Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Dietenhofen (Marktgemeinde, Kreis Ansbach)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und Vorbeter     
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
Sonstiges     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde         
   
In Dietenhofen bestand bis um 1900 eine jüdische Gemeinde. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. Zwischen 1728 und 1771 lebten 11 bis 14 jüdische Familien am Ort. Um 1800 wurden etwa 50 jüdische Einwohner gezählt (neben drei Katholiken in dem sonst evangelischen Dorf; zur jüdischen Gemeinde gehörte etwa 10 % der Gesamteinwohnerschaft von damals insgesamt etwa 500 Einwohnern). Die jüdischen Familien dürften ursprünglich vor allem in der früher sogenannten "Judengasse" gelebt haben, der heutigen Georg-Flory-Straße. 
   
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine Schule und ein rituelles Bad. Die Toten der Gemeinde wurden im jüdischen Friedhof in Wilhermsdorf beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war - zumindest zeitweise im 19. Jahrhundert - ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Von den Lehrern ist noch Lehrer Jondorf bekannt, der sich 1847 vergeblich um die Einräumung einer Matrikelstelle für seine Niederlassung am Ort bemüht hat..         
 
1898 lebten noch 12 jüdische Personen in Dietenhofen. Letzter Gemeindevorsteher war nach mehreren Ausgaben "Statistischen Jahrbuches des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes" (u.a. 3/1888, 13/1898 und 14/1899) B. Rosenwald. Wenig später wurde die Gemeinde aufgelöst. 
   
Von den in Dietenhofen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Josef Frank (1880), Lina Frank (1892), Ida Rawicz geb. Frank (1883).      
    
    
    
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde      
    
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und Vorbeter    

Religionslehrer und Vorsänger Jondorf bemüht sich vergeblich um eine Matrikelstelle am Ort (1847)       

Artikel in der Zeitschrift "Der Orient" vom 22. Januar 1847: "Der Religionslehrer Jondorf in Dietenhofen hat sich wegen der ihm allerhöchsten Orts verweigerten Matrikel zur Ansäßigmachung an Seine Majestät, unsern König in einem unmittelbaren Bittgesuch gewendet und sieht man allergnädigster Entschließung entgegen!"      
    
Artikel in der Zeitschrift "Der Orient" vom 5. Februar 1847: "Der Lehrer und Vorsänger Jondorf in Dietenhofen, welchem von der allerhöchsten Stelle, wie bereits gemeldet, die Nach-Matrikel zur Ansässigmachung verweigert worden ist, hat sich in einer ehrerbietigsten Vorstellung an Seine Majestät unsern König deshalb gewendet und ist dem Erfolg demnächst entgegen zu sehen. - Wenn es solcher Schritte bedarf, um sich einen eigenen Herd zu gründen, so kann es nicht Wunder nehmen, dass bereits in Mittelfranken ein Mangel an israelitischen Lehrern eintritt, der sich bald recht fühlbar herausstellen wird. Unterfranken jedoch hat an diese Artikel zur Zeit noch Überfluss und ist allezeit bereit uns einen Lehrer-Schub - in der Weise gesprochen, wie man in Frankreich von einem Pairsschub spricht -, zukommen zu lassen. Dort gedeihen sie wie die Pilze."    
Artikel in der Zeitschrift "Der Orient" vom 23. April 1847: "Dem Lehrer und Vorsänger Jondorf in Dietenhofen (Mittelfranken) ist nunmehr auf seine untertänigste Vorstellung an Seine Majestät den König, ihm die Ansässigmachung über die Matrikelzahl zu gestatten, abermals eine abschlägige Entschließung zuteil geworden."    

    
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde 
 
Zum 70. Geburtstag des in Dietenhofen geborenen Oberlehrers Sigmund Stein (1936)  

Sulzbach BayrGZ 01071936.jpg (102428 Byte)Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juli 1936: "(aus München). Oberlehrer Sigmund Stein 70 Jahre! Gleichfalls seinen 70. Geburtstag feierte kürzlich der am 29. Mai 1866 in Markt Dietenhofen bei Ansbach gebürtige Oberlehrer i.R. Sigmund Stein. Oberlehrer Stein, der nach dem Besuche der Präparandenschule Wallerstein und des Königlichen Schullehrerseminars Schwabach im Jahre 1885 in den Schuldienst eintrat, war zunächst als Volksschullehrer in den pfälzischen Gemeinden Leimersheim und Niederweinstadt* tätig und wirkte vom Jahre 1896 an als Leiter der jüdischen Volksschule in der einst so bedeutenden Gemeinde Sulzbach und ab 1922 in gleicher Eigenschaft in Regensburg. Nach seiner im Jahre 1932 erfolgten Versetzung in den Ruhestand verlegte er seinen Wohnsitz hierher (München), um seinen Lebensabend im Kreise seiner Kinder zu verbringen. Auch hier stellte er noch seine Kraft in den Dienst der jüdischen Gemeinde, indem er einen Teil des Wanderunterrichts versieht, wiederholt auch aushilfsweise Religionsunterricht in den hiesigen Schulen erteilte. Dem sich einer seltenen Rüstigkeit und Frische erfreuenden Jubilar seien auch an dieser Stelle die herzlichsten Glückwünsche zum Ausdruck gebracht! Ad meoh w'esrim schonoh! (Alles Gute bis 120 Jahre).
* unklar, welcher Ort gemeint ist. 

       
       
Sonstiges        
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: 
Grabstein in New York für David L. Rosenwald (1803-1877, aus Dietenhofen)     
   
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.      

Dietenhofen New York Salem 1673.jpg (96124 Byte)   Dietenhofen New York Salem 1673a.jpg (127713 Byte)links Grabstein für 
"our father David L. Rosenwald  
a native of Dietenhofen Bavaria  
born June 28th 1803  
died May 16th 1877".   

   
   
   
Zur Geschichte der Synagoge     
    
Eine Synagoge wurde zwischen 1750 und 1780 erbaut. Im Gebäude wurde auch die jüdische Schule eingerichtet. 
    
1827 wurde die Synagoge neu erbaut oder renoviert. Zur Einweihung sprach Rabbiner Leopold Stein auf Grund einer Empfehlung von Rabbiner Loewi aus Fürth. 
Quelle: Website zu Leopold Stein.  
   
Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde um 1900 wurde das Gebäude verkauft. Es wurde zu einem Wohnhaus umgebaut und ist als solches bis heute erhalten.  
    
    
Adresse/Standort der Synagoge:     Rüderner Straße 30  
   
   
Fotos  
(Foto um 1980: I. Schwierz s.Lit. S. 158; Fotos von 2005: U. Metzner, Feuchtwangen, www.synagogen.info; Fotos von 2009:  Rainer Domke, Küps)  

Das Gebäude der 
ehemaligen Synagoge 
um 1980 
Dietenhofen Synagoge 150.jpg (63799 Byte)  
      
     
Das Gebäude der 
ehemaligen Synagoge 
2005
Dietenhofen Synagoge 160.jpg (44371 Byte) Dietenhofen Synagoge 161.jpg (39134 Byte)
     
        

Das Gebäude der ehemaligen Synagoge 2009

 
Dietenhofen Synagoge 170.jpg (57260 Byte) Dietenhofen Synagoge 171.jpg (75389 Byte) Dietenhofen Synagoge 172.jpg (80271 Byte)
An Stelle des früheren Garagentores findet sich nun eine zweite Eingangstür 

    
      

Links und Literatur  

Links: 

bulletWebsite der Gemeinde Dietenhofen   

Literatur:  

bulletIsrael Schwierz:  Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit. A 85. 1992² S. 157.  
bulletKein Artikel im Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany - Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch).  

     
       

                   
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Stand: 06. Oktober 2024