Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bassenheim (Kreis Mayen-Koblenz) 
Jüdische Geschichte / Erinnerungen an die Familie "von Oppenheim"   

Übersicht:

Zur Geschichte jüdischer Einwohner in Bassenheim  
Berichte aus der jüdischen Geschichte von Bassenheim     
Fotos / Darstellungen
Links und Literatur   

   

Zur Geschichte jüdischer Einwohner in Bassenheim  

In Bassenheim bestand im 18./19. Jahrhundert eine kleine jüdische Gemeinde, zu der wenige Familien gehörten. Ende des 19. Jahrhunderts waren es insbesondere die Familien Haimann und Simon. Vermutlich war ein Betraum vorhanden - 1800 konnte in der Flur "Sässel" vor den Toren des damaligen Ortes ein Friedhof angelegt werden.     
  
Von besonderer Bedeutung war für die Gemeinde Bassenheim, dass die Familie Abraham Freiherr und Charlotte Freifrau von Oppenheim seit 1873 teilweise in Bassenheim lebte. Abraham Freiherr von Oppenheim (1804-1878) war Bankier in Köln - zu seiner Zeit einer der bedeutendsten Bankiers in Deutschland - und u.a. Finanzberater des Erzbischofs von Köln. König Wilhelm I. hatte ihn auf Grund seiner großen Verdienste 1868 zum preußischen Freiherrn ernannt. Freiherr von Oppenheim hat am 3. Januar 1873 zum Preis von 542.500 Talern Burg und Rittergut Bassenheim (bzw. Schloss Bassenheim) erworben. Fünf Jahre später (1878) ließ er insbesondere das Herrenhaus durch den Architekten Julius Raschdorff weitgehend neu erstellen beziehungsweise historisch umgestalten. Der Schlosspark wurde vergrößert, das Rentamt, der Marstall und das Haus am See errichtet, die Schlossgärtnerei und das Forsthaus gebaut sowie die Häuser am Walpotplatz restauriert. Durch Stiftungen an die Gemeinde wurden die Oppenheims zu den größter Wohltätern in der Geschichte der Gemeinde. Noch nach dem Tod von Abraham Freiherr von Oppenheim am 9. Oktober 1878 (Beisetzung zunächst im Deutzer Friedhof) stiftete die Witwe Charlotte Freifrau von Oppenheim 1885 der Gemeinde Bassenheim ein Krankenhaus ("von-Oppenheim'sches Krankenhaus"), 1888 einen Kindergarten und eine Nähschule. Charlotte Freifrau von Oppenheim geb. Beifus war übrigens eine Enkelin von Mayer Amschel Rothschild. Sie starb am 24. Oktober 1887 in Köln und zunächst gleichfalls zunächst im Deutzer Friedhof beigesetzt. Vor ihrem Tod hatte sie allerdings bereits in Bassenheim den Auftrag zum Bau eines Mausoleums gegeben, in das die sterblichen Überreste des Ehepaares von Oppenheim 1889 überführt wurden. Das Ehepaar hatte keine Kinder.  
   
Die Burg und das Rittergut Bassenheim kamen 1910 in den Besitz der Familie Waldthausen. Ihr gehört es bis heute. 1914 bis 1917 war es von ihr in neubarockem Stil ausgebaut worden. Das Schlossgebäude zwischen Walpotplatz und Burg im Schlosspark, die durch die von Oppenheims erweitert und restauriert worden war, wurde 1937 wegen der angeblich zu hoher Unterhaltungskosten abgerissen.   
   
An die Familie von Oppenheim und ihre Stiftungen erinnert in Bassenheim heute auch die "von-Oppenheim-Straße". 1999/2000 wurde am Mausoleum die "Oppenheimanlage" geschaffen (mit Gedenktafel), um gleichfalls an die Wohltaten des Ehepaares zu erinnern.  

  
Die letzten jüdischen Einwohner von Bassenheim wurden 1942 deportiert.   

Von den in Bassenheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"):   Rosa Fultheim geb. Simon (1889), Alfred Haimann (1893), Isidor Haimann (1890), Klara Haimann (1893), Rosa Haimann (1a898), Frieda Simon (1895), Manfred Simon (1920), Norbert Simon (1927), Settchen Simon (1862), Siegfried Simon (1924), Mathilde Winter geb. Haimann (1896), Samuel Wolf (1890).   

 
   

Berichte aus der jüdischen Geschichte von Bassenheim 
 
Stiftung einer Krankenhauses der Baronin von Oppenheim an die Gemeinde Bassenheim (1885)   

Bassenheim Israelit 29101885.jpg (58840 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1885: "Bassenheim, 20. Oktober (1885). Sicheren Nachrichten zufolge, schreibt die 'Hobl. Ztg.', hat in vergangener Woche die Baronin A. von Oppenheim auf Schloss Bassenheim der Gemeinde Bassenheim die Mittel zur Erbauung und Erhaltung eines bedeutenden Hospitals für Arme, Kranke und Gebrechliche der Gemeinde, eventuell auch der Umgegend, geschenkt. Die edle Geberin hat zum Bau und zur Erhaltung des Hospitals ein Kapital von Mark 400.000 zur Verfügung gestellt, außerdem den Bauplatz und zwei Morgen Land zu Gartenanlagen dazu gegeben. Schon Ende dieser Woche soll die Grundsteinlegung in feierlicher Weise geschehen."  
    
Mitteilung in der Amtspresse Preußen -  V. Jahrgang. No. 31. Neueste Mitteilungen. Verantwortlicher Herausgeber: Dr. H. Klee. Berlin, Dienstag, den 16. März 1886: "Der Gemeinde Bassenheim im Kreise Koblenz ist zur Annahme der ihr seitens der verwitweten Freifrau Charlotte von Oppenheim, geb. Beifus, zu Cöln, zur Erbauung eines Krankenhauses und zu gemeinnützigen Zwecken mit Grundstücken und mit 400.000 Mark gemachten Zuwendung die landesherrliche Genehmigung erteilt worden."   

  
Mitteilungen zum Tod des Freiherrn von Oppenheim und der Freifrau von Oppenheim (1878 / 1887 / 1891)  

Koeln AZJ 29101878o.jpg (74615 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. Oktober 1878: "Bonn, 21. Oktober (1878). Man schreibt aus Köln: In voriger Woche verstarb im 75. Lebensjahre der Freiherr Abraham von Oppenheim - nebenbei gesagt, der erste Jude, der in Preußen geadelt wurde - der letzte seiner Familie, der dem Judentume angehörig blieb, obgleich er die von ihm gestiftete Synagoge (sc. in Köln), nachdem er sie nach ihrer Vollendung gesehen, niemals wieder betreten hat. Seine Witwe verwandte sofort 50.000 Mark zu wohltätigen Zwecken, indem sie 25.000 Mark dem Magistrate zur Verteilung unter die christlichen Armen der Stadt und ebensoviel der israelitischen Gemeinde überwies, nämlich 5.000 Mark zur Verteilung an die Armen, 10.000 Mark an das israelitische Asyl und 10.000 Mark für die anderen israelitischen Wohltätigkeitsanstalten."    
  
Koeln AZJ 10111887o.jpg (45522 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. November 1887: "Die Freifrau Abraham von Oppenheim in Köln, die vor Kurzem verstarb, hat unter anderen bedeutenden Legaten 150.000 Mark der Stadt vermacht, deren Zinsen an ihrem Sterbetage zur Hälfte an jüdische, zur anderen an christliche Arme verteilt werden sollen."   
   
Bassenheim AZJ 08011891.jpg (91752 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Januar 1891: "Köln, 2. Januar (1891). Man schreibt der 'Kölnischen Volkszeitung' aus Bassenheim: Die verstorbene Frau Baronin von Oppenheim war bekanntlich für unsern Ort eine große Wohltäterin. Dies erfahren so recht die Armen von Bassenheim jeden Winter. Dieser Tage wurden nämlich wieder die jährlichen Zinsen von 50.000 Mark einer Stiftung der edlen Frau unter die hiesigen Armen verteilt. Zunächst kamen sechs Doppelwaggons Kohle zur Verteilung; alsdann erhielt jeder Bedürftige an barem Geld 10 Mark; schließlich bekamen die Armen noch während des ganzen Winters um die Mittagszeit Essen aus dem hiesigen Krankenhause, welche Einrichtung man ebenfalls der verstorbenen Frau Baronin verdankt.' - Warum meldet die 'Kölnische Volkszeitung' nicht auch, dass die verstorbene Frau Baronin eine Jüdin war?"     

      

Beisetzung des 18-jährigen Sohnes von Herrn Heymann im jüdischen Friedhof in Bassenheim (1900)   

Bassenheim Israelit 29031900.jpg (136246 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1900: "Koblenz, 26. März (1900). In den traurigen Zeiten des Rassenkampfes, der den Antisemitismus zur höchsten Blüte getrieben, berühren Ereignisse, die das harmonische Zusammenleben der Konfessionen illustrieren, selbst wenn sie traurigen Anlasses sind, um so wohltuender. Ein rührendes Beispiel konfessionellen Friedens und patriarchalischer Einigkeit gab vor einigen Tagen das Begräbnis eines 18-jährigen jüdischen jungen Mannes in Bassenheim bei Koblenz, des Sohnes eines Herrn Heymann. Der junge Mann erlag nach langer Krankheit dem Typhus, und wenn schon während seiner Krankheit unzählige Beweise herzlicher Anteilnahme seitens der christlichen Mitbürger den Kranken und seine Angehörigen erfreuten und trösteten, so bildete das Leichenbegängnis geradezu einen noch nicht dagewesenen Akt allgemeiner Anteilnahme. Die gesamte Dorfbevölkerung, inklusive Geistlichkeit, sowie sämtliche Insassen des von Kusserow'schen Gutes und eine unabsehbare Menge Fremder aus benachbarten Orten, bildeten einen Zuge, den man auch in der größten Stadt vergebens suchen würde. Im Trauerhause selbst war kein Platz für die Anzahl Frauen und Mädchen, die den Hinterbliebenen in der schweren Stunde beizustehen gekommen waren. Am Grabe selbst sprach der Pfarrer, der sich das nicht nehmen ließ, in bewegten Worten die Angehörigen zu trösten, derselbe würdige Herrn der während der Krankheit des ungemein beliebten junges Mannes eine Messe für seine Genesung abgehalten und heiße Wünsche bei seinem täglichen Gebete zu Gott empor gesandt hatte!  
Klingt das nicht wie ein Märchen aus einer anderen Welt? ---- Wann wird wohl überall auf dem Erdenrunde eine gleiche Gesinnung eingezogen sein?!"

      
  
     

Fotos   

Bassenheim vOppenheim 010.png (278032 Byte) Bassenheim vOppenheim 165.jpg (19844 Byte)
Abraham Freiherr von Oppenheim (Quelle: links: www.martinus-museum.de
rechts: Unterschrift des Freiherren "Abraham Oppenheim" 
(Quelle: Sal. Oppenheim jr. & Cie. s.Lit. S. 14) 
  
Aus dem "virtueller Rundgang durch Bassenheim" - Spuren der Familie von Oppenheim
(Quelle: www.bassenheim.de/files/virtueller_rundgang_bas.pdf  
Die Familie "von Oppenheim" stiftete für die Bevölkerung:  das Krankenhaus, den Kindergarten, und später aus dem Stiftungsvermögen die nötigen Mittel für den Bau der Karmelenberghalle  
Bassenheim vOppenheim 160.jpg (56232 Byte) Bassenheim vOppenheim 163.jpg (73673 Byte)
Der Kindergarten 
"St. Martin" 
"Oppenheim-Anlage" - 
Gedenkstein mit Erklärungstafel
   
Bassenheim vOppenheim 161.jpg (88416 Byte) Bassenheim vOppenheim 162.jpg (93468 Byte)
Das Therapiezentrum - 
ehemaliges Krankenhaus 
Die "Oppenheim-Anlage" mit 
Mausoleum im Schlosspark
   

  
    
Links und Literatur

Links:

Website der Gemeinde Bassenheim   

Website  www.bilderausbassenheim.de  

Martinus-Museum Bassenheim mit Erinnerungen an die Familie von Oppenheim  

Website des Bankhauses Sal. Oppenheim mit Erwähnung der Stiftung des Krankenhauses in Bassenheim  

Zur Seite über den jüdischen Friedhof in Bassenheim (interner Link)   

Literatur:  

Sal. Oppenheim jr. & Cie. Geschichte einer Bank und einer Familie. Hrsg: Sal. Oppenheim jr. & Cie. Text: Gabriele Teichmann. Köln 1992.  
Kirsten Serup-Bilfeldt: Zwischen Dom und Davidstern. Jüdisches Leben in Köln von den Anfängen bis heute. Hrsg. Ulrike Mast-Kirschning. Köln 2001. S. 66-68.
Juliane Sander: Die Etablierung des herrschaftlichen Besitzes Bassenheim (Eifel) durch den Kölner Bankier Freiherrn Abraham von Oppenheim im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts: Schlossbau, Parkgestaltung und soziale Leistungen. Dissertation (in Arbeit) am Lehrstuhl I für Kunstgeschichte der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Information.
  

    

                   
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Stand: 10. Dezember 2011