Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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  Schnodsenbach (Stadt Scheinfeld, Kreis Neustadt a.d. Aisch - Bad Windsheim)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen    
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde        
    
In Schnodsenbach bestand eine jüdische Gemeinde bis 1899. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück.    
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1833 gab es 82 jüdische Einwohner, 1868 noch 12 jüdische Familien am Ort. 
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (im Synagogengebäude), ein rituelles Bad (gleichfalls im Synagogengebäude). Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in Ullstadt beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war - zumindest zeitweise - ein jüdischer Lehrer angestellt, der auch als Vorbeter und Schochet tätig war. 1848 wird als jüdischer Lehrer in Schnodsenbach Lehrer Kleiner genannt. Die Gemeinde gehörte zum Distriktsrabbinat in Fürth.  
   
Um 1924, als die in Schnodsenbach lebenden jüdischen Einwohner bereits der Gemeinde in Scheinfeld zugeteilt waren, wurden nur noch drei jüdische Personen am Ort gezählt.  
     
Von den in Schnodsenbach geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Fanny Adler geb. Waldmann (1863), Else Cussel geb. Strauß (1888), Cilli Groeschel geb. Thalheimer (1859), Irma Menschel geb. Strauß (1896), Lina Schmausch geb. Strauß (1884), Cilli Steineberg geb. Thalheimer (1867), Philipp Strauss (1886).   
     
     
     
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   

In jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts wurden noch keine Berichte zur jüdischen Geschichte in Schnodsenbach gefunden.    

      
Ortsbeschreibung von Schnodsenbach (1833)    

Schnodsenbach Lit 1833.jpg (24587 Byte)Beschreibung von Schnodsenbach in: Joseph Anton Eisenmann: Geographische Beschreibung des Erzbistums Bamberg. Bamberg 1833. S. 399: "Schnodsenbach, Dorf mit 43 (kath.) Seelen in 7 Häusern....Die dasigen 176 Protestanten bilden eine eigene Pfarrei.  Die 82 Juden daselbst haben ihre Synagoge.).   

      
      
      
Zur Geschichte der Synagoge               
      
Die Synagoge in Schnodsenbach vermutlich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut. Es handelte sich um ein jüdisches Gemeindezentrum mit Betsaal, Raum für den Unterricht der Kinder und die Lehrerwohnung. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden nur noch unregelmäßig Gottesdienste in der Synagoge abgehalten, da es immer schwieriger wurde, die nötige Zehnzahl religionsmündiger jüdischer Männer zum Gottesdienst zu versammeln. 
   
1899
wurde die Synagoge verkauft. Als Verkäuferin trat die Nachfolgegemeinde Scheinfeld gemeinsam mit den letzten in Schnodsenbach lebenden jüdischen Familienoberhäupter, den Herren Goldmann und Strauß auf (Quelle: http://www.nicoly.de/cultusgemeinde/israel.htm
  
Scheinfeld den 29.Juni 1899
Praes. der Cultusgemeinde
In Folge Einladung durch Anschlagszettel versammelte sich betreffs Verkauf der Synagoge in Schnodsenbach die hiesige Cultusgemeinde einschließlich der noch in Schnodsenbach wohnenden Goldmann und Strauß u. beschließen:
Die beiden Letztgenannten, Goldmann und Strauß überlassen den Verkauf ihrer Synagoge der hiesigen Cultusgemeinde u. [es] soll der Erlös in der hiesigen Cultusgemeinde als rentierendes Capital angelegt werden. Vergleichsweise sollen jedoch aus dem Erlös der zu verkaufenden Synagoge 300 M d.i. dreihundert Mk. u. gew. dem S. Goldmann 100 M u. an Strauß 200 M überlassen werden. Der Rest des Kaufschillings kann später im Bedürfnisfalle zu baulichen Zwecken verwendet werden.
Als Vertreter der Gemeinde beim Verkaufe betrauten wir Herrn Thalheimer hier u. Herrn S. Goldmann. Zur Bekräftigung dieses Protokolls haben [sich] die Anwesenden unterschrieben.
J. Kolb Sam. Thalheimer
Leopold Waldmann
Maier Adler Vogelbaum
M. Kaufmann G. Adler
S. Krämer S. Goldmann
M. Lenkersheimer Löb Waldmann
F. Thormann
Moses Strauß
Seite 43
Nachdem die Genehmigung nebenseitigen Gemeindebeschluss von Kgl. Bezirksamt erfolgt ist, wurde die Synagoge von Schnodsenbach an Johann Bayer dortselbst, lt. Vertrag von Kgl. Notar am 28.Febr.1899, für den Kaufpreis von M 725 verkauft, die beiden Goldmann u. Strauß erhielten hiervon M 300. Die restlichen M 425 sind von 1.April 1899 ab mit 3½ % zu verzinsen, und innerhalb 6 Monate von der Cultusgemeinde Scheinfeld bar zu bezahlen.
Beschränkung, dass in der Synagoge niemals eine Dunggrube gemacht werde.
Sam. Thalheimer
Kultusvorstand
  

Das Synagogengebäude ging nach dem zitierten Bericht 1899 in Privatbesitz über. Der finanzielle Erlös aus dem Verkauf ging als Rechtsnachfolgerin die Gemeinde in Scheinfeld, der auch die letzten jüdischen Einwohner von Schnodsenbach zugeteilt worden war. Das Synagogengebäude besteht noch heute und wird als Wohnhaus und landwirtschaftlicher Abstellraum verwendet. In der Bausubstanz ist die Synagoge mit der Schule noch gut erhalten (Walmdachbau): Es bestehen nach der Beschreibung von I. Schwierz (s. Lit. S. 181) noch vier originale Synagogenfenster; mehrere Fenster in der ehemaligen Lehrerwohnung sind gleichfalls im Original vorhanden. Im ehemaligen Synagogenraum sind Reste der Ahron HaKodesch (Toraschrein) sehr gut erkennbar. Die Original-Stuckdecke und Deckenbemalung ist gut erhalten; eine Säulen sind im Original vorhanden. Spuren der Mesusa an der mittleren Türe sind sehr gut erkennbar.    
    
    
Adresse/Standort der Synagoge:  an der Ortsstraße Haus Nr. 37 (der Bach entlang der Ortsstraße ist der "Judengraben", der in den "Gänsgraben" fließt)                
     
     
Fotos 
(sw-Foto: I. Schwierz 1992² S. 190; farbige Fotos von Jürgen Hanke, Kronach)  

Die ehemalige Synagoge 
in Schnodsenbach
Schnodsenbach Synagoge 120.jpg (80266 Byte)   
   Charakteristisch für das Gebäude ist 
das bis heute erhaltene Walmdach
  
          
Das Gebäude im Jahr 2004  Schnodsenbach Synagoge 121.jpg (49058 Byte) Schnodsenbach Synagoge 122.jpg (64584 Byte)
      
     
 Das Gebäude im März 2022 
(Fotos: Jürgen Hanke)  
 
   Vorder- und Rückseite des ehemaligen Synagogengebäudes an der Ortsstraße 
     

   
    

Links und Literatur  

Links:

bulletWebsite der Stadt Scheinfeld    
bulletWebsite zur Gemeinde Schnodsenbach   

Literatur:  

bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 180; 1992² S. 190. 

   
n.e.      

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020