Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Bornich mit Kaub (VG Loreley) und Niederwallmenach (VG Nastätten, Rhein-Lahn-Kreis)
Jüdische Geschichte / Betraum

Übersicht:  

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen   
Links und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde        
    
In Bornich bestand zeitweise eine kleine jüdische Gemeinde, meist in Verbindung mit den in anderen Orten der Umgebung lebenden jüdischen Familien. Erstmals werden 1599 und 1628 Juden am Ort genannt. 1597 werden in Niederwallmenach erstmals jüdische Einwohner genannt.  
  
1635 gab es drei jüdische Familien in Bornich (Liebmann, Rubel und Schmuel), 1786 gleichfalls drei Familien (Herz Abraham, Seligmann und Mänge bzw. Manche). Damals lebten die jüdischen Familien wohl vor allem in der "Judengasse" (heutige Mittelstraße). 1772 bat Joel Feist aus Werlau um den Judenschutz in Bornich. 1786 stellte Simon Wolf von Niederwallmenach den Antrag auf Aufnahme nach Bornich, da er die Tochter des Abraham Herz heiraten wollte. Er hatte ein (allerdings nicht sehr hohes) Vermögen von 500 bis 600 Gulden aufzuweisen. Das Aufnahmegesuch wurde nach längeren Verhandlung positiv beschieden.             
   
Mindestens bis 1822 bildeten die  Bornich und Kaub lebenden jüdischen Familien eine gemeinsame Gemeinde. Nachdem es in Kaub keine Juden mehr gab, bildeten um 1840 die in Bornich und Niederwallmenach lebenden jüdischen Familien eine gemeinsame Gemeinde. Dagegen protestierten jedoch die in Ruppertshofen lebenden jüdischen Personen, da die Niederwallmenacher Juden bislang zum Gottesdienst nach Ruppertshofen gekommen waren.      
   
1821 stellte der Jude Samuel Manche von Niederwallmenach einen Antrag auf Erteilung des Schutzes nach Bornich für seinen Bruder Abraham Manche (Mange) von Bornich und seine unverheiratete Schwester. Diese habe ein uneheliches Kind. Beide Geschwister lebten im von ihrem Vater ererbten "Wohnhäusgen" in Bornich ohne Schutz. Nach zwei Jahren bekam Samuel Manche von der Nassauischen Landesregierung den Bescheid, dass dem Antrag nur zugestimmt werden könne, wenn ein schuldenfreies Vermögen von 1.000 Gulden vorhanden wäre.
     
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: in Bornich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts etwa fünf Familien, 1841-42 drei Familien, 1843 15 jüdische Einwohner, 1865 vier Familien (mit vier Schulkindern), 1895 12 jüdische Einwohner, 1900 fünf, 1905 vier, 1910 drei. Die jüdischen Familie lebten wohl ausnahmslos in sehr armseligen Verhältnissen; in Niederwallmenach hatte es 1822 vier Familien, 1841 drei Familien.   
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde zeitweise einen Betraum (s.u.), zeitweise eine Religionsschule und einen Friedhof. Ob es zur Besorgung des Unterrichtes der Kinder und für weitere religiöse Aufgaben in der Gemeinde einmal einen eigenen Lehrer am Ort gab, ist nicht bekannt. 1872 unterrichtete der Lehrer aus Ruppertshofen auch die in Niederwallmenach, Bornich und St. Goarshausen lebenden jüdischen Kinder in Religion.      
   
1900 gab es nur noch die Familie des Alexander Gutenberg (Sendersch) in Bornich. Der Sohn Julius Gutenberg starb 1917 an Kriegsfolgen in einem Lazarett. Sein Name steht auf dem Ehrenmal des Ersten Weltkrieges. Die Tochter Lina Gutenberg starb 1924 und ist auf dem Friedhof im Haushecker Wald beerdigt. Frau Martha Gutenberg (Witwe des Julius Gutenberg) verzog 1938 nach Frankfurt zu ihrer Tochter Margot, die mit ihrem Mann, Philipp Falk, nach England auswanderte. Angeblich soll Martha Gutenberg in einem KZ umgekommen sein. Die Familie Gutenberg wohnte in der Judengasse, der heutigen Mittelstraße, Zwangsdeportiert wurde aus Bornich niemand. 
      
Nach 1925 wurden nur noch zwei jüdische Einwohner gezählt, die inzwischen zur jüdischen Gemeinde in St. Goarshausen gehörten: Martha Gutenberg (Witwe des im Ersten Weltkrieg gestorbenen Julius Gutenberg) und ihre Tochter Margot, die den Philipp Falk heiratete und später mit ihm in Frankfurt lebte. Martha Gutenberg zog 1938 zu ihrer Tochter nach Frankfurt. Margot und Philipp Falk konnten etwas später nach England emigrieren. Martha Gutenberg wurde 1941 von Frankfurt nach Polen deportiert und ist umgekommen.      
      
Von den in Bornich geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen ist in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Martha Gutenberg geb. Metzger (1890), Leopold Wohlgemüth (1882). 
Aus Niederwallmenach sind umgekommen: Giena (Bina) Oster (1856), Regina Rosenthal geb. Löwenstein (1854).     
Aus Kaub ist umgekommen: Katherina Fuldauer (1872)              
    
    
    
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
 
Texte zur jüdischen Geschichte in Bornich wurden in jüdischen Periodika des 19./20. Jahrhunderts noch nicht gefunden. 
  
  
  
Zur Geschichte des Betraumes           
  
1842 bat Wolf Edinger um die behördliche Erlaubnis, in seinem Haus Am Markt einen Betsaal einrichten beziehungsweise vergrößern zu dürfen. Dabei wurde berichtet: "An diesem Ort besteht seit unendlichen Zeiten ein Bethaus, welches 12-14 Personen fasst und sehr leicht erweitert werden kann. Der Wolf Edinger, Eigentümer des Bethauses, ist bereit, dasselbe 10 Jahre lang zur Benutzung unentgeltlich herzugeben. Zur Erbauung einer neuen Synagoge sind so wenig wir als unsere Glaubensbrüder in Niederwallmenach imstande, denn in Bornich wohnen nur 3 und in Niederwallmenach ebenwohl nur 3 jüdische Familien, sämtlich bis auf einen unbemittelt". 1858 wollte Edinger beim Herzoglichen Amt St. Goarshausen einen Mietzins für die Betstube im ersten Obergeschoss seines Hauses einklagen. Die Behörden ließen hierauf den Betraum auf Grund seines offenbar sehr schlechten Zustandes schließen.  
   
Nachdem das Haus Edinger verkauft worden war, wurde zumindest das Laubhüttenfels im Haus der Familie Gutenberg in der Judengasse (heute: Mittelstraße) gefeiert. Die Laubhütte war durch im Dachgeschoss; zum Fest habe man die offene Dachluke mit grünen Zweigen geschmückt. 
   
Nach Schließung des Betsaales in Bornich besuchten die Niederwallmenacher Juden wie bereits in früheren Jahren den Gottesdienst in Ruppertshofen, die Bornicher Juden ging nun zum Gottesdienst nach St. Goarshausen.  
    
    
Adresse/Standort des Hauses mit dem Betraum:   Das Haus Edinger stand Am Markt  
  

  
Fotos    

 Postkarte an Elise Weis von Lina Gutenberg 
aus Bornich (1912 ?) mit der
 Kolonialwarenhandlung von 
Alexander Gutenberg in Bornich 
(erhalten von Gabi Wahler, Wiesbaden)  
Bornich Dok 13010.jpg (119814 Byte) Bornich Dok 13010a.jpg (62162 Byte) Bornich Dok 13011.jpg (245908 Byte)

In Wiesbaden-Nordenstadt wird im Mai 2013 "Stolperstein" für Elise Weis verlegt (geb. 17. August 1885, deportiert von Nordenstadt aus nach Sobibor am 11. Juni 1942 und dort ermordet). Der Vater von Elise Weis war Ferdinand Weis (geb. 20. August 1850 in Nordenstadt, gest. ebd. 15. Februar 1926), die Mutter war Sara Weis geb. Gutenberg aus Bornich (geb. 19.2.1851 in Bornich, gest. 7.3.1941 in Nordenstadt oder Wiesbaden). Außer Elise hatte das Ehepaar Weis noch sechs weitere Kinder, von denen eine Tochter und ein Sohn im Kindesalter starben. Drei Brüder (Adolf, Julius und Siegfried) wurden ebenfalls deportiert und ermordet, Adolf und Siegfried von Frankfurt aus, Julius von Hofheim aus. Nur die jüngste Schwester, Bertha (geb. 1. April 1893) überlebte. Sie war mit dem nichtjüdischen Karl Dauster verheiratet. Im Jahr 1943 wurde sie nach Frankfurt zur Gestapo verbracht und dort drei Monate lang festgehalten. Ihr Mann konnte sie später mit dem Fahrrad wieder abholen und nach Hause nach Nordenstadt bringen. Sie starb am 6. Januar 1966 dort. 
Oben abgebildet ist eine Postkarte an Elise Weis ("Fräulein Lieschen Weis") aus dem Jahr 1912 (?), geschrieben von Lina Gutenberg mit Grüßen von "Papa und Julius". Abgebildet ist die Kolonialwarenhandlung von Alexander Gutenberg in Bornich mit der Familie davor." .   

        
         

Links und Literatur  

Links:   

Website der Gemeinde Bornich 
Zum jüdischen Friedhof in Bornich (interner Link)      

Literatur:  

Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang - Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. 1 S. 87 und II S. 242-243 (unter Ruppertshofen) und S. 269-270 (unter St. Goarshausen).  
Christian Becker: Die Geschichte der Juden im Amt Rheinfeld und in Bornich. Ein vergessenes Kapitel Heimat- und Kulturgeschichte. In: Rhein-Lahn-Kreis Heimatjahrbuch 1995 S. 50-58.   
Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume III: Hesse -  Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992 (hebräisch) S. 525 (innerhalb des Abschnittes zu St. Goarshausen).  
Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 126.    (mit weiteren Literaturangaben).
Franz Gölzenleuchter: Sie verbrennen alle Gotteshäuser im Lande (Psalm 74,8). Jüdische Spuren im Rhein-Lahn-Kreis - Jahrzehnte danach. Limburg 1998. S. 44-47.   
Ruppertshofen Lit 020.jpg (86035 Byte)Ellen Stein: Gemeinsam leben mit Milian und Sarah. Juden in Ruppertshofen, Bogel, Bornich, Miehlen, Nastätten, Niederwallmenach und Umgebung. 41 S. und Nachtrag. Ohne Jahr. 

        
          

                   
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Stand: 23. Dezember 2014