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Mommenheim (VG
Rhein-Selz, Kreis Mainz-Bingen)
und Lörzweiler (VG Bodenheim, Kreis Mainz-Bingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Hinweis: es
gibt auch im Elsass einen Ort Mommenheim
(interner Link).
Zur jüdischen Geschichte
in Mommenheim
In Mommenheim bestand eine kleine jüdische Gemeinde im
19./20. Jahrhundert. Am Ort sind spätestens im 18. Jahrhundert Juden
aufgenommen worden.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1824 30 jüdische Einwohner, 1830 38, 1905 30. Die Namen der jüdischen
Familien am Ort waren insbesondere: Bergmann, Loeb, Winter und Wolff (vgl. Namen
bei Spendenaufruf 1866 unten).
An Einrichtungen der jüdischen Familien am Ort waren noch im 19.
Jahrhundert eine Synagoge und ein Schulraum für den Religionsunterricht der
Kinder vorhanden. Zur Synagoge siehe unten. Die jüdische Schule befand
sich nach mündlicher Überlieferung zunächst im linken Trakt des Hauses Nr. 11 in
der Nazarienstraße, ab 1860 war im Gebäude der Synagoge ein Schulraum. Zeitweise war ein eigener jüdischer Religionslehrer
vorhanden: als Namen werden Heinrich Sonnenberg (um 1862/70, damals zugleich
Gemeindevorsteher) und ein Herr Wolf genannt. Die Lehrer
unterrichteten teilweise auch in Hahnheim
und Selzen die jüdischen Kinder. Bis
heute erhalten ist der jüdische Friedhof
in Mommenheim, zuvor wurden die in Mommenheim verstorbenen Juden in Lörzweiler,
danach in Sörgenloch und Ebersheim beigesetzt (nach dem Bericht von 1912/13
unten).
Die jüdischen Kinder besuchten im 19. Jahrhundert zunächst die evangelische
Schule und erhielten separat ihren Religionsunterricht. Seit Bildung der
gemeinsamen Schule am Ort für alle Konfessionen 1895 besuchten die
jüdischen Kinder diese Schule. Um 1912 erteilte den Religionsunterricht der
Kinder Lehrer Meier Reis aus Bodenheim. Die
Gemeinde gehört zum Rabbinat Mainz.
Nach der Beschreibung von 1901 (siehe unten) bildeten den damaligen "Vorstand der
Israelitischen Gemeinde" in Mommenheim Aaron Loeb und Leopold Bergmann
(sein Grab findet sich im jüdischen Friedhof
des Ortes). Aaron Loeb war nach den Angaben der Ortschronik von Lehrer Jakob
Grimm auch 1912 noch Gemeindevorsteher. 1905 gab es 30 jüdische Einwohner
in Mommenheim (von insgesamt 921 Einwohnern). Einen eigenen Gemeindebeamten
(Lehrer / Kantor) gab es nicht mehr am Ort. Die Religionsschule besuchten drei
schulpflichtige Mädchen und drei schulpflichtige Jungen.
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Friedrich Wolf (geb.
19.2.1877 in Mommenheim, gest. 2.2.1917 in Gefangenschaft).
In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg war die Zahl der jüdischen Einwohner
inzwischen stark zurückgegangen. Die jüdischen Einwohner Mommenheims gehörten
nun zur jüdischen Gemeinde in Hahnheim.
1933 lebten noch vier jüdische Personen in Mommenheim, darunter ein
blinder Korbflechter und der Besitzer eines Krämerladens.
Wie viele von ihnen in den folgenden Jahren noch auswandern oder in andere Orte
ziehen konnten, ist nicht bekannt.
Von den in Mommenheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Ludwig Bergmann (1884),
Gustav Winter (1885).
Die anderen zu Mommenheim im "Gedenkbuch" genannten 12 Personen
genannt sind vermutlich aus Mommenheim (Bas
Rhin, Elsass).
Auch in Lörzweiler lebten wenige jüdische
Familien. Zu welcher jüdischen Synagogengemeinde sie gehörten (zeitweise
vermutlich Mommenheim), ist nicht bekannt. Nach dem Bericht von Reallehrer Jakob
Grimm von 1912/13 (s.u.) gab es hier einen jüdischen Friedhof. In der NS-Zeit
sind zwei Personen umgekommen, die in Lörzweiler geboren sind und später in
Mainz lebten: Josef Herz (1881, umgekommen 1938 im KZ Dachau), Sofie
(Sophie) Herz (1886, siehe Kennkarte unten, ermordet im KZ
Auschwitz).
Über den jüdischen Friedhof in Lörzweiler
(1927)
(vgl. in der "Ortsgeschichte von Mommenheim" von 1912/13 unten)
Kurzbericht
aus der Oberratssitzung des Landesverbandes der israelitischen Gemeinden in
Hessen am 11. Dezember 1927 (in: Mitteilungsblatt des Landesverbandes
Dezember 1927): "15. Herr Rosenthal berichtet, dass auf einem Acker in
Lörzweiler sich zwei jüdische Grabstätten befinden; er wird für
Einzäunung sorgen und über das weitere berichten."
Dieselbe Information steht im "Israelitischen Familienblatt" vom 5. Januar
1928 (1928 Nr. 1 S. 4) |
Berichte aus der
jüdischen Geschichte in Mommenheim
Allgemeine Darstellung und Berichte aus dem
jüdischen Gemeindeleben
Beitrag aus der "Ortsgeschichte von Mommenheim"
von Reallehrer Jakob Grimm (Selbstverlag Nieder-Olm 1912/13)
Download möglich über eine Seite
des Geschichtsvereins Historia Mommenheim e.V.
Anmerkung: auch wenn einige Angaben nicht dem heutigen Stand der Forschung
entsprechen (z.B. jüdische Gemeinde in Mainz und Worms vor Christi Geburt),
sind doch einige Angaben betr. der jüdischen Geschichte in Mommenheim von
Interesse.
S.
107 in der oben genannten Publikation: "Die jüdische Gemeinde.
Schon zur Römerzeit kamen einzelne jüdische Händler in unsere Gegend;
manche nahmen auch ihren Wohnsitz am Rhein und an der Mosel. Die
Geschichtsforscher halten die Überlieferung für richtig, dass schon vor
Christi Geburt in Mainz und Worms jüdische Gemeinden bestanden. Das Los
der Juden war ein recht trauriges; sie waren von allen Ämtern und
Ehrenstellen ausgeschlossen, das fränkische Recht hatte ihnen das
Klagerecht entzogen und die Eidesfähigkeit abgesprochen. Im Mittelalter
hatten die Juden, ähnlich wie früher die Christen unter den römischen
Kaisern, schwere Verfolgungen auszustellen. So fand im Jahre 1349 auch in
Kreuznach, Alzey, Oppenheim und Umgegend eine blutige Judenverfolgung
statt. Der Pfalzgraf gewährte ihnen in seinem Lande Schutz; dafür
mussten sie ein hohes Schutzgeld entrichten. Die jüdischen Händler
hatten auch den sog. Geleitszoll zu bezahlen.
Unter der Herrschaft der Ganerben wohnten in Mommenheim lange Zeit keine
Juden, dann nur einzelne; später aber bestand hier eine kleine jüdische
Gemeinde. Die Zahl der Familien, die an einem Orte wohnen durfte, war
festgesetzt, eine neue Familie konnte sich erst wieder ansiedeln, wenn
eine alte ansässige ausgestorben war. Im Jahre 1722 wohnten im ganzen
Oberamtsbezirk Alzey, zu dem auch Mommenheim gehörte, 63 jüdische
Familien. Die Ganerben erlaubten den Juden, in Mommenheim ihren Wohnsitz
zu nehmen, da diese bei ehrlicher Arbeit als Händler und Metzger stets in
der Lage waren, den |
S.
108: Zehnten zu entrichten. Unter der französischen Herrschaft schwanden
die Beschränkungen der Familien-Niederlassungen, das Schutzgeld und der
Geleitszoll. Dafür wurde das 'Judenpatent' eingeführt, wonach ein Jude,
wenn er Geschäfte abschließen wollte, vom Gemeinderat und der Behörde
ein Zeugnis haben musste, dass er kein Wucherer sei und noch kein
unerlaubtes Geschäft abgeschlossen habe. Die letzten Beschränkungen
fielen im Jahre 1848, und jetzt haben die Juden vollständig gleiche
Rechte und Pflichten mit ihren christlichen Mitbürgern.
Lange Zeit hatten die Juden in Mommenheim eine Synagoge, welche, in
neuester Zeit baufällig geworden, bis jetzt nicht wieder aufgebaut wurde.
Der Gottesdienst findet zur Zeit in einem Privathause statt. Früher
wurden die Juden in Lörzweiler beerdigt. Dort stehen an einer Stelle vor
dem Dorf an der Mommenheimer Chaussee rechts in der Richtung nach Harxheim
noch einige alte jüdische Grabsteine. Später fanden die Beerdigungen in Sörgenloch, dann in
Ebersheim statt; seit mehrere Jahren hat die
jüdische Gemeinde hier am Nazarienberg einen eigenen Friedhof.
Die israelitischen Kinder besuchten früher die evangelische Schule, jetzt
gehen sie in die gemeinsame Schule in Mommenheim. Bis vor einigen
Jahrzehnten hatten die Juden hier einen eigenen Religionslehrer
(Sonnenberg und Wolf), der auch in Selzen
- Hahnheim den israelitischen
Religionsunterricht erteilte; jetzt erhalten die Kinder ihren
Religionsunterricht in hiesiger Gemeinde durch Lehrer Reis in Bodenheim.
Der gegenwärtige Vorsteher der israelitischen Gemeinde ist Aaron Loeb.
Die Gemeinde gehört zum Rabbinat Mainz. - Das Verhältnis der beiden
christlichen Konfessionen zu ihren jüdischen Mitbürgern war in
Mommenheim immer ein friedliches, duldsames und
gutes." |
Aus dem "Statistischen Jahrbuch" (1889/1899)
Aufstellung im "Statistischen Jahrbuch des Deutsch-Israelitischen
Gemeindebundes" 1889 S. 56: "Mommenheim. Gemeindevorsteher
E. Löw." |
|
Aufstellung
im "Statistischen Jahrbuch des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes" 1892
S. 74: "Mommenheim 37 Seelen (10 Familien). Gemeindevorsteher
L. Bergmann, A. Löw, K.Wolff II. - Religionsschule in Hahnheim (6 Kinder)."
|
|
Anzeige
im "Statistischen Jahrbuch des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes" 1899
S. 114: "Mommenheim. 37 Seelen (10 Haushaltungen). Gemeindevorsteher L.
Bergmann, A. Löb, K. Wolff II. - Religionsunterricht erteilt Lehrer Reiß in
Bodenheim, J. Mann (Kantor). - 5 Kinder (erhalten Religionsunterricht). -
Gemeindeetat 300 Mark.
Lörzweiler. 3 Seelen. - Religionsunterricht erteilt Lehrer Reiß in
Bodenheim." |
Antisemitische Versammlungen in Mommenheim und
Lörzweiler (1892)
Anmerkung: es handelte sich bei dem "Volksredner" wohl um Otto Hirschel
(1862-1919), siehe u.a. https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Hirschel
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. November 1892: "Mommenheim,
14. November. Gestern fand dahier die seit langem angekündigte
Antisemitenversammlung statt. Der 'Volksredner', ein Herr Hirschel aus
Frankfurt, verstand es vorzüglich, durch das Einflechten von gut gewählten
Schauerstückchen — denn nicht ein einziges vernünftiges und objektives Wort
kam über seine Lippen - die Versammlung zu einer wahren Hetzversammlung zu
gestalten, so dass es den wenigen Schreiern (3 oder 4 aus hiesiger Gemeinde,
über deren Charakter schon vorher kein Zweifel obwaltete, und vielleicht 15
Fremden, meist aus Trebur) gelang, den Gegenredner, ein Herr Jacoby aus
Frankfurt, niederzubrüllen. Hierauf verließ ein großer Teil der Anwesenden
diese sogenannte Versammlung, den andern Teil hielt zumeist auch nur
Neugierde zurück. Allgemein Anstoß erregte es, dass, obgleich Bürgermeister
und zahlreiche Gendarmerie erschienen war, von dieser Seite nicht der
geringste Versuch gemacht wurde, die Unruhe und den Tumult auch nur ein
klein wenig zu unterdrücken oder Einspruch zu tun gegen die von dem
Volksredner ausgesprochenen schweren Beschuldigungen gegen die Regierung,
insbesondere die Justiz im deutschen Vaterland. Am selben Abend beglückte
der Hetzprediger das nahe Lörzweiler mit seinen geistvollen Ideen." |
Einweihung des Denkmals für die Gefallenen des Ersten
Weltkrieges (1931)
Anmerkung:
Das Kriegerdenkmal in Mommenheim ist ein Denkmal, das an die Gefallenen des
Ersten Weltkriegs 1914-1918 erinnert. Es wurde 1930/31 von dem Bildhauer
Willy Rahmstorff geschaffen und zeigt einen Soldaten auf einem Sockel. Das
Denkmal steht für die Erinnerung an die Opfer von Krieg und Gewalt und dient
als Mahnmal für den Frieden. Es befindet sich in der Ortsmitte von
Mommenheim und ist gut erreichbar. Es ist ein beliebter Ort für
Gedenkveranstaltungen.
(Foto links aus
Wikimedia Commons). |
Artikel
im "Mitteilungsblatt des Landesverbandes israelitischer Gemeinden Hessens"
Jg. 6 1931: "Mommenheim (Rheinhessen). Am Sonntag, den 29. November
1931, wurde hier das Gefallenendenkmal der Gemeinde eingeweiht. Dieses
außergewöhnlich eindrucksvolle Ehrenmal, eine Schöpfung eines Mommenheimer
Künstlers, hat seinen Platz neben der Kirche in einer Einbuchtung der
Kirchhofmauer, der Straße zu, gefunden; es stellt einen Feldgrauen Gewehr
bei Fuß dar. Der Sockel trägt Tafeln mit den Namen der Gefallenen, darunter
auch den unseres Glaubensgenossen J. Wolf. Am Platze wohnen nur eine
jüdische Familie und ein alleinstehender Israelit. Bei der Feier sprach nach
dem evangelischen und dem katholischen Ortsgeistlichen Herr Rabbiner Dr.
Holzer, Worms. Er rühmte den Geist der Gerechtigkeit und der Brüderlichkeit,
aus welchem heraus der Bürgerausschuss auch den jüdischen Geistlichen zur
Feier herangezogen hatte. J. Wolf ist nur einer der 12.000 gefallenen
jüdischen Männer Deutschlands, insgesamt 100.000 haben unter den Waffen
gestanden, ein Fünftel davon freiwillig. Sie haben alle — und unsere
Gefallenen mit dem Opfer ihres Lebens — ihre Zugehörigkeit zu Deutschland
bewiesen, zu dem Land, auf dessen Boden sie nachweislich 1600 Jahre schon
wohnen. Herr Dr. Holzer bat, den Geist der Einigkeit und der Brüderlichkeit
auch weiterhin zu wahren, denn nur durch ihn kann der Aufstieg zu einer
besseren Zukunft des deutschen Vaterlandes sich vollziehen. Wir müssten sein
'ein einig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen und Gefahr!'
Nach der religiösen Weihe und verschiedenen musikalischen Darbietungen
legten die Ortsvereine Kränze nieder. Auch der Reichsbund Jüdischer
Frontsoldaten war durch die Herren David, Kahn, Maas und Mannheimer aus
Mainz vertreten. Im Namen dieser Organisationen sprach Herr Mannheimer. Er
erinnerte an den Geist wahrer Kameradschaft, der in den Jahren 1914—18 an
der Front herrschte und angesichts des Todes die Frage nach der Herkunft,
nach Stand, Partei und Glaube des Nächsten verstummen machten. Der Hass und
die Verleumdungen der Gegenwart passen schlecht zu dem Geist jener großen
Zeit. Der Redner bat die Frontkameraden vor allem, überall im Alltag dem
Hass und der Lüge entgegenzutreten, die nicht einmal vor der Ehre der
jüdischen Gefallenen Halt machen. Die toten Kameraden des ganzen Volkes —
das ist unser fester Glaube — haben ihr Leben nur für 'Wahrheit, Recht und
Frieden' und nicht für Lüge und Unrecht dahingegeben. Die Ansprachen von
Herrn Rabbiner Dr. Holzer und Herrn Mannheimer hinterließen bei den
zahlreichen Teilnehmern der Feier sichtlich großen Eindruck." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Über Bena Maas geb. Wolff aus Mommenheim
80. und 84. Geburtstag von Aaron Loeb aus Mommenheim in
Frankfurt
Mitteilung im "Mitteilungsblatt des Landesverbandes
israelitischer Religionsgemeinden Hessen" Jg. 8 März 1933 Heft 3:
"Mommenheim. Am 20. März wird der Rentner A. Loeb früher Mommenheim
(Rheinhessen) jetzt Frankfurt am Main, Unterlindau 51 in voller Rüstigkeit
und geistiger und körperlicher Frische 80 Jahre alt. Der Jubilar der fast 30
Jahre Vorstand der Gemeinde Mommenheim war, besucht heute noch jeden Samstag
die Synagoge." |
|
Mitteilung
im "Israelitischen Familienblatt" vom 25. März 1937:
"Frankfurt am Main, Lersnerstraße 42 (früher Mommenheim): Aaron Loeb,
84 Jahre." |
Anzeigen aus
der Gemeinde
Ergebnis einer Spendensammlung "zur Linderung der
Hungersnot in Palästina" (1866)
Veröffentlichung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. August 1866: "Spenden
zur Linderung der Hungersnot in Palästina. Durch H. Sonnenberg, Vorsteher
in Mommenheim: Elias Wolff 30 kr., Joseph Wolff 6 kr., Gerson Wolff 20
kr., Heinrich Sonnenberg und Frau Sonnenberg 30 kr., M. Wolff 6 kr., Aron
Löb 3 kr., Gerson Wolff 3 kr., Elias Löb 12 kr., Michael Löb 12 kr., S.
Bergmann 6 kr., Joseph Wolff 24 kr., Karl Wolff 12 kr., Karolina Wolff 6
kr., Babetta Wolff 6 kr., Gottschalk Wolff 5 kr., Michael Wolff 6 kr.,
Lina Wolff 6 kr., Hanchen Wolff 3 kr., Josephina Löb 6 kr., Esther
Bergmann 6 kr., Fanny Wolff 12 kr., Lina Löb 6 kr., Lazarus Wolff 24 kr.,
Nathan Löb und Frau Löb 24 kr., David 2 kr., Zusammen fl 4 42 kr." |
|
Ergebnis einer Spendensammlung "für die Notleidenden im Heiligen Land"
(1871) |
Veröffentlichung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Januar 1871: "Gesammelt durch den
Vorstand der israelitischen Gemeinde Sonnenberg in Mommenheim bei
Mainz: S. Bergmann 30 kr., Elias Wolff 36 kr., Gerschon Wolff 30 kr.,
Gottschalk Wolff 24 kr., J. Neumark 24 kr., Moses Wolff 18 kr., Frau M.
Wolff 12 kr., Hermann Löw 18 kr., Nathan Löb 36 kr., Michel Löb II. 18 kr.,
Elias Löw 18 kr., Joseph Wolff I fl., David Wolff 13 kr., G. H. Sonnenberg
36 kr., zus. 6 fl. 15 kr." |
|
Ergebnis einer Spendensammlung
"Für die russischen Flüchtlinge in Palästina und das Hospital 'Schaar Zion'
in Jaffa" |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Januar 1894: "Mommenheim b.
Mainz. Durch Vorstand L. Bergmann: Von sich 1, Dr. Heinebach 1, Aron Löb 1,
Abraham Löb 1, Elias Wolf 1, Karl Wolf 0.50, zus. 5.50 M." . |
Spendensammlung für Familie Bender
Anmerkung: die jüdische Gemeinde sammelt hier offenbar für eine nichtjüdische
Familie.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1882: "Dringende
Bitte!
Gestützt aus die so oft bewährte Wohltätigkeit unsrer Glaubensgenossen,
erlauben wir uns hierdurch deren Güte in Anspruch zu nehmen. Die Frau unsres
Mitbürgers Josef Bender ist laut einer Bescheinigung des Arztes mit
einem chronischen Leiden behaftet und ist die Familie hierdurch schwer
heimgesucht. Der Familienvater, der ohnedies bisher nur unter den größten
Anstrengungen für sich und die Seinen das tägliche Brod verdiente, wurde vor
kurzer Zeit ebenfalls von schwerer Krankheit niedergeworfen und ist jetzt
noch arbeitsunfähig, so dass die Kinder hungern müssen.
Wir bitten deshalb alle Edeldenkenden, dieser armen Frau, der eine Badereise
als unentbehrlich zur Gesundung von dem Arzte empfohlen ist, eine
Unterstützung zuteil werden zu lassen. Gaben sind wir bereit in Empfang zu
nehmen.
Mommenheim, den 28. August 1882.
Elias Löw I., Vorstand. Abraham Strauß II.
Wir sind gerne bereit, Gaben in Empfang zu nehmen und weiterzubefördern.
Die Expedition des 'Israelit'." |
|
Anzeige in der "Israelitischen Wochenschrift" 1884 Nr. 26: "Für die
Familie Bender in Mommenheim. (Aufruf vom Vorstand L. Löw daselbst) Von
ungenannten drei Mark." |
Spendenaufruf für Johanna Winter (1901)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 11. November 1901: "Aufruf.
Am Freitag, den 11. Oktober stürzte plötzlich das Wohnhaus der Frau
Johanna Winter von hier zusammen. Betr. Frau Winter besitzt gar kein
Vermögen und ernährt sich kümmerlich durch Händearbeit mit ihrem
Kinde. Da nun das Haus noch vor dem Winter aufgebaut soll werden und keine
Mittel dazu vorhanden sind, so ersuchen wir edeldenkende Menschen, ein
Scherflein hierzu gütigst beitragen zu wollen. Unterzeichnete sind gerne
bereit, Gaben entgegenzunehmen und welche auch für den Aufbau Sorge
tragen werden.
Mommenheim, 22. Oktober (1901).
Vorstand der israelitischen Gemeinde: Aaron Loeb, Leopold
Bergmann.
Großherzoglicher Bürgermeisterei Grub." |
Anmerkung: Der genannte Bürgermeister
war Johann Georg Grub (Bürgermeister in Mommenheim von
1898-1912) |
Anzeige von L. Bergmann (1904)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 21. April 1904: "Ältere Dame gesucht.
Möglichst zum sofortigen Eintritt suche ich eine Person
für zwei Herren auf dem Lande zur alleinigen Führung des ganzen
Haushalts sowie eines offenen Geschäftes. Schriftleiter Offerten erbitte
an
L. Bergmann, Mommenheim (Rheinhessen)." |
Anzeigen der Weingutsbesitzer Abraham und Aron Loeb
(1895 / 1896 / 1905)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. März 1895: "Zum bevorstehenden
Pessach versende einen vorzüglichen 93 Naturwein, welcher
Jahrgang zu den besten dieses Jahrhunderts gehört. Eigene Ware, zu 80 und 90
Pfennig das Liter.
Abraham Löw,
Mommenheim, Rheinhessen,
Proben stehen zur Verfügung. " |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. November 1896: "Guten
koscher Wein,
ältere Jahrgänge, empfehle im Fass bei billigem Preise. Proben auf
Wunsch zu Diensten.
Aron Loeb, Weingutsbesitzer,
Mommenheim (Rheinhessen)." |
|
Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 26. Januar 1905: "Koscher.
Empfehle meine guten alten Weine
im Preise von 60-90 Pfennig per Liter.
Aaron Loeb, Weingutsbesitzer, Mommenheim bei Nierstein.
Kommissionäre gesucht gegen hohe Provision. "
|
Thekla Löb spendet für das Waisenhaus in Bad Ems
(1906/07)
 |
Unter den Jahresspenden im "Zehnten Jahresbericht des Israelitischen
Zentral-Waisen- und Mädchenheimes zu Bad Ems" 1906-07: "Mommenheim bei Mainz. Thekla Löb
3 (Mark)" |
|
Aufgebotsanzeige für Markus Braunschweiger (Frankfurt)
und Thekla Löb (Mommenheim) (1912)
Anzeige
in der "Neuen Jüdischen Presse" vom 2. August 1912: "Aufgeboten.
Markus Braunschweiger, Mainzerlandstraße 120 mit Thekla Lob, Mommenheim." |
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
|
Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
|
Kennkarten
zu Personen,
die in Lörzweiler geboren sind |
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Kennkarte (ausgestellt
in Mainz 1939) für Sophie Herz (geb. 31. Dezember 1886 in
Lörzweiler),
wohnhaft in Mainz, am 3. September 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz
deportiert und ermordet. |
|
Zur Geschichte der Synagoge
Im 18. Jahrhundert und bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wurden
die Gottesdienste in einem Privathaus abgehalten. 1860 konnte die
Gemeinde eine kleine Synagoge erbauten, die am Samstag/Schabbat, 9. Juni 1860
durch Kreisrabbiner Dr. Aub (Mainz) feierlich eingeweiht wurde.
Die Einweihung der Synagoge mit kritischen Anmerkungen
zu der damals gehaltenen Predigt von Rabbiner Dr. Aub (1860)
Artikel
in der Zeitschrift "Der jüdische Volkslehrer" vom Juli 1860: "Die
Jakobs-Leiter. Ein neuer Traum.
Schreiber dieses (Beitrages) wohnte am Sabbath den 9. dieses Monats der
Einweihung einer neuen Synagoge in Mommenheim, Großherzogtum Kreises
Oppenheim bei.
Die dortige israelitische Gemeinde, gering an Zahl und Zahlungsfähigkeit,
scheute die Opfer nicht, ein wenn auch nur kleines aber doch dem Zweck
entsprechendes Gebethaus ihrem Gott zu Ehren aufzurichten. |
Um
der Freude über das Gelingen dieses Werks einen Ausdruck zu geben, wurden
mancherlei Anstalten zur feierlichen Einweihung des Gotteshauses getroffen,
und die Krone dieser Feier bildete unstreitig die ebenso gehaltvolle als zum
Herzen gesprochene Einweihungsrede des Herrn Dr. Aub, Kreisrabbiners in
Mainz, der auch die herzlichste Anerkennung zu Theil ward von allen Seiten,
namentlich auch von den nichtisraelitischen Anwohnenden, als der
Geistlichkeit und dem Gemeinderat, der sich in Corpore dabei beteiligte,
dessen Toleranz wiederum volle Anerkennung verdient.
Hat aber die so gehaltvolle Rede des Herrn Dr. Aub auf die, zu denen sie
zunächst gesprochen ward, den Einfluss geübt, der damit beabsichtigt war? —
So fragte ich mich auf meiner Rückreise, da meine Seele noch ganz von dem
Eindruck dieser Feier erfüllt war. Da musste ich mir sagen, dass ich,
leider! von dem Gegenteil überzeugt worden bin. Aber woher kommt das? Was
müsste geschehen, dass solche Gelegenheiten nicht wie ein Schauspiel an den
Betreffenden vorüberziehe, ohne einen bleibenden Eindruck zurückzulassen? Da
verfiel ich in Träumereien und im wachen Traume sah ich Jakobs Leiter,
auf der die Boten G"ttes herabstiegen. Da erkannte ich, dass das allein
die Lösung meiner Fragen ist: Boten Gottes find die Herrn Rabbiner und
Prediger, die das Volk hinauf zur Höhe der reinen Erkenntniß und
Gottesverehrung führen sollen — Boten Gottes sind aber auch alle Bekenner
des israelitischen Glaubens, durch die, vermöge ihres Berufs, alle Völker
der Erde zum Dienste des Einigen geleitet werden sollen. Aber während die
Erstgenannten bereits auf des obern und obersten Stufen angelangt find,
stehen letztere, namentlich das (Landvolk) Landvolk noch auf der
untersten Sprosse der Bildungsstufe. Was nützt es, wenn jene Herrn von ihrem
hohen Standpunkt herab noch so salbungsreiche Reden zum Volke sprechen? —
Dieses höret Worte, deren Zusammenhang es nicht verstehet, deren tiefe
Bedeutung es also nicht in Herz und Gemüt aufzunehmen vermag. Hat sich ja
doch Gott selber herniedergelassen auf den Berg Sinai, um zum Volke zu
sprechen. O, so mögen auch die Herrn Rabbiner und Prediger etwas mehr zum
Volke herabsteigen (Anmerkung: Wenn aber - wie dies in der in Rede
stehenden Gemeinde allem Anschein nach der Fall ist - das Publikum kein
anderes als Z'enna-urenna - deutsch versteht, was dann? Anmerkung der
Redaktion).
Die Ihr die Hirten des Volkes seid, bemüht Euch zur Fassungskraft des Volkes
herabzusteigen, Euer Herabsteigen ist die einzige und darum notwendige
Bedingung zum Hinaufsteigen des Volkes. |
Wendet
Euern ganzen Einfluss, Euere besten Kräfte dazu an, um die religiöse Bildung
und Erziehung der Jugend, die namentlich in Hessen noch sehr verwahrlost
ist, zu erzielen, damit ein jüngeres Geschlecht heranwachse, das fähig ist,
mit Euch ins gelobte Land der Erkenntnis einzuziehen; so aber dieses
versäumt wird, dürfte selbst der eifrigste Hirte des Volkes noch in der
Wüste (hebräisch und deutsch:) in einem Lande, das für die Aussaat des
göttlichen Samens noch nicht präpariert ist, sterben, ohne dass das Volk
seinem Ziele näher gekommen wäre.
Ja, steigt herab, um nicht nur das, was dem Volke Not tut, zu. sehen,
sondern auch, um nach Euern besten Kräften diesem Mangel abzuhelfen; in dem
Maße wie Ihr herabsteiget, wird das Volk hinaufsteigen lernen die Leiter,
die bis zum Himmel reicht. Nur durch dieses wechselseitige Herunter- und
Hinaufsteigen entsprecht Ihr dem Wunsche Eures großen Vorgängers:
(hebräisch und deutsch:) 'Wer wollte geben, dass das ganze Volk Gottes
Propheten seien;' es wird dadurch allein in Erfüllung gehen die freudige
Hoffnung des für Volkswohl begeisterten Propheten: (hebräisch und deutsch:)
'Alle Deine Kinder sind Schüler des Herrn'
Camberg, im Juni 1860." |
1905 fand in der Synagoge noch jeden Schabbat ein Gottesdienst
statt. Nachdem die Synagoge nach 50 Jahren baufällig war und nicht mehr renoviert
werden konnte, wurde das Gebäude nach 1912/13 abgebrochen. Darauf trafen sich
die weniger werdenden Gemeindeglieder noch in Privathäusern zum Gebet und
Gottesdienst.
Standort der Synagoge: Ecke Rheinstraße / Schulstraße
Fotos
Es sind - außer
zum Friedhof - noch keine Fotos zur jüdischen Geschichte
in Mommenheim und Lörzweiler vorhanden. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
 | Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen.
1971 Bd. I S. 314 (einige Angaben unter Artikel zu "Hahnheim"). |
 | Jakob Grimm: Ortsgeschichte von Mommenheim.
Mommenheim 1912/13. Online
einsehbar. |
 | Margot Schäufle: Dorfchronik von Mommenheim -
Chronik des Weindorfes Mommenheim / Rheinhessen. Mommenheim 1987. Online
einsehbar. |
 | Hans-Dieter Graf / Gabriele Hannah: Mrs. Abe
Maas - Die Frau an der Seite des "Prince of Tampa Merchants". In: Heimatjahrbuch Mainz-Bingen 2013 (Hinweis: Prince of Tampa
Merchants = Abraham [Abe] Maas aus Dolgesheim und Mrs. Abe Maas = Philabena
Wolf geb. in Mommenheim, später nach Guntersblum verzogen). |
 | Hans-Dieter Graf / Gabriele Hannah: Volksnahe
Unternehmer mit Herz. Bena und Abe Maas gründeten in Florida großes
Kaufhaus. Vor 150 Jahren in Mommenheim geboren. In: Rhein Main Presse
(Rheinhessen) vom 9. März 2013 S. 6. Artikel
online eingestellt (pdf-Datei) |
 | Walter Schwamb: Die jüdischen
Bewohner der Selztalgemeinden: Hahnheim, Selzen, Friesenheim, Undenheim,
Dahlheim, Mommenheim und ihrer Nachbardörfer Schornsheim und Udenheim.
2012.
Zu bestellen bei Walter Schwamb, Oppenheimer Straße 32, 55278 Köngernheim,
Tel. 06737-511. In diesem Buch wird über die jüdischen Bewohner in
den Gemeinden und ihre Schicksale berichtet; ebenso ist eine komplette
Namensliste und Ahnentafel enthalten. |

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