Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Ulm (Stadtkreis) 
Jüdische Geschichte / Beträume/Synagogen bis 1938/41

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Eine Textseite mit Berichten aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben  
Eine Textseite zur Geschichte des Rabbinates, der Lehrer und der Schule sowie weiterer Angestellten der Gemeinde  
Eine Textseite mit Berichten zu einzelnen Personen aus der Gemeinde     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
Mittelalter  
19./20. Jahrhundert    
bulletFotos / Darstellungen  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   
bulletLinks und Literatur   

  
Hinweis: es gibt eine weitere Seite zu der im Dezember 2012 eingeweihten neuen Synagoge in Ulm    
  
  
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
(english version)      
  
In Ulm bestand eine jüdische Gemeinde zunächst im Mittelalter. In einer Reichssteuerliste von 1241/42 wird die Gemeinde genannt. Wenige Jahre zuvor (1236/38) gab der Ulmer jüdische Kaufmann Yosef bar Moshe in Würzburg eine prächtig ausgestattete Bibel in Auftrag, die bis heute in der Bibliotheca Ambrosiana in Mailand erhalten ist ("Ambrosianische Bibel").   
 
Während der Judenverfolgung in der Pestzeit 1349 wurde die Gemeinde vernichtet (am 30. Januar 1349). In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zogen wieder Juden in der Stadt zu. Es kam zur Neubegründung einer Gemeinde. 1499 wurden die Juden aus der Stadt ausgewiesen. Bereits seit 1493 hatte die Reichsstadt beim Kaiser gebeten, die Juden aus der Stadt zu vertreiben. 
       
Hinweis: eine umfassende Darstellung zur Geschichte der mittelalterlichen jüdischen Gemeinde in Ulm findet sich in der Dissertation von Christian Scholl: Die Judengemeinde der Reichsstadt Ulm im späten Mittelalter. Innerjüdische Verhältnisse und christlich-jüdische Beziehungen in süddeutschen Zusammenhängen. Hannover 2012 (Forschungen zur Geschichte der Juden A 23). Die Dissertation ist online zugänglich https://ubt.opus.hbz-nrw.de/frontdoor/index/index/docId/1503.    
      
       
Erst im 19. Jahrhundert kam es wieder zur Bildung einer jüdischen Gemeinde. Nach 1806 konnten – zunächst nur wenige - Juden in der Stadt zuziehen (1806 Heinrich Röder [früher Harburger] aus München, 1815 Seligmann Guggenheim aus Hechingen). 1823 gab es 13 jüdische Personen in Ulm, 1831 12, 1843 19, 1854 57. Bis 1856 gehörten die in Ulm lebenden jüdischen Personen zur Gemeinde in Laupheim. 1856 konnte sich eine selbständige israelitische Gemeinde in Ulm bilden.  
  
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zahl jüdischer Einwohner wird folgt: 1858 230 jüdische Einwohner, 1861 327, 1864 373, 1867 394, 1871 555 (2,1 % von insgesamt 26.290 Einwohnern), 1875 692, 1880 Höchstzahl von 694 (2,1 % von 32.773), 1885 667, 1890 664 (1,8 % von 36.191), 1895 643, 1900 609 (1,7 % von 42.982), 1905 613, 1910 588 (1,0 % von 56,109). 
    
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde u.a. eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Religionsschule, erst in der NS-Zeit jüdische Volksschule s.u.) und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war - neben dem Rabbiner - ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Erster Lehrer und Vorbeter war Simon Einstein aus Laupheim, der 1845 als "Vorsängeramtsverweser" von der Israelitischen Oberkirchenbehörde nach Ulm berufen wurde. Seit 1889 war Ulm Rabbinatssitz. Rabbiner in Ulm waren: bis 1906 Dr. Seligmann Fried, 1906 bis 1915 Jesajas Straßburger, 1916 bis 1927 Dr. Ferdinand Straßburger, 1928 bis 1939 Dr. Julius Cohn.  
  
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Ludwig Einstein (geb. 16.6.1884 in Stuttgart, gef. 1.12.1914), Unteroffizier Julius Erlanger (geb. 10.10.1892 in Ulm, gef. 5.11.1914), Max Essinger (geb. 9.6.1890 in Ulm, gef. 18.10.1918), Max Griesheim (geb. 21.4.1895 in Beuern, gef. 30.10.1915), Gefreiter Otto Hirsch (geb. 1.1.1890 in Ulm, gef. 18.6.1915), Heinrich Kahn (geb. 24.3.1889 in Schierstein, gef. 16.7.1918), Leutnant Hans Mann (geb. 14.1.1895 in Ulm, gef. 10.5.1916), Ernst Marx (geb. 12.9.1878 in Ulm, gef. 11.5.1917), Ernst Marx (geb. 12.9.1878 in Ulm, gef. 11.5.1917), Vizefeldwebel Berthold Mayer (geb. 23.2.1891 in Ulm, gef. 16.8.1916), Leutnant Theodor Moos (geb. 17.2.1896 in Ulm, gef. 27.5.1918), Gefreiter Ernst Oettinger (geb. 7.4.1890 in Ulm, gef. 26.10.1915), Julius Oettinger (geb. 5.6.1893 in Ulm, gef. 21.4.1917), Ludwig Rothschild (geb. 25.4.1889 in Tirschenreuth, gef. 27.5.1917), Unteroffizier Ludwig Stark (geb. 23.4.1891 in Ermetzhofen, gef. 24.8.1914), Alfred Ucko (geb. 23.12.1897 in Beuthen, gef. 2.10.1916), Leutnant Ernst Emil Weil (geb. 16.6.1890 in Ulm, gef. 26.7.1917), Leutnant Otto Weil (geb. 1.6.1895 in Ulm, gef. 18.6.1917), Max Wolf (geb. 25.4.1893 in Heddesheim, gef. 25.5.1916). Außerdem ist gefallen: Ernst Landauer (geb. 1.5.1896 in Ulm, vor 1914 in Stuttgart wohnhaft, gef. 22.3.1917).   
  
Um 1924, als zur Gemeinde 565 Personen gehörten (Zahl von 1925, 1,0 % von insgesamt 57,427 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Rechtsanwalt Benno Gump, Rechtsanwalt Dr. Hirsch II, Moritz Nathan, Emil Mayer, Alfred Wolf und Julius Hilf. Rechner der Gemeinde war Ferdinand Straßburger, Synagogendiener Wilhelm Bausch, Gemeindepfleger Leopold Hirsch I. Kantor und Religionslehrer Abraham Adler. er erteilte - zusammen mit Rabbiner Dr. Straßburger - damals 85 Kindern der Gemeinde den Religionsunterricht. An jüdischen Vereinen gab es u.a. den Israelitischen Männerverein (bzw. Israelitischer Wohltätigkeitsverein e.V.; gegründet 1857; 1924 unter Leitung von Jakob Guggenheim mit 225 Mitgliedern, 1932 unter Leitung von Julius Strauß mit 145 Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger), den Israelitischen Frauenverein (gegründet 1847; 1924/32 unter Leitung von Sophie Levy und 196 bzw. 198 Mitgliedern), den Israelitischen Armenverein (bzw. Israelitischer Wanderarmenverein, gegründet 1895, 1924 unter Leitung von Rabbiner Dr. Straßburger und 225 Mitgliedern, 1932 unter Leitung von Rabbiner Dr. Cohn und 170 Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiet: Wanderfürsorge), einen Jüdischen Jugendbund (1924 unter Leitung von Else Natanson und 25 Mitgliedern), den Israelitischen Leseverein (1924 unter Leitung von Rechtsanwalt Moos und 180 Mitgliedern), eine Ortsgruppe des Central-Vereins (1924 unter Leitung von Rechtsanwalt Moos I. und 176 Mitgliedern), eine Ortsgruppe des Reichsbundes jüdischer Fronsoldaten (1924 unter Leitung von Dr. med. Hirsch). Die Wohltätigkeitsvereine der Gemeinde schlossen sich 1924 zusammen zu einer Örtlichen Zentrale für jüdische Wohlfahrtspflege (Zweck und Arbeitsgebiete: Zusammenschluss der jüdischen Wohlfahrtsvereine, Wanderfürsorge, Unterhaltung einer Nähstube).  
 
Zur jüdischen Gemeinde in Ulm gehörten auch die in Heidenheim (1924: 27), Herrlingen und Neu-Ulm (1924: 40) lebenden jüdischen Personen. Einzelne jüdische Personen / Familien lebten auch in weiteren Orten der Umgebung von Ulm (u.a. Söflingen, Wiblingen, Gerstetten).  
  
1932 war Gemeindevorsteher weiterhin Rechtsanwalt Benno Gump (wohnt Donaustraße 11). Damals hatte der Vorstand auch Ausschüsse gebildet: Vorsitzender des Bauausschusses war Emil Mayer, Vorsitzender des Wohlfahrtsausschusses Rabbiner Dr. Cohn; dazu gab es einen Friedhofsausschuss. Im Schuljahr 1931/32 erhielten 74 Kinder der Gemeinde Religionsunterricht.   
 
In den 1920er-Jahren fand der Antisemitismus in der Stadt immer mehr Anhänger.      
  
1933 wurden 516 jüdische Einwohner in Ulm gezählt (0,8 5 von insgesamt 62.472 Einwohnern). Auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien ist ein großer Teil von ihnen alsbald aus Ulm verzogen beziehungsweise ausgewandert. Die nationalsozialistische Zeitung "Ulmer Sturm" führte eine wüste Presseagitation gegen die jüdischen Bürger der Stadt. Der Leiter des Städtischen Museums Prof. Dr. Julius Baum, der sich um das kulturelle Leben der Stadt in den Jahren der Weimarer Republik verdient gemacht hatte, wurde seines Postens als Museumsleiter enthoben. Die seit 1929 nach Albert Einstein benannte Straße wurde in Fichte-Straße umbenannt. In Ulm sollte nichts mehr an den großen Naturwissenschaftler erinnern, dessen Name und Ansehen bei jeder Gelegenheit verunglimpft wurde. Die Stadtverwaltung betrieb eine aktive Vertreibungspolkitik, indem sie u.a. Mietverträge kündigte und jüdische Geschäftsinhaber von der Liste der städtischen Lieferanten strich. Im Frühjahr 1936 wurden etwa 35 jüdische Schülerinnen und Schüler von den öffentlichen Schulen gewiesen. Darauf richtete die jüdische Gemeinde eine eigene Jüdische Volksschule ein; die von den Höheren Schulen ausgeschlossenen Schülerinnen und Schüler besuchten das Jüdische Landschulheim in Herrlingen. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört (s.u.), jüdische Einwohner schwer misshandelt und in "Schutzhaft" genommen. 29 Männer wurden in das Polizeigefängnis in der Griesbadgasse gesperrt und von dort am 11. November in das KZ Dachau verschleppt. Hier starb Julius Barth am 24. Dezember 1938 an den Folgen der Misshandlungen. Anfang 1939 gab es kein jüdisches Unternehmen mehr in der Stadt. Die Zahl der jüdischen Einwohner ging 1939 von 185 auf etwa 115 (in 46 Familien) zurück. Seit Sommer 1939 wurden die jüdischen Einwohner aus ihren Wohnungen vertrieben und in sogenannten "Judenhäusern" konzentriert (u.a. in der Ensinger Straße 3, Neutorstraße 1 und 15, Schuhhausgasse 9, Beyerstraße 54 und am Weinhof).
 
Von den in Ulm geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Anna Bach geb. Steiner (1890), Eugenie Bach (1870), Beate Bärtig (1932) Recha Bärtig geb. Schlessinger (1894), Edda Barth geb. Schlesinger (1896), Heinrich Barth (1888), Julius Barth (1891), Suse Barth (1928), Flora Bayersdorfer geb. Moos (1878), Maria (Marie) Bernheim geb. Nathan (1873), Lina Binswanger geb. Moos (1872), Manfred Bloch (1815), Marie Bloch geb. Murr (1885), Dora Borodowitsch (1912), Else Brauer geb. Neuburger (1876), Sali Breslauer geb. Buttenwieser (1867), Betty Brumlik geb. Obernauer (1893), Fritz Brumlik (1922), Otto Brumlik (1885), Fanny Buttenwieser (1872), Hanna Chose (1927), Max Chose (1870), Ruth Chose (1922), Tony Chose geb. Kaufmann (1889), Sophie Dingfelder geb. Strauss (1901), Else Dölzer geb. Löffler (1899), Liesel Dollmann (1922), Clara (Klara) Dreyfus (1877), Ida Ebert geb. Wolf (1871), Sofie von Eiff geb. Nathan (1892), Ida Einhorn geb. Rosengart (1879), Karl Einstein (1872), Lina Einstein (1875), Alfred Fackenheim (1891), Herta Fackenheim geb. Oppenheim (1896), Martha Felsenthal (1896), Mina Frank geb. Regensburger (1883), Simon Frank (1874), Emmy Frankfurter geb. Metzler (1878), Abraham Wolf Frenkel (1904), Ida Frenkel geb. Chaselowitz (1879), Jakob Frenkel (1881), Eugen Goldfisch (1877), Mathilde Goldmann geb. Moos (1870), Heinz Werner Goldschmidt (1918), Max Guggenheimer (1874), Emma Gumbel geb. Hirsch (1874), Alice Gump geb. Schlesinger (1880), Alice Harburger geb. Rheinganum (1906), Hans Harburger (1931), Berta Hechinger geb. Moos (1864), Ludwig Hecht (1866), Rosa Hecht geb. Thalmessinger (1870), Luise Henle geb. Kuhn (1857), Fanny Hilb (1883), Jenny Hilb geb. Sundheimer (1886), Berta Hirsch geb. Rothschild (1888), Ilse Hirsch geb. Vöhl (1904), Mina Hirsch (1827), Samuel Abraham Hirsch (1890), Berta Hofheimer geb. Dreifuss (1871), Liesel Betty Homburger (1910), Beate Hommel (1895), Emma Honold geb. Kahn (1877), Karl Richard Kahn (1932), Rosa Kahn (1877), Sophie Kahn (1908), Emil Karnowski (1911), Jakob Karnowski (1880), Rywka Karnowski geb. Neumann (1884), Siegfried Karnowski (1902), Lina Karpe geb. Laupheimer (1879), Julie Kasztan geb. Rosenthal (1878), Erich Katzenstein (1908), Gerdi Kaufmann (1924), Mathilde Kaufmann geb. Bodenheimer (1861), Gertrud Keil geb. Robert (1902), Jakob (Jakub) Klappholz (1891), Julie Inge Klappholz (1930), Ottilie (Tilly) Klappholz (1933), Walter Leopold Klappholz (1924), Wilhelmine (Viléma) Klappholz geb. Weil (1902), Marie Klein geb. Mayer (1889), Else Krippel (1910), Frieda Krippel (1905), Isak Krippel (1872), Jenny Krippel (1901), Lina Krippel geb. Gutt (1875), Max Krippel (1928), Helene Anna Kühn geb. Neuburger (1880), Emil Kuhn (1863), Iska Lamm geb. Fried (1899), Hugo Lebrecht (1866), Emma Levi (1869), Hellmut Fritz Levi (1925), Ludwig Levy (1870), Hans Liebermann (1903), Siegmund Liebermann (1857), Pauline Lippmann geb. Lammfromm (1867), Julius Löwenthal (1864), Fanny Mann (1878), Hugo Mann (1870), Anna Martin (1904), Bärbel Mayer (1915), Frida Mayer (1889), Jakob Fritz Mayer (1892), Jette S. Mayer (1870), Rosa Mayer geb. Murr (1874; Stolperstein in Kehl), Wilhelm Metzger (1922), Alfred Moos (1871), Bertha Moos (1875), Carl (Karl) Isidor Moos (1877), Ernst Moos (1884), Hugo Moos (1877), Jakob Moos (1875), Julie Moos geb. Hirsch (1871), Julius Moos (1883), Paul Moos (1902), Erich Nachmann (1907), Fanny Nathan geb. Hermann (1858), Paul Nathan (1880), Sara Nathan (1881), Alfred Neuburger (1883), Bertha Neuburger geb. Bernheim (1864), Emma Neuburger (1892), Hedwig Neuburger geb. Dreifuss (1867), Helene Neuburger (1888), Manfred Neuburger (1914), Martha Neuburger (1893), Max Neuburger (1893), Siegfried Neuburger (1915), Rosa Nördlinger geb. Dreifuss (1867), Martha Öttinger (1888), Anna Reinach geb. Bernheimer (1879), Louis Reinauer (1880), Paula Reinauer (1927), Trude Robert (1902), Anna Rosenheimer geb. Erlanger (1867), Julius Salomon (1867), Fanny Schlesinger geb. Redelmaier (1854), Hans F. Schnapper (1919), Erich Emil Schnell (1859), Hermann Schnell (1860), Hedwig Schulmann (1902), Selma Schulmann geb. Mann (1875), Wera (Vera) Schwarz geb. Moos (1880), Frieda Silberstein geb. Mann (1873), Mally Singer geb. Mayer (1879), Armin Otto Steiner (1895), Charlotte Steiner (1897), Fanny Steiner geb. Weimersheimer (1872), Frieda Steiner (1897), Emma Stern (1870), Hugo Stern (1879), Josef Stern (1893), Julie Stern geb. Laupheimer (1901), Max Stern (1875), Alice Strassburger geb. Nördlinger (1894), Emma Strauss geb. Thalmessinger (1873), Julius Strauß (1875), Sigmund Strauss (1898), Hans Raphael Sundheimer (1937), Else Thalmessinger geb. Henle (1879), Otto Thalmessinger (1872), Ernst Siegfried Ullmann (1886), Johanna Ullmann geb. Nathan (1888), Leonore Ullmann (1929), Robert Ullmann (1893), Fanni Hedwig Ury geb. Ullmann (1894), Jenny Vetsburg geb. Moos (1877), Martha Wälder geb. Hirsch (1878), Isaak Wassermann (1888), Karl Wassermann (1877), Fanny Weglein (1862), Pauline Bella Weglein geb. Theilheimer (1862), Edith Weil (1926), Else Weil geb. Kahn (1882), Isidor Weil (1875), Selma Weil (1877), Regina Weinberg geb. Lammfromm (1879), Marie Wessel geb. Dreyfus (1875), Julie Wohlgemüth geb. Kirschbaum (1889), Alfred Wolf (1873), Alfred Wolf (1905), Berl Albert Wolf (1895), Anna Wolff geb. Bernheim (1876), Rosa Wolff geb. Sichel (1871).  
        
Nach 1945: siehe weitere Seite
  
  
  

Zur Geschichte der Beträume / Synagogen      
       
Mittelalter  

Die Synagoge der mittelalterlichen Gemeinde stand im sogenannten Judenschulhof, der einen Teil des heute noch bestehenden Judenhofes einnahm. Im Gebiet des Judenhofes befanden sich auch das rituelle Bad, eine
Frauensynagoge, eine jüdische Schule und ein Judentanzhaus (1349 zerstört; vermutlich am Platz des heutigen Gebäudes Judenhof 8).  

Ulm Judenhof Neptunbrunnen 02.jpg (120707 Byte) Ulm Judenhof 150.jpg (47458 Byte)  Ulm Judenhof 151.jpg (71636 Byte) Ulm Judenhof 152.jpg (72107 Byte)
Historische Karte des Neptunbrunnens im "Judenhof" (um 1920) 
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries / 
Serie "Schwäbische Heimatbilder" nach Aufnahme 
von A. von der Trappen 
Der "Judenhof' - entgegengesetzte Blickrichtungen, links zum Münster 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 9.9.2003) 
    
   
  
Ulm Judenhof 07.jpg (63401 Byte) Ulm Judenhof 08.jpg (66178 Byte) Ulm Judenhof 09.jpg (62159 Byte)
1987: Entdeckungen im Ulmer Judenhof, Haus Nr. 1: Die ausgemalte Nische mit Engelsdarstellungen und der Fliesenboden (rechts). 
Zur wissenschaftlichen Erforschung der Engelsdarstellungen vgl. Bericht von Dagmar Königsdorfer in der Neuen Ulmer Zeitung 
(übersandt von S. Lechner, Ulm)    

  
  
19./20. Jahrhundert 

Im 19. Jahrhundert gehörten die nach Ulm zuziehenden jüdischen Personen zunächst der Gemeinde in Laupheim an. Sie besuchten auch die Gottesdienste in der dortigen Synagoge.
      
1845 erhielten die Ulmer Juden die Erlaubnis zur Feier von Filialgottesdiensten. Seitdem wurden in einem angemieteten Saal des Gasthauses zum Schwanen Gottesdienste sowie der Religionsunterricht abgehalten.  
    
Über die jüdische Gemeinde und ihre Einrichtungen (1854)     

Ulm AZJ 10071854.jpg (110670 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. Juli 1854: "Ulm, im Mai (1854). Wenn zu den Anstalten einer Gemeinde Gotteshaus, Schule, besonders Religionsschule, und ein Friedhof gehört, so wären diese nunmehr in der hiesigen Gemeinde vorhanden. Wer hätte es glauben sollen! Vor 50 Jahren, wo Ulm noch wie, so viele andere ihrer Schwestern, eine Reichsstadt, wohnte noch kein Israelit in ihren Mauern. Seit 1805 haben nun, Dank dem erwachten Geist der Humanität, gegen 20 Familien ihren bürgerlichen Wohnsitz hier aufgeschlagen. Darunter sind einige Fabrikanten, einige Kaufleute, einige Großhändler, Juweliere. Einer ist ein sehr angesehener Arzt, einer ein beliebten Rechtskonsulent und Notar. Anno 1806 wurde ein Jude, 1815 ein anderer durch höhere Protektion in den hiesigen bürgerlichen Gemeindeverband aufgenommen. Diese Familien bilden den Stamm der Religions-Gemeinde. Als Synagoge wird ein ziemlich geräumiger Saal benutzt, der bei Zuwachs der Gemeinde nach bisherigem Verhältnis eine Vergrößerung erheischt. Der Gottesdienst wird durch den Vorsänger-Amts-Verweser Einstein versehen, der zugleich täglich den israelitischen schulpflichtigen Kindern, von denen die Knaben die Elementar-Realschule der Stadt oder das Gymnasium, die Mädchen aber die weiblichen Schulanstalten besuchen, Religionsunterricht erteilt. 
Der Rabbiner von Laupheim, wohin die Gemeinde Ulm als Tochtergemeinde gehört, hat fünf bis sechs Mal des Jahres Predigt und Katechese allda zu halten, die Schule in den Religionsfächern zu prüfen und zu beaufsichtigen..."     
Danach kommt der Bericht auf den neu eingeweihten Friedhof zu sprechen, Fortsetzung siehe auf Seite zum Friedhof.    

          
Suche nach einer Torarolle für die Gemeinde (1860)   

Ulm AZJ 25091860.jpg (28727 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. September 1860: "Ulm an der Donau. Die hiesige Gemeinde sucht eine noch gut erhaltene mittelgroße, korrekte Tora-Rolle anzukaufen und sieht Anträgen entgegen. Simon Einstein, Vorsänger."        

1866 überließ die Stadt Ulm der israelitischen Gemeinde Schulräume zur Erteilung des Religionsunterrichtes und den Sitzungssaal des Rathauses für die Kollegialberatungen der israelitischen Kirchenvorsteher. 
        
1867 erwarb die jüdische Gemeinde an der Nordseite des Weinhofes zum Preis von 32.752 Gulden das Anwesen des Gerbers Eberhard Fromm, auf dem ein großes Haus mit Hintergebäude stand (Grundstücke Weinhof 2 und 3). Hier sollte das neue jüdische Gemeindezentrum entstehen.     
   
Ein Haus zum Bau einer Synagoge wurde gekauft (1867) 
Hinweis: dieser und auch nachfolgende Artikel aus der konservativ-orthodoxen Zeitschrift "Der Israelit" sind gegenüber dem Ulmer Synagogenbau kritisch eingestellt. Die orthodoxen Kreise, die in Ulm freilich nur eine kleine Minderheit stellte, wollten keinen teuren Synagogenbau, vor allem keinen "Orgelsynagoge". Sie befürchteten, dass die liberal geprägten jüdischen Einwohner der Stadt sowieso nur an den Feiertagen die Synagoge besuchen würden und daher eine solch große Synagoge eine Geldverschwendung sei. .   

Ulm Israelit 17041867.jpg (83716 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. April 1867: "Ulm. Die hiesige Gemeinde hat endlich ein großes Haus zum Bau einer Synagoge um 36.500 Gulden angekauft. Wann und wie der Bau, wozu vorerst nur Baupläne entworfen werden sollen, ausgeführt werden wir, ist noch ebenso unentschieden, als die bedeutendere Frage, ob wir einen Reformgottesdienst bekommen werden. Die Einführung vollends einer Orgel, gegen die sich bekanntlich auch Meyerbeer so meisterhaft von seinem Standpunkte aus ausgesprochen hat, würde nicht nur religiösen Zwiespalt erzeugen, sondern auch die Kontribuenten durch ihre Konsequenzen mit Steuern so überlagen, dass ein zahlreicher Wegzug aus dieser in den jüngsten Jahren ohnehin nicht mehr sehr stark angewachsenen Gemeinde aus Doppelgründen zu befürchten sein dürfte. Schalom al Jisrael!"     

  
Der Bau einer Synagoge ist geplant (1867)
   

Ulm Chananja 15051867.jpg (46972 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Chananja" vom 15. Mai 1867: "Kultus und Kultusgemeinde. Aus Württemberg, im Mai (1867). Die drei größten ehemaligen Reichstädte Württembergs Ulm, Heilbronn und Esslingen, die durch ihre Judenhetzen und Vertreibungen ihrer Mitbürger berüchtigt waren, beherbergen jetzt große Judengemeinden. In Ulm haben die dortigen Israeliten ein Haus um 30.000 Gulden gekauft, um an dessen Stelle einen israelitischen Tempel zu errichten."         

   
Überlegungen für die Neueinrichtung beziehungsweise den Neubau einer Synagoge (1867)
   

Ulm Israelit 21081867.jpg (147699 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August 1867: "Ulm an der Donau. Die Erfahrung der Neuzeit, dass Synagogenbauten nach modernem Stil in der Regel Zank, Hader und Spaltung in den Gemeinden hervorrufen, scheint sich auch in der hiesigen jungen Synagogengemeinde zu bewähren, obgleich bekanntlich das Haus mit allgemeiner Zustimmung um 36.000 Gulden erworben ward, in welchem Gotteshaus, Schulzimmer und Amtswohnung eingerichtet werden sollen. Der jüngsten Gemeindeversammlung, die vom Vorsteheramt einberufen wurde, lagen zwei Projekte vor, aus welchen hervorgeht, dass das erworbene Haus als Privatwohnung zwar preiswürdig, aber für die Gemeindezwecke ungünstig und teuer ist. Mag man nun bloß den Hof überbauen und das Licht von oben in die Synagoge bringen (solch ein höheres Licht wäre zwar hier zur Ehre Gottes sehr notwendig), oder, das Hauptgebäude niederreißend, an einen Neubau sich wagen, so wird doch in beiden Fällen der Gemeindesäckel sehr stark in Anspruch genommen. Ein dritter Plan - der entscheidende zwischen diesen - dürfte deshalb noch die Majorität gewinnen, da er geeignet ist, der Gegenwart und der Zukunft gleich sehr gerecht zu werden. Viele Gemeindeglieder wünschen nämlich, man solle, der Bevölkerung entsprechend, vorerst nur einen würdigen Betsaal im Hauptgebäude einrichten und bis zu der Zeit, da ein Neubau unumgänglich aufzuführen sein wird, den Hauskaufschilling zu tilgen, respektive das Haus unter günstigen Verhältnissen wieder zu veräußern oder zu vertauschen suchen. Hinter einem Neubau lauert auch noch die Aufstellung einer Orgel mit allen ihren teuren Konsequenzen. Noch hat zwar der Vorstand in dem Bauplane nur einen Ort zu diesem Kircheninstrumente vorsehen lassen, weil er vielleicht aus lediglich finanziellen Hindernissen und klugen Rücksichten die wirkliche Orgeleinführung gnädiglich zu sistieren geruht hat; allein der leere Raum würde bald ausgefüllt werden,        
Ulm Israelit 21081867a.jpg (150793 Byte) wenn nur erst einmal der Neubau im Gange oder vollendet wäre. Man denke sich aber eine verzinsliche Schuldenlast von 50 - 70.000 Gulden und hierzu den jährlichen Aufwand für Orgel, Organist, Kantor, Sängerchor und Musikalien in einer Gemeinde von ca 60 Genossen mit kaum 10.000 Gulden Grundstocksvermögen! Diese Tempelteuerung wäre übrigens noch zu entschuldigen, wenn wirklich ein Andachtsbedürfnis damit befriedigt werden müsste. Erwägt man aber, dass die Räume des Gotteshauses Jahr aus Jahr ein fast leer stehen und höchstens an den ehrfurchtgebietenden Tagen (sc. Hohe Feiertage im Herbst) sich füllen und an manchen Feiertagen besucht werden, so möchte ein geräumiger und würdiger Betsaal im eigenen Hause mit der religiösen Stimmung der Ulmer Gemeinde-Majorität besser harmonieren, als das projektierte Prachtgebäude. 'Ich habe wohl ein Wort geredet, also: Warum habt ihr mir nicht gebaut ein Haus von Zedern?' Wenn so großer Eifer für religiöse Institutionen vorhanden wäre, so müssten die in diesen Blättern oft gerügten Zustände (u.a. was Mikwe und Schechita betrifft) jedenfalls gleichzeitig ebenfalls nach Vorschrift unserer heiligen Religion verbessert und eingerichtet werden. Oder hofft der Vorstand durch den äußeren Prunk der Synagoge und durch die Orgeltöne die Ulmer Indifferenten und sich selbst mehr für den Gottesdienst zu begeistern, als anderswo, wo solche Neuerungen schon Jahrzehnte bestehen? Man gehe nach Frankfurt, Stuttgart, Mainz, Berlin, Hamburg usw. und sehe sich an Sabbat- und Werktagen nach dem Besuch des Gottesdienstes in den Reformtempeln um, wie uns da eine erschreckende Leere angähnt und das ganze Auditorium oft fast nur aus bezahltem Personal besteht (1. Kön. 9,1-10). 'Wenn der Ewige nicht baut das Haus - umsonst mühen sich seine Erbauer daran...'  Mögen der Vorstand und die Aufsichtsbehörde dies beachten und nicht durch finanzielle und religiöse Missgriffe einen unheilbaren Riss in die Gemeinde bringen. Friede über Israel."    

   
Noch keine weiteren Fortschritte beim Synagogenbauprojekt (1867)
     

Ulm Israelit 04121867.jpg (199397 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember 1867: "Ulm an der Donau. Unser Synagogenbauprojekt, über das der 'Israelit' unlängst einen Aufsatz gebracht hat, der nicht ohne Wirkung geblieben ist, hat inzwischen keinen bemerkbaren Fortschritt gemacht. Die Aufsichtsbehörde hat dem sogenannten Hofbau im angekauften Hause ihre Genehmigung versagt und das Vorsteheramt spielt entweder die Rolle des Schmollens, indem es alle Räume des teuren Hauses wieder vermietet und im seligen Nichtstun schwelgt, oder es sucht, die Öffentlichkeit vermeidend, sein Ziel auf bürokratischem Wege zu erreichen, indem es selbstgefällig denkt: 'Ist's geschehen, so wird's auch zu Tage kommen.' Die Gemeindegenossen könnten ja aber vom Rechnungswesen die jährlich wiederkehrende gesetzliche Einsicht nehmen und revidierend bemerken, man wünsche das angekaufte Haus möglichst rentabel vermietet und jedenfalls für die eigenen Kirchen- und Schulzwecke provisorisch verwendet zu sehen, um die alten Mietlokale entbehrlich zu machen. Die Einrichtung eines würdigen Betsaales wäre nach der Überzeugung der Gemeindemajorität mindestens für das nächste Jahrzehnt genügend und umginge die Gefahr einer Steuerüberbürdung, womit ein moderner Neubau die Gemeinde bedrohte. Wenn endlich die Revision der israelitischen Kirchenverfassung von 1828 den Landständen vorgelegt werden würde, so ließe sich hoffen, dass den Gemeinden eine größere Autonomie eingeräumt und dem Kirchenvorsteheramt ein Gemeindeausschuss beigeordnet werden würde, wie er in der Hohenbucher Versammlung verlangt worden ist. In voriger Woche hat das württemberger Blatt, 'der Beobachter'; am 13. November den Kultusminister an sein Wort wieder erinnert, das er der Kammer in jüngster Session gegeben hat, und von den 3 Versammlungen Notiz genommen, die vor etlichen Jahren zu diesem Zwecke auch in Ulm und in Esslingen stattgefunden haben. Rührt euch jetzt, ihr Männer vom Donau-, Neckar-, Tauber-, Jagst- und Freuden-Tal (gemeint der Ort Freudental), erneuert  eure Petitionen und interpelliert durch Vermittlung eurer Abgeordneten, dass endlich das Ziel erreicht werden..."    

Zunächst ließ die Gemeinde 1868/69 das Hintergebäude des Fromm'schen Anwesens teilweise abbrechen und zu einem Schul- und Gemeindehaus umbauen. Hierin entstanden die erforderlichen Räume für den Religionsunterricht und für die Gemeindeverwaltung sowie Wohnungen für den Vorsänger und weitere Gemeindebedienstete. Der Umbau kostete 12.057 Gulden. 
       
Noch im Herbst 1868 wurde in der Gemeinde lebhaft darüber diskutiert, ob man den Bau einer neuen Synagoge überhaupt wagen könnte und sich dabei nicht überfordern würde. Der Gemeinde gehörten damals nicht mehr als gerade 100 steuerpflichtige Gemeindeglieder an. Am 27. September 1868 verfassten die den Neubau befürwortenden Gemeindeglieder einen Brief an das Vorsteheramt, in dem sie darauf hinweisen: "Die eben verflossenen Festtage haben aufs neue gezeigt, wie durchaus ungenügend, unwürdig und sogar gesundheitsschädlich unser Betlokal ist...". Das Vorsteheramt wurde gebeten, "ohne Verzug die geeigneten Schritte" zu unternehmen, dass mit dem Synagogenneubau begonnen wurde. Die nächsten Schritte wurden im folgenden Jahr (1869) gemacht, indem das Hauptgebäude des Fromm’schen Anwesens abgebrochen wurde, um an seiner Stelle die Synagoge zu erbauten. 
          
Über den Stand des Synagogenbaus (April 1869)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. April 1869:       

 
Abbrucharbeiten vor dem Bau der neuen Synagoge (1869)   

Ulm Israelit 11081869.jpg (105675 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. August 1869: "Ulm an der Donau. Zum Zwecke des Synagogenbaues wird jetzt das große und schöne Vorderhaus der hiesigen israelitischen Gemeinde niedergerissen und an dessen Stelle ein prachtvoller Tempel hingestellt werden, der auf 100.000 Gulden kommen dürfte. Das wird aber auch alles sein, was man hier dem Kultus zum Opfer bringt. Für alle anderen wichtigeren Anspräche der Religion, hat man kein Ohr mehr; nur die neue Synagoge beschäftigt die Gemüter. Doch sehen jetzt manche der Aktionäre ein, dass die Zeichnung für den Luxusbau künftig als ein großer Fehler wird angesehen werden müssen, wenn der einstige moderne Kantor und besonderer Kanzelredner ihre Funktionen vor leeren Bänken werden verrichten müssen. Der Gottesbau wird auch am Schabbat und Feiertag zur Ehre des Gottes fortgesetzt, der beim Bau der Stiftshütte in der Wüste ausdrücklich befohlen hat: 'Söhne Israels, beachtet den Schabbat!' Allein, hier ist keine einzige Stimme, die gegen diese Sabbatschändung auch nur ein Wort einzuwenden wüsste. Ein größerer, geldvergeudender Unsinn wird nicht leicht irgendwo vorkommen."         

  
Über den Stand des Synagogenbaus (August 1869)     

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. August 1869:      

   
Die neue Synagoge wird erstellt (1870)
    

Ulm Israelit 01061870.jpg (57078 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juni 1870: "Ulm an der Donau. Wir werden bald eine Synagoge erhalten. Dieselbe kommt auf dem Weinhof zu stehen, wird 87', lang, 60' breit und ohne Türme und Kuppel 42' hoch werden. Die Gesamtkosten sind auf 35.000 Gulden veranschlagt. Der Plan ist von Eisenbahn-Bauinspektor a.D. Wolff in Stuttgart, dem auch die Leitung übertragen wurde. Herr Wolff leitete dermalen auch den Synagogenbau in Nürnberg; bekanntlich ist er der Erbauer der Stuttgarter Synagoge (nach Breymann's Tod)."      

   
Die neue Synagoge wurde nach den Plänen von Architekt und Stadtbaurat Adolf Wolff aus Stuttgart im maurischen Stil (damals auch als "streng byzantinischer Stil" bezeichnet) als Backsteinbau mit Maßwerk in Haussteinen errichtet. Wolff hatte auch die neuen Synagoge in Stuttgart und Nürnberg gebaut. Im Inneren zeigte die Ulmer Synagoge seitliche Emporen, farbig verglaste Fenster und polychrome Wand- und Deckenmalereien. Am 12./13. September 1873 fand die feierliche Einweihung mit Festgottesdienst und Predigt von Rabbiner Wälder aus Laupheim statt. Von allen Seiten wurde die Synagoge bei ihrer Fertigstellung als "Meisterwerk" und als eine der "schönsten Zierden der Stadt Ulm" gepriesen. Der finanzielle Aufwand für die Bau der Synagoge betrug 79.048 Gulden, sodass der Gesamtaufwand für das neue Gemeindezentrum den Betrag von 123.857 Gulden erreichte. 
     
Die Synagoge wird im Frühjahr 1873 eingeweiht (1872) 
 

Ulm Israelit 27111872.jpg (90980 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. November 1872: "Ulm an der Donau. Die hiesige neue Orgelsynagoge soll bis Pessach eingeweiht werden können. Die Gemeinde wird durch diesen Synagogenbau mit Steuern überbürdet. Schon zahlt das effektive 1.000 Gulden Erach zwei Gulden direkte Vermögenssteuer, ohne die Personal- und Familien-Steuer, die Synagogenstuhlgebühren usw. Das Luxusgebäude kommt weit über 100.000 Gulden zu stehen und doch muss bereits wieder ein Anlehen gemacht werden, das schwer aufzubringen ist, da die Gemeindegenossen schon genug kontribuiert haben und der Kredit erschöpft ist. Noch schlimmer soll es in Heilbronn aussehen, wo der Kostenvoranschlag schon so hoch ist, dass die Aufsichtsbehörde Bedenken trägt, den Bau so beginnen zu lassen und Reduktionen empfiehlt. Man wird sich nach der Decke strecken und mit einem kleinen Heiligtum begnügen müssen."     

   
Zur Einweihung der neuen Synagoge in Ulm (1873) 
  

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. September 1873: "Ulm, 15. September (1873). Nach der feierlichen Einweihung unserer neuen Synagoge wurde Samstag, den 13. Abends, seitens der Gemeinde ein Festmahl gehalten, an welchem viele Honoratioren der Stadt teilnahmen. Unter den vielen trefflichen Reden, die dabei gehalten wurden, ist die des Stadtrats Dr. Ebener hervorzuheben, der im Namen der bürgerlichen Kollegien den Dank und die Anerkennung der Stadt aussprach, dass es der Opferwilligkeit der Gemeindemitglieder gelungen sei, einen solchen Prachtbau herzustellen, an dem die Stadt gemeinsam mit ihren israelitischen Mitbürgern ihre Freude habe. Er sprach sich ferner dahin aus, dass die Israeliten Ulms durchaus keine Sonderstellung im staats- und gemeindlichen Leben einnehmen, sich vielmehr vor allem als Deutsche, als Glieder des großen Ganzen fühlten, und im Kriege wie im Frieden in allen öffentlichen Angelegenheiten wie im Geschäftsleben zum besten der Gemeinde mitgewirkt haben. Herr Dr. Ebener hat gewiss das allgemeine Urteil unserer christlichen Mitbürger ausgesprochen und erachten wir ein solches Zeugnis von Bedeutung in einer Zeit, wo es von gewissen Seiten her an täglichen Schmähungen auf die Juden wieder nicht fehlt."     
 
Ulm AZJ 07101873.jpg (172871 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Oktober 1873: "Ulm, 21. September (1873). Sie haben bereits eine Notiz über die Einweihung unserer neuen prächtigen Synagoge erhalten, und gestatten mir wohl noch Einiges hinzuzufügen. Die hiesige israelitische Gemeinde, bis vor drei Jahrzehnten auf wenige Familien beschränkt, hat sich jetzt zu einer stattlichen Kehila (Gemeinde) erweitert. So konnte sie an den Bau einer ihr zugehörigen Synagoge denken, für welche der Stadtbaurat Wolff von Stuttgart, der Erbauer der dortigen und der Nürnberger Synagoge, die Pläne entwarf und ausführte. Im maurischen Stil angelegt, bildet der kräftigte, hierzulande übliche Backsteinbau, mit zierlich ausgeführtem Maßwerk in Hausteinen, geschmackvollen Friesen und glänzend vergoldeten Kuppeln, eine Zierde des Platzes und der Stadt. Das Innere durch die beiden Emporen zu den Seiten des Haupteingangs in drei teile geteilt, ist durch Oberlicht und die Seitenfenster bei zweckmäßiger Anwendung von farbigem Glas sehr günstig beleuchtet und dem Stil entsprechend in polychromer Wand- und Deckenmalerei reich ausgestattet. Die Einweihung fand nun am 12. dieses Monats in feierlicher gelungener Weise statt. Hervorzugeben ist, dass sich an dem feierlichen Zuge von der alten in die neue Synagoge nicht bloß die Zivil- und militärischen Behörden, sondern auch die gesamte Geistlichkeit der katholischen, protestantischen und deutsch-katholischen Gemeinden beteiligten. Die Festpredigt hielt der Herr Bezirksrabbiner Wälder von Laupheim - Ulm über den Propheten Jesajas Kap. 56,7, der an der Eingangspforte der Synagoge eingemeißelt ist, 'Mein Haus werde ein Bethaus für alle Völer'. Indem der Festredner seiner berechtigten Freude über das schöne, nun vollendete Werk innigen Ausdruck lieh, legte der der Gemeinde ans Herz, was dieser gemeinsame Tempel ihr sein kann und soll. die Rede war von religiösem, humanem Geiste durchweht. Das echte und allgemein Menschliche bildete den wohltuenden Grundzug derselben. gebet und Fürbitte schloss die Rede, der Festgesang 'Halleluja' die schöne gemeinsame Feier, die ein schönes Gedenkblatt für die hiesige jüdische Gemeinde für alle Zeiten bleiben wird."            

       
Hinweis auf die veröffentlichte Predigt zur Synagogeneinweihung von Rabbiner Abraham Wälder (1873)   

Ulm AZJ 11111873.jpg (23660 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. November 1873: "Predigt zur Einweihung der neuen Synagoge in Ulm am Vorabend des Sabbats Ki Tabo 5644 am 12. September 1873 vorgetragen durch Abraham Wälder, Rabbiner von Laupheim, Ulm."        

   
Kritisches zum Synagogenbau aus orthodoxer Sicht (1872)   
    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1872: "Frankfurt am Main. Es ist in diesen Blättern schon mehrfach über die Ulmer jüdischen Zustände berichtet worden. Die daselbst neu erbaute Synagoge steht jetzt unter Dach mit ihren vier Kuppeln, an jeder Ecke eine, und mit all ihrem architektonischen Schmucke; denn der rohe Bau ist äußerlich sehr schön; doch sollen Orgel und Reformgottesdienst eingerichtet werden. Ein förmlicher Beschluss soll darüber noch nicht gefasst worden sein, doch ist's ohne allen Zweifel richtig. Man hört wohl schon von einer sehr kleinen Opposition, dass gegen Orgel usw. Protest erhoben werde; doch was wird das nützen? Ein derartigen Protest wird ungehört verhallen. Und Rabbiner Wälder? Wenn man den Bau der Synagoge von der Seite des Gemeindehauses betrachtet, wie da Alles so prächtig eingerichtet ist und wird, allerdings mit einem Kostenaufwand von ca. 10.000 Gulden, und trotzdem sehen und erfahren muss, wie es Herrn Wälder leider nicht einmal gelingen konnte, eine Mikwe einrichten zu lassen, was sogar mit wenig Kostenaufwand hätte geschehen könnten, so beschleicht uns ein trauriges Gefühl. Es ist nur noch die Frage, ob man nicht auch einen Reformprediger von echtem Schrot und Korn herbeiruft, wenn dabei nur nicht die finanziellen Verhältnisse mitreden müssten. Was wird die winzige Minorität tun? Sie muss eben zuhause beten, da die Zahl zur Bildung einer Separatgemeinde zu klein. Unter mehr als hundert Mitgliedern fehlen zum Minjan noch ziemlich viel Protestierende sind es vier; die Minorität kann daher unter solchen Verhältnissen nicht daran denken, einen eigenen Gottesdienst einzurichten, doch darf sie zum Reformtempel ordentlich mitzahlen! Das sind traurige Zustände, aber wie soll ihnen abgeholfen werden= Am zweiten Tage von Sukkot war Gemeindeversammlung, wo die Mitglieder befragt wurden. Natürlich fand ein kleiner Widerspruch statt: zwei Mitglieder haben sogleich gegen jede Reformeinrichtung feierlichst protestiert, und dabei bemerkt, wenn die Herren nach Jomtof (dem Feiertag) wieder die Feder in die Hand nehmen, dann mögen sie auch jene Protestation beifügen. Es ist inzwischen ein schriftlicher Protest an das Vorsteheramt eingelaufen. Die Vorsteher haben nichts von dem verlauten lassen, was ausgemacht worden ist. Man möchte behaupten, dass bei diesen Herren schon Orgel usw. beschlossene Sache gewesen, und dass man nur hören wollte, was die Gemeinde sage, um dann doch tun zu können, was man will. Nicht einmal über die finanzielle Lage wurde Auskunft erteilt, obwohl es dringend verlangt wurde. Das ist eben in Württemberg der wunde Fleck; die Vorsteher brauchen der Gemeinde keine Rechnung abzulegen, sie brauchen diese nicht zu fragen, was dürfen wir ausgeben, wie muss der Gottesdienst gehalten werden, wie haben die Gemeindeinstitute zu bestehen; dafür ist die Oberkirchenbehörde da! diese regelt Alles. Zahlen darf die Gemeinde. Es wird zugegeben, dass über je-    
Ulm Israelit 13031872a.jpg (106126 Byte)nen Beschluss später ein Protokoll nicht aufgenommen wurde, wie hätte dies auch sein können? Da hätte der Chasan (Vorbeter) und Schochet unterschreiben müssen, der in Württemberg gleichfalls Mitglied im Vorsteheramt ist. Man wird seiner Zeit hören, welchen Pomp man bei der Einweihung aufgeführt hat und welche Beteiligung sie gefunden. Aber nur gemach ihr Herren! einige Wochen später wird man auch hören, dass kaum Minjan am Schabbat und Feiertag in diesem Luxustempel vorhanden sein wird. Da wird dafür Rosch Haschana (Neujahrsfest) und Jom Kippur Alles wieder ersetzt. Da erscheinen die Herren von 10-12 Uhr!  
Zu bemerken habe ich leider noch, dass sogar Schabbat und Feiertag an der Synagoge gebaut wird. Gerade am Heiligen Jom Kippur wurde die erste Kuppel aufgerichtet, d.h. das Holzwerk hierzu. Ein alter Mann sagte bei dieser Gelegenheit: 'Nun, wir können sagen, am Jom Kippur wurde unserer Synagoge die Krone aufgesetzt'. Zu einem der Vorsteher sagte ein anderer: 'man sollte doch am Schabbat und Feiertag oder doch wenigstens Jom Kippur und Rosch Haschana den Bau da drüben, der dem jetzigen synagogenlokal gegenüber steht, an diesen tagen einstellen lassen.' Da sagte dieser: 'Das geschieht nicht, denn das würde Geld kosten!' Aber zum Luxus, zum Orgelschwindel usw. da hat man Geld; da scheut man keine Ausgaben. Das sind traurige Zustände und für eine so geringe Minorität doppelt traurige. Gott bessere es!"        
 
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Mai 1872: "Ulm an der Donau, im April (1872). Die Korrespondenz in nr. 4 des 'Israelit', dt. Frankfurt, über den hiesigen Synagogenbau, enthält Tatsachen, denen kein Kommentar hinzugefügt zu werden braucht. 
Aber Ihr Korrespondent hat sich in Betreff des Kostenpunktes geirrt! Der Bau, die innere Einrichtung, die Orgel, der Chor und was da noch drum und dran hängt, wird ein Kapital von mindestens 120.000 Gulden, sage mit Worten Einmalhundert und zwanzigtausend Gulden in Anspruch nehmen! Ist dies Opferwilligkeit nicht rühmenswert? Unter Umständen könnte man sich wirklich freuen, ein solches Gotteshaus entstehen zu sehen in einer so jungen Gemeinde. Allein, wo es so schlecht mit den allernotwendigsten rituellen Bedürfnissen und speziellen Attributen einer jüdischen Gemeinde bestellt ist und aussieht, kann man diesen Eifer nur mit dem beim - (Goldenen) Kalb vergleichen! - Auch da wurde viel Geld von Israel gesammelt. Es dürfte nicht uninteressant sein, zu hören, dass selbst ein hervorragendes Mitglied des Israelitischen Oberkirchenrats bei Gelegenheit einer Beratung zu den hiesigen Vorstehern geäußert: 'Meine Herren! Es ist schade, dass Sie so viel Kostenaufwand machen bei diesem Bau'.  
Mögen daher die, welche an der Spitze der Gemeinde stehen, diesen Mahnruf aus aufrichtigem Herzen nicht ungehört und unbeachtet verhallen lassen! Möge wenigstens von der unjüdischen Orgel Umgang genommen und die Gebeteordnung beigehalten werden! Der Friede bliebe dann doch erhalten."      
 
Ulm Israelit 15051872.jpg (109582 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Mai 1872: "Von der württembergischen Donau. Die im Neubau begriffene Synagoge zu Ulm geht mehr und mehr ihrer Vollendung entgegen; ihre vier Ecktürme, welche dem Prachtgebäude mehr ein kirchliches, als synagogales Ansehen verleihen, heben sich mächtig himmelan; Madame Reform, jene weltbekannte Schauspielerin, wird bald darinnen ihre religiösen Vorstellungen zur Aufführung zu bringen die Ehre haben; die Orgel wird bald ihr sabbatentweihendes Spiel zu treiben beginnen und nicht allzu lange wird es anstehen, die Herren Ulmer, c'est à dire der allergrößte Teil derselben, werden dem Wochenmarkt und dem Geldgott zuliebe neue Synagoge, neuen Kantor und Orgel im Stiche lassen. 
Kürzlich wurde die Lieferung der Orgel im Submissionswege ausgeschrieben; die desfallsige Annonce im 'schwäbischen Merkur' trug ein mächtiges Kreuz an der Spitze. Dann wurde in der 'Ulmer Schnellpost' die Organistenstelle ausgeschrieben, worin das israelitische Kirchenvorsteheramt sich als sehr human zu erkennen gibt, denn es sagt, dass Bewerber jeder Konfession zugelassen werden; der anzustellende Organist hat sich verbindlich zu machen, ohne Ausnahme an jedem Sabbat-, jüdischen Fest- und Feiertage die Orgel während des Gottesdienstes zu spielen.   
Man sagt, Herr Rabbiner Wälder sei darum eingekommen, dass die Gemeinde Ulm als besonderes Rabbinat erklärt werde und einen eigenen Rabbinen, der die Orgel nicht scheue, erhalte."    

      
Im September 1875 wurde mit dem Einbau der Orgel auch die Innenausstattung vollendet. Die Orgel kostete 4.855 Gulden. Die Finanzierung dieses großen Vorhabens eines Synagogenneubaus in Ulm konnte nur durch große Opfer fast aller Gemeindeglieder erreicht werden. Vor 1867 war bereits in einem Synagogenbaufonds gesammelt worden. Kollekten und Umlagen ergaben weitere Beträge. Schließlich wurden die Synagogenplätze selbst für über 55.000 Gulden veräußert. Auch die Stadt Ulm steuerte 2000 Gulden bei. Ein Staatsbeitrag in Höhe von 2.566 Gulden (4.400 Mark) wurde 1875 genehmigt. 
 
Die in den Beiträgen der Zeitschrift  "Der Israelit" ständig kritisierte Orgel in der Synagoge war 1874/75 von der Orgelbaufirma Goll, Bissingen bzw. KIrchheim/Teck gebaut worden. Als Orgelbauer wird Christoph Ludwig Goll angegeben (1824-1897; siehe Dokument unten; vgl. zu ihm die Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Goll und https://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Ludwig_Goll). Die Orgel verfügte über zwei Manuale und 20 Register. 1911 wurde sie von der Orgelbauanstalt Gebrüder Link aus Giengen an der Brenz technisch völlig überarbeitet. 1916 mussten die Zinn-Prospektpfeifen zu Rüstungszwecken abgeliefert werden. 1920 wurden sie wieder durch die Orgelbaufirma Gebr. Link, Giengen ersetzt.    

Über die Orgel in der Ulmer Synagoge (Dokument und Informationen von Mark Vogl)    
Ulm Orgel Fa Goll.JPG (173248 Byte)Links: Informationen zur Synagoge in Ulm mit 20 Registern, erbaut von der Firma Goll 1874/75; die Informationen zur Orgel wurden im Juli 1879 vom Israelitischen Kirchenvorsteheramt in Ulm unter dem damaligen Vorsitzenden Simon Einstein zusammengestellt und in einem um 1890 erschienenen Werbekatalog der Firma Goll präsentiert.     
 
Der Umbau der Synagogenorgel Ulm 1911 wurde durch die Orgelbauanstalt Gebrüder Link aus Giengen an der Brenz als deren opus 544 ausgeführt. Die Arbeiten waren recht umfangreich gewesen sein. Vermutlich war es eine Neukonzeption unter Verwendung noch brauchbarer Teile der bisherigen Orgel. Darauf deutet die Opusnummer hin, die bei Link (im Gegensatz zu manch anderen Orgelbaufirmen) nicht leichtfertig für jede kleinere Arbeit, die nicht einem Neubau gleichkam, vergeben wurden. Aus der Mark Vogl vorliegenden Fachliteratur geht weiter hervor, dass die Orgel während den Ereignissen beim Novemberpogrom 1938 schwer beschädigt wurde und daraufhin von der Firma Gebrüder Link abgebaut und eingelagert wurde. 1942 wurde das instandgesetzte und umgestaltete Instrument an die evangelische Stadtkirchengemeinde Bensheim/Bergstrasse verkauft und von Link als opus 780 im Jahr 1942 in der dortigen evangelischen Stadtkirche aufgestellt. Die einstige Ulmer Synagogenorgel hatte dort noch bis zu einem völligen Orgelneubau im Jahr 1965 Bestand. 
Quellen
- diverse Werkverzeichnisse der Firma Gebr. Link. Archiv: Mark Vogel.  
- Christoph Naacke (Hrsg.): 150 Jahre Orgelbau Link 1851-2001, Freiburg 2001, S. 260.266.
- Hans Martin Balz: Orgeln und Orgelbauer im Gebiet der ehemaligen hessischen Provinz Starkenburg. S. 487 (zu Bensheim).   

  
In den 1920er-Jahren wurden der "orientalisierende" Bau und vor allem die goldglänzenden Rundkuppeln im Ulmer Stadtbild sowohl von jüdischer als auch vor allem von nichtjüdischer Seite als zu "fremdländisch" empfunden. 1927 trat das Stadtschultheißenamt an die jüdische Gemeinde mit der Anregung heran, die Synagoge durch einen Umbau dem einheitlichen Baucharakter des Weinhofes anzupassen. Vorgeschlagen wurde, ein Steildach zu erstellen und im Zusammenhang damit die bisherigen vier Kuppeln zu entfernen. Die Israelitische Gemeinde konnte diesen Vorschlag freilich nicht aufnehmen. Ein Steildach schied schon aus Kostengründen aus. Die Gemeinde hatte durch die Inflation wenige Jahre zuvor ihr gesamtes Grundstockvermögen eingebüßt und war schon deshalb nicht in der Lage, aus rein ästhetischen Gründen solche Aufwendungen zu machen. Im folgenden Jahr ergab sich jedoch eine neue Situation dadurch, dass das Dach der Synagoge so schadhaft geworden war, dass es in die Synagoge hineingeregnet hatte. Eine Reparatur war unumgänglich geworden. Ein Gutachten von  Nuernberg Synagoge 01.jpg (5878 Byte)Regierungsbaumeister Guggenheimer aus Stuttgart wurde eingeholt, um die Möglichkeiten der Dachreparatur einschließlich von Veränderungen der Kuppeln des Gebäudes zu überprüfen. Guggenheimer war der Ansicht, dass die bisherigen Kuppeln nach Form und Gestaltung sowieso nicht stilrein und kein wesentlicher Bestandteil eines maurischen oder romanischen Stiles seien. Während die große Mittelkuppe der Nürnberger Synagoge (siehe Foto links) charakteristisch für den dortigen Bau sei, stünden die Ulmer in keiner Beziehung zum Gesamten, vor allem auch nicht zum Inneren des Gebäudes. Mit jüdischem Ritus und jüdischer Tradition hätten Kuppeln sowieso nichts zu tun. Auf Grund dieses Gutachtens beschloss die Gemeinde, das Dach der Synagoge in seiner bisherigen Form zu belassen, die Kuppeln zu entfernen und an ihrer Stelle auf den vier Ecktürmen je ein pyramidenförmig zugespitztes Dach zu errichten, das dieselbe Neigung wie das Hauptdach erhielt. Die Stadt erklärte sich bereit, für diese bauliche Veränderung auch einen Kredit zu billigerem Zins zur Verfügung zu stellen. Neben der Veränderung des Daches wurde beschlossen, im August/September 1928 eine gründliche Außenrenovierung des gesamtes Synagogengebäudes vorzunehmen sowie die Dienstwohnungen im Hintergebäude durch einen Umbau zu vergrößern. Bei der Renovierung des Daches erhielt dieses mit einen neuen Schieferbelag. Die Oberlichtfenster wurden beseitigt sowie die Steinornamente über dem Dachgesims abgenommen. Das Gebäude erhielt einen Verputz mit einer grauen Färbung. Bereits zu den Hohen Feiertagen konnten die Arbeiten im Wesentlichen abgeschlossen werden. 


Umbau der Synagoge (1928)    

Ulm JuedlibZtg 13011928.jpg (128905 Byte)Artikel in "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 13. Januar 1928: "Ulm (Umbau der Synagoge). Der Deutschen Bauzeitung entnehmen wird: Es wird in allen Fachkreisen freudigst begrüßt werden, dass die israelitische Kirchengemeinde den Umbau ihrer in den 70er-Jahren erbauten Synagoge durch einen der besten Architekten ins Auge gefasst hat. Ist dieselbe doch inmitten der altehrwürdigen Umgebung auf dem Boden der karolingisch-staufischen Pfalz gegenüber dem Schwörhaus noch der einzige Stein des Anstoßes nach den erfolgreichen Maßnahmen der Stadtverwaltung. Die das Steuerhaus verunstaltende eiserne Markthalle ist verschwunden. Der Christophorus-Brunnen, das Schwörhaus selbst ist erneuert, verunstaltende Reklamen, Dachaufbauten und dergleichen sind von der Baupolizei abgesprochen wurden, wie der im Jahre 1924 abgebrannte Neue Bau seiner Wiederherstellung entgegengeht. Nur die für den Blick auf das Münster wichtigste Nordseite des Weinhofes bringt nun noch diese schwierigste Aufgabe des feinfühlig neuzeitlichen Umbaues dieser mit Kuppeln und Zinnaufbauten usw. verzierten Synagoge. Es ist daher niemand, weder unter den einheimischen, noch unter den Ulmer Kunstfreunden der ganzen Welt, der nicht diese dankenswerteste Absicht der israelitischen Kirchengemeinde freudigst begrüßen würde. Zweifellos ist es eine verdienstvolle, überaus dankbare Künstleraufgabe, aus diesem Gegenbeispiel ein Musterbeispiel feinfühligen neuzeitlichen Architekturempfindens zu machen, wie es bei dem Umbau der ebenfalls in üblichem Backsteinstil in der Mitte des vorigen Jahrhunderts erbauten katholischen Stadtpfarrkirche Neu-Ulms durch Prof. Dominikus Böhm, Köln, erfolgreich geschehen ist."         
 
Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 38. September 1928:      

  
Konzert der vereinigten Synagogenchöre Ulm und Laupheim (1930)   

Ulm JuedlibZtg 26021930.jpg (143108 Byte)Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 26. Februar 1930: "Ulm (Konzert). Worte und Töne führen die Menschen zusammen. Dies hat sich auch gezeigt und bewährt bei dem Konzert der vereinigten Synagogenchöre Ulm - Laupheim, das auf Anregung von Bezirksrabbinat Dr. Cohn vor kurzem im Ulmer Kasinosaal stattgefunden hat. Der erste Teil der Vortragsfolge setzte sich aus synagogalen Darbietungen zusammen; in zweiten Teil fanden insbesondere Gesänge weltlicher Art Berücksichtigung. Chöre und Solis wurden von den zahlreich anwesenden Zuhörern als Ulm und Laupheim mit großem Beifall entgegengenommen. Die Vertreter beider Gemeinden, Rechtsanwalt Gump und Oberlehrer Kahn, gaben ihrer Freude und Befriedigung über diese gelungene Veranstaltung mit lebhaften Worten des Dankes nachhaltigen Ausdruck. Rabbiner Dr. Cohn hob ganz besonders hervor, dass es für sämtliche Mitwirkenden viel Mühe, Zeit und Arbeit gekostet hat, um dieses Gemeindefest im wahrsten Sinne des Wortes zustande zu bringen. Wenn dadurch das schon längst bestehende innige Freundschaftsverhältnis zwischen Ulm und Laupheim noch eine Stärkung erfahren hat und weiterhin in allen Kreisen unserer Gemeinschaft werbend für eine Vermehrung der Mitglieder in den Synagogenchören wirkt, so darf dies als schätzenswerter Erfolg für eine gute Sache bezeichnet werden. - Die gesamte musikalische Leitung lag in den Händen des Organisten und Musiklehrers Adolf Kern - Ulm. Der Laupheimer Chor wird in ganz vortrefflicher Weise von seinem unermüdlichen, wohlverdienten Dirigenten Simon L. Steiner geleitet. Frau A. Dreifuß, Mitglied des Ulmer Chores, überreichte als äußeres Zeichen der Verehrung und Anerkennung den beiden Dirigenten und Solistinnen wertvolle Angebinde. Für die große, nachahmenswerte Bereitwilligkeit des Israelitischen Vorsteheramts Ulm, das bei freiem Eintritt zu dieser Veranstaltung den ganzen Kostenaufwand übernahm, fand Frau Dreifuß herzliche Worte des Dankes. Mit einem Tanzvergnügen wurde der genussreiche und gemütliche Abend beendet."     

 
In der Pogromnacht im November 1938 wurde die Synagoge am Weinhof von SA-Leuten in Zivil an mehreren Stellen gleichzeitig in Brand gesteckt. Das Gebäude, das durch den Brand hauptsächlich im Innern schwer beschädigt war, wurde noch im selben Jahr abgerissen. Pläne für ein NS-Gebäude auf dem Synagogengelände wurden nicht mehr realisiert, aber statt dessen 1944 ein betonierter Löschwasserbehälter zur Brandbekämpfung im Bombenkrieg gebaut. 
   
1958
wurde das Gelände mit einem Gebäude der Kreissparkasse neu bebaut (Grundstück Neue Straße 66). An der dem Weinhof zugewandten Seite wurde eine Gedenktafel angebracht. 1988 wurde zusätzlich ein Denkmal für die ehemalige Synagoge und die aus Ulm deportierten jüdischen Personen im Weinhof aufgestellt. 2012 wurde das Gebäude der Kreissparkasse abgebrochen. 2011/12 wurde auf einem Nachbargrundstück am Weinhof die neue Synagoge erbaut.  
      
      
      
Über die Privatsynagoge von Isaak Sternberger   
Feier des Geburtstages des württembergischen Königs in der Privatsynagoge von Isaak Sternberger (1885)
   

Ulm Israelit 28051885.jpg (115023 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1885: "Ulm, Mai (1885). Bei dem Privatgottesdienst des hiesigen Herrn Isaak Sternberger wurde der hohe Geburtstag unseres vielgeliebten Königs ebenfalls wie im ganzen Lande gefeiert. Es wurden geeignete Psalmen respondiert und ein dazu besonders verfasstes Gebet vorgetragen, welches die innigsten herzlichsten Segenswünsche für die baldige und dauernde Wiedergenesung Seiner Majestät zum Himmel sandte. Herr Sternberger hatte schon bei der Abreise des Königs nach Nizza neben dem für Samstag vorgeschriebenen Gebete noch ein weiteres hinzugefügt, dass Gott Seiner Majestät, unseren in Ehrfurcht geliebten König, bald wieder gesund zurückführen, und an der Seite Allerhöchst deren Gemahlin, unserer geliebten Landesmutter, noch viele Jahre leben lassen möge. Über diese prunklose, aber herzliche Feier wurde an den in Nizza mit seiner Gemahlin weilenden König von Herrn Sternberger selbst berichtet, und zugleich ganz ausdrücklich betont, dass er aus rituellen Beweggründen die Synagoge nicht besuchen könne und deshalb genötigt sei, in seinem Hause Gottesdienst abzuhalten. Dieser Bericht ist von seiner Majestät gnädigst aufgenommen worden. Aus dem Kabinett Seiner Majestät des Königs empfing Herr Sternberger ein überaus huldvolles Dankschreiben, in welchem Seiner Majestät für die dargebrachten guten Wünsche gnädigst danken lässt. Zur nicht geringen Befriedigung sei hieraus konstatiert, dass unser vielgeliebter König allen seinen Untertanen die gleiche Huld zuteil werden lässt und ihm auch die geringste Minorität wert und teuer ist."      

Gottesdienst in der Privatsynagoge von Isaak Sternberger (1886)   

Ulm Israelit 19041886.jpg (83291 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. April 1886: "Ulm. Zum Geburtstage des Königs von Württemberg hielt Herr Isaak Sternberger hier in seiner Privatsynagoge einen feierlichen Gottesdienst ab. Er sandte die dabei vorgetragenen Gebetsstücke an Seine Majestät den König und erhielt von demselben ein allerhuldvollstes Dankschreiben, welches folgendermaßen lautet: 'Kabinett Seiner Majestät des Königs von Württemberg. Die unterzeichnete Stelle ist beauftragt, dem Herrn Sternberger für die Seiner Majestät dem König durch die Einsendung eines von ihm aus Anlass des allerhöchsten Geburts-Festes in seinem Privatgottesdienste gesprochenen Gebets betätigte Aufmerksamkeit und Ergebenheit den gnädigsten Dank Seiner Majestät auszudrücken. Stuttgart, den 14. März 1886, Kabinett des Königs, in Vertretung Legationsrat Hermann."      

  
  
  
Fotos 
Historischer Plan / Fotos / Darstellungen: 

Lageplan der Synagoge (April 1909)   
Ulm Synagoge 224.jpg (32618 Byte) Die Synagoge hatte die Adresse 
Weinhof 2; das Gebäude im Plan 
links oberhalb der Synagoge (Weinhof 3)
 war das israelitische Gemeindehaus
   
Die Synagoge in Ulm 1873 - 1938
(Quelle der Fotos: Stadtarchiv Ulm)
 
Ulm Synagoge 223.jpg (74042 Byte) Ulm Synagoge 001.jpg (78150 Byte) Ulm Synagoge 222.jpg (61354 Byte)
Der Ulmer Weinhof vor 1869. Links das
 Haus des Gerbers Eberhard Fromm
Die in maurischem Stil auf dem
 Fromm'schen Anwesen erbaute Synagoge
Bekanntgabe der Synagogeneinweihung 
im September 1873 
     
Ulm Synagoge 002.jpg (69006 Byte) Ulm Synagoge 220.jpg (77654 Byte) Ulm Synagoge 060.jpg (61355 Byte)
Die Synagoge unmittelbar vor dem 
Umbau (In: Jüdische Gotteshäuser...
 1932; Foto von 1927)
"Mein Haus heiße ein Bethaus für alle
 Völker": hebräische und deutsche
 Portalinschrift der Ulmer Synagoge
Blick über den Weinhof 
zur Synagoge 
  
     
Ulm Synagoge 061.jpg (110757 Byte) Ulm Synagoge 221.jpg (52509 Byte)   
  Die Synagoge nach dem Umbau 1928   
        

Virtuelle Rekonstruktion der Synagoge  
(Quelle: Website www.ulmer-orgeln.de)   

Ulm Synagoge 01115.jpg (250748 Byte) Ulm Synagoge 01116.jpg (334455 Byte) Ulm Synagoge 01117.jpg (245670 Byte)

2006 haben die Schüler Corinna Pöhler und Tim Lang der Ulmer Technischen Oberschule anhand von noch vorhandenen Grundrissplänen und Außenansichten die Ulmer Synagoge mit einem CAD-Programm virtuell rekonstruiert. Da Innenaufnahmen von der Synagoge nicht (mehr) existieren, wurde die Innenausstattung und die Orgel nach vorhandenen Bildern anderer Synagogen gestaltet.     

     
Die Zerstörung der Synagoge in der Pogromnacht 1938 und der nachfolgende Abbruch
(Quelle der Fotos: Stadtarchiv Ulm) 
Ulm Synagoge 072.jpg (57892 Byte) Ulm Synagoge 70.jpg (71451 Byte) Ulm Synagoge 071.jpg (63715 Byte)
Die von Brand und Zerstörung gezeichnete
 Synagoge nach der Pogromnacht 1938 
Der Abbruch der Synagoge 
 

   
   
Fotos nach 1945/Gegenwart:  

Foto 1958: Ulm Synagoge 090.jpg (63179 Byte)
  Einweihung der Gedenktafel in Ulm am 9. November 1958 - 
Der Redner ist Oberbürgermeister Theodor Pfizer
   
Fotos um 1985:
(Fotos: Hahn)
Ulm Synagoge 100.jpg (59965 Byte) Ulm Synagoge 101.jpg (92905 Byte)
  Das Gebäude der Kreissparkasse Ulm 
mit der Gedenktafel
Die Gedenktafel 
   
     
Fotos 2003:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 9.9.2003)
Ulm Synagoge 150.jpg (53442 Byte) Ulm Synagoge 153.jpg (83624 Byte)
  Gebäude der Kreissparkasse   Die Gedenktafel
      
     Ulm Synagoge 151.jpg (80454 Byte) Ulm Synagoge 152.jpg (77530 Byte)
    Neue Gedenkstätte im Weinhof 
gegenüber der Kreissparkasse 
Gedenktafel 
der Gedenkstätte 
      
Fotos 2010: 
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 22.1.2010)
Ulm Synagoge 430.jpg (65384 Byte) Ulm Synagoge 431.jpg (91248 Byte)
  Gebäude der Kreissparkasse  Die Gedenktafel  
     
   Rechts: die Gedenkstätte
am Weinhof gegenüber der
Kreissparkasse 
Ulm Synagoge 446.jpg (100184 Byte)
     
     
Nach Abbruch des Gebäudes der
 Kreissparkasse 2012 

(Foto: Hahn, Aufnahmedatum: 24.6.2012) 
Ulm Synagoge n2406201207.jpg (138614 Byte) Ulm Synagoge n2406201210.jpg (134900 Byte)
  Blick zum Münster über das Grundstück 
der 1938 zerstörten Synagoge /
 abgebrochenen Kreissparkasse 
Rechts Grundstück der 1938 zerstörten
 Synagoge; im Hintergrund links die neue
 Synagoge wenige Tage vor dem Richtfest
      

    
    
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  

Januar/Februar/November 2014: Initiative zur Verlegung von "Stolpersteinen" in Ulm - die ersten "Stolpersteine" sollen im Mai 2015 verlegt werden    
Artikel vom 10. Februar 2014 bei swr.de: "Initiative wider das Vergessen - Stolpersteine auch in Ulm
Ulmer Bürger wollen in der Stadt sogenannte Stolpersteine im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus verlegen. Sie wollen mit Unterstützung der Stadt und des Dokumentationszentrums Oberer Kuhberg Mitte Februar eine "Stolperstein-Initiative" gründen..." 
Link zum Artikel     
Weiterer Artikel vom 11. Februar 2014 in focus-online: "Initiative will Stolpersteine auch in Ulm verlegen..." 
Link zum Artikel     
Weiter Artikel von Rudi Kübler vom 15. Februar 2014 in der "Südwest-Presse": "Stolpersteine in Ulm für Opfer der NS-Diktatur..."  
Link zum Artikel   
Weiterer Artikel von Marcus Golling vom 17. Februar 2014 in der "Augsburger Allgemeinen": "Ulm. Stolpersteine halten die Erinnerung lebendig. Messingschilder sollen auf frühere Wohnorte von NS-Opfern in Ulm hinweisen. Dafür braucht es freiwillige Helfer..."   
Link zum Artikel    
Weiterer Artikel von Dagmar Hub vom 21. Februar 2014: in der "Augsburger Allgemeinen": "Der Weg ist frei für die 'Stolpersteine'. Ulmer Initiative gründet sich in der Volkshochschule. Bis zum Sommer sollen erste Ergebnisse sichtbar sein..." 
Link zum Artikel      
 
Artikel von Rudi Kübler in der "Südwestpresse"  vom 7. November 2014: "Initiative "Stolpersteine für Ulm" präsentiert Zwischenergebnis.
Die Stolperstein-Initiative kommt voran: Im Mai 2015 werden die ersten Gedenksteine verlegt, zunächst aber werden Plakate präsentiert.

Der Termin ist noch ein Weilchen hin - aber jetzt steht schon fest, dass der Kölner Bildhauer Gunter Demnig Anfang Mai 2015 nach Ulm kommen wird, um an fünf Stellen in der Stadt die ersten Stolpersteine zu verlegen. 15 an der Zahl, berichtet Martin König, einer der Mitorganisatoren der Ulmer Stolperstein-Initiative neben Andrea Schiele, Dr. Nicola Wenge und Dr. Silvester Lechner. Wie berichtet, hatte sich die Initiative Ende Februar dieses Jahres gegründet, mit dem Ziel, an die Ulmer Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern - nicht mit Gedenksteinen auf Friedhöfen, sondern mit so genannten Stolpersteinen, die dort verlegt werden, wo die Menschen gelebt haben: in der Stadt, auf den Bürgersteigen vor ihren Wohnhäusern. Die Initiative, die mittlerweile mehr als 100 Bürger umfasst, hat in den vergangenen Monaten 15 Biographien von NS-Opfern erarbeitet, sich bei ihren Recherchen, wo es um jüdische Opfer ging, auf Ingo Bergmanns Gedenkbuch gestützt. 'Wir haben aber auch viele andere Quellen angezapft, richtig wissenschaftlich gearbeitet', sagt Mark Tritsch. Und: Weil, wie gesagt, die ersten Steine erst in einem halben Jahr verlegt werden, wird morgen, am Tag vor der Gedenkfeier für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus ein 'Zwischenergebnis' in der Öffentlichkeit präsentiert. An fünf Orten in der Stadt, dort, wo die NS-Opfer gelebt haben, werden Plakate aufgehängt. So in der Olgastraße/Ecke Hafenbad, wo die Familie Frenkel ihren Zigarrenladen und ihre Wohnung hatte. Oder in der Nähe der IHK, wo Dr. Ludwig Hecht und seine Frau Rosa lebten. Dort, wo früher die Promenade war und heute das Bekleidungsgeschäft C & A ist, lebte der Arzt Dr. Paul Moos. An ihn wird mit einem Stolperstein erinnert, ebenso an Jonathan Stark, einen Zeugen Jehovas. Er lebte in der Profosengasse, Mathilde Fischer an der Ecke Neue Straße/Henkersgraben. Die als psychisch krank geltende Ulmerin war 1941 in Hadamar ermordet worden. Die Verlegung eines Stolpersteines kostet 120 Euro, zwei Drittel davon sind Materialkosten, ein Drittel geht an den Künstler. 'Sieben Stolpersteine sind mittlerweile finanziert', sagt König, 'wir suchen also derzeit noch weitere acht Ulmer Bürger, die eine Patenschaft übernehmen.'
Verlegung im Mai 2015. Die ersten Stolpersteine, die an Ulmer NS-Opfer erinnern sollen, werden im Mai 2015 verlegt. 15 an der Zahl. Ab morgen hängt die Initiative 'Stolpersteine für Ulm' in der Olgastraße, vor C & A und in der Neuen Straße und am Marktplatz Plakate auf - als erstes Zwischenergebnis ihrer Arbeit.
Ein Kommentar von Rudi Kübler. Still, aber wirksam. Lange Zeit war es ruhig um die Initiative 'Stolpersteine für Ulm' - merkwürdig ruhig sogar. Denn selten zuvor war ein Projekt mit derart überwältigender Resonanz gestartet, die Organisatoren zeigten sich damals im Februar dieses Jahres selber überrascht: Mehr als 100 Bürger hatten ihr Interesse für die Idee bekundet, mit so genannten Stolpersteinen an Ulmer NS-Opfer zu erinnern - ein aufmunterndes Signal, denn eine solche Initiative macht nur Sinn, wenn sie von den Menschen selber getragen wird. Nur so kann in der Bevölkerung ein Bewusstsein für Recht und Unrecht, für Demokratie und Diktatur geschaffen werden. Eingeschlafen ist die Initiative freilich nicht, sie arbeitete in Kleingruppen still, aber kontinuierlich an den Biografien der NS-Opfer - denn es ist eben nicht damit getan, lediglich einen Stolperstein nach dem anderen zu setzen. Das Leben dieser Menschen - Juden, psychisch Kranke, körperlich Behinderte, Sinti und Roma sowie politisch Andersdenkende und religiös Verfolgte - ist mehr als nur ein Geburts- und ein Sterbedatum. Sie waren Mitbürger, lebten zunächst in der Mitte der Gesellschaft, von der sie später zunehmend an den Rand gedrängt wurden. Diese Biografien gilt es erstens aufzuarbeiten - und zweitens öffentlich zu machen. Über Broschüren, über das Internet. Dass die Initiative bei der Recherche auf etliche NS-Verfolgte gestoßen ist, die namentlich nicht bekannt waren, zeigt: Diese Arbeit ist wichtig." 
Link zum Artikel    
 
Mai 2015: Erste Verlegung von "Stolpersteinen" in Ulm   
Artikel von Rudi Kübler in der "Südwestpresse" vom 26. Mai 2015: "Gedenken Stolpersteine erinnern in Ulm an Holocaust-Opfer
Der Auftakt ist gemacht: Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat am Dienstag die ersten 14 Stolpersteine in Ulm verlegt – unter großer Anteilnahme der Bürgerschaft. Die Stolpersteine erinnern an NS-Opfer.
Dass nichts, aber auch gar nichts vergessen ist, das machte gestern Dr. Anna Laura Geschmay Merovach deutlich. Der Ort: Olgastraße 85. Hier wohnten ihre Großeltern Dr. Ludwig und Rosa Hecht, hier praktizierte ihr Großvater als angesehener Arzt und Geburtshelfer – bis zum Berufsverbot im Jahr 1937. 1942 wurden die Großeltern nach Theresienstadt deportiert, wo beide im Januar 1943 nur wenige Tage nacheinander an Unterernährung starben. Sie denke immer 'in Liebe' an ihre Großeltern, sagte die betagte Frau (Jahrgang 1931), 'aber auch in Wut an das, was man mit euch gemacht hat. Man hat euch nicht nur das Leben verboten, sondern auch das Grab in der Erde. Was haben meine Großeltern Schlechtes getan?' Bewegende, erschütternde Worte der Enkelin. Gleichzeitig aber bedankte sie sich für die Zeremonie an dem Ort, wo sie zeitweise ihre Kindheit verbracht hat.
Die Zeremonie: Hier in der Olgastraße 85 sind am Dienstag zwei Stolpersteine verlegt worden, einer für Ludwig, einer für Rosa Hecht. Zwei von 14 Stolpersteinen, die der Künstler Gunter Demnig in Ulm gesetzt hat – im Alleingang. Mit dem Bohrhammer, der Motorflex und dem Meißel passte er die 10 x 10 x 10 Zentimeter großen Betonquader, die auf einer Messingplatte die Namen, Lebens- und Sterbedaten der NS-Opfer tragen, in die Bürgersteige ein. Die Idee beschreibt Demnig mit den Worten: 'Auf dem Stolperstein bekommt das Opfer seinen Namen wieder, jedes Opfer erhält einen eigenen Stein – seine Identität und sein Schicksal sind, soweit bekannt, ablesbar. Durch den Gedenkstein vor seinem Haus wird die Erinnerung an diesen Menschen in unseren Alltag geholt.'
Die Vorarbeit hatte die Ulmer Stolperstein-Initiative geleistet. Im Februar 2014 gegründet, schaffte es das bürgerschaftlich getragene Projekt mit Andrea Schiele, Martin König und Mark Tritsch an der Spitze sowie rund 30 aktiven Mitstreitern im Rücken, die ersten 14 Biografien zu erarbeiten und ins Internet zu stellen (www.stolpersteine-fuer-ulm.de). Diese Biografien sind, wenn man so will, die Bedingung für die Verlegung der Stolpersteine. 'Wichtig ist, dass sich die Bürger mit den NS-Opfern beschäftigen, das Projekt also von unten getragen wird', sagte König beim abschließenden Treffen im Ulmer Rathaus. Der Tag hatte um 8.30 Uhr begonnen – und zwar mit einem Kaddisch im jüdischen Teil des Alten Friedhofs. Rabbiner Shneur Trebnik stimmte mit dem Gebet für alle Verstorbenen auf den Rundgang ein, der in der Olgastraße 114 begann, wo die Familie Frenkel ihr Tabakgeschäft hatte und fünf Stolpersteine verlegt wurden. Alan Frankel, Enkel des in Riga ermordeten Adolf Frenkel, bezeichnete die Verlegung der Steine als 'Akt der Menschlichkeit'. Der Zug, der schnell auf 150 Teilnehmer anwuchs, führte über die Olgastraße 85 zur Friedrich-Ebert-Straße 114 – hier wurden drei Steine für die Familie Moos verlegt. Michael Moos, Freiburger Rechtsanwalt und entfernter Verwandter dieses Moos-Zweigs, erinnerte an den ehemaligen OB Theodor Pfizer und an dessen Forderung, 'diese schwere Schuld nicht zu vergessen, so wenig wie die Not, die Tränen, das Blut der Opfer'. Denn so fügte Moos an: 'Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.' In der Herdbruckerstraße wurden das Ehepaar Levy, Lina Einstein und Jonathan Stark geehrt, der als Zeuge Jehovas seinen Glauben nicht verleugnen wollte und durch den Strang hingerichtet wurde. Dass das Erlittene immer noch präsent ist und nicht dem Vergessen anheim fallen darf, zeigte ein Satz von Geschmay Merovach: 'Die Wunde bleibt in mir.'" 
Link zum Artikel  
 
Weitere Verlegungen von "Stolpersteinen" in Ulm waren nach der Verlegung am 26. Mai 2015 am 14. September 2015, am 25. Mai 2016, am 29. Oktober 2016, am 12. Oktober 2017 und am 6. März 2020. Informationen zu Verlegungen in der Website der Stolperstein-Initiative Ulm: http://stolpersteine-fuer-ulm.de/   
 
Liste der "Stolpersteine" in Ulm:  https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Stolpersteine_in_Ulm  

   
     

Links und Literatur  

Links:  

bulletWebsite der Stadt Ulm    
bulletWebsite des Stadtarchivs Ulm    
bulletKurzgefasster Überblick zur jüdischen Geschichte Ulms bei HaGalil.com: hier anklicken  
bulletÜbersicht über die in den "Central Archives for the History of the Jewish People" (CAHJP) in Jerusalem vorhandenen Archivalien der jüdischen Gemeinde Ulm: pdf-Datei hier anklicken 
bulletDrei Artikel zur Ulmer Judaica (interner Link): a) Neu ausgestellter Grabstein von 1288 im Ulmer Münster  b) Ausstellung zu Julius Baum  c) Artikel über "koscher leben" in Ulm in der Gegenwart.   
bulletSeite zur neuen jüdischen Gemeinde in Ulm (interner Link)  
bullet Dokumentensammlung zu Albert Einstein: http://www.alberteinstein.info 
bulletInformationsseiten der Albert-Einstein-Realschule Ulm zu Albert Einstein: hier anklicken    

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Ulm 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Ulm sind vorhanden:    
J 386 Bü. 582  Ulm Geburten 1896 - 1937 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446804   
J 386 Bü. 583  Ulm Eheschließungen 1800 - 1888  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446805    
J 386 Bü. 584  Ulm Eheschließungen 1800 - 1890  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446806    
J 386 Bü. 585  Ulm Eheschließungen 1896 - 1940  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446807   
J 386 Bü. 586  Ulm Todesfälle 1819 - 1894   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446808   
J 386 Bü. 587  Ulm Todesfälle 1819 - 1887   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446809    
J 386 Bü. 588  Ulm Todesfälle 1896 - 1939  Aus Ulm fortgezogen 1926 - 1928 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446810   
J 386 Bü. 589  Ulm Familienbuch 1800 - 1926  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446811   
J 386 Bü. 590  Ulm Todesfälle 1852 - ?  Stiftungen und Spenden für das Waisenhaus Wilhelmspflege Esslingen  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446812   
J 386 Bü. 591  Ulm Todesfälle 1899 - 1928  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446813     
J 386 Bü. 592  Ulm Todesfälle 1899 - 1922  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446814    
J 386 Bü. 593  Ulm Familienbuch 1869 - 1920  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446815    
J 386 Bü. 594  Ulm Familienbuch 1921 - 1937  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446816   
J 386 Bü. 595  Ulm Familienbuch 1800 - 1888  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446817   
J 386 Bü. 596  Ulm Geburten 1808 - 1888  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446818      
 
Hinweis auf die Dokumentation der jüdischen Grabsteine in Baden-Württemberg des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg   
Im Bestand  https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=24368  auf der linken Seite bei "Ulm, Alter Friedhof" bzw. bei "Ulm, Neuer Friedhof" über das "+" zu den einzelnen Grabsteinen. Es sind 14 bzw. 335 Grabsteine dokumentiert (mit Fotos) .       
Im Bestand EL 228 b I Bü. 7 finden sich zum Alten Friedhof Ulm Belegungspläne und eine Dokumentation Grabstein 1 bis 14  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1878327    
ebd. Bü. 6 finden sich zum Neuen Friedhof Ulm Belegungspläne, Belegungsliste, Dokumentation Grabstein 1 bis 100 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1878154   
und ebd. Bü. 10 finden sich zum Neuen Friedhof Ulm Dokumentation Grabstein 101 bis 335 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1878334      

 Literatur: 

bulletPaul Sauer: Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern. 1966. S. 178-185.
bulletGermania Judaica II,2 S. 843-846; III,2 S. 1498-1522.
bulletHermann Dicker: Die Geschichte der Juden in Ulm. Ein Beitrag zur Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters. Dissertation Zürich. Rottweil 1937. 
bulletR. Wortmann, Reste einer mittelalterlichen Judenhauses in Ulm? in: Aus Archiv und Bibliothek. Max Huber zum 65. Geburtstag. 1969. S. 60-66. 
bulletH. Bender (Bearb.): Ulm – Historische Bausubstanz. 1975. S. 189.192. 
bulletAndrea Engel: Juden in Ulm im 19. Jahrhundert. Anfänge und Entwicklung der jüdischen Gemeinde von 1803-1872. Mag.-Arb. im Fachbereich Geschichte der Univ. Tübingen. 1982. 
bulletHans Eugen Specker (Hg.): Einstein und Ulm. Forschungen zur Geschichte der Stadt Ulm. Reihe Dokumentation 1. 1979. 
bulletResi Weglein: Als Krankenschwester im KZ Theresienstadt. Erinnerungen einer Ulmer Jüdin. 1988.
bulletP.Th. Lang, Die Reichsstadt Ulm und die Juden 1500-1803, in: Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte. Bd. 8, 1989 S. 39-49. 
bulletStadtarchiv Ulm (Hg.): Zeugnisse zur Geschichte der Juden in Ulm. Erinnerungen und Dokumente. 1991.
bulletRalf Heisele: Die Judenverfolgung in Ulm im Spiegel der Lokalpresse. Magisterarbeit Tübingen. 1992. 
bulletSilvester Lechner: Das KZ Oberer Kuhberg und die NS-Zeit in der Region Ulm/Neu-Ulm. (= Die NS-Zeit in der Region Ulm/Neu-Ulm. Vorgeschichte, Verlauf, Nachgeschichte. Band 1) Stuttgart 1988². 
bulletders.: Ulm im Nationalsozialismus. 1997. 
bulletUlm Buch 005.jpg (38912 Byte)Myrah Adams, Christof Maihoefer: Jüdisches Ulm. Schauplätze und Spuren. Haigerloch 1998. 
bulletJoseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern - Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem 1986. S. 34-40.  
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.    
  
bulletFried Pallas.jpg (81689 Byte)Amelie Fried: Schuhhaus Pallas. Wie meine Familie sich gegen die Nazis wehrte. Hanser Verlag 2008. ISBN: 978-3-446-20983-1.  Informationen zu diesem Buch
bulletUlm Lit 210.jpg (15640 Byte)Ingo Bergmann: Und erinnere dich immer an mich: Gedenkbuch an die Ulmer Opfer des Holocaust. Verlag Klemm & Oelschläger Münster/Westfalen 2009. ISBN 978-3-932577-82-6  26,80 €.  
Informationen zu diesem Buch (aus einer Seite des Verlages): "Vor fast 50 Jahren wurde im Auftrag der Stadt Ulm von Heinz Keil eine Dokumentation über die Verfolgung der jüdischen Bürger von Ulm erstellt - seinerzeit ein besonders frühes Beispiel des Gedenkens einer deutschen Stadt an die jüdischen Opfer des Dritten Reiches. Im Lichte neuerer Erkenntnisse haben sich viele damals publizierte Angaben als korrekturbedürftig erwiesen, so dass auf Beschluss des Ulmer Gemeinderates zum Januar 2009 ein neues Gedenkbuch für die deportierten bzw. ermordeten jüdischen Einwohner Ulms erarbeitet wurde. Die aufwendigen Recherchen haben das Ausmaß der Verbrechen noch deutlicher werden lassen, denen weit mehr Menschen zum Opfer fielen, als zunächst angenommen. Zugleich eröffnete die Forschung zu der vorliegenden Publikation hoffnungsvolle Perspektiven: Viele ehemalige jüdische Bürger und Bürgerinnen Ulms, die die Zeit des Nationalsozialismus überlebten, ihre Nachkommen, aber auch zahlreiche andere Einwohner der Stadt haben aufschlussreiches und einzigartiges Bildmaterial sowie viele bislang unbekannte Dokumente für dieses Buch zur Verfügung gestellt und mit Auskünften geholfen. Das Gedenkbuch soll mit seinen vielen Abbildungen dazu beitragen, den in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgten und zu einem großen Teil ermordeten Menschen jüdischen Glaubens aus Ulm wieder einen Namen und ein Gesicht zu geben."
bulletUlm Lit 211.jpg (29433 Byte)Ingo Bergmann: "And Always Remember Me". Memorial Book for the Holocaust Victims of Ulm. Englische Version des oben genannten Buches; Übersetzung von Jane Collins. Verlag Klemm & Oelschläger Münster / Westfalen 2013 ISBN 978-3-86281-068-0. 26,80 €.
Link zu einer Seite des Verlages.  
bullet Ingo Bergmann: 1938. Das Novemberpogrom in Ulm - seine Vorgeschichte und Folgen. Hg. vom Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg e.V. (DZOK) und Haus der Stadtgeschichte - Stadtarchiv Ulm. Ulm: Verlag Klemm+Oelschläger 2018. 14,80 €
ISBN: 978-3-86281-134-2 / 80 Seiten / 87 Abbildungen / Softcover / 2018 / 16, 80 Euro
Zum Inhalt: Der Autor Ingo Bergmann verbindet in der Publikation die Wiedergabe aussagekräftiger Quellen mit einer historischen Kontextsetzung, die weit vor dem Nationalsozialismus einsetzt und bis in die Gegenwart reicht. Hintergrundinformationen werden mit Schlüsseldokumenten und Zeitzeugenaussagen präsentiert. Zahlreiche unbekannte Fotos, Akten und Erinnerungen aus internationalen Archiven wurden zusammengetragen. Dieses Buch ist jenen Jüdinnen und Juden gewidmet, die in der Zeit des Nationalsozialismus aus der Ulmer Stadtgesellschaft ausgeschlossen, verhöhnt, verfolgt und ermordet wurden. Es ist zugleich eine Einladung an alle, sich auf dem Fundament dieser Erinnerung für eine solidarische Stadtgesellschaft heute einzusetzen, in der niemand aufgrund seiner Religion oder Herkunft diskriminiert wird. Nicht zuletzt ist es selbst ein Zeugnis dafür, dass es engagierte Menschen braucht, die die Erinnerung für die Gegenwart wachhalten.
Zur Website des Verlages: www.klemm-oelschlaeger.de/  
bullet Christian Scholl: Die Judengemeinde der Reichsstadt Ulm im späten Mittelalter. Innerjüdische Verhältnisse und christlich-jüdische Beziehungen in süddeutschen Zusammenhängen. Hannover 2012 (Forschungen zur Geschichte der Juden A 23). Die Dissertation ist online zugänglich https://ubt.opus.hbz-nrw.de/frontdoor/index/index/docId/1503. Als Printexemplar: X, 451 S | 2012 | ISBN 978-3-7752-5673-5.
Zum Inhalt: Die Judengemeinde der Reichsstadt Ulm gehörte zu den bedeutendsten jüdischen Gemeinden des spätmittelalterlichen Reiches. Dies kommt darin zum Ausdruck, dass UlmerJuden in ausgedehnte Geschäfts- und Familienbeziehungen involviert waren, die sich weit über die Stadtmauern Ulms hinaus über den gesamten süddeutschen Raum und im 15. Jahrhundert sogar bis nach Oberitalien erstreckten.Ferner fungierte die Ulmer Judengemeinde als regionales Zentrum für eine Reihe von jüdischen Niederlassungen im städtischen Umfeld.
Gestützt auf eine breite Basis meist unveröffentlichter Quellen, befasst sich der Autor in seiner Studie sowohl mit den internen Belangen der Ulmer Judengemeinde als auch mit den vielseitigen Kontakten, die Ulmer Juden mit Christen der näheren und weiteren Umgebung unterhielten. Dabei zeigt sich, dass die Berührungspunkte zwischen Juden und Christen im Mittelalter keineswegs auf die Bereiche Ausgrenzung, Verfolgung und Vertreibung zu reduzieren sind, sondern dass Angehörige der beiden Religionsgemeinschaften oftmals über Jahrzehnte hinweg friedlich nebeneinanderlebten und zum gegenseitigen Vorteil miteinander kooperierten.   

      
        


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Ulm Wuerttemberg. Jews settled in the first half of the 13th century, engaging mostly in moneylending and occupying a Jewish quarter where a synagogue was maintained. In 1349 the quarter was stormed by rioters after a well-poisoning libel and throughout the 14th century Jewish life was undermined by restrictive measures under pressure from the Christian guilds. The small community was expelled in 1499. 
Settlement was only renewed in 1782, but anti-Jewish feelings kept it from developing until the 1848 revolution. In 1857 it was recognized as an independent community and in 1873 a splendid synagogue was inaugurated. Jews engaged in the textile trade and were represented in the professional class. They were also active in public life, with representatives in the chamber of commerce, city council and Wuettemberg parliament. Albert Einstein was born there in 1879. By 1880 the Jewish population stood at 694 (total 32,773). A reading society founded in 1855 became a vital center of Jewish social life, organizing various functions and accumulating a 7,000-volume-library. Under the Weimar Republic, antisemitism was rekindled, becoming virulent in the Nazi era as persecutions intensified. In October 1938, 17 Jews with Polish citizenship were deported. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was burned, Jews were beaten, and Jewish stores were looted. Of the 530 Jews in Ulm  in 1933, 331 emigrated by 1941, 169 to the United States, 55 to Palestine and 49 to England. The rest were expelled, many ending their days in the Theresienstadt ghetto. 
After the war a refugee camp for 1,000-1,200 Displaced Jews was set up near the city and a small Jewish community reestablished.  
   
    

                   
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Stand: 30. Juni 2020