Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

  
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in Hessen"  
Zur Übersicht "Synagogen im Vogelsbergkreis"  
   

Storndorf (Gemeinde Schwalmtal, Vogelsbergkreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben  
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen      
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen    
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
    
In Storndorf bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/39. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./17. Jahrhunderts zurück. Erstmals wird Ende des 17. Jahrhunderts ein jüdischer Ortsbewohner genannt ("der dick Judt von Storndof"). Auch in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges waren jüdische Familien am Ort. 1659 lebten in elf Häusern jüdische Familien. 1681-82 wurden etwa 50 jüdische Einwohner in 13 Häusern genannt. In beiden Hälften des Ortes (obere Hälfte der Herren von Seebach und untere Hälfte des Junkern von Stornberg) lebten jüdische Familien. Die Storndorfer Juden lebten in sehr armseligen Verhältnissen: 1713 hieß es, dass nur einer der jüdischen Haushaltsvorstände erwerbsfähig sei, alle anderen der damals elf Familien waren arm. Mitte des 18. Jahrhunderts bildete sich eine organisierte jüdische Gemeinde. Als erster Vorsteher wird "Joseph" genannt. 1770 ist mit Aron Joseph für die inzwischen 13 jüdischen Familien erstmals ein "Judenschulmeister" am Ort. Zeitweise hatten die Juden beider Ortshälften unterschiedliche Vorsteher (1802 Hirsch Katz und Meyer Abraham). Als 1809 die jüdischen Familien feste Namen wählen mussten, ergaben sich vor allem die Familiennamen Weinberg, Katz, Freund, Höchster, Schwalm, Nußbaum, Stein, Strauß, Stern, Adler. Anfang des 19. Jahrhunderts war der wichtigste Mann der jüdischen Gemeinde Kalme Kaufmann ("Judenkastenmeister" genannt). 

Im 19. Jahrhundert stieg die Zahl der jüdischen Einwohner weiter an: 1822: 123 Personen (1828-30: 139, 1839: 158, 1846: 173) auf die Höchstzahl von 188 Personen im Jahr 1870 (20,2 % von insgesamt 931 Einwohnern). Danach ging die Zahl durch Aus- und Abwanderung langsam zurück: 1900-1905: 92 jüdische Einwohner, 1910 59. Von den etwa 20 jüdischen Familien sind um 1889 neun nach Lauterbach gezogen. Von besonderer Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung war in der Zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Salomon Strauß I. Er hatte 1869 das obere Hofgut gekauft. 
 
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine Schule, ein rituelles Bad und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter tätig war. Von 1865 bis 1897 war als Lehrer und Kantor in Storndorf Jakob Stern tätig. 1897 konnte er nach 32 Jahren Tätigkeit in Storndorf hier sein 50-jähriges Dienstjubiläum feiern (siehe Bericht unten). Später werden als Lehrer genannt: Ludwig Steinhauer (um 1920) und Markus Stein (um 1925). Die Gemeinde gehörte dem orthodoxen Provinzialrabbinat Oberhessen mit Sitz in Gießen an.   
   
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der jüdischen Gemeinde Markus Plaut (geb. 19.3.1893 in Storndorf, gef. 4.11.1914). Außerdem ist gefallen: David Adler (geb. 12.12.1884 in Storndorf, vor 1914 in Velbert wohnhaft, gef. 27.7.1916).   
   
Um 1925, als noch 38 jüdische Einwohner gezählt wurden (4,47 % von insgesamt etwa 850 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde: A. Stein, Leopold Strauß, Löb Adler. Als Lehrer und Kantor war Markus Stein tätig, als Schochet Löb Adler. 1932 waren die Vorsteher Leopold Strauß (1. Vorsteher), Salomon Stein und Albert Adler. Von den damals acht jüdischen Familien hatten drei Viehhandlungen. Dazu gab es zwei Manufakturhandlungen und eine Öl- und Fetthandlung, die jüdischen Familien gehörten. 
    
Nach 1933 ist ein Teil der jüdischen Gemeindeglieder (1933: 28 Personen) auf Grund der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Im September 1939 lebten keine jüdischen Personen mehr im Dorf.
    
Von den in Storndorf geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem): Berta Ackermann geb. Adler (1890), David Adler (1902), Elise Adler (1880), Jonas Adler (1882), Leopold Adler (1865), Max Adler (1897), Moses Adler (1873), Rosalie Bamberger geb. Weinberg (1881), Bertha Baum geb. Adler (1873, Juda Baumann (1864), Sally Freund (1882), Ida Gumpert geb. Strauss (1901), Irene Hill (1928), Herz Höchster (1867), Emma Jakob geb. Baumann (1868), Sara Jakob geb. Katz (1857), Seligmann Jakob (1866), Mayer (Max, Meyer) Katz (1881), Ida Kussel geb. Baumann (1892), Auguste Lind geb. Plaut (1882), Jeanette Loeb geb. Freund (1869),  Ida May geb. Adler (1878), Franziska (Fanny) Mayer geb. Baumann (1850), Julchen Plaut (1885), Karoline Plaut geb. Höchster (1889), Simon Plaut (1877), Selma Schack geb. Strauss (1889), Else Seiferheld geb. Baumann (1892), Jenny Stein (1896), Levi Stein (1874), Mathias Stein (1874), Rebekka Stein (1866), Salomon Stein (1893), Berthold Stern (1877), Klara Mina Stiefel geb. Adler (1888), Fanny Strauß (1879), Kaufmann Strauß (1879), Theresa Strauß geb. Strauß (1864), Alfred Streitmann (1916), Rosa Streitmann geb. Strauss (1916), Moses Ullmann (1878), Olga Wallenstein geb. Adler (1889), Luise Weidenbaum geb. Baumann (1856), Ester (Else) Weinberg geb. Adler (1869), Sally Weinberg (1893). 
         
          
          
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde        
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
50jähriges Dienstjubiläum des Lehrers Jakob Stern (1897)    

Storndorf AZJ 14051897.jpg (67578 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Mai 1897 folgender Artikel: "Aus dem Großherzogtum Hessen, im Mai (1897). Der Elementarlehrer und Kantor Jakob Stern in Storndorf, Oberhessen, feiert am 15. dieses Monats sein 50jähriges Dienstjubiläum. Geboren zu Heppenheim a.d. Bergstraße, absolvierte derselbe bereits mit seinem 18. Jahre das Großherzogliche Schullehrerseminar in Bensheim mit ausgezeichnetem Erfolg. Von seiner 50jährigen Dienstzeit entfallen auf die Stätte seiner jetzigen Wirksamkeit, die Kommunalschule in Storndorf, allein 32 Jahre. Geachtet und geehrt von allen seinen Mitbürgern ohne Unterschied der Konfession, gewürdigt von seiner vorgesetzten Behörde, geliebt und geschätzt von der großen Zahl seiner jetzigen und früheren Schüler ist es nun dem allezeit auf einer höheren Warte stehenden Lehrer beschieden, in seltener Geistesfrische und körperlichen Rüstigkeit sein Jubelfest zu feiern. Möge dem Jubilar noch ein langer freundlicher und glücklicher Lebensabend bevorstehen!"

   
Anzeige von Lehrer Ludwig Steinhauer (1920)  

Storndorf Israelit 15011920.jpg (41850 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Januar 1920: "Eine Lehrerswitwe, 88 Jahre alt, ist durch die Zeitumstände in dringendste Not geraten. Ich bitte edeldenkende Menschen Gaben für dieselbe an meine Adresse zu senden.  
Ludwig Steinhauer,
Lehrer, Storndorf (Kreis Alsfeld), Oberhessen."   

    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde 
Erinnerung an den aus Storndorf stammenden Lehrer Leopold Strauß (1861 in Storndorf - 1939 in Essen)     
(Foto und Informationen von Anne Prior, Dinslaken)    

Storndorf Leopold Strauss Sto01.jpg (62353 Byte)Leopold Strauß (geb. 30.11.1861 in Storndorf als Sohn von Seligmann Strauß und Bina geb. Reiss) kam bereits als junger Lehrer nach Dinslaken/Niederrhein. Er unterrichtete an der dortigen jüdischen Volksschule 40 Jahre lang - von 1887 bis 1927 - die Kinder der Gemeinde. Zudem unterrichtete er an der Handelsschule der Stadt. 1927 wurde er pensioniert . Er war Mitglied im Stadtrat und jahrelang im Vorstand der Ortsgruppe des "Central-Vereins" in Dinslaken. Noch 1937, als die jüdische Gemeinde Dinslaken sich bereits in Auflösung befand, übernahm er noch den Vorsitz des "CV". Leopold Strauß wurde am 10. November 1938 Opfer eines brutalen Überfalls von Dinslakenern Berufsschülern, den er - schwer verletzt - überlebte. Da seine Ehefrau Saly (Rosalie) geb. Stern (geb. 5. April 1867 in Pflaumloch) bereits 1934 verstorben war, zog er danach zu seinen Söhnen nach Essen. Er starb am 15. Juni 1939 in Essen. 
Im Februar 2012 hat der Verein "STOLPERSTEINE für Dinslaken e.V." einen "Stolperstein" für Leopold Strauß verlegen lassen (siehe Foto links; vor dem Haus Duisburger Straße 100). Es war der erste verlegte "Stolperstein" in Dinslaken. Die Schüler und Schülerinnen des heutigen Berufskollegs in Dinslaken wirken in besonderer Weise an dieser Verlegung mit.  
Literaturhinweis: Marc Rosemann: In einem unbewachten Augenblick. Eine Frau überlebt im Untergrund. Aufbau Verlag 2002. 
Pressebericht von Ralf Schreiner in RP online vom 8.2.2012 zur Verlegung der "Stolpersteine" in Dinslaken: "19 Steine für die Nazi-Opfer...." 
Link zum Artikel 
Am 11.11.2011 war der Artikel von Ralf Schreiner in RP online erschienen: "Lichter für die Menschlichkeit..." 
Link zum Artikel     

    
    
Aus dem jüdischen Gemeindeleben    
Aufruf zur Hilfe für eine in Not geratene Familie (1873)   

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. August 1874: "(Hebräisch und deutsch:) Wer den Armen mitteilt, dem wird's nie mangeln; wer die Augen wegwendet, zieht sich viel Unglück zu)
Edelgesinnte Glaubensgenossen! 
Am 1. Dezember 1872 ist über eine brave hiesige Familie schweres Unglück hereingebrochen. Ein fleißiger Handelsmann, Meier Weinberg, Vater von sieben unmündigen Kindern und in dürftigen Verhältnissen lebend, erlitt an diesem Tage einen Schlaganfall, wodurch er vollständige Lähmung der rechten Seite, Verlust der Sprache und des Verstandes erlitten hat.  
Derselbe befindet sich in nicht zu beschreibender schrecklichen Lage, weithin hört man dessen schauerliches Geheul in Folge seiner großen Schmerzen. Schrecklich ist der Anblick des vom Schmerz Heimgesuchten und erschütternd der Jammer der unglücklichen Frau und Kinder. 
Durch die hiesige israelitische Gemeinde, sowie durch einen Aufruf im 'Israelit' ist im vorigen Jahre bereits gespendet worden, welches aber jetzt, da der Kranke sorgsamer Pflege, sowie stets kräftiger Nahrung bedarf, bereits aufgezehrt ist. Die vielgeprüfte Frau, die einer trostlosen Zukunft entgegensieht, wendet sich daher an edle Glaubensgenossen, sie bittend, dass sie ihr Scherflein zur Linderung der großen Not beitragen möchten, umso mehr, da nach Ausspruch der Herren Ärzte noch nicht abzusehen ist, wie lange der Zustand des Kranken noch dauern kann.  
Gefällige Spenden bitte entweder direkt an Meier Weinbergs Frau oder an den Unterzeichneten zu richten und werden die Gaben in diesem Blatte veröffentlicht werden.   
Storndorf in Oberhessen (Kreis Alsfeld), den 7. August 1874. 
David Adler junior,
Israelitischer Vorsteher. 
Die Unterschrift des israelitischen Vorstandes und dessen Angaben werden als Wahrheit beglaubigt. 
Storndorf, eod. Großherzogliche Hessische Bürgermeisterei Storndorf. Eckstein."           

    
Für die Familie Weinberg sind Spenden eingegangen - Meier Weinberg ist verstorben (1874)     

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Dezember 187: "Für die unglückliche Familie Weinberg gingen bei mir ein: 
Von Frau Elise Abt Kassel 1 Thaler. - Von Herrn Lehrer Driels, Sammlung in der Gemeinde Groß Karben 22 Gulden. - N.N. aus Zerbst 5 Thaler. - N. von Butzow 5 Thlar, 10 Sgr. - C.A. Kernitzer aus Brod a.d. Kulpa 3 Gulden (österreichisch). - Sy. 15 Sgr. - J. L. Jacobi Sonneberg 1 Thaler.  
Indem den edlen Gebern im Namen der Familie den herzlichsten Dank sage, zeige ich zugleich an, dass es dem Allmächtigen gefallen hat, den so schwer Heimgesuchten von seinen Leiden zu erlösen. 
Storndorf
(Oberhessen), den 1. November 1874. David Adler jun., israelitischer Vorsteher."          

 
Aufrufe zur Hilfe für in in Not geratene Familien 1879 / 1905    

Storndorf Israelit 17121879.jpg (85491 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Dezember 1879: "Bitte an edle Menschenfreunde! Löb Strauß in Storndorf, Witwer und Vater von 5 unmündigen Kindern, leidet schon seit einem Jahre an der Zehrung und ist an sein Aufkommen nicht mehr zu denken. Derselbe, ein braver Mann, der sich seither redlich bestrebte, sich und die Seinigen anständig zu ernähren, sieht dieselben dem größten Elend preisgegeben. Von unserer ohnedies wenig bemittelten Gemeinde erhält er 5 Mark Unterstützung. Selbstverständlich kann dieses nicht hinreichen, die unglückliche Familie vor Hunger und Kälte zu schützen. Hilfe ist dringend nötig. Gaben nimmt dankend entgegen. 
Löb Baumann,
Synagogen-Vorstand.
Storndorf in Oberhessen, im Dezember 1879. 
Auch wir sind gern bereit, milde Gaben in Empfang zu nehmen und an den Bittsteller zu befördern. Die Expedition des 'Israelit'."
  
Storndorf FfIsrFambl 13101905.jpg (70783 Byte)Am 13. Oktober 1905 erschien im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" ein Aufruf, der Familie des plötzlich verstorbenen Moses Katz in Storndorf zu helfen: "Aufruf! In Storndorf (Oberhessen) stürzte ein durch seine Frömmigkeit wie Schaffenstätigkeit durchaus geachteter Mann, namens Moses Katz, Vater von 8 unmündigen Kindern, als er vor der Vorbeterpult trat, am zweiten Tage Rosch haschono (Neujahrsfest) in der Synagoge plötzlich tot zusammen. 
Die Familie, an sich völlig arm und nun ihres natürlichen Ernährers so jäh beraubt, steht am Rande der Verzweiflung. Ausgiebige Hilfe ist hier dringende Notwendigkeit. Die Unterzeichneten bitten um freundliche Spenden und neben dieselben gern in Empfang.
Großherzogliches Provinzialrabbinat Dr. L. Hirschfeld, Gießen.
Vorstand der israelitischen Gemeinde Storndorf.
Vorstand der israelitischen Gemeinde Angenrod.
Vorstand der israelitischen Gemeinde Lauterbach."

       
       
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  
Verlobungsanzeige von Berta Gumpert und Siegfried Strauß sowie Ida Strauß und Moritz Gumpert (1931)   
Anmerkung: Moritz Gumpert (geb. 4.10.1902 in Hoof) und Ida Gumpert geb. Strauß (geb. 27.12.1901 in Storndorf) wurden 1941 von Kassel in das Ghetto Riga deportiert und sind umgekommen. Siegfried Strauß und Berta geb. Gumpert konnten 1940/41 über England in die USA emigrieren. Siehe "The descendants of Itzig Gumpert from Hoof" (pdf-Datei).     

Storndorf JuedWZKassel 02101931.jpg (27478 Byte) Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und Waldeck" vom 2. Oktober 1931: 
"Berta Gumpert - Siegfried Strauß   //  Ida Strauß - Moritz Gumpert  
Kassel, Schomburgstraße 11  -  Storndorf (Hessen)  //  Storndorf (Hessen)  -  Kassel, Schomburgstraße 11   
Oktober 1931".           

       
       
       
Zur Geschichte der Synagoge      
    
Zunächst dürfte ein Betsaal in einem der jüdischen Häuser vorhanden gewesen sein. Bereits 1670 wollten die jüdischen Familien eine Synagoge erbauten. Sie hatten von den Ortsherrschaften auch die Erlaubnis bekommen, doch ließ sich der Bau offenbar aus finanziellen Gründen nicht verwirklichen. Einige Zeit später stand offenbar eine Synagoge auf dem früheren Hausplatz von Andreas Meyreiß (1826 genannt). 1830 wurde diese (alte) Synagoge erweitert. Eine neue Synagogenordnung wurde 1845 verabschiedet.

Im Sommer 1885 befand sich die alte Synagoge allerdings in einem baufälligen Zustand. Sie drohte einzustürzen, weswegen die Behörden die Schließung verordneten. Da die Gemeinde mit einem Neubau finanziell überfordert war, bat sie in Spendenaufrufen um auswärtige Unterstützung. U.a. erschien in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Dezember 1885 folgende Anzeige: 

Storndorf Israelit 10121885s.jpg (94587 Byte)"Aufruf an edler Wohltäter! Durch Verfügung Großherzoglichen Kreisamts Alsfeld ist die hiesige israelitische Gemeinde genötigt, einen förmlichen Umbau, nötigenfalls auch Neubau, der dem Einsturze nahen Synagoge vornehmen zu lassen. Da die meisten der hiesigen Gemeindemitglieder unbemittelt, so ist die hiesige israelitische Gemeinde nicht wohl im Stande, aus eigenen Mitteln die enormen Kosten zur Herstellung des Gotteshauses zu bestreiten. Der unterzeichnete Vorstand richtet deshalb die dringende Bitte an edle Glaubensgenossen und Wohltäter, durch milde Gaben helfen zu wollen. Auch die kleinste Gabe wird uns herzlich willkommen sein. Indem wir allen edlen Gebern im Voraus Dank sagen, sind wir gern bereit, Empfangsanzeige zu erstatten.
Storndorf bei Alsfeld in Oberhessen, 8. Dezember 1885. Der israelitische Vorstand: Bär Strauß. Adler.
Auch wir sind bereit, Gaben entgegenzunehmen und weiterzubefördern. Die Expedititon des 'Israelit'."

1886 bis 1887 konnte auf den Grundmauern der alten Synagoge eine neue erstellt werden. Da die Synagoge auf "fürstlichem Boden" (im früheren Gebiet der Junkern von Stornberg) stand, musste noch bis ins 20. Jahrhundert hinein Grundzins entrichtet werden. Beim Neubau handelte es sich um einen zweigeschossigen Massivbau. 
    
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge durch Nationalsozialisten zerstört.    
   
1939 begann bereits der Umbau zu einem Wohnhaus. Durch mehrfache Umbaumaßnahmen in den folgenden Jahren erinnert heute äußerlich nichts mehr daran, dass es sich um ein früheres jüdisches Gotteshaus handelt. 
   
   
Adresse/Standort der SynagogeAn der Volkenröder Str. 13.  
   
   
Fotos
(Quelle: Altaras s.Lit. S. 113)  

Storndorf Synagoge 120.jpg (89119 Byte) Neue Fotos werden bei Gelegenheit erstellt;
 über Zusendungen freut sich der Webmaster:
 Adresse siehe Eingangsseite
 
Die ehemalige Synagoge im Juni 1984    
     
     
Andernorts entdeckt   Frankfurt Friedhof N12052.jpg (246074 Byte) 
  Grabstein für Hilda Adler geb. Löwenberg aus Storndorf (1868-1936) 
im jüdischen Friedhof an der Eckenheimer Landstraße in Frankfurt am Main  
     

    
     
Links und Literatur

Links:   

bullet

Website der Gemeinde Schwalmtal   

bullet

vgl. Links auf der Seite zum jüdischen Friedhof in Storndorf (interner Link) 

Literatur:  

bulletPaul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 300-302.  
bulletThea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit 1945? 1988 S. 113-114.  
bulletStudienkreis Deutscher Widerstand (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirk Darmstadt. 1995 S. 203.  
bulletPinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch)    
bulletMathilda Wertheimer Lit 20.jpg (96886 Byte)Mathilda Wertheim Stein: The Way it was. Jewish life in Storndorf and Ulrichstein in Upper Hesse.  100 pages, 105 photos. FrederickMax Publications Atlanta, Georgia 2011. ISBN 978 0 967 3282 1 8 
Weitere Informationen: siehe eingestellte pdf-Datei mit Bestellmöglichkeit über www.israeled.org   
Artikel über die 2014 verstorbene Autorin     
bulletWertheimer Mathilde Lit 005.jpg (59674 Byte) dies.: The Way it Was: The Jewish World of Rural Hesse. 427 pages. FrederickMax Publications 2000. ISBN 978 0 967 3282 01. 
Weitere Informationen: siehe eingestellte pdf-Datei mit Bestellmöglichkeit über www.israeled.org bzw. http://www.amazon.com/The-way-was-Jewish-world/dp/0967328209   

   
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Storndorf Hesse. The Jewish community, established in 1750, numbered 200 (about 21 % of the total) in 1871, dwindling to 25 in 1933. On Kristallnacht (9-10 November 1938), Nazis destroyed the synagogue's interior and in September 1939, when all the Jews had left, Storndorf was declared "free of Jews" (judenfrei). 
   
     

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge   

             

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020