Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bad Segeberg (Kreisstadt, Schleswig-Holstein)
Jüdische Geschichte / Synagoge   

Übersicht: 

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bullet Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    
bulletLinks und Literatur   

     

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)          
    
In Bad Segeberg bestand eine jüdische Gemeinde vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1939. Eine neue Gemeinde wurde 2002 gegründet (siehe unten).   
  
1739, als Bad Segeberg unter dänischer Herrschaft war, war zunächst nur ein sog. Schutzjude mit seiner Familie am Ort. Seitdem nahm die Zahl der jüdischen Familien am Ort langsam zu.   
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1820 70 jüdische Einwohner (2 % der Einwohnerschaft), 1865 200 (einschließlich der Kurgäste), 1871 91 (ohne Kurgäste). 
 
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad (Mikwe) und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten). Die Gemeinde gehörte zum Rabbinat in Hamburg-Wandsbek.   
  
An besonderen Einrichtungen gab es seit 1908 ein Erholungsheim (das seit 1920 sogenannte Sidonie-Werner-Heim) für bedürftige jüdische Kinder. Die Hamburger Sozialpolitikerin Sidonie Werner (1860-1932) hatte es im Gebäude Bismarckallee 5 (frühere Fabrikantenvilla Wittmack) eingerichtet (20 Plätze für Kinder; heute die Villa Flath, vgl. Link zum Segeberger Kunstverein e.V.). Seit 1918 war der Träger des Heimes der von Sidonie Werner 1893 mitbegründete Israelitisch-Humanitäre Frauenverein Hamburg. Dieser betrieb in Bad Segeberg in zusammen drei Gebäuden in der  Bismarckallee (Gebäude 5, 11 und 21) neben dem Erholungsheim außerhalb der Sommerzeit eine Haushaltungs- und Gartenschule zum Zweck der Ausbildung jüdischer Mädchen von 15 bis 35 Jahren in allen Zweigen der Hauswirtschaft für den eigenen Haushalt und für den Beruf. Das Erholungsheim bot in den 1920er-Jahren bis zu 100 Plätze für Kinder und 30 für Erwachsene (Verwaltung des Heimes war beim Israelitischen Humanitären Frauenverein Hamburg). Das Heim war von Mai bis Oktober, teilweise auch darüber hinaus geöffnet; die Solbäder vor Ort wurden für die Fünf-Wochen-Kuren mitbenutzt. Sidonie Werner hatte in den Sommermonaten ihren Wohnsitz von Hamburg nach Bad Segeberg verlegt. Nach dem Tod von Sidonie Werner übernahm 1932 Gertrud Katzenstein die Leitung (umgekommen 1932 im Ghetto Theresienstadt).     
  
Um 1924, als zur jüdischen Gemeinde in Bad Segeberg 35 Personen in Bad Segeberg gehörten (0,7 % von insgesamt etwa 5000 Einwohnern), dazu 10 Personen in Neumünster, waren die Mitglieder des Gemeindevorstandes Ludwig Levy, Leo Baruch, Levi Meier, S. Goldschmidt und Jean Lebowsky. Zwei schulpflichtige Kinder der Gemeinde erhielten ihren Religionsunterricht (Wochenunterricht) durch Lehrer Gerendasi aus Lübeck. An jüdischen Vereinen bestand in Bad Segeberg der Israelitische Männerverein (1924/32 Vorsitzender Levi Meier mit 11 Mitgliedern) und der Israelitische Frauenverein (1924 Vorsitzende Frau E. Baruch mit 12 Mitgliedern; 1932 Vorsitzende Frau von Levi Meier). 1932 gehörten zur Israelitischen Gemeinde 23 Gemeindeglieder in Bad Segeberg, 32 in Neumünster. Den Gemeindevorstand bildeten Ludwig Levy (Hamburger Straße 17), Schriftführer war Levi Meyer, Schatzmeister M. Steinhof. Zur Repräsentanz gehörten J. Feldmann (Neumünster) und G. Weisbaum in Neumünster. Jüdischer Lehrer und Kantor war Leopold Bornstein (vgl. unten im Bericht von 1931; umgekommen in der NS-Zeit).        
  
Seit Ende der 1920er-Jahre kam es verstärkt zu antisemitischen Übergriffen in der Stadt. Am Abend des 30. Januar 1933 wurden während eines Fackelzuges zwei jüdische Geschäfte demoliert. Nach 1933 verließen hast alle jüdischen Einwohner die Stadt, verzogen in Großstädte oder emigrierten ins Ausland. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge geschändet und demoliert. Das einzige noch bestehende jüdische Geschäfte wurde geplündert und die Waren auf der Straße verbrannt. Ende 1938 gehörten nur noch acht Personen zur jüdischen Gemeinde Bad Segeberg. Als einziger jüdischer Einwohner überlebte Jean Labowsky die NS-Zeit in Segeberg; er war von 1946 bis 1952 Stadtdirektor (seit 2007 ist eine Straße nach ihm benannt). 
Die Gebäude des Erholungsheimes (Sidonie-Werner-Heim; Bismarckallee 5 und 11) kamen zunächst in den Besitz der Stadt Bad Segeberg, 1939 in Privatbesitz (Wilhelm Burmester und der Künstler Otto Flath).      
  
Von den in Bad Segeberg geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Greta Alexander geb. Meier (1913), Emma Baruch geb. Katz(1873), Salomon Siegfried Baruch (1883), Selli (Sally) Baruch (1874), Anna Beer geb. Baruch (1869), Gitella Libka Beer (1913), Rosa Behrend geb. Seligmann (1874), Selma Berkowitz geb. Steinhof (1902), Helene (Helena) Durkop geb. Goldschmidt (1895), Minna Engel geb. Meier (1870), Charlotte Gurwitsch geb. Baruch (1881), Cäcilie (Cilly) Heilbronn (1868), Louis Heilbronn (1877), Johanna (Hannchen) Heim geb. Levy (1860), Hermann Kahn (1870), Gertrud Katzenstein geb. Michalski (1866), Rieckchen (Rechel, Rieke) Levin geb. Frankenthal (1861), Ella Levy (1896), Ernst David Levy (1905), Frieda Levy (1898), Friederike Levy geb. Frank (1861), Ludwig Levy (1889), Paula Levy geb. Baruch (1886), Paula Levy geb. Steinhof (1904), Else Löwenstein geb. Baruch (1902), Bernhard Meier (1869), Mathilde Meier geb. Löwenthal (1871), Recha Saalfeldt geb. Levin (1853), Emil Waldemar Selig (1875), Gustav Seligmann (1874), Jacob Seligmann (1881), Martin Meier Seligmann (1872), Recha Seligmann (1898), Dina Steinhof geb. Kleve (1872), Moritz Steinhof (1874), Selma Steinhof (1902).   
  
Zur Erinnerung an die aus der jüdischen Gemeinde in der NS-Zeit umgekommenen jüdischen (und nichtjüdischen) Personen werden seit 2009 auf Initiative des Fördervereins der Jüdischen Gemeinde Segeberg  Stolpersteine in der Stadt verlegt: am 29. Juli 2009 die ersten vier Gedenksteine vor dem Rathaus Lübecker Straße 9 für Melanie Annuschat (nichtjüdische städtische Angestellte), am Standort der ehemaligen Synagoge für Lehrer Leopold Bornstein, vor der Villa Flath / ehemals Sidonie-Werner-Heim Bismarckallee 5 für Frieda Epstein geb. Dachauer (Heimangestellte) und Gertrud Katzenstein (Heimleiterin; Biografie in der Website stolpersteine-berlin.de), im April 2010 vier Stolpersteine in der Lübecker Straße 12 für Moritz Steinhof, Dina Steinhof geb. Kleve und ihre Töchter Selma Steinhof und Paula Steinhof (Moritz Steinhof war Inhaber eines Geschäftes für Textilien, Schule und Kurzwaren, "Hamburger Partiewarenlager"), 2011 in der Hamburger Straße 9 für Cäcilie Heilbronn (war seit 1899 Inhaberin eines Kurzwaren-Geschäftes), am 17. Mai 2011 für Friederike Levy geb. Frank in der Hamburger Straße 15. Die Verlegung weiterer Stolpersteine ist geplant.        
Verlegung 2011: http://www.infoarchiv-norderstedt.org/kurzmeldungen/neuer-stolperstein-bad-segeberg.html   
  
  
Jüdische Geschichte nach 1945: Nach 1945 lebten zunächst nur wenige jüdische Personen in Bad Segeberg. Auf Grund des Zuzuges von jüdischen Familien / Personen aus den GUS-Staaten seit Anfang der 1990er-Jahre kam es in Bad Segeberg zur Neugründung einer jüdischen Gemeinde im Februar 2002. 2005 gehörten ihr fast 170 Mitglieder an, die im Kreis Segeberg und in umliegenden Orten wohnen. Eigene Einrichtungen wurden geschaffen, Gottesdienste wurden zunächst in der Familienbildungsstätte abgehalten, bis 2007 ein neues jüdisches Gemeindezentrum eingerichtet werden konnte (siehe unten). Religionsunterricht und Hebräischunterricht wurden erteilt. 2004 wurde der erste jüdische Sportverein in Schleswig-Holstein gegründet, der Segeberger Kreissportclub SC Makkabi.  
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1867 / 1898 / 1899 / 1903 / 1907 / 1928  

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Oktober 1867: "Die Gemeinde Segeberg (Holstein) wünsch sogleich einen Religionslehrer, Schochet und Chasan. Gehalt nach Übereinkommen. Bewerber wollen ihre Gesuche nebst Abschrift ihrer Zeugnisse portofrei einsenden an den Geistlichen der israelitischen Gemeinden Wandsbeck und Segeberg, Dr. D. Hanover in Wandsbeck".   
  
Bad Segeberg Israelit 11101898.jpg (45855 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Oktober 1898: "Die Gemeinde Segeberg (Holstein) wünscht sofort einen Chasan, Schochet und Religionslehrer, unverheiratet, in Folge plötzlichen Ablebens des bisherigen Beamten. Gehalt Mark 1000 und Nebeneinkommen. Bewerber wollen umgehend ihre Meldungen nebst Zeugnisabschrift an Herrn Dr. Hanover in Wandsbek einsenden."   
 
Segeberg Israelit 13111899.jpg (68947 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. November 1899: "Erledigte Stelle. 
Die Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle in der Gemeinde Segeberg (Holstein) soll zum 1. Mai 1900 besetzt werden. Gehalt 1250 Mark oder 1100 Mark und freie Wohnung (4 Zimmer, Küche etc.) in der Synagoge. Reflektierende wollen sich unter Beifügung ihrer Zeugnisse respektive des Zeugnisses über die Befähigung zum Elementar-Unterricht bei dem Unterzeichneten melden. 
Ludwig Levy, 
Vorsteher der Israelitischen Gemeinde Segeberg."    
 
Segeberg Israelit 26031903.jpg (44322 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1903: "Die Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle
soll zum 1. Juli dieses Jahres besetzt werden. Gehalt Mark 1100, Nebeneinkommen ca. Mark 100 und freie Wohnung in der Synagoge. Bewerber wollen ihre Zeugnisse dem Unterzeichneten einsenden.
Ludwig Levy, Vorsteher 
der israelitischen Gemeinde Solbad Segeberg (Holstein)."   
 
Segeberg Israelit 21021907.jpg (57820 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Februar 1907: "Die Religionslehrer-, Vorbeter- und Schächterstelle 
ist zum 1. Mai dieses Jahres zu besetzen. Gehalt 1200 Mark, Nebeneinkommen mindestens 100 Mark und freie Wohnung in der Synagoge. Nur deutsche, am liebsten seminaristisch gebildete Bewerber wollen ihre Zeugnisse dem Unterzeichneten einsenden.  
Ludwig Levy, 
Vorsteher der israelitischen Gemeinde Solbad Segeberg (Holstein)."   
 
Bad Segeberg Israelit 22031928.jpg (49250 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. März 1928: "Für den vom Landesverband jüdischer Gemeinden geschaffenen Bezirk Bad Segeberg - Neumünster wird ein 
Religionslehrer, Vorbeter und Schächter (Balkaure und Baltokeo) mit dem Sitz in Bad Segeberg sofort oder möglichst bald gesucht. Gehalt nach der 7. Gehaltsgruppe. Dienstwohnung steht zur Verfügung. Zeugnisse über streng religiösen Lebenswandel erbeten an den unterzeichneten Vorsitzenden der Segeberger Gemeinde: Ludwig Levy."   

    
    
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben   
Zusammenkunft der Gemeindemitglieder Bad Segeberg-Neumünster (1931)    

Segeberg Israelit 12021931.jpg (83387 Byte) Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Februar 1931: "Bad Segeberg, 5. Februar (1931). Am 15. Schewat wurde auf Veranlassung des Herrn Rabbiner Dukesz, Altona, im Hause des Herrn J. Feldmann, Neumünster, die erste diesjährige Zusammenkunft der Gemeindemitglieder Bad Segeberg - Neumünster abgehalten. Die schöne Feier mit einem Gebet und Gesang von Kantor Herrn Bornstein umrahmt. Die Festrede hielt Herr Rabbiner Dukesz in gewohnter geistvoller Weise. Herr und Frau Feldmann ließen es sich nicht nehmen, ihre Gäste in ganz hervorragender Weise zu bewirten. 
Bei dieser Gelegenheit wurde der Vorschlag des Provinzial-Verbandes Schleswig-Holstein in Erwägung gezogen, wonach im Laufe des Winters in Bad Segeberg und Neumünster abwechselnd die Vorträge der vom Verband vorgeschlagenen Herren abgehalten werden sollen. Diese Vorträge mögen den zerstreut liegenden Gemeinden eine Erbauung und Stärkung des Glaubens bringen."  

     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge                   
   
Seit Mitte des 18. Jahrhunderts gab es einen kleinen Betraum. Am 14. Juni 1842 konnte eine Synagoge in der Lübecker Straße eingerichtet werden. Sie wurde in einem umgebauten Wohnhaus untergebracht. Fast 100 Jahre war das Gebäude Mittelpunkt des religiösen Lebens der jüdischen Gemeinde Bad Segeberg. Im Gebäude befand sich auch die Lehrerwohnung und ein Schulzimmer. 
   
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch NSDAP-Mitglieder geschändet und demoliert. Zunächst war versucht worden, das Gebäude anzuzünden, doch wurde wegen der Gefahr für die umliegenden Häuser das Feuer wieder gelöscht. Ein Teil der Kultgegenstände war bereits 1932 an das Lübecker Museum für Völkerkunde als Dauerleihgabe übergeben worden und überstand daher die Kriegsjahre. 
  
Das Synagogengebäude wurde ab Ende 1938 zweckentfremdet. Nach 1945 wurde es für Wohnzwecke (Flüchtlinge) verwendet.  1962 wurde das Gebäude abgebrochen. 1988 wurde auf dem Grundstück eine Gedenktafel angebracht. 
   
   
Nach 1945. Nach der Zunahme der Zahl jüdischer Einwohner in Bad Segeberg seit den 1990er-Jahren konnte man wieder an den Bau einer neuen Synagoge in der Stadt denken. Zunächst fanden die Gottesdienste der Gemeinde in der Familienbildungsstätte (Falkenburger Straße 88) statt; eine eigene Torarolle war bereits seit Gründung der Gemeinde vorhanden. 2003 wurde ein Gebäudekomplex (ehemaliges Industriegebäude Lohmühle) im Stadtzentrum gegenüber dem alten jüdischen Friedhof erworben, um hier ein jüdisches Gemeindezentrum einzurichten. Architekt für den Umbau war Klaus Eggers von BAS, Bad Segeberg. Am 24. Juni 2007 wurde in Bad Segeberg der erste Synagogenneubau Schleswig-Holsteins seit Ende des Zweiten Weltkrieges eingeweiht. An der Einweihung nahm auch der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Peter Harry Carstensen sowie der Generalsekretär des Zentralrates der Juden in Deutschland, Stephan Kramer teil. Das neue jüdische Gemeindezentrum im Gebäude einer ehemaligen Ölmühle kostete etwa 1,5 Millionen Euro. Ein großer Teil des Neubaues wurde von Gemeindemitgliedern in Eigenarbeit errichtet. Zu dem Gemeindezentrum (Gemeindezentrum Mischkan HaZafon) gehören neben der Synagoge auch ein überkonfessioneller Kindergarten (seit 1910: Sidonie-Werner-Kinderhaus e.V.) und ein Jugendzentrum. Gleichfalls ist eine Mikwe vorhanden, die derzeit einzige Mikwe in Schleswig-Holstein. 
Über die jüdische Gemeinde und ihre Einrichtungen siehe die Seite  http://www.lvjgsh.de/html/bad_segeberg.html    
In Bad Segeberg befindet sich auch der Verwaltungssitz des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Schleswig-Holstein.      

Mai/Juni 2007: Das neue jüdische Gemeindezentrum mit Synagoge wird fertiggestellt und eröffnet   
Artikel von Heike Linde-Lembke im "Hamburger Abendblatt" vom 15. Mai 2007: 
"Gotteshaus -
Die junge jüdische Gemeinde Segeberg hat ihr Zentrum gebaut - Die Synagoge ist fast fertig. Das Lübecker Völkerkundemuseum gibt die 400 Jahre alte Torarolle an die Gemeinde zurück. 
Alyssia Filatov steigt vorsichtig die Treppe in die Mikwe, das rituelle jüdische Bad, hinunter und auf der anderen Seite wieder hinauf. Noch geht sie auf nacktem Beton, bald werden Treppe, Boden und Wände gefliest sein. Die Mikwe ist ein wichtiger Teil der neuen Synagoge in der alten Lohmühle an Segebergs neuem Jean-Labowsky-Weg, der gegenüber dem alten jüdischen Friedhof von der Kurhausstraße abgeht und am Sonntag um 12 Uhr eingeweiht wird (wir berichteten). Am Sonntag, 24. Juni, 12 Uhr, wird dann die Synagoge feierlich geweiht. Es ist die erste neue Synagoge in Schleswig-Holstein nach dem Holocaust. Rechtzeitig zur Weihung erhält die Jüdische Gemeinde die Torarolle der alten Segeberger jüdischen Gemeinde zurück. Die 400 Jahre alte Torarolle blieb 1932 nach einer Ausstellung im Völkerkundemuseum Lübeck. Hans Wißkirchen, Direktor der Lübecker Museen, entschied jetzt, der Gemeinde die wertvolle Torarolle zurück zu geben. Als Dank überreicht Stephan Aaron Weckwerth von der jüdischen Gemeinde dem Museum eine Torarolle seiner Familie. "Wir sind froh, diese gute Lösung gefunden zu haben", sagt Walter Blender (46). Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Segeberg und des Landesverbandes jüdischer Gemeinden in Schleswig-Holstein weiter: "Wir möchten bei der Weihung aber gern mit drei Torarollen in die Synagoge einziehen." Die Gemeinde bittet um Spenden für eine dritte Torarolle, die aufgrund ihrer aufwendigen Herstellung auf mindestens 8000 Euro veranschlagt wird. Doch auch für das neue jüdische Zentrum mit einer Gesamtfläche von 3350 Quadratmetern werden noch Spenden benötigt. Der Bau kostet 1,6 Millionen Euro. Einen großen Teil erbrachte die Gemeinde in Eigenleistung. Das Land beteiligt sich mit 250 000 Euro. 35 000 Euro kommen von der Stiftung "Holstein-Herz", 14 000 Euro von der "Bingo-Lotterie" und 15 000 Euro vom Zentralrat der Juden in Deutschland. Viele kleine Spenden halfen ebenso. "Viele Bauunternehmen haben Material oder Arbeitszeit gespendet, darunter auch der Segeberger Landschafts- und Gartenbauer Tilmann Kaden, der den Aufgang zur Synagoge mit Sitznischen und Obstbäumen als Erlebnis-Weg gestaltete. Jetzt suchen wir noch Spender für Dämmmaterial", sagt Blender. Ein großes Foyer mit offenem Treppenhaus führt in den Kindergarten, in die Küche, ins Gemeindebüro, zum Gemeinschaftssaal und ins Souterrain mit Mikwe, Gästezimmer, Jugendräumen, Sportanlagen und Sanitärräumen. Im ersten Stock entsteht neben einer Bibliothek der Gottesdienstsaal mit einem Fenster, das als Davidstern geschnitten ist. Im zweiten Stock erhält die Synagoge eine Empore und einen zweiten Treppenaufgang. Alyssia Filatov sagt strahlend: "Uns ist jetzt sehr wichtig, unsere Synagoge endlich mit jüdischem Leben zu füllen.
Spenden für die Torarolle:
Sparkasse Südholstein, Bankleitzahl 230 510 30, Kontonummer 9822, Kennwort Torarolle. Spendenbescheinigungen werden ausgestellt." 
       
Mai 2010: Ein jüdischer Kindergarten wird eröffnet  
Artikel von Wolfgang Glombik in den "Lübecker Nachrichten" vom 5. Mai 2010 (Artikel): 
" In Bad Segeberg entsteht erster jüdischer Kindergarten im Land. 
Ein Kindergarten in einer ehemaligen Mühle: Architekt Klaus Eggers im Gemeinschaftsraum des Sidonie-Werner-Hauses. 
Bad Segeberg
– In Bad Segeberg wird bald der landesweit erste jüdische Kindergarten eröffnet. Er ist zugleich offen für Kinder aller Religionen. Ob Juden, Muslime oder Christen – hier setzt man auf Gemeinsames. 
Klein, aber oho: Der geplante Kindergarten der Jüdischen Gemeinde in Bad Segeberg wird etwas Besonderes. Der Betrieb der Kita mit einer altersgemischten Familiengruppe für 15 Kinder, darunter fünf noch im Krippenalter, soll im August starten. Der Stadtvertretung liegt jetzt der Rahmenvertrag zur Abstimmung vor. 
Das Besondere an dem neuen Kindergarten im Gemeindezentrum 'Mishkan HaZafon' ist nicht nur, dass er von der jüdischen Gemeinde getragen wird, sondern dass er ausdrücklich interreligiös und interkulturell sein soll. Eine in Norddeutschland einmalige Einrichtung. Der Vorsitzende der Gemeinde, Walter Blender, erklärt: 'Wir haben hier bewusst ein anderes Modell gewählt. Wir wollen eine Gruppe mit jüdischen Kindern aus der Gemeinde, aber auch mit einigen muslimischen und christlichen Kindern.' Analog dazu sollen möglichst auch die Erzieher ausgewählt werden, betont Blender. Als wenn die Ringparabel von Lessings 'Nathan der Weise' hier in Bad Segeberg verwirklicht werden soll: Alle drei Religionen sind zwar verschieden, haben aber einen Gott. 
Architekt Klaus Eggers öffnet für die LN die Tür zum Gemeinschaftsraum. Hier sollen sich die Kinder treffen, singen, beten, spielen und Spaß haben. 'Dieser Raum ist schon etwas Besonderes.' Die alte Mühle ist noch erkennbar. Die Fensterbänke sind in die einen Meter dicken Mauern als gemütliche Sitzgelegenheiten eingelassen. Architekt Eggers hat das mit den 'Bänken' einfach wörtlich genommen. Mit Buchenholz verkleidete Wände, wüstensandfarbenes Linoleum, hellblaue Decke. Der achteckige Grundriss der alten Holländermühle führt zu einer besonderen Raum-Atmosphäre. Das Sidonie-Werner-Kinderhaus – so wird der Kindergarten heißen – im Jean-Labowsky-Weg soll auch für viele Nicht-Juden der 'Türöffner' zum Gemeindezentrum werden. Auch wenn man jüdisch sein muss, um zur 180 Köpfe zählenden Gemeinde zu gehören, es gibt schon jetzt mit dem jüdischen Sportverein eine Institution, in der auch Christen mit von der Partie sind. Vieles im Alten Testament sei doch für alle drei großen Religionen gleich, vom 'Turmbau zu Babel' bis zur 'Arche Noah', meint Blender. 'Wir können so den Kindern vermitteln, dass wir alle einen gemeinsamen Gott haben. Das wird traumhaft schön', schwärmt Blender schon jetzt. 
Bei der Zusammensetzung der Kindergruppe möchte die jüdische Gemeinde mit der Stadt zusammenarbeiten. Die habe eine lange Warteliste von Eltern, die Plätze für ihre Kinder suchen. Blender möchte so an interessierte Eltern aller Religionen herankommen. Ihm sei wichtig, dass der interreligiöse Kindergarten 'nicht nur so auf dem Papier steht, sondern auch Wirklichkeit wird'. Dabei soll das Religiöse übrigens nicht dominieren, sondern eher 'nebenbei laufen', so Blender. 
'Der Kindergarten ist uns hier im Gemeindezentrum ganz wichtig', betont Blender. 'Dann ist immer Leben in der Bude.' Schon jetzt haben sich Praktikanten aus ganz Deutschland angemeldet, um das Kita-Modell kennenzulernen. Das Essen des täglich acht Stunden geöffneten Sidonie-Werner-Hauses soll aus einer Großküche kommen. Dort gibt es einen Koch, der auch koschere Speisen zubereiten kann. Und die Erzieherinnen? Schon jetzt liegen Bewerbungen für die 2,4 Stellen vor, aber Blender empfiehlt auch weiteren Fachkräften, sich zu bewerben, wenn sie sich für das interreligiöse Konzept begeistern – gerade wenn sie Moslems oder Christen sind. "
  
Mitteilungen seit 2005 und aktuelle Informationen siehe Mitteilungsblatt "Jüdisches Schleswig-Holstein" - erscheint seit 2005 (1. Ausgabe/1. Jahrgang Januar 2005/Tewet 5765):
http://www.lvjgsh.de/html/mitteilungsblatt.html       
 
Januar 2020: Gedenken am Holocaust-Gedenktag  
Artikel in den "Lübecker Nachrichten" (regional) vom 22. Januar 2020: "Segeberg. Gedenken. Bad Segeberger zum Gedenken in die Synagoge eingeladen
Der 27. Januar ist Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Zu diesem laden die Stadt sowie die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde und die jüdische Gemeinde zu einer gemeinsamen Gedenkveranstaltung in die Bad Segeberger Synagoge ein.
Bad Segeberg. Der 27. Januar wurde 1992 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog zum Gedenktag an die Opfer des NS-Regimes ausgerufen. Er hatte diesen Tag wohlüberlegt ausgewählt: Am 27. Januar 1945 haben russische Soldaten das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Seit 2005 begehen die Stadt Bad Segeberg, die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde und die Jüdische Gemeinde der Stadt diesen Gedenktag abwechselnd im Rathaus, der Marienkirche und der Synagoge. Am Montag, 27. Januar, laden sie zu 19 Uhr zu einer Gedenkveranstaltung in die Synagoge im Jean-Labowsky-Weg 1 ein.
Erinnerung und Gedanken gegen Intoleranz und Hass. Den Veranstaltern sei es wichtig, an die Verbrechen zu erinnern, um zu vermeiden, dass sich so eine Zeit der Angst, des Hasses und der Unterdrückung nicht wiederholt. Auch heute müssten Menschen in Deutschland um ihre Unversehrtheit und ihre Glaubensfreiheit fürchten, obwohl das im Grundgesetz der Bundesrepublik klar verankert zugesichert ist. Umso wichtiger sei es, so die Veranstalter, diesen Gedenktag miteinander zu begehen und zu gestalten. In Bad Segeberg gebe es dagegen mehrheitlich ein Klima der gegenseitigen Achtung der Menschenrechte und Glaubensfreiheit haben. Das hätte unter anderem die Demonstration „Segeberg ist bunt“ gezeigt. Doch es gebe auch Menschen in Bad Segeberg, die versuchten, anderen Angst einzujagen.
Namen der Opfer werden verlesen. Dem wollen die Veranstalter der Gedenkveranstaltung entgegentreten. Deshalb laden sie zu diesem Anlass in die Synagoge ein. Es werden Worte des Gedenkens gesprochen, die Namen der Opfer der jüdischen Gemeinde verlesen und jüdische Musik zu hören sein. Es sprechen Walter Blender, der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Monika Saggau, Bürgervorsteherin der Stadt Bad Segeberg, Pastor Matthias Voß von der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Segeberg sowie Jugendliche aus dieser Gemeinde. Die Musik wird gestaltet von Didji Podszus, Kantor der Jüdischen Gemeinde, Lilly Schotters sowie Kirchenmusiker Andreas J. Maurer-Büntjen. Der Eintritt ist frei, Spenden zugunsten der Sicherheitsmaßnahmen rund um die Bad Segeberger Synagoge werden am Ausgang gerne entgegen genommen."  
Link zum Artikel  https://www.ln-online.de/Lokales/Segeberg/Bad-Segeberger-zum-Gedenken-in-die-Synagoge-eingeladen 
 
November 2021: "Fassadenprojekt"
Artikel in "Jüdisches Schleswig-Holstein" Mitteilungsblatt des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden von Schleswig-Holstein K.d.ö.R. 1. Ausgabe - 18. Jahrgang - Januar-April 2022  Tewet-Nissan 5782 S. 11: "Zum Gedenken an die Reichspogromnacht fand am 9. November 2021 die feierliche Einweihung der stählernen Fassade mit Gästen aus der Politik und den Religionsgemeinschaften statt. Neben den bewegenden Reden wurde die Veranstaltung durch vier ausgesuchte Liedtexte von Shulamit Lubowsky begleitet. Am Standort in der Lübecker Straße 2 in Bad Segeberg versammelte sich eine große Menschenmenge, die in das 'Halleluja' von Shulamit einstimmten. Alle äußerten, das Bad Segeberg jetzt endlich, nach so vielen Jahren, eine würdige jüdische Gedenkstätte erhalten hat.
Die durchbrochene Stahlfassade ist nun nicht mehr zu übersehen. Sie bietet allen Menschen die Möglichkeit, sich dort auszuruhen, eine Pause zu machen und die Informationstafeln zu lesen. Neben den Daten zu Historie des Ortes und der Synagoge sind auch Einzelschicksale ehemaliger jüdischer Bürger von Bad Segeberg ausgehängt. Auf eine Edelstahltafel sind die Namen aller Unterstützer und Förderer des Projektes aufgelistet.
Ehrengäste an diesem Tag waren Frau Susanne Schwarz und Herr Walter Schwarz, die Enkelin von Jean Labowsky. Jean Labowsky war der einzige Überlebende der ehemaligen jüdischen Gemeinde von Bad Segeberg.
Am 12. November erhielten wir an diesem Ort Besuch von Frau Ministerin Karin Prien, Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Sie konnte sich nun persönlich einen Eindruck von dem deutschlandweit einzigartigen Projekt machen. Im Anschluss daran fand ein Besuch in der neuen Synagoge von Bad Segeberg statt. Auch hier zeigt sich Frau Prien beeindruckt, dass sie nicht nur einen Überblick über die religiösen Räumlichkeiten, sondern auch den Einbau der umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen machen konnte."  

    
Adresse/Standort der Synagogen   Lübecker Straße 2 (1842 - 1938)      Jean-Labowsky-Weg 1 (seit 2007)         
    
    
Fotos   

 Fotos sind noch zu ergänzen     
     
     
     
Das neue Gemeindezentrum   Bad Segeberg Plan 2004.jpg (230083 Byte)  
  Plan für den Neubau des Jüdischen Gemeindezentrums 
in Bad Segeberg (2005; Quelle: Mitteilungsblatt 1/2005)  
 

   
   
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte    

September 2019: Gräber von zwei Personen jüdischer Abstammung wurden von der Kirchengemeinde versehentlich aufgelöst    
Artikel von Wolfgang Glombik in den "Lübecker Nachrichten" (regional Bad Segeberg) vom September 2019: "Kirche löste weiteres jüdisches Grab auf. Empörung, Unverständnis: Die Zerstörung des Grabsteins des von Nazis verfolgten Emil Selig sorgt für Aufsehen. Neben Seligs Grab soll ein weiteres jüdisches Grab aufgelöst worden sein.
Bad Segeberg
. Der Bericht der Lübecker Nachrichten über die versehentliche Zerstörung des Grabsteins von Emil Selig auf dem zweiten Friedhof der Kirchengemeinde Segeberg schlägt hohe Wellen. Der Rechtsanwalt hatte 1934 seinem Leben nach Drangsalierungen der Nazis durch Gas ein Ende gesetzt. Es gibt zahlreiche Kommentare in den Sozialen Netzwerken zu der Grabstein-Zerstörung. So fordern Leser eine Liste von erhaltungswürdigen Ehrengräbern in Bad Segeberg. Andere wundern sich, dass die Auflösung des Selig-Grabs erst Monate später bemerkt wurde. Auch ein Steinmetz aus Lübeck bot sich gar an, den mittlerweile wohl zerschredderten Grabstein zu rekonstruieren. LN-Leserin Iris Hamann schlägt vor, einen neuen Stein zu stiften der auch besser lesbar ist.
Ersatzweise Holzkreuz aufstellen. Heimathistoriker Axel Winkler, der den Skandal um den zerstörten Grabstein an das Licht der Öffentlichkeit brachte, empfiehlt, jetzt wenigstens ein Holzkreuz auf dem Grab von Selig aufzubauen. Schlimm sei auch, so Winkler, dass ein weiteres Grab gleich neben dem von Selig ebenfalls von der Friedhofsverwaltung aufgelöst worden ist. Hier liegt der getaufte Jude Louis Goldstein, der 1943, mit 73 Jahren, eines natürlichen Todes starb. Er hatte eine christliche Frau geheiratet. Auf dem Grabstein war der Name Goldstein aber nicht vermerkt: Er durfte nicht unter seinem jüdischen Namen dort beerdigt werden. Seine Urne wurde anonym im Familiengrab der Tochter unter dem Namen Schmidt beigesetzt. Man hatte Angst vor Grabschändung durch Nazis, berichtete Gleiss in seinem Buch 'Jüdisches Leben in Segeberg'.
Kirchengemeinde will reagieren. Die Kirchengemeinde will jetzt reagieren. Dr. Kirsten Geißler, Vorsitzende des Kirchengemeinderates, teilte auf LN-Nachfrage mit, dass die Zerstörung der jüdischen Gräber Thema in den kirchlichen Gremien sein werde. Es gehe nicht nur um das Grab der Familie Selig, sondern auch um andere Grabstätten bei denen es sich lohnen würde 'noch genauer hinzusehen', sagte sie.
Wer hat Infos über jüdische Familien? Wer weiß mehr über die vertriebenen und ermordeten jüdischen Familien in Bad Segeberg? Die Heimathistoriker Axel Winkler und Hans-Werner Baurycza bitten die Bevölkerung um Mithilfe. In den Schubladen der Bad Segeberger dürfte sich noch das eine oder andere alte Foto oder Schriftstück über die jüdischen Familien finden. Diese waren oft kurz nach der Machtübernahme Hitlers so sehr von den Nazis drangsaliert worden, dass sie ihre Häuser unter Wert verkauften und wegzogen. Es geht Axel Winkler vor allem um Familien wie Selig, Goldstein oder Steinhof. Die Geschichten der Familien sollen möglichst genau dokumentiert werden. Wer dazu noch Infos hat, möge sich bei Axel Winkler, Telefon 0152/58 19 58 03 oder per E-Mail winkler-family@web.de, melden.
Günther Gathemann, der historische Kirchenführungen in der Marienkirche leitet, schlägt nun vor, sich mit den Pastoren zusammenzusetzen und einmal 'grundlegend zu überlegen, wie wichtig unserer Kirche die Geschichte ist'. Hier sehe er noch Defizite. Gathemann berichtet, dass man bei der Friedhofsverwaltung entsetzt sei, dass man möglicherweise ein Ewigkeitsgrab zerstört habe. Man sei ahnungslos gewesen. Es sei schon seltsam, dass dieses Grab auch in den Einträgen der Verwaltung nicht dokumentiert war. Zumal man für den Erhalt derartiger Gräber von Naziverfolgten auch Zuschussmittel des Bundes bekäme.
'Stolperstein' vor der früheren Selig-Haus? Inzwischen setzt sich Gathemann dafür ein, dass vor dem früheren Haus von Emil Selig im Klosterkamp 6 ein 'Stolperstein' verlegt wird. Seit Jahren verlegt der Künstler Gunter Demnig die kleinen Gedenktafeln im Pflaster vor den Wohnhäusern der NS-Opfer. In Deutschland und Europa gibt es davon bereits über 73 000. Dringend aufgearbeitet und durch Infotafeln erläutert werden müssten auch die Grabstätten der 122 gestorbenen Flüchtlingen und der Gräber der Zwangsarbeiter auf dem Friedhof III. Diese durften damals auf Befehl des Naziregimes nur in den Randlagen der Friedhöfe beerdigt werden, berichtet Gathemann. Die Toten bekamen damals nicht einmal einen Sarg, sondern wurden in Teerpappe eingewickelt und sollten ohne großes Aufsehen in die Erde gebracht werden. Auch hier fehle auf dem kirchlichen Friedhof jegliche Aufklärung der Bevölkerung."
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Links und Literatur 

Links:   

bulletWebsite der Stadt Bad Segeberg   
bulletWebsite des Landesverbandes des Jüdischen Gemeinden in Schleswig-Holstein mit Seite zur Jüdischen Gemeinde Bad Segeberg 
bulletWebsite der Union progressiver Juden in Deutschland K.d.ö.R. mit Seite zur Jüdischen Gemeinde Bad Segeberg     

Literatur:  

bulletFriedrich Gleiss: Juden in Segeberg. In: Heimatkundliches Jahrbuch für den Kreis Segeberg. Jahrgang 33/1987 S. 66-67. 
bulletders.: Der jüdische Friedhof zu Segeberg von 1792 und seine Toten. In: Heimatkundliches Jahrbuch für den Kreis Segeberg. Jahrgang 36/1990 S. 77-78.
bulletTorsten Mußdorf: Die Verdrängung der Segeberger Juden im Zuge der Gleichschaltung. Frankfurt/Main 1991.
bulletders.: "...ich beabsichtige, mich auf dem Hausboden zu erhängen". Die Verdrängung jüdischen Lebens in Bad Segeberg. In: G. Paul/M. Gillis-Carlebach (Hrsg.). Menora und Hakenkreuz -  Zur Geschichte der Juden in und aus Schleswig-Holstein, Lübeck und Altona 1918-1998. Wachholtz Verlag. Neumünster 1998.
bulletFriedrich Gleiss: Jüdisches Leben in Segeberg vom 18. bis 20. Jahrhundert. Gesammelte Aufsätze mit über 100 Fotos und Dokumenten. Selbstverlag. Bad Segeberg 2002.    
bulletAktuelle Informationen siehe "Jüdisches Schleswig-Holstein" Mitteilungsblatt des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Schleswig-Holstein K.d.ö.R.   http://www.lvjgsh.de/html/mitteilungsblatt.html  
Online zugänglich sind alle Ausgaben seit 2005 (1. Jahrgang, Ausgabe 1 im Januar 2005).             

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.   
  
Bad Segeberg  Schleswig Holstein. Although one protected Jew (Schutzjude) was allowed to live and trade in Danish-ruled Segeberg (1739), no Jewish community existed until 1793. By 1820, there were 70 Jews living there (2 % of the total). They dedicated a synagogue in 1842 and participated in the first revolt against Denmark (1848-50). They obtained civil rights in 1863. The number of Jews registered in 1865 varied from 200, which included those visiting the health resort, to 91 permanent residents in 1871. Affiliated with the rabbinate of Hamburg-Wandsbek (1868), they had a cantor-teacher who performed ritual slaughter (shehita). Community members opened stores, kosher boarding houses, and clinics. Led by Sidonie Werner, an associate of the Jewish feminist Bertha Pappenheim (1859-1936), the Jewish Humanitarian Women's Association of Hamburg established between 1909 and 1919 a school for training housekeepers and three children's convascelent homes with accomodations for 125. By 1916 the number of Jewish residents had declined to 43 and, to bolster its finances, the community secured the affiliation of 20 Jews in Neumuenster (1913) and 35 in Klein Niendorf (1917). This brought community membership up to 134 in 1925. Germany's postwar economic crisis badly affected local Jewish tradesmen and hooligans began attacking Jews. Only 47 of the community's 100 members lived in Bad Segeberg when Hitler came to power. Nazi boybott measures forced Jewish enterprises and children's homes to close. The synagogue was vandalized on Kristallnacht (9-10 November 1938). By 1939 the community had vanished. Three Jews committed suicide, 14 emigrated, and about 15 (including three who moved to Holland) perished in the Holocaust. Only one (hidden by a friendly policeman) survived. The former synagogue, which housed refugees after Worldwar II, was demolished in 1962. 
      
      

 
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Stand: 30. Juni 2020