Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Ober-Rosbach (Stadt Rosbach vor der Höhe, Wetteraukreis) 
Jüdischer Friedhof 
   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde      
   
Siehe Seite zur Synagoge in Rodheim (interner Link) 
    
   
Zur Geschichte des Friedhofes   
  
In Ober-Rosbach lebten nur wenige jüdische Familien (vgl. Seite zu Rodheim und nachstehender Artikel).
 
Informationen zur jüdischen Geschichte aus der Website des Heimat- und Geschichtsvereines (Link siehe unten): "Einst in Ober-Rosbach
An das jüdische Leben in Ober-Rosbach erinnert der Heimat- und Geschichtsverein des Ortes mit Führungen. Der Verein hat die Stammbäume von fest 100 Menschen jüdischen Glaubens ermittelt, die in drei Jahrhunderten in Ober-Rosbach lebten.
Reges Interesse an den Führungen. Die Führungen von Dr. Michael Limlei, Vorsitzender des Rosbacher Heimat- und Geschichtsvereins, und seinem Team beginnen auf den Kirschenberg, auf dem sich der jüdische Friedhof befindet. Der ist allerdings nur noch an einem kleinen Gedenkstein erkennbar, der sich auf einer umzäunten Wiese direkt unter der Johannishecken-Brücke an der A5 befindet.
Auf dem Kirschenberg ist außer dem Gedenkstein nichts mehr zu sehen. Die Grabsteine der mindestens acht Bürger jüdischen Glaubens, die dort bestattet wurden, sind verschollen. Aber die umfangreichen Untersuchungen des Geschichtsvereins haben überraschende Fakten eröffnet. 'In drei Jahrhunderten haben fast 100 Menschen jüdischen Glaubens in Ober-Rosbach gelebt, deren Abstammung nachvollzogen werden kann. Ausführliche Stammbäume konnten ermittelt werden, die ersten waren nach dem 30jährigen Krieg 1693 aus Frankfurt geflohen und danach kamen Menschen in verschiedenen Wellen bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Damals lebten weit mehr Menschen jüdischen Glaubens in Ober-Rosbach als sonst in der Wetterau. Bestattungen fanden auf dem Friedhof von 1850 bis Ende des 19. Jahrhunderts statt, danach gibt es keine belegbaren Daten mehr', berichtet Betina Quägber-Zehe vom Vorstand des Heimatvereins..
Der Handelsmann und die Metzger. Vom Friedhof geht es hinab in die Ober-Rosbacher Altstadt. 'Dort wurden nacheinander fünf Häuser und Höfe besichtigt, die einstmals in jüdischem Familienbesitz waren und deren heutige Bewohner die Gruppe freundlich empfingen', berichtet Betina Quägber-Zehe. Gestartet wurde in der Querstraße 19, dort wohnte die Familie Hammel und betrieb eine Metzgerei. Jesaias I. Isaak Hammel (1768-1848) erwirbt 1794 das zweistöckige Wohnhaus mit Scheuer, Stall und Abort und legt hier die Grundlage für eine herausragend erfolgreiche Familiengeschichte. Erfolgreich im Sinne von kinderreich. Reich an Geld und Vermögen ist er nicht geworden. Die Familie wird bis 1941 in Ober-Rosbach bleiben und verschiedene Handelsgeschäfte betreiben. Das Haus wird 1871 an die Familie Grünewald aus Okarben verkauft, Samuel Grünewald ist Handelsmann und Ahne der letzten nach Ober-Rosbach zugezogenen Juden aus der Wetterau. In seiner Zeit in Ober-Rosbach war Samuel Grünewald gut in das Gemeindeleben Ober-Rosbachs integriert. Er zählte zu den Gründungsvätern der Freiwilligen Feuerwehr, die Rosbacher Bürger nach dem großen Brand in der Hintergasse vom 13.09.1888 gründeten. Als Samuel Grünewald 1893 stirbt, wird er in allen Ehren auf dem jüdischen Begräbnisplatz beigesetzt, wahrscheinlich die letzte Bestattung. Danach ging es zum Haus Nr. 28 in der Homburger Strasse, in der dem um 1880 Jesaias Hammel einen kleinen Handel mit Kleiderstoffen betrieb. Die Familie lebte dort bis 1920 und war in Vereinen und der Rosbacher Gesellschaft gut vernetzt. Die Kinder sind verstorben oder durch Heirat verzogen. In der Hintergasse 5 wohnten ab etwa 1780 die Familien Haas und Levi, die dort eine Metzgerei betrieben. Im Jahr 1880 erlischt die Familienlinie, aber Haas hatte großen Einfluß auf die Anerkennung und Gleichberechtigung der Juden in Rosbach.
Der Frucht- und der Kleiderhändler. In der Friedberger Strasse 5 war der Wohnort der Familie Markus Hammel aus der Tradition der Rosbacher Hammels. Er war ein erfolgreicher Fruchthändler, der sich großer Beliebtheit auch als Geldverleiher erfreute. Seine Söhne Sally und Gustav zogen in den 1. Weltkrieg, zum ersten Mal konnten jüdische Mitbürger zur Waffe greifen. Sally überlebte den Krieg nicht, Gustav wurde erfolgreicher Bankier und Handelsmann. In die Friedberger Strasse 3 zog Anfang 1800 aus Münzenberg die Fam. Bing und betrieb dort erfolgreich einen Handel mit Kleiderstoffen, wie eine Werbeanzeige aus 1842 bezeugt. Die Fam. Bing zieht Ende 1800 nach Friedberg und Nathan Hammel kauft die große Hofreite, um dort seine Metzgerei zu eröffnen. Diese Familie war nun Anfang 1900 komplett vernetzt in Ober-Rosbach, im Obst- und Gartenbauverein, im Motorsportclub durch den Schwiegersohn Strauss. Aber in den 1930er Jahren wurden die Anfeindungen zu groß, die Familie wanderte nach Buenos Aires in Argentinien aus, grade zur rechten Zeit.
'Viele der vorher aus Rosbach verzogenen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger sind ermordet worden, von vielen verliert sich einfach die Spur. Deswegen ist es wichtig, die auf dem jüdischen Friedhof in Ober-Rosbach bestatteten Menschen nicht zu vergessen', mahnt Betina Quägber-Zehe.
 
 
Zum jüdischen Friedhof. Im 19. Jahrhundert bestand ein jüdischer Friedhof am Ort, dessen Grundstück bis heute erhalten ist und an den ein Gedenkstein erinnert. Wie viele Beisetzungen in welchem Zeitraum stattfanden, wurde noch nicht eindeutig nachgewiesen. Zur Diskussion der nachfolgende Presseartikel:   
  
Artikel von Edelgard Halaczinsky in der "Neuen Frankfurter Presse" vom 5. Juli 2023: "Auseinandersetzung um neuen Gedenkstein auf jüdischem Friedhof.
Ein Gedenkstein erinnert seit diesem Frühjahr an das jüdische Leben in Rosbach. Über die Dauer der Nutzung des jüdischen Friedhofs gibt es unterschiedliche Auffassungen.

Hat der Rosbacher Heimatgeschichtsverein für den Gedenkstein auf dem jüdischen Friedhof schlecht recherchiert? Das behauptet ein ehemaliges Mitglied. Die Lokalhistoriker sehen sich nun in die Ecke von Geschichtsfälschern gedrängt.
Geraten die Rosbacher Heimatgeschichtsforscher über den erst kürzlich errichteten Gedenkstein am ehemaligen jüdischen Friedhof in Ober-Rosbach miteinander in Streit? Oder tut sich dem geschichtsinteressierten Bürger die Möglichkeit auf, das jüdische Leben in Rosbach nachvollziehbar zu machen und neue Fakten in Erfahrung zu bringen? Die aktuelle Auseinandersetzung zwischen dem örtlichen Heimatgeschichtsverein (HGV) und dem Nieder-Rosbacher Hobby-Historiker Wolfgang Ziemann, früher selbst HGV-Mitglied, zeigt auf, wie schwierig es ist, die Geschichte der Juden nicht nur in Rosbach zu erforschen und die Ergebnisse richtig einzuordnen.
Verweis auf jüdische Organisation. Anhand der fünf Sterbedaten hatte der HGV die Nutzung des Friedhofs den Jahren 1860 bis 1893 zugeordnet, Ziemann jedoch legt in einem Brief an die Wetterauer Zeitung die Nutzungsdauer in die Jahre 1820 bis 1842 und bezieht sich - zumindest für die letzte Bestattung - auf die Aussagen der 'Jewish Restitution Successor Organization' (JRSO) in Nürnberg, die nach 1842 keine Beerdigung auf diesem Friedhof habe nachweisen können. Das Eröffnungsjahr sei nicht bekannt. Für das Jahr 1820 äußert er nur eine Vermutung ohne näheren Hinweis. Laut Ziemann sind im Zeitraum 1860 bis 1893 insgesamt 16 jüdische Einwohner Ober-Rosbachs gestorben und zum Teil auf Friedhöfen außerhalb beerdigt worden. Von anderen sei der Ort der Bestattung nicht bekannt.
Mit seiner Wertung der Inschriften als 'in Stein gemeißelte alternative Fakten' fühlen sich die Lokalhistoriker nun in die Ecke von Geschichtsfälschern gedrängt und gehen auf Distanz zu Ziemann. 'Es kann nicht deutlich genug gesagt werden, dass es keine direkten und keine offiziellen Quellen zu den in Ober-Rosbach bestatteten Jüdinnen und Juden und zur Einrichtung des jüdischen Friedhofs gibt', betont der Vorsitzende Dr. Michael Limlei. Vielmehr sei man auf eine Vielzahl von indirekten Hinweisen, auf Aussagen über angeblich vorhandene Belege oder Ähnliches angewiesen. Jeder dieser Hinweise werde kritisch analysiert, auf Plausibilität und Widerspruchsfreiheit geprüft und mit den 'klassischen Journalistenfragen' abgeklopft: Wer sagt was wann und warum?
Bekanntermaßen hätten die Behörden und Zeitgenossen der späten 1930er und frühen 1940er Jahre wenig Interesse an einer klaren Sicht auf jüdisches Erbe und Eigentum gehabt - und leider hatte man nach Limleis Ansicht in den Nachkriegsjahren die Chance vergehen lassen, eine zügige Aufklärung einzuleiten. Als Beispiel nennt er die von Ziemann erwähnte Aussage der JRSO, eine letzte Nutzung des Begräbnisplatzes habe 1842 stattgefunden.
Fragwürdige Darstellung. Unterlagen, die auch der HGV beim Landesverband der jüdischen Gemeinden in Hessen einsehen konnte, zeigen laut Limlei, dass der Vertreter der Restitutionsbehörde bei seinen Recherchen im Jahr 1952 an der Nase herumgeführt werden sollte. Die Aussage, hier habe zuletzt vor 110 Jahren (also 1842) ein Begräbnis stattgefunden, stamme nämlich ausgerechnet von dem Grundstücksbesitzer, der das Areal nach der Enteignung 1940 zu einem Spottpreis erworben und alles getan habe, um eine Rückabwicklung zugunsten der jüdischen Gemeinde abzuwenden. Dieser 'fragwürdigen Darstellung eines Nachkriegs-Zeitzeugen' wurde - so der HGV-Vorsitzende - schon damals kein Glauben geschenkt. Anhand von Sterbedaten geht der JRSO vielmehr von mindestens vier Bestattungen in den Jahren von 1864 (Herz Abraham Haas) bis 1875 (Siegmund Grünewald) aus. Dieser Auffassung schließt sich der HGV an, hat sogar noch eine fünfte im Jahre 1893 nachweisen können. Er stützte sich dabei auf die Bestattung des Juden Samuel Grünewald, Gründungsmitglied der Freiwilligen Feuerwehr. Deren Protokolle gaben den Hinweis auf diese vermutlich letzte Bestattung.
Die Recherchen sind schwierig, sind sich beide Seiten einig, weil die Rosbacher Juden teilweise auch andernorts begraben wurden. Vermutlich zum Ende des 19. Jahrhunderts löste sich die Gemeinde auf.
Der HGV stützt sich - soweit möglich - auf offizielle Quellen wie zum Beispiel eine Parzellenkarte von 1858-1865, die an der Stelle des heutigen Friedhofs eine Parzelle 599 als 'israelitischen Begräbnisplatz' ausweist. Vorher hatte das Grundstück als Sammelplatz für das aus dem Wald zurückkehrende Vieh gedient. Für eine Datierung des Friedhofes vor 1860 gibt es nach Ansicht des HGV also keine Grundlage. 'Ich habe noch eine Vielzahl von Ansätzen für eine weitere Spurensuche', berichtet Limlei. 'Vielleicht entsteht ja aus unserer Auseinandersetzung ein wirkliches Interesse an Aufklärung.'
Den Vorwurf Ziemanns, der HGV habe zu wenig recherchiert, will er in jedem Fall nicht gelten lassen." 
Link zum Artikel:  https://www.fnp.de/lokales/wetteraukreis/rosbach/auseinandersetzung-um-neuen-gedenkstein-auf-juedischem-friedhof-92381210.html 
  
   
Lage des Friedhofes     
  
Der Friedhof liegt am nordwestlichen Ortsrand unweit der Autobahn, hinter dem Haus Kapersburgstraße 45/Taunusstraße (Flur 15: Flurstück 420); Grundstücksgröße 4,77 ar.  
   
Link zu den Google-Maps  
  
  
  
   

Fotos 
(Quelle: Wikimedia Commons: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kulturdenkmäler_in_Rosbach_vor_der_Höhe / weitere Bilder zum Friedhof) 

 Blick über das Grundstück des Friedhofes (Alter) Gedenkstein  

Inschrift des alten Gedenksteines: "Begräbnisplatz der Judengemeinde. Nach dem Güterverzeichnis im Volksmund 'Judenfriedhof' genannt."    
    

Links und Literatur 

Links: 

bulletWebsite der Stadt Rosbach v.d.H.  
bulletZur Seite über die Synagoge in Rodheim (interner Link) 
bulletInformationen zum jüdischen Leben in Ober-Rosbach:  https://landbote.info/juedisches-leben-3/    
bulletJüdischer Friedhof Ober-Rosbach bei LAGIS:  https://www.lagis-hessen.de/de/purl/resolve/subject/jfh/id/253   

Literatur:   

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Stand: 30. Juni 2020