Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Berwangen (Gemeinde Kirchardt, Kreis Heilbronn) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge

Es besteht eine weitere Seite mit einigen Erinnerungen an Abraham und Elsa Gutmann 
  
  
Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Plan   
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)  
   
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts zum Ritterkanton Kraichgau gehörenden und im Besitz der Familien von Helmstatt und von Berlichingen befindlichen Berwangen bestand eine jüdische Gemeinde bis 1940. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhundert zurück. Erstmals wird 1719 von Juden am Ort berichtet. 1722 werden Jud Feißel und die Jüdinnen Sara und Rosel genannt, 1725 Hertz sowie Feißel und Wolf.
 
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1825 120 jüdische Einwohner (15,1 % von insgesamt 798 Einwohnern), 1833 124, 1838 143, 1841 161, um 1861 Höchstzahl von 194, 1864 177, 1875 138 (14,3 % von insgesamt 968 Einwohnern), 1880 146, 1885 152, 1890 141, 1900 138 (14,7 % von insgesamt 936), 1905 124, 1910 119. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen Bewohner durch Ab- und Auswanderung zurück.  
   
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Religionsschule (Schulhaus neben der Synagoge), ein rituelles Bad (hinter Hausener Straße 20) und ein Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Über viele Jahre prägte das jüdische Gemeindeleben Lehrer A. Levy, der 1881 (in Nachfolge von Lehrer Samuel Ries) die Stelle in Berwangen antrat und bis zu seiner Zurruhesetzung 1925 in Berwangen wirkte. Die Gemeinde gehörte zunächst zum Rabbinatsbezirk Sinsheim, seit 1827 zum Rabbinatsbezirk Bretten.  
   
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Max Emanuel (geb. 14.5.1877 in Steinhardt, gef. 31.5.1918), Vize-Wachtmeister Julius Falk (geb. 19.3.1895 in Gernsbach, vor 1914 in Gernsbach wohnhaft, gef. 22.8.1917), Edgar Kirchheimer (geb. 13.11.1893 in Berwangen, gef. 31.10.1914), Isak Kirchheimer, Max Kirchheimer (geb. 20.2.1895 in Berwangen, gef. 5.12.1914), Unteroffizier Siegfried Levy (geb. 30.4.1897 in Berwangen, gef. 15.7.1918), Arthur Reichert (geb. 19.3.1898 in Berwangen, gef. 20.5.1917), Isaac Vollweiler (geb. 28.3.1888 in Berwangen, gef. 23.12.1915), Ludwig Weil (geb. 27.6.1895 in Berwangen, gef. 17.4.1917). Ihre Namen finden sich auf dem Gefallenendenkmal der Gemeinde. Außerdem sind gefallen: Moritz Kirchheimer (geb. 28.8.1886 in Berwangen, vor 1914 in Saarbrücken wohnhaft, gef. 25.7.1917), Salomon Kirchheimer (geb. 19.4.1874 in Berwangen, vor 1914 in Stuttgart wohnhaft, gest. an der Kriegsverletzung im März 1920).    
 
Um 1924, als noch 59 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten (6,9 % von insgesamt etwa 850 Einwohner), waren die Vorsteher der Gemeinde Bernhard Hirsch, Siegmund Kirchheimer, F. Falk und Leopold Traub. Den Religionsunterricht der schulpflichtigen jüdischen Kinder erteilte an der Volksschule Berwangens der bereits genannte Religionslehrer A. Levy. An den höheren Schulen wurde der Unterricht durch Religionslehrer Samuel Bravmann aus Eppingen erteilt. An jüdischen Vereinen bestanden der Israelitische Männerverein (Chevroth Bikur Cholim, 1924/32 unter Leitung von Aron Kirchheimer I; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger und Kranker), der Begräbnisverein (Aufgabe: Instandhaltung des Friedhofes) unter Leitung von Ferdinand Hahn, der Verein Chevroth Noschim (1932 Leitung Julchen Falk, Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger und Kranker) und der Israelitische Frauenverein (gegründet ca. 1830, 1932 Leitung Frieda Weil, Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung Hilfsbedürftiger und kranker Frauen; 1932 12 Mitglieder). Außerdem bestand - nach dem Bericht zur Goldenen Hochzeit von Lehrer Levy und seiner Frau (siehe unten) zeitweise ein Interkonfessioneller Frauenkreis.     
1932
waren die Gemeindevorsteher B. Hirsch (1. Vors.), Aron Kirchheimer I (2. Vors.). F. Falk war Schriftführer der Gemeinde. Damals gab es noch zwei schulpflichtige jüdische Kinder in der Gemeinde.
  
An ehemaligen, teilweise bis nach 1933 bestehenden Handels- und Gewerbebetrieben jüdischer Eigentümer sind bekannt: Kolonialwaren- und Schuhgeschäft Max Emanuel (Badersgasse 3), Kolonialwarengeschäft Falk Falk (Hausener Straße, abgebrochen), Viehhandlung Leopold/Nathan Frank (Badersgasse, abgebrochen), Kaufmann Abraham Gutmann (Badersgasse 4, bis 1973 jüdisches Wohnhaus), Zigarrenfabrik Kahn & Wolf (Hausener Str.15), Viehhandlung Bernhard Hirsch (Badersgasse 7), Mehl- und Getreidehandlung Josua Hochherr (Salinenstraße 1, abgebrochen), Viehhandlung Aron Kirchheimer I (Maiersgasse 4), Viehhandlung Aron Kirchheimer II (Hausener Straße, abgebrochen), Metzgerei Gerson Kirchheimer (Hausener Straße, abgebrochen), Händler und Landwirt Leopold Kirchheimer (Salinenstraße 40, vgl. Biographie Leopold Kirchheimer im Karlsruhe Gedenkbuch), Metzgerei Salli Kirchheimer (Neubaugasse 4), Viehhandlung Siegmund Kirchheimer (Entengasse, abgebrochen), Stoffe und Kurzwaren Albert Traub (Hausener Straße 4), Viehhandlung Viktor Vollweiler (Hausener Straße, abgebrochen), Viehhandlung Aron Weil (Neubaugasse 1), Pferdehandlung Marum Weil (Lindengasse 8).
  
1933 lebten noch 33 jüdische Personen in Berwangen. Auf Grund der zunehmenden Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts verzogen mehrere der jüdischen Einwohner in andere Städte oder wanderten aus. 18 von 21 Auswanderern konnten in die USA emigrieren, zum Teil zu Verwandten und Bekannten, die in den 1920er-Jahren ausgewandert waren. 1936 wurde den jüdischen Viehhändlern die Handelserlaubnis entzogen. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört (s.u.). Auch das Mobiliar ausgewanderter Juden, das zum Teil in der Schule abgestellt war, wurde zerschlagen oder auf dem Sportplatz verbrannt. Die erreichbaren Juden wurden mit Gummiknüppeln geschlagen. Am 22. Oktober 1940 wurden die letzten neun jüdischen Einwohner nach Gurs deportiert. Von ihnen überlebten die Eheleute Abraham und Elsa Gutmann in französischen Lagern und Hospitälern (vgl. Seite mit Erinnerungen an Abraham und Elsa Gutmann).
  
Von den in Berwangen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Sarah Adler (1868), Irma Billigheimer geb. Hochherr (1901, später Karlsruhe), Lina van Elkan geb. Levy (1888), Berta Feder geb. Kirchheimer (1873), Gerda Frank (1910), Sophie Frank geb. Kahn (1864), Ernst Goldschmidt (1898), Karoline Goldschmidt geb. Vollweiler (1888), Rosa (Recha) Grünebaum geb. Reichert (1891), Albert Hahn (1880 oder 1886), Bernhard Hochherr (1870), Ferdinand Hochherr (1873), Gustav Hochherr (1872, Foto des Grabsteines in Gurs siehe unten), Moritz (Moses) Hochherr (1867), Simon Hochherr (1882), Sarah Kirchhausen geb. Hochherr (1868), Aron Kirchheimer (1866), Arthur Kirchheimer (1890), Flora Kirchheimer geb. Herbst (1907), Josef Kirchheimer (1883, später Hannover), Joseph Kirchheimer (1882, später Berlin), Julius Kirchheimer (1889), Salli Kirchheimer (1884, später Künzelsau), Salli Kirchheimer (1878, später Eppingen - Karlsruhe), Salli Kirchheimer (1894, später Karlsruhe), Sigmund Kirchheimer (1885), Zerline (Lina) Kirchheimer geb. Manasse (1872), Helene Klaus geb. Kirchheimer (1898), Recha Koeppl geb. Levy (1884), Sarah Lang geb. Kahn (1867), Sara Lehmann geb. Kirchheimer (1871), Babette Levi geb. Hahn (1863), Berta Lieber geb. Weib (1886), Selma Lion geb. Vollweiler (1891), Klara Maier geb. Weil (1890), Hilda Manasse geb. Frank (1893), Joseph Metzger (1860), Albert Reichert (1895), Sofie Schnurmann geb. Vollweiler (1874), Hedwig Schwab geb. Vollweiler (1889), Nathalie Thannhauser geb. Hochherr (1880), Alfred Traub (1909), Berta Traub geb. Hahn (1884), David Vollweiler (1878), Ferdinand Vollweiler (1881, später Karlsruhe), Gerson Vollweiler (1873), Ludwig (Louis) Vollweiler (1877), Salomon Vollweiler (1875), Theodor Vollweiler (1880, später Karlsruhe), Zilly (Cilly) Vollweiler (1888), Aron Weil (1864), Liebmann Wolf (1872, später Karlsruhe).        
      
Im Februar 2012 sprach sich der Gemeinderat der Gemeinde Kirchardt einstimmig dafür aus, ein Projekt der derzeitigen Berwanger Konfirmandengruppe zu unterstützen. Ziel ist es, zwei Gedenksteine für die aus der Gemeinde im Oktober 1940 deportierten jüdischen Einwohner aufzustellen: ein Gedenkstein in Berwangen, der andere in der zentralen Gedenkstätte in Neckarzimmern. Am Volkstrauertag im November 2013 wurde der Gedenkstein während der Feierstunde auf dem Friedhof eingeweiht (Bericht in der Heilbronner Stimme, Kraichgau vom 18. November 2013).     
    
    
    
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
      
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Zurruhesetzung des langjährigen Lehrers A. Levy (1925)  

Berwangen Israelit 15011925.jpg (21637 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Januar 1925: "Berwangen, 4. Januar (1925). Unser langjähriger Lehrer, Herr Levy, ist auf sein Ansuchen von dem Badischen Oberrat am 1. Dezember wegen leidender Gesundheit in den Ruhestand versetzt worden. Eine angebotene Abschiedsfeier hat derselbe abgelehnt."    

  
75. Geburtstag von Lehrer Levy (1925)  

Berwangen Israelit 02071925.jpg (14671 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juli 1925: "Berwangen, 24. Juni (1925). Herr Lehrer Levy - Berwangen, beging am 7. Juni seinen fünfundsiebzigsten Geburtstag. (Alles Gute) bis 100".  

        
Goldene Hochzeit von Lehrer Levy und Minna geb. Ries (1929)  

Berwangen Israelit 09071929.jpg (122053 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1929: "Berwangen bei Heilbronn, 8. Juli (1929). Unser früherer Lehrer, Herr Levy, und seine Frau Minna geb. Ries, jetzt in Frankfurt am Main, Börneplatz 4, begingen am 7. Juli das seltene Fest der Goldenen Hochzeit. 
Als Herr Levy vor 48 Jahren sein Amt hier antrat, war unsere Gemeinde noch eine stolze und stattliche und er fand hier reichliche Betätigung. Er war ein tüchtiger, begabter und erfolgreicher Schulmann, der auch immer die Anerkennung seiner Vorgesetzten fand. Er war ein meisterhafter Toravorleser und durch die Einführung eines einstimmigen Gemeindegesanges gestaltete er den Gottesdienst zu einem würdigen und erhebenden. 
Als er vor einiger Zeit sein goldenes Amtsjubiläum unter Anteilnahme der ganzen Gemeinde feierte, ehrte ihn die Gemeinde und auch die Bezirkslehrerschaft durch wertvolle Geschenke. 
Frau Levy, eine Tochter unseres unvergesslichen Lehrers Ries, erfreute sich durch ihr bescheidenes, freundliches und gefälligen Wesens allgemeiner Beliebtheit bei der gesamten Einwohnerschaft. Das Jubelpaar übte Gastfreundschaft in reichem Maße. Selten fehlte ein Armer an ihrem Tische und Herr Levy war ein Fürsorgernder Minderbemittelter im geheimen und seine Frau gehörte dem Vorstande des interkonfessionellen Frauenvereins seit seiner Grund an. 
Bei deren Wegzug nach Frankfurt am Main lehnten sie in ihrer Bescheidenheit die geplante Abschiedsfeier ab. 
Möge ihnen noch ein langer sonniger Lebensabend beschieden sein. (Alles Gute) bis 120 Jahre."  

      
      
Aus dem jüdischen Gemeindeleben 
Beleidigungsprozess vom dem Großherzoglichen Oberlandesgericht Karlsruhe - der Antisemitismus macht sich bemerkbar (1894)  

Berwangen Israelit 29011894.jpg (133841 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Januar 1894: "Aus Baden. Dieser Tage wurde ein Beleidigungsprozess durch das Großherzogliche Oberlandesgericht Karlsruhe beendet, der auch für die Leser Ihres geschätzten Blattes nicht ohne Interesse sein dürfte. Ausweislich der gerichtlichen Feststellungen und Beweisergebnisse hatte nämlich bei einer am 11. Mai dieses Jahres in Berwangen stattgefundenen konservativen Parteiversammlung, welche von Einwohner von Berwangen und anderen Orten, Christen und Juden besucht war, Röder, der nichtbadische Redakteur der 'Badischen Landpost' in seinem Vortrag den Juden den Vorwurf der Bewucherung der Bauern gemacht. 
Ein Jude, Ferdinand Hahn, wollte hierauf erwidern, wurde aber von dem Gemeinderat Martin Beck aus Stebbach mit erhobenem Stocke und mit den Worten: 'Du hältst das Maul, sonst schlag ich Dir auf den Kopf' daran verhindert, worauf der Metzger Nathan Kirchheimer von Berwangen dem Beck gegenüber äußerte: 'Der ist auch ein Wucherer, der hat ein Rind um 50 Mark zu teuer verkauft; ist das nicht auch gewuchert?' Beck hatte, wie weiter festgestellt, dem Nathan Kirchheimer von Berwangen ein Rind, für welches dieser ursprünglich nur 260 Mark geboten hatte, um 302 Mark verkauft, bei dessen Weiterverkauf dieser 40 Mark einbüßte. 
Beck erhob Klage gegen Metzger Nathan Kirchheimer wegen Beleidigung beim Schöffengerichte. Das Schöffengericht sprach den Angeklagten, der durch den Rechtsanwalt Frühauf von Karlsruhe vertreten war, frei. Gegen dieses Urteil legte der Privatkläger Berufung ein beim Großherzoglichen Landgerichte Karlsruhe. Die Ferien-Strafkammer des Großherzoglichen Landgerichts verurteilte den Angeklagten kostenfällig zu einer Geldstrafe von 20 Mark, eventuell 4 Tage Haft mit Befugnis des Anklägers, dieses Urteil auf Kosten des Angeklagten im amtlichen Bezirksverkündigungsblatt einmal zu veröffentlichen.
Berwangen Israelit 29011894b.jpg (166736 Byte)Gegen dieses Urteil legte der Angeklagte Revision ein beim Großherzoglichen Oberlandesgericht in Karlsruhe. Es handelt sich nämlich in allen Instanzen um die Auslegung des § 193 des Strafgesetzbuches. Der Strafsenat des Großherzoglichen Oberlandesgerichts unter Teilnahme des Großherzoglichen Senatspräsidenten Dr. von Stösser, der Gr. Oberlandesgerichtsräte Koos, Schember, Loes und Rothweiler hat nun das Urteil des Großherzoglichen Landgerichts aufgehoben und das Urteil des Schöffengerichts wieder hergestellt unter Zugrundelegung folgender Entscheidungs-Gründe: 
Bei dieser Sachlage hat das Schöffengericht von dem § 193 Strafgesetzbuch eine richtige Anwendung gemacht, wenn es den Angeklagten von der Anklage der Beleidigung freisprach. Hatte der Angeklagte von dem hier maßgebenden Standpunkte verständiger und billiger Beurteilung der Verhältnisse und Anforderungen des Lebens aus als Israelit und Teilnehmer der Versammlung, schon ein berechtigtes Interesse daran, die Juden gegen den ihnen in dieser Allgemeinheit gemachten Vorwurf und insbesondere in der Richtung zu verteidigen, dass Wucher nicht bloß bei Juden vorkommt, so war er zur Wahrung dieses Interesses umso mehr berechtigt, nachdem einer seiner Glaubensgenossen, bei dem Versuche einer Erwiderung, von dem Privatkläger in brutaler Weise vergewaltigt worden war, und er durfte dies, obgleich die Insulte nicht ihm persönlich widerfahren, mit Rücksicht auf das, ihm selbst nahe angehende Interesse der Abwehr auch dann tun, wenn er durch die Art und Weise seiner Abwehr den Privatkläger verletzte. Umstände, welche darauf schließen lassen, dass der Ankläger über den Zweck der Verteidigung hinausgehend, die Absicht hatte, den Privatkläger zu beleidigen, sind nicht festgestellt oder sonst ersichtlich und ein schon formell beleidigender Charakter kann, wie das Schöffengericht mit Recht annimmt, seiner Äußerung umso weniger beigemessen werden, als er durch die Art und Weise, wie er seine Äußerung unter Bezugnahme auf ein wahres Vorkommnis tatsächlich substanziierte, zu erkennen gab, dass er den Privatkläger nicht generell als einen Wucherer hinstellen, sondern nur eine einzelne bestimmte Handlung desselben als unter den Wucherbegriff fallend bezeichnen wollte, deshalb ist Angeklagter kostenlos freizusprechen." 

    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
92. Geburtstag von Fanni Ries geb. Fröhlich, Witwe des Lehrers Samuel Ries (1908)     

Berwangen FrfIsrFambl 24121908.jpg (16029 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. Dezember 1908: "Berwangen. Fanni Ries geb. Fröhlich, Witwe des Lehrers Samuel Ries, feierte in körperlicher und geistiger Rüstigkeit ihren 92. Geburtstag."    

        
Arthur und Sally Kirchheimer werden als Soldaten ausgezeichnet (1916)  

Berwangen FrfIsrFambl 14071916.jpg (23886 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. Juli 1916: "Berwangen (Baden). Arthur Kirchheimer erhielt die badische Verdienstmedaille, Sally Kirchheimer die badische Tapferkeitsmedaille. Beide sind Söhne des Herrn Leopold Kirchheimer."  

   
Über das Leben und Schicksal von aus Berwangen stammenden jüdischen Personen 
Anmerkung: über die folgenden, in der NS-Zeit umgekommenen / ermordeten Personen finden sich teils ausführliche Biographien im online zugänglichen "Gedenkbuch für die Karlsruhe Juden".  

 Berwangen Billigheimer Irma.jpg (21319 Byte) Berwangen KirchheimerSali160578.jpg (49658 Byte) Berwangen KirchheimerSally031294.jpg (48917 Byte) Berwangen KirchheimerSaliFloraGuenter.jpg (22073 Byte)
Irma Billigheimer geb. Hochherr 
(1901 Berwangen - ermordet 1942 Auschwitz) 
 Salli (Sally) Kirchheimer 
(1878 Berwangen - ermordet 1943 Majdanek) 
 Sali (Sally) Kirchheimer 
(1894 Berwangen - 1942 Auschwitz) 
 Link zur Biographie im Gedenkbuch  Link zur Biographie im Gedenkbuch   Link zur Biographie im Gedenkbuch  
     
Berwangen Vollweiler Ferdinand.jpg (41950 Byte) Berwangen VollweilerTheodor140880.jpg (33255 Byte) Berwangen WolfLiebmann260672.jpg (32963 Byte)
Ferdinand Vollweiler 
(1881 Berwangen - 1942 Rivesaltes)  
 Theodor Vollweiler 
(1880 Berwangen - 1941 Rivesaltes)  
  Liebmann Wolf 
(1872 Berwangen - 1943 Theresienstadt) 
Link zur Biographie im Gedenkbuch   Link zur Biographie im Gedenkbuch   Link zur Biographie im Gedenkbuch  

      
Erinnerung an die Deportation in das südfranzösische Internierungslager Gurs im Oktober 1940: Grabstein für Gustav Hochherr in Gurs        

Berwangen Gurs BK 020.jpg (108138 Byte)Grabstein im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs für  
Gustav Hochherr
geb. am 2. März 1872 in Berwangen, später wohnhaft in Heidelberg,  
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo er am 21. Dezember 1941 umgekommen ist.     

   
   
   

Zur Geschichte des Betsaals/der Synagoge             
    
1749 wird ein "Judenschulmeister" genannt, was dafür spricht, dass damals bereits ein Betsaal in einem der jüdischen Häuser vorhanden war.  
  
Im Mai 1770 gab die Ortsherrschaft der Herren von Helmstatt der Judenschaft in Berwangen "auf deren untertäniges Bitten [...] die gnädige Erlaubnis, eine Judenschule oder Synagoge erbauen zu dürfen". Die Synagoge wurde 1771 auf einem Gartengrundstück, das die beiden Schutzjuden Gerson Löw und Victor Joseph von der Herrschaft zu diesem Zweck geschenkt bekommen hatten, nach dem Vorbild der Synagoge in Neckarbischofsheim erbaut. Freiherr Christoph von Helmstatt formulierte die genauen Konditionen für den Bau und die Unterhaltung der Synagoge. Bauholz und das jährliche Birkenreisig zum Schmuck der Synagoge am Wochenfest wurden von der Herrschaft geliefert, dafür mussten die Juden seitdem neben dem Schutz- und Zungengeld (Abgabe für jedes geschlachtete Stück Vieh) jährlich acht Gulden Synagogengeld bezahlen. Um dieses Synagogengeld gab es noch 1824 einen Rechtsstreit zwischen der Ortsherrschaft und der jüdischen Gemeinde. Da damals im Großherzogtum Baden noch nicht alle in früheren Jahren praktizierten Abgaben abgeschafft beziehungsweise neu geregelt waren, stand das Grundherrliche Rentamt der Herren von Helmstatt auf dem Standpunkt, dass die jüdische Gemeinde immer noch die acht Gulden jährlich bezahlen müsse. Die Gemeinde hatte freilich schon 1813 diese Abgabe sistiert. Nach Rechnung der Ortsherrschaft schuldete die Judenschaft für die vergangenen elf Jahre dem Rentamt inzwischen 88 Gulden abzüglich der Wertes des Birkenreisigs, das 1821 bis 1823 von der Herrschaft nicht mehr zum Schmuck der Synagoge geliefert worden war. Es blieb ein Rest von 83 Gulden und 28 Kreuzer. Die jüdische Gemeinde war ihrerseits nicht zum Zahlen bereit. Mit neuen Gesetzgebungen im Großherzogtum 1828 wurde das Problem gelöst. Seitdem waren solche Abgaben wie das Synagogen- und Zungengeld nicht mehr an die früheren Ortsherrschaften zu leisten.  
 
Mitte der 1830er-Jahre erwies sich die Berwanger Synagoge als zu klein und nicht mehr zeitgemäß. Die Gemeinde diskutierte lebhaft über die Frage, was zur Verbesserung der Situation unternommen werden konnte. Zunächst entschied man mehrheitlich, dass die bisherige Synagoge erweitert und insgesamt erneuert werden sollte. Schreinermeister Georg Kupper hatte detaillierte Pläne für die auszuführenden handwerklichen Arbeiten angefertigt und die Kosten für Erweiterung der Synagoge auf 820 Gulden berechnet. Der Hauptposten waren die Schreinerarbeiten, da man auch einen neuen Toraschrein (aus Eiche oder Kirschbaum lackiert) für 90 Gulden,  einen Almemor für 45 Gulden und neue Bankreihen (128 Gulden) anfertigen lassen wollte. Die Arbeiten wurden auf dem Berwanger Rathaus am 25. Juni 1838 versteigert und möglichst preiswerte Angebote von Handwerkern eingeholt. Alle Arbeiten hätten dann auch in Auftrag gegeben werden können, wenn es sich nicht plötzlich der jüdische Gemeindevorsteher Joseph Hahn anders überlegt hätte. Er stimmte im Juli 1838 gegen die Ausführung der Arbeiten und sorgte damit zunächst einmal für eine mehrjährige Verzögerung. Er war für eine andere Lösung, für die die Mehrheit der Gemeinde jedoch lange nicht zu erwärmen war, nämlich den völligen Neubau der Synagoge an derselben Stelle wie die bisherige. Mehrere Beschwerden von Gemeindegliedern in den folgenden Jahren nützten nichts. Erst 1844 übergab man dem Salinenwerkmeister Fritschi von Rappenau, der damals gerade auch mit dem Bau der Rappenauer Synagoge beschäftigt war, alle Pläne, damit er sich auch Gedanken zum Neubau einer Synagoge in Berwangen machen konnte. Seine Pläne fanden Gefallen in der Gemeinde, auch wenn die Kosten mit mindestens 4.500 Gulden veranschlagt wurden. Ende Dezember 1844 entschied sich die Berwanger Judenschaft für den Bau nach Fritschis Plänen und holte die Genehmigung für den Bau bei den Behörden ein, die auch im Februar 1845 vorlagen. Danach konnte mit dem Bau begonnen werden. Das Baugrundstück lag an der Badersgasse (die Synagoge auf dem Grundstück zwischen Badersgasse 2 und 4). Bei der Inneneinrichtung berücksichtigte Fritschi inzwischen die neuen Vorschriften, dass es keine beweglichen Pulte mehr in der Synagoge geben sollte, sondern feste, von Nord nach Süd ausgerichtete Bankreihen. Der Almemor sollte nun nicht mehr in der Mitte des Betsaales der Männer stehen, sondern mehr dem Toraschrein zu. Die Kosten für den Bau der Synagoge wurden teilweise auf die Gemeindeglieder umgelegt, teilweise durch Kapitalaufnahmen – großenteils von Gemeindegliedern selbst - gedeckt. 
 
1859 war eine größere Renovierung im Inneren der Synagoge nötig, die einen Aufwand von mehreren hundert Gulden erforderte. Auch diese Gelder wurden durch Umlagen und Kapitalaufnahmen beschafft. Im Februar 1863 waren noch 800 Gulden nicht zurückgezahlt. Nachdem damals deutlich wurde, dass mehrere Gemeindeglieder einen Wegzug von Berwangen planten, beschloss die Gemeinde, dass jeder aus der Gemeinde Wegziehende seinen Anteil an der Schuld bezahlen müsse.  
    
Neugestaltung des Gottesdienstes - der jüdische Lehrer von Berwangen studiert die Gottesdienste in Bühl (1864)        

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. November 1864: "Bühl, im Oktober. Die 'Badische Landeszeitung' Nr. 215 schreibt von hier: Wo immerhin das Gute gedeihet, verdient es zur Aufmunterung aller Gutgesinnten zur allgemeinen Kenntnis gebracht zu werden. Die hiesige israelitische Gemeinde hat unter der Leitung ihres Rabbiners, Herrn Schott, seit 6 Jahren ihren Gottesdienst nach dem Vorbilde der Mannheimer Agende umgestaltet, sodass Chorgesang mit Begleitung einer Physharmonika, responsenreicher Vortrag mehrerer hebräischer Gebetstücke, deutsche Gebete und Predigt, bei der Stille und Ruhe, woran sich die Gemeinde gewöhnt hat, ein harmonisches, Andacht erweckendes Ganzes bilden. Schon viele Fremde, welche dem hiesigen Gottesdienste beiwohnten, haben auch versichert, sich noch nirgends so wie in der hiesigen Synagoge erbaut zu haben, und sprachen es laut aus, dass sie sich glücklich schätzen würden, wenn in ihrer Gemeinde eine ähnliche Verbesserung eingeführt würde. Aber alles Gute reift langsam, doch es reift, und wir können mit Vergnügen berichten, dass nicht nur bereits in einigen Synagogen des Bühler Rabbinatsbezirks, zum Beispiel in Rastatt, Gernsbach, Hörden und Rheinbischofsheim, ein schöner Anfang zur Hebung des Gottesdienstes gemacht worden ist, sondern dass unser Beispiel auch in der Ferne Nachahmung findet. So zum Beispiel hat die israelitische Gemeinde zu Ladenburg sich schon vor einigen Jahren die hiesige Synagogenordnung zur Nachahmung erbeten und dieselbe auch eingeführt, und in neuester Zeit sandten zwei Gemeinden des Rabbinatsbezirks Sinsheim, Berwangen und Neidenstein, auf Anregung ihres würdigen Geistlichen, des Herrn Konferenz-Rabbiners Geismar, ihre Lehrer hierher, um sowohl den Sabbat- als den Werktagsgottesdienst zu studieren und ihn dann in ihren Synagogen einzuführen. So bricht sich das wahrhaft Gute allenthalben Bahn; dem schönen, selbstlosen Beispiele des greisen Herrn Rabbiners Geismar aber, der nicht ansteht, die Schöpfung eines jüngeren Berufsgenossen anzuerkennen und als Vorbild zu empfehlen, zollen wir unsere aufrichtigste Anerkennung und Hochachtung."            

   
Die Synagoge in Berwangen blieb gottesdienstliches Zentrum der Gemeinde bis 1938. Beim Novemberpogrom 1938 wagte es die zur Zerstörung nach Berwangen gekommene SA-Truppe nicht, das Haus wegen der angrenzenden Bebauung anzuzünden. Die SA-Leute zerstörten dennoch die Synagoge, holten das eingelagerte Mobiliar ausgewanderter Juden aus dem benachbarten Schulgebäude und verbrannten es auf dem Sportplatz. Die greifbaren jüdischen Bewohner des Ortes wurden mit Gummiknüppeln zusammengeschlagen und die Häuserwände jüdischer Wohnungen mit Parolen beschmiert.   
  
Unmittelbar nach
den Ereignissen beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge abgebrochen; auf dem Grundstück befindet sich heute ein Garten mit Holzlager sowie eine Garage. Wenige Mauerreste gehören zur ehemaligen Synagoge.  
 
Das an die Synagoge angebaute Gebäude der ehemaligen jüdischen Schule mit der Lehrerwohnung im ersten Stock blieb 1938 erhalten, obwohl auch ihr Abriss geplant war. In der früheren Lehrerwohnung lebte damals eine nichtjüdische Familie.
  

Adresse der Synagoge: Badergasse  (1932 Adresse: Hausener Straße 45)  
  
  

Fotos / Pläne   

Historische Karten 
von Berwangen  
(erhalten von Oskar Föller)
Berwangen 120810.jpg (503465 Byte) Berwangen 120811.jpg (296818 Byte)Berwangen 120811a.jpg (73057 Byte)
  Das Synagogengebäude ist mit einem roten Pfeil markiert  

    

Plan von Berwangen (Gebäudebestand von 1934 nach Einschätzungsverzeichnis) 
mit Eintragung der jüdischen Einrichtungen 
(veröffentlicht in der "Festschrift zur Einweihung der renovierten Berwanger
 Heilig-Kreuz-Kirche - 28. November 2004" S. 10)
  
Berwangen 20080503.jpg (104778 Byte) Berwangen 20080506.jpg (94149 Byte) Berwangen 20080502.jpg (57718 Byte)

Die mit Markierungen versehenen Pläne wurde zur Verfügung gestellt von Dr. Oskar Föller, Lebenszentrum Adelshofen. Eingetragen sind links: Nr. 2 Synagoge und jüdisches Schulhaus (1845, Synagoge 1939 abgebrochen), Nr. 8 Jüdisches Badhaus (Lb.-Nr. 162 von 1777/1845), Nr. 9 Jüdisches Schlachthaus (hinter dem Haus von 1637 = Maiergasse 4);  ein weiteres jüdisches Schlachthaus ist im Ausschnitt rechts mit gelber Farbe eingetragen (= jüdisches Schlachthaus - Neubaugasse 2). 

 
      Plan der ehemaligen Synagoge 
und des Schulhauses 
  Berwangen Synagoge 871.jpg (67157 Byte)
  Der Plan zeigte deutlich, wie jüdisches Schulhaus und Synagogengebäude eng
 zusammengebaut waren. Der Zugang zum Betsaal und zur Frauenempore erfolgt durch
 das Schulhaus, in dem sich im 1. Stock die Lehrerwohnung befand 
(Plan im August 2010 neu überarbeitet von Dr. Oskar Föller). 
       

Historische Fotos: 
(Quelle: Hahn, Erinnerungen und Zeugnisse 1988 S. 232; Angerbauer/Frank, Jüd. Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn S. 231) 

Berwangen Synagoge 001.jpg (100361 Byte) Berwangen Synagoge 198.jpg (73831 Byte) Berwangen Synagoge 199.jpg (85527 Byte)
Die Synagoge in Berwangen - 
Aufnahme vor 1938
Die zerstörte Synagoge (Steinhaufen vor
 der ehemaligen jüdischen Schule)
(Foto vermutlich 1950er-Jahre). Deutlich
 sichtbar die Zugänge sowohl zum Betsaal
 wie zur Frauenempore vom Schulhaus her.
 Elsa Gutmann, die 1945 wieder 
nach Berwangen zurück gekommen ist, 
mit einem Nachbarn (1950er-Jahre), vgl.
  Seite mit Erinnerungen an Abraham 
und Elsa Gutmann
     
   
      
  Berwangen Synagoge 874.jpg (164704 Byte) Berwangen Synagoge 875.jpg (36942 Byte) Berwangen Syn Schule Rek9e.jpg (315660 Byte) Berwangen Synagoge 872.jpg (80765 Byte) Berwangen Synagoge 880.jpg (103242 Byte)
  Auf Grund von Beschreibungen von Zeitzeugen und dem (siehe links oben) einzigen erhaltenen historischen Foto mit der Synagoge hergestellte Rekonstruktionen von Schul- und Synagogengebäude (erstellt von Dr. Oskar Föller, nochmals überarbeitet im Januar beziehungsweise im Oktober 2012). Entgegen einer früheren Annahme gliederten vier hohe Rundbogenfenster und nicht drei oder fünf die Fassade zur Badersgasse.    
      
 Das Gebäude der Mikwe
 (rituelles Bad)  
 Berwangen Mikwe 205.jpg (87145 Byte)  

Das Foto von einem Waschtag in Berwangen wurde um 1925/1926 erstellt. Es ist aufgenommen im Hof der Familie Hartmann in Richtung Süd-/Südost. Auf dem Bild sind unter anderem zu sehen: Marie Hartmann (links) und sitzend ihre Schwester. Im Hintergrund steht das jüdische Badhaus in der Nähe der Synagoge. Quelle: Festkalender 1993 zum 1200-jährigen Jubiläum Berwangens mit historischen Aufnahmen (Scan erhalten von Dr. Oskar Föller).   

 

Fotos nach 1945/Gegenwart:  

Fotos um 1985 (Fotos: Hahn): 
Berwangen Synagoge 012.jpg (94738 Byte) Berwangen Synagoge 011.jpg (84447 Byte) Berwangen Synagoge 010.jpg (111834 Byte)
    Foto aus derselben Perspektive 
wie das historische Foto oben. Das
 ehemalige jüdische Wohnhaus 
steht noch - wo die Synagoge stand,
 ist jetzt ein Gartengrundstück
 Blick von der Badersgasse auf das ehemalige Synagogengrundstück 
(Gartengrundstück im Vordergrund und Garage)
   Berwangen Schule 011.jpg (73905 Byte) Berwangen Schule 010.jpg (51298 Byte)
   Ehemaliges jüdisches Schulhaus 
(mit Lehrerwohnung im 1. Stock), an das 
die Synagoge angebaut war. 
Ehemaliger Eingang zur ehemaligen
 jüdischen Schule wie auch zur Synagoge
 (vgl. Plan oben)
     
     
Fotos 2003:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 15.9.2003)
   
Berwangen Synagoge 150.jpg (46205 Byte) Berwangen Synagoge 151.jpg (39587 Byte) Berwangen Synagoge 153.jpg (41403 Byte)
Blick über das Synagogengrundstück
 (Garagen) zur ehemaligen 
jüdischen Schule
Die ehemalige 
jüdische Schule 
Blick zurück zum 
Synagogengrundstück  
     
     
Die jüdischen Schlachthäuser in Berwangen (Informationen nach P. Wanner s. Lit. S. 94): bereits in den 1920er und 1930er-Jahren wurden die jüdischen Schlachthäuser in Berwangen kaum noch benutzt - ihre Einrichtung war nicht mehr zeitgemäß und der Fleischbedarf der nur noch wenigen jüdischen Familien in Berwangen relativ gering. Dafür schlachtete der christliche Kronenwirt in seiner Metzgerei koscher: der jüdische Lehrer (zugleich als Schochet ausgebildet) schächtete das Vieh und der Kronenwirt verarbeitete das Fleisch  
Das Schlachthaus in der 
Neubaugasse 2 
(neue Fotos von Oskar Föller, 
Aufnahmedatum 11.5.2008) 
Berwangen 20080507.jpg (39856 Byte) Berwangen 20080516.jpg (55936 Byte)
   Älteres Fotos des Gebäudes   
     
Berwangen 20080517.jpg (78392 Byte) Berwangen 20080515.jpg (65190 Byte)
           
    
Das Schlachthaus 
in der Maiergasse 4 
von Norden und Osten
Berwangen 20080513.jpg (79858 Byte) Berwangen 20080514.jpg (106705 Byte)
        
   
Haus Maiergasse 4 
(Foto rechts: Blick von Südosten,
 hinten das früher für sich allein
 stehende jüdische Schlachthaus)
Berwangen 20080510.jpg (72297 Byte) Berwangen 20080509.jpg (93415 Byte)
     
     
 Historische Ansichtskarten 
von Berwangen 
aus der Zeit um 1900 

(erhalten von Oskar Föller)  
 Berwangen Postkarte 180.jpg (265469 Byte)  Berwangen Postkarte 181.jpg (275472 Byte)
  Auf beiden Karten wird das Warenhaus von Mina Kirchheimer hervorgehoben. Auf der 
rechten Karte - Foto rechts unten - ist am linken Bildrand das jüdische Schulhaus 
zu erkennen.  
 
Haus des früheren Kaufhauses von Mina Kirchheimer 2012 
(Fotos: Oskar Föller, August 2012)   
Berwangen Kaufhaus Kirchheimer 015.jpg (175392 Byte) Berwangen Kaufhaus Kirchheimer 016.jpg (242082 Byte) Berwangen Kaufhaus Kirchheimer 017.jpg (195014 Byte)
Das Haus Salinenstraße 39/40 hat sich nur wenig verändert. Teilweise zugemauert sind allerdings die Schaufenster und der 
frühere Eingang in das Warenhaus.   
     

   
    

Links und Literatur   

Links:  

bulletWebsite der Gemeinde Kirchardt   
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Berwangen (interner Link)  

Quellen:  

Hinweis auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Berwangen 
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Berwangen sind vorhanden:    
J 386 Bü. 78  Berwangen  Eheschließungen 1851 - 1869 http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-440593   
J 386 Bü. 79  Berwangen  Geburten 1851 - 1894   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-440594     
 
Hinweis auf die Dokumentation der jüdischen Grabsteine in Baden-Württemberg des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg   
Im Bestand  https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=24368  auf der linken Seite bei "Berwangen".  
Im Bestand EL 228 b I Bü. 185 finden sich zum Friedhof Berwangen ein Belegungsplan, Belegungslisten und eine Dokumentation der Grabsteine 1 bis 101: http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=2-1904450        

Literatur:    

bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 43-44. 
bulletWolfram Angerbauer/Hans Georg Frank: Jüdische Gemeinden in Kreis und Stadt Heilbronn. 1986. S. 46-50. 
bulletPeter Wanner: Erinnerungen an die jüdische Gemeinde von Berwangen, in: Berwangen Bockschaft Kirchardt. Ein 2. Heimatbuch 1993 S. 88-98. 
bulletJoseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern - Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem 1986. S. 272-273.  
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007. 

   
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Berwangen  Baden. The Jewish settlement dates from the late 18th century and rose steadily in the 19th century to 146 in 1887 (15 % of the total). A synagogue and cemetery were inaugurated in 1845. In 1933, 33 Jews remained. In 1933-38, 13 left for the United States. Another 12 left in 1939-40 after the synagogue and Jewish homes were vandalized on Kristallnacht (9-10 November 1938). The last eight Jews were deported to the Gurs concentration camp on 22 October 1940. 
   
     

  

                   
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Stand: 15. Oktober 2013