Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Kitzingen (Kreisstadt)
Jüdische Geschichte / Synagoge 
  
Bitte besuchen Sie auch die Website des 
"Fördervereines ehemalige Synagoge Kitzingen am Main e.V.":  www.synagoge-kitzingen.de  

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde 
Vom Mittelalter bis zur Ausweisung 1763  
19./20. Jahrhundert  
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletKurze Berichte zu weiteren Einrichtungen der Gemeinde 
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    
bulletLinks und Literatur   

Es besteht eine weitere Seite mit Texten zur jüdischen Geschichte in Kitzingen (anklicken) 
    
  
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)       
    
Vom Mittelalter bis zur Ausweisung 1763   
   
In Kitzingen bestand eine jüdische Gemeinde bereits im Mittelalter. Die Geschichte dieser Gemeinde war bis Mitte des 14. Jahrhunderts "eine Kette von Niederlassungen und Verfolgungen" (Germania Judaica II,1 S. 202). Die erste Erwähnung ist aus dem Jahr 1243. Damals wurden aus unbekannten Gründen sechs jüdische Männer und zwei Frauen erschlagen und danach gerädert. Zwei andere jüdische Männer und eine Frau wurden gefoltert und gerädert. Die nackten Leichen blieben 14 Tage auf den Rädern, ehe es möglich war, sie auf dem jüdischen Friedhof in Würzburg beizusetzen. Letzteres ist ein Hinweis, dass die Verstorbenen der jüdischen Gemeinde damals in Würzburg beigesetzt wurden. 1298 fand die nächste Verfolgung unter den Horden des "Ritters Rintfleisch" statt, dabei wurden elf jüdische Männer und vier Frauen ermordet. 1328 wird ein Kyrsam (Gerschom) von Kitzingen in Würzburg genannt, wo er sich niedergelassen hatte. Am 28. Februar 1336 wurden bei der Armleder-Verfolgung fast alle Juden in Kitzingen durch zusammengerottete Haufen erschlagen. 1340 wird in Speyer Jud Manne von Kitzingen, 1343ff wird in Nürnberg Jud Feivelmann von Kitzingen genannt. Auch bei der Judenverfolgung in der Pestzeit 1348/49 wurden in Kitzingen Juden ermordet. Danach werden erst Ende des 14. Jahrhunderts wieder jüdische Einwohner in der Stadt genannt. Die jüdischen Familien lebten vom Geldverleih, aber auch vom Versand koscheren Weins (wurde nach Regensburg geliefert). In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wird eine "Judenstraße" genannt.  
  
Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts drohte den jüdischen Familien die Ausweisung, nachdem aus mehreren Städten und Herrschaften der näheren und weiteren Umgebung die Juden ausgewiesen worden waren. Um eine solche Ausweisung verhindern zu können, verzichteten unter anderem acht oder neun Juden aus Kitzingen auf alle Schuldforderungen gegenüber der Herrschaft und den Untertanen. Dadurch hatten sie sich das Bleiberecht indirekt erkauft. Auch der Beschluss zur Vertreibung aller Juden aus dem Fürstentum Ansbach 1515 hatte auf die Kitzinger Juden keine Auswirkung, obgleich es ein markgräfliches Mandat an die Stadt Kitzingen fordert. 1641 wurden 63 jüdische Einwohner gezählt, 1731 120. Erst in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts (1763) wurden die Juden auf Grund religiöser Auseinandersetzung aus Kitzingen vertrieben, nachdem die Stadt an das Hochstift in Würzburg gekommen war.
     
     
19./20. Jahrhundert   
   
Nachdem 1861 durch das Emanzipationsedikt die Niederlassung von Juden in allen Orten Bayerns möglich war, konnten auch in Kitzingen jüdische Familien wieder zuziehen. Einer der ersten war im Januar 1863 Abraham Bär Stern aus Mainstockheim. Von Seiten der Stadt gab es Interesse an ihrer Niederlassung. Man versprach sich davon, dass die Kitzinger Wirtschaft und der damals daniederliegende Weinhandel neue Impulse bekam. In den folgenden Jahrzehnten erlebten die jüdischen Weinhändler in Kitzingen einen großen Aufstieg. Die Blütezeit lag zwischen 1890 und dem Ersten Weltkrieg. Der erfolgreichste Kitzinger Weinhändler war Max Fromm. 1906 zählte die Stadt 52 jüdische Weinhändler, 1930 69. 
   
Eine jüdische Gemeinde war zum 1. Januar 1865 offiziell begründet worden. 1871 wurde das Bezirksrabbinat von Mainbernheim nach Kitzingen verlegt. Rabbiner waren u.a. Immanuel Adler (bis 1911), Dr. Josef Wohlgemuth (1914-1935), Siegmund Hanover (Würzburg; Vertretung 1935-1937), Dr. Gotthelf Isaiah Wohlgemuth (1937-1939). Texte aus der Geschichte des Rabbinates siehe die Textseite. Kurzbiographien zu den Rabbinern
:    

bulletRabbiner Dr. Immanuel Adler (Rabbiner bis 1911): geb. 1840 in Essingen, Pfalz, gest. 1911 in Kitzingen; Sohn des Rabbiners Josef Gabriel Adler (seit 1845 in Burgpreppach) und der Sara geb. Scharf; Ausbildung in Würzburg in der Jeschiwa von Seligmann Bär Bamberger und Universitätsstudium; 1868 Distriktsrabbiner in Mainbernheim; 1871 Verlegung des Rabbinatssitzes nach Kitzingen.    
bulletRabbiner Dr. Josef Wohlgemuth (Rabbiner von 1914 bis 1935): geb. 1885 in Königsberg (heute Kaliningrad), gest. 1935 in Kitzingen; erhielt seine Ausbildung 1905 bis 1909 am Rabbinerseminar Berlin, 1909 Ordination; Seminarrabbiner am Würzburg Lehrerseminar (ILBA), 1910 bis 1912 Lehrer und Rabbiner (der Adass Jisroel) in Königsberg, 1913 bis 1935 Rabbiner in Kitzingen.  
bulletRabbiner Dr. Gotthelf Isaiah Wohlgemuth (Rabbiner von 1937 bis 1935): geb. 1915 in Kitzingen als Sohn von Rabbiner Josef Wohlgemut, gest. 2008 in Elizabeth, Union, NJ/USA; erhielt seine Ausbildung von 1932/33 an im Rabbinerseminar Berlin, 1937 Ordination; seit 1935 Religionslehrer in Kitzingen, seit September 1938 Rabbiner (auch für das Bezirksrabbinat Ansbach zuständig); 1939 Emigration nach New York; auch in den USA als Rabbiner und Lehrer tätig (bis nach 2000).    

Die Zahl der jüdischen Einwohner nahm in Kitzingen zu von 57 (1867), 97 (1871), 337 (1880), 463 (1900) auf 478 (1910, Höchstzahl jüdischer Einwohner, 5,2 % der Gesamtbevölkerung). Die jüdischen Einwohner Kitzingens engagierten sich in allen Bereichen des Lebens der Stadt. Sie bekleideten auch öffentliche Ämter und brachte ihre Beiträge zum Gemeinwohl der Stadt ein. Mehrfach wurden jüdische Bürger in den Magistrat/Stadtrat gewählt. Neben dem Weinhandel gehörten jüdischen Familien auch andere Geschäfte/Gewerbebetriebe (Bäckereien, Café, Metzgereien, Lebensmittelgeschäfte, Eisenwarenhandlung, Privatbank, jüdische Ärzte und Zahnärzte).
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Sally Gerst (geb. 4.2.1880 in Kitzingen, gef. 17.6.1917), Richard Hirschberger (3.1.1896 Kitzingen, gef. 4.10.1916), Joseph Rorenthal (geb. 13.10.1881 in Kitzingen, gef. 3.6.1917), Gefreiter Isidor Schur (geb. 8.3.1893 in Kitzingen, gef. 6.2.1915), Oberarzt Dr. Max Moses Schur (geb. 11.4.1885 in Kitzingen, gef. 19.12.1916), Unteroffizier Josua Schur (geb. 20.11.1881 in Kitzingen, gef. 9.9.1914), Stephan Sonder (geb. 26.5.1897 in Kitzingen, gef. 21.1.1917), Justus (Justin) Stein (geb. 16.3.1890 in Rödelsee, gef. 29.8.1918), Wilhelm (Willy) Stein (geb. 28.5.1892 in Kitzingen, gef. 14.4.1917), Simon Weinberg (geb. 7.10.1895 in Gersfeld, gef. 22.1.1917). Ihre Namen standen auf einer 1921 in der Synagoge eingeweihten Gedenktafel (siehe Bericht unten). Außerdem sind gefallen: Moses Mainzer (geb. 1.11.1890 in Kitzingen, vor 1914 in Nürnberg wohnhaft, gef. 2.4.1918), Unteroffizier Adolf Stern (geb. 14.4.1883 in Kitzingen, vor 1914 in Nürnberg wohnhaft, gef. 16.9.1916), Gefreiter Ernst Strauß (geb. 8.11.1892 in Kitzingen, vor 1914 in Nürnberg wohnhaft, gef. 7.7.1916).   
       
Um 1924, als etwa 500 jüdische Personen in der Stadt lebten (5 % von insgesamt etwa 10.000 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde J. Ullmann, Ed. Sonder, G. Gerst, M. Stein, J. Heidingsfelder, L. Klugmann, B. Sonder, E. Charon, G. Lauber, M. Fromm. Rabbiner war seit 1914 Dr. Josef Wohlgemuth. Als Religionslehrer und Kantor war (seit 1900) Naftali Bamberger angestellt, als Elementarlehrer Robert Einstädter (bis zu seiner Versetzung an die Volksschule nach Nürnberg 1929) sowie als Schochet und Synagogendiener A. Fuchs. An der Israelitischen Volksschule (gegründet 1914) und an der Religionsschule der Gemeinde wurden 18 Kinder unterrichtet. An den höheren Schule wurde Religionsunterricht erteilt. An jüdischen Vereinen bestanden die "Armenkasse", der Männerwohltätigkeitsverein Chebras Gemilus Chassodim (gegründet 1874, 80-100 Mitglieder), die Chewras Toras Emes (Leiter Hermann Schönfärber, 80 Mitglieder), der Israelitische Frauenverein (gegründet 1873, 80-100 Mitglieder; Ziele Unterstützung Hilfsbedürftiger, Verteilung von Geld und Lebensmitteln zu Feiertagen, Totenwache), der Verein Chinuch Neorim (Leiter W. Lustig, 50 Mitglieder, unter anderem mit Hebräischer Sprachschule), der Jüdische Literaturverein (Leiter Rabbiner Dr. Wohlgemuth, 60 Mitglieder), der Jugendverein, eine Ortsgruppe des Centralvereins (Leiter G. Gerst, 80 Mitglieder) und die Wanderunterstützungskasse. 1932 waren die Vorsteher: Isidor Ullmann, Gustav Gerst und Gustav Lauber. Weiterhin war Naftali Bamberger Lehrer und Kantor. Als Lehrer wird in diesem Jahr Max Heippert genannt (Nachfolger von Robert Einstädter seit 1930, zuvor in Scheinfeld). Er unterrichtete an der Jüdischen Volksschule 24 Kinder. Dazu erhielten im Schuljahr 1932/33 62 Kinder Religionsunterricht.   
       
1933 wurden 360 jüdische Einwohner gezählt. Trotz zunehmender Entrechtung, der Boykottmaßnahmen und zahlreicher Repressalien bestand ein reges jüdisches Leben in der Stadt fort. Zwar sind jüdische Einwohner in den Folgejahren verzogen beziehungsweise ausgewandert, andererseits zogen Juden aus umliegenden Landgemeinden nach Kitzingen zu. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet, geplündert und in Brand gesetzt, dazu wurden zahlreiche Wohnungen jüdischer Familien verwüstet und ausgeraubt. 57 Kitzinger Juden wurden verhaftet und im großen Saal des Amtsgerichts (Ritterstraße) gefangen gehalten. 23 wurden danach in das KZ Dachau verschleppt (weitere Angaben siehe unten beim Abschnitt zur Geschichte der Synagoge). 1938 und 1939 verließen viele der jüdischen Einwohner die Stadt. Insgesamt sind vor Beginn der Deportationen 192 Juden emigriert, darunter 84 in die USA, 52 nach Palästina. 111 verzogen in andere deutsche Städte. Von denen, die 1942 noch in der Stadt waren, wurden am 24. April 76 Personen in das Vernichtungslager Izbica (bei Lublin, Polen) deportiert, am 23. September 1942 19 Personen in das KZ Theresienstadt. 
  
A
nmerkung: Hinweis auf die "Liste der aus Kitzingen deportierten Juden" (pdf-Datei der an den International Tracing Service von der Stadtverwaltung Kitzingen 1962 mitgeteilten Liste mit 31 Namen aus Kitzingen).  
           
Von den in Kitzingen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem): Harry Abraham (1898), Alfred Adler (1915), Edith Adler (1899), Trude Adler (1905), Naphtali Bamberger (1875), Dora Bauer geb. Rosenthal (1898), Gertraud Bauer (1923), Hermann Bauer (1887), Horst Bauer (1925), Walter Bauer (1938), Mina Bayer (1894), Lucie de Beer geb. Adler (1906), Bertha Blüthenthal geb. Scheidt (1877, vgl. Erinnerungsblatt des "Aktiven Museums Spiegelgasse" Wiesbaden), Amalie Blum geb. Frohmann (1860), Sara Blumberg (1864), Carola Böhm geb. Feldhahn (1902), Ruth Breslauer (1920), Selma Buxbaum geb. Klugmann (1878), Adolf Charon (1878), Alfred Ebstein (1909), Denny Ebstein (1938), Margot Ebstein geb. Mattes (1909), Clara Eichenbronner geb. Rothstein (1878 oder 1880), Erich Eichenbronner (1920), Nathan Eichenbronner (1875), Siegfried Eichenbronner (1915), Hedwig Eschwege (1868), Selma Ettinghausen geb. Stern (1883), Abraham Fuchs (1885), Mathilde Fuchs geb. Adler (1886), Kurt Gern (1913), Louis Gern (1877), Recha Gern geb. Kahn (1885), Berta Gerst geb. Badmann (1883), Gustav Gerst (1871, vgl. Seite "Texte" mit Traueranzeige), Siegfried Gerst 1875), Jachett (Jette) Glückstein (1896 oder 1898), Julius Glückstein (1905), Salomon Glückstein (1907), Else Goldschmidt geb. Fromm (1885), Bella Grünbaum (1911), Berta Hahn geb. Schuster (1911), Justin Hahn (1921), Rosa Hahn geb. Sondheim (1891), Simon Hahn (1881), Adolph Hecht (1893), Berta Heimann geb. Schur (1886), Lina Hichberger (1873), Moritz Hichberger (1874), Jonas Jakubowicz (1910), Margarete Jakubowicz geb. Glückstein (1909), Renate Jakubowicz (1936), Adolf Kahner (1869), Gisela Katzenstein geb. Silber (1892), Abraham Katzmann (1878), Bella Katzmann geb. Kellermann (1900), Emanuel Katzmann (1884 oder 1887 oder 1890), Frieda Katzmann (1895), Gert Katzmann (1924), Heinz Katzmann (1923), Gertrude (Trude) Katzmann (1928 oder 1930), Inge(borg) Katzmann (1921), Laura Katzmann (geb. ?),  Max Katzmann (1889 oder 1893), Moritz Katzmann (1880 oder 1881), Rosa Katzmann geb. Hess (1894), Johanna (Anna) Kauf geb. Glückstein (1899 oder 1901), Felix Klein (1875 oder 1877), Hermine Klein (1920), Mathilde Klieger geb. Glückstein (1899), Moritz Klugmann (1880), Stefanie Lebermann geb. Neumann (1909) Otto Liebenstein (1922), Salomon Liebenstein (1882), Therese Liebenstein geb. Meyer (1890), Betty Lustig geb. Feuchtwanger (1888), Moritz Lustig (1879), Edith Maier (1922), Hedwig Maier (1886), Leopold Mayer (1883), Rosa Mayer (1896), Sussmann Mayer (1888), Adelheid (Adele) Oppenheimer (1882), Benno Oppenheimer (1907), Berta Oppenheimer (1922), Gerda Oppenheimer (1922), Isaak Oppenheimer (1879), Leopold (Jehuda) Oppenheimer (1880), Marianne (Mirjam) Oppenheimer (1927), Mina Oppenheimer geb. Sussmann (1893), Moses Oppenheimer (1875), Otto Oppenheimer (1927), Rachel Oppenheimer geb. Schur (1891), Recha Oppenheimer geb. Tachauer (1880), Sofie Oppenheimer (1881), Berta Reich geb. Wertheimer (1892), Emil Reich (1884), Herbert Reich (1922) Israel Reich (1922), Margot Reich (1921), Meta Reich geb. Stein (1888), Rena Reich (1927), Ruth Reich (1922), Izak Kurt Reinemann (1911), Irma Reinemann geb. Klugmann (1889 oder 1890), Emma Reinthaler geb. Kamm (geb. ?), Frieda Rogulla geb. Cheimowitz (1895), Louis Rosenbusch (1880), Siegbert Rosenbusch (1883), Meta Rosendahl geb. Bergmann (1907), Frieda Rossmann geb. Feuchtwanger (1891), Berta Rothschild geb. Golomb (1891), Betty Rothstein (1871), Paula Rothstein geb. Eisemann (1882), Moritz Rothschild (geb. ), Günter Schlössinger (1927), Klara Schlössinger geb. Katzmann (1886), Moses Schlössinger (1890), Aron Schönfärber (1865), Frieda Schönfärber geb. Adler (1909), Berta Schönfeld (1900), Mina Schönfeld geb. Bauer (1886), Moses Schönfeld (1880), Schie Schönfeld (1889), Pauline (Paula)  Sichel geb. Mayer (1874), Paula Simon (1926), Rosa Sohn (1864), Berta Sonder geb. Wild (1872), Gertrud Sonder (1886), Simon Sonder (1867), Julius Sondheim (1893), Max Sondheim (1867), Else (Elsa) Stein geb. Siegel (1907), Josef Stein (1897), Kurt Stein (1907), Rosa Stein geb. Rossmann (1880),  Werner Stein (1936), Hilda Stern (1890), Lillo Stern (1920), Siegmund Stern (1877), Jakob Stiebel (1887), Fanny Stiefel geb. Rosenbaum (1877), Leo Stiefel (1881), Salomon Stiefel (1879), Hugo Strauss (1888), Julius Strauss (1896), Flora Wertheim geb. Klein (1875), Moritz Wertheim (1878) Oskar Wertheim (1884), Jette Wild (1875), Lilly Willner geb. Flamm (1906 oder 1908), Elli (Erna) Wilmersdorfer geb. Eichenbronner (1902), Leo Wohlgemuth (1925), Luise Wohlgemuth geb. Ichenhäuser (1892), Elfriede Zimmer (1916), Jenny Zimmer geb. Rabinowicz (1883), Lioba Zimmer geb. Widetzky (1893), Moritz Zimmer (1907). 
  
 
    
    
Zur Geschichte der Synagogen    
   
Mittelalterliche Synagoge  
   
Im 16. Jahrhundert befand sich eine Synagoge auf einem erhöhten Platz hinter dem Stadtgraben im Haus Nr. 6 der Oberen Bachgasse. 

Kitzingen Synagoge 020.jpg (91843 Byte)Naphtalie Bamberger (1908, s.Lit.) S. 13: "Die Synagoge stand direkt hinter dem Stadtgraben, in der Nähe der Klostermauer auf einem ziemlich hohen Platze und ist heute noch als solche mit dem Namen 'Judentempel' bezeichnet und zu erkennen. Das Haus Nr. 6 in der oberen Bachgasse ist auf das bestimmteste als die Synagoge aus jener Zeit zu betrachten und ist als solche festgestellt. Die Bauart des ganzen Hauses und seiner Nebenräume lässt auf Wohlstand und Opferwilligkeit der damaligen jüdischen Bewohner schließen. Der größte Raum, welcher die Männersynagoge bildete, war ungefähr 6 1/2 m lang und 4 1/2 m breit. Die Wände waren sehr massiv gebaut und zeigen symmetrisch geordnete viereckige Nischen, die jedenfalls Verziehungen waren. In der Mitte der Ostwand (Mainseite) befindet sich eine besonders tiefe Nische, in welcher gewisse der Oraunhakodesch (Toraschrein) stand. In der Südwand, wo sich der Eingang zur Männersynagoge befand, war direkt neben dem Eingang eine Armenbüchse angebracht; es war dies ein ausgehöhlter Stein, dessen Öffnung mit einer kleinen Gittertüre verschlossen war. In einer Höhe von ca. 3 1/2 m sieht man noch ein festes, breites Steingesimse, welches um alle vier Wände herumläuft. Darauf ruhte die Frauenempore. Wenn auch das ganze Gebäude zu einem Wohnhause umgebaut ist, so zeigt doch auch dessen äußere Spitzform noch die Eigentümlichkeiten, an denen man Synagogen aus dem 16. Jahrhundert erkennen kann. Im Keller unter der Synagoge war noch bis vor 15 Jahren die Vertiefung des Ritualbades zu sehen. Die Juden wohnten aller Wahrscheinlichkeit nach in der Nähe des Gotteshauses, da aus verschiedenen Aktenstücken zu ersehen ist, dass sie nur hinter der Klostermauer sich ansässig machen durften." 

Das Gebäude dieser alten Synagoge ist nicht erhalten. Es wurde - zuletzt als Wohnhaus genutzt - durch ein Bombardement im Zweiten Weltkrieg (am 23. Februar 1945) zerstört. Nur Reste der Südwand der Synagoge, in der früher die Armenbüchse der Synagoge eingelassen war, blieb auch nach 1945 erhalten.  
  
  
Die alte Synagoge von 1715 bis 1789 

Kitzingen Synagoge 008.jpg (68929 Byte)1715 wollten die damals in Kitzingen lebenden jüdischen Familien eine neue Synagoge erbauen. Dabei hat Jud Hirsch auf eigene Kosten eine prächtige Synagoge errichten wollen, mit einem "schönen frontispicium auf die Art, wie an hiesiger Ursulinen-Klosterkirch zu sehen".  Dies freilich führte zu einer Anzeige des Kitzinger Pfarrers beim Fürstbischof von Würzburg. Er bat den Kitzinger Stadtvogt um Stellungnahme, wobei er den Neubau mit praktischen Erwägungen begründete, ihn aber als einfachen Zweckbau beschrieb und den links abgebildeten Plan beifügte. Danach war die Synagoge als ein dreiachsiger Zweckbau geplant. Der Zugang erfolgte durch die angebaute Scheune, in der die Wohnung des jüdischen Lehrers und Vorbeters eingerichtet werden sollte. Der kolorierte Plan wurde von G.C. Spielberger angefertigt. 

 
Der Betsaal von 1867 bis 1883 
   
Die seit 1863 zugezogenen jüdischen Familien bildeten zunächst noch keine eigene Gemeinde und besuchten an Sabbaten und Feiertagen die Synagogen in Mainstockheim und Sickershausen. Zeitweise bestand auch die Absicht der zugezogenen jüdischen Familien, sich der Gemeinde in Großlangheim anzuschließen. 

Im Jahr der Wiederbegründung der Gemeinde 1865 konnte zunächst eine Betstube im Haus des Herrn Emil Hellermann (aus Rödelsee) in der Ritterstraße eingerichtet werden. Der erste Minjan (Zehnzahl der religionsmündigen jüdischen Männer) waren die Herren: A.B. Stern, Bernhard und Louis Scheidt, Emil Hellermann, Aron Gerst, Moritz Bär, Lehrer Sonn, M. Brandis, A. Freudenreich, Joseph Kirsch und J. Steigerwald. 

Nachdem durch weiteren Zuzug jüdischer Familien die Betstube im Haus Hellermann nicht mehr ausreichte, pachtete die jüdische Gemeinde ein der Stadt gehörendes, im protestantischen Schulgebäude sich befindliches großes Schulzimmer, das sich durch seine Geräumigkeit, die angepasste Ausstattung und Helligkeit zur Einrichtung einer Synagoge eignete. Der Pachtpreis betrug 130 Gulden jährlich. Die Einweihung dieser Synagoge konnte am 20. September 1867 durch den damaligen Rabbinatskandidaten Immanuel Adler (angestellt in Mainstockheim als Institutslehrer, wenig später als Rabbiner, seit 1871 in Kitzingen) vorgenommen werden. Die Zeitschrift "Der Israelit" berichtete in ihrer Ausgabe vom 10. Oktober 1867:

Kitzingen Israelit 10101867.jpg (61009 Byte)Kitzingen, 29. September (1867). Es sind gerade hundert Jahre, dass die Juden aus Kitzingen, angeblich und verleumderisch beschuldigt, die Brunnen vergiftet zu haben, vertrieben und ihrer Habe beraubt worden sind. In hochherziger Weise hat nun der hiesige Magistrat den jetzt hier ansässigen Israeliten mit vielem Aufwande ein Lokal als Betsaal eingerichtet und damit bewiesen, dass er, der alten ungegründeten Vorurteile abhold, die Fehler der Ahnen wieder gut zu machen und zu sühnen sucht. Die Einweihung des Betsaales wurde am 20. dieses Monates durch Rabbinatskandidaten Adler vollzogen und durch eine ausgezeichnete, sehr treffende Predigt verherrlicht. Der ganze Akt war ein erhebender Moment und wurde von vielen der nichtjüdischen hiesigen Einwohner mit innigem Gefühle geteilt. Möge dies schöne Werk durch Eintracht und gegenseitige Liebe gekrönt werden! 

      
Die Synagoge von 1883 bis 1938   
   
Bereits seit Mitte der 1870er-Jahre sammelte die jüdische Gemeinde für den Neubau einer Synagoge. Vorsteher Hirsch Stern rief eine Synagogenbaukasse ins Leben. 1879 bestand das Vermögen der Kasse bereits aus 3.550 Mark, aufgebracht durch Spenden. 1881 wurden die Pläne konkret. In einer Gemeindeversammlung 1881 wurden verschiedene Vorschläge zum Erwerb eines geeigneten Grundstückes für die Synagoge diskutiert. Vier Grundstücke kamen in die engere Wahl: das Hotel zum R0ß, die Lateinschule, eine Baustelle am südlichen Glacis und die Hofmann'sche Scheuer mit dem Pfund'schen Haus in der Schrannenstraße. Letzteres wurde als geeignet bestimmt. Am 27. November 1881 wurden die beiden Gründstücke für zusammen 20.000 Mk. käuflich erworben. Am 25. Dezember 1881 wurde ein Baukomitee bestimmt. Pläne zur neuen Synagoge wurden von Bautechniker Schneider aus Kitzingen gezeichnet. Er hatte mit den Herren des Baukomitees zuvor Synagogen in Frankfurt, Mannheim, Karlsruhe und anderen Städten besichtigt. Die Ausführung des Baus übernahm Baumeister Korbacher.

Die feierliche Grundsteinlegung der neuen Synagoge fand am 31. Juli 1882 statt. Ende August 1883 war der Bau vollendet. 

Die Einweihung der Synagoge am 7., 8. und 9. September 1883

Naphtalie Bamberger: Die Geschichte der Juden von Kitzingen (1908). S. 27-29: "Die Vorbereitungen zum Feste der Einweihung, welche am 7., 8. und 9. September 1883 stattfand, wurden allseitig getroffen und jede israelitische Familie rüstete sich, die erhabene Feier festlich zu begehen. Mit nicht minder wohlwollender Anteilnahme sah aber auch die übrige Einwohnerschaft dieser Feier entgegen. Dieselbe verlief in überaus erhebender Weise und alle diejenigen, die das Glück hatten, teilnehmen zu können, denken noch heute mit Befriedigung daran zurück. In programmmäßiger Weise verlief die Einweihung folgendermaßen: Nach dem letzten Mincha oder Nachmittagsgottesdienste in dem seither als Synagoge benützten Saale des protestantischen Schulhauses sprach Herr Distriktsrabbiner Adler Worte des Abschieds, darin hervorhebend, dass, obzwar in der Trennung von einer Stätte, an welcher man während eines bedeutenden Stückes der so kurz bemessenen Lebenszeit die geweihtesten Momente des Lebens verbracht habe, etwa Wehmütiges liege, doch wiederum der Gedanke, dass man in ein neues, schöneres Gotteshaus ziehe, höchste erfreuende und erhebende Gefühle erwecke. Nachdem alsdann die Torarollen aus der Lade herausgenommen und den dazu berufenen Gemeindemitgliedern übergeben worden waren, fanden sich die von einer Deputation abgeholten Mitglieder des Magistrats und der Gemeindebevollmächtigten, dann die H.H. kgl. Beamten und sonstigen Ehrengäste ein, worauf sich der Festzug unter den Klängen der Schubert'schen Kapelle in Bewegung setzte und, geleitet von einer unzähligen Volksmenge, zur neuen Synagoge zog. An der Pforte derselben wurde zunächst ein Choral gesungen und alsdann vom Herrn Distriktsrabbiner Adler einige auf die Öffnung der Pforten Bezug habende Psalmverse gesprochen. Hierauf überreichte die Schülerin Emma Lauber dem Herrn rechtskundigen Bürgermeister Sertorius auf einem seidenen Kissen den Schlüssel zur Synagoge, ihn in gebundener Rede ersuchend, die Synagoge, welche eine Zierde der Stadt sei, zu öffnen und dadurch darzutun, dass in unserem Lande ein jeder ohne Unterschied des Glaubens in dem andern den Mitbruder erblicke. Der Herr Bürgermeister nahm den Schlüssel entgegen und öffnete die Tore, nachdem er zuvor an die Vorstände des israelitischen Kultusgemeinde eine kurze Ansprache gehalten hatte. Nun strömte alles, was Zutritt hatte, in die festliche beleuchtete Synagoge und beschaute staunend und bewundernd die schönen Räume und deren herrliche Ausstattung.
Nach verschiedenen Gesängen und Rezitationen von Psalmen und nach dreimaligem Umzuge mit den Torarollen bestieg der Herr Distriktsrabbiner die Kanzel und hielt die Weihepredigt. Zunächst hieß er die Anwesenden willkommen und erflehte für alle , die zur Feier erschienen, ohne Unterschied der Konfession, für alle, die an dem schönen Gotteshause mitgearbeitet und für seine Gemeinde den Segen des himmlischen Vaters; dann verbreitete er sich über das Wesen der öffentlichen Gottesverehrung und deren veredelnde Folgen, wobei er als Text 1. Buch der Könige Kap. 8, Vers 61 zu Grunde legte.
Die Predigt machte durch ihre edle Sprache und ihren, wahre Frömmigkeit und Nächstenliebe atmenden Inhalt, auf jeden tiefen Eindruck. Nach der Predigt wurde Psalm 111 gesungen und hierauf das Ner tamid, das beständige Licht, angezündet, dessen Symbolik von dem Herrn Rabbiner dahin erläutert wurde, dass es auf das Licht der Vernunft im Menschen, das in seiner Lauterkeit bewahrt werden soll, auf Gott, der ein Gott des Lichtes und der Wahrheit sei, und auf seine Lehre, die hell, lauter und klar sei, hinweisen wolle. Nach einem feierlichen Gebete für Seine Majestät den König und das hohe Königliche Haus schloss mit Absingen des 150. Psalms die erhebende Feier
Dieselbe verlief unter zahlreicher Beteiligung der hiesigen und der von auswärts zugeströmten Bevölkerung in würdevoller Weise ohne Störung; ein Beweis, dass die verschiedenen Konfessionen dahier friedlich nebeneinander wohnen. Möge es auch fernerhin immer so bleiben."

Durch zahlreiche Schenkungen war die Synagoge reich mit Torarollen und Ritualien ausgestattet. Naphtalie Bamberger in seiner Die Geschichte der Juden von Kitzingen (1908) zählt S. 41-42 auf: es gab 1908 neun Torarollen (eine von der Gemeinde Sommerach, eine von der Gemeinde Sickershausen, jeweils eine gestiftet von Babette Kahner, Aron Gerst, Abraham und Lippmann Frank, Jakob Klugmann, Simon Klugmann, Moritz Klugmann); 15 Toramäntelchen (zwei von der Gemeinde Sommerach, zwei von der Gemeinde Sickershausen, je eines gestiftet von Nathan Gerst, Elias Mayer, Moses Mayer I., Viktor Mayer, Jakob Klugmann, Julius Klugmann, Benjamin Stern, Siegmund Stern, A.B. Stern, Joel und Louis Stein); eine Heilige Lade (Aron-Hakodesch), gestiftet von Hirsch Stern; Toraschreinvorhänge (je einer gestiftet vom israelitischen Frauenverein Kitzingen, einer von verschiedenen Frauen, die nicht dem Frauenverein angehörten, einer von Sigmund Stern (siehe Bericht unten), Schulchandecken (je eine gestiftet von Viktor Mayer, Simon Klugmann, A.B. Stern), ein Kronleuchter (gestiftet vom Wohltätigkeitsverein Chebras-Gemillus-Chasodim), zwei Tafeln mit dem Königsgebet (gestiftet von Hirsch Stern), Toraschmuck (von der Gemeinde Sommerach).     

Spende eines Toraschreinvorhanges durch Sigmund Stern (1884)

Kitzingen Israelit 17011884nn.jpg (133698 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Januar 1884: "Kitzingen am Main. Unsere Synagoge erhielt dieser Tage ein Parauches, das aus dem rühmlichst bekannten und auch in Ihrer geschätzten Zeitung schon lobend erwähnten Kunststickerei-Atelier des Herrn Abraham Schwaab in Straßburg im Elsass hervorgegangen. Dasselbe ist im Auftrage des edlen Spenders Herrn Sigmund Stern, Eisenhändler dahier, angefertigt worden und wir müssen gestehen, dass die Arbeit unsere Erwartungen weit übertroffen hat. Herr Schwaab besitzt das eigenartige Talent, die großen in unserer heiligen Religion enthaltenen Ideen in geschmackvoller Weise zu symbolisieren, ebenso wie seine für die Synagoge bestimmten Kunstwerke stets die Erinnerung an unser in Trümmer liegendes heiliges Haus (sc. = Tempel in Jerusalem) wachrufen. So erblicken wir beispielsweise auf dem neuen Vorgange zwei große Säulen, welche nach der Zeichnung der unlängst in Jerusalem gefundenen Säulen gestickt sind und die, wie von Kennern behauptet wird, aus dem Tempel Salomonis herrühren. Auf den Sockeln der beiden Säulen ist die Menora sowie das Schaubrot in geschickter Weise angebracht. Die Mitte bildet die Lade mit den beiden Kerubim. Möge Herr Schwaab, der wie wir überzeugt sind, mehr des himmlischen als des irdischen Lohnes wegen, arbeitet, seinem schönen Berufe noch eine lange Reihe von Jahren in ungeschwächter Kraft obliegen können."    

   
Brand in der Synagoge (1908)
    

Kitzingen Israelit 16011908.jpg (15649 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Januar 1908: "Kitzingen, 13. Januar (1908). In der hiesigen Synagoge entstand jüngst ein Kaminbrand. Das Feuer wurde rechtzeitig bemerkt und gelöscht. Der Schaden ist gering."          

   
Im Sommer 1908 wurde die Kitzinger Synagoge umfassend renoviert und neu eingeweiht. Bei den Bauarbeiten kam es zu einem schweren Unfall:    
   
Unfall in der Synagoge (1908)  

Kitzingen Israelit 27081908.jpg (24344 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1908: "Würzburg, 22. August (1908). Bei den Renovierungsarbeiten der Synagoge in Kitzingen in Bayern stürzten vier Personen von dem Gerüst, von denen ein Lehrling getötet und die anderen drei Arbeiter schwer verletzt wurden."   
   
Kitzingen FrfIsrFambl 29081908ns.jpg (44769 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 29. August 1908: "Kitzingen. In der hiesigen Synagoge, die gegenwärtig renoviert wird, hat sich ein grässlicher Unfall ereignet. Das Gerüst stürzte plötzlich ein, ein Lehrling blieb tot am Platze, ein Geselle erlitt einen Arm-, ein anderer einen Beinbruch und der Meister einen Nasenbeinbruch. Der große Leuchter und ein Kandelaber sind vollständig zertrümmert."   
 
Über den Unfall in Kitzingen wurde auch in überregionalen, nichtjüdischen Zeitungen berichtet: Artikel in der "Badischen Presse" vom 22. August 1908: "Kitzingen (Bayern), 22. August. Bei Renovierungsarbeiten an der Synagoge sind ein Malermeister, zwei Gehilfen und ein Lehrling abgestürzt. Letzterer ist tot, die anderen wurden schwer verletzt."    

Die Wiedereinweihung der Synagoge wurde mit der Feier des 40jährigen Amtsjubiläums des Rabbiners Adler verbunden:  

Kitzingen AZJ 09101908.jpg (18681 Byte)Kurzer Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Oktober 1908: "Die israelitische Gemeinde zu Kitzingen hat jüngst die neue Einweihung ihrer Synagoge und das 40jährige Amtsjubiläum ihres Rabbiners Adler gefeiert". 

  
Besuch des Regierungspräsidenten in der Synagoge (1917)  

Kitzingen AZJ 02031917.jpg (32734 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. März 1917: "Bei seiner Anwesenheit in Kitzingen beehrte der Herr Regierungspräsident von Unterfranken und Aschaffenburg u.a. auch die dortige Synagoge mit seinem Besuche, woselbst er von Herrn Distriktsrabbiner Dr. Wohlgemuth und den Kultusvorständen empfangen wurde."  

  
Enthüllung der Gedenktafel für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges (1921)
    

Kitzingen Israelit 07041921.jpg (148338 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. April 1921: "Kitzingen, 28. März (1921). Die feierliche Enthüllung der Gedenktafel für die im Weltkriege gefallenen und vermissten Angehörigen der israelitischen Kultusgemeinde Kitzingen, fand am Sonntag, 20. März, vormittags 11 Uhr, in der Synagoge statt. Außer den vollzählig erschienenen Mitgliedern der israelitischen Gemeinde leisteten die Vertreter der Behörden der Einladung Folge. Die Feier wurde durch einen äußerst weihevoll vorgetragenen Gesang des Synagogenchores unter Leitung des Chordirigenten, Herrn Lehrer Einstädter eröffnet. Dann bestieg Herr Distriktsrabbiner Dr. Wohlgemuth die Kanzel, um die Weihepredigt zu halten, die tiefen Eindruck hinterließ. Es folgte nunmehr ein Sologesang des Herrn Kantors Bamberger. Sodann nahm der erste Vorstand der israelitischen Gemeinde, Herr Isidor Ullmann, nach kurzer, treffender, markiger Ansprache die Enthüllung der Gedenktafel vor. Er sprach den teuren Toten den Dank der Gemeinde aus, verband damit das Gelöbnis, ihr Andenken stets in hohen Ehren halten zu wollen und verlas den text der Tafel nebst den Namen der Gefallenen und Vermissten. Bei geöffneter heiliger Lade rezitierte sodann der Kantor das Seelengebet für die Gefallenen. Darauf ergriff der erste Bürgermeister, Herr Dr. Schuster, das Wort, um in eindrucksvoller Rede namens der Stadt Kitzingen den Gefühlen des Schmerzes, aber auch des Stolzes Ausdruck zu geben. Die schlichte, aber in ihrer edlen stilgerechten Einfachheit umso eindrucksvollere Gedenktafel ist ein wohlgelungenes Werk des einheimischen Bildhauers Herrn Rother. Die Namen der Gefallenen sind: Sally Gerst, Richard Hirschberger, Joseph Rosenthal, Dr. Moses Schur, Stefan Sonder, Adolf Stein, Justin Stein, Willy Stein, Simon Weinberg. Die Namen der Vermissten sind: Josua Schur, Isidor Schur."           

     
50-jähriges Bestehen der Synagoge (1933)  

Kitzingen BayrGZ 01111933.jpg (117697 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. November 1933: "Kitzingen. Am dritten Tage des Sukkot-Festes (sc. Laubhüttenfestes) feierte unsere Gemeinde das 50jährige Bestehen ihrer Synagoge. Aus diesem Anlass fand in der Synagoge ein feierlicher Festakt statt. Nachdem der Synagogenchor unter der Stabführung des Herrn Josef Schächter zusammen mit Kantor und Lehrer Naftali Bamberger Ma Tauwu und Lecho Daudi zum Vortrag gebracht hatten, fand ein feierlicher Umzug sämtlicher Torarollen statt. Dann ergriff Herr Bezirksrabbiner Dr. Josef Wohlgemut das Wort zur Festpredigt. Eingangs schilderte er die Geschichte der jungen Gemeinde und betonte die Opferfreudigkeit und den weit ausschauenden Blick ihrer damaligen Führer, denen es zu verdanken ist, dass die Kitzinger Gemeinde ein so großes und schönes Gotteshaus besitzt. Das Gebet ist ein Spiegelbild des menschlichen Lebens in allen seinen Tiefen und Höhen, die Synagoge ein Sammelpunkt der jüdischen Gemeinschaft und ein Tor zum Himmel, wie es König Salomo in seinem Weihegebet gesagt hat. Die Synagoge will den Totalitätsanspruch des Judentums auf das ganze Leben in Beruf und Familie uns nahe bringen. Die Ansprache klang aus in den Dank an die derzeitige Vorstandschaft, die Herren: Isidor Ullmann, Gustav Gerst und Gustav Lauber und in ein Gebet um Segen und Beistand für unsere Gemeinde und ihr Gotteshaus."  
  
Kitzingen Israelit 19101933.jpg (85214 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Oktober 1933: "Kitzingen, 14. Oktober (1933). Am dritten Tage des Sukkot-Festes feierte unsere Gemeinde das 50-jährige Bestehen ihrer Synagoge. Aus diesem Anlass fand in der Synagoge ein feierlicher Festakt statt. Nachdem der Synagogen-Chor unter Führung des Herrn Josef Schächter zusammen mit Herrn Kantor Naftali Bamberger 'Ma tauwo' und 'Lecho daudi' zum Vortrag gebracht hatten, fand ein feierlicher Umzug mit sämtlichen Torarollen statt. Nun ergriff Herr Bezirksrabbiner Dr. Josef Wohlgemut das Wort zur Festpredigt. Eingangs schilderte er die Geschichte der jungen Gemeinde und betonte die Opferfreudigkeit und den weit ausschauenden Blick ihrer damaligen Führer, denen es zu verdanken ist, dass die Kitzinger Gemeinde ein so großes und schönes Gotteshaus besitzt. Die Ansprache klang in den Dank an die derzeitige Vorstandschaft aus."      

Ein letzter Höhepunkt in der Geschichte der Kitzinger Synagoge vor dem Novemberpogrom 1938 war die Amtseinführung des Bezirksrabbiners Gotthelf Wohlgemuth in der Gemeinde Kitzingen am 29. August 1937.

Kitzingen Bayr 15091937.jpg (109110 Byte)Artikel in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 15. September 1937: Am 29. August fand in der festlich geschmückten Synagoge in Kitzingen die feierliche Installation des neu gewählten Bezirksrabbiners Gotthelf Wohlgemuth - Sohn des zu früh heimgegangenen Dr. Joseph Wohlgemuth seligen Angedenkens - statt. Unter großer Teilnahme der Nachbargemeinden, vor allem der Gemeinde Würzburg, auswärtiger Gäste und der Mitglieder der Kitzinger Gemeinde selbst verlief die schöne Feier. Der erste Vorstand, Herr Gustav Lauber, begrüßte zunächst die Erschienenen. Er dankte Herrn Rabbiner Dr. Hanover für die 2 1/2 jährige Verwaltung des Rabbinatsbezirks und dem Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden, der wie Wiederbesetzung in Verbindung mit dem Rabbinat Ansbach ermöglicht hat. Gemeindevorstand Lauber wandte sich alsdann an den jungen Rabbiner und legte ihm ans Herz, sich besonders der Jugend zu widmen und die Wohlfahrtspflege zu betreuen. Herr Rabbiner Dr. Hanover schildere in seiner Festpredigt den vielseitigen verantwortungsvollen Beruf des Rabbiners in der heutigen Zeit. Er zeichnete das Bild des verklärten Vaters des neuen Rabbiners und beglückwünschte diesen auch namens des Verbandes und der Nachbargemeinde Würzburg zu dem neuen Amt.
In seiner Ansprache gelobte Rabbiner Gotthelf Wohlgemuth der Gemeinde und dem Bezirk ein treuer Rav zu sein, die Jugend in den Wegen der Tora zu erziehen und den Notleidenden nach Kräften beizustehen. Er schilderte sodann die Aufgaben des gesetzestreuen Rabbiners. 
Herr Lehrer und Kantor Bamberger überbrachte die Massel-tov-Wünsche der Lehrer des Bezirks und gab der großen allgemeinen Freude über die Wiederbesetzung des Rabbinats Ausdruck, insbesondere dem Stolz, seinen ehemaligen Schüler auf diesem Rabbinatssitz zu sehen. Nach einem Chorgesang, Ma-Tovu, dirigiert von Herrn Joseph Schächter, schloss die erhebende Feier. 

Zu den Ereignissen beim Novemberpogrom 1938 der nachfolgende Abschnitt aus Ophir/Wiesemann s. Lit. S. 333-334: "Der Pogrom in Kitzingen vom 10.11.1938 wurde von drei Mitgliedern der Kreisleitung der NSDAP in Würzburg vorbereitet. Sämtliche Angehörigen der örtlichen SS und SA wurden zusammengerufen und sie erhielten den Befehl, die Synagoge anzuzünden, die Einrichtungen der jüdischen Häuser zu zerstören und alle jüdischen Männer festzunehmen und in einer städtischen Schule zu konzentrieren. Gleichzeitig wurden sie aber angewiesen, Plünderungen und Gewalttätigkeiten zu unterlassen. An der Spitze der Menge, die in die Synagoge einbrach und sie in Brand steckte, befanden sich ein Arzt, ein Reichstagsabgeordneter, der Sohn eines Kommerzienrats (der die Beteiligung seines Sohnes ausdrücklich missbilligte) und der Ortsgruppenleiter der NSDAP. Die Möbel und Ritualien der Synagoge wurden vernichtet, die Torarollen zerrissen und verbrannt, und kostbare Silberanhänger der Torarollen wurden gestohlen. Das in der Synagoge aufbewahrte Gemeindearchiv wurde zum Teil beschlagnahmt und zum Teil vernichtet. Der Lärm zog zahlreiche Stadtbewohner an, die dem Brand der Synagoge zusahen. Vermummte und bewaffnete SS- und SA-Leute drangen in die Häuser der Juden ein und verwüsteten sie; zahlreiche Einwohner schlossen sich ihnen an und plünderten die Wohnungen. Ein Jude, der einem SS-Führer den Revolver entrissen hatte, wurde brutal verprügelt, festgenommen und nach einiger Zeit nur unter der Bedingung, binnen acht Tagen Deutschland zu verlassen, aus dem Gefängnis entlassen. Die Wohnungen des Kantors und des Lehrers wurden verwüstet, alle Fensterscheiben des jüdischen Caféhauses Frankenberger eingeschlagen und dessen Waren geplündert. Alle jüdischen Männer wurden aufgrund einer vorbereiteten Liste festgenommen und gemeinsam mit Juden aus den Nachbargemeinden Kleinlangheim, Mainbernheim und Mainstockheim in das städtische Gefängnis gebracht. Auf dem Weg dorthin wurden sie von Schulkindern, die an diesem Tag schulfrei bekamen, beschimpft und verspottet. Nur ein Jude konnte sich der Verhaftung durch Flucht nach Würzburg entziehen. Kranke und Alte wurden bald wieder freigelassen, die übrigen aber in Lastautos in das Gefängnis nach Würzburg gebracht. Als die Wagen an der brennenden Synagoge vorbeifuhren, hörte man aus der dort versammelten Menge den Ruf: 'Werft sie ins Feuer!' In Würzburg wurden weitere 14 Juden aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustands freigelassen und 23 in das Konzentrationslager Dachau transportiert. Einer der aus Würzburg zurückgekehrten Juden bekam angesichts seines zerstörten Hauses und Weingeschäfts einen Herzanfall, an dessen Folgen er kurze Zeit später starb." 
  
Die nur teilweise ausgebrannte Synagoge wurde renoviert und nach Einzug einer Zwischendecke im Zweiten Weltkrieg als Lager für Zwangsarbeiter (Kriegsgefangene) zweckentfremdet. Nach 1945 wurde sie als Fabrik von mehreren Betrieben verwendet. Im Zusammenhang mit den Restitutionsverfahren kam 1953 das Gebäude in den Besitz der Stadt, wurde jedoch bis 1974 von den Betrieben verwendet.
  
Im Februar/März 1949 fand vor dem Landgericht Würzburg ein Prozess gegen 27 der an dem Novemberpogrom 1938 in Kitzingen Beteiligten statt. 22 Angeklagte wurden zu Gefängnisstrafen von vier Monaten bis zu drei Jahren und zwei Monaten verurteilt, die übrigen fünf wurden freigesprochen.    
    
1967 wurde eine erste Gedenktafel am Synagogengebäude angebracht. 1976 beschloss der Kitzinger Stadtrat, dass das Gebäude nicht erhaltenswert sei und abgebrochen werden solle. Auf dem Grundstück sollten innenstadtnahe Parkplätze angelegt werden. Nach diesem Stadtratsbeschluss regte sich Widerstand in der Stadt. Ein Kulturbeirat wurde von freischaffenden Künstlern gegründet, die Überlegungen und Pläne zu einer künftigen Nutzung ausarbeiteten. Schließlich wurde ein Förderverein zur Restaurierung der ehemaligen Synagoge gegründet. 1989 wurde die Sanierung und der Umbau der ehemaligen Synagoge im Stadtrat beschlossen (bei immer noch drei Gegenstimmen).
  
Am 19. Mai 1993 wurde im Rahmen eines Besuchsprogrammes ehemaliger Kitzinger Juden das in 30 Monaten Bauzeit restaurierte Synagogengebäude wieder eingeweiht. Das Gebäude dient seitdem für kulturelle Zwecke. Im Erdgeschoss befindet sich an der Stelle, wo früher der Toraschrein stand, eine "Synagoge in der Synagoge". Im Mai 2018 waren es 25 Jahre, seit die ehemalige Synagoge Kitzingen als Zentrum für Bildung und Kultur wiedereröffnet wurde (vgl. Presseartikel unten).  
Infos zu den aktuellen Veranstaltungen: www.altesynagoge.kitzingen.info
    
 
A
dressen / Standorte der Synagogen

bullet"Alte Synagoge": Obere Bachgasse 6  
bulletNeue Synagoge: Landwehrstraße  

       
       
Kurze Berichte zu weiteren Einrichtungen der jüdischen Gemeinde          
    
Ehemaliger jüdischer Friedhof   

Kitzingen BayrGZ 01071926.jpg (61036 Byte)Die Toten der jüdischen Gemeinde des 19./20. Jahrhunderts wurden auf dem jüdischen Friedhof in Rödelsee beigesetzt. Im Mittelalter gab es vermutlich auch in Kitzingen einen Friedhof. Darauf wird bereits in einem Artikel der Bayrischen Israelitischen Gemeindezeit vom 1. Juli 1926 hingewiesen: "Auch in Kitzingen am Main existierte vor der Anlage des israelitischen Friedhofs bei Rödelsee ein solcher, denn die Plannummern 4939-45 führen im Grundbuchsachregister die Bezeichnung: "am Judenkirchhof" oder "Judengottesacker", dort wo am Roten Bach die sogenannten Pfarrwiesen (6 Morgen) liegen. Nach dem Urbar- und Saalbuch vom Jahre 1535 scheint dieser Friedhof damals noch im Gebrauch gewesen zu sein; denn es heißt zum Beispiel: "2 Morgen Acker im Kleinfeld beim Judenkirchhof", dagegen in der Topographie Codomanns (um 1625): "Etliche Wiesen, der Judenkirchhof genannt". Vielleicht ist der Friedhof auch infolge der zwischen 1540 und 1622 wiederholten markgräflichen Verordnungen auf Abschaffung der Juden aus den brandenburgischen landen eingegangen. Sicherlich lag er auf klostereigenem Grund und Boden"  

  
Gründung der Israelitischen Volksschule (1914)      

Kitzingen Frf IsrFambl 31071914.jpg (18493 Byte) Artikel im Frankfurter Israelitischen Familienblatt vom 31. Juli 1914: "Kitzingen. An die zum 1. September zu eröffnende Israelitische Volksschule wurden Lehrer Einstädter von Alsenz und Fräulein Goldschmidt von Würzburg, ferner als Religionslehrer Lehrer Bamberger berufen.   

    
    
    
Fotos
(Quellen:
 obere Reihe: Sammlung Hahn; Neujahrs-Mehrbild-Ansichtskarte aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries; die neueren Fotos: Hahn, Sommer 2006 und Mai 2007*).   

Kitzingen Synagoge 001.jpg (79702 Byte) Kitzingen Synagoge 002.jpg (63489 Byte) Kitzingen Synagoge 003.jpg (55962 Byte)
Historische Ansichtskarten von Kitzingen mit der Synagoge
  
  Kitzingen Dok 14072.jpg (706493 Byte) Kitzingen Dok 14072a.jpg (114572 Byte)  
  Neujahrs-Mehrbild-Ansichtskarte 
mit Synagoge (1904)  
 
     
Kitzingen Synagoge 005.jpg (87683 Byte)  Kitzingen Synagoge 010.jpg (51189 Byte) Kitzingen Synagoge 025.jpg (94306 Byte)
Historische Außenansichten (rechts aus der
Sammlung des Förderereins Ehem. Synagoge Kitzingen)
  
Historische Innenansicht  
 
Torazeiger aus der Synagoge  
 
       
Brand der Synagoge beim 
Novemberpogrom 1938
(Artikel aus dem "Sonntagsblatt" erhalten von 
Joachim Braun, Würzburg)
Kitzingen Synagoge 193805.jpg (82860 Byte)  
  Foto links aus Privatbesitz von Ilse Walther, abgedruckt im "Würzburger katholischen Sonntagsblatt" Nr. 45 vom 9. November 2008: "Vor den Augen der Bevölkerung fiel die Synagoge von Kitzingen den Flammen zum Opfer. Ein Bewohner der Stadt fotografierte diese Szene heimlich am 10. November 1938."  Foto rechts aus dem Archiv der "Main-Post".
     
Fotos von 2006/07
(Fotos: Hahn; die Fotos mit blauem Himmel Sommer 2006, die anderen 28.5.2007) 
   
Kitzingen Synagoge 311.jpg (90403 Byte) Kitzingen Synagoge 312.jpg (82476 Byte) Kitzingen Synagoge 313.jpg (94277 Byte)
Blick auf die Fassade des Synagogengebäudes Eingangsportal 
     
Kitzingen Synagoge 200.jpg (97577 Byte) Kitzingen Synagoge 310.jpg (76138 Byte) Kitzingen Synagoge 316.jpg (77492 Byte)
Seitenansichten von der Landwehrstraße
  
Kitzingen Synagoge 205.jpg (79285 Byte) Kitzingen Synagoge 315.jpg (77830 Byte) Kitzingen Synagoge 201.jpg (84377 Byte)
Blick vom Mainufer Längsseite
   
Kitzingen Schule 200.jpg (81689 Byte) Kitzingen Synagoge 317.jpg (79079 Byte) Kitzingen Synagoge 203.jpg (93738 Byte)
Das Gebäude der Israelitischen Elementarschule in der Landwehrstraße 21-23. Nach der Zerstörung der Synagoge wurde in diesem Gebäude ab März 1939 ein Gebetsraum eingerichtet. Das Gebäude war letztes Wohnhaus ("Judenhaus") der Kitzinger Juden vor den Deportationen 1942.   Gedenktafeln 
am Synagogengebäude
   
   

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   

März 2011: Neue Publikation zur Geschichte der Kitzinger jüdischen Familien - Auszeichnung für Michael Schneeberger      
Artikel von Michael Kämmerer in der "Main-Post" vom 3. März 2011 (Artikel): "KITZINGEN. Die jüdische Geschichte als Selbstverpflichtung. Förderverein ehrt Michael Schneeberger für dessen unermüdliche Arbeit.  
Das Programm, das Dagmar Voßkühler den Mitgliedern des Fördervereins Ehemalige Synagoge in Aussicht stellte, klang verlockend: eine zügige Hauptversammlung und anschließend zwei Überraschungen. Also blickte die Vorsitzende in der gebotenen Kürze auf das abgelaufene Jahr des 100 Mitglieder großen und 1992 gegründeten Vereins, dessen Zweck darin liegt, die Kultur und Geschichte des Judentums bekannt zu machen – sei es durch den Holocaust-Gedenktag, wissenschaftliche Vorträge oder Exkursionen zu den Stätten jüdischer Lebensart. Der Verein veranstaltete dies zuletzt in einer soliden finanziellen Situation, wie Vorstandsmitglied Uwe Zalder zusammenfasste.
Der Zustand der Kasse soll sich weiter verbessern: nicht nur durch den von 15 auf 20 Euro erhöhten Jahresbeitrag. Nach langer Arbeit ist ein von den Kitzinger Historikern Dr. Elmar Schwinger und Michael Schneeberger verfasstes Gedenkbuch entstanden, das der Verein am 2. Mai dieses Jahres, dem Holocaust-Gedenktag, vorstellen möchte – eine der Überraschungen, die Voßkühler den Mitgliedern versprochen hatte. Nicht zuletzt der Abschluss des Buchprojekts veranlasste den Verein – zweite Überraschung –, Schneeberger eine Ehrenurkunde auszustellen. Er hatte das Werk angeschoben und Jahre geforscht, um die Familiengeschichten der Kitzinger Juden nachzuerzählen. 'Michael Schneeberger liegt uns sehr am Herzen. Er ist einer der Gründer des Vereins und trägt ihn heute noch immer mit', sagte Voßkühler und würdigte damit Schneebergers jahrzehntelange Verdienste um die jüdische Geschichte.
Der Historiker Prof. Dr. Klaus Arnold skizzierte in einer Laudatio den Lebensweg des 61-Jährigen: von dessen Kindheit und Jugend in Kitzingen, Wanderjahren in Würzburg, München und Berlin, über den Beitritt zum Judentum und persönliche Schicksalsschlägen bis zu Schneebergers umfangreicher Forschung über die Vergangenheit der Juden in Kitzingen. 'Ich bin gerührt, ich wusste von nichts', sagte Schneeberger: 'Mir ist noch nie eine Ehrung zuteil geworden.' Der Antrieb für seine unermüdliche Arbeit, die in den achtziger Jahren nach einem Aufenthalt in Israel begonnen hatte, war ein anderer. 'Ich sehe das als Selbstverpflichtung', erläuterte Schneeberger: 'Die nächsten Generationen müssen wissen, wie es geschehen konnte, dass Menschen zu Menschen zweiter Klasse wurden.'
Das knapp 500 Seiten starke Gedenkbuch wird in deutscher und englischer Sprache in einer Auflage von jeweils 500 Exemplaren erscheinen und 25 Euro kosten."    
 
März 2012: Mitgliederversammlung des Fördervereins ehemalige Synagoge Kitzingen    
Artikel in der "Main-Post" vom 8. März 2012: "Kitzingen. Stolpersteine kommen nicht überall an. Mitglieder des Förderverein ehemalige Synagoge Kitzingen bestätigen den bisherigen Vorstand..."   
Link zum Artikel     
 
November 2014: Gedenken zum Novemberpogrom 1938 - Tod von Michael Schneeberger 
Artikel von Siegfried Sebelka in der "Main-Post" vom 4. November 2014: "Kitzingen. OB legt einen Kranz nieder
Der überraschende Tod von Michael Schneeberger am 13. Oktober 2014 hat den Ablauf der Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht am Sonntag, 9. November, verändert.
Im Anschluss an die Kranzniederlegung vor der Alten Synagoge um 18 Uhr, wird der profunde Kenner der Geschichte der Juden in Kitzingen und in Unterfranken bei der Gedenkfeier im großen Saal der Alten Synagoge im Mittelpunkt stehen. Eingeladen haben dazu die Stadt Kitzingen und der Förderverein ehemalige Synagoge Kitzingen. Eigentlich war noch Anfang Oktober nach der Kranzniederlegung ein Vortrag von Michael Schneeberger zum Thema 'Mit Glanz und Gloria. Jüdische Soldaten im ersten Weltkrieg' vorgesehen. Nach dem überraschenden Tod rückt der 65-Jährige selbst und sein Einsatz für die Forschung über die Vergangenheit der Juden in Kitzingen ins Zentrum der Veranstaltung."  
Link zum Artikel   
 
September 2015: Weitere fünf "Stolpersteine" werden verlegt   
Artikel von Robert Haass in "Die Kitzinger" (infranken.de) vom 20. September 2015: "KITZINGEN. Fünf neue Stolpersteine in Kitzingen
Emanuel Katzmann war Frontkämpfer im Ersten Weltkrieg und bekam verschiedene Auszeichnungen. Im Gedenken an den ehemaligen Kitzinger – einst Vorsitzender der jüdischen Gemeinde – und seine Familie wurden am Samstag in der Kitzinger Bismarckstraße fünf Stolpersteine verlegt.

Ein Dutzend Menschen hatten sich vor dem Anwesen Bismarckstraße 3 versammelt, als der Aktionskünstler Gunther Demnig zur Tat schritt und fünf weitere Stolpersteine in Kitzingen verlegte. Damit will er an das Schicksal der Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine sind würfelförmige Betonsteine mit einer individuell beschrifteten Messingplatte. Sie werden in der Regel vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der NS-Opfer in den Belag des Gehwegs eingelassen. Mittlerweile finden sich 50 000 Steine in Deutschland und 18 weiteren europäischen Ländern. In Kitzingen sind es die Steine Nummer 69 bis 74. Claudia Gonschorek, Mitglied des Vorstands des Kitzinger Fördervereins ehemalige Synagoge, begleitet die Verlegung der Stolpersteine in Kitzingen seit 2004. Sie verlas die Lebensdaten der fünf Mitglieder der Familie Emanuel und Frida Katzmann und zitierte aus dem Gedenkbuch von Michael Schneeberger über die vertriebenen und ermordeten Kitzinger Juden. 1920, nach der Heirat mit Frieda Mandelbaum, kam Emanuel Katzmann nach Kitzingen, wo er in den 1940er Jahren Vorsitzender der jüdischen Gemeinde wurde. Bei der Deportation der Kitzinger Juden am 24. März 1942 wurde er gezwungen als jüdischer Transportleiter zu fungieren. Neben dem Ehepaar erinnern die Gedenksteine auch an ihre Kinder Jette, Gert Gerson und Gertrude, die Deutschland nicht rechtzeitig verlassen konnten und am 24. März 1942 von Kitzingen aus nach Izbica bei Lublin deportiert wurden."
Link zum Artikel   
 
Dezember 2015: Über die Arbeit des Fördervereins ehemalige Synagoge Kitzingen 
Artikel von Torsten Schleicher in der "Main-Post" vom 6. Dezember 2015: "KITZINGEN/WÜRZBURG. Unermüdlich für die jüdische Geschichte
Eingeworfene Fenster und ein undichtes Dach: Wer Anfang der 1980er Jahre in der Kitzinger Landwehrstraße an der ehemaligen Synagoge der Stadt vorbeikam, fand einen trostlosen Anblick vor. Der einst prachtvolle, 1883 eingeweihte Bau war in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 von Kitzinger Nazis zunächst verwüstet und dann in Brand gesteckt worden. Nach 1945 wurde die Ruine nur notdürftig gesichert und danach lange Jahre zweckentfremdet genutzt. Wenn die frühere Synagoge heute als 'Alte Synagoge' ein Zentrum des kulturellen Lebens in Kitzingen ist und wenn hier immer wieder auch der jüdischen Geschichte der Stadt gedacht werden kann, so hat das wesentlich mit dem Engagement von Frauen und Männern zu tun, die sich 1982 zusammenfanden, um den endgültigen Verfall des Gebäudes zu stoppen und einen Abriss zu verhindern. Es war die Geburtsstunde des 'Fördervereins ehemalige Synagoge Kitzingen', der am Freitag einen der Preise der Aktion 'Zeichen setzen' der Mediengruppe Main-Post und des Lernwerk Volkersberg. Die katholische Volkshochschule Lernwerk Volkersberg, neben der Main-Post, Castell-Bank und der Bürgerstiftung Würzburg einer der vier Stifter der 'Zeichen setzen'-Preise, würdigte das jahrzehntelange Wirken des Kitzinger Vereins mit einem Preisgeld von 500 Euro.
Bei der Gründung vor über 30 Jahren war es zunächst um das Gebäude gegangen. Schon 1983 organisierte der Verein in der Ruine eine Ausstellung zu 'Judentum in Kitzingen und Umgebung', bei den Verantwortlichen in Politik und Verwaltung warben die Vereinsmitglieder vehement für eine Restaurierung des Gebäudes und eine neue, angemessene Nutzung – letztlich mit Erfolg. Zwischen 1990 und 1993 wurde die Synagoge instand gesetzt, sicher der größte Erfolg des Fördervereins. Parallel zu den Bemühungen um das Gebäude schrieb sich der Verein die Erforschung der jüdischen Geschichte Kitzingens und seiner Umgebung auf die Fahnen. Noch in der Ruine entstanden – maßgeblich unter Leitung der Iphöfer Lehrerin Gisela Bamberg – eine Bibliothek und ein Archiv, die heute ein unersetzliches Werkzeug bei der Auseinandersetzung mit der Geschichte der Kitzinger Juden sind. Später begleitete der Verein Neuveröffentlichungen zur regionalen jüdischen Geschichte, so Harald Knoblings 'Die Synagoge in Kitzingen', Elmar Schwingers Standardwerk 'Von Kitzingen nach Izbica' oder Michael Schneebergers 'YISKOR – Gedenkbuch der Kitzinger Opfer des Holocaust'. Seit der Eröffnung der 'Alten Synagoge' 1993 macht der Förderverein immer wieder mit Veranstaltungen und Ausstellungen von sich reden: Jüdische Künstler zeigen ihre Werke, Lesungen und Konzerte werden organisiert. Und nicht zuletzt stellte der Verein – vor allem über den 2014 verstorbenen Michael Schneeberger – immer wieder den Kontakt zu ehemaligen Kitzinger Juden her, so zum Beispiel zu Walter Reed, der aus Mainstockheim stammte und später in den USA lebte, oder zu Justin Sonder aus Chemnitz, der in den 1930er Jahren als Kind bei seinen Großeltern in Kitzingen war und die Hölle von Auschwitz überlebte. Die betagten Gäste sprachen dabei nicht nur mit Vereinsmitgliedern, sondern berichteten auch vor Kindern und Jugendlichen über Verfolgung und Vernichtung des Kitzinger Judentums durch das NS-Regime und seine Helfer. Bei der Preisverleihung am Freitagabend bezeichnete Laudatorin Martina Reinwald, Leiterin des Lernwerk Volkersberg, den seit 33 Jahren aktiven Förderverein als 'Methusalem' unter den Ausgezeichneten und bescheinigte ihm eine 'ganz besondere Form des Engagements in der Erinnerungskultur'. 'Sie rücken das konkrete Erinnern in den Fokus' sagte Reinwald an den Verein, der in Würzburg mit vier Vorstandsmitgliedern und in Begleitung von OB Siegfried Müller und stellvertretendem Landrat Robert Finster vertreten war. Fördervereinsvorsitzende Margret Löther sagte nach der Auszeichnung, sie freue sich, dass 'mit unserem Nischenverein' auch die Beschäftigung mit der jüdischen Religion gewürdigt werde. Neben den Preisstiftern dankte sie auch Stadt und Landkreis Kitzingen für die Unterstützung der Vereinsarbeit."  
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Mai/November 2016: Die ehemalige Synagoge wird umfassend saniert 
Artikel von Ralf Dieter in "Die Kitzinger" (infranken.de) vom 10. Oktober 2016: "Mit Sicherheit besser. Die Alte Synagoge wird umgebaut. Trotz Überraschung liegen die Arbeiten im Zeitplan.
Er hat viel dazugelernt in den letzten Wochen und Monaten, einige Überraschungen erlebt und etliche gute Gespräche geführt. Richard Arndt-Landbeck hat das erste Mal beruflich ein Bauvorhaben begleitet. Und das hatte es gleich in sich: Die Alte Synagoge in Kitzingen wird seit Anfang Mai aufwändig saniert. Seit 2010 ist der Leiter der Volkshochschule in Kitzingen auch verantwortlich für das Kulturleben in der Alten Synagoge. Er hat sich eingelesen in die Geschichte des markanten Gebäudes am Kitzinger Mainufer, das 1993 nach einem Komplettumbau und Gesamtkosten von rund neun Millionen Mark eröffnet worden war. Nach rund 20 Jahren Nutzung als kulturelles Zentrum war ihm schnell klar, dass einiges verändert werden muss – dass es gleich so viel werden würde, hat nicht nur ihn überrascht. Mit der Erneuerung der Ton- und Lichtanlage vor vier Jahren fing der Umbau schleichend an. Mit einer Prüfung durch den TÜV und später durch die städtische Bauaufsicht nahm er dringliche Züge an. 'Mehr als 40 Mängel hat die Aufsicht festgestellt', erinnert sich Arndt-Landbeck. Deren Empfehlung war ein Schock: 'Sofort schließen.' Die Argumente: Kein ordnungsgemäßer Brandschutz, keine zweiten Fluchtwege, kein ausreichendes Sicherheitskonzept. Fast drei Jahre ist diese niederschmetternde Diagnose alt. Das Kulturleben ging trotzdem seinen Gang – allerdings unter strengen Auflagen. Bei Veranstaltungen mit mehr als 100 Besuchern musste eine Brandschutzwache von der Feuerwehr gestellt werden. Alle Räume mussten vor und nach der Veranstaltung inspiziert werden, während der Veranstaltung musste die Wache natürlich auch präsent sein. Keine einfache Zeit. Weder für Arndt-Landbeck noch für die Kitzinger Wehr. 100 bis 150 Veranstaltungen finden jährlich in der Synagoge statt. Ein Großteil lockt mehr als die besagten 100 Besucher an. Dem Oberbürgermeister und dem Stadtrat war klar: So kann es auf Dauer nicht weitergehen. Ein Konzept musste her, der Brandschutz auf ganz neue Beine gestellt werden. 2015 sind die Pläne erstellt worden, im Mai diesen Jahres konnten die Arbeiten beginnen. Trotz mancher unvorhergesehener Entwicklung liegen sie im Zeitplan. Das ist auch dringend notwendig. Am 9. November muss alles fertig sein. Dann lädt der Förderverein ehemalige Synagoge Kitzingen traditionell zur Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht inklusive Kranzniederlegung ein. Die Arbeiten hatten es bislang in sich. Stühle, Tische, Bühne: Alles musste im Mai ausgeräumt und im Bauhof eingelagert werden. Dann ging es an die handwerklichen Arbeiten: Decken öffnen, Brandschutzvorrichtungen einziehen, gleichzeitig Netzwerkkabel für die digitale Technik legen. Alle Holztüren mussten durch Stahltüren ersetzt werden, überall wurden zusätzliche Notbeleuchtungen und Rauchmelder installiert. In den Turmfenstern gibt es jetzt Öffnungen, die im Brandfall automatisch aktiviert werden, damit der Rauch abziehen kann. Moderne Technik hilft den Einsatzkräften, im Notfall schneller und gezielter einzuschreiten. Im Foyer wird eine Konsole angebracht, die den Feuerwehrleuten einen Hinweis gibt, an welcher Stelle der Brand entstanden ist. Nachdem die Decken schon mal abgehängt waren, sollte man auch gleich energiesparende LED-Leuchten einbauen. Eine gute Idee, die bei einer der wöchentlichen Baubesprechungen aufkam. Aber woher das Geld nehmen? Der Architekt wollte der billigsten Lösung jedenfalls nicht zustimmen. Das Licht müsse zum besonderen Charme des Gebäudes passen. Die Kosten für die Leuchten wurden schließlich aus dem Budget der Alten Synagoge bestritten. Genauso wie zusätzliche Verkabelungen, der Umbau der Steuerung für die Saalbeleuchtung, die Verdunkelung und die Akustiksegel. Dafür muss Arndt-Landbeck wünschenswerte Anschaffungen streichen, die er für ein qualitativ hochwertiges Veranstaltungsangebot als absolut notwendig erachtet: ein digitales Tonpult beispielsweise oder eine richtig große Leinwand für die Diashows. Auch beim Umbau konnten nicht alle Wünsche erfüllt werden. Einen barrierefreien Zugang wird es geben, eine Klimaanlage war nicht mehr drin. 'Dabei wäre die im Sommer Gold wert', sagt Arndt-Landbeck. Immerhin: Eine neue Lüftungssteuerung ist eingebaut worden – die Ersatzteile für die alte mussten bislang aus Tschechien bestellt werden. Eine neue Klimaanlage kann damit relativ einfach nachgerüstet werden – sollte der Stadtrat den rund 200 000 Euro Kosten irgendwann zustimmen. Mit rund 700 000 Euro rechnet das Bauamt für die gesamten Brandschutzmaßnahmen. Dazu kommen die Kosten für einen barrierefreien Zugang, der gleichzeitig als zweiter Fluchtweg genutzt werden kann. Er entsteht am Seitenflügel der Alten Synagoge, am derzeit gesperrten Fußweg Richtung Mainufer. Der richtige Platz für einen Fluchtweg aus dem Gebäude, das bei einer vollen Belegung rund 400 Menschen fasst, war jedoch lange heiß diskutiert und umstritten. Eine Außentreppe Richtung Main? Der Denkmalschutz lehnte ab. Ein Fluchtweg über die Terrasse zwischen den beiden Türmen? Die Feuerwehr sagte Nein. Ein zusätzliches Treppenhaus, das vom großen Saal über drei Etagen an eine bislang zugemauerte Tür führt? Diese Lösung wurde favorisiert, bis ein neu bestellter Brandschutzgutachter plötzlich die ganz neue Lösung ins Spiel brachte. Flexibel sein, neue Lösungswege suchen und in der montäglichen Runde besprechen. Immer wieder zahlte sich dieses Vorgehen aus. Die großen hölzernen Eingangstüren sollten beispielsweise aus Brandschutzgründen während den Veranstaltungen geöffnet bleiben. Arndt-Landbeck wehrte sich, jeder Luftzug im Saal sei einer zu viel. Dank eines innovativen Schreiners bleiben die Türen nun doch zu. Sie öffnen sich künftig nach außen – der Fluchtplan wird damit erfüllt. Rund sieben Monate wird die Alte Synagoge für die gesamte Maßnahme geschlossen sein, ab Ende Oktober wird sie wieder eingeräumt, vorher muss der TÜV die neuen Anlagen abnehmen und die Betriebsgenehmigung erteilen. 'Am 5. November soll alles wieder eingebaut sein', sagt Arndt-Landbeck. Er weiß: Der Zeitplan ist eng, es gibt keinen Puffer. Ab dem 12. November starten wieder die Kulturveranstaltungen – drei bis vier in der Woche. Bis zu 150 Veranstaltungen sollen auch im kommenden Jahr im sanierten Schmuckstück der Stadt über die Bühne gehen. Arndt-Landbeck erhofft sich neue Möglichkeiten durch die modernen Licht- und Tonanlagen. In Sachen a capella will er künftig beispielsweise die 'Bundesliga' nach Kitzingen holen. 'Aber das geht nur mit moderner Technik', sagt er. Und erst dann, wenn alle Sicherheitsvorschriften erfüllt sind." 
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November 2017: Veranstaltung zum Gedenken an den Novemberpogrom 1938  
Artikel in "Die Kitzinger" (infranken.de) vom 5. November 2017: "KITZINGEN. Mit der Zeitzeugin Eva Erben wird der Pogromnacht gedacht
Eva Erben, Überlebende der Shoah, und eine außergewöhnliche Persönlichkeit, kommt am 9. November nach Kitzingen. Sie erzählt, wie sie als Jüdin die Nazi-Zeit überlebte.

Mit Günther Jauch ist sie per Du, auf dem Hradschin in Prag ist sie immer wieder einmal persönlicher Gast des Präsidenten, am Donnerstag, 9. November, kommt sie auf Einladung des Fördervereins ehemalige Synagoge Kitzingen in die Alte Synagoge: Eva Erben, Überlebende der Shoah, und eine außergewöhnliche Persönlichkeit, wie es in einer Pressemitteilung heißt. Eva Erben (Jahrgang 1930) stammt aus dem Sudetenland. Ihre Eltern, Jindrich und Marta Löwidt, beschlossen 1936, in die tschechoslowakische Hauptstadt Prag zu ziehen. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht am 15. März 1939 änderte sich das Leben der Arztfamilie schlagartig. Im Dezember 1941 wurden die Löwidts in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Der Vater wurde 1944 nach Kaufering verschleppt und ermordet. Eva und ihre Mutter kamen nach Auschwitz-Birkenau, dann in ein Außenkommando des Konzentrationslagers Groß-Rosen. Im Februar 1945 trieb die SS sie auf einen Todesmarsch, den die Mutter nicht überlebte. Eva gelang die Flucht und sie wurde von einer tschechischen Familie versteckt. 1948 wanderte sie mit ihrem Ehemann, dem sie als Kind bereits in Theresienstadt begegnet war, über Frankreich nach Israel aus.
Für den Sohn geschrieben. Ihr Buch 'Mich hat man vergessen. Erinnerungen eines jüdischen Mädchens', ursprünglich für ihren jüngsten Sohn geschrieben, führte sie um die Jahrtausendwende zusammen mit einer Ausstellung schon einmal nach Kitzingen. Die kürzlich verstorbene Cordula Kappner hatte die Stationen des Todesmarsches akribisch nachvollzogen und in der Ausstellung dokumentiert. Eva Erbens zweites Buch 'Fluchten' wurde von der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas herausgegeben. Ihr lebensgeschichtliches Interview in Wort und Bild ist Teil des Berliner Mahnmals.
Am 9. November – um 10 Uhr für Schulklassen und um 20 Uhr für die interessierte Öffentlichkeit – gibt Eva Erben im Gespräch, mit einer Lesung und einem Film Einblick in helle und dunkle Stunden ihres Lebens. 'Eva Erben zeigt uns, was Unmenschlichkeit in unserer Welt bedeutet und wie man selbst . . . nicht für immer verbittert.' (Günther Jauch). In der Abendveranstaltung spricht Eva Erben mit Pfarrer Burkhard Hose von der Christlich-jüdischen Gesellschaft Würzburg, die anlässlich des 79. Jahrestags der Pogromnacht in Kitzingen zu Gast ist.
Kranzniederlegung. Um 19 Uhr legt Oberbürgermeister Müller vor der Alten Synagoge zur Erinnerung an die ehemaligen Kitzinger Juden einen Kranz nieder. Anschließend sind alle zum Gebet und Gedenken in die 'Synagoge in der Synagoge' eingeladen. Musikalisch begleitet das Bläserensemble 'Well-Blech' der Dekanate Kitzingen/Uffenheim unter Leitung von Tanja Tröge." 
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Januar 2018: Die Synagoge ist eine "Heimat für kulturelle Vielfalt" in der Stadt   
Artikel von Ralf Dieter in "Die Kitzinger" (infranken.de) vom Januar 2018: "Kitzingens Heimat für kulturelle Vielfalt. Vor 25 Jahren ist die Alte Synagoge umgebaut und neu eingeweiht worden.
Ein Vierteljahrhundert. Das ist viel Zeit. Im Jahr 1993 war vieles anders. In den Vereinigten Staaten wurde Bill Clinton als Präsident vereidigt, in Norwegen gab die Band a-ha ihre Auflösung bekannt – und in Kitzingen erwachte die Alte Synagoge zu neuem Leben. 1882 bis 1883 ist das Gebäude in der Landwehrstraße erbaut worden. Es hat schwere Zeiten hinter sich. In der 'Reichspogromnacht' am 10. November 1938 wurde die Synagoge ein Opfer der Flammen. Nach dem Zweiten Weltkrieg diente das religiöse Gebäude als Heimat für Handwerksbetriebe, stand für kurze Zeit leer, wurde dann von der katholischen Kirche als Proberaum für Chöre und Blasorchester genutzt – allerdings nur vom Frühjahr bis zum Herbst. Im Winter war es zu kalt. Mit dem Bau des Dekanatszentrums fanden die Musiker einen damals modernen Unterschlupf. In den 1980er Jahren drohte der Abriss der Alten Synagoge. Der Stadtrat hatte es schon so entschieden. Dann gründeten engagierte Bürger einen Förderverein, der Beschluss wurde revidiert, neun Millionen Mark in den Umbau, der einem Neubau glich, investiert. Im Herbst 1993 öffnete die neue Alte Synagoge ihre Tore. Einige Zehntausend Besucher sind seither alleine zu den Veranstaltungen der Vhs geströmt. Längst hat sich die Alte Synagoge als der Ort für kulturelle Veranstaltungen in Kitzingen etabliert. Doch die Anfänge waren schwer. 'Kein Personal, keine Vorgaben, eine ganz schlechte technische Ausstattung.' Richard Arndt-Landbeck denkt mit Schrecken an die ersten Jahre zurück. Der heutige Vhs-Geschäftsstellenleiter und Leiter Kultur in der Alten Synagoge war schon damals als pädagogischer Mitarbeiter in die Planungen eingebunden. Mit rund 40 Veranstaltungen versuchte man im ersten Halbjahr 1993 den Geschmack der Kitzinger zu treffen – mit unterschiedlichem Erfolg. Bei Jazz-Musikerin Susanne Schönwiese saßen gerade mal vier zahlende Zuschauer im großen Saal, die Lesungen stellten sich alle als Flop heraus. Bei den Chören, den Tourneetheatern und den Konzerten reichte die Resonanz von mäßigem Interesse bis gutem Zuspruch. Nach einem Jahr stand fest: Ein gemischtes Programm macht keinen Sinn. Dann lieber eine feste thematische Reihe. Arndt-Landbeck und die Mitstreiter der ersten Stunde riefen das 'Festival der leisen Töne' ins Leben – ein Volltreffer. Sieben Jahr lang lief die Veranstaltungsreihe in Zusammenarbeit mit der Vhs in Würzburg. Im Schnitt kamen mehr als 200 Besucher. 'Es war die erfolgreichste Serie, die wir jemals hatten', erinnert sich Arndt-Landbeck. Mit der folgenden Reihe KICK (Kitzinger Comedy- und Kabarettwochen) ging die Vhs erneut ein Wagnis ein. Bis dato hatte nur das Bockshorn (damals noch in Sommerhausen) Kabarett für die Neugierigen im Raum Würzburg/Kitzingen angeboten. Der Mut zahlte sich aus. Schnell hatten sich die Kabarettabende zu einem wichtigen und gut besuchten Standbein in der Alten Synagoge entwickelt. Heute sind es fünf verschiedene Arten von Veranstaltungen, die Jahr für Jahr tausende Neugierige in das Gebäude locken: Kulturreihen, Bildungsveranstaltungen der Vhs, Angebote des Fördervereins Ehemalige Synagoge, Veranstaltungen von Musikschule und anderen städtischen Einrichtungen sowie Vermietungen an Veranstalter wie Schulen, Banken, die Klinik Kitzinger Land oder andere Interessenten wie den Rotary- oder den Lions-Club. Etwa 150 Veranstaltungen finden Jahr für Jahr in der Landwehrstraße statt. 'Das alles muss natürlich zeitlich und thematisch koordiniert werden', sagt Arndt-Landbeck. Sein oberstes Ziel lautet Vielfalt. Mindestens drei Jahre Pause plant er ein, bevor er den gleichen Künstler wieder in die Alte Synagoge einlädt. Gerne erinnert er sich an die Auftritte von Bernd Regenauer, Andreas Giebel oder Christoph Soldan (Pianist) zurück, die der Alten Synagoge immer wieder einen Besuch abstatteten. Auch 'Carolin No' haben die Kulturstätte über Jahre hinweg begleitet und ein treues Publikum gefunden. Rund 2500 Konzerte hat Arndt-Landbeck in den letzten 25 Jahren organisiert. Nur zweimal hatte er richtig Grund zum Klagen. Gunter Gabriel beschimpfte 2003 sturzbetrunken nicht nur das Publikum – 'sondern jeden und alles.' Auf den italienischen Liedermacher Pippo Pollina hatte sich Arndt-Landbeck ganz persönlich gefreut, war er doch schon als Jugendlicher dessen großer Fan. Nach einer halben Stunde, in der Pollina geflucht und getobt hat, weil der Saal für seinen Soundcheck noch nicht vorbereitet war, riss dem ansonsten so ruhigen und freundlichen Vhs-Leiter der Geduldsfaden. 'Noch ein Wort und ich schmeiße Sie raus', hat er dem italienischen Liedermacher an den Kopf geworfen. Am Abend gab Pollina ein umjubeltes Konzert, dennoch sagt Arndt-Landbeck: 'Das war meine schlimmste Stunde in der Alten Synagoge.' Seit dem Jahr 2011 sind rund 200 000 Euro in die Alte Synagoge investiert worden, gerade der Brandschutz verschlang viel Geld. 'In den nächsten drei, vier Jahren werden noch mal rund 100 000 Euro gebraucht', schätzt Arndt-Landbeck. Die Alte Synagoge ist in die Jahre gekommen. Neue Orchesterstühle werden benötigt, neue Tische, eine neue Garderobe, Kühltheken und Stühle. 'Alleine ein guter Stuhl kostet schon rund 500 Euro', sagt er und regt gleichzeitig eine Diskussion über eine neue Organisationsstruktur an. 'Kitzingen braucht ein Kulturamt', meint der Mann, der wie kein anderer das Kulturleben der Stadt in den letzten 30 Jahren geprägt und mitgestaltet hat. Dass die Alte Synagoge auch weiterhin eine bedeutende Rolle spielen wird, steht für ihn außer Zweifel. 'Aber wir brauchen deutlich mehr Geld als bislang', prophezeit er. Ein Kulturhaus müsse nun mal permanent erneuert werden und es brauche ausreichend Personal, das sich professionell um die Veranstaltungen und die Ausstattung kümmert. Arndt Landbeck weiß schon jetzt, welche Veranstaltung die letzte sein wird, die er organisiert: das Neujahrskonzert 2023. Dann feiert die neue Alte Synagoge schon den nächsten Geburtstag: 30 Jahre."
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Mai 2018: 25 Jahre Kultur in der ehemaligen Synagoge Kitzingen  
Artikel von Robert Haaß in "Die Kitzinger" (infranken.de) vom 22. Mai 2018: "25 Jahre Kultur in der Alten Synagoge.
Knapp war's für die Alte Synagoge in Kitzingen: 1976 beschloss der Kitzinger Stadtrat, dass das Gebäude nicht erhaltenswürdig sei. Jetzt spielt die Kultur die Hauptrolle.
Viel hätte nicht gefehlt, dann wäre dieser Abend am Montag in der Alten Synagoge in Kitzingen gar nicht möglich gewesen: Noch im Jahr 1976 beschloss der Kitzinger Stadtrat: Dieses Gebäude ist nicht erhaltenswürdig. Ein Abriss und die Schaffung innenstadtnaher Parkplätze waren nicht weit entfernt. Daran erinnerte Bürgermeister Klaus Heisel als 'Zeitzeuge' in seiner Rede anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Hauses als Kulturstätte.
'Schon 25 Jahre oder erst 25 Jahre?' Eine Frage, die die Vorsitzende des Fördervereins ehemalige Synagoge, Margret Löther, in ihrer kurzen Ansprache stellte. Denn so freudig das Jubiläumsereignis auch sei, es lässt einen kritischen Blick auf die Nachkriegszeit werfen: 'Ganze 55 Jahre lang ließ es sich in Kitzingen mit der Ruine leben.'
Einweihung 1883. 1883 wurde die Synagoge in Kitzingen eingeweiht, damals von einer lebendigen Jüdischen Gemeinde in der Stadt. Am 10. November 1938 wurde sie, wie viele andere Synagogen im Lande ein Opfer der Flammen in der Reichspogromnacht. Die erste Nutzung war dann zeitgemäß: Ein provisorisches Dach und zwei Zwischendecken, schon konnten Kriegszwangsarbeiter untergebracht werden.
Im Besitz der Stadt. 1953 gelang das Gebäude in den Besitz der Stadt, doch hatte die jüdische Vermögensverwaltung zuvor langfristige Nutzungsverträge mit drei Betrieben gemacht, so dass die Stadt erst 1974 endgültig in den Besitz der Liegenschaft kam. 'Vielleicht war es gerade dieser Umstand, dass das Gebäude - zwar in jämmerlichen Zustand, aber überhaupt stehen blieb', so der Bürgermeister. Von da an begannen sich die Kitzinger auch Gedanken über die Zukunft des stadtbildprägenden und auch geschichtsträchtigen Hauses zu machen.
Protest. Unter anderem Heimatdichter Engelbert Bach war es nach dem Stadtratsbeschluss 1976, das Gebäude sei nicht erhaltenswert, der mit anderen freischaffenden Künstlern den Kulturbeirat gründete, der nicht nur gegen diesen Beschluss protestierte, sonder auch Überlegungen und Pläne zu einer künftigen Nutzung ausarbeitete. Vorschläge, die bei ehemaligen Kitzinger Juden in Israel Resonanz fanden, was half, den Abbruch zu verhindern und am die Gründung des Fördervereins zur Folge hatte.
Am Ende warn es wohl der 'goldene Zügel des Zuschusses' durch die Regierung von Unterfranken, die dafür sorgten, dass 1989 Sanierung und Umbau der ehemaligen Synagoge, bei immer noch drei Gegenstimmen, beschlossen wurde. Das alles nicht ohne Hürden, denn sowohl die künftige, als auch die ehemalige Nutzung mit dem Erhalt des Synagogenraums wollten ebenso gelöst sein, wie die Frage nach der Optik der Turmstümpfe.
Erfolgreiches Konzept. Wie erfolgreich dieses Konzept in den vergangenen 25 Jahren gelaufen ist, und auch weiter läuft, mache Richard Arndt-Landbeck als Leiter Kultur in der Alten Synagoge deutlich. Denn das sanierte Haus steht nicht leer und wird nur repräsentativ genutzt. Pro Jahr finden 140 bis 150 öffentliche Veranstaltungen hier statt, werden zwischen 13 000 und 15 000 Besucher jährlich erreicht, füllen das Haus mit Leben. Woran auch der Förderverein, aktuell mit einem Schülerwettbewerb zur Alten Synagoge seinen Beitrag leistet.
Wie im Haus gearbeitet wird, zeigte sich auch am Montagabend, an dem die Besucher der Jubiläumsveranstaltung nicht nur den Reden lauschen, sondern auch eines der wohl typischen Veranstaltungen miterleben durften: Musikalisches Kabarett von Armin Fischer auf hohem Niveau."
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November 2018: Veranstaltung zum Gedenken an den Novemberpogrom 1938
Artikel von Waltraud Ludwig in "Die Kitzinger" (inFranken.de) vom 11. November 2018: "Kitzingen. Pogrom: Gedenkgang wider das Vergessen
Vor 80 Jahren brannte, wie in vielen anderen deutschen Städten auch, die Kitzinger Synagoge. Die sogenannte 'Reichskristallnacht' gilt als Beginn des größten Massenmords der Menschheitsgeschichte, der am Ende zwischen fünf und sechs Millionen jüdische Männer, Frauen und Kinder zum Opfer fielen. Auch in Kitzingen wurden jüdische Bürger aus ihren Häusern vertrieben, deportiert und in den Vernichtungslagern der Nazis ermordet. An sie erinnerte ein Gedenkgang entlang der 'Stolpersteine' im Mühlberggebiet, zu dem die CSU-Ortsgruppe mit der Jungen Union und Paneuropa Jugend eingeladen hatte. Die Idee zu der Gedenkveranstaltung entstand aus der Jungen Union heraus. 'Wir wollten bewusst ein Zeichen setzen', erklärte JU-Kreisvorsitzende Sabrina Stemplowski. Nicht nur, weil sich die Reichspogromnacht vom 9. November 1938 heuer zum 80. Mal jährt. Gerade in der heutigen Zeit sei es von 'größter Bedeutung, gegen politischen Extremismus Stellung zu beziehen' und sich 'an das zu erinnern, was damals geschehen ist', so die JU-Kreisvorsitzende.
Kerzen aufgestellt. Rund 20 Bürger waren der Einladung der CSU-Ortsgruppe gefolgt. Vom neuen Koffer-Denkmal am Rosengarten aus zogen sie zunächst ins Mühlberggebiet und dann weiter zum Hindenburg-Ring und in die Landwehrstraße. Zahlreiche 'Stolpersteine' erinnern daran, dass hier einstmals viele jüdische Familien lebten. Als Zeichen des Gedenkens stellten die Teilnehmer vor den ehemaligen Wohnhäusern der ermordeten Bürger Kerzen auf und gedachten ihrer in einem kurzen Moment der Stille. Auch ihre Namen wurden vorgelesen, wann sie geboren wurden und wann sie in die Vernichtungslager deportiert wurden. Was die jüdischen Bürger Kitzingens erleiden mussten, wurde besonders an einigen Lebensgeschichten deutlich, die Sabrina Stemplowski gemeinsam mit Gerlinde Martin, dem JU-Ortsvorsitzenden Michael Meier, dem Vorsitzenden der Paneuropa Jugend Franken, Daniel Nagl, sowie der CSU-Landtagsabgeordneten Barbara Becker und deren Ehemann Norbert Kahl aufzeigten. Die kurzen Biographien zeigten, wie die ermordeten Kitzinger gehofft, gekämpft und am Ende doch gegen das brutale Nazi-Regime verloren haben.
Das Schicksal der Familie Wohlgemuth. Beispielhaft für viele ist das Schicksal der Rabbinerfamilie Wohlgemuth, die in der Paul-Eber-Straße wohnte: Dr. Joseph Wohlgemuth war 23 Jahre lang Rabbiner in Kitzingen. Nachdem er 1935 mit 50 Jahren starb, trat sein Sohn Gotthelf seine Nachfolge an. Nach der Reichspogromnacht und den zunehmenden Repressalien durch die Nazis wanderte dieser 1939 zusammen mit seinem Bruder Shimon in die USA aus. Der jüngste Bruder Leo versuchte zunächst, über einen Kindertransport nach Belgien den Nazi-Schergen zu entrinnen. Nach der Besetzung durch die Wehrmacht wurde der Jugendliche jedoch wieder zurück nach Kitzingen geschickt. Trotz aller Bemühungen gelang es den beiden älteren Brüder nicht, den Bruder und die Mutter Luise zu retten. Beide wurden 1942 nach Izbica deportiert.
Das Schicksal von Rosa Stein. Zu den Opfern des Nationalsozialismus gehörte auch Rosa Stein, die in der Moltkestraße 3 wohnte. In den 1920er Jahren hatte sie innerhalb weniger Jahre Mann und Sohn verloren. Nach der NS-Machtergreifung hätte sie die Möglichkeit gehabt, ins Exil nach Kuba zu gehen. Weil sie ihre Schwester in Würzburg jedoch nicht alleine lassen wollte, ließ sie ihr Ticket verfallen. Beide Schwestern wurden am 25. April 1942 nach Krasniczyn in den Tod geschickt. In ihrem Nachruf bezeichnete CSU-Landtagsabgeordnete Barbara Becker die ermordete Kitzingerin als Vorbild und starke Frau, die 'aus Liebe zum Nächsten ihr eigenes Leben gegeben' habe. So wie Rosa Stein hofften auch viele andere Kitzinger Juden, der Verfolgung durch die Nazis zu entkommen. Einigen gelang die rechtzeitige Auswanderung in die USA, nach Palästina oder in andere Länder. 204 Männer, Frauen und Kinder, die einstmals in Kitzingen lebten und wirkten, hatten nicht dieses Glück. Sie wurden deportiert, ermordet und sahen ihre Heimat nie wieder. 'Über diesen Teil unserer Geschichte müssen wir reden und sie in Erinnerung behalten', betonte Sabrina Stemplowski. Nie wieder dürften sich 'solche Gräueltaten wiederholen'."
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Februar 2019: Weitere Verlegung von "Stolpersteinen" in Kitzingen  
Artikel von Janina Hupfer in "Die Kitzinger" (inFranken.de) vom 28. Februar 2019: "Mit Stolpersteinen und Blumen gegen das Vergessen
Stolpersteine erinnern an deportierte und ermordete Juden. Seit Donnerstag hat Kitzingen drei neue. Geschmückt wurden diese nach jüdischer und christlicher Tradition.

Zur Erinnerung an die deportierten und umgebrachten Juden sind in Kitzingen bereits rund 80 Stolpersteine zu finden. Jetzt folgten drei weitere. Um diese zu verlegen, zogen am Donnerstag Jungen und Mädchen der Kitzinger Paul-Eber-Schule, etliche Bürger, Organisatorin Claudia Gonschorek, die Vorsitzende Margret Löther des Fördervereins ehemalige Synagoge Kitzingen, Fördervereinsmitgliedern und der Zweite Bürgermeister Klaus Heisel durch Kitzingen. Ihr Weg führte sie dabei von ihrem Treffpunkt am Rosengarten zuerst zur Moltkestraße 14 und anschließend zur Rosenstraße 13. Der erste Stein wurde Jette Wild gewidmet. Ihr Stein prangt nun in der Moltkestraße, neben dem ihres Schwagers Simon Sonder – vor ihrem letzten Wohnhaus. Auch vor der Rosenstraße 13 lagen bereits Stolpersteine. Sie wurden 2004 den Schwestern Gerda und Marianne Oppenheimer gewidmet. Nun folgten Recha und Leopold Oppenheimer, die Eltern der beiden. Die Familie wurde 1942 deportiert und ermordet, nur der Sohn Josef Oppenheimer konnte entkommen. Verlegt wurden die Steine von Mitarbeitern des Kitzinger Bauhofs. Die Stolpersteine wurden anschließend noch mit Blumen und Steinchen geschmückt, was eine christliche und eine jüdische Tradition vereinte. Anders als bei vorherigen Aktionen konnte Gunter Demnig nicht nach Kitzingen kommen. Der Künstler aus Köln war der Initiator des europaweiten Projekts Stolpersteine. Er ist mittlerweile mit über 70 000 Stolpersteinen weltweit ein beschäftigter Mann. Nach der Verlegung lud der Förderverein noch in die alte Synagoge ein, um sich auszutauschen und bei Kaffee und Kuchen einen Zeitzeugen-Film anzusehen."
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Mai 2019: Die Führungspersonen des Vereins Alte Synagoge wird bestätigt - Blick auf die 2019 geplanten Veranstaltungen
Artikel von Gerhard Bauer in "Mainpost.de" vom 9. Mai 2019: "Kitzingen. Synagogenverein bestätigt seine Führung
Bei den Neuwahlen in der Mitgliederversammlung des Fördervereins ehemalige Synagoge Kitzingen gab es keine Veränderungen. Wahlleiter Richard Scharnagel gab dieses Ergebnis bekannt: Vorsitzende Margret Löther, Stellvertreterin Doris Frank, Kassier Romuald Kutschera, Schriftführer Werner Kappelmann, Beisitzer sind Jesko Graf zu Dohna, Margrit Endreß, Claudia Dündar-Meier, Claudia Gonschorek, Irma Karl und Gerlinde Wagner. Die Kasse prüfen Frieda Neußner und Peter Hess. In ihrem Jahresbericht verwies die Vorsitzende auf zahlreiche Veranstaltungen, die der Förderverein entweder selbst organisiert oder unterstützt hat. Nach ihre Angaben hat der Verein nach Neuaufnahmen jetzt 87 Mitglieder. Nach vielen Jahren wurde Ludmilla Eisenbraun aus dem Vorstand verabschiedet. Den Kassenbericht ergänzte Frieda Neußner um den Hinweis, dass der Verein ohne die zahlreichen Zuwendungen nicht kostendeckend arbeiten könne. Die Vorsitzende beklagte in diesem Zusammenhang, dass bei Ausstellungen meist bis zuletzt offen sei, ob eine Förderung erfolgt oder nicht. Löther berichtete von einem im Aufbau befindlichen Netzwerk Jüdischer Friedhof Rädelsee, der in diesem Jahr als Bestandteil der Kulturzeichen 2019 insgesamt sieben öffentliche Führungen erleben werde. Im Herbst wollen Förderverein und Netzwerk einen Antrag zur Förderung des Vorplatzes über Leader+ stellen. Entsprechende Voranfragen laufen bereits bei Gemeinden, aus denen jüdische Bürger in Rödelsee begraben liegen.
Zum Gedenken an die Reichspogromnacht am 9.11.1938 konzipiert Alt-OB Bernd Moser derzeit eine Ausstellung. Eine weitere Ausstellung wird bereits am 1.7.2019 im David-Schuster-Saal und Johanna-Stahl-Zentrum in Würzburg eröffnet und ist unter dem Titel 'Der Spurenfinder - Michael Schneeberger und das jüdische Erbe in Bayern' dem in Kitzingen geborenen und verstorbenen Michael Schneeberger und seinen Familienforschungen gewidmet. Die Ausstellung soll im Herbst 2020 auch in der Alten Synagoge in Kitzingen zu sehen sein. Im September wird die Ausstellung '… besehen wir, ob der Rebstock treibt - Wein im Judentum' in der Synagoge zu sehen sein. Am Tag des offenen Denkmals (8. September) finden Führungen statt. Der traditionelle Friedhofspflegetag ist am Freitag, 27. September. Dort sind vom 2. Juni bis bis 14. Juli immer sonntags um 16 Uhr Führungen vorgesehen. Anna Mebs regte an, dass im Zuge der Erinnerungskultur auch Mitglieder im Gedächtnis bleiben. Tatjana Stebner, Nikolaus und Elisabeth Arndt, Dagmar Vosskühler und Gisela Bamberg hätten den Förderverein nachhaltig geprägt."
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Derselbe Bericht von Gerhard Bauer in "inFranken.de" vom 9. Mai 2019: "Kitzingen. Synagogenverein bestätigt seine Führung..."
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Juli 2019: Schüler spenden für "Stolpersteine" 
Artikel von Gerhard Bauer in "Die Kitzinger" (inFranken.de) vom 18. Juli 2019: "Kitzingen. Stolpersteine für Familie Ebstein aus Kitzingen gespendet
Die Fachschaften Geschichte und Religion der Realschule Dettelbach beschäftigten sich mit der Geschichte der jüdischen Familie Ebstein aus Kitzingen, die 1942 in das Vernichtungslager Izbica nach Ostpolen deportiert wurden.

Die Fachschaften Geschichte und Religion der Realschule Dettelbach beschäftigten sich mit der Geschichte der jüdischen Familie Ebstein aus Kitzingen, die 1942 in das Vernichtungslager Izbica nach Ostpolen deportiert wurden. Claudia Gonschorek organisiert für den Förderverein ehemalige Synagoge Kitzingen das Verlegen der Stolpersteinen und informierte in einer Feierstunde in der Alten Synagoge, dass in Kitzingen bereits 85 Erinnerungssteine gibt, darunter auch der Stolperstein für Denny Ebstein. Mit drei Jahren war er vermutlich das jüngste Opfer der Nationalsozialisten. Über den Verbleib seiner Eltern Margot und Alfred Ebstein ist dagegen nichts bekannt: sie wurden für tot erklärt. Vor Schulleiter Stefan Wolbert, Bürgermeister Klaus Heisel, Religionslehrer Romuald Kutschera sowie vor rund 50 Mitschülern der neunten Jahrgangsstufe erinnerten acht Jugendliche an die Herkunft der jüdischen Familie. Sie beschrieben deren Werdegang bis hin zur Vertreibung aus Kitzingen am 24. März 1942. Die Schüler spendeten nun gemeinsam die beiden Stolpersteine für die Eltern Ebstein. Nach der Feierstunde in der Alten Synagoge, bei der Kutschera das Totengebet Kaddish sprach, gingen die Teilnehmer in die Luitpoldstraße. Dort setzte ein Mitarbeiter des Bauhofes neben dem Stolperstein von Denny Ebstein auch die seiner Eltern in den Gehsteig."  
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Vgl. Artikel von Andreas Knappe in der "Main-Post" vom 9. Juli 2019: "Schulklassen spenden Stolpersteine..."
Link zum Artikel   https://www.mainpost.de/regional/kitzingen/Schulklassen-spenden-Stolpersteine;art773,10272579
 
November 2019: Gedenken an den Novemberpogrom 1938 
Artikel von Karin Angerer in "Die Kitzinger" (inFranken.de) vom 29. Oktober 2019: "Gedenken an die brennende Synagoge von Kitzingen
Mit der traditionellen Kranzniederlegung vor einem Podiumsgespräch in der Alten Synagoge gedenkt die Stadt Kitzingen zusammen mit dem Förderverein Alte Synagoge am Sonntag, 10. November, um 17 Uhr, der Opfer der Reichspogromnacht, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Mit der traditionellen Kranzniederlegung vor einem Podiumsgespräch in der Alten Synagoge gedenkt die Stadt Kitzingen zusammen mit dem Förderverein Alte Synagoge am Sonntag, 10. November, um 17 Uhr, der Opfer der Reichspogromnacht, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Dabei wird Oberbürgermeister Siegfried Müller an die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 erinnern, in der bei einer vom nationalsozialistischen Regime organisierten Zerstörung von Einrichtungen jüdischer Bürger auch in Kitzingen die Synagoge brannte. Im Anschluss daran bittet der Förderverein ehemalige Synagoge Kitzingen zum Gedenken und Gebet in die 'Synagoge in der Synagoge'. Um 18 Uhr folgt ein Podiumsgespräch mit Rabbiner Elias Dray aus Berlin/Amberg und Elke Gryglewski (Stellvertretende Leiterin im Haus der Wannsee Konferenz Potsdam) zum Thema 'Antisemitismus – Herausforderung für eine Erziehung zu Respekt und Toleranz'. Die Moderation übernimmt Altbürgermeister Bernd Moser, heißt es am Ende der Mitteilung."
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Januar 2020: Gedenkstunde zum Holocaust-Gedenktag 
Artikel von Christine Pfanzer in der "Main-Post" vom 26. Januar 2020: "Gedenken in der Synagoge: mit Licht gegen das Vergessen
Vor 75 Jahren wurde am 27. Januar das Konzentrationslager Auschwitz befreit. In der Alte Synagoge Kitzingen wird den Opfern mit Liedern und einer besonderen Aktion gedacht.
Alljährlich wird am 27. Januar den Opfern des Nationalsozialismus gedacht. An diesem Tag wurde 1945 das Konzentrationslager in Auschwitz-Birkenau und damit massenhaft Gefangene von den Alliierten befreit. Dieses Ereignis jährt sich in diesem Jahr zum 75. Mal, weshalb es an diesem Tag viele Gedenkveranstaltungen in ganz Deutschland gibt. Unter dem Motto Lichter gegen die Dunkelheit beteiligen sich zahlreiche Institutionen am sogenannten Beleuchtungsflashmob, darunter auch die Alte Synagoge in Kitzingen. Diese moderne Form des Gedenkens, bei der die Gedenkstätte illuminiert wird, ist eine Initiative des Hauses der Wannsee-Konferenz Potsdam. Am Montag, 27. Januar, wird von 17 bis 19 Uhr die Synagoge beleuchtet und der Bayerische Rundfunk wird dazu ab 17.30 Uhr einen Live-Beitrag senden. Laut Margret Löther, erste Vorsitzende des Fördervereins ehemalige Synagoge, wäre es schön, wenn sich zu diesem Zeitpunkt viele Menschen am Lichtkreis am Landwehrplatz einfinden.
Melancholische Liebeslieder in der Synagoge. Im Anschluss hieran sind alle dazu eingeladen, die Gedenkveranstaltung 'Jüdische Tradition, die fast verschwunden ist – Sephardische, jiddische und liturgische Lieder' im großen Saal der Alten Synagoge zu besuchen. Bei sephardischen Liedern handelt es sich laut Kantor Nikola David, der der jüdischen Gemeinde München und Stuttgart angehört und diesen Abend leiten wird, um anatolische Liebeslieder, die spanisch angehaucht sind. Durch ihre Melancholie spiegeln sie eine traurige Tonart wieder. Diese Lieder sind laut David fast in Vergessenheit geraten und sollen durch eine zeitgemäße Interpretation wieder aufleben. Zusammen mit den jiddischen Volksliedern stellen sie die Lieder des Vergessens dar. Das breite Repertoire an liturgischen Liedern schließt mit seinen gesungenen Psalmen das Gebet mit ein. Hierbei soll auch den zahlreichen Opfern des Nationalsozialismus gedacht werden. Kantor David wird von Organistin Natasa Zizakov, die zur Zeit an der reformierten Kirchen Lindau in der Schweiz tätig ist, am Klavier begleitet."
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März 2020: Weitere Verlegung von "Stolpersteinen" in Kitzingen  
Anmerkung: es handelte sich um die 13. Verlegung von "Stolpersteinen" in Kitzingen: es werden in der Rosenstraße 17 vier "Stolpersteine" verlegt für Mitglieder der Familie Oppenheimer (Weinhändler Moritz Moses Oppenheimer, seine Frau Rachel Oppenheimer geb. Schur sowie der Sohn Otto Oppenheimer und dessen Tante Sofie Oppenheimer).
Artikel in Lena Berger in "Die Kitzinger" (inFranken.de) vom 2. März 2020: "Stolpersteine für die Oppenheimers werden verlegt
Im vergangenen Sommer begab sich eine Gruppe israelischer Nachfahren der jüdischen Familien Oppenheimer und Schur mit Vorstandsmitgliedern des Fördervereins ehemalige Synagoge Kitzingen auf Spurensuche nach Kitzingen. Neben der ehemaligen Synagoge und dem angrenzenden Haus des Synagogendieners, in dem die Familie Schur gelebt hatte, suchten sie auch die ehemalige Weinhandlung Oppenheimer in der Rosenstraße 17 und Gräber der Familien auf dem jüdischen Friedhof Rödelsee auf, heißt es in einer Pressemitteilung. Da für die vier deportierten und ermordeten Oppenheimers bislang keine Stolpersteine vorhanden sind, werden am Mittwoch, 10. März, vom Künstler Gunter Demnig vier Stolpersteine verlegt. Die Zeremonie, zu der alle Interessierten eingeladen sind, beginnt, nach Auskunft des Fördervereins ehemalige Synagoge Kitzingen, bereits um 9.30 Uhr in der Alten Synagoge Kitzingen. Schüler des Armin-Knab-Gymnasiums und Mitglieder des Fördervereins werden die Biografien der vier Opfer des Nationalsozialismus vorstellen. Im Anschluss erfolgt die Verlegung der Stolpersteine vor dem Haus Rosenstraße 17.
Rachel Schur, geboren 1891 in Kitzingen, hatte spät den Weinhändler Moritz Moses Oppenheimer geheiratet, da sie mit der Hochzeit vergeblich auf die Rückkehr ihrer drei Brüder aus dem 1. Weltkrieg warten wollte. Ihr einziger Sohn Otto, Jahrgang 1927, besuchte zuletzt eine jüdische Berufsschule in Frankfurt, wo er eine Schlosserausbildung absolvierte. Der 15-Jährige wurde gemeinsam mit den Eltern und der ledigen Tante Sofie Oppenheimer am 24. März 1942 von Kitzingen nach Izbica deportiert, wo sich ihre Spur verliert. Von der Großfamilie überlebten einzig zwei weitere Brüder Rachels, die rechtzeitig emigriert waren und die ebenfalls rechtzeitig ins Ausland geflüchteten Kinder ihrer Schwester Bertha, die selbst aus der Heil- und Pflegeanstalt Werneck nach Chelmno verschleppt worden war, wo sie am 25. Januar 1941 starb."   
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Vgl. Artikel von Jürgen Sterzbach in "inFranken.de" vom 11. März 2020: "Kitzingen. Weitere Stolpersteine in der Rosenstraße in Kitzingen verlegt..." 
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März 2024: Verlegung des 100. "Stolpersteines" in Kitzingen  
Artikel von Gerhard Bauer in der "Main-Post" vom 24. März 2024: "Kitzingen. Jüdische Spuren: Kitzinger Schülerinnen und Schüler spendeten 100. Stolperstein für die Familie Stein
Die Stolpersteine der Familie Stein liegen in Kitzingen.

Die Geschichte der Stolpersteine gegen das Vergessen begann vor rund 20 Jahren. Inzwischen hat die Stiftung des Initiators Gunter Demnig mehr als 100.000 Stolpersteine europaweit verlegt, nun wurde auf Initiative von Claudia Gonschorek 80 Jahre nach dem Geschehen der 100. Stein in Kitzingen verlegt. Neuntklässler der Mittelschule Kitzingen-Siedlung griffen bei einem Stadtspaziergang auf jüdischen Spuren die Stolpersteinidee auf und spendeten einen Gedenkstein, um an die aus Kitzingen vertriebenen und ermordeten Menschen jüdischen Glaubens zu erinnern. Der Förderverein ehemalige Synagoge Kitzingen hat sich zum Ziel gesetzt über "sich informieren – erinnern – gedenken – begegnen – sich auseinandersetzen – handeln" ein positives Zeichen der Menschlichkeit zu setzen und so an die dem Unrecht einer faschistisch gelenkten Gesellschaft ausgesetzten Juden in Erinnerung zu behalten.
Die Einreise in die USA wurde verweigert. Aaron, Leon und Aaliyah aus der Klasse 9a stellten die Biografien jüdischer Familien aus Kitzingen vor, die nach Irrwegen in Vernichtungslager endeten. Darunter die Familie Moritz und Betty Lustig, die mit ihren vier Kindern nach Denunziation und einer in letzter Minute gescheiterten Auswanderung in die USA am 24. März 1942 nach Izbica deportiert wurden. Ebenso die Familie Kurt Stein, der vorübergehend in Schutzhaft war und über Kuba in die USA wollte. Auch diese Einreise scheiterte und er kam nach Auschwitz.
Viele Deportierte vertrauten dem Rechtsstaat. Der Stein von Rosa Stein war bereits 2007 verlegt worden, der von Kurt Stein kam nun hinzu. Die Töchter von Jakob und Frieda Roßmann waren rechtzeitig geflohen, die Eltern kamen nach Izbica. Max und Rosa Stern waren Weinhändler in Mainstockheim und wurden am 25. April 1942 von Würzburg nach Krasniczyn bei Lublin deportiert. Alle wurden in den Konzentrationslagern ermordet. Die Vorsitzende des Förderverein Margret Löther fand die Biografien ansprechend vorgetragen und unterstrich, dass viele Deportierte hätten fliehen können, aber Vertrauen in den Rechtsstaat hatten. Christiane Moser erinnerte an Dagmar Voßkühler, die bei Inner Wheel immer wieder an die Geschichte der Juden erinnert hatte." 
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Links und Literatur 

Links:  

bulletWebsite der Stadt Kitzingen   
bulletWebsite des Fördervereins ehemalige Synagoge Kitzingen am Main e.V. 
bulletInfos zu den aktuellen Veranstaltungen: www.altesynagoge.kitzingen.info  
bulletListe "Stolpersteine in Kitzingen":  https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Kitzingen     

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,1 S. 402-403.
bulletKitzingen Buch 01.jpg (56109 Byte)Naphtalie Bamberger: Geschichte der Juden von Kitzingen. 1908. Reprint 1983.
bulletBaruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979 S. 330-335.
bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 545-551.
bulletMichael Schneeberger: Memorbuch. Zum Gedenken an die ermordeten Kitzinger Juden (1934 - 1945). Fotografien und Lebensbeschreibungen. Hrsg. v. Förderverein ehemalige Synagoge Kitzingen, Selbstverlag, Kitzingen 1996. 
bulletKitzingen Gedenkbuch 010.jpg (30260 Byte)Neubearbeitung des Memorbuches 2011: Gedenkbuch Kitzingen Yiskor. Zum Gedenken an die in der Schoah ermordeten Kitzinger Juden [Gebundene Ausgabe]. 
Förderverein ehemalige Synagoge Kitzingen am Main e.V. (Herausgeber), Michael Schneeberger (Autor), Elmar Schwinger (Autor, Bearbeitung), Josef Schuster (Vorwort), Dagmar Voßkühler (Vorwort), Bernd Moser (Vorwort), Christian Reuther (Bearbeitung, Designer), Johannes Bacher (Designer). 
472 Seiten. Erschien Kitzingen 2011. 25,00 €  ISBN-10: 3981402804  ISBN-13: 978-3981402803. 
bulletElmar Schwinger: Die jüdische Gemeinde in Kitzingen (1865-1942). Leben zwischen Erfolg und Katastrophe. Hierin umfassende Bibliographie. Der Beitrag ist als Download eingestellt.
bulletders.: Von Kitzingen nach Izbica. Aufstieg und Katastrophe der Israelitischen Kultusgemeinde Kitzingen. Hrsg. von Doris Badel. Vorwort von Josef Schuster / Siegfried Müller / Doris Badel. Schriften des Stadtarchivs Kitzingen Bd. 9 - Ma'ayan. Quellen und Forschungen zur Geschichte des ehemaligen Rabbinats Kitzingen. Bd. 3. Kitzingen 2009   Informationen zum Buch auf Verlagsseite.  

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Kitzingen  Lower Franconia. An organized Jewish community existed in the mid-12th century, under the auspices of the rabbi of Wuerzburg. It suffered grievously over the next two centuries: 11 Jews were tortured and killed in a blood libel in 1242, 15 were murdered in the Rindfleisch massacres of 1298. Many were again slaughtered in the Armleder massacres of 1336-39 and the community was totally destroyed in the Black death persecutions of 1348-49. Jews resettled in the late 14th century under letters of protection and were fairly prosperous but lived under the constant threat of expulsion. In 1771, Jews were attacked in food riots and in 1789 they were expelled, only resettling in the 1830s and 1840s and forming an officially recognized community in 1864. In 1871, Kitzingen became the seat of the district rabbinate with 26 communities attached to it and Rabbi Immanuel Adler serving as a chief rabbi until 1911. The Jewish population rose to 337 in 1880 and 478 (total 9,113) in 1910. Jews dominated the very important wine industry, with 69 wine merchants in 1908. Dr. Josef Wohlgemuth served as district rabbi in 1914-35. In 1933, Jews numbered 360, augmented by newcomers in the Nazi era. The prevailing atmosphere of tolerance in previous years soon gave way to persecution as Jews were isolated economically and socially. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was partially burned and all its contents were destroyed, Jewish homes were wrecked, and 23 Jewish men were sent to the Dachau concentration camp. Large numbers left in 1938-39. In all 192 Jews emigrated, including 84 to the United States and 52 to Palestine, and 111 left for other German cities. Of those remaining in 1942, 76 were deported to Izbica in the Lublin district (Poland) on 24 April and 19 to the Theresienstadt ghetto on 23 September 1942.  
        
         

                   
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Stand: 30. Juni 2020