Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Strümpfelbrunn (Gemeinde Waldbrunn, Neckar-Odenwald-Kreis) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge

Übersicht:    

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer    
Strümpfelbrunn als Ort der Erholung     
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen      
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  (english version)           
    
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zur Kurpfalz gehörenden Strümpfelbrunn bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. Erstmals werden 1757 jüdische Einwohner am Ort genannt: ein Mann, der damals auf Grund großer Armut von den Abgaben befreit war sowie eine jüdische Witwe. 

1825 gab es 60 jüdische Einwohner (11,5 % von insgesamt 520 Einwohnern); die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde um 1836 mit 78 Personen erreicht. Danach ging die Zahl zurück: 1860 73 jüdische Einwohner, 1875 50, 1900 41, 1925 23.
 
Die bekannteste, das jüdische Leben am Ort über Jahrzehnte prägende Familie war die Familie Marx, wie auch aus den unten wiedergegebenen Nachrufen zu Vertretern dieser Familie hervorgeht. Prominentester Vertreter der Familie war Rabbiner Dr. Lehmann Marx, der Rabbiner in Berlin, ab 1871 Leiter der Religionsschule der Israelitischen Religionsgesellschaft bzw. inoffizieller Rabbiner in Darmstadt war (ab 1897 offiziell orthodoxes Rabbinat Darmstadt II). Sein Sohn Dr. Moses Marx folgte ihm im Amt.
   
An Einrichtungen hatte die Gemeinde eine Synagoge (s.u.), ein rituelles Bad (ehemals im Hofraitenbereich des späteren Anwesens Dieter Steck in der Kirchenstraße, 1937 verkauft, später abgebrochen). Die Toten der Gemeinde wurden in Hirschhorn (Hessen) und in Bödigheim (siehe unten bei Ehepaar Marx) beigesetzt. Die Gemeinde wurde 1827 dem Bezirksrabbinat Bödigheim zugeteilt; seit dessen Auflösung 1850 gehörte die Gemeinde zum Bezirksrabbinat Mosbach
 
Im Ersten Weltkrieg fiel aus der Gemeinde Wolf Adolf Israel (geb. 5.5.1887 in Strümpfelbrunn, gef. 21.8.1917). Sein Name sowie allgemein die Namen der Kriegsteilnehmer 1870/71 und 1914 bis 1918 stehen auf dem Gefallenendenkmal im Zugangsbereich des Ortsfriedhofes (Familiennamen Israel, Monatt und Dreifuß). Im Ersten Weltkrieg sind außerdem gefallen: Julius Israel (geb. 6.4.1897 in Strümpfelbrunn, vor 1914 in Mutterstadt wohnhaft, gef. 4.8.1918) und Nathan Monatt (geb. 6.11.1887 in Strümpfelbrunn, vor 1914 in Mannheim wohnhaft, gef. 25.8.1915). 
 
Um 1924, als zur Gemeinde etwa 25 Personen gehörten (3,5 % von insgesamt etwa 700 Einwohner), waren die Gemeindevorsteher Götz Israel und Heinrich Israel. 1932 waren die Gemeindevorsteher Götz Israel (1. Vors.), Adolf Monatt (2. Vors.) und Heinrich Israel (3. Vorst.).
  
Die jüdischen Familien lebten überwiegend vom Viehhandel. Bis zur Zerstörung im November 1938 bestand auch das bei jüdischen Familien weithin beliebte Gasthaus "Zum Löwen" (Inhaber Heinrich Israel, beim Novemberpogrom 1938 demoliert und niedergebrannt; Standort im Bereich des heutigen Hotels "Sockenbacher Hof" (Kuranlage 4). An ehemaligen, bis nach 1933 bestehenden Handels- und Gewerbebetrieben bestanden die Viehhandlung und Landwirtschaft Salomon Bär (Buchener Straße 4), die Viehhandlung Alex Monatt (Alte Markstraße 20) sowie die Viehhandlung Heinrich Israel (Alte Marktstraße 36). Ehemalige jüdische Häuser sind: Familie Bondi - Alte Marktstraße 5 (zur weiteren Geschichte siehe unten bei Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte), Familie Marx - Alte Marktstraße 7, Familie Götz Israel - Alte Marktstraße 12, Familie Hugo Israel - Alte Marktstraße 33.
 
1933 wurden noch 19 jüdische Einwohner gezählt. Beim Novemberpogrom 1938 kam es zu schweren Ausschreitungen und Gewalttaten, in deren Verlauf die Synagoge und die jüdische Wirtschaft "Zum Löwen" niedergebrannt wurden.  Erst danach bemühten sich mehrere der jüdischen Einwohner um eine Auswanderung vom Ort. Am 1. September 1939 wurden noch 16 jüdische Einwohner gezählt. Von ihnen konnten drei in die USA, einer nach Argentinien emigrieren; zwei verzogen in andere Städte, einer verstarb noch am Ort. Die letzten acht jüdischen Einwohner wurden am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert.  
   
Von den in Strümpfelbrunn geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):  Ida Adler geb. Israel (1892, siehe Informationen unten in der Literaturübersicht), Ferdinand Bär (1896), Ferdinand Bär (1912), Julchen Bär geb. Mané (1873), Moses Bär (1902), Salomon Bär (1866), Alfred Bauer (1905), Rosa Bauer geb. Israel (1902), Auguste Busnac geb. Bär (1894), Eugen Dreifuss (1886), Bertha Friedberg geb. Israel (1896), Heinrich Israel (1855), Minna Kaufmann geb. Israel (1894), Thekla Kaufmann geb. Monatt (1895), Baruch Marx (1882), Bertha Mayer (1874), Ella Mayer geb. Israel (1879), Alex(ander) (Abraham) Monatt (1881), Hedwig Monatt (1892), Josef Monatt (1851), Karolina Sachs geb. Marx (1885), Klara Sachs geb. Marx (1883).    
       
       
       
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1884 / 1886 / 1887 / 1890 / 1892 / 1894 / 1900 / 1901 / 1903  

Strumpfelbrunn Israelit 21071884.jpg (74509 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juli 1884: "Auskündigung einer Religionsschulstelle  
(Nr. 243) Mosbach am Neckar (Baden). Die mit einem festen jährlichen Gehalte von 700 Mark freier Wohnung, dem Vorsänger- und Schächterdienst mit den davon abhängigen Gefällen bei der israelitischen Gemeinde Strümpfelbrunn, diesseitigen Rabbinatsbezirks verbundenen Religionsschulstelle, ist sofort zu besetzen. Berechtigte Bewerber wollen ihre diesbezüglichen Zeugnisse binnen 14 Tagen portofrei anher einsenden. Bewerber ledigen Standes werden bevorzugt. 
Mosbach, den 15. Juli 1884. 
Das Großherzogliche Bezirksrabbinat. S. Weil."    
 
Struempfelbrunn Israelit 28101886.jpg (72302 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Oktober 1886: "Auskündigung einer Religionsschulstelle.  
Die israelitische Religionsschul-, Vorsänger- und Schächterstelle in Strümpfelbrunn bei Eberbach, mit welcher ein fester Gehalt von 600 Mark, freie Wohnung, Schulgeld und verschiedene Gefälle verbunden sind, ist auf 1. Januar 1887 neu zu besetzen. Ein seminaristisch gebildeter, lediger Mann wird von der Gemeinde bevorzugt. Mit Zeugnisabschriften belegte Meldungen sind binnen 3 Wochen anher zu senden. Heidelberg, den 25. Oktober 1886. 
Verwaltung des Bezirksrabbinats Mosbach: 
Dr. Sondheimer
".
 
Struempfelbrunn Israelit 17101887.jpg (57972 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Oktober 1887: "Vakanz einer Religionsschulstelle
Die mit einem festen Gehalt von Mark 600 nebst freier Wohnung, Schulgeld und den sonst üblichen Nebengefällen verbundene Religionslehrer-, Vorsänger und Schächterstelle in Strümpfelbrunn (bei Eberbach) ist auf 1. Januar 1888 neu zu besetzen. Seminaristisch gebildete Bewerber (unverheiratete bevorzugt) wollen ihre mit Zeugnisabschriften belegten Gesuche innerhalb 4 Wochen bei uns einreichen. 
Mosbach, 14. Oktober 1887. 
Großherzogliche Bezirkssynagoge: Dr. Löwenstein."
 
Struempfelbrunn Israelit 23061890.jpg (48759 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juni 1890: "Religionslehrerstelle
Die Stelle eines Religionslehrers, Vorbeters und Schächters in Strümpfelbrunn, mit welcher ein fester Gehalt von 650 Mark und ein Nebeneinkommen von etwa 350 Mark verbunden ist, ist sofort anderweitig zu besetzen. Bewerber ledigen Standes wollen ihre Meldung mit Zeugnisabschriften baldigst uns  zusenden. 
Mosbach, 16. Juni 1890. 
Die Bezirks-Synagoge: Dr. Löwenstein."
  
Struempfelbrunn Israelit 02051892.jpg (63825 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Mai 1892: "Lehrer-Stelle
Die mit einem festen Gehalte von 650 Mark nebst freier Wohnung und Nebengefällen im Betrage von etwa 300 Mark verbundene Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle in Strümpfelbrunn ist sofort zu besetzen. 
Geeignete ledige Bewerber wollen ihre mit Zeugnisabschriften belegten Gesuche alsbald der unterzeichneten Stelle zusenden. 
Mosbach (Baden), 29. April 1892. Die Bezirkssynagoge Dr. Löwenstein."
   
Struempfelbrunn Israelit 15021894.jpg (55994 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Februar 1894: "Lehrerstelle
Die mit einem festen Gehalt von 700 Mark und einem Nebeneinkommen von etwa 300 Mark verbundene Religionslehrer-, Vorbeter und Schächterstelle in Strümpfelbrunn ist auf 1. Mai dieses Jahres neu zu besetzen. Geeignete Bewerber, unter denen ledige bevorzugt werden, wollen ihre mit Zeugnisabschriften belegten Meldungen baldigst bei uns einreichen. 
Mosbach, 12. Februar 1894. 
Die Bezirks-Synagoge. Dr. Löwenstein."
  
Struempfelbrunn Israelit 23051900.jpg (36146 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1900: "Vakanz
Die mit einem festen Gehalt von 700 Mark, freier Wohnung und etwa 300 Mark Nebenverdienst verbundene Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle in Strümpfelbrunn (Baden) ist baldigst zu besetzen. Bewerber wollen ihre Gesuche sofort an den dortigen Synagogenrat richten. Mosbach, 20. Mai 1900. Großherzogliche Bezirkssynagoge: Dr. Löwenstein. 
 
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Mai 1901: "Vakanz
Die Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle in Strümpfelbrunn mit einem festen Gehalt von 700 Mark, freier Wohnung und etwa 300 Mark an Nebengefällen ist nächstens zu besetzen. Bewerber wollen ihre mit Zeugnisabschriften (die nicht zurückgesandt werden) belegten Meldungen baldigst an den Unterzeichneten gelangen lassen. 
Mosbach, 1. Mai (1901). 
Die Bezirkssynagoge

Dr. Löwenstein."    
    
Struempfelbrunn Israelit 21091903.jpg (66907 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. September 1903: "Vakanz! 
Die Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle
in Strümpfelbrunn mit einem festen Gehalt von 700 Mark, freier Wohnung und etwa 300 Mark Nebengefällen, ist sofort (spätestens auf 1. Dezember) zu besetzen. Bewerber wollen ihre Gesuche mit Zeugnisabschriften (die nicht zurückgeschickt werden) baldigst an den Unterzeichneten gelangen lassen. 
Mosbach, 15. September. 
Das Bezirksrabbinat: 
Dr. Löwenstein.
"
   
Struempfelbrunn FrfIsrFambl 02101903.jpg (22136 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 2. Oktober 1903: "Vakanzen
Strümpfelbrunn. Lehrer, Vorbeter und Schächter, Mk. 1000 Einkommen und freie Wohnung. Meldungen an Dr. Löwenstein, Mosbach."    

 
Bericht zu einem der jüdischen Lehrer: Ahron Rosenblatt, Anfang der 1890er-Jahre Lehrer in Strümpfelbrunn  

Memmingen Israelit 28081930.jpg (148174 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. August 1930: "Memmingen, 19. August (1930). Am Sonntag, den 10. August, am 16. Aw schied der langjährige treu bewährte Lehrer und Kantor unserer Gemeinde, Herr Ahron Rosenblatt, 61 Jahre alt, von uns. 41 Jahre seines Lebens waren dem Dienst für Schule und Gotteshaus geweiht. Nach genossener Ausbildung in Burgpreppach und Würzburg wirkte Ahron Rosenblatt als Religionslehrer in den Gemeinden Strümpfelbrunn in Baden und Egenhausen bei Ansbach. Im Jahre 1896 wurde er von der Israelitischen Kultusgemeinde Memmingen zu ihrem geistigen Führer berufen. In 32jähriger von beispielloser Gewissenhaftigkeit und hingebungsvollster Berufstreue erfüllter Tätigkeit hat er mitgebaut an der Aufwärtsentwicklung unserer Gemeinde. Einer traditionserfüllten Familie entstammend, aus der altehrwürdigen Kehilloh (Gemeinde) Fürth, war er von tief religiösem Geiste beseelt. Sein ganzes Leben war beispielgebende Tat.
Die Würdigung seiner Persönlichkeit kam bei der am 12. dieses Monats stattgefundenen Beerdigung in eindrucksvollster Weise zum Ausdruck. Lehrer Liffgens schilderte in ergreifender Weise das segensreiche Leben und Wirken, die Bescheidenheit, Menschenliebe und Mens
chenfreundlichkeit des edlen Gatten und Familienvaters, des treuen Führers seiner Gemeinde, des väterlichen Freundes und Amtsgenossen. Auch im Namen des Jüdischen Lehrervereins für Bayern und der Bezirkskonferenz Schwaben gab er der Trauer Ausdruck um den rührigen Kollegen. Der 1. Vorstand der Kultusverwaltung, Direktor Karl Gerstle, widmete dem treu bewährten Lehrer seiner Gemeinde, dem hilfsbereiten Freund jeder Familie einen aus tief bewegtem Herzen kommenden und zu Herzen dringenden Nachruf dankbarer Verehrung. Für den Bezirkslehrerverein Memmingen nahm dessen Vorsitzender in erhebenden Worten Abschied von dem teuren Kollegen und langjährigen Mitglied des Vereins. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

        
Über den Lehrer Hermann Kahn (1898-1900 in Strümpfelbrunn, danach in Höchst im Odenwald)  

Struempfelbrunn Israelit 04061925.jpg (65772 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juni 1925: "Höchst, 1. Juni (1925). Am 15. Juni begeht  Herr Lehrer Hermann Kahn das 25jährige Jubiläum seines Wirkens in hiesiger Jüdischer Gemeinde. Herr Kahn, der von 1898 bis 1900 in Strümpfelbrunn wirkte, stellte seine ganze Kraft bei Erziehung und Belehrung der Jugend und im Gotteshause in den Dienst von Thora und Jirah (Gottesfurcht). Seine Kollegen vom unabhängigen Lehrerverein in Hessen werteten seine schützungswerte Kraft durch Entsendung in die Vorstandschaft dieser Organisation. Auch in die Vorstandschaft des neu gegründeten Gesamtlehrervereins für Hessen wurde Herr Kahn gewählt. - Möge es Herrn Kahn noch recht lange vergönnt sein, in bisheriger vorbildlicher Weise weiterzuwirken."   

   
Lehrer Jacob Kahn löst ein Rätsel in der Zeitschrift "Der Israelit" (1901)
   

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai 1901: "Auflösung des Rätsels in Nummer 37.... 
Richtige Lösungen sandten ein: S. M. Bachrach - Elmshorn, A.S. Kamenetzky, cand.phil. - Gießen, Jacob Kahn, Lehrer - Strümpfelbrunn, Chaim Israel - Zürich."    

  
A. Rabinowitz aus Frankfurt wird Lehrer in Strümpfelbrunn (1904)

Struempfelbrunn FrfIsrFambl 15071904.jpg (16937 Byte)Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 15. Juli 1904: "Strümpfelbrunn bei Eberbach. Herr A. Rabinowitz aus Frankfurt am Main ist als Lehrer an die hiesige Gemeinde berufen worden."  

   
   
Strümpfelbrunn als Ort der Erholung  
Talmudschüler in Strümpfelbrunn (1921)  
Anmerkung: Der Abschnitt wird leicht abgekürzt wiedergegeben.  

Struempfelbrunn Israelit 06101921.JPG (223893 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Oktober 1921: "Nachsommer in Strümpfelbrunn. Der Sommer neigt sich seinem Ende zu, die Tage werden kürzer und die Sommerfrischler kehren zu den heimischen Penaten zurück. Aber Strümpfelbrunn, das seit Jahren beliebt gewordene, hoch gelegene, waldumgebene liebe Dörfchen im Odenwald hat seine Pforten noch nicht ganz geschlossen. Eine Schar talmudbeflissener studierender junger Leute ist für einige Wochen hier eingezogen und hat dem Kurort Strümpfelbrunn für einige Wochen eine besondere Note aufgeprägt. Aus Frankfurt, Berlin, Köln und sogar aus der Schweiz sind sie hier eingetroffen, haben trotz der Schwere der Zeit eine gute jugendfrohe Laune mitgebracht, aber dabei nicht ihren ernsten Lebenszweck auf den Augen verloren.
Ein lautes 'Aufstehen Leawoda chawora'! ruft um 6 Uhr morgens in Schul (d.h. zum Morgengottesdienst). Auf die Wiese neben dem Hotel hat man Tische und Stühle gebracht und ein lebhafter Pilpul (Diskussion) über Kidoschin (heilige Themen) hält die Genossen zusammen, bis um 10 Uhr die inzwischen höher gestiegene Sonne dazu einlädt, die Schönheiten der Natur zu bewundern, die kräftige, ozonreiche Waldesluft zu genießen oder auf den grünen Matten sich einem dolce far niente hinzugeben. Auch der Abend soll nicht ohne Toralernen vorübergehen. Da ist es der Wochenabschnitt, der ... den Gesprächsstoff für eine Stunde bildet. 
Die Nähe der ernsten Tage (sc. Tage vom Neujahrsfest bis Jom Kippur) macht sich bemerkbar, denn die schönen Weisen von Kol Nidre bis Neila mit und ohne Musikbegleitung durchziehen das Haus und ertönen leise in Wald und Feld. Der Schabbat Paraschat Schefatim dieses Jahres wird dem Schreiber dieser Zeilen unvergesslich bleiben. ein aus Frankfurt gebürtiger junger Mann ließ in tief empfundener Weise Friesländers - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - Nigunim (Melodien) in der kleinen Strümpfelbrunner Schul (Synagoge) erklingen, formvollendet und schön, wie es hier nach dem allgemeinen Urteil aller Strümpfelbrunner Gemeindemitglieder noch nicht gehört worden war. Und der Freitag abend: er brachte nach Tisch, an dem die religiösen Lieder gesungen wurden, ein recht gemütliches Beisammensein, wobei lustige und schwermütige jüdische Lieder erklangen, das 'Pintele Jid' und viele viele andere. Desgleichen wurde auch der Schabbatausgang verschönt durch gemeinsamen Gesang..., worunter namentlich eine wunderschöne Melodie des Eliahu Hanabi hervorgehoben zu werden verdient, woran sich wieder eine urgemütliche Fidelitas anschloss, bis um Punkt 9 Uhr das energische 'zu Bett' des Obmanns erschallte. Möge der Strümpfelbrunner Aufenthalt den Teilnehmern in angenehmer Erinnerung bleiben und vor allem ihnen zu ihrem weiteren Studium und Wirken ein Omen der Kraft und Leistungsfähigkeit gewesen sein. A."

   
Anzeige für den Höhenluftkurort Strümpfelbrunn (1927)  

Struempfelbrunn Israelit 02061927.jpg (32901 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juni 1927: "Höhenluftkurort Strümpfelbrunn (Odenwald) empfiehlt sich bei bekannt bester und billigster Verpflegung zum angenehmen Aufenthalt. Autoverbindung ab Eberbach 5 mal täglich. Bad im Hause."

    
Einer der letzten Höhepunkte im jüdischen Gemeindeleben: Besuch des Mannheimer Klaussynagogenchores in Strümpfelbrunn im April 1937 

Struempfelbrunn Israelit 22041937.jpg (69312 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. April 1937: "Strümpfelbrunn, 18. April (1937). Die altehrwürdige Gemeinde Strümpfelbrunn, die vor einigen Jahren das 100jährige Bestehen feiern konnte, erhielt heute überraschenden Besuch von einer Abteilung des Mannheimer Klaussynagogenchors. Nach Abhaltung des Minchagottesdienstes brachten die Sänger unter Leitung des Dirigenten eine Anzahl liturgischer Gesänge zum Vortrag, wodurch die Gemeindemitglieder einige erhebende Stunden verlebten. Die Solis brachte Sigmund Hoffmann in vollendeter Weise zum Ausdruck. Die Sänger wurden im Gasthaus Israel in bester Weise bewirtet."  

    
    
Berichte zu einzelnen Gemeindemitgliedern 
Zum Tod der Frau von Moses Marx geb. Bendheim (1911)

Struempfelbrunn Israelit 03081911.jpg (151214 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. August 1911: "Strümpfelbrunn, Baden, 30. Juli (1911). Heute haben wir auf dem Friedhof in Bödigheim eine wackere Frau zur letzten Ruhe gebracht. Frau Moses Marx geb. Bendheim, hat nach kurzem, schwerem Leiden ihre reine Seele am letzten Schabbat ausgehaucht. In ihr verliert der betagte Gattin die treue Gefährtin seines Lebens, die mit ihm ein Haus gegründet hatte, und geführt nach echter, altjüdischer Weise, ein Haus, in dem Gottesfurcht und Menschenliebe ein Heim gefunden. In diesem Hause waltete die fromme Frau als selbstlose, überaus bescheidene fromme/gerechte Frau nicht nur als Gattin, sondern auch als liebevolle Mutter und hingebende Menschenfreundin. Kein Wunder, wenn sie sich dadurch die hohe Achtung und Liebe und Verehrung nicht nur aller derer erworben, die ihr durch die Bande der Verwandtschaft nahe standen, sondern auch in weitestem Kreise Anerkennung und Verständnis fand. Sie war ihren Kindern ein leuchtendes Muster altjüdischer Frömmigkeit, Bescheidenheit, der Treue und des Fleißes. Des Lebens niedrige Sorge blieb ihr fern. Trotzdem war ihr der Kelch schweren Leidens oft und oft gereicht. Als echte Dulderin hat sie alles ohne Klagen getragen. Als selbst die heimtückische Krankheit aufs Lager warf. kam kein Laut des Weges über ihre Lippen. 
Von der Achtung und Verehrung legte beredtes Zeugnis das Leichenbegängnis ab, dem sich Jung und Alt ohne Unterschied des Bekenntnisses, mit den aus weiter Ferne herbeigeeilten Verwandten und Freunden anschlossen. An der Bahre widmete ihr Schwager, Herr Rabbiner Dr. Marx aus Darmstadt, ihr in bewegten Worten den wohl verdienten, ergreifenden Nachruf. Mögen die Kinder die Wege verfolgen, die die Mutter ihnen vorangegangen. dann wird sie wie in der Höhe so auch hier auf Erden weiterleben. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."

   
Zum Tod des Ehepaares Samuel Marx und Mina geb. Marx (1927)  

Struempfelbrunn Israelit 08091927.jpg (206641 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1927: "Strümpfelbrunn, 5. September (1927). In den Elultagen ist unserer Gemeinde ein Verlust entstanden, dessen Tragweite sich noch gar nicht ermessen lässt. Am Schabbat Paraschat Reeh (Schabbat mit der Toralesung Reeh = 5. Mose 11,26 - 16,17, das war Samstag, 27. August 1927) starb hoch betagt Frau Mina Marx geb. Marx, die in 51jähriger glücklicher Ehe das Haus ihres Gatten, des Herrn Samuel Marx betreute. Sie war ein Muster wahrer Herzensgüte und echter Frömmigkeit, die stets den Frieden geübt und geliebt, niemanden gekränkt, niemanden beleidigt, niemandem wehe getan, stets einen bescheidenen anspruchslosen Wandel vor Gott geführt, als ein Muster wahrer Frömmigkeit anderen vorangeleuchtet hat. Eine große Trauerversammlung, Verwandte von nah und fern und nicht zum wenigsten die andersgläubige Ortsbevölkerung, umstand den Sarg, an dem im Hause Rabbiner Dr. Bondi aus Mainz der Trauer beredten Ausdruck verlieh. Niemand konnte glauben, dass ihr in sichtbarer Rüstigkeit stehender Gatte ihr am Schabbat Kaddosch Paraschat Schofetim (Heiliger Schabbat mit der Toralesung 5. Mose 16,18 - 21,3, das war Samstag, 3. September 1927) schon in die Ewigkeit folgen sollte. Während der Trauertage ist er in Treue nach ganz kurzem Krankenlager der Frau, mit der ein langes Leben ihn vereint hatte, gefolgt: die sich geliebt haben im Leben sind auch im Tod nicht geschieden. Von der Tragik dieses Falles waren alle ergriffen, die diese Edelmenschen gekannt hatten. Waren doch Mann und Frau die Letzten der einst zahlreichen Familie Marx, die unseren Platz in den Kreisen der jüdischen Welt bekannt gemacht hatten. Die Liebe, die Herr Marx mit seinem älteren, vor wenigen Jahren heimgegangenen Bruder, dem Rabbiner Prof. Dr. Marx - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - in Darmstadt verband, war kennzeichnend für ihn und für seine wahre jüdische Gesinnung. Sein Geradheit war in allen kreisen der Bevölkerung, aber auch in dem nahen und weiten Umkreis sprichwörtlich. Seine aufrichtige Liebe zur Tora und zu deren Trägern machte das Haus Marx zum Mittelpunkt alles Jehudim, die den herrlich gelegenen Ort aufsuchten. Seine Mildtätigkeit schuf sein Haus zu einem Haus Abrahams unseres Vaters. Auch an seiner Bahre richtete der verwandte Rabbiner Dr. Bondi Worte des Gedenkens und der Ermahnung an die Versammlung, in denen er such aber auf Wunsch des Verblichenen Beschränkung auferlegen musste. Die ganze jüdische und christliche Ortsbevölkerung und viele aus der Nähe und Ferne herbeigeeilten Freunde und Verwandte gaben das letzte Geleit bis zum Dorfausgang, von wo die irdische Hülle nach dem altehrwürdigen Friedhof in Bödigheim gebracht und an der Seite der Gattin und im Kreise der ehemals so großen Familie Marx beigesetzt wurde. Möge Gott die einzige Tochter, die an der Seite Ihres Gatten in Mainz wohnhaft, ihre Kinder zur Freude ihrer Eltern zu Kindern der Tora erzogen hat, trösten und möge er unsere Gemeinde, die so sehr verwaist ist, erhalten im Andenken an die Frommen, die wir so schmerzlich vermissen, deren Andenken aber stets wach bleiben wird. Ihre Seelen seien eingebunden in den Bund des Lebens."

  
77. Geburtstag des langjährigen Gemeindevorstehers Götz Israel (1933) 
- mit einer Darstellung des traditionellen gottesdienstlichen Lebens der jüdischen Gemeinde  

Struempfelbrunn Israelit 20071933.jpg (165792 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juli 1933: Eine Landgemeinde und ein Mann. Am 19. Tammus begeht in seltener geistiger und körperlicher Frisch Herr Götz Israel in Strümpfelbrunn im Odenwald, die Feier seines 77 Geburtstages. Nur wer die jüdischen Verhältnisse in den kleinen und kleinsten Landgemeinden aus eigener Erfahrung und Anschauung kennt, kann das Wirken dieses seltenen Mannes würdigen und verstehen. Seit langen Jahren ist er der erste Vorsteher unserer Kehilloh (Gemeinde), die durch ihre vorbildliche jüdische Gestaltung bei allen Gästen unseres herrliche gelegenen Luftkurortes tiefsten Eindruck hinterlässt. Dem Wirken von Götz Israel ist es zu verdanken, dass es stets gelang, wenn auch nicht unter den größten Opfern aller Gemeindemitglieder, das Minjan aufrecht zu erhalten; ist doch sein größter Stolz die feierliche und würdige Ausgestaltung des Gottesdienstes. Immer ist Götz Israel der Erste beim Betreten der Synagoge und als ihn vor einiger Zeit ein hartnäckiges Leiden vorübergehend ans Bett fesselte, war es sein größter Schmerz, dass er nicht nach Schul (= Synagoge) gehen konnte. Den Vorbeterdienst versieht er ehrenamtlich in traditioneller Weise, die mit ihren kleinsten Minhogim (liturgischen Traditionen genauestens festgelegt ist, wie er es überhaupt als einen 'Abfall' ansehen wurde, wenn auch nur eine Kleinigkeit an den Gebräuchen der Väter geändert würde. Es ist rührend, zu sehen, mit welcher Liebe und welchem Eifer er die Ausschmückung der Synagoge zu Schewuos (Schawuot = Wochenfest) vornimmt und dafür sorgt, dass zu Neujahr und Jom Kippur das Gotteshaus ein würdiges Ansehen erhält. Zur leider so dringend nötigen Stärkung der Gemeindefinanzen versteigert er jeden Schabbat und Feiertag die Haftorah (Prophetenlesung) und markiert den Erlös derselben sowie die Schnodergelder in einem geheimnisvoll verschlossenen Kasten, der stets die Neugier der Jugend wachruft, mit Wal- und Haselnüssen. Da hier noch der schöne Minhag (Brauch) gesteht, täglich 5 Psalmen zu sagen, sodass allmonatlich immer ganz Tehillim (das Prophetenbuch) beendet wird, hat er sich ein vorbildliches Wissen hierin angeeignet und kennt alle Psalmen auswendig. Das Stiften von Wein für Kiddusch und Hawdoloh ist schon seit urdenklichen Zeiten sein Reservat. Wir wünschen deshalb Götz Israel, dass es ihm vergönnt sein möge, noch lange zu wirken zum Segen unserer Gemeinde.  -th-."

   
Zum Tod von Sophie Israel und Malchen Monatt (1934)    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Dezember 1934: "Strümpfelbrunn, 12. Dezember (1934). In den letzten Monaten wurden zwei betagte Frauen unserer Gemeinde in die Ewigkeit abberufen. Die Frau unseres Vorstehers Götz Israel, Sophie Israel, und die Gattin des Herrn Josef Monatt, Malchen Monatt, haben nach einem arbeitsreichen, in Gottesfurcht und Wohltätigkeit geführten Leben, ihre Seele ausgehaucht. Sie entstammten frommen Häusern und haben diese Ideale in ihrer Ehe weitergepflegt. An der Beerdigung nahmen neben der jüdischen Gemeinde und vielen auswärtigen Verwandten und Freunden die ganze bürgerliche Gemeinde Strümpfelbrunn teil, ein Zeichen für das gute Einvernehmen mit der nichtjüdischen Bevölkerung und für die Beliebtheit der Dahingeschiedenen. Herr Bezirksrabbiner Greilsheimer, Mosbach, zeichnete ein getreues Bild dieser frommen Frauen, die eine Zierde unserer altehrwürdigen, den Traditionen treuen Gemeinde Strümpfelbrunn bildeten. Ihre Seelen seien eingebunden in den Bund des Lebens."      

 
Zum Tod von Sophie Straus geb. Marx aus Strümpfelbrunn (1935)   

Struempfelbrunn Israelit 14021935.jpg (91758 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Februar 1935: "Michelstadt, 12. Februar (1935). Am 6. Februar wurde Frau Sophie Straus geb. Marx, Gattin des unvergesslichen Aron Straus - seligen Andenkens - zu Grabe getragen. Eine unübersehbare Menschenmenge aus nah und fern, Juden und Nichtjuden, gaben dieser edlen Frau das Geleite. Im streng frommen Elternhause in Strümpfelbrunn erzogen, hatte sie den Geist von Tora und Gottesfurcht frühzeitig eingesogen und gleich ihren Geschwistern - von denen Prof. Rabbiner Dr. Marx (Darmstadt) - das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - eine besondere Zierde war - in treuer Anhänglichkeit an Gottes Wort und Tradition gelebt und gewirkt. Selbst in einer für eine Frau ungewöhnlichen Weise kundig des Schriftwortes und seiner Ausdeutung, war sie beglückt, an der Seite ihres frommen Mannes die im Elternhaus erworbenen heiligen geistigen Güter erhalten und bereichern zu können. Sanftmut und Bescheidenheit, Freundlichkeit, Friedensliebe und Wohltätigkeit zierten diese überaus vornehme Frau. Man bewunderte ihre hohen Geistesgaben, ihren köstlichen Mutterwitz ebenso wie ihren edlen Charakter. - Da die Verstorbene sich einen Nachruf am Grabe verbeten hatte, so zeichnete Herr Rabbiner Dr. Merzbach im Trauerhause die hehre Gestalt und das geweihte Leben der Verklärten. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."  

   
   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Verlobungsanzeige von Thekla Monatt und Willy Gernsheimer (1925)  

Struempfelbrunn Israelit 12021925.jpg (28253 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Februar 1925: "Gott sei gepriesen. Thekla Monatt - Willy Gernsheimer - Verlobte.  Strümpfelbrunn Baden - Viernheim / Mannheim. Februar 1925."

  
Neujahrswünsche von Familie Heinrich Israel II (1928)  

Struempfelbrunn Israelit 13091928.jpg (25518 Byte)Anzeige in der Zeitung "Der Israelit" vom 13. September 1928: "Familie Heinrich Israel II, Strümpfelbrunn 
wünscht allen Freunden und Bekannten sowie unseren werten Gasten 
'gute Einschreibung und Versiegelung".   

     
Verlobungsanzeige von Hella Israel und Salli Kanthal (1928)  

Struempfelbrunn Israelit 20121928.jpg (29618 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Dezember 1928: 
 "Hella Israel - Salli Kanthal. Verlobte.   
Strümpfelbrunn, Odenwald - Köln am Rhein, Mauritius Steinweg 106".  

      
      
      
Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge      
       
Bis um 1830 wurden die Gottesdienste in einem Privathaus abgehalten. 1831 wurde das Obergeschoss dieses Hauses in der Kirchenstraße zu einem Synagogenraum ausgebaut. Im Erdgeschoss hatte der Lehrer/Vorbeter seine Wohnung. 
    
Über 100 Jahre war die Synagoge Mittelpunkt des konservativ-orthodox geprägten jüdischen Gemeindelebens in Strümpfelbrunn. Bis nach 1933 wurden hier Gebräuche und liturgische Traditionen gepflegt, die in vielen Gemeinden bereits der Vergangenheit angehörten. Dafür sorgte bis nach 1933 der langjährige Gemeindevorsteher Götz Israel. Über Einzelheiten hier siehe den nachstehenden Bericht wie auch den Bericht oben zum 77. Geburtstag von Götz Israel. 
   
1931 konnte das 100-jährige Bestehen des Synagoge gefeiert werden. Damals ist die Synagoge nochmals gründlich renoviert worden. Zwei Berichte aus diesem Jahr liegen vor - zum einen über die Feier des Pessach-Festes in Strümpfelbrunn im April 1931, zum anderen die Feier des 100-jährigen Bestehens der Synagoge im August 1931:  
       
Zum Pessach-Fest in Strümpfelbrunn im Jahr des 100-jähriges Bestehens der Synagoge (1931)

Struempfelbrunn Israelit 30041931.jpg (177937 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" 30. April 1931: "Pessach inmitten des Odenwalds. Der Schnellzug auf der Strecke Stuttgart - Heidelberg rastet nur wenige Augenblicke in der Station Eberbach. Wenige Reisende verlassen den Zug. Kurz darauf bin ich in den rein gehaltenen Straßen dieses Neckarstädtchens. Ein Kraftwagen der Reichspost bringt uns durch prächtige Waldungen in einer knappen halben Stunde von dem 130 Meter hoch gelegenen Eberbach nach Strümpfelbrunn, das umrahmt von dunklen Wäldern, etwa 600 bis 700 Meter hoch liegt. Das erste Haus dieses Ortes ist das Wirtshaus zum Löwen, das wir besuchen. Dies ist ein Wirtshaus, wie tausend andere und trotzdem so ganz anders als andere, denn der Wirt betätigt sich nicht nur in seinem Berufe, sondern auch in allen anderen Angelegenheiten der Kehillah (Gemeinde). Diese Kehilla Strümpfelbrunn hat meist nur am Jomtow (Feiertag) Minjan (Zehnzahl der jüdischen Männer zum Gottesdienst). Als eine lobenswerte Eigenart ist hervorzuheben, dass hier, entgegen dem 'Minhag' (Tradition, Gebrauch) der meisten Landgemeinden, während des Gottesdienstes kein Wort gesprochen wird. Alle Anwesenden sind mit Herz und Seele bei der Tefilloh (Gebet). Ein Privatmann, der seit Jahrzehnten vorbetet (gemeint ist der Vorsteher Götz Israel, siehe den Artikel oben zu seinem 77. Geburtstag), lässt es sich trotz seiner 75 Jahre nicht nehmen, auch an den Pessachtagen vorzuoren (vorzubeten). Die gleichen Melodien, wie sie sein Ahne sang. Die Gemeinde feiert in diesem Jahre das hundertjährige Bestehen ihrer Synagoge. Es lockt den Fremden, durch die Fenster der Synagoge zu blicken, um das herrliche Bild in sich aufzunehmen. Eine Eintracht herrscht unter den Mitgliedern, wie man sie ihresgleichen wohl kaum in anderen Landgemeinden antrifft. Diese drückt sich besonders darin aus, dass jeder, der zur Tora tritt, jedem Gemeindemitglied, ob verwandt oder nicht, einen Mischeberach (Segensspruch) zukommen lässt. Nach dem Gottesdienst geht es wieder zu unserem Wirt. Er versteht, den Seder in altherkömmlicher Weise mit lieblichen und vertrauten Melodien zu geben. Die Festtafel in diesem einfach Dorfgasthof kann von erstklassigen Hotels berühmter Badeorte wohl kaum übertroffen werden. Ausflüge geben den Cholhamoed-(Halbfeier-)Tagen einen besonderen Reiz. Einer wird besonders in guter Erinnerung bleiben. Er führt uns in die wildromantische Wolfsschlucht. Hier rauscht zwischen hohen nackten Felsenwänden ein reißender Wildbach. Er stürzt immer tiefer und tiefer, um nach wenigen Kilometern sich in den Neckar zu ergießen. 
Es war ein schönes Fest, das man im Odenwald auf einem gesegneten Fleck Erde bei tiefreligiösen Menschen und bei allerlei Kurzweil verbrachte."
  
August 1931: Feier des 100-jährigen Bestehens der Synagoge   
Struempfelbrunn Israelit 03091931s.jpg (182154 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. September 1931: "Strümpfelbrunn im Odenwald, 24. August (1931). Ein seltenes Jubelfest konnte die hiesige Synagogengemeinde am Sonntag, den 10. Ellul begehen: die Feier des 100-jährigen Bestehens ihrer jetzigen Synagoge. Gar vielen Kurgästen ist der idyllische Luftkurort bekannt, und alle wissen, dass die Mitglieder der hiesigen Gemeinde kein noch so schweres Opfer gescheut haben, um das Minjan und einen traditionellen Gottesdienst aufrecht zu erhalten, da Strümpfelbrunn wie leider alle Kleingemeinden sehr unter der Landflucht zu leiden hatte. Dem Ernst der Zeit entsprechend wurde eine ganz schlichte Feier veranstaltet, aber trotz der wirtschaftlichen Depression wurde die Synagoge von innen und außen einer gründlichen Renovierung unterzogen, die dank der Großzügigkeit des Badischen Oberrates und anderer Stifter ermöglicht wurde. Es ist eine Freude, zu sehen, wie das Gotteshaus im Schmucke seines neuen Gewandes erstrahlt. Das Innere ist in lichten Farben gehalten, die dem Raume ein freundliches Gepräge geben. Durch Spenden ehemaliger Gemeindemitglieder wurde das Aussehen noch verschönert. Zur Feier hatte sich eine Anzahl Gäste aus nah und fern eingestellt. Im Namen des Vorstandes und Synagogenrats begrüßte Herr Adolf Monatt die Erschienenen. Nach ihm sprach als Beauftragter des Oberrats Herr Rechtsanwalt Dr. Kaufmann, Heidelberg. Er überreichte den Herren Götz Israel und Salomon Bär Ehrenurkunden für ihre langjährige Tätigkeit im Dienste der Gemeinde. Es war ein erhebendes Bild, als die Vertreter der Ortsgemeinde und der beiden christlichen Konfessionen sprachen, und alle Redner das gute Einvernehmen sämtlicher Konfessionen hier betonten. Die Festrede hielt Herr Bezirksrabbiner Greilsheimer, Mosbach. Ausgehend von den Kämpfen um die Wende des vorigen Jahrhundert schilderte er die Entstehung der drei Richtungen im Judentum, um dann auf die Geschichte der hiesigen Gemeinde einzugehen. Ehrend gedachte er der verhältnismäßig großen Zahl der gefallenen Kriegsteilnehmer und der Verstorbenen. Sodann sprach Herr Lehrer Kahn, Höchst im Odenwald, der früher hier wirkte. Die Herren Lehrer Kahn, Höchst im Odenwald und Baracker, Mosbach, verschönten mit ihren Gesängen die Feier. Das Jubelfest macht auf alle einen so nachhaltigen Eindruck, dass wohl niemand den schönen Tag vergessen wird."   

Nur sieben weitere Jahre bestand die Synagoge in Strümpfelbrunn als Mittelpunkt des jüdischen Lebens am Ort. 
   
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge von SA-Leuten demoliert. Das Gebäude wurde ausgeräumt und die Kultgeräte, darunter ein besonders alter und wertvoller Toravorhang aus der jüdischen Gemeinde Hirschhorn, die Betpulte und die Torarollen auf einer Wiese verbrannt. Zwei jüdische Männer waren gezwungen die Torarollen auf die Wiese zu bringen. Eine Samtdecke vom Pult des Vorbeters wurde an einer Stange aus einem Fenster der Synagoge herausgehängt. Nach den Verwüstungen ist eine Gruppe SA-Leute durch das Dorf gezogen und hat dabei auf dem aus der Synagoge gestohlenen Schofar geblasen. 
       
Einige Zeit später wurde die Synagoge von einem Nachbarn für ca. 1.100 RM gekauft und das Grundstück später als Garten verwendet (hier heute noch Gartengrundstück am Eingang der Kirchenstraße, hinter Edeka-Markt).   
     
    
Fotos 
Historische Fotos: 

Historische Fotos sind nicht bekannt, Hinweise bitte an den 
Webmaster von "Alemannia Judaica", E-Mail-Adresse siehe Eingangsseite  

   
Fotos nach 1945/Gegenwart: 

Fotos um 1985:
(Fotos: Hahn)  
Struempfelbrunn Synagoge 001.jpg (91680 Byte) Struempfelbrunn Synagoge 002.jpg (112120 Byte)
  Grundstück, auf dem ehemals die Synagoge stand; es sind keine Spuren vorhanden  
          
     
Fotos 2003:
(Fotos: Hahn, 
Aufnahmedatum 22.10.2003) 
Struempfelbrunn Synagoge 150.jpg (65147 Byte)
  Ungefähr dieselbe Blickrichtung wie oben, nur aus größerer Distanz. Zur Orientierung: 
die zugemauerten Fenster im Erdgeschoss rechts entsprechen den noch offenen Fenstern im Foto
 oben rechts. Das kleine Gartengrundstück davor ist zur Lager- und Abstellfläche geworden

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   

Oktober 2010Über die Geschichte des Hauses Alte Marktstraße 5 - heutiger Landgasthof Haus Odenwald    
Artikel aus "katzenpfad.de" (Online Magazin) vom 9. Oktober 2010 (Artikel): "Landgasthof Haus Odenwald Strümpfelbrunn. 
Strümpfelbrunn
. (mh) Vom 25.September bis 10. Oktober finden erstmals die Waldbrunner Mostwochen statt. Eine Veranstaltergemeinschaft, der neben dem Katzenpfad Online Magazin auch verschiedene Vereine, die Gemeindeverwaltung sowie die Gastronomen auf dem Winterhauch angehören, hat ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt. Als Medienpartner stellen wir die Teilnehmer in loser Folge in unserem Magazin vor. Nachfolgend informieren wir über den Landgasthof 'Haus Odenwald', Inh. Andrea und Thomas Hagendorn, Alte Marktstraße 5, Strümpfelbrunn:
Unter dem Eindruck der immer massiver werdenden Verfolgung mit Boykott, beruflicher Entrechtung und den schweren Ausschreitungen und Gewalttaten in der Reichspogromnacht, verkaufte die in der Alten Marktstraße 5 ansässige, jüdische Familie Bondi ihr Anwesen..."   
Infos im Internet:   www.mostwochen.de   www.pension-haus-odenwald.de"   
  
   

     
       

Links und Literatur 

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Waldbrunn   

Literatur:  

bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 265-266. 
bulletHerbert Schultheis: Die Reichskristallnacht in Deutschland nach Augenzeugenberichten. Bad Neustädter Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde Frankens. Band 3. Bad Neustadt a. d. Saale 1986. S. 114-115. 
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007. 
bulletLeonhard Scherg: "Das Fotoalbum von Serry Adler aus Urspringen" (pdf-Datei).  
Hinweis: die Mutter von Serry Adler war Ida Adler geb. Israel (geb. 1892 in Strümpfelbrunn, Heirat im Juni 1924 in Strümpfelbrunn mit Friedrich Gustav Adler aus Urspringen; Serry und ihre Eltern wurden 1942 deportiert und wurden ermordet).   

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Struempfelbrunn Baden.  Jews are first mentioned in 1757. The community reached a peak population of 73 in 1860. At the end of the century, most were cattle traders. In 1933, 19 Jews remained (total population 612). On Kristallnacht (9-10 November 1938) the synagogue and Jewish homes were heavily damaged and the Jewish guest house was destroyed while Jewish men were sent to the Dachau concentration camp. Jewish emigration began in 1938. The eight Jews remaining in October 1940 were deported to the Gurs concentration camp and another three were deported after leaving Struempfelbrunn. Nine perished in the camps.  
       
         

                   
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Stand: 15. Oktober 2013