre geforscht, um die Familiengeschichten der Kitzinger Juden nachzuerzählen.
'Michael Schneeberger liegt uns sehr am Herzen. Er ist einer der Gründer des Vereins und trägt ihn heute noch immer
mit', sagte Voßkühler und würdigte damit Schneebergers jahrzehntelange Verdienste um die jüdische Geschichte.
Der Historiker Prof. Dr. Klaus Arnold skizzierte in einer Laudatio den Lebensweg des 61-Jährigen: von dessen Kindheit und Jugend in Kitzingen, Wanderjahren in Würzburg, München und Berlin, über den Beitritt zum Judentum und persönliche Schicksalsschlägen bis zu Schneebergers umfangreicher Forschung über die Vergangenheit der Juden in Kitzingen.
'Ich bin gerührt, ich wusste von nichts', sagte Schneeberger: 'Mir ist noch nie eine Ehrung zuteil
geworden.' Der Antrieb für seine unermüdliche Arbeit, die in den achtziger Jahren nach einem Aufenthalt in Israel begonnen hatte, war ein anderer.
'Ich sehe das als Selbstverpflichtung', erläuterte Schneeberger: 'Die nächsten Generationen müssen wissen, wie es geschehen konnte, dass Menschen zu Menschen zweiter Klasse
wurden.'
Das knapp 500 Seiten starke Gedenkbuch wird in deutscher und englischer Sprache in einer Auflage von jeweils 500 Exemplaren erscheinen und 25 Euro kosten." |
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März 2012:
Mitgliederversammlung des Fördervereins
ehemalige Synagoge Kitzingen |
Artikel in der "Main-Post" vom 8.
März 2012: "Kitzingen. Stolpersteine kommen nicht überall an.
Mitglieder des Förderverein ehemalige Synagoge Kitzingen bestätigen den
bisherigen Vorstand..."
Link
zum Artikel |
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November 2014:
Gedenken zum Novemberpogrom 1938 -
Tod von Michael Schneeberger |
Artikel von Siegfried Sebelka in der
"Main-Post" vom 4. November 2014: "Kitzingen. OB legt einen Kranz nieder
Der überraschende Tod von Michael Schneeberger am 13. Oktober 2014 hat den
Ablauf der Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht am Sonntag, 9.
November, verändert.
Im Anschluss an die Kranzniederlegung vor der Alten Synagoge um 18 Uhr, wird
der profunde Kenner der Geschichte der Juden in Kitzingen und in
Unterfranken bei der Gedenkfeier im großen Saal der Alten Synagoge im
Mittelpunkt stehen. Eingeladen haben dazu die Stadt Kitzingen und der
Förderverein ehemalige Synagoge Kitzingen. Eigentlich war noch Anfang
Oktober nach der Kranzniederlegung ein Vortrag von Michael Schneeberger zum
Thema 'Mit Glanz und Gloria. Jüdische Soldaten im ersten Weltkrieg'
vorgesehen. Nach dem überraschenden Tod rückt der 65-Jährige selbst und sein
Einsatz für die Forschung über die Vergangenheit der Juden in Kitzingen ins
Zentrum der Veranstaltung."
Link zum Artikel |
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September 2015:
Weitere fünf "Stolpersteine"
werden verlegt |
Artikel von Robert Haass in "Die Kitzinger"
(infranken.de) vom 20. September 2015: "KITZINGEN. Fünf neue
Stolpersteine in Kitzingen
Emanuel Katzmann war Frontkämpfer im Ersten Weltkrieg und bekam verschiedene
Auszeichnungen. Im Gedenken an den ehemaligen Kitzinger – einst Vorsitzender
der jüdischen Gemeinde – und seine Familie wurden am Samstag in der
Kitzinger Bismarckstraße fünf Stolpersteine verlegt.
Ein Dutzend Menschen hatten sich vor dem Anwesen Bismarckstraße 3
versammelt, als der Aktionskünstler Gunther Demnig zur Tat schritt und fünf
weitere Stolpersteine in Kitzingen verlegte. Damit will er an das Schicksal
der Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt,
ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die
Stolpersteine sind würfelförmige Betonsteine mit einer individuell
beschrifteten Messingplatte. Sie werden in der Regel vor den letzten frei
gewählten Wohnhäusern der NS-Opfer in den Belag des Gehwegs eingelassen.
Mittlerweile finden sich 50 000 Steine in Deutschland und 18 weiteren
europäischen Ländern. In Kitzingen sind es die Steine Nummer 69 bis 74.
Claudia Gonschorek, Mitglied des Vorstands des Kitzinger Fördervereins
ehemalige Synagoge, begleitet die Verlegung der Stolpersteine in Kitzingen
seit 2004. Sie verlas die Lebensdaten der fünf Mitglieder der Familie
Emanuel und Frida Katzmann und zitierte aus dem Gedenkbuch von Michael
Schneeberger über die vertriebenen und ermordeten Kitzinger Juden. 1920,
nach der Heirat mit Frieda Mandelbaum, kam Emanuel Katzmann nach Kitzingen,
wo er in den 1940er Jahren Vorsitzender der jüdischen Gemeinde wurde. Bei
der Deportation der Kitzinger Juden am 24. März 1942 wurde er gezwungen als
jüdischer Transportleiter zu fungieren. Neben dem Ehepaar erinnern die
Gedenksteine auch an ihre Kinder Jette, Gert Gerson und Gertrude, die
Deutschland nicht rechtzeitig verlassen konnten und am 24. März 1942 von
Kitzingen aus nach Izbica bei Lublin deportiert wurden."
Link zum Artikel |
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Dezember 2015:
Über die Arbeit des Fördervereins ehemalige Synagoge Kitzingen
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Artikel von Torsten Schleicher in der
"Main-Post" vom 6. Dezember 2015: "KITZINGEN/WÜRZBURG. Unermüdlich für
die jüdische Geschichte
Eingeworfene Fenster und ein undichtes Dach: Wer Anfang der 1980er Jahre in
der Kitzinger Landwehrstraße an der ehemaligen Synagoge der Stadt vorbeikam,
fand einen trostlosen Anblick vor. Der einst prachtvolle, 1883 eingeweihte
Bau war in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 von Kitzinger
Nazis zunächst verwüstet und dann in Brand gesteckt worden. Nach 1945 wurde
die Ruine nur notdürftig gesichert und danach lange Jahre zweckentfremdet
genutzt. Wenn die frühere Synagoge heute als 'Alte Synagoge' ein Zentrum des
kulturellen Lebens in Kitzingen ist und wenn hier immer wieder auch der
jüdischen Geschichte der Stadt gedacht werden kann, so hat das wesentlich
mit dem Engagement von Frauen und Männern zu tun, die sich 1982
zusammenfanden, um den endgültigen Verfall des Gebäudes zu stoppen und einen
Abriss zu verhindern. Es war die Geburtsstunde des 'Fördervereins ehemalige
Synagoge Kitzingen', der am Freitag einen der Preise der Aktion 'Zeichen
setzen' der Mediengruppe Main-Post und des Lernwerk Volkersberg. Die
katholische Volkshochschule Lernwerk Volkersberg, neben der Main-Post,
Castell-Bank und der Bürgerstiftung Würzburg einer der vier Stifter der
'Zeichen setzen'-Preise, würdigte das jahrzehntelange Wirken des Kitzinger
Vereins mit einem Preisgeld von 500 Euro.
Bei der Gründung vor über 30 Jahren war es zunächst um das Gebäude gegangen.
Schon 1983 organisierte der Verein in der Ruine eine Ausstellung zu
'Judentum in Kitzingen und Umgebung', bei den Verantwortlichen in Politik
und Verwaltung warben die Vereinsmitglieder vehement für eine Restaurierung
des Gebäudes und eine neue, angemessene Nutzung – letztlich mit Erfolg.
Zwischen 1990 und 1993 wurde die Synagoge instand gesetzt, sicher der größte
Erfolg des Fördervereins. Parallel zu den Bemühungen um das Gebäude schrieb
sich der Verein die Erforschung der jüdischen Geschichte Kitzingens und
seiner Umgebung auf die Fahnen. Noch in der Ruine entstanden – maßgeblich
unter Leitung der Iphöfer Lehrerin Gisela Bamberg – eine Bibliothek und ein
Archiv, die heute ein unersetzliches Werkzeug bei der Auseinandersetzung mit
der Geschichte der Kitzinger Juden sind. Später begleitete der Verein
Neuveröffentlichungen zur regionalen jüdischen Geschichte, so Harald
Knoblings 'Die Synagoge in Kitzingen', Elmar Schwingers Standardwerk 'Von
Kitzingen nach Izbica' oder Michael Schneebergers 'YISKOR – Gedenkbuch der
Kitzinger Opfer des Holocaust'. Seit der Eröffnung der 'Alten Synagoge' 1993
macht der Förderverein immer wieder mit Veranstaltungen und Ausstellungen
von sich reden: Jüdische Künstler zeigen ihre Werke, Lesungen und Konzerte
werden organisiert. Und nicht zuletzt stellte der Verein – vor allem über
den 2014 verstorbenen Michael Schneeberger – immer wieder den Kontakt zu
ehemaligen Kitzinger Juden her, so zum Beispiel zu Walter Reed, der aus
Mainstockheim stammte und später in den USA lebte, oder zu Justin Sonder aus
Chemnitz, der in den 1930er Jahren als Kind bei seinen Großeltern in
Kitzingen war und die Hölle von Auschwitz überlebte. Die betagten Gäste
sprachen dabei nicht nur mit Vereinsmitgliedern, sondern berichteten auch
vor Kindern und Jugendlichen über Verfolgung und Vernichtung des Kitzinger
Judentums durch das NS-Regime und seine Helfer. Bei der Preisverleihung am
Freitagabend bezeichnete Laudatorin Martina Reinwald, Leiterin des Lernwerk
Volkersberg, den seit 33 Jahren aktiven Förderverein als 'Methusalem' unter
den Ausgezeichneten und bescheinigte ihm eine 'ganz besondere Form des
Engagements in der Erinnerungskultur'. 'Sie rücken das konkrete Erinnern in
den Fokus' sagte Reinwald an den Verein, der in Würzburg mit vier
Vorstandsmitgliedern und in Begleitung von OB Siegfried Müller und
stellvertretendem Landrat Robert Finster vertreten war.
Fördervereinsvorsitzende Margret Löther sagte nach der Auszeichnung, sie
freue sich, dass 'mit unserem Nischenverein' auch die Beschäftigung mit der
jüdischen Religion gewürdigt werde. Neben den Preisstiftern dankte sie auch
Stadt und Landkreis Kitzingen für die Unterstützung der Vereinsarbeit."
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Mai/November
2016: Die ehemalige
Synagoge wird umfassend saniert |
Artikel von Ralf Dieter in "Die Kitzinger" (infranken.de)
vom 10. Oktober 2016: "Mit Sicherheit besser. Die Alte Synagoge wird
umgebaut. Trotz Überraschung liegen die Arbeiten im Zeitplan.
Er hat viel dazugelernt in den letzten Wochen und Monaten, einige
Überraschungen erlebt und etliche gute Gespräche geführt. Richard
Arndt-Landbeck hat das erste Mal beruflich ein Bauvorhaben begleitet. Und
das hatte es gleich in sich: Die Alte Synagoge in Kitzingen wird seit Anfang
Mai aufwändig saniert. Seit 2010 ist der Leiter der Volkshochschule in
Kitzingen auch verantwortlich für das Kulturleben in der Alten Synagoge. Er
hat sich eingelesen in die Geschichte des markanten Gebäudes am Kitzinger
Mainufer, das 1993 nach einem Komplettumbau und Gesamtkosten von rund neun
Millionen Mark eröffnet worden war. Nach rund 20 Jahren Nutzung als
kulturelles Zentrum war ihm schnell klar, dass einiges verändert werden muss
– dass es gleich so viel werden würde, hat nicht nur ihn überrascht. Mit der
Erneuerung der Ton- und Lichtanlage vor vier Jahren fing der Umbau
schleichend an. Mit einer Prüfung durch den TÜV und später durch die
städtische Bauaufsicht nahm er dringliche Züge an. 'Mehr als 40 Mängel hat
die Aufsicht festgestellt', erinnert sich Arndt-Landbeck. Deren Empfehlung
war ein Schock: 'Sofort schließen.' Die Argumente: Kein ordnungsgemäßer
Brandschutz, keine zweiten Fluchtwege, kein ausreichendes
Sicherheitskonzept. Fast drei Jahre ist diese niederschmetternde Diagnose
alt. Das Kulturleben ging trotzdem seinen Gang – allerdings unter strengen
Auflagen. Bei Veranstaltungen mit mehr als 100 Besuchern musste eine
Brandschutzwache von der Feuerwehr gestellt werden. Alle Räume mussten vor
und nach der Veranstaltung inspiziert werden, während der Veranstaltung
musste die Wache natürlich auch präsent sein. Keine einfache Zeit. Weder für
Arndt-Landbeck noch für die Kitzinger Wehr. 100 bis 150 Veranstaltungen
finden jährlich in der Synagoge statt. Ein Großteil lockt mehr als die
besagten 100 Besucher an. Dem Oberbürgermeister und dem Stadtrat war klar:
So kann es auf Dauer nicht weitergehen. Ein Konzept musste her, der
Brandschutz auf ganz neue Beine gestellt werden. 2015 sind die Pläne
erstellt worden, im Mai diesen Jahres konnten die Arbeiten beginnen. Trotz
mancher unvorhergesehener Entwicklung liegen sie im Zeitplan. Das ist auch
dringend notwendig. Am 9. November muss alles fertig sein. Dann lädt der
Förderverein ehemalige Synagoge Kitzingen traditionell zur
Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht inklusive Kranzniederlegung ein.
Die Arbeiten hatten es bislang in sich. Stühle, Tische, Bühne: Alles musste
im Mai ausgeräumt und im Bauhof eingelagert werden. Dann ging es an die
handwerklichen Arbeiten: Decken öffnen, Brandschutzvorrichtungen einziehen,
gleichzeitig Netzwerkkabel für die digitale Technik legen. Alle Holztüren
mussten durch Stahltüren ersetzt werden, überall wurden zusätzliche
Notbeleuchtungen und Rauchmelder installiert. In den Turmfenstern gibt es
jetzt Öffnungen, die im Brandfall automatisch aktiviert werden, damit der
Rauch abziehen kann. Moderne Technik hilft den Einsatzkräften, im Notfall
schneller und gezielter einzuschreiten. Im Foyer wird eine Konsole
angebracht, die den Feuerwehrleuten einen Hinweis gibt, an welcher Stelle
der Brand entstanden ist. Nachdem die Decken schon mal abgehängt waren,
sollte man auch gleich energiesparende LED-Leuchten einbauen. Eine gute
Idee, die bei einer der wöchentlichen Baubesprechungen aufkam. Aber woher
das Geld nehmen? Der Architekt wollte der billigsten Lösung jedenfalls nicht
zustimmen. Das Licht müsse zum besonderen Charme des Gebäudes passen. Die
Kosten für die Leuchten wurden schließlich aus dem Budget der Alten Synagoge
bestritten. Genauso wie zusätzliche Verkabelungen, der Umbau der Steuerung
für die Saalbeleuchtung, die Verdunkelung und die Akustiksegel. Dafür muss
Arndt-Landbeck wünschenswerte Anschaffungen streichen, die er für ein
qualitativ hochwertiges Veranstaltungsangebot als absolut notwendig
erachtet: ein digitales Tonpult beispielsweise oder eine richtig große
Leinwand für die Diashows. Auch beim Umbau konnten nicht alle Wünsche
erfüllt werden. Einen barrierefreien Zugang wird es geben, eine Klimaanlage
war nicht mehr drin. 'Dabei wäre die im Sommer Gold wert', sagt
Arndt-Landbeck. Immerhin: Eine neue Lüftungssteuerung ist eingebaut worden –
die Ersatzteile für die alte mussten bislang aus Tschechien bestellt werden.
Eine neue Klimaanlage kann damit relativ einfach nachgerüstet werden –
sollte der Stadtrat den rund 200 000 Euro Kosten irgendwann zustimmen. Mit
rund 700 000 Euro rechnet das Bauamt für die gesamten Brandschutzmaßnahmen.
Dazu kommen die Kosten für einen barrierefreien Zugang, der gleichzeitig als
zweiter Fluchtweg genutzt werden kann. Er entsteht am Seitenflügel der Alten
Synagoge, am derzeit gesperrten Fußweg Richtung Mainufer. Der richtige Platz
für einen Fluchtweg aus dem Gebäude, das bei einer vollen Belegung rund 400
Menschen fasst, war jedoch lange heiß diskutiert und umstritten. Eine
Außentreppe Richtung Main? Der Denkmalschutz lehnte ab. Ein Fluchtweg über
die Terrasse zwischen den beiden Türmen? Die Feuerwehr sagte Nein. Ein
zusätzliches Treppenhaus, das vom großen Saal über drei Etagen an eine
bislang zugemauerte Tür führt? Diese Lösung wurde favorisiert, bis ein neu
bestellter Brandschutzgutachter plötzlich die ganz neue Lösung ins Spiel
brachte. Flexibel sein, neue Lösungswege suchen und in der montäglichen
Runde besprechen. Immer wieder zahlte sich dieses Vorgehen aus. Die großen
hölzernen Eingangstüren sollten beispielsweise aus Brandschutzgründen
während den Veranstaltungen geöffnet bleiben. Arndt-Landbeck wehrte sich,
jeder Luftzug im Saal sei einer zu viel. Dank eines innovativen Schreiners
bleiben die Türen nun doch zu. Sie öffnen sich künftig nach außen – der
Fluchtplan wird damit erfüllt. Rund sieben Monate wird die Alte Synagoge für
die gesamte Maßnahme geschlossen sein, ab Ende Oktober wird sie wieder
eingeräumt, vorher muss der TÜV die neuen Anlagen abnehmen und die
Betriebsgenehmigung erteilen. 'Am 5. November soll alles wieder eingebaut
sein', sagt Arndt-Landbeck. Er weiß: Der Zeitplan ist eng, es gibt keinen
Puffer. Ab dem 12. November starten wieder die Kulturveranstaltungen – drei
bis vier in der Woche. Bis zu 150 Veranstaltungen sollen auch im kommenden
Jahr im sanierten Schmuckstück der Stadt über die Bühne gehen.
Arndt-Landbeck erhofft sich neue Möglichkeiten durch die modernen Licht- und
Tonanlagen. In Sachen a capella will er künftig beispielsweise die
'Bundesliga' nach Kitzingen holen. 'Aber das geht nur mit moderner Technik',
sagt er. Und erst dann, wenn alle Sicherheitsvorschriften erfüllt sind."
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November 2017:
Veranstaltung zum Gedenken an den
Novemberpogrom 1938 |
Artikel in "Die Kitzinger" (infranken.de) vom 5. November
2017: "KITZINGEN. Mit der Zeitzeugin Eva Erben wird der Pogromnacht
gedacht
Eva Erben, Überlebende der Shoah, und eine außergewöhnliche Persönlichkeit,
kommt am 9. November nach Kitzingen. Sie erzählt, wie sie als Jüdin die
Nazi-Zeit überlebte.
Mit Günther Jauch ist sie per Du, auf dem Hradschin in Prag ist sie immer
wieder einmal persönlicher Gast des Präsidenten, am Donnerstag, 9. November,
kommt sie auf Einladung des Fördervereins ehemalige Synagoge Kitzingen in
die Alte Synagoge: Eva Erben, Überlebende der Shoah, und eine
außergewöhnliche Persönlichkeit, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Eva
Erben (Jahrgang 1930) stammt aus dem Sudetenland. Ihre Eltern, Jindrich und
Marta Löwidt, beschlossen 1936, in die tschechoslowakische Hauptstadt Prag
zu ziehen. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht am 15. März 1939 änderte sich
das Leben der Arztfamilie schlagartig. Im Dezember 1941 wurden die Löwidts
in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Der Vater wurde 1944 nach Kaufering
verschleppt und ermordet. Eva und ihre Mutter kamen nach Auschwitz-Birkenau,
dann in ein Außenkommando des Konzentrationslagers Groß-Rosen. Im Februar
1945 trieb die SS sie auf einen Todesmarsch, den die Mutter nicht überlebte.
Eva gelang die Flucht und sie wurde von einer tschechischen Familie
versteckt. 1948 wanderte sie mit ihrem Ehemann, dem sie als Kind bereits in
Theresienstadt begegnet war, über Frankreich nach Israel aus.
Für den Sohn geschrieben. Ihr Buch 'Mich hat man vergessen.
Erinnerungen eines jüdischen Mädchens', ursprünglich für ihren jüngsten Sohn
geschrieben, führte sie um die Jahrtausendwende zusammen mit einer
Ausstellung schon einmal nach Kitzingen. Die kürzlich verstorbene Cordula
Kappner hatte die Stationen des Todesmarsches akribisch nachvollzogen und in
der Ausstellung dokumentiert. Eva Erbens zweites Buch 'Fluchten' wurde von
der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas herausgegeben. Ihr
lebensgeschichtliches Interview in Wort und Bild ist Teil des Berliner
Mahnmals.
Am 9. November – um 10 Uhr für Schulklassen und um 20 Uhr für die
interessierte Öffentlichkeit – gibt Eva Erben im Gespräch, mit einer Lesung
und einem Film Einblick in helle und dunkle Stunden ihres Lebens. 'Eva Erben
zeigt uns, was Unmenschlichkeit in unserer Welt bedeutet und wie man selbst
. . . nicht für immer verbittert.' (Günther Jauch). In der
Abendveranstaltung spricht Eva Erben mit Pfarrer Burkhard Hose von der
Christlich-jüdischen Gesellschaft Würzburg, die anlässlich des 79.
Jahrestags der Pogromnacht in Kitzingen zu Gast ist.
Kranzniederlegung. Um 19 Uhr legt Oberbürgermeister Müller vor der
Alten Synagoge zur Erinnerung an die ehemaligen Kitzinger Juden einen Kranz
nieder. Anschließend sind alle zum Gebet und Gedenken in die 'Synagoge in
der Synagoge' eingeladen. Musikalisch begleitet das Bläserensemble
'Well-Blech' der Dekanate Kitzingen/Uffenheim unter Leitung von Tanja
Tröge."
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Januar 2018:
Die Synagoge ist eine "Heimat für
kulturelle Vielfalt" in der Stadt |
Artikel von Ralf Dieter in "Die Kitzinger" (infranken.de)
vom Januar 2018: "Kitzingens Heimat für kulturelle Vielfalt. Vor 25
Jahren ist die Alte Synagoge umgebaut und neu eingeweiht worden.
Ein Vierteljahrhundert. Das ist viel Zeit. Im Jahr 1993 war vieles anders.
In den Vereinigten Staaten wurde Bill Clinton als Präsident vereidigt, in
Norwegen gab die Band a-ha ihre Auflösung bekannt – und in Kitzingen
erwachte die Alte Synagoge zu neuem Leben. 1882 bis 1883 ist das Gebäude in
der Landwehrstraße erbaut worden. Es hat schwere Zeiten hinter sich. In der
'Reichspogromnacht' am 10. November 1938 wurde die Synagoge ein Opfer der
Flammen. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das religiöse Gebäude als Heimat
für Handwerksbetriebe, stand für kurze Zeit leer, wurde dann von der
katholischen Kirche als Proberaum für Chöre und Blasorchester genutzt –
allerdings nur vom Frühjahr bis zum Herbst. Im Winter war es zu kalt. Mit
dem Bau des Dekanatszentrums fanden die Musiker einen damals modernen
Unterschlupf. In den 1980er Jahren drohte der Abriss der Alten Synagoge. Der
Stadtrat hatte es schon so entschieden. Dann gründeten engagierte Bürger
einen Förderverein, der Beschluss wurde revidiert, neun Millionen Mark in
den Umbau, der einem Neubau glich, investiert. Im Herbst 1993 öffnete die
neue Alte Synagoge ihre Tore. Einige Zehntausend Besucher sind seither
alleine zu den Veranstaltungen der Vhs geströmt. Längst hat sich die Alte
Synagoge als der Ort für kulturelle Veranstaltungen in Kitzingen etabliert.
Doch die Anfänge waren schwer. 'Kein Personal, keine Vorgaben, eine ganz
schlechte technische Ausstattung.' Richard Arndt-Landbeck denkt mit
Schrecken an die ersten Jahre zurück. Der heutige Vhs-Geschäftsstellenleiter
und Leiter Kultur in der Alten Synagoge war schon damals als pädagogischer
Mitarbeiter in die Planungen eingebunden. Mit rund 40 Veranstaltungen
versuchte man im ersten Halbjahr 1993 den Geschmack der Kitzinger zu treffen
– mit unterschiedlichem Erfolg. Bei Jazz-Musikerin Susanne Schönwiese saßen
gerade mal vier zahlende Zuschauer im großen Saal, die Lesungen stellten
sich alle als Flop heraus. Bei den Chören, den Tourneetheatern und den
Konzerten reichte die Resonanz von mäßigem Interesse bis gutem Zuspruch.
Nach einem Jahr stand fest: Ein gemischtes Programm macht keinen Sinn. Dann
lieber eine feste thematische Reihe. Arndt-Landbeck und die Mitstreiter der
ersten Stunde riefen das 'Festival der leisen Töne' ins Leben – ein
Volltreffer. Sieben Jahr lang lief die Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit
mit der Vhs in Würzburg. Im Schnitt kamen mehr als 200 Besucher. 'Es war die
erfolgreichste Serie, die wir jemals hatten', erinnert sich Arndt-Landbeck.
Mit der folgenden Reihe KICK (Kitzinger Comedy- und Kabarettwochen) ging die
Vhs erneut ein Wagnis ein. Bis dato hatte nur das Bockshorn (damals noch in
Sommerhausen) Kabarett für die Neugierigen im Raum Würzburg/Kitzingen
angeboten. Der Mut zahlte sich aus. Schnell hatten sich die Kabarettabende
zu einem wichtigen und gut besuchten Standbein in der Alten Synagoge
entwickelt. Heute sind es fünf verschiedene Arten von Veranstaltungen, die
Jahr für Jahr tausende Neugierige in das Gebäude locken: Kulturreihen,
Bildungsveranstaltungen der Vhs, Angebote des Fördervereins Ehemalige
Synagoge, Veranstaltungen von Musikschule und anderen städtischen
Einrichtungen sowie Vermietungen an Veranstalter wie Schulen, Banken, die
Klinik Kitzinger Land oder andere Interessenten wie den Rotary- oder den
Lions-Club. Etwa 150 Veranstaltungen finden Jahr für Jahr in der
Landwehrstraße statt. 'Das alles muss natürlich zeitlich und thematisch
koordiniert werden', sagt Arndt-Landbeck. Sein oberstes Ziel lautet
Vielfalt. Mindestens drei Jahre Pause plant er ein, bevor er den gleichen
Künstler wieder in die Alte Synagoge einlädt. Gerne erinnert er sich an die
Auftritte von Bernd Regenauer, Andreas Giebel oder Christoph Soldan
(Pianist) zurück, die der Alten Synagoge immer wieder einen Besuch
abstatteten. Auch 'Carolin No' haben die Kulturstätte über Jahre hinweg
begleitet und ein treues Publikum gefunden. Rund 2500 Konzerte hat
Arndt-Landbeck in den letzten 25 Jahren organisiert. Nur zweimal hatte er
richtig Grund zum Klagen. Gunter Gabriel beschimpfte 2003 sturzbetrunken
nicht nur das Publikum – 'sondern jeden und alles.' Auf den italienischen
Liedermacher Pippo Pollina hatte sich Arndt-Landbeck ganz persönlich
gefreut, war er doch schon als Jugendlicher dessen großer Fan. Nach einer
halben Stunde, in der Pollina geflucht und getobt hat, weil der Saal für
seinen Soundcheck noch nicht vorbereitet war, riss dem ansonsten so ruhigen
und freundlichen Vhs-Leiter der Geduldsfaden. 'Noch ein Wort und ich
schmeiße Sie raus', hat er dem italienischen Liedermacher an den Kopf
geworfen. Am Abend gab Pollina ein umjubeltes Konzert, dennoch sagt
Arndt-Landbeck: 'Das war meine schlimmste Stunde in der Alten Synagoge.'
Seit dem Jahr 2011 sind rund 200 000 Euro in die Alte Synagoge investiert
worden, gerade der Brandschutz verschlang viel Geld. 'In den nächsten drei,
vier Jahren werden noch mal rund 100 000 Euro gebraucht', schätzt
Arndt-Landbeck. Die Alte Synagoge ist in die Jahre gekommen. Neue
Orchesterstühle werden benötigt, neue Tische, eine neue Garderobe,
Kühltheken und Stühle. 'Alleine ein guter Stuhl kostet schon rund 500 Euro',
sagt er und regt gleichzeitig eine Diskussion über eine neue
Organisationsstruktur an. 'Kitzingen braucht ein Kulturamt', meint der Mann,
der wie kein anderer das Kulturleben der Stadt in den letzten 30 Jahren
geprägt und mitgestaltet hat. Dass die Alte Synagoge auch weiterhin eine
bedeutende Rolle spielen wird, steht für ihn außer Zweifel. 'Aber wir
brauchen deutlich mehr Geld als bislang', prophezeit er. Ein Kulturhaus
müsse nun mal permanent erneuert werden und es brauche ausreichend Personal,
das sich professionell um die Veranstaltungen und die Ausstattung kümmert.
Arndt Landbeck weiß schon jetzt, welche Veranstaltung die letzte sein wird,
die er organisiert: das Neujahrskonzert 2023. Dann feiert die neue Alte
Synagoge schon den nächsten Geburtstag: 30 Jahre."
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Mai 2018:
25 Jahre Kultur in der ehemaligen
Synagoge Kitzingen |
Artikel von Robert Haaß in "Die Kitzinger" (infranken.de) vom 22. Mai 2018:
"25 Jahre Kultur in der Alten Synagoge.
Knapp war's für die Alte Synagoge in Kitzingen: 1976 beschloss der Kitzinger
Stadtrat, dass das Gebäude nicht erhaltenswürdig sei. Jetzt spielt die
Kultur die Hauptrolle.
Viel hätte nicht gefehlt, dann wäre dieser Abend am Montag in der Alten
Synagoge in Kitzingen gar nicht möglich gewesen: Noch im Jahr 1976 beschloss
der Kitzinger Stadtrat: Dieses Gebäude ist nicht erhaltenswürdig. Ein Abriss
und die Schaffung innenstadtnaher Parkplätze waren nicht weit entfernt.
Daran erinnerte Bürgermeister Klaus Heisel als 'Zeitzeuge' in seiner Rede
anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Hauses als Kulturstätte.
'Schon 25 Jahre oder erst 25 Jahre?' Eine Frage, die die Vorsitzende des
Fördervereins ehemalige Synagoge, Margret Löther, in ihrer kurzen Ansprache
stellte. Denn so freudig das Jubiläumsereignis auch sei, es lässt einen
kritischen Blick auf die Nachkriegszeit werfen: 'Ganze 55 Jahre lang ließ es
sich in Kitzingen mit der Ruine leben.'
Einweihung 1883. 1883 wurde die Synagoge in Kitzingen eingeweiht,
damals von einer lebendigen Jüdischen Gemeinde in der Stadt. Am 10. November
1938 wurde sie, wie viele andere Synagogen im Lande ein Opfer der Flammen in
der Reichspogromnacht. Die erste Nutzung war dann zeitgemäß: Ein
provisorisches Dach und zwei Zwischendecken, schon konnten
Kriegszwangsarbeiter untergebracht werden.
Im Besitz der Stadt. 1953 gelang das Gebäude in den Besitz der Stadt,
doch hatte die jüdische Vermögensverwaltung zuvor langfristige
Nutzungsverträge mit drei Betrieben gemacht, so dass die Stadt erst 1974
endgültig in den Besitz der Liegenschaft kam. 'Vielleicht war es gerade
dieser Umstand, dass das Gebäude - zwar in jämmerlichen Zustand, aber
überhaupt stehen blieb', so der Bürgermeister. Von da an begannen sich die
Kitzinger auch Gedanken über die Zukunft des stadtbildprägenden und auch
geschichtsträchtigen Hauses zu machen.
Protest. Unter anderem Heimatdichter Engelbert Bach war es nach dem
Stadtratsbeschluss 1976, das Gebäude sei nicht erhaltenswert, der mit
anderen freischaffenden Künstlern den Kulturbeirat gründete, der nicht nur
gegen diesen Beschluss protestierte, sonder auch Überlegungen und Pläne zu
einer künftigen Nutzung ausarbeitete. Vorschläge, die bei ehemaligen
Kitzinger Juden in Israel Resonanz fanden, was half, den Abbruch zu
verhindern und am die Gründung des Fördervereins zur Folge hatte.
Am Ende warn es wohl der 'goldene Zügel des Zuschusses' durch die Regierung
von Unterfranken, die dafür sorgten, dass 1989 Sanierung und Umbau der
ehemaligen Synagoge, bei immer noch drei Gegenstimmen, beschlossen wurde.
Das alles nicht ohne Hürden, denn sowohl die künftige, als auch die
ehemalige Nutzung mit dem Erhalt des Synagogenraums wollten ebenso gelöst
sein, wie die Frage nach der Optik der Turmstümpfe.
Erfolgreiches Konzept. Wie erfolgreich dieses Konzept in den
vergangenen 25 Jahren gelaufen ist, und auch weiter läuft, mache Richard
Arndt-Landbeck als Leiter Kultur in der Alten Synagoge deutlich. Denn das
sanierte Haus steht nicht leer und wird nur repräsentativ genutzt. Pro Jahr
finden 140 bis 150 öffentliche Veranstaltungen hier statt, werden zwischen
13 000 und 15 000 Besucher jährlich erreicht, füllen das Haus mit Leben.
Woran auch der Förderverein, aktuell mit einem Schülerwettbewerb zur Alten
Synagoge seinen Beitrag leistet.
Wie im Haus gearbeitet wird, zeigte sich auch am Montagabend, an dem die
Besucher der Jubiläumsveranstaltung nicht nur den Reden lauschen, sondern
auch eines der wohl typischen Veranstaltungen miterleben durften:
Musikalisches Kabarett von Armin Fischer auf hohem Niveau."
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November 2018:
Veranstaltung zum Gedenken an den
Novemberpogrom 1938 |
Artikel von Waltraud Ludwig in "Die
Kitzinger" (inFranken.de) vom 11. November 2018: "Kitzingen. Pogrom:
Gedenkgang wider das Vergessen
Vor 80 Jahren brannte, wie in vielen anderen deutschen Städten auch, die
Kitzinger Synagoge. Die sogenannte 'Reichskristallnacht' gilt als Beginn des
größten Massenmords der Menschheitsgeschichte, der am Ende zwischen fünf und
sechs Millionen jüdische Männer, Frauen und Kinder zum Opfer fielen. Auch in
Kitzingen wurden jüdische Bürger aus ihren Häusern vertrieben, deportiert
und in den Vernichtungslagern der Nazis ermordet. An sie erinnerte ein
Gedenkgang entlang der 'Stolpersteine' im Mühlberggebiet, zu dem die
CSU-Ortsgruppe mit der Jungen Union und Paneuropa Jugend eingeladen hatte.
Die Idee zu der Gedenkveranstaltung entstand aus der Jungen Union heraus.
'Wir wollten bewusst ein Zeichen setzen', erklärte JU-Kreisvorsitzende
Sabrina Stemplowski. Nicht nur, weil sich die Reichspogromnacht vom 9.
November 1938 heuer zum 80. Mal jährt. Gerade in der heutigen Zeit sei es
von 'größter Bedeutung, gegen politischen Extremismus Stellung zu beziehen'
und sich 'an das zu erinnern, was damals geschehen ist', so die
JU-Kreisvorsitzende.
Kerzen aufgestellt. Rund 20 Bürger waren der Einladung der
CSU-Ortsgruppe gefolgt. Vom neuen Koffer-Denkmal am Rosengarten aus zogen
sie zunächst ins Mühlberggebiet und dann weiter zum Hindenburg-Ring und in
die Landwehrstraße. Zahlreiche 'Stolpersteine' erinnern daran, dass hier
einstmals viele jüdische Familien lebten. Als Zeichen des Gedenkens stellten
die Teilnehmer vor den ehemaligen Wohnhäusern der ermordeten Bürger Kerzen
auf und gedachten ihrer in einem kurzen Moment der Stille. Auch ihre Namen
wurden vorgelesen, wann sie geboren wurden und wann sie in die
Vernichtungslager deportiert wurden. Was die jüdischen Bürger Kitzingens
erleiden mussten, wurde besonders an einigen Lebensgeschichten deutlich, die
Sabrina Stemplowski gemeinsam mit Gerlinde Martin, dem JU-Ortsvorsitzenden
Michael Meier, dem Vorsitzenden der Paneuropa Jugend Franken, Daniel Nagl,
sowie der CSU-Landtagsabgeordneten Barbara Becker und deren Ehemann Norbert
Kahl aufzeigten. Die kurzen Biographien zeigten, wie die ermordeten
Kitzinger gehofft, gekämpft und am Ende doch gegen das brutale Nazi-Regime
verloren haben.
Das Schicksal der Familie Wohlgemuth. Beispielhaft für viele ist das
Schicksal der Rabbinerfamilie Wohlgemuth, die in der Paul-Eber-Straße
wohnte: Dr. Joseph Wohlgemuth war 23 Jahre lang Rabbiner in Kitzingen.
Nachdem er 1935 mit 50 Jahren starb, trat sein Sohn Gotthelf seine Nachfolge
an. Nach der Reichspogromnacht und den zunehmenden Repressalien durch die
Nazis wanderte dieser 1939 zusammen mit seinem Bruder Shimon in die USA aus.
Der jüngste Bruder Leo versuchte zunächst, über einen Kindertransport nach
Belgien den Nazi-Schergen zu entrinnen. Nach der Besetzung durch die
Wehrmacht wurde der Jugendliche jedoch wieder zurück nach Kitzingen
geschickt. Trotz aller Bemühungen gelang es den beiden älteren Brüder nicht,
den Bruder und die Mutter Luise zu retten. Beide wurden 1942 nach Izbica
deportiert.
Das Schicksal von Rosa Stein. Zu den Opfern des Nationalsozialismus
gehörte auch Rosa Stein, die in der Moltkestraße 3 wohnte. In den 1920er
Jahren hatte sie innerhalb weniger Jahre Mann und Sohn verloren. Nach der
NS-Machtergreifung hätte sie die Möglichkeit gehabt, ins Exil nach Kuba zu
gehen. Weil sie ihre Schwester in Würzburg jedoch nicht alleine lassen
wollte, ließ sie ihr Ticket verfallen. Beide Schwestern wurden am 25. April
1942 nach Krasniczyn in den Tod geschickt. In ihrem Nachruf bezeichnete
CSU-Landtagsabgeordnete Barbara Becker die ermordete Kitzingerin als Vorbild
und starke Frau, die 'aus Liebe zum Nächsten ihr eigenes Leben gegeben'
habe. So wie Rosa Stein hofften auch viele andere Kitzinger Juden, der
Verfolgung durch die Nazis zu entkommen. Einigen gelang die rechtzeitige
Auswanderung in die USA, nach Palästina oder in andere Länder. 204 Männer,
Frauen und Kinder, die einstmals in Kitzingen lebten und wirkten, hatten
nicht dieses Glück. Sie wurden deportiert, ermordet und sahen ihre Heimat
nie wieder. 'Über diesen Teil unserer Geschichte müssen wir reden und sie in
Erinnerung behalten', betonte Sabrina Stemplowski. Nie wieder dürften sich
'solche Gräueltaten wiederholen'."
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Februar 2019:
Weitere Verlegung von
"Stolpersteinen" in Kitzingen |
Artikel von Janina Hupfer in "Die
Kitzinger" (inFranken.de) vom 28. Februar 2019: "Mit Stolpersteinen und Blumen
gegen das Vergessen
Stolpersteine erinnern an deportierte und ermordete Juden. Seit Donnerstag
hat Kitzingen drei neue. Geschmückt wurden diese nach jüdischer und
christlicher Tradition.
Zur Erinnerung an die deportierten und umgebrachten Juden sind in Kitzingen
bereits rund 80 Stolpersteine zu finden. Jetzt folgten drei weitere. Um
diese zu verlegen, zogen am Donnerstag Jungen und Mädchen der Kitzinger
Paul-Eber-Schule, etliche Bürger, Organisatorin Claudia Gonschorek, die
Vorsitzende Margret Löther des Fördervereins ehemalige Synagoge Kitzingen,
Fördervereinsmitgliedern und der Zweite Bürgermeister Klaus Heisel durch
Kitzingen. Ihr Weg führte sie dabei von ihrem Treffpunkt am Rosengarten
zuerst zur Moltkestraße 14 und anschließend zur Rosenstraße 13.
Der erste Stein wurde Jette Wild gewidmet. Ihr Stein prangt nun in
der Moltkestraße, neben dem ihres Schwagers Simon Sonder – vor ihrem
letzten Wohnhaus. Auch vor der Rosenstraße 13 lagen bereits Stolpersteine.
Sie wurden 2004 den Schwestern Gerda und Marianne Oppenheimer
gewidmet. Nun folgten Recha und Leopold Oppenheimer, die Eltern der
beiden. Die Familie wurde 1942 deportiert und ermordet, nur der Sohn Josef
Oppenheimer konnte entkommen. Verlegt wurden die Steine von Mitarbeitern des
Kitzinger Bauhofs. Die Stolpersteine wurden anschließend noch mit Blumen und
Steinchen geschmückt, was eine christliche und eine jüdische Tradition
vereinte. Anders als bei vorherigen Aktionen konnte Gunter Demnig nicht nach
Kitzingen kommen. Der Künstler aus Köln war der Initiator des europaweiten
Projekts Stolpersteine. Er ist mittlerweile mit über 70 000 Stolpersteinen
weltweit ein beschäftigter Mann. Nach der Verlegung lud der Förderverein
noch in die alte Synagoge ein, um sich auszutauschen und bei Kaffee und
Kuchen einen Zeitzeugen-Film anzusehen."
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Mai 2019:
Die Führungspersonen des Vereins
Alte Synagoge wird bestätigt - Blick auf die 2019 geplanten Veranstaltungen
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Artikel von Gerhard Bauer in "Mainpost.de"
vom 9. Mai 2019: "Kitzingen. Synagogenverein bestätigt seine Führung
Bei den Neuwahlen in der Mitgliederversammlung des Fördervereins ehemalige
Synagoge Kitzingen gab es keine Veränderungen. Wahlleiter Richard Scharnagel
gab dieses Ergebnis bekannt: Vorsitzende Margret Löther, Stellvertreterin
Doris Frank, Kassier Romuald Kutschera, Schriftführer Werner Kappelmann,
Beisitzer sind Jesko Graf zu Dohna, Margrit Endreß, Claudia Dündar-Meier,
Claudia Gonschorek, Irma Karl und Gerlinde Wagner. Die Kasse prüfen Frieda
Neußner und Peter Hess. In ihrem Jahresbericht verwies die Vorsitzende auf
zahlreiche Veranstaltungen, die der Förderverein entweder selbst organisiert
oder unterstützt hat. Nach ihre Angaben hat der Verein nach Neuaufnahmen
jetzt 87 Mitglieder. Nach vielen Jahren wurde Ludmilla Eisenbraun aus dem
Vorstand verabschiedet. Den Kassenbericht ergänzte Frieda Neußner um den
Hinweis, dass der Verein ohne die zahlreichen Zuwendungen nicht
kostendeckend arbeiten könne. Die Vorsitzende beklagte in diesem
Zusammenhang, dass bei Ausstellungen meist bis zuletzt offen sei, ob eine
Förderung erfolgt oder nicht. Löther berichtete von einem im Aufbau
befindlichen Netzwerk Jüdischer Friedhof Rädelsee, der in diesem Jahr als
Bestandteil der Kulturzeichen 2019 insgesamt sieben öffentliche Führungen
erleben werde. Im Herbst wollen Förderverein und Netzwerk einen Antrag zur
Förderung des Vorplatzes über Leader+ stellen. Entsprechende Voranfragen
laufen bereits bei Gemeinden, aus denen jüdische Bürger in Rödelsee begraben
liegen.
Zum Gedenken an die Reichspogromnacht am 9.11.1938 konzipiert Alt-OB Bernd
Moser derzeit eine Ausstellung. Eine weitere Ausstellung wird bereits am
1.7.2019 im David-Schuster-Saal und Johanna-Stahl-Zentrum in Würzburg
eröffnet und ist unter dem Titel 'Der Spurenfinder - Michael Schneeberger
und das jüdische Erbe in Bayern' dem in Kitzingen geborenen und verstorbenen
Michael Schneeberger und seinen Familienforschungen gewidmet. Die
Ausstellung soll im Herbst 2020 auch in der Alten Synagoge in Kitzingen zu
sehen sein. Im September wird die Ausstellung '… besehen wir, ob der
Rebstock treibt - Wein im Judentum' in der Synagoge zu sehen sein. Am Tag
des offenen Denkmals (8. September) finden Führungen statt. Der
traditionelle Friedhofspflegetag ist am Freitag, 27. September. Dort sind
vom 2. Juni bis bis 14. Juli immer sonntags um 16 Uhr Führungen vorgesehen.
Anna Mebs regte an, dass im Zuge der Erinnerungskultur auch Mitglieder im
Gedächtnis bleiben. Tatjana Stebner, Nikolaus und Elisabeth Arndt, Dagmar
Vosskühler und Gisela Bamberg hätten den Förderverein nachhaltig geprägt."
Link zum Artikel
Derselbe Bericht von Gerhard Bauer in "inFranken.de" vom 9. Mai 2019: "Kitzingen.
Synagogenverein bestätigt seine Führung..."
Link zum Artikel |
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Juli 2019:
Schüler spenden für
"Stolpersteine" |
Artikel von Gerhard Bauer in "Die Kitzinger"
(inFranken.de) vom 18. Juli 2019: "Kitzingen. Stolpersteine für
Familie Ebstein aus Kitzingen gespendet
Die Fachschaften Geschichte und Religion der Realschule Dettelbach
beschäftigten sich mit der Geschichte der jüdischen Familie Ebstein aus
Kitzingen, die 1942 in das Vernichtungslager Izbica nach Ostpolen deportiert
wurden.
Die Fachschaften Geschichte und Religion der Realschule Dettelbach
beschäftigten sich mit der Geschichte der jüdischen Familie Ebstein aus
Kitzingen, die 1942 in das Vernichtungslager Izbica nach Ostpolen deportiert
wurden. Claudia Gonschorek organisiert für den Förderverein ehemalige
Synagoge Kitzingen das Verlegen der Stolpersteinen und informierte in einer
Feierstunde in der Alten Synagoge, dass in Kitzingen bereits 85
Erinnerungssteine gibt, darunter auch der Stolperstein für Denny Ebstein.
Mit drei Jahren war er vermutlich das jüngste Opfer der Nationalsozialisten.
Über den Verbleib seiner Eltern Margot und Alfred Ebstein ist dagegen nichts
bekannt: sie wurden für tot erklärt. Vor Schulleiter Stefan Wolbert,
Bürgermeister Klaus Heisel, Religionslehrer Romuald Kutschera sowie vor rund
50 Mitschülern der neunten Jahrgangsstufe erinnerten acht Jugendliche an die
Herkunft der jüdischen Familie. Sie beschrieben deren Werdegang bis hin zur
Vertreibung aus Kitzingen am 24. März 1942. Die Schüler spendeten nun
gemeinsam die beiden Stolpersteine für die Eltern Ebstein. Nach der
Feierstunde in der Alten Synagoge, bei der Kutschera das Totengebet Kaddish
sprach, gingen die Teilnehmer in die Luitpoldstraße. Dort setzte ein
Mitarbeiter des Bauhofes neben dem Stolperstein von Denny Ebstein auch die
seiner Eltern in den Gehsteig."
Link zum Artikel |
Vgl. Artikel von Andreas Knappe in der
"Main-Post" vom 9. Juli 2019: "Schulklassen spenden Stolpersteine..."
Link zum Artikel https://www.mainpost.de/regional/kitzingen/Schulklassen-spenden-Stolpersteine;art773,10272579
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November 2019:
Gedenken an den Novemberpogrom
1938 |
Artikel von Karin Angerer in "Die
Kitzinger" (inFranken.de) vom 29. Oktober 2019: "Gedenken an die brennende
Synagoge von Kitzingen
Mit der traditionellen Kranzniederlegung vor einem Podiumsgespräch in der
Alten Synagoge gedenkt die Stadt Kitzingen zusammen mit dem Förderverein
Alte Synagoge am Sonntag, 10. November, um 17 Uhr, der Opfer der
Reichspogromnacht, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Mit der
traditionellen Kranzniederlegung vor einem Podiumsgespräch in der Alten
Synagoge gedenkt die Stadt Kitzingen zusammen mit dem Förderverein Alte
Synagoge am Sonntag, 10. November, um 17 Uhr, der Opfer der
Reichspogromnacht, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Dabei wird
Oberbürgermeister Siegfried Müller an die Nacht vom 9. auf den 10. November
1938 erinnern, in der bei einer vom nationalsozialistischen Regime
organisierten Zerstörung von Einrichtungen jüdischer Bürger auch in
Kitzingen die Synagoge brannte. Im Anschluss daran bittet der Förderverein
ehemalige Synagoge Kitzingen zum Gedenken und Gebet in die 'Synagoge in der
Synagoge'. Um 18 Uhr folgt ein Podiumsgespräch mit Rabbiner Elias Dray aus
Berlin/Amberg und Elke Gryglewski
(Stellvertretende Leiterin im Haus der Wannsee Konferenz Potsdam) zum Thema
'Antisemitismus – Herausforderung für eine Erziehung zu Respekt und
Toleranz'. Die Moderation übernimmt Altbürgermeister Bernd Moser, heißt es
am Ende der Mitteilung."
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Januar 2020:
Gedenkstunde zum
Holocaust-Gedenktag |
Artikel von Christine Pfanzer in der
"Main-Post" vom 26. Januar 2020: "Gedenken in der Synagoge: mit Licht
gegen das Vergessen
Vor 75 Jahren wurde am 27. Januar das Konzentrationslager Auschwitz befreit.
In der Alte Synagoge Kitzingen wird den Opfern mit Liedern und einer
besonderen Aktion gedacht.
Alljährlich wird am 27. Januar den Opfern des Nationalsozialismus gedacht.
An diesem Tag wurde 1945 das Konzentrationslager in Auschwitz-Birkenau und
damit massenhaft Gefangene von den Alliierten befreit. Dieses Ereignis jährt
sich in diesem Jahr zum 75. Mal, weshalb es an diesem Tag viele
Gedenkveranstaltungen in ganz Deutschland gibt. Unter dem Motto Lichter
gegen die Dunkelheit beteiligen sich zahlreiche Institutionen am sogenannten
Beleuchtungsflashmob, darunter auch die Alte Synagoge in Kitzingen. Diese
moderne Form des Gedenkens, bei der die Gedenkstätte illuminiert wird, ist
eine Initiative des Hauses der Wannsee-Konferenz Potsdam. Am Montag, 27.
Januar, wird von 17 bis 19 Uhr die Synagoge beleuchtet und der Bayerische
Rundfunk wird dazu ab 17.30 Uhr einen Live-Beitrag senden. Laut Margret
Löther, erste Vorsitzende des Fördervereins ehemalige Synagoge, wäre es
schön, wenn sich zu diesem Zeitpunkt viele Menschen am Lichtkreis am
Landwehrplatz einfinden.
Melancholische Liebeslieder in der Synagoge. Im Anschluss hieran sind
alle dazu eingeladen, die Gedenkveranstaltung 'Jüdische Tradition, die fast
verschwunden ist – Sephardische, jiddische und liturgische Lieder' im großen
Saal der Alten Synagoge zu besuchen. Bei sephardischen Liedern handelt es
sich laut Kantor Nikola David, der der jüdischen Gemeinde München und
Stuttgart angehört und diesen Abend leiten wird, um anatolische
Liebeslieder, die spanisch angehaucht sind. Durch ihre Melancholie spiegeln
sie eine traurige Tonart wieder. Diese Lieder sind laut David fast in
Vergessenheit geraten und sollen durch eine zeitgemäße Interpretation wieder
aufleben. Zusammen mit den jiddischen Volksliedern stellen sie die Lieder
des Vergessens dar. Das breite Repertoire an liturgischen Liedern schließt
mit seinen gesungenen Psalmen das Gebet mit ein. Hierbei soll auch den
zahlreichen Opfern des Nationalsozialismus gedacht werden. Kantor David wird
von Organistin Natasa Zizakov, die zur Zeit an der reformierten Kirchen
Lindau in der Schweiz tätig ist, am Klavier begleitet."
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März 2020:
Weitere Verlegung von
"Stolpersteinen" in Kitzingen
Anmerkung: es handelte sich um die 13.
Verlegung von "Stolpersteinen" in Kitzingen: es werden in der Rosenstraße 17 vier
"Stolpersteine" verlegt für Mitglieder der Familie Oppenheimer (Weinhändler
Moritz Moses Oppenheimer, seine Frau Rachel Oppenheimer geb. Schur sowie der
Sohn Otto Oppenheimer und dessen Tante Sofie Oppenheimer). |
Artikel in Lena Berger in "Die Kitzinger"
(inFranken.de)
vom 2. März 2020: "Stolpersteine für die Oppenheimers werden verlegt
Im vergangenen Sommer begab sich eine Gruppe israelischer Nachfahren der
jüdischen Familien Oppenheimer und Schur mit Vorstandsmitgliedern des
Fördervereins ehemalige Synagoge Kitzingen auf Spurensuche nach Kitzingen.
Neben der ehemaligen Synagoge und dem angrenzenden Haus des
Synagogendieners, in dem die Familie Schur gelebt hatte, suchten sie auch
die ehemalige Weinhandlung Oppenheimer in der Rosenstraße 17 und
Gräber der Familien auf dem jüdischen Friedhof Rödelsee auf, heißt es in
einer Pressemitteilung. Da für die vier deportierten und ermordeten
Oppenheimers bislang keine Stolpersteine vorhanden sind, werden am Mittwoch,
10. März, vom Künstler Gunter Demnig vier Stolpersteine verlegt. Die
Zeremonie, zu der alle Interessierten eingeladen sind, beginnt, nach
Auskunft des Fördervereins ehemalige Synagoge Kitzingen, bereits um 9.30 Uhr
in der Alten Synagoge Kitzingen. Schüler des Armin-Knab-Gymnasiums und
Mitglieder des Fördervereins werden die Biografien der vier Opfer des
Nationalsozialismus vorstellen. Im Anschluss erfolgt die Verlegung der
Stolpersteine vor dem Haus Rosenstraße 17.
Rachel Schur, geboren 1891 in Kitzingen, hatte spät den Weinhändler Moritz
Moses Oppenheimer geheiratet, da sie mit der Hochzeit vergeblich auf die
Rückkehr ihrer drei Brüder aus dem 1. Weltkrieg warten wollte. Ihr einziger
Sohn Otto, Jahrgang 1927, besuchte zuletzt eine jüdische Berufsschule in
Frankfurt, wo er eine Schlosserausbildung absolvierte. Der 15-Jährige wurde
gemeinsam mit den Eltern und der ledigen Tante Sofie Oppenheimer am 24. März
1942 von Kitzingen nach Izbica deportiert, wo sich ihre Spur verliert. Von
der Großfamilie überlebten einzig zwei weitere Brüder Rachels, die
rechtzeitig emigriert waren und die ebenfalls rechtzeitig ins Ausland
geflüchteten Kinder ihrer Schwester Bertha, die selbst aus der
Heil- und Pflegeanstalt Werneck nach
Chelmno verschleppt worden war, wo sie am 25. Januar 1941 starb."
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Vgl. Artikel von Jürgen Sterzbach in "inFranken.de"
vom 11. März 2020: "Kitzingen. Weitere Stolpersteine in der Rosenstraße
in Kitzingen verlegt..."
Link zum Artikel |
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März 2024: Verlegung des
100. "Stolpersteines" in Kitzingen |
Artikel von Gerhard Bauer in der "Main-Post"
vom 24. März 2024: "Kitzingen. Jüdische Spuren: Kitzinger Schülerinnen
und Schüler spendeten 100. Stolperstein für die Familie Stein
Die Stolpersteine der Familie Stein liegen in Kitzingen.
Die Geschichte der Stolpersteine gegen das Vergessen begann vor rund 20
Jahren. Inzwischen hat die Stiftung des Initiators Gunter Demnig mehr als
100.000 Stolpersteine europaweit verlegt, nun wurde auf Initiative von
Claudia Gonschorek 80 Jahre nach dem Geschehen der 100. Stein in Kitzingen
verlegt. Neuntklässler der Mittelschule Kitzingen-Siedlung griffen bei einem
Stadtspaziergang auf jüdischen Spuren die Stolpersteinidee auf und spendeten
einen Gedenkstein, um an die aus Kitzingen vertriebenen und ermordeten
Menschen jüdischen Glaubens zu erinnern. Der Förderverein ehemalige Synagoge
Kitzingen hat sich zum Ziel gesetzt über "sich informieren – erinnern –
gedenken – begegnen – sich auseinandersetzen – handeln" ein positives
Zeichen der Menschlichkeit zu setzen und so an die dem Unrecht einer
faschistisch gelenkten Gesellschaft ausgesetzten Juden in Erinnerung zu
behalten.
Die Einreise in die USA wurde verweigert. Aaron, Leon und Aaliyah aus
der Klasse 9a stellten die Biografien jüdischer Familien aus Kitzingen vor,
die nach Irrwegen in Vernichtungslager endeten. Darunter die Familie Moritz
und Betty Lustig, die mit ihren vier Kindern nach Denunziation und einer in
letzter Minute gescheiterten Auswanderung in die USA am 24. März 1942 nach
Izbica deportiert wurden. Ebenso die Familie Kurt Stein, der vorübergehend
in Schutzhaft war und über Kuba in die USA wollte. Auch diese Einreise
scheiterte und er kam nach Auschwitz.
Viele Deportierte vertrauten dem Rechtsstaat. Der Stein von Rosa
Stein war bereits 2007 verlegt worden, der von Kurt Stein kam nun hinzu. Die
Töchter von Jakob und Frieda Roßmann waren rechtzeitig geflohen, die Eltern
kamen nach Izbica. Max und Rosa Stern waren Weinhändler in Mainstockheim und
wurden am 25. April 1942 von Würzburg nach Krasniczyn bei Lublin deportiert.
Alle wurden in den Konzentrationslagern ermordet. Die Vorsitzende des
Förderverein Margret Löther fand die Biografien ansprechend vorgetragen und
unterstrich, dass viele Deportierte hätten fliehen können, aber Vertrauen in
den Rechtsstaat hatten. Christiane Moser erinnerte an Dagmar Voßkühler, die
bei Inner Wheel immer wieder an die Geschichte der Juden erinnert hatte."
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,1 S. 402-403. |
| Naphtalie Bamberger: Geschichte der Juden von
Kitzingen. 1908. Reprint 1983. |
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 330-335. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 545-551. |
| Michael Schneeberger: Memorbuch. Zum Gedenken an die
ermordeten Kitzinger Juden (1934 - 1945). Fotografien und
Lebensbeschreibungen. Hrsg. v. Förderverein ehemalige Synagoge Kitzingen, Selbstverlag,
Kitzingen 1996. |
| Neubearbeitung
des Memorbuches 2011: Gedenkbuch Kitzingen Yiskor. Zum Gedenken an die in der Schoah ermordeten Kitzinger Juden [Gebundene Ausgabe].
Förderverein ehemalige Synagoge Kitzingen am Main e.V. (Herausgeber), Michael Schneeberger (Autor), Elmar Schwinger (Autor, Bearbeitung), Josef Schuster (Vorwort), Dagmar Voßkühler (Vorwort), Bernd Moser (Vorwort), Christian Reuther (Bearbeitung, Designer), Johannes Bacher (Designer).
472 Seiten. Erschien Kitzingen 2011. 25,00 € ISBN-10:
3981402804 ISBN-13: 978-3981402803. |
| Elmar Schwinger: Die jüdische Gemeinde in Kitzingen
(1865-1942). Leben zwischen Erfolg und Katastrophe. Hierin umfassende
Bibliographie. Der Beitrag
ist als Download eingestellt. |
| ders.: Von Kitzingen nach Izbica. Aufstieg und Katastrophe
der Israelitischen Kultusgemeinde Kitzingen. Hrsg. von Doris Badel. Vorwort
von Josef Schuster / Siegfried Müller / Doris Badel. Schriften des
Stadtarchivs Kitzingen Bd. 9 - Ma'ayan. Quellen und Forschungen zur
Geschichte des ehemaligen Rabbinats Kitzingen. Bd. 3. Kitzingen 2009
Informationen
zum Buch auf Verlagsseite. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Kitzingen Lower Franconia.
An organized Jewish community existed in the mid-12th century, under the
auspices of the rabbi of Wuerzburg. It suffered grievously over the next two
centuries: 11 Jews were tortured and killed in a blood libel in 1242, 15 were
murdered in the Rindfleisch massacres of 1298. Many were again slaughtered in
the Armleder massacres of 1336-39 and the community was totally destroyed in the
Black death persecutions of 1348-49. Jews resettled in the late 14th century
under letters of protection and were fairly prosperous but lived under the
constant threat of expulsion. In 1771, Jews were attacked in food riots and in
1789 they were expelled, only resettling in the 1830s and 1840s and forming an
officially recognized community in 1864. In 1871, Kitzingen became the seat of
the district rabbinate with 26 communities attached to it and Rabbi Immanuel
Adler serving as a chief rabbi until 1911. The Jewish population rose to 337 in
1880 and 478 (total 9,113) in 1910. Jews dominated the very important wine
industry, with 69 wine merchants in 1908. Dr. Josef Wohlgemuth served as
district rabbi in 1914-35. In 1933, Jews numbered 360, augmented by newcomers in
the Nazi era. The prevailing atmosphere of tolerance in previous years soon gave
way to persecution as Jews were isolated economically and socially. On Kristallnacht
(9-10 November 1938), the synagogue was partially burned and all its contents
were destroyed, Jewish homes were wrecked, and 23 Jewish men were sent to the
Dachau concentration camp. Large numbers left in 1938-39. In all 192 Jews
emigrated, including 84 to the United States and 52 to Palestine, and 111 left
for other German cities. Of those remaining in 1942, 76 were deported to Izbica
in the Lublin district (Poland) on 24 April and 19 to the Theresienstadt ghetto
on 23 September 1942.
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