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Rosenheim (kreisfreie
Stadt, Oberbayern)
und Orten der Umgebung (u.a.
Niedernburg, Gemeinde Prutting)
Jüdische Geschichte
Übersicht:
Zur jüdischen Geschichte
in Rosenheim
In Rosenheim bestand zu keiner Zeit eine
selbständige jüdische Gemeinde. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts
sind jedoch mehrere jüdische Familien / Personen in der Stadt zugezogen. Sie
gehörten zur jüdischen Gemeinde in München, wo auch die in Rosenheim
verstorbenen Juden beigesetzt wurden.
Im 19./20. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie
folgt: 1910 56 jüdische Einwohner (0,4 % von insgesamt 15.696 Einwohner), 1925
39 (0,2 % von insgesamt 17.998).
Um 1900 beantragten die Rosenheimer Juden die Gründung eines eigenen
israelitischen Kultusvereins, was jedoch vom Stadtmagistrat mit Hinweis auf die
Zugehörigkeit zur jüdischen Gemeinde in München abgelehnt wurde.
An Einrichtungen gab es möglicherweise in einem der jüdischen Häuser einen
Betraum.
Die jüdischen Familien eröffneten mehrere jüdische Geschäfte in der Stadt.
1933 gab es elf jüdische Geschäftsinhaber.
1933 lebten 38 jüdische Personen in Rosenheim. In
den folgenden Jahren sind fast alle von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Bereits im März 1933
starb ein älteres jüdisches Ehepaar an Suizid. Zwischen 1933 und 1939
emigrierten 14 der jüdischen Einwohner (fünf in die USA, je drei nach Holland
und in die Tschechoslowakei, zwei nach England, einer nach Palästina), 14
verzogen in andere deutsche Orte (u.a. acht nach München und vier nach Berlin).
Bis 1937 gaben sechs der elf jüdischen Geschäftsinhaber in der Innenstadt ihr
Geschäft auf. Beim Novemberpogrom 1938 wurden in den frühen Morgenstunden des
10. November 1938 die letzten beiden jüdischen Läden durch SA-Männer
überfallen und völlig demoliert. 1939 gab es noch sieben jüdische Einwohner
in der Stadt. Weitere drei jüdische Personen zogen 1941 nach München. Am 28.
Februar 1942 wurden zwei ältere Frauen in das Lager Milbertshofen
verbracht.
Von den in Rosenheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Antonie Taube
Fichtmann geb. Delfin (1874), Klara Fichtmann (1912), Max Fischer (1913), Franz
Kohn (1895), Hugo Kohn /1880), Julius Kohn (1886), Babette Mayer geb. Dreyfuss
(1862), Adele Obernbreit (1895), Rosa (Rosalie) Obernbreit geb. Heilbronner
(1866), Konrad Scherer (1891), Alexander Wiener (1873), Frieda Wiener geb. Selz
(1873).
Aus Niedernburg (Gemeinde Prutting) sind umgekommen: Elisabeth (Ella
Elsa) Block (1923), Friedrich (Fritz) Block (1892), Gertrud Block (1927),
Johannes Arno Block (1928), Marie (Maria, Mirjan, Miriam) Block geb. Frensdorff
(1896).
Hinweise: Im Frühjahr 2014 wurde in Rosenheim angeregt, in der Stadt "Stolpersteine"
für die Opfer des NS-Zeit zu verlegen (Pressemitteilungen von Ende April
2014). Im Juni 2015 wurde eine Initiative "Stolpersteine für
Rosenheim" gegründet.
In Niedernburg wurden am 16. Juli 2018 fünf Steine für die jüdische Familie Block verlegt.
Fritz Block und Mirjam geb. Frensdorff (beide stammten aus Hannover) hatten drei Kinder und betrieben
in Niedernburg seit 1921 eine Gärtnerei. Die ganze Familie wurde 1942 (über
das "Judenlager" Milbertshofen) nach Piaski deportiert und ermordet. Das Tagebuch von Tochter Elisabeth blieb erhalten und wurde nach seiner Veröffentlichung 1993 auch überregional bekannt.
Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_Block.
Nach Elisabeth Block ist in Niedernburg eine Straße benannt.
Nach Kriegsende kam eine Anzahl jüdischer Displaced Persons (Überlebende von
Konzentrationslagern und weitere jüdische Flüchtlinge) nach Rosenheim. Von den früheren jüdischen
Einwohnern kam jedoch niemand in die Stadt zurück. Seit Herbst 1946 bestand in
Rosenheim ein zentrales Auffanglager für jüdische Waisenkinder sowie
für Jungen und Mädchen, die in der NS-Zeit von ihren Eltern getrennt worden
waren ("Children Center"). Etwa 1.600 Kinder lebten zeitweise in dem
Aufnahmelager in Rosenheim, das in der früheren Rosenheimer Pionierkaserne
untergebracht wurde. In den ehemaligen Soldatenunterkünften herrschte eine
qualvolle Enge, da in jeden Wohnbloch durchschnittlich 400 Jungen und Mädchen
eingewiesen wurden. Zu den Kindern kamen noch zahlreiche Erwachsene, sodass sich
zeitweise 2.250 Bewohner in der Pionierkaserne drängten. Im Heim wurde eine
eigene Volksschule mit zeitweise über 1.000 Schülern eingerichtet sowie ein
Kindergarten und Ausbildungswerkstätten. Im April 1947 wurde das
Kinderheim aufgelöst. Die Mehrheit der Jungen und Mädchen übersiedelten in
einer der Kinderheime innerhalb der US-Zone wie etwa nach Indersdorf, Aschau
oder Lindenfels. Nach Gründung des Staates Israel wurde das DP-Lager in
Rosenheim 1948/49 geschlossen.
Berichte aus der
jüdischen Geschichte in Rosenheim
Berichte zu einzelnen Personen
Kriegsauszeichnung für Siegfried Kurzmann (1916)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. September
1916: "Nürnberg. Das Eiserne Kreuz erster Klasse
erhielt Pionierhauptmann der Reserve Siegfried Kurzmann, Bauamtmann
in Rosenheim. Er besitzt bereits das Eiserne Kreuz zweiter Klasse, den
bayerischen Militärverdienstorden mit Schwertern und das österreichische
Militärverdienstkreuz mit der Kriegsdekoration". |
Fotos
Hinweis: im Fotoarchiv
des United States Holocaust Museum Washington (USHMM) findet sich eine
Anzahl von Fotos zur Geschichte des Lagers für Displaced Persons aus den Jahren
1946 bis 1948; die beiden Fotos - © USHMM, das linke im Original im Stadtarchiv
Rosenheim - entstammen der online-Präsentation von USHMM.
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NS-Boykott am 1. April
1933
vor einem jüdischen Geschäft in Rosenheim |
Neujahrskarte, versandt von
einer Familie
aus dem DP-Lager Rosenheim 1947 |
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Links und Literatur
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