Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Diez Kinderheim 100.jpg (93692 Byte)

Diez (Rhein-Lahn-Kreis)
Texte/Berichte zur Geschichte des "Deutsch-Israelitischen Kinderheimes" 

sowie des "Deutsch-Israelitischen Reichswaisenhauses"

Die nachstehend wiedergegebenen Texte wurden in jüdischen Periodika gefunden. Bei Gelegenheit werden weitere Texte ergänzt. Neueste Einstellung am 24.7.2014.  
    
Übersicht über die Texte:  

Gründung des Vereins zur Errichtung eines israelitischen Erziehungshauses Anfang 1886
Spendenaufruf von 1886   
Aufruf zur Schaffung eines Kinderheimes 1887 
Jahresbericht 1892 
Zum o.g. Jahresbericht über das "Deutsch-Israelitische Kinderheim" (1892)    
Spendenaufruf 1892  
Spendenaufruf 1893  
Bau des Kinderheimes 1893  
Besuch im Kinderheim 1893  
Deutsch-Israelitisches Reichswaisenhaus (1894) - die zum Deutsch-Israelitischen Kinderhaus in Diez parallele Einrichtung für Mädchen  
Richtigstellung einer Aussage, (nicht) das Kinderheim in Diez betreffend (1897)  
Spende von Baronin von Hirsch-Gereuth (1897)   
Jahresbericht 1897   
Lehrer S. Lomnitz gründet eine Erziehungsanstalt für verwaiste Mädchen (1892)   
Bericht über die Arbeit des Kinderheimes (1900)    
Jahresbericht 1900     
Stellensuche für Zöglinge des Kinderheimes (1900) 
Ausschreibung von Plätzen im Kinderheim (1901)    
Spendenaufruf zum Purimfest 1901     
Jahresbericht 1901   
Jahresbericht 1902  
Spendenaufruf zum Purimfest 1903  
Jahresbericht 1903/04  
Spendenaufruf zum Purimfest 1904  
Spendenaufruf zum Purimfest 1905 
Aufruf zur Unterstützung des Deutsch-Israelitischen Kinderheimes (1905)    
Besuch im Kinderheim 1907   
Anzeige von 1908  
Bericht von 1909  
Jahresbericht 1911  
Jahresbericht 1912 
Allgemeiner Bericht über das Kinderheim (1913)  
Jahresbericht aus der Zeit des Ersten Weltkrieges (1916)  
40jähriges Lehrerjubiläum des Lehrers Kadden (1921) 
Das Israelitische Kinderheim in Diez erhält als "notleidende Anstalt" eine außerordentliche Beihilfe von der Jüdischen Welthilfskonferenz (1922  
Aufruf zur Purimspende 1925  
Bericht über das Kinderheim 1927  
Spendenaufruf zum Purimfest 1928  
Anzeige des Deutsch-Israelitischen Kinderheimes (1929)  
Chanukkafeier des Israelitischen Frauenvereines Diez, bei der auch Zöglinge des Kinderheimes mitwirkten (1930)   
Spendenaufruf zum Purimfest 1930   
Schließung des Kinderheims 1935     

   
   
   
Gründung des Vereins zur Errichtung eines israelitischen Erziehungshauses Anfang 1886  

Diez Israelit 04031886.jpg (127200 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. März 1886: "In Diez an der Lahn ist ein Verein ins Leben gerufen worden, der trotz der kurzen Zeit (vier Wochen) seines Bestehens bereits über ganz Deutschland verbreitet ist. Wir meinen den Verein, der sich die Errichtung eines israelitischen Erziehungshauses für arme Waisen und Kinder unbemittelter Eltern zur Aufgabe macht, ein Streben, dem kein anderes von gleicher Notwendigkeit und Zweckmäßigkeit gegenüber zu stellen ist. 
Der Vorsitzende Herr S. Lomnitz in Diez sagt in der ersten, bereits erschienenen Mitgliederliste mit Recht: 'Bis heute man man in rühmenswertester Weise für die Erziehung armer Waisen fast hinreichend gesorgt. Es gibt aber zweifellos Kinder mittelloser Eltern, die eher verwaist und verwahrlost zu nennen, sittenverderbenden Einflüssen mehr überlassen sind als arme Waisen, bei denen die Kommune Vaterstelle übernommen. Diesen Kindern soll das zu errichtende Haus zur Heimat werden, zur Pflanzstätte echt religiösen Geistes, geistiger Tüchtigkeit und körperlicher Geschicklichkeit. Der Segen einer solchen Anstalt erstrecke sich nicht allein auf die Kinder, sondern auch auf die Eltern, ja auf das Judentum im Allgemeinen, da der drückenden Armut zu häufig Elemente erwachsen, die dem Judentum am Wenigsten zur Ehre gereichen. Zur Beschaffung des Fonds sollen allerorts Zweigvereine gebildet und Mitgliedskarten á 50 Pfg. aufgegeben werden. Wir sind gerne bereit, Gesuche um Mitgliedskarten eventuell Beiträge weiter zu befördern, wenn man es nicht vorziehen sollte, sich an oben genannten Vorsitzenden zu wenden. Möge ein Jeder das Seinige tun, damit das hochherzige Werk bald vollendet sei."
  
Skeptisch wird das Vorhaben in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" beurteilt: 
Diez AZJ 30031886.jpg (180500 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. März 1886: "In Diez a.d. Lahn hat sich ein Verein (?) gebildet, welcher Zweigvereine in ganz Deutschland zu gewinnen sucht. Der Verein hat sich 'die Errichtung eines israelitischen Erziehungshauses für arme Waisen und Kinder unbemittelter Eltern und zwar für ganz Deutschland' (!!) zur Aufgabe gemacht. Der jetzige Vorsitzende, Herr S. Lomnitz in Diez, sagt in der ersten, bereits erschienenen Mitgliederliste: 'Bis heute hat man in rühmenswertester Weise für die Erziehung armer Waisen fast hinreichend gesorgt. Es gibt aber zweifellos Kinder mittelloser Eltern, die eher verwaist und verwahrlost zu nennen, sittenverderbenden Einflüssen mehr überlassen sind als arme Waisen, bei denen die Kommune Vaterstellen übernommen. Diesen Kindern soll das zu errichtende Haus zur Heimat werden, zur Pflanzstätte echt religiösen Geistes, geistiger Tüchtigkeit und körperlicher Geschicklichkeit. Der Segen einer solchen Anstalt erstreckt sich nicht allein auf die Kinder, sondern auch auf die Eltern, ja auf das Judentum im Allgemeinen, da der drückenden Armut zu häufig Elemente entwachsen, die dem Judentum am wenigsten zur Ehre gereichen. Zur Beschaffung der Fonds sollen allerorts Zweigvereine gebildet und Mitgliedskarten à 50 Pfg. aufgegeben werden. Wir sind gerne bereit, Gesuche um Mitgliedskarten event. Beiträge weiter zu befördern, wenn man es nicht vorziehen sollte, sich an oben genannten Vorsitzenden zu wenden. Möge ein Jeder das Seinige tun, damit das hochherzige Werk bald vollendet sei.' In der Beurteilung dieses Gedankens ist es zunächst fraglich, ob die in einer so kleinen Provinzialstadt vorhandenen Kräfte ausreichen, um ein so großes Werk zweckentsprechend auszuführen. Dazu gehören Männer von großer Einsicht, Energie und Erfahrung. Aus den Beratungen solcher Männer muss das Unternehmen hervorgehen, wofür die beiden Herren Lomnitz und Königsberger, die sich als 'Vorsitzender' und 'Kassierer' unterzeichnen, allein keine genügende Garantie bieten. Dann ist aber auch die Idee viel zu groß und weitschichtig gefasst. Da wäre für einige Tausend Kinder zu sorgen und diese - selbst beim Gelingen - zusammenzuschichten, wäre die abenteuerlichste, ja eine gefährliche Idee.
Mit Anmerkung: Wir sind bereits von einigen Orten her über unsere Meinung gefragt worden, und haben in obigem Sinne geantwortet."

 
Spendenaufruf von 1886 

Diez Israelit 09081886.jpg (197468 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. August 1886: "Aufruf! Armut, die eifrigste und bewährteste Erzieherin zum Laster, hat seit Jahren Tausende armer Kinder auf die Bahn des Verderbens geleitet, von der ab nur ungemein selten ein Weg zurück zur Menschlichkeit führt. Glaubensgenossen!! Man hat allezeit Euch bereit gefunden, wahre Not zu lindern, dem Laster ein unzerreißbarer Damm, der Tugend aber eine feste, nie wankende Burg zu sein. Darum rufen wir Euch auf zur Betätigung Eures viel gerühmten Wohltätigkeitssinnes. Wartet nicht, bis die Schule des Lasters sich ihren Nachwuchs gesichert! Wartet nicht, bis zu Bettlern geworden, die noch zu jugendlich, zu zart und schwächlich sind, die Entbehrungen der Armut zu tragen, ohne Schaden an Körper und Seele zu nehmen. Helft ein Haus errichten, dass es armen Kindern ohne Unterschied (Waisen oder Nichtwaisen) zur Heimat werde, zur Vorbereitungs- und Bildungsstätte für ein späteres, gedeihliches, menschenwürdiges Dasein. Helft die harte Tatsache beseitigen, die gleichsam bedingt, dass ein armes Kind erst Waise werde, ehe es Anspruch auf unsere volle Fürsorge habe. Ein Werk, so erhaben, so gottgefällig, so human, spricht nicht vergebens zu den Herzen edler Menschenfreunde. Mögen dieselben so zahlreich sein, wie die Armen und Dürftigen, zu deren Heil und Segen sich unten genannter Verein gebildet. Möge ein Jeder sich berufen wähnen, diesem edlen Zwecke zu dienen, Bezirks- oder Zweigvereine zu bilden und dem Bunde der Unterzeichneten fördernd, wirkend und strebend beizutreten. Freiwillige Gaben nimmt unser Schatzmeister Herr Gg. Königsberger in Diez a.d. Lahn dankend entgegen und wird darüber öffentlich quittiert werden. Diez im Jahre 1886. Der Zentralvorstand des Vereins zur Errichtung eines israelitischen Reichs-Erziehungshauses für arme Waisen und Kinder unbemittelter Eltern. J. Aufsesser – Nürnberg, Kaufmann, Isidor Herz – Jeßnitz i.A., Kommerzienrat und Landtagsabgeordneter. Sigmund Heumann, Fürth, Kaufmann. F.J. Hirschmann – Fürth, Vereinigter Staaten Konsular-Agent. S. Königsberger – Dessau. Georg Königsberger Diez, Kassierer. Isaac Kamm – Erfurt. L. Löwenhaar – Fürth, Mitglied des größeren Verwaltungs-Ausschusses der Israelitischen Kultusgemeinde. E. Mayer – Diez, Gemeinderat. S. Meyer – Diez, Mitglied des Synagogenrats. Leopold Rosenthal – Diez, Kultusvorsteher. A. Schwarzbauer – Nürnberg, Kaufmann. Hermann Strauß – Nürnberg, Kaufmann. Sigmund Taylor – Fürth, Magistratsrat. Bernhard Ullmann – Fürth, Vorsteher der Israelitischen Kultusgemeinde. S. Lomnitz- Diez, Vorsitzender."

 
Aufruf zur Schaffung eines Kinderheimes 1887  

Diez Israelit 03031887a.jpg (364049 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. März 1887 – Sonderbeilage: "An unsere Glaubensgenossen! Ein Jeder sucht, strebt alle Zeit, Dem Leben Schätze abzuringen; Der nur wird wahres Glück erschwingen, Der zugleich übt Wohltätigkeit. - Ein eigenartiger Wettstreit ist’s, zu dem wir Euch, verehrte Glaubensgenossen, hierdurch aufrufen. Ein Wettstreit der Wohltätigkeit, wie er umfangreicher nie zuvor zur Betätigung wahrer Menschenliebe aufgefordert. Seit Jahresfrist ist es unser Streben, ein Erziehungshaus zu errichten, dass es armen Kindern, Waisen und Nichtwaisen, zur Heimat werde, zur Pflegestätte echt religiösen Geistes, geistiger Tüchtigkeit und körperlicher Geschicklichkeit. Seit Jahresfrist ist es unser Streben, das humane Wirken der bestehenden Waisenhäuser ergänzend, die harte Tatsache zu beseitigen, die gleichsam bedingt, dass zum Mindesten erst der Vater ins Grab sinke, ehe sein armes Kind ein Anrecht auf unsere volle Fürsorge habe. Oder bezweifelt jemand, dass es arme Nichtwaisen gebe, die eher verwaist und verwahrlost zu nennen, Sittenverderbenden Einflüssen mehr überlassen sind, als Waisen, bei denen die Kommune Vaterstelle übernommen? – Oder bezweifelt jemand, dass die Kinder nicht selten sind, die einer steten brutalen Behandlung, oder richtiger gesagt, Misshandlung seitens ihrer Eltern hilflos überlassen sind? – Eine einzige Tatsache genüge, unsere Behauptung zu erhärten. Ein Mitglied unseres Vereins schreibt unter anderem folgendes: ‚Als ich am letztverflossenen Chanukka meinen Kindern die Lichter angezündet hatte und mein Blick auf die miterleuchtete Strauße fiel, sah ich A.S., einen als Trunkenbold bekannten Glaubensgenossen hiesigen Orts, an meinem Haus vorüberschwanken. Mich durchzuckte sogleich der Gedanke, ob wohl auch seinen Kindern eine Chanukkafreude beschieden sei. Ich schlich ihm nach und erreichte, eine Seitengasse benützend, noch vor ihm sein kleines Häuschen und blickte durch das niedere Fenster in die ärmliche Wohnung desselben. Am Ofen saß die seit 2 ½ Jahren, dem letzten Wochenbette, kränkelnde Mutter, mit wärmenden Decken sich vor Kälte schützende, während vier kleine Kinder im Alter von 3 ½-9 Jahren den Tisch umstanden und mit neugierigen Blicken ein Paket musterten, welches die älteste Schwester, die in der Nähe dient, gesandt hatte. Als sie den Schritt des heimkehrenden Vaters erkannten, flüchteten sie auf eine Bank und kauerten dort ängstlich nieder. Der Vater taumelte an mir vorüber in die Stube. Kaum hatte er das Paket erblickt, als er es mit zitternden Händen öffnete, es zeigte sich, dass Äpfel, Nüsse und Backwerk auf den Boden rollten. Endlich hielt er es in seiner Hand, wonach er gesucht zu haben schien. Einige Taler waren es, in einen Papierstreif gehüllt. Wie ich später erfuhr, stand auf demselben: ‚Liebe, gute Mutter! Hoffentlich geht es Dir besser. Ich denke so oft an Dich, liebe Mutter, und sende Dir und den lieben Geschwistern einiges Obst und den Lohn. Lasst es den Vater nicht wissen…’ Diese Zeilen schienen den Berauschten zur Wut gereizt zu haben, denn er sprang auf und schlug mit geballter Faust unbarmherzig auf seine Kinder ein. Ein jeder Schlag schien mir auf mein Herz zu fallen, so war ich von Mitglied ergriffen. Ich eilte in die Stube und riss den Wütenden zurück. Ich habe den letzten Krieg mitgekämpft und habe mithin schon manches Menschenelend gesehen. Aber der Gram in den von Todesahnung ergriffenen Zügen der Kranken und das Schluchzen der hilflosen Kleinen, - - mir wollte das Herz zerspringen. Wäre doch das Erziehungshaus errichtet, dass solche bedauernswerten Geschöpfe wenigstens eine Zuflucht hätten…’
Diez Israelit 03031887b.jpg (288445 Byte)Glaubensgenossen Altdeutschlands! Gleichgültig, ob Ihr unserem Verein bereits Beiträge gezahlt oder ob Ihr durch Anschluss an ein Waisenhaus, womit Eure Mildtätigkeit gewiss nicht erschöpft ist, das Bedürfnis nicht fühlt, unsere Sache zu unterstützen, an Euch alle ohne Unterscheid richtet sich unsere Bitte. Die Purimtage, jene Zeit, in der einst Gott unsere Vorfahren von sicherem Tode errettet: die Tage, in denen Gott unserem Volke Trauer in Freude, Untergang in mächtige Erhebung gewandelt und die darum zur Gabenspende an Arme und Dürftige besonders bestimmt wurden, stehen an unserem Türen. Glaubensgenossen! Es gibt eine Armut, ein Elend, die verzweifelnder, vernichtender wirken, als der oft aus schwerer Drangsal erlösende Tod. Glaubensgenossen! Ihr habt ein Herz, das Euch gebieterisch mahnt, zur Abhilfe oben erwähnter und ähnlicher Tatsachen, nach bester Kraft beizutragen. Hört dies eine Mal nur, was wir zur Rettung vieler armer, unschuldiger Kleiner, mit der Innigkeit, die einem menschlichen Gemüte eigen ist, von Euch erflehen! Vierzigtausend Mark brauchen wir, um das, nachstehend im Bilde ausgeführte Haus errichten zu können, für dessen Erhaltung die Mitglieder des Vereins die Sorge übernommen haben. Eine bescheidene Summe für mehr als 700.000 Glaubensgenossen in ca. 1.500 Gemeinden. Und doch diese Summe an einem Tage, an Purim gespendet, welch ein hehres, nie erlöschendes Bild wahrer Volkswohltätigkeit! Israels Mildtätigkeit ist zwar anerkannt: nirgends aber wäre dafür ein leuchtendes Beispiel zu erbringen, als der Erfolg dieses Mahnrufs an Alle. Darum. Glaubensgenossen, fort für heute mit allen Bedenken, fort mit aller Untätigkeit, die stets des Besten Feinde sind! Sammelt und spendet am Purimfeste in Familien, Synagogen, Betsälen, Gasthäusern, auf Bällen und bei anderen Vergnügungen für das Israelitische Reichserziehungshaus, dass der 10. März ein leuchtender Edelstein werde in dieser trüben Zeit des Hasses und des Verfolgungswahns.
Diez a.d.L., 1. März 1887. Für den Zentral-Vorstand des Vereins zur Errichtung eines Israelitischen Reichs-Erziehungs-Hauses: M. Alexander – Lyck, Vorsteher; D. H. Apelt – Halle, Bankier; J. Aufsesser – Nürnberg, Kaufmann; Ad. Bloch – Edenkoben, Vorsteher; S.M. Cohn – Greifswald, Vorsteher; A. Emanuel – Neuß, Vorsteher; G. Geis – Diez, Bürgermeister; J.D. Goldschmidt – Gelnhausen, Synagogenrat; Leop. Gomperz – Emmerich, Vorsteher; R. Greif – Bad Schwalbach, Lehrer; Isidor Herz – Jessnitz i.A., Kommerzienrat und Landtagsabgeordneter; Sigmund Heimann – Fürth, Kaufmann; F.J. Hirschmann – Fürth, Vereinigter Staaten Konsular-Agent; Paul Japha – Fraustadt; Dr. Kopfstein – Ems, Bezirksrabbiner; G. Königsberger – Diez, Kassierer; W. Kraft – Doelitz; Isaak Lamm – Erfurt; S. Levita – Diez, Revisor; L. Löwenhaar – Fürth, Mitglied des größeren Verwaltungsausschusses der Israelitischen Kultusgemeinde; Michael Moses Main – Frankfurt; E. Meyer – Diez, Gemeinderat; S. Meyer – Diez, Mitglied des Synagogenrats; M. Pinner – Birnbaum, Vorsteher; M. Plonsk – Kosten; Leopold Rosenthal – Diez, Kultusvorsteher; A. Schwarzbauer – Nürnberg, Kaufmann; S. Seligmann – Hoffenheim, Hauptlehrer; S. Sonnenfeld – Nordhausen, Vorsteher; H. Spier – Gemünden, Lehrer; Ferdinand Stern – Gelnhausen, Vorsteher; Hermann Strauß – Nürnberg, Kaufmann; Sigmund Taylor – Fürth, Magistratsrat; Bernhard Ullmann – Fürth, Vorsteher der Israelitischen Kultusgemeinde; S. Lomnitz – Diez, Vorsitzender."
Diez Israelit 03031887c.jpg (135097 Byte)Abbildung links mit Unterschrift: "Das projektierte Gebäude des Israelitischen Reichs-Erziehungshauses".
Diez Israelit 03031887d.jpg (281722 Byte)Aufruf an unsere Kinder! Wer Armen und Waisen baut ein Haus, Den segnet Gott jahrein, jahraus; Wer Not und Elend ihnen wehrt, Dem Gott ein Glück ohn’ End beschert. Klothilde und Willy Schiff aus Homburg v.d. Höhe, die uns den Inhalt ihrer Sparbüchsen einsandten, brachten uns auf den Gedanken, alle deutschen Kinder, insoweit dieselben zu unseren Glaubensgenossen zählen, aufzufordern, dass sie zur Errichtung des Israelitischen Reichs-Erziehungshauses auch ihr Scherflein beitragen möchten. Liebe Kinder! Gott hat Euch ein glückliches Los beschieden, denn Ihr habt Eltern, die vor jedem Leide, vor jeder Gefahr und Not Euch bewahren. Aber Ihr habt Mitbrüder und Mitschwestern, die sehr, sehr unglücklich sind, deren Eltern bereits im Grabe ruhen und die nun verlassen und allein, bittend und klagend, darbend und hungernd, durch die Welt und ihre zahlreichen Gefahren ziehen. Ihr lieben, kleinen Wohltäter! – Sollen wir diese armen, bedauernswerten Geschöpfe weiterziehen und auch immer darben und leiden lassen? – Nein! Nein! Ruft Euer mitleidig Herz, und nein! Sagen auch wir. Nun denn, liebe Kinder! Wir wollen Euren armen Mitgeschwistern ein Haus errichten, ihnen eine Heimat schaffen, wie Gott es will. Habt Ihr nun ein edelfühlendes Herz, und welches Kind hätte es nicht, so werdet Ihr mithelfen und uns beistehen wollen. Der 10. März, das Purimfest, steht vor der Türe. Stürzet an diesem Tage, mit Erlaubnis Eurer Eltern, Eure Sparbüchsen, bittet Eure Eltern, Verwandte, Freunde, Freundinnen und befreundete Familien um einen Beitrag und sendet diese Sammlung ‚an die Kasse des Israelitischen Reichserziehungshauses in Diez a.d. Lahn*)’ (Anmerkung: die Einzahlung trage jedoch den Vermerk: ‚Kinderspende’) – Eurer herzigen Bitte wird Niemand die Gewährung versagen; und wenn Ihr alle ohne Ausnahme tüchtig sammelt und spendet, - ja! Dann werden Eure schwachen Kräfte das ganze Haus allein errichten. In Anerkennung Eurer Verdienste werden 500 Medaillen des Vereins den besten Sammlern unter Euch verliehen. Ein gar armes dürftiges Waisenkind ersucht uns noch, Euch folgende Bitte zu übersehen:
’Lieb Brüderlein, lieb’ Schwestern, Fragt nicht warum ich klag’ und wein’. Der Vater tot, die Mutter tot, Bin ich ihr Kind, voll Sorg’ und Not, verlassen und allein. – Weiß nicht, wo sich ein Tischlein deckt, Dem Hunger, der im Schlaf mich weckt. Drauß’ weht so eisig kalt der Wind, Ich fühl’ ich bin ein armes Kind, Verlassen und allein! – D’rum Schwesterlein, d’rum Brüderlein, Gebt mir ‚ne Gabe noch so klein, Helft bau’n mein Haus. Die Händ’ ich falt’, Dass Gott die Eltern Euch erhalt’, Dann seid Ihr nie allein.’ In Vertretung der Vorstehenden S. Lomnitz.
An die verehrlichen Sammler und Spender! Das erste Israelitische Reichserziehungshaus, das erste Erziehungshaus im Sinne unseres Strebens überhaupt, berechtigt gewiss zu der Hoffnung, sein Ruf werde allerorts die allseitigste, kräftigste Beteiligung erwirken. – Da wir vorstehenden Aufruf unmöglich allen unseren Glaubensgenossen zugehen lassen können, so bitten wir, dass Jeder, der ihn erhält, sich berufen wähne, für dessen Verbreitung zu sorgen, unser Streben zu unterstützen, zu spenden und zu sammeln, auf dass unserem Hause die Mittel zu seiner Errichtung nicht versagt bleiben. Wir bitten die Purimspende am Purimfeste, also am 10. und 11. März, zu sammeln oder sammeln zu lassen und die Beträge alsbald an die Kasse des Israelitischen Reichs-Erziehungshauses Diez a.d. Lahn abführen zu wollen. Dieselbe schließt am 15. März, abends 6 Uhr die Sammlung und wird das Resultat derselben sofort den namhaftesten Tagesblättern, allen israelitischen Zeitungen und jeder Adresse, die diesbezüglich vermerkt, bekannt geben. Alle Spender sind, laut Vorstandsbeschluss Mitglieder, alle Sammler Vorstandsmitglieder des Vereins (§ 6 bezüglich N 7 des Statuts) bis zum 1. April 1888. Wir bemerken schließlich, dass über die Bestimmung des Ortes, an welchem das Erziehungshaus errichtet werden soll, ein Beschluss (sämtlicher Vorstandsmitglieder) noch nicht herbeigeführt worden ist. Der Vorstand. I.V.: S. Lomnitz".   

   
Jahresbericht 1892    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. November 1892: "Frankfurt am Main. Der kürzlich erschienene Bericht des 'Deutsch-Israelitischen Kinderheims zu Diez (Sitz der Zentralverwaltung hier) bezeugt das Gedeihen und glückliche Emporblühen dieser Wohltätigkeitsanstalt, deren segenvolle Tätigkeit armen und verlassenen Kindern aus ganz Deutschland zuteil wird. Die provisorischen Räume, welche die Anstalt bisher innehatte, gestatteten leider nicht eine solche Ausdehnung der Tätigkeit, wie sie im Sinne der Begründer lag, der beschränkte Platz erlaubte nur die Aufnahme einer mäßigen Zahl von Zöglingen. Es wird dies mit Gottes Hilfe im nächsten Jahre besser werden, da die Anstalt alsdann ein eigenes Heim bezieht, das nach den Erfordernissen der Neuzeit erbaut ist. Große luftige Räume den hygienischen Anforderungen entsprechend werden die Kinder aufnehmen; dem Handfertigungsunterrichte wird innerhalb der Anstalt durch die für denselben vorgesehenen Säle größere Beachtung als bisher zugewandt werden können; ein großer Garten wird nicht nur als Spiel- und Turnplatz Verwendung finden, er wird auch reichlichen Raum für Beschäftigung der Kinder mit Gartenarbeit bieten. Der Bau wird in einigen Tagen unter Dach kommen, und es ist sichere Aussicht vorhanden, dass das Haus im Sommer nächsten Jahres wird bezogen werden können. Statt wie bisher 17-19 Zöglinge, wird die Anstalt imstande sein, 50 aufzunehmen; dass die notwendigen größeren Mittel dann auch nicht fehlen werden, ist bei dem Wohltätigkeitssinn unserer Glaubensgenossen nicht zu bezweifeln, umso weniger, da ja die Anstalt keine provinzielle, sondern für die Waisen ganz Deutschlands bestimmt ist. Die bisherige Purimspende zeigte ja, dass für diese Anstalt großes Interesse in Deutschland ist, und bei den weiter gesteckten Zielen werden auch die Gaben, die bisher recht erfreulich waren, wachsen. Dass für die Kosten des Baues sich auch noch Wohltäter mit größeren Summen zum ewigen Ehrengedächtnis einstellen werden, ist ebenfalls nicht zu bezweifeln. Schließlich sei noch, um Irrtümer zu verhüten, bemerkt, dass das deutsche Reichswaisenhaus, welches der bisherige Hausvater Herr Lomnitz, der mit dem 1. Januar kommenden Jahres aus der Anstalt ausscheidet, zu gründen beabsichtigt und für welches in Zeitungsannoncen die Aufnahme von Waisenmädchen ausgeschrieben ist, zu dem seit mehreren Jahren bestehenden Kinderheim gar keine Beziehung hat."  

    
 Zum o.g. Jahresbericht über das "Deutsch-Israelitische Kinderheim" (1892)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. Dezember 1892: 
Text ist noch nicht abgeschrieben; zum Lesen bitte Textabbildung anklicken.           

 
Spendenaufruf 1892   

Diez Israelit 19121892.jpg (147691 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Dezember 1892: "Deutsch-Israelitisches Kinderheim zu Diez an der Lahn. Die Unzulänglichkeit der bisher für die Zwecke des Deutsch-Israelitischen Kinderheim zu Diez ermieteten Räume, und der Wunsch, im verstärkten Maße dem vorhandenen Bedürfnis genügend, einer größeren Anzahl Kinder als bisher den Segen einer guten Erziehung zuteil werden zu lassen, haben die Notwendigkeit gezeitigt, mit dem Bau eines den hygienischen Anforderungen der Jetztzeit entsprechenden Hauses zu beginnen, obgleich bisher nur ein kleiner Teil der notwendigen Geldmittel zur Verfügung steht. Vertrauend auf die edlen Zwecken sich nie entziehende Opferwilligkeit unserer Glaubensgenossen, hat der unterzeichnete Vorstand, nachdem es gelungen war, ein gesundes, schön gelegenes Grundstück zu erwerben und einen bewährten Architekten zu gewinnen, bereits im vergangenen Sommer mit dem Bau beginnen lassen, welcher derartig fortschreitet, dass eine Fertigstellung desselben bis zum Juli nächsten Jahres in Aussicht steht. Wir wissen, dass unsere Hoffnung nicht getäuscht werden wird und wenden uns daher vertrauensvoll an alle unsere Glaubensgenossen mit der innigsten Bitte, durch eine Bauspende unser Werk unterstützen zu wollen. Das Bewusstsein, hierdurch dazu beigetragen zu haben, verlassenen Kindern ein bergendes und glückliches Heim zu bereiten, ist gewiss geeignet, alle Hände zu öffnen. Über die Gaben wird öffentlich quittiert werden. Die Verwaltung des ‚Deutsch-Israelitischen Kinderheim’. D.H. Apelt, Halle. Hermann Cramer, Frankfurt am Main. Louis Feist, Frankfurt am Main. Louis Goldschmidt, Leipzig. Julius Goldschmidt, Frankfurt am Main. Bankdirektor Carl Herzberg, Frankfurt am Main. L. Mainz, Frankfurt am Main. M. S. Mayer, Diez. Rechtsanwalt Memelsdorf, Limburg. Leopold Rosenthal, Diez. Dr. A. Sulzbach, Frankfurt am Main."

 
Spendenaufruf 1893 

Diez Israelit 25051893.jpg (123702 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Mai 1893: "Deutsch-Israelitisches Kinderheim, Diez an der Lahn. Veranlasst durch verschiedene Anfragen und um Verwechslungen, dass das von unserm früheren Hausvater, Herrn Lomnitz, unter dem Namen ‚Deutsches Reichswaisenhaus in Diez’ annoncierte Institut zu unserem seit sechs Jahren segensreich wirkenden Waisenhause und zu dessen Verwaltung in keiner Beziehung steht. Zugleich nehmen wir Gelegenheit, auf den fürs Erste für 40 Kinder berechneten Neubau in Diez, der im Juli dieses Jahres voraussichtlich bezogen wird, den wohltätigen Sinn unserer Glaubensbrüder zu lenken. Es bedarf noch großer Geldmittel für die Deckung der Kosten und die Ausmöblierung der Anstalt. Jede Gabe wird dankend entgegengenommen, die wir an unseren Schatzmeister, Herrn Louis Feist, Frankfurt am Main (Firma: Beer Sondheimer & Co.) zu senden bitten. Auch die übrigen unterzeichneten Mitglieder der Verwaltung sind bereit, Gaben in Empfang zu nehmen. Die Verwaltung des ‚Deutsch-Israelitischen Kinderheim’: D.H. Apelt – Halle, Hermann Cramer – Frankfurt am Main, Louis Feist – Frankfurt am Main, Louis Goldschmidt – Leipzig, Julius Goldschmidt – Frankfurt am Main, Bankdirektor Carl Herzberg – Frankfurt am Main, L. Mainz sen. – Frankfurt am Main, Rechtsanwalt Memelsdorf – Limburg, S. Mayer –Diez, Leopold Rosenthal – Diez, Prof. Dr. A. Sulzbach – Frankfurt am Main."
    
Diez Israelit 31081893.jpg (69041 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. März 1893: "Das Deutsch-Israelitische Kinderheim hat bei der Veröffentlichung der Purimspenden an seine verehrlichen Gönner die Bitte gerichtet, bei Ablösung der Neujahrsgratulationen seiner freundlichst gedenken zu wollen. Wir erlauben uns diese Bitte anlässlich des bevorstehenden Festes in Erinnerung zu bringen und bitten gefälligst Gaben an unserem Kassierer, Herrn Georg Königsberger, Diez, senden zu wollen. Die Namen der verehrlichen Spender werden bald nach dem Feste in besonderer Zusammenstellung in den jüdischen Blättern veröffentlicht werden. 
Der Vorstand des Deutsch-Israelitischen Kinderheimes Diez. Man adressiere: 
Herrn Georg Königsberger für das Deutsch-Israelitische Kinderheim."  

 
Bau des Kinderheimes 1893  

Diez Israelit 22061893a.jpg (253095 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juni 1893: "Der Neubau des Deutsch-Israelitischen Kinderheims zu Diez. Dem soeben erschienenen Jahresbericht des bereits sechs Jahre so wohltätig wirkenden Kinderheims zu Diez entnehmen wir, dass diese Anstalt im vergangenen Jahre zwanzig Zöglingen Erziehung uns Unterkunft gewährt hat. Von diesen Zöglingen sind 5 in der Rheinprovinz, 5 in Hessen-Nassau, 2 in Westfalen, 2 in der Provinz Sachsen, 1 in Schlesien, 1 in Westpreußen, 1 in Königreich Sachsen, 2 in Großherzogtum Sachsen-Meiningen beheimatet. Die Beiträge und Geschenke betrugen M. 19.482 25 Pfennige. Zum Baufonds gingen einige größere Beiträge von Wohltätern ein.
Diez Israelit 22061893b.jpg (241997 Byte)Worauf aber der Bericht besonders die Aufmerksamkeit der Leser zu richten wünscht, ist der notwendig gewordene Neubau, von dem wir hier eine Abbildung geben, ein recht einfach aber doch architektonisch schön wirkendes Gebäude, welches die Zöglinge im Juli dieses Jahres – so Gott will – beziehen werden. Wir lassen über diesen Punkt die Worte des Berichts folgen und hoffen, dass bisher Fernstehende sich, je nach ihren Kräften, bei einem Werke beteiligen werden, das wie kein anderes besser geeignet ist, Elend zu mildern und Gutes zu fördern. Der Bericht lautet:
Im vorjährigen Bericht konnten wir von dem Ankauf eines großen und schön gelegenen Grundstückes für den Bau eines eigenen Heims für unsere Zöglinge Mitteilung machen; jetzt sind wir imstande zu berichten, dass das Haus bereits unter Dach gebracht ist und voraussichtlich im August dieses Jahres wird bezogen werden können. Leider war es dem wackern und gewissenhaften Leiter des Baues, Herrn Architekt Ph. Striegler aus Frankfurt am Main, der sein bestes Wollen und Können daran gesetzt hat, ein zweckmäßiges und zugleich äußerlich ansprechendes Gebäude ohne zu große materielle Mittel in Anspruch zu nehmen, uns herzustellen, nicht vergönnt, die Vollendung dieses seines Werkes zu sehen. Er starb während der Bauzeit im rüstigen Mannesalter; die Anstalt wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Sehen wir nun auch in der Fertigstellung des eigenen Heim Langgehegte Wünsche in Erfüllung gehen, so kann die Freude uns nicht über die schwere Frage hinwegtäuschen: werden auch die Mittel geschafft werden können, welche das Haus erst wirklich zu unserem Eigentum machen? Und hier wenden wir uns nun zuversichtlich an die Herzen unserer Glaubensgenossen, an die noch nie vergeblich appelliert worden ist, sobald es sich um ein Werk der Menschenliebe und der Wohltätigkeit handelte. Zuerst an Euch, die Gott mit Glücksgütern gesegnet, die Ihr eine Schar fröhlicher Kinder um Euch erblühen zu sehen das unendliche Glück habt; wenn Eure Kinder euch so recht lebensfroh und innigheiter ins Auge blicken, dann gedenket derer, die von doppeltem Elend heimgesucht sind, der Kleinen, denen die Not das Auge nicht fröhlich aufleuchten lässt und die, wollten sie einmal freudig aufblicken, vergebens das Auge des Vaters, das mild lächelnde Antlitz der Mutter suchen. – Dann zu Euch, denen das Leben die schwerste Prüfung auferlegt hat, indem es ein geliebtes Kind für immer Euch genommen; wollte Ihr den herben Schmerz stillen und wirklich Trost finden, gedenket der armen verlassenen Waisen, werdet ihnen Vater, Mutter, tragt dazu bei, dass sie in ihrer Kindheit nicht den Schmerz fühlen, ohne Eltern zu sein. – Und endlich Ihr, denen bei allen zeitlichen Gut, der Kindersegen versagt worden, nehmt euch der Waisenkinder an, werdet diesen die geistigen Eltern: das Gefühl, in dieser Weise das Gute und Edle gefördert zu haben, wird Euch den Mangel eigener Kinder minder fühlbar machen. ‚Wer zur Erziehung fremder Kinder beiträgt, ist so gut als hätte er sie erzeugt und geboren’. – Unsere Anstalt bietet der Wohltätigkeit ein weites Feld! Hier können Menschen sich einen Gedenkstein für ewig setzen; ihr Andenken wird für alle Zeiten bewahrt bleiben; wenn sie längst im Gabe ruhen, werden unschuldige und dankbare Kinderlippen an ihrem Sterbetage auch ein Gebet für sie zu Gott empor senden.
Bemerken wir noch dazu, dass das Kinderheim nicht nur Verwaisten Aufnahme gewährt, sondern auch Kindern, die in ihrer Häuslichkeit in Gefahr kommen, der Verwahrlosung anheim zu fallen, und dass es auch Kinder aufnimmt, die in anderen Waisenhäusern keine Aufnahme finden können, so wird dies gewiss noch viele veranlassen, sich auch die Förderung des Kinderheims angelegen sein zu lassen, wenn sie auch ihrem eigenen Provinzial- oder Landeswaisenhaus den schuldigen Tribut zollen. Die Verwaltung des Kinderheimes besteht aus den Herrn D.H. Appelt – Hall, Hermann Cramer – Frankfurt am Main, Louis Feist (Firma: Beer, Sondheimer & Co.) in Frankfurt am Main, Louis Goldschmidt (Firma J.M. Bon) in Leipzig, Julius Goldschmidt – Frankfurt am Main, Bankdirektor Carl Herzberg – Frankfurt am Main, Louis Mainz – Frankfurt am Main, Rechtsanwalt Memelsdorf – Limburg, S. Mayer – Diez, Leopold Rosenthal – Diez, Prof. Dr. A. Sulzbach – Frankfurt am Main, von denen jeder der Herren bereit ist, Gaben für das Kinderheim in Empfang zu nehmen."

 
Besuch im Kinderheim (1893)   

Diez Israelit 24081893.jpg (294357 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. August 1893: "Ems, 18. August (1893). Auf meiner diesjährigen Ferienreise war es mir möglich, ein langjähriges vorhaben zur Ausführung zu bringen: einer Lieblingsstätte unserer Jugend einen Besuch abzustatten – dem Kinderheim zu Diez. Bei dem Anblicke dieser Stätte, die werktätige Liebe der Not bereitet, musste ich des wundervollen Liedes gedenken, in dem der Dichter den Zauber des Rheines besingt. Auch hier wäre die Warnung angebracht: ‚Du erholungsbedürftiger Wandersmann geh nicht nach Diez – besonders, wenn Du Dir ein anderes Ziel gewählt hast.’ – Auch hier lockt der Wunderbare Zauber der Natur, und schwer nur ringt der Reisende sich los. Von der Umgebung des Kinderheims würde der Ausdruck ‚reizend’ nur eine schwache Vorstellung erwecken. Wir empfehlen Lesern und Leserinnen, gleich den vielen Kurgästen, die von Ems herüberkommen, Anstalt und Lage durch Augenschein kennen zu lernen. Was sie da sehen werden, wird sie mit höchster Befriedigung erfüllen. Das Kinderheim selbst ist ein mehrstöckiges, schmuckes Gebäude, in rotem Sandstein. Auf einer Anhöhe und in unmittelbarster Nähe des Waldes gelegen, kündet es sich als eine Stätte des Friedens und fröhlichen Gedeihens an. Und verstärkt wird dieser Eindruck durch Besichtigung der Innenräume. Ich habe noch kein Internat gesehen, in dem in so zweckmäßiger Weise Einfachheit, Komfort und alle gesundheitlichen und wirtschaftlichen Einrichtungen der Neuzeit vereinigt sind. Die Einrichtung erregt die Bewunderung aller Besucher und nicht allein der jüdischen etwa. Am vergangenen Freitag besuchten gelegentlich einer Kreislehrerzusammenkunft der Kreisschulinspektor und sämtliche anwesende Lehrer die Anstalt. Alle Herren sprachen ihre höchste Anerkennung über das Gesehene aus. Die großen, luftigen Schlafräume, das herrliche Schulzimmer, die Werkstätte, die Ordnung, die Sauberkeit in der Anstalt, die Zufriedenheit und das offenbare Wohlgefühl der Zöglinge müssen erfreuend auf das Herz jedes Schul- und Kinderfreundes wirken. Die Anstalt zählt zurzeit siebzehn Zöglinge. Zwei werden nach Beschluss des Vorstandes, der am vergangenen Sonntag hier tagte, in Kürze herzutreten. Die Anstalt hat Raum für die doppelte, ja dreifache Zahl von Zöglingen. Wir sind fest überzeugt, wenn unsere reichen und fühlenden Glaubensgenossen Gelegenheit hätten, die Anstalt in der Fülle ihrer wohltätigen Wirkungen kennen zu lernen, sie würde bald eine viel größere Zahl von Knaben beherbergen. Es würden ihr Zuwendungen in reichstem Maße (zuteil) werden, damit sie ihrer Aufgabe in immer größerem Umfange gerecht werden kann. Auch so ist die Anstalt ein Lorbeerblatt in dem reichen Kranze jüdischer Wohltätigkeit. Ihre Leitung liegt jetzt in den Händen des Herrn Kadden, dem von Euskirchen, der Stätte seiner früheren Wirksamkeit her, ein recht vorteilhafter Ruf vorangegangen. Wir teilen hinsichtlich dieses Herrn ganz die Erwartungen, die der Jahresbericht seinem Eintritt entgegengebracht und hoffen, dass es ihm gelingen wird, die Anstalt zu immer größerer Blüte zu bringen und sie ganz den Intentionen der edlen Stifter gemäß auszubauen. Wir wollen diesen Bericht mit dem Wunsche schließen, dass der Anstalt anlässlich der bevorstehenden hohen Festtage recht reiche Gabe zufließen mögen, und dann noch mit dem speziellen Anliegen, es möchten die Herren Buchhändler und kinderfreundlichen Herren und Damen die Jugendbibliothek der Anstalt freundliche bedenken. Dass die Anstalt das Interesse aller Kreise des Judentums, ganz besonders auch der streng Frommen verdient, hoffen wir demnächst an der Hand der Geschichte der Anstalt und einzelner ihrer Zöglinge in eingehender und den Lesern sicherlich interessanter Weise zu beleuchten. M."

   
Deutsch-Israelitisches Reichswaisenhaus (1894) - die zum Deutsch-Israelitischen Kinderhaus in Diez parallele Einrichtung für Mädchen

Diez Israelit 07061894.jpg (286770 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1894: "Deutsch-Israelitisches Reichswaisenhaus Diez an der Lahn. Ist es auch keine langjährige Tätigkeit, auf die das Deutsch-Israelitische Reichswaisenhaus zu Diez an der Lahn zurückblickt, so ist diese doch als eine außerordentlich segensreiche zu bezeichnende. Segensreich schon deshalb, weil sie arme, schuldlose Mädchen aus Verhältnissen riss, in denen dieselben zum großen Teil eine durchaus lieblose Behandlung erdulden mussten. Zwei Mädchen entnahmen wir christlichen Armenhäusern und wir wollen nicht undankbar sein, sondern anerkennen, dass menschliche Liebe gewiss auch hier das Beste gewollt. Aber in welchem Zustande trafen diese armen Wesen bei uns ein? – Verwahrlost an Körper und Seele! – Keine liebende Hand war für diese Armen besorgt und so waren sie, sich selbst überlassen, ein Bild des Elends geworden. Ein anderes Mädchen, das durch sein scheues Benehmen auffiel und dieserhalb von uns befragt wurde, bekundete, dass es wiederholt misshandelt worden sei. Gründe können nicht zum Vorwande gedient haben, denn das betreffende Kind ist ein braves, liebes Mädchen, das bisher zu keinem Tadel Veranlassung gab. Die Misshandlungen waren derartige, dass der Gemeindevorstand das Kind kurz vor dessen Eintritt in unsere Anstalt der natürlichen Erzieherin entzog und anderweitiger Pflege überwies. Ist dies Bild, das wir von den bei uns nun in sicherer Obhut befindlichen Kleinen entwerfen müssen, ein überaus betrübendes, so müssen wir zugeben, dass die Zahl derjenigen Mädchen, die unter ähnlichen, mehr als traurigen Verhältnissen ein jammervolles Dasein fristen, leider eine sehr große ist. Wir haben vor fünf Jahren eine Waisenanstalt für Knaben errichtet und mithin Einblick erhalten in die Verhältnisse, unter denen Knaben leben und heranwachsen. Ein Knabe, der sich selbst überlassen, die Bahn des Lasters betreten hat, wird in den meisten Fällen, durch den zwingenden Einfluss seiner Lehrzeit, immer noch zu einem brauchbaren Gliede der menschlichen Gesellschaft. Anders ist es leider bei unseren Mädchen. Ein Mädchen, das die Bahn des Lasters einmal beschritten, gleitet auf dieser glatten Bahn stets vorwärts. Für dasselbe fehlt die strenge Lehrzeit und ihr wohltätiger Einfluss; demselben fehlen die Handwerkervereine und andere segensreiche Institutionen, die dem Knaben einen Halt im Leben gewähren, zu einer Zeit, wo der Mensch dieses Haltes am ehesten bedarf. Erwacht in den Herzen dieser Mädchen der Funke menschlichen Ehrgefühls vielleicht zum letzten Male, dann ist es zumeist schon zu spät; die Rückschau gibt nur eine trostlose Gewissheit, dass das Laster sich sein Opfer bereits gesichert hat. In den bestehenden Waisenanstalten Deutschlands befinden sich mehr als doppelt so viel Knaben als Mädchen. Da es aber bekanntlich mehr Mädchen als Knaben gibt, so wird ein jeder die außerordentliche Notwendigkeit einer Erziehungsanstalt ermessen, die unseren armen, verlassenen Mädchen ein schützendes, fürsorgendes Heim gewährt. Dieser Aufgabe sucht das Deutsch-Israelitische Reichswaisenhaus zu genügen: I. durch Aufnahme und Pflege ganz oder halbverwaister Mädchen in seiner Anstalt zu Diez an der Lahn; II. durch Zusendung einer den geistigen Anlagen dieser Mädchen entsprechenden Schulbildung; III. durch Unterstützung solcher Kinder, deren natürliche Erzieher (Vater oder Mutter) die Gewähr bieten für eine gedeihliche Entwicklung ihrer Kinder; IV. durch Ausbildung der Schulentlassenen zu einem Lebensberufe.
Die ad III angedeuteten Gesichtspunkte ermöglichen ein segensreiches Wirken, ohne dass man auf die vorhandenen Anstaltsräume Rücksicht nehmen müsse. Es darf als unbestritten gelten, dass manche arme Mutter lieber mit ihrem Kinde darbt, als dass sie in eine Trennung von demselben willigt. In ihrem Leben voll Sorge und Not bildet ja ihr Kind die einzigen Lichtblicke. Warum sollten wir dieses Kind der Mutterpflege entziehen und in die Anstalt verpflanzen? – Würden wir doch dadurch dem Pfleglinge ein nicht zu ersetzendes Vorbild der Arbeitsamkeit, Genügsamkeit und Kindesliebe rauben. Welche Gründe aber könnten uns veranlassen, diesen Kindern unsere Hilfe zu versagen? Kann doch gerade in solchen Fällen mit verhältnismäßig geringen Mitteln ein großer Segen erreicht werden, doppelt groß dadurch, dass das Gedeihen des Kindes dem Mutterherzen Glück und Zufriedenheit gewährt!
  
Diez Israelit 18061894.jpg (143974 Byte)Am 12. April des Vorjahres (1893) hatten wir die Anstalt eröffnet und acht Zöglinge aufgenommen. Obwohl die meisten Anstalten, selbst wenn sie den dringendsten Bedürfnissen ihr Entstehen verdanken und ihr segensreiches Wirken außer Frage steht, in den ersten Jahren ihres Bestehens für ihren Fortbestand zu kämpfen haben und mithin gezwungen sind, die Zahl der Zöglinge zu beschränken, so mussten wir doch schon nach wenigen Monaten abermals zwei Mädchen Aufnahme gewähren, weil es geradezu nicht hätte verantwortet werden können, wenn wir dieselben ihrem Schicksal weiter überlassen hätten. Eins entbehrte nicht allein die Mutter, sondern tatsächlich das Nötigste, was zum leben erforderlich ist: das Brot. Oft musste es seinen Hunger mit Feldfrüchten und Obst stillen. Das andere Mädchen war den unmenschlichsten Misshandlungen ausgesetzt, die niederzuschreiben die Feder sich sträubt und unter deren Folgen es heute noch leidet. Wir sagten nie zuviel, als wir behaupteten, nicht allein vor Verwahrlosung müssten wir diese Mädchen schützen, sondern wir müssen sie zunächst schützen vor grausamer, unmenschlicher Verfolgung, ja wir müssen ihr Leben und ihre Gesundheit schützen, denn die früheren Erlebnisse einiger unserer Zöglinge sind so unglaublich traurige, dass wir zweifelnd fragen müssen, zeigt auch das jüdische Familienleben derartige ungeheuerliche Auswüchse. Möge das Deutsch-Israelitische Reichswaisenhaus zu Diez auf dem Felde der Barmherzigkeit, das es pflügt und pflegt, stets zahlreichere Mitarbeiter, Freunde und Gönner finden; mögen ihm die Mittel reichlich zufließen, dieser unaufschiebbaren Pflicht der Waisenpflege unserer armen und verlassenen Mädchen endlich genügen zu können."   

      
Richtigstellung einer Aussage, (nicht) das Kinderheim in Diez betreffend (1897)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. Januar 1897: 
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Spende von Baronin von Hirsch-Gereuth (1897)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Dezember 1897: "Diez, 23. Dezember (1897). Durch Vermittlung des Herrn Bezirksrabbiner Dr. Weingarten in Ems hat Frau Baronin von Hirsch-Gereuth in Paris dem hiesigen Deutsch-Israelitischen Kinderheim 22.000 Mark überwiesen, die zur Abtragung der noch auf dem Anstaltsgebäude ruhenden Hypothek dienen sollen."  

     
Jahresbericht 1897 

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. September 1898: "Diez an der Lahn. Dem Jahresbericht des Deutsch-Israelitischen Kinderheims hierselbst für das Jahr 1897 entnehmen wir: Im Schuljahr 1897/98 betrug die Anzahl der Zöglinge des 'Kinderheims' 41, von denen aus Preußen 17 sind, und zwar aus Hessen-Nassau 12, Rheinprovinz einschließlich Hohenzollern 6, Sachsen 5, Westfalen 2, Hannover und Westpreußen je 1; aus Königreich Sachsen und Bayern je 4, Württemberg 1, Großherzogtum Hessen 2, Coburg-Gotha, Sachsen-Meiningen und Elsass je 1. Die Zöglinge besuchen bis auf vier die 4-klassige Volksschule in Diez und gehören zu den besten Schülern ihrer resp. Klassen. In drei Klassen haben je ein Zögling den ersten Platz, und bei der diesjährigen öffentlichen Frühjahrsprüfung wurden unsere Waisenkinder besonders belobt. 
Von den übrigen Zöglingen, die Wohnung und Kost in der Anstalt haben, sind drei bei Handwerkern in Diez (Schneider und Buchbinder) als Lehrlinge untergebracht, der vierte ist der Anstalt in Ahlem von uns zur Erziehung übergeben. Der Religionsunterricht wird in der Anstalt selbst erteilt, die Inspektion besorgt Herr Rabbiner Dr. Weingarten zu Ems in gewohnter hingebender Weise. 
Mit Schluss des Wintersemesters traten drei Zöglinge gänzlich aus der Anstalt aus und fünf aus der Schule, die fürs erste während ihrer Lehrzeit in Diez Kost und Wohnung in der Anstalt behalten. Von den ersteren hat einer seine Lehrzeit als Buchbinder beendet, zwei sind nach auswärts in die Lehre, der eine ist in ein Warengeschäft, der andere in eine Buchdruckerei eingetreten. Von den letzteren tritt einer in ein Warengeschäft, einer in eine Holzhandlung ein, einer wird Buchbinder, einer Schuhmacher, einer Sattler und Polsterer. 
Auch in diesem Jahre haben sich die Kaddischstiftungen vermehrt; diese Tatsache spricht dafür, dass wir mit der Übernahme derartiger Verpflichtungen einem Bedürfnis entgegengekommen sind, das den Stiftern Gelegenheit gibt, Wohltätigkeit zu üben und zugleich den Wunsch teuren Heimgegangenen ein bleibendes Andenken zu sichern, zu befriedigen. An Geschenken und regelmäßigen Beiträgen gingen im Jahre 1897 Mark 26.962 ein, wovon Mark 14.235 auf die Purimspende kommen. Auch wurden wir mit Sondergaben für besondere Zwecke, mit Nutzgegenständen, Büchern etc. vielfach freundlichst bedacht; für alles dieses sagen wir den Spendern herzlichen Dank, mit der Versicherung, dass diese allseitig wohlwollende Teilnahme, der wir begegnen, uns als Sporn dienen kann, immer mehr die Leistungen unserer Anstalt zu steigern und zu vervollkommnen. Ebenso fühlen wir uns zu aufrichtigerem Danke der Verwaltung des jüdischen Handwerkervereins in Frankfurt am Main verpflichtet für die Unterstützung, die dieselbe manchen unserer in ein Handwerk eingetretenen Zöglinge gewährt. Ganz besonderen Dank schulden wir der edlen Frau, die einen schweren Verlust, den nicht nur die Judenheit, sondern die ganze Menschheit vor einigen Jahren erfahren, durch ihr fürstliches Wohl tun zu mildern versteht. Frau Baronin Moritz von Hirsch auf Gereuth, hat uns zur Abtragung der auf unserem Stiftungshause in Diez lastenden Hypothek in hochherziger Weise die Summe vom Mark 22.000 übergeben."   

     
Lehrer S. Lomnitz gründet eine Erziehungsanstalt für verwaiste Mädchen (1892)      
Anmerkung: Der erste Hausvater des Deutsch-Israelitischen Kinderheimes S. Lomnitz macht sich - vermutlich auf Grund von Differenzen mit dem Vereinsvorstand - nach wenigen Jahren selbständig und gründete ein weiteres Kinderheim für Mädchen in Diez, das "Deutsch-Israelitisches Reichswaisenhaus Diez an der Lahn". Dieses wurde im April 1893 eröffnet mit zunächst acht Mädchen.  Es bestand freilich nur wenige Jahre in Diez, wurde dann nach Limburg verlegt, von dort kam es im Oktober 1897 als "Israelitisches Zentral-Waisen- und Mädchenheim" nach Bad Ems).   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. November 1892:  "Der bisherige Leiter des deutsch-israelitischen Kinderheims in Diez a.L., Herr Lehrer S. Lomnitz, hat in derselben Stadt eine Erziehungsanstalt für verwaiste Mädchen gegründet."         

       
Bericht über die Arbeit des Kinderheimes (1900)       

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. März 1900:  "Frankfurt am Main, 11. März (1900). Es dürfte wohl an der Zeit sein, wieder auf das 'Deutsch-Israelitische Kinderheim zu Diez' aufmerksam zu machen, das so segensreich wirkt. Aus kleinen Anfängen hat sich das im Jahre 1886 gegründete Wohltätigkeitsinstitut herrlich entwickelt. Das kleine Haus, das zuerst in Diez dem Kinderheim als Heimstätte diente, reichte bald nicht mehr aus, und nun erfreuen sich die Zöglinge eines stattlichen, nach allen Regeln der Hygiene erbauten Hauses, hoch oben am Waldessaume errichtet, indem die Kinder unter dem Einfluss der kräftigenden Berg- und Waldluft prächtig gedeihen. Eine sorgfältige körperliche und geistige Erziehung, die bewährten Händen anvertraut ist, bereitet die Kinder für das Leben vor, und viele, die dem elterlichen Hause überlassen, sich und der Welt verloren gegangen wären, werden hier zu tüchtigen Mitgliedern der menschlichen Gesellschaft erzogen und dem Elend entrissen. Haben doch bereits viele hier die Grundlage einer ehrenwerten Existenz gelegt, wie die meisten Berichte über die bisher entlassenen Zöglinge erweisen. Doch nicht der Mühe der Verwaltung allein sind die vorliegenden Resultate zu verdanken, die spendenfrohe Opferwilligkeit unserer Glaubensgenossen in Deutschland, auf welche die Verwaltung rechnen muss, hat zumeinst die schönen Früchte gezeitigt. Besonders ist es die Purimspende, die an den Einzelnen einen nur kleinen Anspruch stellt, deren kleine Einzelgaben, wenn sich Alle betätigen, zu einer großen Spende sich summieren, welche die Hauptquelle für die Existenz des Heims bildet. Vierzig Kinder genießen jetzt die Wohltat der Anstalt. Welch ein erhebendes Gefühl ist es für jeden, sich sagen zu können, durch ein kleines Opfer zur Erhaltung und Erziehung armer Waisen beigetragen zu haben, mit beigetragen zu haben an der Rettung von menschlichen Existenzen, die ohne diese Hilfe unfehlbar zugrunde gegangen wären. Das Zusammenwirken Vieler wirkt Großes!"           

 
Jahresbericht 1900
    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Juli 1901: "Diez. Dem Jahresbericht des 'Deutsch-Israelitischen Kinderheims für das Jahr 1900' entnehmen wir: Die Anzahl der Zöglinge im 'Kinderheim' betrug im Schuljahr 1900-1901 46; von diesen gehören Preußen 22 an (Hessen-Nassau 7; Rheinprovinz und Sachsen je 5, Westpreußen 2, Posen, Hannover und Westfalen je 1), Bayern 9, Königreich Sachsen 6, Großherzogtum Hessen 5, Herzogtum Sachsen-Meiningen 2, Anhang und Elsass-Lothringen je 1.  
Von diesen besuchten 41 die Volksschule in Diez, 5 waren als Lehrlinge bei verschiedenen Handwerksmeistern und Kaufleuten in Diez untergebracht, und hatten Kost und Wohnung in der Anstalt. 
Unsere Zöglinge gehören zum größten teil zu den besten Schülern der Stadtschule. Die 5 Zöglinge (2 Kaufmannslehrlinge, 1 Schneider, 1 Buchbinder, 1 Sattler und Polsterer), die in Diez zu Ostern dieses Jahres ihre Lehrzeit beendet, verließen die Anstalt. Außerdem wurden 8 Zöglinge nach beendeter Schulzeit entlassen, von denen 4 sich dem Kaufmannsstande widmen, 2 zu einem Bäcker und Konditor und 1 zu einem Schneider in die Lehre kamen. Einer widmet sich dem Lehrerberufe und ist in eine Präparandenanstalt eingetreten.   
Durch Herrn Gerichtsassessor Emil Baer in Frankfurt am Main wurden uns Mark 5,704,16 als Legat der seligen Frau Regine Goldschmidt geb. Oppenheim überwiesen. Herr Henry Carlebach, ein viel bewährter Gönner unserer Anstalt, hat ans Anlass seines Wegzuges von Frankfurt am Main dem 'Kinderheime' Mark 10.000 überwiesen.  
An Geschenken und regelmäßigen Beiträgen gingen Mark 25.839,51 ein, wovon Mark 14.005,54 auf die Purimspende entfallen. Auch wurden viele Nutzgegenstände der Anstalt zugewendet und unsere Pflegebefohlenen von liebevoller Seite durch Aufmerksamkeiten bedacht, welche das Kinderherz erfreuen."     

    
Stellensuche für Zöglinge des Kinderheimes (1900)
  

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Dezember 1900: 
"Wir suchen Stellung per 1. April nächsten Jahres: 
1. für einen Zögling, der seine Lehre in einer Buchbinderei beendet hat, 
2. für einen Zögling, der seine Lehre in einem Sattler- und Polsterer-Geschäft beendet hat. 
Ferner Lehrlingsstellen
1. für einen Zögling, der Schneider werden will, 
2. für einen Zögling, der Kaufmann werden will, 
3. für zwei Zöglinge, die Bäcker werden wollen. 
Deutsch-Israelitisches Kinderheim, 
Diez an der Lahn
". 

    
Ausschreibung von Plätzen im Kinderheim (1901)        

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Januar 1901: "Deutsch-Israelitisches Kinderheim in Diez a.d. Lahn
Zum Sommersemester können einige Zöglinge in das Kinderheim aufgenommen werden. 
Reflektierende wollen Anmeldungen nebst Geburtsschein, Armuts-, Gesundheits-, Impf- und eventuelles Schulzeugnis an die Adresse des Herrn L. Mainz sen., Friedberger Anlage 6, Frankfurt am Main bis Ende Februar diesen Jahres richten."        

  
Spendenaufruf zum Purimfest 1901
 

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar 1901: "Frankfurt am Main, 25. Februar (1901). Das Fest naht heran, welches mit der Pflicht, der Armen zu gedenken, dem jüdischen Wohltätigkeitssinn entgegenkommt. Angesichts dieses Festes möchten wir den Blick unserer Brüder und Schwestern auf das 'Deutsch-Israelitische Kinderheim zu Diez' hinlenken, am Tage der Freude dieser so segensreich wirkenden Stiftung ein kleines Opfer zu bringen. Was gibt es wohl Edleres, als Menschenpflanzen, die ohne die liebende Fürsorge Wohldenkender, verkümmern würden, zu erhalten und sie zu einem menschenwürdigeren Dasein zu erziehen, dass sie nützliche Glieder der menschlichen Gesellschaft werden! Solchem edlen Denken und Streben verdankt das Kinderheim seine Entstehung, und auch nur dieses kann seinen Fortbestand sichern. Gegenwärtig genießen 45 Zöglinge die Wohltat der Stiftung und schon viele tüchtige, ins Leben eingetretene Menschen verdanken derselben ihre Existenz. Nicht große Opfer werden vom Einzelnen verlangt; kleine Gaben, von Vielen geleistet, sind bisher die Hauptquellen für die Erhaltung des Kinderheims gewesen; mögen sie auch in diesem Jahre nicht ausbleiben, sodass recht Vielen die Genugtuung wird, sich sagen zu können, dass auch sie mitgeholfen, ein großes Werk gefördert zu haben." 

      
Jahresbericht 1901
    

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. August 1902: Text ist noch nicht abgeschrieben, bei Interesse bitte Textabbildung anklicken.   
   

  
Jahresbericht 1902 

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 10. Juli 1903:


Spendenaufruf zum Purimfest 1903  

Diez Israelit 05031903.jpg (93642 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. März 1903: "Dies a.d.L. Zum herannahenden Purimfeste gestattet sich Schreiber dieser Zeilen, auf das ‚Deutsch-Israelitische Kinderheim’ die Aufmerksamkeit der Leser dieser Zeitung zu lenken. Diese wohltätige Stiftung, die verwaiste Knaben aus dem ganzen deutschen Reiche aufnimmt, und nicht nur verwaiste, sondern auch solche, deren häusliche Verhältnisse ihre Erziehung gefährdet erscheinen lassen, verdient das Wohlwollen und die Unterstützung aller edelgesinnten Glaubensgenossen in Deutschland. Selbst diejenigen, welche für ein eigenes Provinzial-Waisenhaus zu sorgen haben, dürften dem Diezer Kinderheim ihre Förderung nicht versagen, da hier auch Knaben aufgenommen werden, welche in anderen Waisenhäusern keine Aufnahme finden. Möge dieses Institut am Purimfeste offene Herzen finden, und möge für die übliche ‚Purimspende’, die sich mit einer ganz kleinen Gabe des Einzelnen begnügt, die Hand unserer deutschen Glaubensgenossen geöffnet sein. Durch eine geringe Spende, die auch den Minderbegüterten möglich ist, ist jeder imstande, an einem großen Werke fördernd zu helfen und das beglückende Bewusstsein zu hegen, zum Wohle armer verlassener Kinder das Seinige beigetragen zu haben."

 
Jahresbericht 1903/04  

Diez Israelit 14091904.jpg (255946 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. September 1904: "Diez a.d.L. Das ‚Deutsch-israelitische Kinderheim’ versendet in diesen Tagen seinen Jahresbericht pro 1903. Wir entnehmen demselben folgende Angaben: Die Anzahl der Zöglinge des Kinderheims betrug im Schuljahr 1903/04 im ganzen 40, von denen 17 aus verschiedenen Provinzen Preußens stammen, dagegen 6 aus Bayern, 6 aus Sachsen, 4 aus Hessen, 3 aus Elsass-Lothringen und je 1 aus Baden, Hamburg, Bremen und Lübeck. Sämtliche Schüler besuchten die öffentlichen Volksschulen in Diez und erhielten eigenen Religionsunterricht in der Anstalt. Am Handfertigkeitsunterricht nahmen 20 Zöglinge teil. Zu Ostern traten 5 Zöglinge aus, 3 als Lehrlinge, die während der Lehrzeit noch aus der Anstalt unterstützt werden, 1 kehrte ins Elternhaus zurück und 1 trat in das neue Waisenhaus zu Köln über. Es ist erfreulich, dass viele Prinzipale, die einmal Lehrlinge aus dem Kinderheim hatten, sich bei Bedarf wieder an die Anstalt wenden. Der Gesundheitszustand war durchweg ein guter. Der Landrat des Kreises Diez, Herr Duderstadt mit Frau Gemahlin, beehrten zu Anfang des Jahres die Anstalt mit einem Besuche und sprachen sich sehr befriedigt über dieselbe aus. Die Kaddischstiftungen haben sich im laufe des Berichtsjahres um neun vermehrt. Die Anstalt erhielt außer den Beiträgen auch sonst zahlreiche Beweise der Zuneigung, sowohl Geschenke für die Kinder, als auch Spenden zur Renovierung beziehungsweise Ausschmückung der Haussynagoge. Herrn Dr. jur. Bärwald wird für die freundliche Beihilfe bei Umarbeitung der Satzungen behufs Eintrag ins Vereinsregister, ebenso Herrn Justizrat unter Notar Dr. jur. Hecht für die bewirkte Eintragung der gebührende Dank ausgesprochen, ebenso den deutschen Bne Brith-Logen und den auswärtigen Herren, die das Inkasso besorgten. Den heimgegangenen Gönnern der Anstalt, Herrn Rechtsanwalt Plotke seligen Andenkens und Herrn Alphons Jacobsohn seligen Andenkens, letzterer einer der Stifter des Kinderheims, werden warme Nachrufe gewidmet. Die Verwaltung besteht zurzeit aus den Herren Hermann Cramer, Louis Fest, Julius Goldschmidt, Carl Herzberg, L. Mainz und Prof. Dr. A, Sulzbach, sämtlich aus Frankfurt am Main, M. Apelt – Halle a.S., Aron Hirsch – Berlin, Rechtsanwalt Memelsdorf – Limburg und Leopold Rosenthal – Diez. Die Spenden aus Frankfurt am Main bezifferten sich auf Mark 4.156,10, die Jahresbeiträge aus Frankfurt, Leipzig, Halle, Erfurt, Halberstadt, Hamburg und Gotha auf Mark 3.726,20, sonstige Spenden aus verschiedenen Orten Mark 5.181,94, und endlich die Purimspende auf Mark 10.238,48. Kaddischstiftungen sind 38 vorhanden. Die mit dem Jahresbericht versandte Liste der Purimspenden des laufenden Jahres 1904 zeigt eine Steigerung auf 12.889,06 Mark. Die durch den Hausvater, Herrn Lehrer Kadden bestgeleitete Anstalt verdienst allseitige, reichliche Unterstützung, umso mehr, als sie fast das einzige derartige Institut ist, das nicht nur ausschließlich Waisen, sondern auch anderen nachweislich unterstützungs- und erziehungsbedürftigen Kindern ihre Pforten öffnet und auf streng-religiösen Prinzipien basiert. B.J."

 
Spendenaufruf zum Purimfest 1904  

Diez Israelit 25021904.jpg (92172 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Februar 1904: "Diez a.d.L. Das Purimfest naht heran, das Fest der Freuden und der Spenden. Da möchte es wohl angezeigt sein, die Aufmerksamkeit unserer jüdischen Männer und Frauen auf das hier befindliche ‚Deutsch-Israelitische Kinderheim’ zu lenken, das eine freundliche und gesunde Heimstätte verwaisten Kindern bereitet, deren Erziehung im Elternhause gefährdet wäre. Auf luftiger Höhe, in unmittelbarer Nähe des Waldes, empfangen ca. 40 Knaben hier eine in körperlicher und sittlicher geistiger Beziehung ausgezeichnete Erziehung; hier, dem Elende entrückt, dürfen sie sich wie andere Kinder freuen. Hier wird ihnen der Grund für eine einstige, sichere und ehrbare Erziehung gelegt; wie viele von denen, welche die Anstalt ins Leben entlassen, die jetzt ehrbar sich ihr Brot verdienen, wären verkommen, wenn sie nicht das Glück gehabt hätten, hier zu braven Menschen erzogen zu werden. Diese Anstalt zu unterstützen, ist gewiss edel und liebreich handeln; möge darum Niemand das Fest der Freude vorübergehen lassen, ohne sein Scherflein für die armen Waisen beizusteuern."

  
Spendenaufruf zum Purimfest 1905  

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. März 1905:  Text ist noch nicht abgeschrieben, bei Interesse bitte Textabbildung anklicken.    

   
Aufruf zur Unterstützung des Deutsch-Israelitischen Kinderheimes (1905)
    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. März 1905: "Frankfurt am Main, 17. März (1905). Auch in diesem Jahre möchten wir unsere edlen Glaubensbrüder auf das Deutsch-Israelitische Kinderheim zu Diez hinweisen, das sich einer segensreichen Tätigkeit, die weite Kreise umfasst, erfreut. Viele arme und verlassene Kinder, darunter solche, die durch Geburt schon unglücklich sind, finden hier liebevolle Pflege, streng religiöse Erziehung und eine gute Schulung, die sie befähigt, einst im Leben ihren Weg zu finden. Dieses Institut verdient allseitige Unterstützung und man darf wohl hoffen, dass wenn jetzt Kindermund für die Armen bittet, wenn Kinder, die sich liebender Eltern und eines glücklichen Heims erfreuen an die Erwachsenen hinantreten und für ihre nicht in gleicher Lage sich befindenden kleinen Kameraden eine Gabe erheischen, keiner sich zurückhalten wird, sein Scherflein für das große und heilige Werk der Waisenpflege, wie sie im 'Kinderheim' geübt wird, beizutragen."    

 
Besuch im Kinderheim 1907  

Diez Israelit 21021907.JPG (162136 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Februar 1907: "Frankfurt am Main. Der Reisende, den sein Weg durch das freundliche Landstädtchen Diez a.d. Lahn führt, sollte es nicht versäumen, das auf luftiger Höhe am Waldessaum gelegene Deutsch-Israelitische Kinderheim zu besuchen. Er wird gewiss seine Freude an dem stattlichen Bau, an den bei aller einfachen inneren Ausstattung doch schönen luft- und lichtdurchfluteten Räumen, den prächtigen Gartenanlagen, vor allem aber an der blühenden Kinderschar haben, die das Haus belegt. An der Lust, die den Kindern aus den Augen leuchtet, wird er erkennen, dass sie es hier gut haben und hier glücklich sind. Und doch sind es Kinder, die den Schichten des Elends und des Jammers entstammen, hier haben sie ein schützendes Obdach gefunden, hier genießen sie eine treffliche Erziehung, hier werden sie mit Wissen und sittlich religiöser Kraft für das Leben ausgerüstet, dass sie einst im leben eine ehrbare Existenz sich gründen können. Viele der bereits Entlassenen bezeugen durch ihr Leben, dass die Mühe und Sorgfalt, die für sie hier aufgewendet wurde, nicht unnütz verschwendet war. Eine solche Anstalt, die arme verlassene Kinder aus dem ganzen Deutschen Reiche aufnimmt und auch russischen Kindern, die ihre Eltern durch die brutalen Niedermetzelungen verloren haben, ihre Hilfe leiht, verdient es und hat einen Anspruch darauf, dass die Liebe aller jüdischen Bürger des Deutschen Reichs sich ihr zuwendet, zumal, wenn die Bitte um eine Beihilfe nur eine ganz kleine Gabe heischt. – Es darf darum auch wohl erwartet werden, dass, wenn am bevorstehenden Purimfeste kleine Sammler in jeder Gemeinde des ganzen Deutschen Reiches für ihre armen Altersgenossen um eine Gabe bitten, sie offene Herzen und gern spendende Hände finden werden. Man bedenke, dass die ‚Purimspende’ der Lebensnerz des Kinderheims ist, und jeder, der seinen Obolus opfert, darf von dem erhebenden Gefühl beseelt sein, dass zur Stütze und Befestigung jenes von Menschenliebe und jüdischer Wohltätigkeit errichteten Baues, der schon so vielen Segen verbreitet, auch sein Scherflein beigetragen hat."  
 
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. Februar 1907: 
Derselbe Bericht wie in der Zeitschrift "Der Israelit"     

   
Anzeige von 1908  

Diez FrfIsrFambl 07021908.jpg (42354 Byte)Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. Februar 1908: "Deutsch-Israelitisches Kinderheim in Diez a.d.L. Zu Ostern dieses Jahres können einige Zöglinge in das Deutsch-Israelitische Kinderheim in Diez a.d.L. aufgenommen werden. Anmeldungen unter Beifügung von 1. Geburtsschein, 2. Impfschein, 3. Gesundheitszeugnis, 4. Armutszeugnis sind bis Mitte März dieses Jahres an Herrn L. Mainz, Uhlandstrasse 46 in Frankfurt am Main zu richten."

 
Bericht von 1909  

Diez Israelit 04031909.jpg (160418 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. März 1909: "Frankfurt am Main, 19. Februar (1909). Das Deutsch-Israelitische Kinderheim in Diez ist unstreitig eine der hervorragendsten Stätten, wo jüdische Mildtätigkeit und Wohltätigkeit fürsorgend waltet. In den lichtdurchfluteten Räumen des schönen und zweckmäßig eingerichteten Hauses, das, hoch am Waldrande gelegen, weit hinausschaut in das gesegnete Tal des nassauischen Geländes, wird eine große Anzahl von Knaben unter sorgfältigster Aufsicht erzogen und zu einem menschenwürdigen, gottgefälligen Dasein herangebildet, die, ihren Kreisen überlassen, zum größten Teile sicherlich einem traurigen Schicksal verfallen wären. Waisen und Halbwaisen sind es nicht allein, die hier Aufnahme finden, auch solche, denen durch zerrüttete häusliche Verhältnisse die Erziehung fehlen würde, wie auch solche bedauernswerte Kinder, denen eine grausame Welt sehr oft wegen des Fehltritts der Mutter einen Makel anhaftet: hier finden sie alle eine Stätte der Liebe, unter der sie sich enthalten und zu einem heiteren Leben erblühen. Man sehe nur in ihre froh blickenden Augen, ihre von Gesundheit zeugenden rotwangigen Gesichter, und man wird seine Freude an ihnen haben, und man wird sich freuen, dass jüdische Wohltätigkeit hier eine ihrer schönsten Blüten entfaltet. Es ist ein glückliches Bewusstsein, an diesem Wohltätigkeitswerk sein Teil mitgearbeitet zu haben; sich aber dieses Glückes teilhaftig zu machen, dazu bedarf es für den einzelnen keiner großen Opfer. Mit dem wiederkehrenden Purimfeste, das jüdische Gedanke ja mit Wohl tun am schönsten zu weihen glaubt, werden Kindermund und Kinderspruch bei ihren kleinen und großen Freunden um eine kleine Spende für das Kinderheim bitten, und die Kleinen werden gewiss nicht abgewiesen werden und mit leeren Händen abziehen müssen. Das Kinderheim erweist seine Wohltaten jüdischen verlassenen Kindern ganz Deutschlands, und so darf es auch wohl an die jüdischen Herzen ganz Deutschlands seine Bitte um Mithilfe an dem guten Werke richten." 

  
Jahresbericht 1911  

Diez AZJ 30081912.jpg (168701 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. August 1912: "Diez a.d.L., 23. August (1912). Nach dem soeben erschienenen Jahresberichte des Deutsch-Israelitischen Kinderheims für das Jahr 1911 belief sich die Zahl der Zöglinge im vergangenen Jahr auf 41, von denen 35 die Volksschule und 6 Zöglinge die Realschule besuchten. Mit Ablauf des Schuljahres verließen 7 Schüler die Anstalt, einer wandte sich dem Buchdruckergewerbe zu, einer der Elektrotechnik und fünf widmeten sich dem Kaufmannsstande. Der Religionsunterricht wird wie bisher im Hause erteilt. Die älteren Zöglinge erhalten in Stenographie, Rundschrift und Handfertigkeit Unterricht. Auch in diesem Jahre kann die Anstalt über viele Beweise freundlichen Wohlwollens für ihre Zöglinge und ihre Zwecke, die sich in letztwilligen Zuwendungen, gelegentlichen Geschenken kundgaben, berichten. So hat ihr die Baronin-von-Cohn-Oppenheimsche-Stiftung der Israelitischen Kultusgemeinde Dessau auch in diesem Jahre wiederum einen Betrag von 300 Mark bewilligt. Die Handwerkervereine zu Frankfurt am Main, Wiesbaden und Gießen waren ihr in zuvorkommendster Weise bei Unterbringung aus der Anstalt entlassener Zöglinge behilflich. Herr Augenarzt Dr. S. Bamberger in Frankfurt am Main behandelte einen erkrankten Zögling längere Zeit unentgeltlich, und als die Unterbringung des Knaben in ein Spital sich als notwendig herausstellte, so gewährte das Rothschild'sche Kinderhospital in Frankfurt am Main ihm unentgeltliche Aufnahme. Für alle diese Beweise freundlicher Gesinnung wird im Berichte den Gönnern der Anstalt wärmster Dank ausgesprochen. Die Verwaltung des ‚Deutsch-Israelitischen Kinderheims’ setzt sich zurzeit zusammen aus den Herren Julius Goldschmidt, Vorsitzender, Hermann Cramer, Kommerzienrat Louis Feist, Direktor Karl Herzberg, Leo Mainz, Leopold Rosenthal, Prof. Dr. A. Sulzbach, Joseph Wisloch, alle in Frankfurt am Main; Rechtsanwalt Dr. G. Gottschalk, Leipzig, Aron Hirsch, Berlin und Moritz Joseph, Halberstadt."   

  
Jahresbericht 1912
   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. August 1913:  
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Allgemeiner Bericht über das Kinderheim (1913)      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. März 1913:  
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Jahresbericht aus der Zeit des Ersten Weltkrieges (1916)    

Diez FrfIsrFambl 28071916.jpg (83709 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. Juli 1916: "Deutsch-Israelitisches Kinderheim, Diez. 
Der Verein 'Deutsch-Israelitisches Kinderheim, Diez', dessen Sitz in Frankfurt ist (Vorsitzender: Julius Goldschmidt in Fa. J. & S. Goldschmidt), veröffentlicht seinen Bericht über die Jahre 1914 und 1915. 
Infolge des Krieges hat das Haus des Heims für Lazarettzwecke - 70 Betten - zur Verfügung gestellt und für die 40 Kinder eine Villa gemietet werden müssen. Von ehemaligen Zöglingen sind gefallen: Nathan Behr aus Bremen, Erwin Strauß aus Alzey und Lehrer Max Levi aus Magdeburg.  
Nach dem Rechnungsabschluss wurden u.a. verausgabt 1914: Haushaltung 11.320 Mark, Bekleidung 3.048 Mark und Gehälter 4.230 Mark und 1915: Haushaltung 11.463 Mark, Bekleidung 3.239 Mark und Gehälter 4.542 Mark."      

     
40-jähriges Lehrerjubiläum des Lehrers Kadden (1921)   

Diez Israelit 10111921.jpg (43436 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. November 1921: "Hannover, 3. November (1921). Im Kinderheim zu Diez a.d. Lahn feierte am 1. November Herr Kadden sein 40jähriges Lehrerjubiläum. Derselbe wirkte 12 Jahre in Euskirchen als Lehrer, seit 28 Jahren ist ihm die Leitung des genannten Heimes übertragen. In dieser Stellung genießt er in weitesten Kreisen größtes Ansehen, besonders seine Diezer Schüler verehren in dem Jubilar einen seltenen Pädagogen und väterlichen Freund."  

        
Das Israelitische Kinderheim in Diez erhält als "notleidende Anstalt" eine außerordentliche Beihilfe von der Jüdischen Welthilfskonferenz (1922)    

Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe Dezember 1922, Heft 3-4: "Wirtschaftliche Fürsorge. Die 16 Millionen, die der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden vom Reichsarbeitsministerium aus der im Nachtrag zum Haushaltsetat für 1922 genehmigten Milliarde überwiesen wurden, um den notleidenden Anstalten außerordentliche Beihilfe zu gewähren, wurden gemeinsam mit der ersten Rate (5 Millionen) der von der Jüdischen Welthilfskonferenz gewährten Spende zur Unterstützung notleidender Einrichtung in Deutschland an 119 Anstalten (siehe nachstehende Aufstockung) verteilt. Die Verteilung an die der Gesundheitsfürsorge dienenden Einrichtungen erfolgte gemeinsam mit dem Bund jüdischer Kranken- und Pflegeanstalten Deutschlands, der an der Einleitung der Hilfsaktion beim Reich in starkem Maße beteiligt war (siehe Nachrichtendienst Nr. 2). Anstalten, die noch nicht bedacht wurden, wollen sich schleunigst bei der Zentralwohlfahrtsstelle melden. 
Nr. 40  Diez a. Lahn, Israel. Kinderheim  150 000.- Mark".    

  
Aufruf zur Purimspende 1925  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Februar 1925: "Das Deutsch-Israelitische Kinderheim in Diez an der Lahn. Beim Herannahen des Purimfestes sollte man in jüdischen Kreisen der segensreichen Tätigkeit des Diezer Kinderheims nicht vergessen. Seit dreieinhalb Jahrzehnten wirkt das Kinderheim still und hilfsbereit, Kindern aus allen Teilen Deutschlands und auch anderen Ländern, gute jüdische Erziehung angedeihen zu lassen. Es ist die einzige Anstalt, in der nicht allein Waisen und Halbwaisen Aufnahme und Schutz finden, sondern auch Kinder von noch lebenden Eltern, welche aber für die Erziehung nicht aufkommen können oder keine Gewähr bieten. Aus der Anstalt sind tüchtige Menschen hervorgegangen, die der Gesellschaft und dem Judentum nützliche Dienste leisten. Heute, wo die Hilfsquellen überall versiegen, ist die Anstalt mehr denn je auf die Purimspende angewiesen. Besonders lasse man die Kleinen an diesem Tage der jüdischen Wohltätigkeit für ihre Altersgenossen sammeln. Der Sitz der Verwaltung ist Frankfurt am Main. Spenden können an Postscheckkonto Nr. 2871 geschickt werden."

    
Bericht über das Kinderheim 1927  

Diez Israelit 03031927.jpg (207493 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. März 1927: "Eindrücke aus einem Kinderheim
Einen Lichtblick in der dunklen Gegenwart gewährte mir ein Besuch im Deutsch-Israelitischen Kinderheim in Diez an der Lahn. Von einem früheren Schüler der Anstalt war ich veranlasst worden, diese aufzusuchen. Ein herzerfreuender Anblick! Ein stattliches Gebäude mit großen Parkanlagen, Spiel- und
Turnplätzen. Weit über 30 heimatlose Knaben im Alter von 6 bis 16 Jahren – Ganz- und Halbwaisen – haben hier das verlorene Heim wieder gefunden. Ihr gutes Aussehen, die saubere Kleidung, ihr frisches, natürliches Wesen zeugen für eine vorzügliche Leitung der Anstalt. Die begabteren Jungen tragen voll Stolz die Mützen der dortigen Realschule, die übrigen besuchen die Volksschule. Die zuvorkommende Führung durch den Hausvater erlaubte mir einen Einblick in die Räumlichkeiten und in den Betrieb des Heimes. Einen überaus freundlichen Eindruck rufen die hohen, luftigen Schlafsäle, die hellen geräumigen Arbeitszimmer hervor. Alle Räume strahlen vor Sauberkeit. An den Wänden des Betsaales hängen Gedenktafeln, auf denen die Namen der Wohltäter verzeichnet sind, die das Heim mit einer größeren oder kleineren Stiftung bedacht haben und zu deren Jahrzeitstagen pietätvoll das Seelenlicht entzündet wird und aus dankbaren Kinderherzen das Kaddischgebet emporsteigt. Auf meine Frage an den Hausvater, ob nicht noch mehr heimat- und elternlose Kinder den Segen des Heimes genießen könnten, erfolgt die Antwort: ‚Wie gerne würden wir eine viel größere Zahl Waisen aufnehmen. Die Räumlichkeiten haben wir – doch die Mittel reichen nicht einmal für die Betreuung der vorhandenen Kinder aus.’ Dieses traurige Wort drückt mir die Feder in die Hand. Die deutsche Judenheit kann es nicht verantworten, wenn ein solches Heim darben muss, gezwungen ist, Kinder auszuschließen oder abzuweisen, die dann dem Judentum verloren gehen oder ihm später zur Schande gereichen, jedoch durch eine großzügige Förderung des Heimes zu bewussten Juden zu tüchtigen Menschen hätten erzogen werden können. Ein Aufruf zur Purimspende wird zurzeit an die jüdischen Gemeinden gesandt, will die Herzen und Hände der Glaubensbrüder öffnen, der Purimspende, die fast die einzige Einnahmequelle des Heimes ist. Möge diese Quelle recht kräftig sprudeln! Postscheckkonto Frankfurt am Main 5871."

     
Spendenaufruf zum Purimfest 1928  

Diez Israelit 01031928.jpg (158118 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. März 1928: "Deutsch-Israelitisches Kinderheim Diez an der Lahn.  
Der Vorstand des Deutsch-Israelitischen Kinderheims versendet folgenden Aufruf: 
'Mit dem Herannahen des Purimfestes wenden wir uns an unsere Freunde und Gönner mit der Bitte, zu Gunsten unseres Kinderheims eine Sammlung gütigst veranstalten zu wollen. 
Die Purimspende, die die Haupteinnahmequelle unseres Kinderheims bildet, ist im vorigen Jahre um eine Tausend Mark gegen früher zurückgeblieben. Es ist dies wohl bei den vielen Ansprüchen, die an jeden gestellt werden, zu begreifen. Allein, es wird doch wohl möglich sein, die Lücke auszufüllen, wenn, da ja zum größten Teil nur aus kleinen Beiträgen das Ergebnis unserer Sammlung sich zusammengesetzt, unsere Freunde bereit wären, und wir glauben, dass sie es sein werden, ihren Beitrag zu erhöhen. Das würde für den einzelnen kein großes Opfer bedeuten, für ein höheres Ergebnis unserer Sammlung würde es von großer Bedeutung sein. 
Die vielen Anmeldungen aus allen Teilen des Reiches beweisen den Menschenfreunden, welch hohe soziale Aufgaben das Deutsch-Israelitische Kinderheim zu erfüllen hätte, wenn die Mittel vorhanden wären, allen berechtigten Ansprüchen zu genügen. Aber die Verwaltung muss zu ihrem großen Bedauern eine ganze Anzahl von Gesuchen aus finanziellen Gründen ablehnen.
Glaubensgenossen! Wenn in den nächsten Tagen die Jugend für das Diezer Kinderheim sammelt, so spendet nach Euren Kräften. Und wenn es mit Eurer Hilfe gelingt, eine Anzahl unglücklicher Waisenkinder bei uns aufzunehmen, dann wird Euch das Bewusstsein der vollbrachten guten Tat beglücken und Gottes Lohn wird nicht ausbleiben. 
Zur Einsendung der Sammelergebnisse bediene man sich gefälligst der beigeschlossenen Zahlkarte (Postscheckkonto 2871 Amt Frankfurt am Main)." 

        
Anzeige des Deutsch-Israelitischen Kinderheimes (1929) 

Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31, Januar 1929: "Deutsch-Israelitisches Kinderheim, Dietz/Lahn
Mit Beginn des neuen Schuljahr können einige Knaben aufgenommen werden. Gesuche wolle man bis 15. Februar dieses Jahres der Direktion des Deutsch-Israelitischen Kinderheimes, Diez (Lahn) einreichen. Der Vorstand."   

    
Chanukkafeier des Frauenvereines Diez, bei der auch Zöglinge des Kinderheimes mitwirkten (1930)  

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Januar 1930: "Diez an der Lahn, 5. Januar (1930). Zu einer Chanukkafeier, für deren Gelingen den Vorstandsdamen besonderer Dank gebührt, hatte der Frauenverein eingeladen. Nach einer kurzen Begrüßungsansprache der stellvertretenden Vorsitzenden und einem schön gesprochenen Prolog folgte ein Vortrag des Obersekundaners Heinrich Felsen, Zögling des Deutsch-Israelitischen Kinderheimes, über 'Chanukka und die heutige Zeit', der reichen Beifall erntete. Anschließend folgten einige sehr nette Gedichte und Theaterstücke, die starken Anklang fanden. Eine kleine Verlosung beschloss die in echt jüdischem Geiste verlaufene Feier."  

 
Spendenaufruf zum Purimfest 1930 

Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. März 1930: "Diez (Lahn), 5. März (1930). Das Deutsch-Israelitische Kinderheim in Diez (Lahn) hat in diesen Tagen seine Aufrufe zur Purimspende den Gemeinden übersandt. Die Purimspende gibt der Anstalt, die sich seit mehr als vierzig Jahren der Erziehung und Pflege von Waisen und Kindern unbemittelter Eltern widmet, den Rückhalt ihrer segensreichen Tätigkeit. Jeder, der zur Linderung schwerster Jugendnot beitragen will, überweise zu Purim dem Deutsch-Israelitischen Kinderheim eine Spende (Postscheckkonto 2871 Frankfurt am Main)." 

      
Schließung des Kinderheims 1935 

Diez Israelit 29081935.jpg (59750 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. August 1935: "Frankfurt am Main, 23. August (1935). Die ‚Frankfurter Zeitung’ berichtet in ihrer Morgenausgabe vom 23. August: ‚Ein jüdisches Erziehungsheim in Diez an der Lahn, in welchem vor allem Waisenkinder und Halbwaisen untergebracht waren, wurde, nachdem es vor dem Gebäude zu Sprechchören und Demonstrationen gekommen war, von der Polizei geschlossen und die etwa 50 Insassen zu ihrem Schutz unter polizeilicher Bedeckung nach auswärts abtransportiert’."        

     

     

     

     

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Stand: 25. Juli 2014