Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Münnerstadt (Kreis Bad Kissingen)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur jüdischen Geschichte in der Stadt  
bulletBerichte zur jüdischen Geschichte   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur jüdischen Geschichte in der Stadt    
   
In der den Grafen von Henneberg gehörenden Stadt Münnerstadt gab es nur im Mittelalter eine jüdische Gemeinde. In dem um 1200 zur Stadt erhobenen Siedlung konnten sich im Laufe des 13. Jahrhunderts Juden ansiedeln, die jedoch am 20. April 1298 Opfer der sogenannten Rintfleisch-Verfolgung wurden. In den Jahrzehnten danach konnten sich wieder einige jüdische Familien/Personen in der Stadt niederlassen und eine Gemeinde bilden. Bei der Judenverfolgung in des Pestzeit 1348/49 wurde diese wiederum vernichtet. 
   
Auch im 15. Jahrhundert lebten einige Juden in der Stadt: 1409 wurde ein der Ermordung eines Christenkindes angeklagter Jude verbrannt. 1442 schuldete das Hochstift Würzburg, dem zeitweise die Hälfte der Stadt gehörte, einem Münnerstädter Juden 30 Gulden.  

Im 19./20. Jahrhundert haben sich dauerhaft keine jüdischen Familien / Personen in der Stadt niedergelassen (zu Familie Selly Gutmann siehe unten). Das Gymnasium der Stadt wurde allerdings von jüdischen Schülern von Gemeinden aus der Umgebung besucht. Der Religionsunterricht wurde durch einen jüdischen Religionslehrer erteilt (1897 durch Lehrer Bergenthal aus Neustadt an der Saale, siehe Bericht unten).   
 
Über die Familie Gutmann in Münnerstadt 

Selly (Seligmann) Gutmann, der am 27. Oktober 1856 in Bad Neustadt geborene Sohn von Moses Gutmann (geb. 19. August 1813 ebd., gest. 25. November 1866 ebd.) und Sophia geb. Berliner (aus Westheim bei Hammelburg, gest. 23. August 1875) ließ sich in Münnerstadt nieder und gründete 1876 hier das Bekleidungshaus S. Gutmann (Anger 13). Selly Gutmann heiratete am 10.September 1891 Margarete geb. Michel (geb. 18. Dezember 1866 in Schwürbitz bei Lichtenfels), die römisch-katholisch war. Die elf Kinder des Ehepaares wurden katholisch getauft; Selly Gutmann wird im Familienstandsbogen als "freiygläubig" geführt. Selly Gutmann starb am 14. Mai 1918 und wurde in Münnerstadt beigesetzt; seine Frau starb am 1. November 1947 (das Grab Gutmann im allgemeinen Friedhof der Stadt wurde inzwischen aufgelöst). Nach dem Tod von Selly Gutmann wurde das Bekleidungshaus (bzw. Kurzwaren-Geschäft) von vier der elf Kinder von Selly Gutmann weitergeführt; es lief auf den Namen von Olga Gutmann. 
Da Münnerstadt in der NS-Zeit nach vorliegenden Berichten einen Bürgermeister hatte, der die Hand über seine Gemeinde hielt, traf es die Familie in der NS-Zeit offenbar nicht so schlimm wie an vielen anderen Orten. Dennoch versuchten SA-Leute zeitweise, einen Boykott des Geschäftes des "Juden Gutmann" durchzuführen.  
Aus der Familie wurde der Sohn Leopold Gutmann (geb. 15. Januar 1909 in Würzburg) deportiert und in Auschwitz 1942 ermordet. 
Ein Schwiegersohn von Selly Gutmann, der Gymnasiallehrer Otto Lehmann wurde in der NS-Zeit mit Berufsverbot belegt, da er sich nicht von seiner Frau Jette geb. Gutmann trennen wollte.  
Nach Kriegsende 1945 wurde der Sohn Eugen Gutmann vom amerikanischen Militär als vorläufiger Bürgermeister von Münnerstadt eingesetzt. Er hatte das Amt bis 1946 inne.
(Informationen zur Familiengeschichte von Sabine Exner)   
   
Siehe zu Familie Gutmann und zur jüdischen Geschichte in Münnerstadt Artikel in der "Main-Post": 
-  vom 3. September 2013: "Sonderausstellung zum jüdischen Leben in Münnerstadt..." 
http://www.mainpost.de/regional/bad-kissingen/Muennerstadt-Tag-des-offenen-Denkmals;art433641,8312005   
-  vom 6. November 2013: "Gedenken an jüdische Mitmenschen in Münnerstadt"
 http://www.pfiffikus.mainpost.de/regional/bad-kissingen/Pogromnacht-Gedenken-Grabstein-Pennigbuettel-Altstadtverein;art433646,7773869    

    
    
    
Berichte zur jüdischen Geschichte   
 
Jüdische Gymnasiasten erhalten Religionsunterricht durch den jüdischen Lehrer aus Neustadt  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23.Dezember 1897: "Aus Unterfranken, 23. Dezember (1897). Am Königlichen Gymnasium zu Münnerstadt, woselbst keine Israeliten wohnen, das aber von sieben israelitischen Schülern aus der Umgegend besucht wird, hat das Königliche Staatsministerium auf Antrag des Herrn Distrikts-Rabbiners Bamberger zu Kissingen israelitischen Religionsunterricht eingeführt und die Erteilung desselben, da der Herr Rabbiner dieselbe nicht übernehmen konnte, dem Religionslehrer Bergenthal in Neustadt an der Saale, das mit Münnerstadt Bahnverbindung hat, übertragen. 
Für diese Fürsorge, dass auch den wenigen israelitischen Schülern der Religionsunterricht nicht mangle, der nunmehr auf Staatskosten erteilt wird, sei der höchsten Stelle der wärmste Dank ausgesprochen."    

   
Weitere Spuren der jüdischen Geschichte   

In Münnerstadt wurden vor einiger Zeit bei Straßenbauarbeiten drei jüdische Grabsteine unbekannter Herkunft entdeckt. Sie wurden 2013 nach sorgfältiger Restaurierung in Absprache mit dem Landesverband der israelitischen Kultusgemeinden in Bayern im "Novizengarten" aufgestellt. Die Inschriften sind stark verwittert. Ein Grabstein hat noch drei lesbare Zeilen, die in der deutschen Übersetzung lauten: "David, Sohn des Am", die dritte Zeile "aus Ansbach". Der zweite Grabstein, der wohl für ein Mädchen bzw. eine junge Frau angefertigt wurde, lässt sich auf Kislew 5568 nach der jüdischen Zeitrechnung datieren, d.h. auf Dezember 1807.  
 
Ein mittelalterlicher jüdischer Friedhof (bis zum 14. Jahrhundert) lag unterhalb des Oberen Tores in Richtung der Talgärten.  

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge     
            
    
Über die Geschichte der mittelalterlichen Synagoge liegen keine weiteren Informationen vor-    
   
   
Standort der mittelalterlichen Synagoge:   Finstere Gasse    
   
    
Foto  

Standort der mittelalterlichen Synagoge 
(Quelle für das Foto: Stadt Münnerstadt,
  www.muennerstadt.de bzw.
 http://www.muennerstadt.de/html/stadtrundgang.html  
(Station 16)) 
Muennerstadt Kelterhalle.jpg (45279 Byte)  
  Die auf dem Grundstück der mittelalterlichen
 Synagoge stehende, im 16. Jahrhundert
 erbaute Kelterhalle des Klosters, danach Bierkeller   
 
      
     
19./20. Jahrhundert: das Geschäft von Selly Gutmann  
(Fotos erhalten von Sabine Exner)  
   
Muennerstadt Geschaeft Gutmann 012.jpg (63609 Byte) Muennerstadt Geschaeft Gutmann 010.jpg (156024 Byte) Muennerstadt Geschaeft Gutmann 011.jpg (121682 Byte)
Lage des Anwesens  Das Bekleidungshaus S. Gutmann um 1900  50-jähriges Geschäftsjubiläum in den 1920er-Jahren 

      
       

Links und Literatur

Links:   

bulletWebsite der Stadt Münnerstadt     

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,2 S. 559; III,2 S. 908. 

  
   

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013