Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Offenbach am Main (Kreisstadt, Hessen)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt 

Hier: Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde (1850-1938) 
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen 

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Offenbach wurden in jüdischen Periodika gefunden. 
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.  
    
Hinweis: die Texte wurden dankenswerterweise von Susanne Reber (Mannheim) abgeschrieben. 
   
   

Übersicht:

bulletBerichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde 
-  Über den "Baron Offenbach" bzw. "Baron von Frank", den jüdischen Sektierer Jakob Frank  
   (Jankiew Lejbowitz, 1726 in Galizien - 1791 in Offenbach am Main)    
Zur Erinnerung an Wolf Breidenbach (Breitenbach, gest. 1829 in Offenbach, Artikel von Rechtsanwalt Dr. Guggenheim, 1914)   
-  Zur Erinnerung an Wolf Breitenbach (Artikel von 1929)    
-  Ungedruckte Briefe Wolf Breitenbachs (Artikel von 1909)  
-  Zur Trauerfeier für den Kaufmann Heinrich Sugenheim mit evangelischer und katholischer Beteiligung (1842)   
-  Über das rätselhafte Verschwinden eines jüdischen Jungen aus Offenbach (1862)    
-  Zum Soldatentod von Eugen Berg (1870)  
Lob der (jüdischen) Weißgerberei Mayer und Feistmann in Offenbach durch (nichtjüdische) Familien in Ober-Roden (1870)     
-  Benennung einer Straße nach J. Speyer (1876)  
-  Über den Bettler Ludwig Eichel aus Offenbach (1878)   
-  Goldene Hochzeit von Ehepaar Moses Cahn (1887) 
Z
um Tod des Stadtverordneten und Gemeindevorstehers Theodor Maynz (1888)  
S
tiftungen jüdischer Gemeindeglieder (1907)   
N
ach Kommerzienrat Ludo Mayer wird eine Straße benannt (1911)    
-  Goldene Hochzeit von Fabrikbesitzer Louis Wallerstein und Frau (1911)   
-  Zum Tod von Kommerzienrat Bankier Heinrich Merzbach (1911)   
-  Vermächtnis des Josef Meyer an die israelitische Gemeinde (1910)    
-  Rechtsanwalt Dr. Guggenheim wird stellvertretender Vorsitzender des Kaufmanns- und Gewerbegerichts (1910) 
-  Zum Tod vom Kommerzienrat Bankier Heinrich Merzbach (1911)  
Bedeutende Stiftungen von Fabrikant Louis Feistmann, u.a. zugunsten des Synagogenneubaus (1911 / 1914)   
I
ngenieur Gustav Gabriel ist Vorsitzender des Ortsausschusses für die gesetzliche Gesellenprüfung (1912)   
A
uszeichnung für Kommerzienrat Ludwig Mayer (1913)   
-  Zur Beisetzung des gefallenen Unteroffiziers Willi Strauß (1914)  
-  Im Krieg gefallen: stellvertretender Amtsrichter Dr. Max Dreyfuß (1914)   
-  Eisernes Kreuz für Simon Gutmann (1916)   
-  Zum Tod von Elise Devries (1918)    
-  Zum Tod von Hermann Hirsch (1918)  
-  Über die Olympiasiegerin Helene Mayer aus Offenbach (1928) 
D
ie Weltmeisterin im Fechten Helene Mayer gewinnt die Meisterschaft in Amerika (1933)    
-  Über die Sedergeräte in der Sammlung Dr. Guggenheim in Offenbach (Artikel von 1934)   
bulletAnzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
-  Anzeige der Metzgerei J. Hahn (1879)   
-  Lehrlingssuche des Manufakturwarengeschäftes Gebr. Eskeles (1883)  
A
nzeige des Metzgermeisters Max Fried (1901) 
A
nzeigen des Tuch- und Maßgeschäftes von Julius Weinberg (1904 / 1907)     
A
nzeige des Herrengarderobegeschäftes Hermann Hirschen (1906)         
-  Verlobungsanzeige von Sala Krakowsky und Ludwig Haas (1936)  
bulletSonstiges  
Erinnerung an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert - Grabstein für Josephine Kuhn geb. Koch aus Offenbach in New Orleans (1848-1909) 
Hinweis auf Walter Katz (1913 in Offenbach - 1938 in Spanien)  
Nach der Emigration: Todesanzeigen in der amerikanisch-jüdischen Zeitschrift "Der Aufbau"   

  
  
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
      
Über den "Baron Offenbach" bzw. "Baron von Frank", den jüdischen Sektierer Jakob Frank 
(Jankiew Lejbowitz, 1726 in Galizien - 1791 in Offenbach am Main)
  
vgl. den Wikipedia-Artikel "Jakob Frank"   
beim Verfasser "Leonhard" handelt es sich um den Mineralogen Karl Cäsar von Leinhard (1779-1862).        

Offenbach AZJ 05111855.jpg (287017 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. November 1855: "In diesen Tagen las ich die Memoiren des rühmlichst bekannten Mineralogen von Leonhard ('Aus unsrer Zeit in meinem Leben. Stuttgart. 1854'.) Derselbe, in Hanau seine Kindheit verlebend, spricht S. 26 aus eigener Anschauung über den berüchtigten Sektierer Jakob Frank (nicht: Joseph Frank), der in dem nahen Offenbach eine so glänzende, aber kurze (1788-1791) Rolle spielte. Er war Schabbathaier, gab Schabbathai Zewi für Christus aus und betete zu ihm, so Judentum und Christentum zugleich belügend. Die Schilderung Leonhards als eines Augenzeugen ist umso interessanter, als sie auch einiges Persönliche enthält, und folge daher anbei.    'In der Zeit, von welcher ich rede, 1788, tauchte im nahen Offenbach die allerseltsamste, geheimnisvollste Erscheinung auf; sie wurde Brennpunkt der Neugierde, des Erstaunens und hatte in der Tat etwas Phänomenhaftes. Man würde mir vielleicht Unvollständigkeit vorwerfen, wenn ich die Sache aufzuführen vergäße. Mit Bewilligung des Fürsten von Isenburg siedelte sich ein Baron Frank in der Stadt an. Einige nannten ihn Graf, manche wollten sogar einen Fürsten aus dem Manne machen. Er bezog ein schlossartiges Gebäude, lebte auf glanzvollem, prächtigem Fuße, seine Haus-Einrichtung war die kostbarste, üppigste, die Treppen mit weichen Teppichen belegt; alles hatte ein festliches Ansehen. Frank hielt sich eine Leibwache und bald mehrte sich das Gefolge, sodass es bis zu tausend Personen anwuchs, Männer, Weiber, Jungfrauen, Kinder. Seine Anhänger fanden hier einen zuverlässigen Sammelort, freundliche Aufnahme und reichliche Unterstützung. Für alle trug Frank Sorge, alle lebten, ruhig und friedsam, auf ihres Oberhauptes Kosten. Sie bildeten eine kleine, nicht geschäftige, nur genießende Welt; keiner dieser Menschen trieb irgendeinen Nahrungszweig. Schabbathaische Juden, Geschenke bringend, wallfahrteten in Menge aus dem Osten nach Offenbach; die Stadt gewann durch solche Besuche und durch vorübergehende Niederlassungen. Das Ereignis machte tiefen Eindruck, von Mund zu Munde pflanzte sich die Kunde fort. Wenige Tage gingen vorüber, ohne dass mein Vater nicht Briefe erhielt von Offenbacher Befreundeten; einzelne Wahrnehmungen, Bemerkungen, Vermutungen wurden mitgeteilt; von allem wusste niemand Rechenschaft zu geben. Mit seinen Kindern, einer Tochter und zwei Söhnen, lebte Frank sehr zurückgezogen. Wenigen war der geheimnisvolle Ansiedler zugänglich; in der Regel wurde niemand vorgelassen; selbst die Blicke Neugieriger suchte er zu meiden. Mit gezogenem Säbel hielten zwei Gardisten am Hauseingange Wache, zwei andere vor des Barons Zimmertür; dem Arzt allein blieb freier Zutritt gestattet. Übrigens genossen Vater, Kinder und Anhänger den unbescholtensten Ruf; nie hörte man von Unfrieden mit den Nachbarn. Sonntags, wenn Frank mit einem Gepränge, jenem der Großen des Orients vergleichbar, zur Messe nach dem Dorf Bürgel fuhr, zeigte er sich. Jeder bewunderte bei solcher Gelegenheit die gemessene Haltung, das begeisterte, zugleich stolze, gebieterische Wesen; die Miene war streng, unbiegsam, fast bös, man sah, er verstand Achtung und Gehorsam einzuflößen. Lebhafte Erinnerungen bewahre ich von mehreren solcher  Feieraufzüge. Vom üblichen Kirchengebrauche abweichend, behielt Frank, das Haupt nicht entblößend, sein rotes Mützchen auf. Er betete weder kniend, noch stehend, noch sitzend, sondern nach orientalischer Weise, auf den Boden hingestreckt, mit zur Erde gewendetem Angesicht. Ein reicher Teppich wurde ausgebreitet für solche Andachts-Verrichtung. Zur Ergänzung dieser Mitteilung muss ich erzählen, was wir nach und nach über Einzelheiten aus dem früheren Leben Franks hörten. Polen war das Heimatland des Abenteurers. In seiner Jugend trieb er Branntwein-Brennerei und machte sich später als Kabbalist, als jüdischer Geheimnis-Lehrer in der Krim berühmt und in gewissen Gegenden der Türkei. Etwa dreißig Jahre früher, als Frank nach Offenbach kam, wurde von ihm in Podolien der Schabbathaismus, das judaisierende Christentum verkündigt. Man rühmte, dass er nicht gleich seinen Vorgängern, sich durch Gaukelspiel angekündigt, sondern vermittelst der ihm verliehenen Beredungs- und Überredungsgabe gewirkt. Sein vornehmes Wesen machte ihn geltend, dadurch erhielt er den überwiegenden Einfluss: ganze Gemeinden gingen über. Mit heftigster Erbitterung, wütig, verfolgten die Rabbinen den Sekten-Häuptling und dessen Anhänger. Strenge Befehle ergingen gegen die neuen Glaubenszünftler; selbst Flammentod drohte ihnen.     
Offenbach AZJ 05111855a.jpg (238736 Byte)Sie zerstoben in alle Winde. Frank wurde verhaftet auf einer Wallfahrt-Reise nach Saloniki. Als Christen, der sich zu seinem Juden-Anhang hielt und Proselyten machte, führte man ihn nach Czenstochau an der Warthe. Hier blieb er mehrere Jahre in enger Haft und erhielt seine Freiheit erst wieder, als die Russen diese Festung eroberten. Angefeuert durch den früher erlangten Beifall, immer höher strebend, durchzog unser Glücksritter Polen, Böhmen und Mähren, überall seine Religionslehre verbreitend. Gleichgesinnte, Anhänger brandschatzte er und trieb nach und nach die bedeutendsten Summen auf, sodass derselbe zuletzt, wie ein Fürst, mit zahlreichem Gefolge reiste. Seine Begleiter, vom Geheimschreiber bis zum Stallknecht, waren ohne Ausnahme getaufte Juden. In Wien, wo Frank 1778 anlangte, entfaltete er einen Prunk, machte einen Aufwand, das Vermögen eines Privatmannes weit übersteigend. Niemand kannte die Quelle seiner Geld-Zuflüsse und so erachtete die Polizei für rätlich, den Mann auszuweisen, ohne dass man übrigens sonst was von ihm gefürchtet hätte. Nun – wählte das Oberhaupt der 'Nicht-Juden' Brünn zum Aufenthalt und die 'Brüder' bedachten ihn so reichlich, dass ihm oft ganze Fässer mit Geld zugeführt wurden. Hier verrichtete Frank seine Andacht stets auf freiem Felde. Er fuhr dahin in prachtvollem Wagen, umgeben mit Reitern, grün und rot, wie Uhlanen gekleidet, von Gold strotzend. An ihren Lanzenspitzen hatten sie als Feldzeichen Sonne und Mond, Adler und Hirsche. Eine ganz eigene Zeremonie fand nach dem gebet statt: Ein Reiter, der auf stattlichem, mit zahllosen Schellen behangenem Rosse dem Herren-Wagen gefolgt, goss auf die Bodenstelle, wo das Gebet verrichtet worden war, Wasser aus einem Schlauche. Ein abermaliger Versuch, in Wien den Sitz zu nehmen, lief, dem ersten gleich, fruchtlos ab. Frank wurde von der Polizei nicht geduldet, obwohl er manche Kunstgriffe anwendete, unter anderem vorgab, eine Fürstin im Norden unterstütze ihn. Vier Jahre nach erfolgter Niederlassung in Offenbach brach der Tod aufs Unerwartetste alle Verhältnisse. Frank starb plötzlich am Schlagfluss. Dies war der verhängnisvolle Wendepunkt für die Familien-Beziehungen; die Hoffnungen der Kinder gingen nicht in Erfüllung, sie wurden hinabgeschleudert vom Ungemach in Sorgen und Bekümmernisse, sie gerieten in Not. Die Geld-Zuflüsse versiegten, man war genötigt, Schulden zu machen. Schwand jede Täuschung mit dem Helden des Schauspiels, oder hatten seine Stellvertreter ihre Rollen nicht zum Besten eingelernt? Die Sekte verlor den Halt in Deutschland. Achthundert Menschen betrauerten ihren Schutzherrn, ihren Wohltäter, dem sie fast göttliche Ehrfurcht erwiesen, der ihnen für unsterblich gegolten. Der letzte glanzvolle Aufzug war das Leichenbegängnis. Totenstille herrschte in den Straßen Offenbachs, obgleich man vom Gewühl fortgedrängt wurde. Voran zweihundert Frauen und Jungfrauen, weiß gekleidet, das Haar durchflochten mit weißen Bändern, brennende Wachskerzen in der Hand. Ihnen folgte die Leiche in rotseidenem Talar mit Hermelin besetzt; den Sarg, ausgeschlagen mit weißem Atlas, geziert mit Gold-Fransen und Quasten, trug die Dienerschaft. Daran schlossen sich, von Wehmut und Tränen ergriffen, die drei Kinder, endlich siebzig Mann Leibgarde und alle männlichen Anhänger der Glaubenszunft, brennende Fackeln tragend, die Haare mit weißen Bändern gebunden, an den Armen weißen Flor. Als man die Gruft erreicht hatte, erhob das ganze Geleit ein schmerzvolles Jammergeschrei. Zuletzt warf jeder Anwesende eine Hand voll Erde ins Grab. Ob es gegründet, dass die 'Polen-Fürstin', wie man sich erzählte, gedrängt von ihren Gläubigern, bei Nacht und Nebel in Männertracht entfliehen musste, dies bleibe dahin gestellt.'" 
 
Offenbach Israelit 16061869a.jpg (356756 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juni 1869: "Eine Kontroverse über 'Baron von Frank'
Am 12. Dezember 1791 starb zu Offenbach am Main eine mysteriöse Persönlichkeit, die einen fürstlichen Hof im dortigen Städtchen hielt, und welchen in jüngster Zeit Gegenstand eines literarischen Streites geworden ist.
Schenck-Rinck, dessen Großvater Verwalter des fürstl. Isenburg-Birstein’sche Schlosses war, das dem sogenannten Baron von Frank vom alten Fürsten zu Isenburg-Birstein zur Wohnung eingeräumt worden, hat im Jahr 1867 eine Schrift, 'die Polen in Offenbach', veröffentlicht, in welcher er nach Berichten seiner Familie das Oberhaupt der dortigen Polen, Frank, wie auch die mysteriöse Eva von Frank verherrlichte. Diese Eva soll nach Schenck-Rinck eine natürliche Tochter der Kaiserin Elisabeth von Russland gewesen sein, welche der Obhut Franks anvertraut, vom russischen Hofe ferngehalten wurde. Daher sollten sich auch die bedeutenden Geldmittel erklären, die von St. Petersburg aus nach Offenbach hin reichlich flossen.
Das Programm des Breslauer Seminars (1868) brachte aus der Feder des Herrn Graetz eine gelehrte Abhandlung 'Frank und die Frankisten, eine Sektengeschichte aus der letzten Hälfte des Jahrhunderts, in welcher an der Hand von Dokumenten mit überzeugender Schärfe nachgewiesen wird, dass Frank nicht ein gewöhnlicher, sondern ganz abgefeimter Schwindler und Betrüger gewesen, der ursprünglich Jankiw Leibowicz geheißen, vom Judentum zum Islam, von diesem dann zum Katholizismus übergetreten ist, nachdem er lange Zeit in der russischen Festung, Czenstochau, in Haft gewesen war. Es war ihm während seiner Wanderjahre in Russland, dadurch, dass er sich mit kabbalistischen Formen umgab, gelungen, einen bedeutenden Anhang um sich zu sammeln; waren ja die Gemüter, die der Sabbatianismus so sehr aufgeregt hatte, noch nicht zur Ruhe gelangt, und der Boden daher noch zu sehr empfänglich für neue Abenteurer. Die schöne Erscheinung seiner Tochter Eva (Graetz hält sie für seine wirkliche Tochter) soll auch ein nicht unbedeutender Anziehungspunkt für Anhänger der von Frank und seinen Helfershelfern neu aufgestellten Glaubenslehre gewesen sein. In Offenbach nahm Frank in besagtem Schlosse Wohnung, richtete dort einen fürstlichen Hofstaat ein, unterhielt mystisch-kabbalistische Zusammenkünfte, während er sich äußerlich zum Katholizismus bekannte. Allerdings flossen von den Anhängern Franks in Russland und Polen reichliche Spenden, doch reichten diese allein nicht hin, fürstlichen Aufwand, den Frank entfaltete, zu decken, sondern auch reiche Subsidien vom Petersburger Hofe für, wie Graetz meint, Dienste, die sich der Öffentlichkeit entziehen, mussten helfen, den fürstlichen Aufwand zu bestreiten. Gegen die eben erwähnte Schrift von Graetz tritt nun Schenck-Rinck mit einer Broschüre, 'Die Polen in Offenbach am Main. Zur Beleuchtung der von Herrn Dr. Graetz erschienenen Abhandlung. Breslau 1868. Verlag von Heinrich Keller. Frankfurt a. M. ' auf, durch welche er den Baron und dem Fräulein von Frank entwundenen Totenkranz wieder zurückzugewinnen hofft.
Vor allen Dingen gibt er zu, dass er 'aus (?) dem Bereiche seiner Tätigkeit liege', den 'sicherlich hohen Wert' der in lateinischer, italienischer, polnischer und russischer Sprache geschriebenen Dokumente (aus den Jahren 1757 – 61 und 1796) zu beurteilen und entzieht sich eigentlich durch dieses Bekenntnis das Recht, als Kämpfer gegen die gelehrten Forschungen des Herrn Graetz anzutreten, denn mit einem vornehmen Ignorieren ist es nicht getan. Wir wollen es dahingestellt sein lassen, wer eigentlich das Fräulein Eva von Frank gewesen, ob dem hohen russischen Kaiserhause entsprossen, oder eine Tochter des alten 'Baron', vielleicht wird einmal die Geschichte den Schleier, der über dieser Persönlichkeit liegt, lüften. Wir wollen hier nur einige Punkte in Betracht ziehen, die sich auf den Baron Frank selbst beziehen.
Vor allem ist es Schenck-Rinck darum zu tun, die jüdische Abkunft Franks zu leugnen, 'auch nicht das geringste Zeichen', schreibt er, 'ließ sich entdecken, was auf jüdische Abkunft schließen ließ' (S. 7); und doch steht es unzweifelhaft fest, dass Frank Jude gewesen, durch Beweise aufrecht zu erhalten suchen, weil wir es uns etwa zur besonderen Ehre anrechnen, in Frank einen Juden zu erblicken, wir würden recht gern auf die Genossenschaft verzichten, es ist uns hier nur einige Punkte in Betracht ziehen, die sich auf den Baron Frank selbst beziehen.
Vor allem ist es Schenck-Rinck darum zu tun, die jüdische Abkunft Franks zu leugnen, 'auch nicht das geringste Zeichen', schreibt er, 'ließ sich entdecken, was auf jüdische Abkunft schließen ließ' (S. 7); und doch steht es unzweifelhaft fest, dass Frank Jude gewesen. Wir wollen aber sogleich bemerken, dass wir nicht deshalb die Behauptung, Frank sei Jude gewesen, durch Beweise aufrecht zu erhalten suchen, weil wir es uns etwa zur besonderen Ehre anrechnen, in Frank einen Juden zu erblicken, wir würden recht gern auf die Genossenschaft verzichten, es ist uns hier nur darum zu tun, eine geschichtliche Wahrheit festzustellen.
Hören wir, wie Schenck-Rinck beweist: Ein Schlagfluss machte Franks Leben am 10. Dez. 1791 ein Ende, die Offenbacher Ärzte und ein Frankfurter Arzt wurden herbeigerufen; 'doch alle Belebungsversuche blieben erfolglos. Das gänzliche Entkleiden des Körpers konnte dabei nicht umgangen werden, wobei die Beschneidung nicht unentdeckt bleiben konnte, und doch hat es nirgends verlautet, dass dies lautsprechende Zeugnis jüdischer Abkunft vor den Augen der tiefblickenden Ärzte sich herausgestellt (S. 8) Herr 

Anmerkungen: - Schabbathaier: https://de.wikipedia.org/wiki/Sabbatianismus
- Schabbathai Zewi: https://de.wikipedia.org/wiki/Schabbtai_Zvi
- Fürst zu Isenburg: https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Ernst_II._zu_Isenburg_und_Büdingen 
- Kabbalist: https://de.wikipedia.org/wiki/Kabbala 
- Podolien: https://de.wikipedia.org/wiki/Podolien 
- Proselyt: https://de.wiktionary.org/wiki/Proselyt
- Czenstochau: https://de.wikipedia.org/wiki/Cz%C4%99stochowa 
- Uhlanen: https://de.wikipedia.org/wiki/Ulanen 
- Schlagfluss: https://de.wiktionary.org/wiki/Schlagfluss 
- Kaiserin Elisabeth von Russland: https://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_(Russland)  
- Graetz: https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Graetz 
- Frankisten: https://de.wikipedia.org/wiki/Frankismus_(religiöse_Bewegung  
- Jacob Leibowicz: https://www.spektrum.de/lexikon/juedische-philosophen/jakob-leibowicz-frank/93
- Sabbatianismus: https://de.wikipedia.org/wiki/Sabbatianismus
- Eva von Frank: https://de.wikipedia.org/wiki/Eva_Frank   
- Schloss: https://de.wikipedia.org/wiki/Isenburger_Schloss      
     

   
Zur Erinnerung an Wolf Breidenbach (geb. 1750 Breitenbach am Herzberg, gest. 1829 in Offenbach, Artikel von Rechtsanwalt Dr. Guggenheim, 1914)   
Anmerkung: vgl. Wikipedia-Artikel "Wolf Breidenbach".    

Offenbach AZJ 20021914.jpg (511879 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Februar 1914: "Zu Ehren eines Vergessenen. Von Rechtsanwalt Dr. Guggenheim
Man sagt uns Juden besondere Dankbarkeit für empfangene Wohltaten nach. Darum scheint es mir unsere Pflicht zu sein, auch in unserer schnelllebigen Zeit keine zu vergessen, der sich um uns und unsere Gleichberechtigung verdient gemacht hat, zumal, wenn er bescheiden genug war, sich nicht in den Vordergrund zu drängen und sich feiern zu lassen.
Ein solcher Mann, dessen Namen Graetz 1) der Vergangenheit entrissen hat, dessen Verdienste aber heute noch viel zu wenig gewürdigt werden, war Wolf Breidenbach.2)
In seiner 'Geschichte der Juden' führt uns Graetz eingehend in das Leben und Wirken dieses Mannes vor Augen, der würdig ist als einer der edelsten und erfolgreichsten Vorkämpfer für die Gleichberechtigung der Juden genannt zu werden.
Das große Verdienst Breidenbachs, der allgemeine Bildung mit seinem jüdischen Wissen und schöpferischer wissenschaftlicher Tätigkeit verband, besteht darin, dass er in den meisten Staaten Mittel- und Westdeutschlands die Aufhebung des Juden-Leibzolls erwirkt hat. 3)
Der Leibzoll, der ursprünglich wohl als eine Art Geleitzoll für Handeltreibende gedacht war, hatte sich, im Laufe der Zeit, besonders in Deutschland, zu einer beträchtlichen Einnahmequelle der deutschen Fürsten entwickelt. 4)
An jeder Zollschranke der kleineren mitteldeutschen Staaten drohten die Zollstöcke mit der schmachvollen Inschrift:
'Juden-Leibzoll'
Durch diese Art der Verzollung wurden die reisenden Juden tatsächlich dem Vieh gleichgestellt.
Dazu kam noch die oft unmenschliche Härte, mit er die Erheber diesen Zoll auch von den Ärmsten der Armen beitrieben.5)
Obgleich schon Ludwig XVI. in seinem Edikt vom 12. Januar 1784 den Leibzoll für Frankreich abgeschafft hatte 6), nachdem auch weiterhin Österreich, Bayern und Preußen 7) die Juden von der erniedrigsten Abgabe befreit hatten, dachten die kleineren Staaten Mittel- und Westdeutschlands noch immer nicht daran, diese nicht geringen Einnahmequellen aufzugeben: Da war es Wolf Breidenbach, der sich der entehrten Glaubensgenossen annahm und mit Mut, Entschlossenheit und edlem Eifer der Gerechtigkeit zum Siege verhalf.
Ein zeitgenössischer christlicher Schriftsteller 8) rühmte Breidenbachs Wirken, der, 'mit Aufopfern von Zeit, Mühe und Kosten sich ein unsterbliches Verdienst um die Juden erwirbt.'
Es kann nicht meine Aufgabe sein, innerhalb eines kurzen Aufsatzes die mühselige Tätigkeit Wolf Breidenbachs zu schildern und die Kleinarbeit dieses bescheidenen Mannes aufzudecken. Ich verweise auf die angegeben Literatur. Nur darauf sei hingedeutet, dass Wolf Breidenbach durch seine Stellung als Hoffaktor bei den Fürsten von Isenburg, Beziehungen zu den benachbarten fürstlichen Höfen hatte und so bewirkte, dass die Schmach des Juden-Leibzolls nach und nach in den einzelnen Staaten beseitigt wurde.
Der hochherzige, auch sonst als tolerant bekannte Fürst Karl zu Isenburg, der in Offenbach residierte, gewährte als Erster unter den Fürsten Mittel- und Westdeutschlands die seinem 'inneren Gefühle ganz entsprechende Bitte' des Wolf Breidenbach, indem er im September 1903 den Leibzoll im Fürstentum Isenburg-Birstein abschaffte.
Die edle Tat des Isenburger Fürsten spornte Wolf Breidenbach zu weiteren Bemühungen an, und es gelang ihm, die Aufhebung des Juden-Leibzolls im genannten fürstlichen und gräflichen Hause Isenburg, Kurfürstentum Hessen, im Kurfürstentum Solms, Rödelheim, Kurfürstentum Homburg, in Hohenlohe, Neuwied, Wied-Runkel, Braunfels, Nassau, Usingen (19. Januar 1805) und Regensburg9) zu erwirken.
Auch ist es lediglich seiner Bittschrift zu danken, dass am 24. August 1804 der Leibzoll in der freien Reichsstadt Frankfurt aufgehoben wurde. Wolf Breidenbach hatte das Glück, zu erleben, dass in allen deutschen Staaten der Leibzoll aufgehoben 10) und so die Bahn frei wurde für die Erringung der lang ersehnten Gleichberechtigung der Juden als Staatsbürger.
Wolf Breidenbach starb, wo er gelebt und von wo aus er gewirkt hat, zu Offenbach a. M. am 27. Februar 1829.11) Seine Gebeine sind auf dem neuen Friedhof in Offenbach bestattet.12)

Anmerkungen: 1) Graetz, 'Geschichte der Juden', Band 11, Seite 253 und Note 5.
2) Vgl. Dr. Silberstein: 'Wolf Breidenbach und die Aufhebung des Leibzolls in Deutschland' in der 'Zeitschrift für die Geschichte der Juden' 1891.
3) Nachstehend in deutscher Übersetzung, die bei Graetz, 11, Seite 628, in hebräischer Sprache abgedruckten Worte Wolf Heidenheims im Vorwort zu 'Machsor':
'Der mächtig weise Mann, der hochangesehene Wolf Breidenbach, der ruhmvolle, der viel Gutes getan und bewirkt für das Haus Israel, der Mann, der alles tat, und die Schmach des Leibzolls, der seit vielen Jahrhunderten alle unsere Schritte hemmte,von uns zu nehmen. Der Ewige gab ihm Gunst in den Augen der Völker und Fürsten, und sie taten ihm, was er verlangte. Und so steht er in seinem freiwillig zu Berufe, ein Fürsprecher für Israel zu sein, um ihnen Ruhe zu bereiten. Das ist der edle Mann, dessen Hand mich unterstützte. Er selbst bereitete auch Köstliches durch Übersetzung einiger Pijutim (poetischer Gebete), wie 'Ich komme Dich anzuflehen' (2. Rosch Haschono), des Silluk (Schlussstück) des 7. Passah und Selichoth (Bussgebete) in Kolnidre.
Wo ich schrieb, sie seien mir geliefert von einem meiner Freunde, der stammt es von ihm, und seine Hände haben es bereitet.'
4) In Hessen-Darmstadt, zum Beispiel, brachte der Zoll jährlich nach Graetz a. a. O., Seite 620, 25.000 bis 28.000 Gulden, nach Silberstein a. a. O. 11.000 bis 12.000 Gulden.
5) Vgl. Silberstein a. a. O.
6) Das Edikt begründet dies: 'Da es unserer Denkungsart höchst zuwider ist gegen irgendeinen unserer Untertanen eine Anlage existieren zu lassen, welche den Stand der Menschen schändet.'
7) Friedrich Wilhelm II. sprach sich missbilligend über seine Räte aus, dass diese ihn nicht früher auf diese unwürdige Aufgabe aufmerksam gemacht hatten. Vgl. Silberstein.
8) Scheppler, 1805.
9) Der Reichskanzler Karl von Dalberg, dem im Lüneburger Frieden Regensburg zugefallen war, unterstützte die Bemühungen Wolf Breidenbachs aufs Eifrigste und stellte ihm das Zeugnis aus, 'daß seine menschenfreundliche persönliche Verwendung ihm zum Ruhm und zur Ehre gereiche.' Vgl. Graetz a. a. O., Seite 618.
10) Zuletzt in Sachsen merkwürdigerweise infolge eines russischen Gouvernementpatents, am 28. September 1813. Man vergleiche hierzu die heutigen Passvorschriften Russlands!
11) Das Chewrabuch der israelitischen Gemeinde zu Offenbach enthält folgenden, hier wohl zum ersten Mal veröffentlichten Eintrag unter Nr. 2149: '5589 (1829) die Nacht auf Sabbat, den 25. Adar, beerdigt. Er ruht neben dem verstorbenen Löb Elsaß.'
12) Die von Graetz 1, Seite 618, in hebräischer Sprache angeführten Grabinschrift lautet: 'Der geachtete und hochgeschätzte Mann und berühmte geachtete Vermittler (Faktor).'
Nicht allgemein bekannt und wohl zum ersten Mal hier veröffentlicht ist Folgendes: Als im Jahre 1860 infolge der Gleisverlegung der Offenbach-Hanauer Bahn große Stücke des alten Offenbacher jüdischen Friedhofs zu Bahnzwecken hergegeben werden mussten, viele Gräber des alten Friedhofs ausgegraben und die Gebeine auf den neuen jüdischen Friedhof übergeführt. Die zugehörigen Grabsteine wurden am Eingang des neuen Friedhofs in Form einer Pyramide zusammengestellt, während die Gebeine in besonderen Gräbern bestattet wurden, soweit sich Angehörige oder sonstige Beteiligte ihrer annahmen. So kam es, dass der Grabstein Wolf Breidenbachs, der die vorstehende Inschrift trägt, ein Teil der Pyramide geworden, jetzt mit dichtem Efeu umrankt und kaum leserlich ist, während  das Grabmal auf dem neuen jüdischen Friedhof folgende, etwas modernere Inschrift enthält: 'Hier ruht der fürstlich isenburgische Rat Wolf Breidenbach, geboren am 10. Januar 1751, gestorben am 27. Februar 1829, und neben ihm seine Gattin Marianne geb. Israel, geboren am 12. Februar 1768, gestorben am 15. März 1827.
Die israelitische Männerkrankenkasse zu Offenbach a.M., welcher Wolf Breidenbach 100 Gulden gestiftet hat, lässt noch heute am Sterbetage ein Kaddischgebet für den Verstorbenen verrichten.
13) Er ließ auf seine Kosten das Innere der Synagoge erneuern und ausschmücken. Vgl. Graetz Seite 617.
       
Offenbach AZJ 20021914a.jpg (116996 Byte)Er hat genug getan, um für alle Zeit zu leben. Wir Nachkommen aber sollte uns einer Pflicht der Dankbarkeit nicht entziehen und der Mahnung von Graetz nachkommen, den Namen Wolf Breidenbach nicht der Vergessenheit verfallen zu lassen.
Die israelitische Gemeinde in Offenbach baut zurzeit eine neue Synagoge. In dem großen Vorhofe derselben ist ein geeigneter Platz zur Aufstellung eines Gedenksteins´vorgesehen, der Kunde davon geben soll, dass wir Juden in dankbarer Erinnerung derer gedenken, die uns Gerechtigkeit widerfahren ließen und die im Kampfe für unser Recht, uns in edler Pflichterfüllung, in treuer Liebe und Opferfreudigkeit Beistand geleistet haben. Kein Bildnis der edlen Männer soll den Denkstein zieren, aber die Namen des Fürsten Karl von Isenburg und Wolf Breidenbachs sollen in leuchtenden Lettern unserer Dankbarkeit Zeugen sein.
Wie einst Wolf Breidenbach die alte Synagoge schmückte, so soll, hundert Jahre nach der endgültigen Aufhebung des Leibzolls, die neue Synagoge den Namen Wolf Breidenbachs rühmend tragen, in dem sie ihn mit dem ewig wahren Worte unserer Weisen verbindet: 'Die Denkmale der Frommen sind ihre Werke.' Ein Brunnen zum Gedächtnis der Edlen soll inmitten des Vorhofes aufgestellt werden. Die Mittel zur Errichtung dieses Denkmals sollten von den Enkeln und Urenkeln jener deutschen Juden im Deutschen Reich gestiftet werden, denen durch Wolf Breidenbach Befreiung ward von schwerer Schmach.
Man bittet, Geldsendungen an den Verfasser oder an das Bankhaus S. Merzbach in Offenbach a. M., Konto: Wolf-Breidenbach-Brunnen zu richten.
Anmerkungen:  - Gleichberechtigung: https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdische_Emanzipation
- Graetz: https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Graetz 
- Ludwig XVI.: https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_XVI.
- Hoffaktor: https://de.wikipedia.org/wiki/Hoffaktor
- Fürst Karl zu Isenburg: https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_(Isenburg-Birstein) 
- Wolf Heidenheim: https://de.wikipedia.org/wiki/Wolf_Heidenheim
- Machsor: https://de.wikipedia.org/wiki/Machsor
- Israel: Judenheit 
- Pijutim: https://de.wikipedia.org/wiki/Pijjut
- Rosch Haschono: https://de.wikipedia.org/wiki/Rosch_ha-Schana
- Passah:https://de.wikipedia.org/wiki/Pessach
- Selichoth: https://de.wikipedia.org/wiki/Slichot
- Kolnidre: https://de.wikipedia.org/wiki/Kol_Nidre
- Karl von Dalberg: https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Theodor_von_Dalberg
- Chewrabuch: Buch der Chewra Kadischa https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa
- Sabbat: https://de.wikipedia.org/wiki/Schabbat
- Adar: https://de.wikipedia.org/wiki/Adar_(Monat)   
- Bankhaus S. Merzbach: vgl. Artikel von 1911 
- Begründer des Bankhauses Merzbach: https://www.geni.com/people/Selig-Merzbach/6000000000151914947  https://jschultheis.de/seiten/elektrische-strassenbahn/    
 

  
Zur Erinnerung an Wolf Breitenbach (weitere Artikel von 1929)     

Offenbach Israelit 28021929.jpg (332614 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1929: "Zum Gedächtnis Wolf Breidenbachs - Das Andenken an den Gerechten ist zum Segen
(Gest. am 28. Februar 1829 - in der Nacht zum Heiligen Schabbat am 25. Adar zu Offenbach).   Von L. Horwitz in Kassel.
Es obliegt dem Leser die Pflicht, Leben und Taten eines einst berühmten, jetzt fast vergessenen Namens sich vor Augen zu halten und als Mann sich zu bemühen, wo es an Männern jetzt fehlt. Den Lebensinhalt Wolf Breidenbachs könnten seine kurze Grabinschrift und das noch den harten Stein überdauernde Denkmal Wolf Breidenbachs wiedergeben, letzteres in der Machsor-Ausgabe 1806. Man lese sie:
(Hebräischer Text der alten Grabinschrift)
Im Machsor vom 2. Tag Rosch Haschanah bemerkt Wolf Heidenheim zu ...: 'Diese Übersetzung erhielt ich von meinem ehrwürdigen Freunde; seine Bescheidenheit erlaubt es mir nicht, seinen Namen zu nennen.' -
Besonders in der Gegend zwischen Main und Rhein, in Süddeutschland wie im Westen sollte man am 28. Februar oder 28. Adar es der Jugend und dem Alter recht eindringlich verkünden, was Breidenbach seinen Glaubensbrüdern gewesen ist – ein schtrln, ein Anwalt, ein Fürsprecher. Unsere Geschichte nennt nur noch Joselmann von Rosbehn so. Wenn anderen größere Verdienste beigelegt werden, so lag dieses darin, dass seine stille, aber nicht minder kräftigen Persönlichkeit meist hinter der Szene sich hielt. Jede Eitelkeit lag ihm fern, er tat das Gute (für den Namen = für G"tt), um des Guten Willen.
Wolf Breidenbach ist im Dörfchen Breitenbach 1751 geboren. Damals lebte dort ein hervorragender Talmudist, der sich der Jugend besonders annahm. Er erkannte die hervorragende Geistesgaben des jungen Wolf und förderte ihn derart, dass er bald nach Frankfurt a. M. auf die Jeschiwah konnte, wo er neben talmudischem Wissen sich allgemeine Bildung aneignete. Bei einem Buchbinder lernte Breidenbach einen Grafen kennen, mit welchem er durch seine Meisterschaft im Schachspiel bald eng befreundet wurde. Diese Freundschaft war für Breidenbachs Leben entscheidend. Der Graf lieh ihm größere Summen zur Eröffnung eines Bank- und Juwelengeschäftes. Das Beit Hamidrasch (= Talmudschule) wurde bald mit dem Kontor vertauscht, - und für unsere Glaubensbrüder war dies von hoher Bedeutung. Durch strenge Rechtlichkeit seines Benehmens und Glück erweiterte sich sein Kundenkreis und erstreckte sich auf die vielen Fürstenhöfe und Standesherren in der Nähe von Frankfurt und im Nassauischen. Mit den geschäftlichen Erfolgen kamen bald die damaligen Titel als Hofagent, Hoffaktor und dergleichen. In besonders freundschaftlichem Verhältnis stand Breidenbach zum Fürsten von Isenburg-Birstein. Großherzog Ludwig I. zu Darmstadt, dessen Bruder Emil in seinem Hause verkehrte. Doch Glanz und Reichtum machten ihn nicht blind für das Leid seiner Brüder; er suchte und fand sie. Mit ihnen musste er den harten Leibzoll ertragen, jene lästige Abgabe, die der Reiche oder Bettler an der Grenze eines jeden Amtes entrichten musste. Mit welcher Härte diese Abgabe erhoben wurde, kann hier nicht geschildert werden, sie kehren in allen Eingaben Breidenbachs und Jacobsons wieder und bieten ein trauriges Bild der Lage. Die Bemühungen hatten in Braunschweig, Mecklenburg und Baden und nun setzte Breidenbach das begonnene Werk fort. In dem Reichskanzler Karl von Dalberg, dem durch den Frieden von Luneville, Regensburg, Aschaffenburg und Wetzlar zugefallen war, fand er einen warmherzigen Förderer seines Vorhabens. Mit seinem Beistande dachte Breidenbach in allen deutschen Staaten durchzuführen. Für diesen Zweck waren große Summen aufzubringen, die Breidenbach allein nicht beschaffen konnte; er erließ deshalb einen Aufruf an die Gesamtjudenheit, der bei W. Heidenheim zwischen 19. und 25. September 1803 mit hebräischen Lettern gedruckt wurde und als Überschrift Kol kore leacheinu bnei Israel = eine Stimme spricht zu unseren Brüdern, die Israeliten führt. Der Schlusssatz lautete: 'Einer eurer Brüder, aufgefordert von einem großen und ansehnlichen Teil unserer Nation, ist es, der um Beiträge zu dieser schönen und löblichen Stiftung zur Befreiung der Kosten und Opfer – euch allesamt als Menschen, als Kaufleute und Familienväter auffordert.' Wohl half Br. Dalbergs Empfehlung, der ihn in einer Urkunde 'Vertreter seiner Nation' nennt, der ihm die Wege bahnte. Aber von Humanitätsgedanken waren sie den Juden gegenüber weit entfernt, wenn die Staatskasse darunter litt, betrug doch die Einnahme 1805 in Darmstadt jährlich 25 – 28.000 Gulden. Die Feststellung der Entschädigungssummen bedarf einer Spezialforschung. Der große Erfolg sei durch folgende Daten kurz gezeichnet: Der Leibzoll hörte auch auf am 1. November 1803 in Hessen – Homburg, Januar 1804 in Aschaffenburg, 24. August 1804 in Frankfurt a. M., 1804 auch in Kurhessen, 19. Januar 1805 in Darmstadt, im gleichen Jahr folgten die Höfe von Nassau-Usingen, Weilburg, Löwenstein, Leiningen und den Häusern Erbach. Breidenbach muss durch diese Taten für alle Zeiten leben. Sein Name ist mit ehernen Lettern im Buch der Zeitgeschichte eingeschrieben. Wo der Feind der Jetztzeit steht, wissen wir nur zu genau. Möchte uns im Zeitalter Hamans auch der Mordechai und die Ester nicht fehlen."
Anmerkungen: - Machsor: https://de.wikipedia.org/wiki/Machsor
- Rosch Haschanah: https://de.wikipedia.org/wiki/Rosch_ha-Schana
- Wolf Heidenheim: https://de.wikipedia.org/wiki/Wolf_Heidenheim
- Joselmann von Rosheim: https://de.wikipedia.org/wiki/Josel_von_Rosheim
- Jeschiwah: https://de.wikipedia.org/wiki/Jeschiwa
- Hofagent: http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Hofagent
- Hoffaktor: https://de.wikipedia.org/wiki/Hoffaktor
- Großherzog Ludwig I. zu Darmstadt: https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_I._(Hessen-Darmstadt) 
- Karl von Dalberg: https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Theodor_von_Dalberg  
- Frieden von Lunéville: https://de.wikipedia.org/wiki/Friede_von_Lunéville 
- W. Heidenheim: https://de.wikipedia.org/wiki/Wolf_Heidenheim   
- Haman: https://de.wikipedia.org/wiki/Haman
- Mordechai: https://de.wikipedia.org/wiki/Mordechai
- Ester: https://de.wikipedia.org/wiki/Ester_(Bibel) 
       
 

 Offenbach Breitenbach G10.jpg (60955 Byte)

Links: Grabstein für den Fürstlich Ysenburgischen Rat Wolf Breidenbach, geb. 1751, gest. 27. Februar 1829. 
Das Grab von Wolf Breidenbach befand sich auf dem alten jüdischen Friedhof an der Groß-Hasenbachstraße (heute Bismarckstraße). Beim Bau der Bahnlinie musste ein Teil des Geländes an die Stadt abgetreten werden (1871/72); die alten Grabsteine sind teilweise auf den neuen jüdischen Friedhof (Teil des städtischen Friedhofes) überführt worden. Für Wolf Breidenbach wurde bereits 1885 ein neues Grabmal errichtet; der alte Stein - stark verwittert - befindet sich als einer der untersten in der Pyramide am Eingang zum jüdischen Friedhof. 
   
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und Waldeck" vom 22. Februar 1929:  "Zum Gedächtnis Wolf Breidenbachs
Anlässlich der hundertjährigen Wiederkehr seines Todestags am 28. Februar 1929.  S. Freudenberger
Es wirkt mit Macht der edle Mann
Jahrhunderte auf seinesgleichen.
Denn was ein guter Mensch erreichen kann,
Ist nicht im engen Raum des Lebens zu erreichen.
Drum lebt er auch nach seinem Tode fort,
Und ist so wirksam, als er lebt,
Die gute Tat, das schöne Wort,
Es strebt unsterblich, wie er sterblich strebt.
      Goethe
Jahrhundertelang hatten unsere Vorfahren unter Ausnahmegesetzen geschmachtet. Im finstern Mittelalter waren sie die Parias der menschlichen Gesellschaft. Man zwängte sie in die engen Gassen, sogenannte Ghettos, ein. Sobald sie sich andersweit blicken ließen, mussten sie sich durch den gelben Fleck bemerkbar machen. Wehe, wenn es jemand versäumte, sich mit diesem Ehrenmal zu dekorieren.
Kaiser, Könige und Ritter betrachteten die Juden als eine einträgliche Quelle zur Verbesserung ihrer Einkünfte. Zu der schimpflichen Besteuerung, die man den Ärmsten der Armen auferlegte, zählt
unstreitig der 'Leibzoll'. Zu der schimpflichen Besteuerung sobald sie sich in das Gebiet einer fremden Herrschaft, und es gab damals in Deutschland über hundert Reichsstände, begaben, mussten sie bis Ende des 18. Jahrhunderts diesen 'Geleitzoll' oder Leibzoll entrichten. Da traten große Männer an die Bildfläche, die es sich zur Lebensaufgabe machten, ihre Glaubensgenossen von diesen sie entwürdigenden Ausnahmegesetzen zu befreien. Zu den eifrigsten Vorkämpfern für unsere bedrängten Glaubensgenossen in dieser bewegten Zeit zählt unstreitig Wolf Breidenbach in Hessen.
Derselbe wurde 1751 im kleinen Dörfchen Breitenbach bei Kassel in den ärmlichsten Verhältnissen geboren. Der aufgeweckte begabte Knabe besuchte gleich seinen Altersgenossen die damals sehr überfüllte evangelische Volksschule seines Heimatortes. Der arme Knabe musste schwer unter den Plackereien seiner christlichen Mitschüler leiden, und mögen diese Quälereien der Impuls gewesen sein, der den gereiften Mann veranlasste, für die Erlangung der Menschenrechte seiner Glaubensgenossen Gut und Blut einzusetzen.
Nachdem der Knabe die Volksschule verlassen hatte, begab er sich nach Frankfurt am Main, um an der damals dort blühenden Jeschiwoh Tora zu lernen. Die Mittel zum Unterhalte in Frankfurt verschafften ihm Freunde und Gönner. Auch gewährte man ihm als armen Bochur die nötigen Freitische. Mit Eifer widmete sich der wissensdurstige Jüngling dem Torastudium. Doch widmete er sich dem Zuge der Zeit folgend, auch heimlich dem Studium der profanen Wissenschaften. In seinen freien Stunden befasste er sich in Gesellschaft einiger Freunde mit Schachspiel und brachte es darin zu einer wahren Meisterschaft. Dieser Umstand brachte ihn zu einer vollständigen Änderung seines Lebensganges. Er lernte nämlich durch Schachspiel einen Baron kennen. Der junge Breidenbach trat in nähere Beziehungen zu dem reichen Baron und erwarb sich durch treue und gewissenhafte Verwaltung der Gelder des Barons dessen unumschränktes Vertrauen, sodass Letzterer seinem treuen Verwalter größere Darlehen gegen geringen Zinsfuß entlieh. Dadurch wurde es Breidenbach ermöglicht, in Frankfurt ein Bank- und Wechselgeschäft zu begründen, dass sich durch Empfehlung es ihm wohlgesinnten Barons aufs Glänzendsten entwickelte. Breidenbach entfaltete sich zu einem Geschäftsgenie und betrieb alsbald neben seinem Bankgeschäft auch noch einen ausgebreiteten Handel mit Juwelen und Schmuckgegenständen. Dadurch bahnte er sich den Zutritt zu den Höfen verschiedener kleiner Fürsten in der Nähe Frankfurts, z. B. des Landgrafen von Kassel, des Fürsten von Isenburg-Birstein und des späteren Großherzogs Ludwig I. von Hessen-Darmstadt. Diese weittragenden Beziehungen zum Adel und Fürstenstande nutzte Breidenbach in edelster Weise im Interesse seiner noch allenthalben bedrückten Glaubensgenossen aus. Vor allen Dingen verwandte er sich mit größter Zähigkeit für Abschaffung des entehrenden Leibzolls, und es ist ihm auch gelungen, dass dieses Überbleibsel aus dem finstern Mittelalter aus Süddeutschland vollständig verschwand. Später siedelte der angesehene, beliebte Geschäftsmann nach dem nahegelegenen Offenbach über, wo er auf eigene Kosten das dortige Gotteshaus restaurieren ließ. Hier starb der allgemein geachtete Mann, hochbetagt und allgemein betrauert am 28. Februar 1829. Von seinen drei Frauen hinterließ er eine Tochter Sara, die sich in die hessische Residenzstadt verheiratete, außerdem noch zwei Söhne, Moritz und Isaak, die nach dem Tode des frommen Vaters die Fahne des Judentums verließen und später bei der hessisch-darmstädtischen Regierung hohe Ämter bekleideten.
Breidenbach hat sich durch die Mitwirkung, zur Beseitigung des Leibzolls große Verdienste um die Judenheit Süddeutschlands erworben. Durch die Geradheit, Treue und Klarheit seines Charakters und durch seine Anhänglichkeit an sein Judentum fesselte er seine Zeitgenossen, die ihm als edlen Typus des echten Juden und Deutschen verehrten.
Es wäre Vermessenheit, an den Manen des großen Mannes, wollte ich behaupten, mit diesem kurzen Abriss die Verdienste unseres hervorragenden Landsmannes voll und ganz gewürdigt zu haben. Wir Hessen sind stolz auf diesen unermüdlichen, wackeren Kulturkämpfer und halten sein Andenken allezeit in Ehren.
'Wer den Besten seiner Zeit gelebt,
der hat gelebt für alle Zeit.' 
Nach Graetz"
Anmerkungen: - Reichsstände: https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsstände 
- Jeschiwoh: https://de.wikipedia.org/wiki/Jeschiwa 
- Bochur: Bachur (Student an einer Jeschiwa)
- Freitische: Kostenlose Verpflegung
- Leibzoll: https://de.wikipedia.org/wiki/Leibzoll
- Manen: https://de.wikipedia.org/wiki/Manen
- Graetz: https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Graetz   
      

    
Ungedruckte Briefe Wolf Breitenbachs (Artikel von 1909) 

Offenbach Israelit 30121909a.jpg (188763 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Dezember 1909: "Kleines Feuilleton
Ungedruckte Briefe Wolf Breidenbachs.  Von ...tz.
Das Andenken Wolf Breidenbachs wird für alle Zeiten ein gesegnetes sein; sein Name ist mit ehernem Griffel in dem Buch der Zeitgeschichte eingezeichnet, denn er verwendete seine großen geistigen Gaben und bedeutenden materiellen Güter, um das Joch des Leibzolles von seinen Brüdern zu nehmen. Wie ihm dieses gelang, ist von berufener Seite ausführlich geschildert worden, auch wie er durch sein Sendschreiben kol kore leacheinu benei Jisrael (eine Stimme ruft zu unseren Brüdern, den Israeliten) zur Mithilfe aufforderte.
Dass ihn die hessischen Standesherren auch mit dem üblichen Titel Hof- und Kammeragent auszeichneten, ist ja bekannt. Jedoch genügten ihm die Ernennungen nicht; sein kurhessischer Landesherr sollte seinen ehemaligen Untertanen mit einer Standeserhöhung bedenken; und hierauf beziehen sich nachstehende Briefe, deren Originale im Königlichen Staatsarchiv in Marburg unter Kasseler Geheime Ratsakten Nr. 2253 sich befinden.
'Durchlauchtigster Landgraf!
Gnädigster Fürst und Herr!
Euer Hochfürstlichen Durchlaucht durch ebenso eifrige als uneigennützige Dienste die unauslöschlichsten Gesitzungen (?) eines gehorsamen Unterthans in tiefster Ehrfurcht bewahren zu können und Höchstdenenselben auch in einem anderen Lande noch auf einige andere Weise anzugehören, war längst mein sehnlichster Wunsch und der vornehmste Beweggrund, weshalb ich vor einigen Monaten nach dem Glücke strebte und erhielte, Höchstdenenselben mich mit einem Theil meines Inventarvorrathes in Höchstdero Residenz auf der Bellevue zu Füßen zu legen. Huldreichst sicherten Höchstdieselben mir als geborener hessischer Unterthan den Schutz in Höchstdero Staaten insofern zu, als er mein Comerc zuließ, welches letztere leider nicht leicht thunlich ist.
Dieser Wunsch, den ich bisher in meinem schüchternen Herzen verschlossen gehalten, wird durch die dermaligen Zeitläufe vorzüglich belegt (?), da Euer Hochfürstliche Durchlaucht den Staaten das Glück des Friedens und jedem der Höchstdenenselben anzugehören, die Gnade hat, persönliche Sicherheit zu verschaffen gewusst haben...
In diesen Gesinnungen, wage ich die unterthänigste Bitte um gnädigste Ertheilung des Titels eines Hofs- und Kammer-Agenten zu Füßen zu legen.
Diese anhoffende höchste Gnade würde ich durch alle in meinen Kräften stehende unterthänigsten Dienste ohne Eigennutz zu verdienen suchen
In allertiefster Ehrfurcht ersterbend
Offenbach, den 18. Sept. 1795                Euer Hochfürstlichen Durchlaucht unterthänigster Knecht Wolf Breidenbach'


Die Ernennung zum Hoffaktor erfolgte am 30. September 1795. Doch Breidenbach musste noch auf andere Pläne sinnen, denn in den Akten ist noch Folgendes enthalten:
'Einer Hochfürstlich Hochlöblichen Geheimen Land Canzley!
Sollte ich nebst hierbey folgenden 45 Stück Laubthaler mit Ehrfurchtsvollen Bezug auf den sämtlichen Inhalt 
       
Offenbach Israelit 30121909b.jpg (292173 Byte)meines unterm Stern dieses an Hochdieselben erlassenen Pro Memoria annoch unterthänig beifügen, Hochdieselben wollen geruhen in dem Gewährungsfall meiner devotest dargelegten Wünsche auch auf die bei mir Leuten auf Reißen gnädigst Bezug nehmen.
Diese gnädigste Verwilligung würden mir vorzüglich bei die ganz den gegenwärtigen kritischen Zeiten den huldreichsten Schutz und Schirm Sr. Hochfürstlichen Durchlaucht, meines gnädigsten Landesherrn für mich und die Meinigen genießen machen, womit Allerhöchst dieselben Ihre sämtlichen Staate durch den Frieden zu sichern gewusst haben, mit schuldigster Ehrfurcht harrend.
Einer Hochfürstlichen Hochlöblichen Geheimen Land Canzley unterthäniger Wolf Breidenbach   Fürstl. Hessischer Hof Factor.'
Offenbach, den 17. Oktober 1795.

Das Pro Memoria, von dem in der Eingabe die Rede ist, hat folgenden Wortlaut:
'Unterthäniger Pro Memoria an Eine Hochfürstliche Hochlöbliche Geheime Land-Canzley
In Gnädigkeit erhaltener verehrlicher Weisung, säume ich nicht mit dem nächsten Montag in Frankfurt abgehenden Hessischen Postwagen 45 Stück Laubthaler einzusenden, welche nach Hessischer Währung 4 Laubthaler zu 6 Reichsthaler, gerechnet die Summe von 67 ½ Thaler ausmachen und für die gnädigst angesetzte 50 Reichsthaler zur Werkhaus-Kasse (unleserlich) 15 Reichsthaler Taxe und endlich (unleserlich) 2 ½ Thaler als ein (unleserlich) Douceur für den geheimen Rats-Pedell hoch-(unleserlich) ... einzuteilen bitte.
Anbei wage ich die unterthänige Bitte, Eine Hochlöbliche Geheime Land-Canzley wollte geruhen, bei Ausfertigung des gnädigst resolvirten Hof-Factors-Patent auf meine dem Hochfürstlichen Hause geleisteten ersprießlichen und redlichen Dienste (: welche wenn sie gleich noch zur Zeit sehr gering sind, indem ich vorerst nur nach der rühmlichen Einnahme von Frankfurth Gelegenheit gehabt habe, meinem Hessischen Patriotismus mittelst einer beträchtlichen Brotlieferung zu bewähren, womit ich jedoch den schmeichelhaftesten Beifall der Herren Officiers sowohl als die vollkommenste Zufriedenheit der Soldaten erhalten zu haben mich rühmen darf, ich jedoch in der Zukunft auf alle mir mögliche Art, als treuer geborener Hessischer Landes-Unterthan und nun doppelt als schuldigster Diener zu vermehren so schuldig als bereit sein werde :) hochgefälligst mit einigen Worten Bezug zu nehmen, und eine Art von Requisition beizufügen, damit ich zur Beschleunigung der künftighin aufhabenden herrschaftlichen Geschäfte allenthalben frei und ungehindert paß und repassiren möge.
Dieser Beisatz ist niemand schädlich, für mich aber von großer Bequemlichkeit. Die mir hierunter erweisende und wie ich glaube, ganz von Derselben Einleitung abhengen dürfende hohe Gewogenheit werde ich nach Empfang des gnädigsten Patents mit besonderem vielen Dank zu erkennen ohnemangeln.
Übrigens wurde ich die gnädigste Gewährung meiner unterthänigsten Bitte um den Titel eines Hof und Cammer Agenten allerdings als eine ganz besondere Höchste Gnade angesehen haben.
Ich verehre indessen Sr. Hochfürstlichen Durchlaucht gefassten gnädigen Entschluß mit allzu tiefer Ehrfurcht, als daß ich es wagen wollte, jene unterthänige Bitte so sehr sie mir außerdem am Herzen liegt - dermalen zu wiederholen.
Sollte jedoch die Erhörung jener Bitte durch hohe Verwendung Einer Hochlöblichen Geheimen-Land-Canzlei annoch möglich sein; so würde meine so schuldige, als devoteste Erkenntlichkeit der Größe der erhaltenden Gnade gleich sein.
Mit schuldiger Devotion die Gnade zu verharren
Einer Hochfürstlichen Hochlöblichen Geheimen Land-Canzley unterthäniger Wolff Breidenbach. Fürstl. Hessischer Hof Factor'
Den 9. October 1795.'

Die Ernennung zum Hof- und Kammeragenten ist nicht erfolgt, was jedoch Breidenbach nicht hinderte, für seine Glaubensgenossen bis an sein Lebensende tätig zu sein. Mit Recht konnte es auf der Grabinschrift heißen: 'Der geachtete und hochgeschätzte Mann und berühmte geachtete Vermittler'.
Und Wolf Heidenheim schreibt über ihn: (Hebräischer Text)."
Anmerkungen: - Griffel: https://de.wikipedia.org/wiki/Griffel
- Leibzoll: https://de.wikipedia.org/wiki/Leibzoll
- Laubthaler: https://www.mgmindex.de/index.php?title=Laubtaler
- Reichsthaler: https://de.wikipedia.org/wiki/Reichstaler
- Wolf Heidenheim:https://de.wikipedia.org/wiki/Wolf_Heidenheim
- Hoffaktor: https://de.wikipedia.org/wiki/Hoffaktor
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Fahndung nach Abraham Igersheim von Offenbach und Konrad Volker von Frankfurt (1836)      

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" von 1836 S. 187 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Fahndung
Auf die unten beschriebenen zwei Juden, Abraham Igersheim von Offenbach am Main und Konrad Volker von Frankfurt am Main, haftet der höchste Verdacht, dass sie in der Nacht vom 13. auf den 14. zu Basel bei einem Goldschmiede unter den erschwerendsten Umständen einen Einbruch versuchten, von welchem sie mit Zurücklassung ihrer Mäntel, und indem der Größere von ihnen mit einer Feile eine Stichwunde in der Rücken erhielt, abgetrieben wurden. Auf Requisition der Polizeidirektion in Basel ersuchen wir um Fahndung auf dieselben und Anzeige, wenn sie handfest geworden sind.  
Lörrach, den 16. Februar 1836.  Großherzoglich badisches Bezirksamt. Deurer.   
Signalement des Igersheim:
Der Größere, welcher wahrscheinlich die Stichwunde erhalten hat, ist ungefähr 43 Jahre alt, 5' 3" bis 4" groß, von gesunder Gesichtsfarbe; sein großer, schwarzer Bart geht um das Kinn herum; sein Pass muss das Bisa des Polizeikommissars von Mühlhausen vom 14. d. M. tragen.  Kleidung: dunkelgrüne Anglaise mit schwarzem Sammetkragen, dunkle Hosen, schwarzer Hut.
     
Signalement des Volker: Der Kleinere Volkes, ist ungefähr 38 Jahre alt, wie der Größere gekleidet. Ihm fehlt der an jenem beschriebene Bart. Er ist ungefähr 5' 1" groß und gibt sich für einen Tabakspinner aus."  
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom  (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Zurückgenommene Fahndung
In Bezug auf das diesseitige Ausschreiben vom 18. vorigen Monats wird die Fahndung auf die beiden Juden Abraham Igersheim von Offenbach und Konrad Volker von Frankfurt a. M. zurückgenommen, da beide beigefangen worden sind.
Lörrach, am 9. Mai 1836.  Großherzogl. bad. Bezirksamt. v. Chrismar."    

   
Zur Trauerfeier für den Kaufmann Heinrich Sugenheim mit evangelischer und katholischer Beteiligung (1842)          

 Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Januar 1842: "Offenbach, 6. Dezember. Bei der heute dahier stattgehabten Beerdigung des im Alter von 64 Jahren ganz plötzlich hingeschiedenen Kaufmanns Heinrich Sugenheim, an welchem der hiesige Stadtvorstand eines seiner gediegensten Mitglieder und somit die Stadt einen sehr tüchtigen Vertreter verloren, hat sich die Hochachtung, welche dem Verblichenen von seinen Mitbürgern zuteil geworden ist, auf eine ganz entschiedene Weise kundgegeben. Nicht nur sehr viele Glieder der israelitischen Gemeinde, welcher er angehörte, nebst ihrem Religionslehrer, Herrn Dr. Formstecher, sondern auch der Bürgermeister mit dem größten Teile der Gemeinderatsmitglieder, mehrere Beamten, einige Lehrer der Kommunalschule, viele der angesehensten Bürger und, was wohl besonders bemerkt zu werden verdient, der katholische Geistliche, Herr Dekan Gresser, und der evangelische Geistliche, Herr Pfarrer Kuhl, bildeten den Leichenzug, der augenfällig zeigte, dass das Rechte und Gute, von wem es auch geübt werde, in der heutigen Welt, in welcher leider der Egoismus mit seinem sittenverderbenden Gefolge das Zepter führt, immer noch Anerkennung findet; eine tröstende Aufmunterung für die Gerechten, zugleich auch eine ernste Ermahnung für die vielen, welche zwar berufen, aber nicht auserwählt sind. Auf dem Friedhofe hielt zuerst Herr Dr. Formstecher und hierauf Herr Pfarrer Kuhl eine Rede. Es war wohltuend und erhebend, hier zwei Religionslehrer von so verschiedener Art nebeneinander zu sehen, die in ihren vortrefflichen Reden im Allgemeinen dahin übereinstimmten: dass der Hingeschiedene, über jede Form erhaben und nur im Geiste wirkend, den Christen in demselben Grade wie den Genossen seines Glaubens geliebt und diese seine Menschenliebe insbesondere auch gegen die Armen und Notleidenden betätigt habe; dass er in jedem ohne Unterschiede des Standes nur allein den Menschen geachtet, dessen Glaube ihm stets heilig gewesen, und dass er sein Leben nicht für sein Ich, sondern nur für die Menschheit gelebt habe und somit ein Mensch im schönsten Sinne des Wortes gewesen sei. Ja, er, der Heimgegangene, war in der Tat, wie ihn seine Vertrautesten auch sehr treffend bezeichneten (dies sei hier zu sagen uns erlaubt), ein 'Nathan der Weise'. "   
 
Sugenheim AZJ 21051842.jpg (46534 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" am 21. Mai 1842: "Aus Mittelfranken. 21. April (1842). Eines der letzten Kreis-Intelligenzblätter enthält eine Bekanntmachung der königlichen Regierung, nach welcher der israelitische Kaufmann Heinrich Sugenheim in Offenbach, seinen Geburtsort Markt Sugenheim, königlich bayerisches Landgericht Markt Bibart, letztwillig mit 500 Gulden bedacht hat, von welchen die Zinsen alljährlich an dem ersten Sonntag nach dem 1. Dezember unter den Armen, ohne Unterschied der Konfession, verteilt werden sollen.

           
Über das rätselhafte Verschwinden eines jüdischen Jungen aus Offenbach (1862)  

Offenbach Israelit 01101862.jpg (147219 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Oktober 1862: "Offenbach, 16. Sept. Viel Stoff zu allerlei Gespräch gibt hier das rätselhafte Verschwinden des in Seligenstadt bei einem Schuhmacher in Arbeit gewesenen Sohn eines hiesigen Israeliten. Der Vater, eines Tages benachrichtigt, dass sein Sohn im Begriff stehe, zur katholischen Kirche überzutreten, eilte zu ihm, um ihn mit hierher zurückzunehmen. Der Meister, bei dem er in Arbeit stand, wollte ihn jedoch nicht sofort freigeben, versprach aber, ihn in einigen Tagen zu entlassen. Dies geschah auch; der junge Israelit zog ab, kam aber nicht nach Offenbach, sondern – verschwand! Seitdem sind Wochen vergangen, und noch hat sich keine Spur von ihm gezeigt; alle Nachforschungen blieben bis jetzt vergebens. Der katholische Pfarrer in Seligenstadt hat dem Vater erklärt, dass er seinen Sohn nicht kenne; bei der nach seinem Verschwinden am dortigen Landgericht eingeleiteten Untersuchung ergab sich jedoch mindestens so viel, dass der junge Mann bereits seit einiger Zeit römisch-katholischen Religionsunterricht genossen hat."       

    
Zum Soldatentod von Eugen Berg (1870)  

Offenbach Israelit 05101870.jpg (57611 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Oktober 1870: "XVI. Offenbach am Main, 25. Sept.
Auch hier hat der Krieg seine Opfer gefordert; ein hoffnungsvoller Jüngling, 23 Jahre alt, namens Eugen Berg im 1. Infanterie Regiment 2. Compagnie, erhielt in der Schlacht bei Gravelotte einen Schuss ins linke Bein; dasselbe musste amputiert werden, wonach er bald darauf starb.
Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des Lebens.
Möge der liebe Gott dessen brave Eltern trösten und kräftigen; möge der Allgütige uns ferner vor Leiden wahren und uns Jahre des Friedens und der Ruhe schenken.
M.
Anmerkung:  - Gravelotte: https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Gravelotte       

   
Lob der (jüdischen) Weißgerberei Mayer und Feistmann in Offenbach durch (nichtjüdische) Familien in Ober-Roden (1870)
  
Anmerkung: Nichtjüdische Familienväter aus Nieder-Roden, die normalerweise bei der Weißgerberei Mayer und Feistmann in Offenbach arbeiteten, waren zum Kriegseinsatz an der Front; in dieser Zeit wurden ihre Familien von der Firma offenbar großzügig unterstützt.     

Nieder-Roden Israelit 02111870.jpg (55707 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. November 1870: "Nieder-Roden, 20. Oktober (1870). Von den vielen Edlen, die genannt oder ungenannt, öffentlich oder im Stillen Gutes tun, verdient gewiss die Weißgerberei Mayer und Feistmann in Offenbach eine laute Anerkennung, welche zu zollen wir nicht versäumen wollen. Vier hiesige Familien von ihm Krieg stehenden Soldaten, wovon die Männer in diesem Geschäftshaus früher in Arbeit standen, wurden bisher per Woche unterstützt. Wenngleich es dafür bürgt, dass sich diese Militärs durch ihren Fleiß und ihr Betragen die Liebe und das Vertrauen ihrer Arbeitgeber erwarben, so ist's aber doch auch ein klarer Beweis von dem guten Sinn dieses Geschäftshauses, zumal außer den hier genannten 18 Familien, wie man hört, von demselben in gleicher Weise unterstützt werden."      

 
Benennung einer Straße nach J. Speyer (1876)       

Offenbach Israelit 13091876.jpg (72707 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1876: "Offenbach, 24. Aug. Die Stadtverordneten haben um das Andenken des Herrn J. Speyer dahier zu ehren, dem seiner Zeit die Naumann’sche Besitzung zustand und der durch milde Stiftungen, die er zu Gunsten der israelitischen Gemeinde Offenbachs und Bürgels gemacht, sich ein bleibendes Denkmal gesetzt hat, in ihrer letzten Sitzung beschlossen, dass künftig die Stiftstraße den Namen 'Speyerstraße' führen soll. Aus Anerkennung hierfür hat Herr Isaak Ruben Ellisen, ein in Frankfurt wohnender Enkel des Genannten, den Armen Offenbachs ein Geschenk von 300 Mark gemacht." 
Anmerkung: - Isaak Ruben Ellisen: Hierbei handelt es sich um einen Verwandten von Lazard Speyer-Ellissen https://de.wikipedia.org/wiki/Lazard_Speyer-Ellissen          

    
Über den Bettler Ludwig Eichel aus Offenbach (1878)      

Offenbach AZJ 01011878.jpg (79201 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Januar 1878: "Das Bettlergewerbe. Wie lukrativ das Bettlergewerbe ist, wenn es geschickt betrieben wird, beweist die Lebensgeschichte eines früheren Schneiders, namens Ludwig Eichel aus Offenbach, welcher innerhalb der letzten fünfzehn Jahre ein Vermögen von circa 16.000 Mark zusammengebettelt hatte und vor Kurzem wegen Bettelns etc. in Baden verhaftet worden ist. Eichel hat ganz Deutschland, Belgien, Schweden, Norwegen, Ungarn etc. bettelnd durchzogen und unter den verschiedensten Vorspiegelungen (meist gibt es sich für einen ehemaligen israelitischen Lehrer aus) besonders jüdische Familien heimgesucht. Dabei hat er sich ein ansehnliches Vermögen zusammengebettelt, nach seiner eigenen Angabe ca. 16.000 Mark. Schon im Jahre 1864 wurden ihm bei einer Verhaftung in Springe 3.000 Mark abgenommen und heißt es darüber in den Akten: 'dass er diese 1829 Gulden 22 Kreuzer zusammengebettelt, Beleg genug, dass er sein Geschäft nicht schlecht betrieben.' Ein weiterer charakteristischer Zug des Eichel ist, dass er die in Baden zusammengebettelten Gelder, soweit er sie nicht zu seinem Lebensunterhalt (und er lebte ganz gut) bedurfte, sofort zinstragend bei der dortigen Sparkasse des Vorschussvereins anlegte."       

  
Goldene Hochzeit von Ehepaar Moses Cahn (1887)  

Offenbach Israelit 24111887.jpg (103921 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. November 1887: "Offenbach a. M., 17. Nov. Heute feierten Herr und Frau Moses Cahn das so seltene Fest der goldenen Hochzeit. Herr Moses Cahn, welcher sein 79. Lebensjahr vor 8 Tagen zurückgelegt und dessen Ehegattin, welche der Jahre 77 zählt, begehen diesen Tag im Kreise ihrer Kinder- und Enkelschar in seltener Frische und Rüstigkeit. Am Vorabend wurde dem Ehepaar von dem Gesangsverein 'Sumser', sowie von einer Frankfurter Gesellschaft ein Ständchen gebracht. Heute in frühester Morgenstunde wurden dem Jubelpaar von vielen Seiten sinnreiche Geschenke und Glückwünsche, deren große Anzahl uns den Beweis geliefert, wie beliebt und hochgeachtet die Gefeierten sind, überreicht. Mittags findet im Logensaale die eigentliche Famiienfeier statt welche sich zu einem echten Familienfest gestalten wird. Nicht unerwähnt möchten wir lassen, dass Herr Cahn an diesem Freudentag durch die Spende einer namhaften Summe auch der Armen unserer Stadt gedachte. Möge es dem Jubelpaar vergönnt sein, vereint auch die diamantene Hochzeit zu feiern."       

  
Zum Tod des Stadtverordneten und Gemeindevorstehers Theodor Maynz (1888)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Oktober 1888: "Bonn, 21. Oktober (1888). Man schreibt uns aus Offenbach am Main, 14. Oktober: Montag, den 8. dieses Monats verstarb dahier Herr Theodor Maynz, Stadtverordneter und israelitischer Gemeindevorsteher. Ein langer Zug Leidtragender, wie ihn  unsere Stadt wohl selten sieht, folgte dem mit zahlreichen Blumen und Kränzen geschmückten Sarge und legte beredtes Zeugnis davon ab, welch hoher Achtung und Liebe sich der Verstorbene in allen Kreisen der Bevölkerung zu erfreuen hatte. Die Grabrede, welcher die Worte Davids: 'Es ist mir leid um dich, mein Bruder Jonathan, ich habe viel Freude und Wonne an dir gehabt!' zu Grunde lagen, hielt Herr Kantor Vogel. Im Namen der Stadtverordnetenversammlung widmete sodann Herr Oberbürgermeister Brink dem Entschlafenen für seine jederzeit opferwillige und treue Hingabe, sein rastloses und selbstloses Streben zum Wohle der Vaterstadt waren Worte des Abschiedes und des Dankes, ihn als leuchtendes Vorbild eines städtischen Vertreters schildernd. Die mit Rührung gesprochenen Worte machen auf alle Teilnehmenden einen tiefen Eindruck. Wir haben Alle in dem teuren Entschlafenen Vieles verloren. Die Lücke, welche er in seinem Wirkungskreise, besonders aber in der jüdischen Gemeindevertretung und dem Stadtvorstand hinterlässt, wird schwer auszufüllen sein." 
Anmerkung: - Oberbürgermeister Brink: https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Brink       

     
Stiftungen jüdischer Gemeindeglieder (1907)    
Anmerkung: zu Kommerzienrat Ludo Mayer siehe Anmerkungen bei nachfolgendem Artikel von 1911.     

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 19. Juli 1907: "Zur Feier ihres 50-jährigen Geschäftsjubiläums überwiesen die Herren J. Mayer und Sohn dem Pensionsfonds der Witwen und Waisen ihrer Arbeiter 100.000 Mark. - Außerdem stiftete Herr Kommerzienrat Ludo Mayer seiner Vaterstadt zirka 200.000 Mark zur Freilegung des Schlossplatzes und Herstellung eines monumentalen Renaissancebrunnens, umgeben von Parkanlagen".        


Nach Kommerzienrat Ludo Mayer wird eine Straße benannt (1911)   
Anmerkung: Ludo Mayer wurde am 28. April 1845 in Offenbach geboren. Sein Vater hatte die Lederfabrik Mayer & Feistmann (später Mayer & Sohn) mitgegründet. Auf Grund großzügiger Spenden konnte u.a. der "Ernst-Ludwigs-Brunnen" auf dem Schlosshof ("Ludo-Mayer-Brunnen") finanziert werden. Ludo Mayer - seit 1915 Ehrenbürger der Stadt Offenbach am Main - starb am 14. November 1917 während eines Kuraufenthaltes in Bad Nauheim. Die Ludo-Mayer-Straße besteht bis heute in Offenbach.  
Zur Geschichte der Firma von Ludo Mayer siehe Wikipedia-Artikel über J. Mayer & Sohn
Foto des Grabmals in Offenbach
.    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Juli 1911: "In Anerkennung der Verdienste, die sich der Geheime Kommerzienrat Ludo Mayer durch seine verschiedenen gemeinnützigen Stiftungen um seine Vaterstadt Offenbach am Main erwarb, beschloss die Stadtverordnetenversammlung, die neue Straße, die vom Mainufer zwischen Isenburger Schloss und Schlosskirche zur Stadt führt, Ludo-Mayer-Straße zu benennen."   
Anmerkungen: - Ludo Mayer: https://de.wikipedia.org/wiki/Ludo_Mayer und https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/ledermuseum-offenbach-ziegenhaeute-und-heroische-arbeiter-12636626.html
Isenburger Schloss: https://de.wikipedia.org/wiki/Isenburger_Schloss     

 
Goldene Hochzeit von Fabrikbesitzer Louis Wallerstein und Frau (1911)  

Offenbach AZJ 01091911.jpg (26149 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. September 1911: "Der Fabrikbesitzer Louis Wallerstein in Offenbach am Main, Mitinhaber der Firma Eugen Wallerstein & Co., feierte in seltener körperlicher und geistiger Frische mit seiner Gemahlin das Fest der goldenen Hochzeit."  
Anmerkung: - https://de.wikipedia.org/wiki/Schuhfabrik_Hassia_Gebr._Liebmann    

    
Zum Tod von Kommerzienrat und Bankier Heinrich Merzbach (1911)  

Offenbach AZJ 10111911.jpg (49460 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. November 1911: "Kommerzienrat Heinrich Merzbach, der Seniorchef des Bankhauses S. Merzbach und langjähriger erster Vorstand der israelitischen Gemeinde in Offenbach am Main, ist dieser Tage infolge eines Asthmaleidens im 71. Lebensjahr gestorben. Merzbach trat anfangs der 1860er-Jahre unter seinem Vater, dem Begründer des Bankhauses, in dieses ein und übernahm im Jahre 1870 mit seinem vor einigen Jahren verstorbenen Bruder Hermann die Leitung der Geschäfte, die er seitdem bis vor einiger Zeit als Seniorchef führte." 
 
Offenbach FrfIsrFambl 03111911.jpg (66961 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. November 1911: "Offenbach a. M. Mit Kommerzienrat Heinrich Merzbach, der im 70. Lebensjahre verschieden ist, hat die jüdische Gemeinde ihren Präses, die Stadt einen ihrer besten Bürger verloren. Offenbach verdankt seine hervorragende Entwicklung als Industriestadt zum guten Teil dem, von dem Verstorbenen geleiteten Bankhause. Aber auch als Mensch hinterlässt er ein gesegnetes Andenken, denn seine Menschenliebe hat gar manchem Geschäftsmann und Fabrikanten Offenbachs über kritische Momente uneigennützig hinweggeholfen." 
Anmerkung: - Heinrich Merzbach: https://www.ancestry.com/genealogy/records/heinrich-merzbach-24-5wcyrd 
   

   
Vermächtnis des Josef Meyer an die israelitische Gemeinde (1910)  

Offenbach AZJ 04021910.jpg (25702 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. Februar 1910: "Der im Dezember vorigen Jahres in Offenbach verstorbene Rentier Josef Meyer hat der israelitischen Gemeinde 30.000 Mark testamentarisch hinterlassen."  

 
Rechtsanwalt Dr. Guggenheim wird stellvertretender Vorsitzender des Kaufmanns- und Gewerbegerichts (1910)  

Offenbach AZJ 19081910.jpg (18652 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. August 1910: "Zum stellvertretenden Vorsitzenden des Kaufmanns- und Gewerbegerichts in Offenbach am Main wurde auf die Dauer von sechs Jahren Rechtsanwalt Dr. Guggenheim gewählt."  
Anmerkung: - Rechtsanwalt Dr. Guggenheim: https://de.wikipedia.org/wiki/Siegfried_Guggenheim   

   
Auszeichnung für Kommerzienrat Ludwig Mayer (1913)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. April 1913: "Geheimer Kommerzienrat Ludwig Mayer in Offenbach erhielt das Komturkreuz 2. Klasse des Verdienstordens Philipps des Großmütigen".     

 
Bedeutende Stiftungen von Fabrikant Louis Feistmann, u.a. zugunsten des Synagogenneubaus (1911 / 1914)     

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 1. November 1911: "Offenbach. Louis Feistmann hat für eine zu erbauende Synagoge 10.000 Mark gespendet".       
 
Offenbach Frf IsrFambl 26091913.jpg (58473 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. September 1913:  "Offenbach am Main. Das Ehepaar Louis Feistmann hat aus Anlass seiner Silberhochzeit unserer Stadt die Summe von 20.000 Mark zur Stärkung der vor 10 Jahren ins Leben gerufenen Josef und Friederike Feistmann-Stiftung überwiesen. Aus den Zinsen des Stiftungskapitals werden dauernde oder vorübergehende Unterstützungen an bedürftige ältere Männer oder Frauen ohne Rücksicht auf die Konfession gewährt. Der simultane Hilfsverein wurde mit 5000 Mark und die israelitische Hilfskasse mit dem gleichen Betrag bedacht."    
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. Februar 1914: "Aus Offenbach am Main wird geschrieben. Der Großherzig genehmigte folgende, in hiesiger Stadt gemachte Stiftungen: Fabrikant Louis Feistmann und Frau schenkten der Stadt aus Anlass der 25. Wiederkehr des Hochzeitstages 20.000 Mark zur Verwendung der Jos.-Friederik-Feistmann-Stiftung. L. Feistmann schenkte der israelitischen Religionsgemeinde 50.000 Mark zur Verwendung für den Neubau der Synagoge. 40.000 Mark davon sind lebenslänglich dem Geber, nach seinem Tode dessen Ehefrau im Fall ihres Überlebens zu 4 Prozent zu verzinsen."  
Anmerkung: - Louis Feistmann (Portrait): https://offenbacher-wirtschaft.de/die-praesidentin-und-die-praesidenten-der-ihk-offenbach-am-main/
      

  
Ingenieur Gustav Gabriel ist Vorsitzender des Ortsausschusses für die gesetzliche Gesellenprüfung (1912)         

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 20. Dezember 1912: "Offenbach. Ingenieur Gustav Gabriel wurde zum Vorsitzenden des Ortsausschusses für die gesetzliche Gesellenprüfung bestimmt."  

      
Zur Beisetzung des gefallenen Unteroffiziers Willi Strauß (1914) 

Offenbach Frf IsrFambl 23101914.jpg (86856 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 23. Oktober 1914: "Offenbach am Main. Vergangenen Sonntag morgen strömte eine unübersehbare Menschenmenge nach dem hiesigen Friedhof, um der Beerdigung des Unteroffiziers Willi Strauß beizuwohnen. Am 22. August wurde er in der Schlacht bei Neuschâteau so schwer verwundet, dass er drei Tage darauf im Feldlazarett verstarb und mit einigen anderen Kameraden in fremder Erde bestattet wurde. Nach vieler Mühe gelang es endlich den Angehörigen, die irdischen Reste des Verstorbenen hierher zu überführen und den Toten neben der Ruhestätte seiner kürzlich verstorbenen Mutter beizusetzen. 
Zu dieser letzten Fahrt des Kriegers hatte sich ein großes Trauergefolge eingefunden. Eine Musikkapelle eröffnete den Zug. Hierauf kamen die hiesigen Militär- und Kriegervereine, Vertreter der Stadt und zahlreiche Freunde des Verstorbenen. Nachdem die Ehrensalve verhallt war, hielt Rabbiner Dr. Goldschmidt eine tief empfundene Grabrede, in der er den Heldentod fürs Vaterland pries und dem Abgeschiedenen warme Worte der Ehre nachrief. Zahlreiche Kräne wurden am Grabe niedergelegt, ein Zeichen, welch großer Beliebtheit sich der Verstorbene überall erfreute. Die Kapelle spielte darauf 'Wie sie so sanft ruhen', und langsam nahm die große Trauergemeinde von der stillen Ruhestatt Abschied."         
 
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. Oktober 1914: 
Derselbe Artikel wie oben im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"       

   
Im Krieg gefallen: stellvertretender Amtsrichter Dr. Max Dreyfuß (1914) 

Offenbach Frf IsrFambl 27111914.jpg (18938 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 27. November 1914: "Offenbach. Auf dem Felde der Ehre fiel Gerichtsassessor, stellvertretender Amtsrichter Dr. jur. Max Dreyfuß, Leutnant der Reserve und Ritter des Eisernen Kreuzes."          

  
Eisernes Kreuz für Simon Gutmann (1916) 

Offenbach FrfIsrFambl 29121916.jpg (11500 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 29. Dezember 1916: "Offenbach am Main. Simon Gutmann, Sohn des Kaufmanns Ch. Gutmann, erhielt das Eiserne Kreuz." 

   
Zum Tod von Elise Devries (1918)  

Offenbach FrfIsrFambl 06091918.jpg (43891 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. September 1918: "Offenbach a. M., 1. Sept. Heute Nacht entschlief im Alter von nahezu 72 Jahren Frau Elise Devries. Die langjährige Vorsitzende unseres Frauenvereins und unserer Chewra Kadischa. Sie war eines der verdienstvollsten Mitglieder unserer Gemeinde und stets zur Stelle, wenn es galt, Not zu lindern, so dass unsere Armen durch ihren Heimgang einen großen Verlust zu beklagen haben."
Anmerkung: - Chewra Kadischa: https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa 
        

   
Zum Tod von Hermann Hirsch (1918)  

Offenbach FrfIsrFambl 25101918.jpg (75616 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. Oktober 1918: "Offenbach. Dieser Tage verstarb ganz plötzlich Hermann Hirsch dahier im 72. Lebensjahre. Er war ein hervorragendes Mitglied bei dem Institut der freiwilligen Feuerwehr der Stadt Offenbach und mehrmals durch Verleihung der Verdienstmedaille vom Großherzog ausgezeichnet. Im März kommenden Jahres hätte er sein 50jähriges Jubiläum feiern können, es war ihm jedoch nicht vergönnt. Bei seiner Bestattung zeigte es sich deutlich, in welch hohem Ansehen er stand, und Rabb. Dr. Goldschmidt zeigte dies in seiner Grabrede, indem er in beredten Worten darauf hinwies. Auch Kreisfeuerwehrinspektor Müller widmete ihm einen warmen Nachruf.
Anmerkung: - Rabbiner Dr. Goldschmidt: vgl. Artikel von 1901         

  
Über die Olympiasiegerin Helene Mayer aus Offenbach (1928) 

Offenbach CV-Ztg 17081928.jpg (66921 Byte)Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des Central-Vereins) vom 17. August 1928:  "Helene Mayer, die Olympiasiegerin.
Ein köstlicher Beitrag zur 'Rassenwissenschaft'.
Ja, wenn Lächerlichkeiten wirklich töten könnten! Alle die Verschrobenheiten gewisser Rassentheorien wären in dieser Woche mit einem Schlage erledigt worden. In Amsterdam siegte als Meisterin der ganzen Welt im Florettflechten die Primanerin Helene Mayer aus Offenbach. Die deutsche     
Offenbach CV-Zeitung 17081928a.jpg (154063 Byte)Presse aller Richtungen ist voll von Lobeshymnen. Der 'Fridericus', also ein ganz unverdächtiger Zeuge, feiert die Weltmeisterin Helene Mayer im höchsten Brustton arischer Seligkeit. Er schreibt, also: '...Hochachtung vor diesem blonden deutschen Mädel, das inmitten der schwarzhaarigen internationalen Meschpoche, die in Amsterdam den Ton anzugeben sich bemühte, sich treu zu ihrer Gesinnung und zum verratenen und verfemten Schwarz-Weiß-Rot bekannte.' Im ersten Siegestaumel hat Helene Mayer die Farben ihres Fechtklubs, die Schwarz-Weiß-Rot sind, geschwungen. Ähnliche Lobeslieder singen gerade alle die Blätter, die sonst deutlich oder verschämt gern ihr 'arisches Deutschtum' betonen. Ja, die Bilderbeilagen deutschnationaler Zeitungen weisen das ganzseitige Bild der Offenbacher Primanerin auf, um ihren Lesern die Weltmeisterin darzustellen, um wahrscheinlich nicht minder die im Textteil gemeldeten blauen Augen und blonden Flechten Helene Mayers, soweit möglich, im Bilde vorzuführen.   
Als Helene Mayer vor wenigen Monaten beim Londoner Fechtturnier mehrere der europäischen Meisterinnen besiegte, da schlug sogar ein echt deutscher Mann in der 'Anhaltischen Rundschau' also die Harfe:  
'Mit einmal ändert sich die Szene! Ein deutsches Mädel, blond und nett,
Steht - dreimal Siegerin - Helene, Den weißen Handschuh am Florett; 
Blauäugig und von frohen Sinnen. Vom Kampfe noch die Wangen rot, 
Die ganz Europas Fechterinnen  Die Spitze ihres Degens bot.   
Der Neuzeit weibliche Geschöpfe Besiegt sie schlicht im Sportgewand  
Und, denkt euch, sie trägt - blonde Zöpfe!  Und schlingt darum ein weißes Band. 
Ein blaues Aug', ein deutscher Schädel  Der Jugend Anmut im Gesicht,  
Ein gut gewachsen rheinisch' Mädel - Und ficht, als wie der Teufel ficht!"  
Wir sind der Meinung, dass Abstammung und Religion gewiss recht wenig mit sportlicher Tüchtigkeit oder Untüchtigkeit zu tun haben. Helene Mayer kämpfte in der Amsterdamer Olympiade lediglich für den Sieg der deutschen Farben.  
Aber dieses wundervolle Beispiel der verstiegenen 'arischen Rassenlehre' musste hier angeführt werden, denn diese blauäugige und blondhaarige Helene Mayer ist die Tochter unseres Offenbacher Mitgliedes, der Arztes Dr. Mayer, und damit jüdische Deutsche."     

    
Die Weltmeisterin im Fechten Helene Mayer gewinnt die Meisterschaft in Amerika (1933)       

Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Wiesbaden und Umgebung" vom 14. Juli 1933: "Helene Mayer, die ehemalige Weltmeisterin im Fechten, bekanntlich die Tochter eines jüdischen Arztes in Offenbach, hat die Meisterschaft Amerikas im Florettfechten errungen."    .
Anmerkungen: - Helene Mayer: https://de.wikipedia.org/wiki/Helene_Mayer  https://frankfurter-personenlexikon.de/node/466 
Rassenwissenschaft: https://de.wikipedia.org/wiki/Nationalsozialistische_Rassenhygiene       

 
Über die Sedergeräte in der Sammlung Dr. Guggenheim in Offenbach (Artikel von 1934)  

Offenbach BayrIsrGZ 01041934.jpg (169655 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. April 1934: "Ein Sedertisch in unseren Tagen
Die Sedergeräte in der Sammlung Dr. Guggenheim in Offenbach a. M.  

Von Dr. Martha Wertheimer
In jedem Jahr wird in Hunderttausenden von jüdischen Häusern der Seder gefeiert, in der ganzen Welt. Dass hier von einem Hause die Rede sein soll, indem er seine besondere gegenwärtige, in Deutschland heimatliche Form hat, das soll nur so gewertet werden wie es dort der Hausvater selbst meint: Ihr alle habt die Kraft in euch die Bräuche unserer Vater in frommer Liebe zueinander und zu eurer Umwelt entspricht, lebendiger Seder! Seder, der Haggadah, der Gastlichkeit, der Gastlichkeit und der Hoffnung auf die Strahlkraft von Liebe und Glauben – das spürt, wer von diesem Seder weiß. Das atmen auch noch im profanen Jahr die Geräte, die eigens für diesen Abend von Künstlern geschaffen wurden, die dem Hausvater als Freunde nahestehen. Für seinen Seder hat Dr. Guggenheim in Offenbach am Main sein Haus schmücken und edle Geräte fertigen lassen, sodass im Laufe von Jahren sich in seinem Hause eine Fülle von Köstlichkeiten angesammelt hat, die man heute allgemein als seine 'Sammlung' bezeichnet.
Die Sammlung von Dr. Guggenheim ist eigentlich gar keine. Sie hat ein Programm und keinen Ehrgeiz. Sie ist einfach geworden weil Dr. Guggenheim ein Freund der Künstler Rudolf Koch und des Meisters selbst ist, weil er mit ihrem Schaffen lebte, ehe sie berühmt waren, weil er die Freude an dem Werk hatte und schöne Stücke, die er liebte, für sich haben wollte. Die Sedergeräte aber sind wirklich auf seine Bestellung hin gemacht, und gerade an ihnen wird deutlich, wie hier der Geist, in dem der Kunstfreund lebt, formschaffend auf den Künstler gewirkt hat.
Es ist von unsagbarem Reiz, wenn man Kunstgegenstände fernab von allem l’art pour l’art nicht in einem Museum, nicht in einer Sammlung, sondern lebendig an dem Ort sieht, für den sie geschaffen wurden. An einem hellen Mittag im Februar wurde mir eine stille Stunde im Hause Guggenheim geschenkt, in der ich allein zwischen den Büchern und Geräten saß und mich in mich aufnehmen durfte, was sie mir sagen sollten.
Der volle Klang, der durch diese Stunde tönte, kam mir von der Sederschüssel, die ich als erstes von allen Geräten sah, die liebevolle Haufrauenhände aus der Umhüllung schälten und vor mich hinstellten. Sie ist nach Angaben von Rudolf Koch im Jahre 1919 von Carl Schäfer in Holz geschnitzt worden, in einem schwärzlichen Grün, schwingt ihr vollkommenes Kreisrund, das die Mazzot umschließen soll, hinter einem Deckel, der sich geheimnisvoll über sie legt. Die zarte Riefelung     
Offenbach BayrIsrGZ 01041934a.jpg (409542 Byte)in einer Art aufgelöstem Palmettenmuster, die strenge vertikale Gliederung der äußeren Träger, die zur Aufnahme der Schüsselchen für das Moror, das Ei und den Knochen, Salzwasser, Meerrettich usw. bestimmt sind, geben zusammen mit dem Schwingen des Gefässes und des Deckels und mit der Farbe, der ganzen Erscheinung das Pflanzliche, die Illusion des Gewachsenseins, das Unbedingte und Wahrhaftige, das allen diesen Geräten anhaftet. Da hängen an der Wand zwei mächtige Teppiche, die ebenfalls aus der Werkstätte stammen; auf rauhem handgewebten Leinen von grauer Grundfarbe sind mit handgefärbten Fäden Spruchbänder in Blockanordnung gestickt, die die ganze Fläche überziehen. Auf dem einen steht in deutscher Übersetzung der 118. Psalm. 'Aus der Tiefe rief ich zu dir..', die Schriftbänder wechseln als Reihen in der grauen Grundfarbe, in einem holzigen Braun und einem ruhigen Blau. Die gestrickte Schrift ist auf den braunen und blauen Reihen in der grauen Grundfarbe, in einem holzigen Braun und einem ruhigen Blau. Die gestickte Schrift ist auf den braunen und blauen Reihen , auf der grundfarbigen in dunkelstem Braun gehalten. Den unteren Raum schließen in starken Buchstaben der hebräischen Quadratschrift die Sinnworte des Festes, 'Pessach, Mazzo, Moror' ab. Der andere Teppich ist, wie sein Text, bewegter in der Anordnung der Bänder gehalten, was dadurch erreicht wird, dass die farbigen Zeilen breiter, die in der Grundfarbe schmäler gehalten sind.
Auf grauem Grunde erscheinen die deutschen Worte des Psalms 114, 'Als Israel aus Ägypten zog…', die bunten Bänder jubeln in der heiligen Sprache: 'Haudu l’audanoi ki tauw' und tragen als Sinnschmuck ein Band mit vier Trauben, dem Gleichnis für die vier Becher Wein des Sederabends, und als Abschluss eine Ranke mit fünf Granatäpfeln als Gleichnis für die fünf Bücher der Tora.
Berthold Wolpe, der die Reinheit und Wahrhaftigkeit kunsthandwerklichen Schaffens mit der Innigkeit seines jüdischen Wissens und Fühlens verbindet, hat die Teppiche entworfen und ist auch der Schöpfer der wundervollen Schüssel und Kanne für das feierliche Händewaschen des Hausherrn zum Anfang der Feier. Rotleuchtendes getriebenes Kupfer trägt um die reine Kreisform der Schüssel den hebräischen Segensspruch nach dem Händewaschen, und es ist wundervoll zu sehen, wie sich die Buchstaben der alten Schrift zum edlen Ornament gestalten ließen. Die Kanne wiederholt die Kreisform in ihrem breiten Henkel und bereitet seinen Rhythmus durch die nach hinten geschrägte und geschwungene Form der Kannenöffnung vor.
Greift dann der sedergebende Hausvater nach dem Kidduschbecher, so lässt er die alte Form des Sturzbechers, der keinen Schmuck hat als sich selbst und ein zartes Schriftband der Worte aus dem Sch’mah 'Mit ganzem Herzen – mit ganzer Seele – mit ganzer Kraft.' Die Hausmarke des Hauses Guggenheim, die in allen Büchern und auf vielen Geräten der Sammlung wiederkehrt, die behandschuhte Hand, die die Gewürzbüchse auf einem Pokalstiel trägt, zeichnet den Becher als Weihegerät. Dieser Becher ist in seiner Form einem 150 Jahre alten Becher der Chewrakadischa in Worms https://www.alemannia-judaica.de/worms_synagoge.htm, der Heimatstadt Dr. Guggenheims, nachgebildet, auf dem die Namen der Vorväter des Hauses Guggenheim verzeichnet stehen.
Der Seder, der Jahr für Jahr die gleichen frommen Sinnzeichen vor uns hinstellt und holde Stunden darauf verwendet, sie immer wieder neu und tief zu deuten, will mit der Formenfülle unserer eigenen Umwelt die uralte mythische Feier nah und gegenwärtig machen. Damit ist aber schon der Zweck der feinsten Pessachgabe ausgesagt, die Dr. Guggenheim den jüdischen Menschen unserer Tage gemacht hat: Der Offenbach Haggadah.1)
Sie will das Gebot 'Du sollst erzählen' erfüllen. Wie es selbst an seinem Sedertisch die alten Bräuche und die Segenssprüche, die Vorschriften und die haggadischen Geschichten mit Deutung und Ausschmückung umrankt, so hat er sie in diesem Buche niedergelegt. Nicht zünftige Gelehrsamkeit, die Kawonnoh, das liebreiche Glühen eines liebenden Herzens schuf die innere Form, die hier Lieder und Segenssprüche, Legende und Lobpreisung vereinigt und sie wie Blütenranken durch die innere Form, die hier Lieder und Segenssprüche, Legende und Lobpreisung vereinigt und sie wie Blütenranken durch die vorgeschriebenen Bräuche webt. So erscheinen sie auch in der Buchgestaltung: Roter Druck hebt die Erwähnung der Handlungen aus dem deutschen Text hervor, der in einer bibelgotisch geschnittenen Schrift von Rudolf Koch erscheint. Schwarz stehen auch die edlen hebräischen Buchstaben; die Noten der Lieder erscheinen, mit ihren eckigen Notenköpfen den alten Missalnoten ähnlich, schwarz auf roten Linien: Bunt wie die geschaffene Welt sind die Bilder, ganzseitige Holzschnitte von Fritz Kredel, die mit Herzenseinfalt empfangen und mit wundervollen Können gestaltet sind. Die Karte von Erez Israel ist allein schon eine Köstlichkeit. Den gesamten Druck hat Max Dorn in Offenbach gestaltet und die schwierige Aufgabe erstaunlich klar gelöst, das Vielerlei die Texte, und der Bilder in ein geschlossenes Ganzes zu bringen.
Die Welt ist tausendfältig und Gott ist Eins. Gelingt es einem Menschen, dies ewige Wunder uns sinnfällig zu machen, so müssen wir ihm dafür danken und die Kraft seines Beispiels in uns wirken lassen. Hier ist es geschehen. Künstler, Gelehrte, Freunde, alle des einen Menschen, wirkten beim Schaffen dieser Geräte zusammen und der Friede ihrer Liebe wirkt aus ihrem Werk zu unserer Erkenntnis. Um die Fülle in der Einheit geht es, um den Sinn den alle Dinge haben. Unsere Väter empfingen seine Offenbarung. Wir nennen in Jichud, die Einheit alles Geschaffenen in Gott." 
1) Erschienen im Verlag des Herausgebers und von ihm zu beziehen. Preis broschiert RM 60.- 
 
Anmerkungen: - Sedergeräte: Sederteller, Sederschüssel, Kidduschbecher https://de.wikipedia.org/wiki/Kiddusch
- Seder: https://de.wikipedia.org/wiki/Seder
- Dr. Guggenheim: https://de.wikipedia.org/wiki/Siegfried_Guggenheim und Artikel von 1910 
- Haggadah: https://de.wikipedia.org/wiki/Haggada
- Rudolf Koch: https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Koch_(Schriftkünstler )
- Mazzot: https://de.wikipedia.org/wiki/Matze)
- Palmette: https://de.wikipedia.org/wiki/Palmette
- Moror: https://de.wikipedia.org/wiki/Maror
- Mazzo: https://de.wikipedia.org/wiki/Matze) 
- Berthold Wolpe: https://de.wikipedia.org/wiki/Berthold_Wolpe
- Schm’ah: https://de.wikipedia.org/wiki/Schma_Jisrael
- Offenbacher Haggadah: https://www.lbi.org/collections/jewish-holidays-lbi-collections/passover-lbi-collections/offenbacher-haggadah/
- Gewürzbüchse: https://de.wikipedia.org/wiki/Besamimbüchse
- Chewrakadischa: https://de.wikipedia.org/wiki/Chewra_Kadischa
- Missal: https://de.wikipedia.org/wiki/Schriftgrad
- Fritz Kredel: https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Kredel
- Erez Israel: https://de.wikipedia.org/wiki/Eretz_Israel
-
https://www.fnp.de/kultur/teppich-legt-sich-klingspor-museum-10520899.html      

   
   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Anzeige der Metzgerei J. Hahn (1879)
  

Offenbach Israelit 02011879jh.jpg (32936 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Januar 1879:  "Koscher - Echte Offenbacher Wurst  
versendet gegen Nachnahme à 90 Pfennig pro Pfund, en gros billiger, 
J. Hahn, Karlstraße 18, Offenbach am Main."      

     
Lehrlingssuche des Manufakturwarengeschäftes Gebr. Eskeles (1883)  

Offenbach AZJ 13031883.jpg (29411 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. März 1883: "Lehrling
Für unser Tuch- und Manufakturwarengeschäft en detail suchen einen Lehrling mit guter Schulbildung. 
Gebr. Eskeles, Offenbach am Main."     

     
Anzeige des Metzgermeisters Max Fried (1901)     

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Dezember 1901:  
"Suche einen kräftigen 
Lehrjungen

der die Metzgerei und Wurstlerei erlernen will, zum baldigen Eintritt. 
Max Fried, Offenbach am Main, Waldstraße 8".      

   
Anzeigen des Tuch- und Maßgeschäftes von Julius Weinberg (1907)        

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Mai 1904: "Lehrling 
gesucht zu Pfingsten, mit guten Schulkenntnissen, bei freier Station, für mein Tuch-, Schneiderei- und Herrenmodegeschäft. 
Julius Weinberg, Offenbach am Main
."       
  
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. Juli 1907:  "Lehrling 
mit guter Schulbildung für mein Tuch- und Maßgeschäft gegen Vergütung baldigst gesucht.  
Julius Weinberg, Offenbach am Main
."        

 
Anzeige des Herrengarderobegeschäftes Hermann Hirschen (1906)     

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. Dezember 1906: "Lehrling
Suche zum Schulaustritt 1907 für mein Herrengarderobe-Geschäft einen Lehrling. 3-jährige Lehrzeit. Kost und Logis frei im Hause. Offerten an Hermann Hirschen, Offenbach am Main".     

  
Verlobungsanzeige von Sala Krakowsky und Ludwig Haas (1936)    

Offenbach Israelit 11061936.jpg (27774 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1936: "Sala Krakowsky - Ludwig Haas.  
Verlobte. 
Offenbach am Main - Kaiserstraße 1  /  Frankfurt am Main Waldschmidtstraße 123. 
Kein Empfang."       

  
   
Sonstiges      
Erinnerung an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert - Grabstein für Josephine Kuhn geb. Koch aus Offenbach in New Orleans (1848-1909)    
Anmerkung: das Foto wurde von Rolf Hofmann (Stuttgart) im April 1994 im 1860 eröffneten Hebrew Rest Cemetery in New Orleans, 2100 Pelopidas at Frenchman Street, near Elysian Fields and Gentilly Blvd., aufgenommen     

Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans für 
"Josephine Koch  
beloved Wife of Wolf Kuhn  
born in Offenbach Germany 
August 20, 1848. 
Died in New Orleans  
December 8, 1909  Kislew 25  5670."     

       
 Hinweis auf Walter Katz (1913 in Offenbach - 1938 in Spanien)     

Hinweis auf eine Publikation in spanischer Sprache: Renato Simoni: WALTER KATZ - aviador al servicio de la República (1936-1938; deutsch: Flieger im Dienst der Republik). Erschien 2020. Verlag Publicacions URV Collecció Estudis sobre Conflictes Socials Bd. 8.  152 S. ISBN: 978-84-8424-832-3. 
Online ist das Buch lesbar über  http://llibres.urv.cat/index.php/purv/catalog/download/441/459/1033-1?inline=1  
Walter Katz
ist am 27. April 1913 als Sohn von Rechtsanwalt Dr. Bernhard Katz (auch langjähriger SPD-Stadtverordneter, Kaiserstraße 82) und Antonia Luise Katz geb. Strauss in Offenbach am Main geboren, wo er aufgewachsen ist und das Lessing-Gymnasium besuchte. Als Universitätsstudent (seit 1931 in Freiburg im Breisgau, 1932/33 in München, dann Gießen) kämpfte er bereits Anfang der 1930er-Jahre gegen den Aufstieg der Nationalsozialisten. 1933 musste er seine akademische Laufbahn aufgeben und wanderte nach Spanien aus, wo er sein Studium an der Universität Madrid abschloss und die spanische Staatsangehörigkeit erhielt. Bei Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs trat er als Flieger ein und trainierte im Luftfahrtzentrum von Los Alcázares (Murcia). Seit 1937 nahm er an den wichtigsten Luftschlachten teil. Als Leiter der Nachtflüge der republikanischen Luftwaffe verteidigte er insbesondere die Mittelmeerküste (Levante und Katalonien) gegen die Bombenanschläge der faschistischen und nationalsozialistischen Luftfahrt. Kapitän Walter Katz wurde als letzter internationaler Jagdflieger am 11. (oder 20.?) November 1938 bei einem Einsatz am Segre-Fluss über Katalonien abgeschossen.  
Die Publikation über Walter Katz wurden unter Verwendung der im Familienarchiv aufbewahrten Primärquellen erarbeitet. Dabei wurden unter anderem hunderte von Briefen ausgewertet
.  
Weitere Hinweise zur Publikation  http://publicacions.urv.cat/cataleg/47-conflictes/855-walter-katzWalter Katz (1913-1938), judío alemán, luchó como estudiante universitario contra el ascenso del nazismo desde principio de los años treinta. Por motivos raciales, en 1933 tuvo que abandonar su carrera académica y llegó a España, donde completó sus estudios en la Universidad de Madrid y obtuvo la nacionalidad española. Al estallar la Guerra Civil se alistó como aviador y se formó en el centro aeronáutico de Los Alcázares (Murcia). Desde 1937 participó en las principales batallas aéreas. Como jefe de vuelos nocturnos defendió en particular el litoral mediterráneo (Levante y Cataluña) contra los bombardeos de la aviación fascista y nazi al servicio de Franco. El capitán Katz murió combatiendo con su Chato CA-155 en el frente de Serós el 11 de noviembre de 1938. La biografía de Walter y la de su madre Antonia Katz se hallan meticulosamente trazadas gracias a las fuentes primarias conservadas en el archivo familiar. Pasados más de 80 años, centenares de cartas han permitido reconstruir un perfil del hombre y del aviador que dio su vida para proteger de la agresión enemiga a la República y a su indefensa población civil. "       
Vgl. auch die Publikationen: Michael Berger: Sie kämpften für Spaniens Freiheit. Deutsche und Österreichische Juden im Spanischen Bürgerkrieg. In: Jüdische Soldaten - Jüdischer Widerstand. Ferdinand Schöningh Verlag.
ders.: Für Kaiser, Reich und Vaterland. Jüdische Soldaten. Eine Geschichte vom 19. Jahrhundert bis heute. Orelli Füssli Verlag AG. Zürich. www.ofv.ch  
Arno Lustiger: Schalom Libertad! Juden im spanischen Bürgerkrieg. Aufbau Taschenbuch Verlag.  
In allen genannten Publikationen wird auch die Geschichte von Walter Katz genannt.
Presseartikel in der spanischen Tageszeitung "Heraldo" vom 15. September 2020: "Walter Katz, el vigilante de la noche. Renato Simoni publica la biografía de un piloto alemán encargado de repeler los ataques nocturnos contra Barcelona durante la Guerra Civil", Link zum Artikel https://amp.heraldo.es/noticias/ocio-y-cultura/2020/09/15/walter-katz-el-vigilante-de-la-noche-1395327.html   .   
Presseartikel auf das Buch von Elio Canevascini: CON I PARTIGIANI IN MONTENEGRO – RICORDI DI UNA MISSIONE DELLA CENTRALE SANITARIA SVIZZERA (1944-1945) di Elio Canevascini, a cura di Danilo Baratti, Patrizia Candolfi e Renato Simoni. 2020 in: https://fpct.ch/con-i-partigiani-in-montenegro-ricordi-di-una-missione-della-centrale-sanitaria-svizzera-1944-1945/ 

     
     
      
Nach der Emigration: Todesanzeigen in der amerikanisch-jüdischen Zeitschrift "Der Aufbau"          
Anmerkung: Beim "Aufbau" handelt es sich um eine deutsch-jüdische Exilzeitung, die 1934 gegründet wurde und bis 2004 in New York erschien. Der Aufbau entwickelte sich in der NS-Zeit rasch zur wichtigsten Informationsquelle und Anlaufstelle für jüdische und andere deutschsprachige Flüchtlinge in den USA. Vgl. Wikipedia-Artikel  https://de.wikipedia.org/wiki/Aufbau_(jüdische_Zeitung).    
Der Aufbau kann online gelesen werden: https://archive.org/details/aufbau.          

              
       Traueranzeige für Paul Goldsmith
früher Offenbach am Main
"Aufbau" vom 3. Dezember 1948
       

      
       

       

       

       

        

 

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Stand: 30. Juni 2020