Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Dittigheim (Stadt Tauberbischofsheim, Main-Tauber-Kreis) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
- Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde     
   
In dem bis Anfang des 19. Jahrhunderts zum Hochstift Würzburg gehörenden Dittigheim bestand eine jüdische Gemeinde bis zu ihrer Auflösung im November 1881. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Nach einer mündlichen Überlieferung der ehemaligen jüdischen Gemeinde sollen die ersten Juden in Dittigheim aus Spanien geflohen sein. 

Erste Hinweise auf die Existenz von Juden in Dittigheim liegen aus den Jahren 1542 bis 1555 vor, wonach es damals zu einem längeren Streit zwischen Pfarrer Hans zu Dittigheim und des Juden Jekhel Frau gekommen ist. 1573 und 1578 wird der Jude Nehem(b) genannt, der damals wohl der einzige jüdische Bewohner Dittigheims war. Um 1600 war ein Jude Benjamin am Ort, Stammvater der bis ins 19. Jahrhundert hier lebenden Familie Strauss. 1622 wird Mosche von Didichen genannt.   
       
Nach dem Dreißigjährigen Krieg
konnten sich weitere Juden am Ort niederlassen. 1699 lebten nach einem Bericht des Grünsfelder Amtes folgende Schutzjuden (teilweise mit Familien) am Ort: Moyses aus Königshofen (seit 24 Jahren in Dittigheim), Lämlein aus Mosbach (seit 1675 am Ort), Joseph von Dittigheim, Fälklein aus Wertheim, Hirschlein von Dittigheim. 1737 wohnten 19 jüdische Personen am Ort (sieben Männer, sechs Frauen, vier Jungen und zwei Mädchen). 1763 werden neun jüdische Familien genannt (Familienoberhäupter Samson, Jakob, Samson der Jüngere, Eysig, Löw Hersch, Josef Schmuel, Moyses Joseph, Samuel Jakob, Abraham Schmuel). 
  
Im 19. Jahrhundert erhielt als erster Jude des Ortes Samuel Strauß 1816 das Bürgerrecht der Gemeinde. Er hat zunächst einen umfangreichen Getreidehandel, später einen Weinhandel betrieben. 1849 ist er nach Tauberbischofsheim gezogen, wo er 1864 unter Hinterlassung einer großen Stiftung für wohltätige Zwecke starb. Die Zahl der jüdischen Einwohner in Dittigheim stieg zunächst weiter an: 1825 87, 1840 120 und erreichte 1854 mit 172 jüdischen Einwohnern die höchste Zahl (über 15 Prozent der Ortsbevölkerung). In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen Einwohner durch Aus- und Abwanderung stark zurück. 
  
An Einrichtungen waren eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Religionsschule (nach 1840 einige Jahre eine jüdische Konfessionsschule) und eine Mikwe vorhanden. Die Toten der jüdischen Gemeinde wurden in Allersheim beigesetzt, nach 1875 auch in Tauberbischofsheim. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war - zumindest zeitweise - ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schächter tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle zwischen 1836 und 1854 unten). Als Lehrer werden genannt: Lehrer Adler (1840 s.u.), Lehrer Withan (1844, genannt in der Allgemeinen Zeitung des Judentums vom 29.7.1844), Lehrer E. Jacob (mehrfach in der Zeitschrift "Der Israelit" 1869 genannt). 1827 wurde Dittigheim dem Bezirksrabbinat Wertheim zugeteilt, das 1850 bis 1864 vorübergehend seinen Sitz in Tauberbischofsheim hatte. 

Im Jahr ihrer Auflösung 1881 hatte die Gemeinde noch 14 Gemeindeglieder, von den zehn inzwischen in Tauberbischofsheim lebten. Die anderen vier wurden damals auch der Gemeinde Tauberbischofsheim zugewiesen. Kurz nach 1900 lebten keine Juden mehr am Ort.   
  
  
  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrer und Vorsängers (Februar und Juli 1836 / 1841)  

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" von 1836 S. 173 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Erledigte Stelle. Bei der israelitischen Gemeinde zu Dittigheim ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 100 Gulden nebst freier Wohnung sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen. 
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunden und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen sich bei der Bezirks-Synagoge dahier zu melden. 
Auch wird bemerkt, dass im Falle weder Schulkandidaten noch Rabbinatskandidaten sich melden, andere inländische Subjekte nach erstandener Prüfung bei dem Bezirks-Rabbiner zur Bewerbung zugelassen werden. 
Merchingen, den 16. Februar 1836. 
Großherzogliche Bezirks-Synagoge.       
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" von 1836 S. 689 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Erledigte Stelle. Bei der israelitischen Gemeinde zu Dittigheim ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 100 Gulden nebst freier Wohnung sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen. 
Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage ihrer Rezeptionsurkunden und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen sich bei der Bezirks-Synagoge dahier zu melden. 
Auch wird bemerkt, dass im Falle weder Schulkandidaten noch Rabbinatskandidaten sich melden, andere inländische Subjekte nach erstandener Prüfung bei dem Bezirks-Rabbiner zur Bewerbung zugelassen werden. 
Merchingen, den 28. Juli 1836. 
Großherzogliche Bezirks-Synagoge.     
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" von 1841 S. 790  (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Merchingen (Dienstantrag). Bei der israelitischen Gemeinde Dittigheim ist die Lehrstelle für den Religionsunterricht der Jugend, mit welcher ein Gehalt von 120 bis 150 Gulden (je nachdem sich tüchtig qualifizierte Subjekte darum bewerben werden) nebst freier Wohnung sowie der Vorsängerdienst samt den davon abhängigen Gefällen verbunden ist, erledigt, und durch Übereinkunft mit der Gemeinde unter höherer Genehmigung zu besetzen. Die rezipierten israelitischen Schulkandidaten werden daher aufgefordert, unter Vorlage der Rezeptionsurkunde und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel binnen 6 Wochen sich bei der Bezirks-Synagoge dahier zu melden. 
Auch wird bemerkt, dass im Falle weder Schulkandidaten noch Rabbinatskandidaten sich melden, andere inländische Subjekte nach erstandener Prüfung bei dem Bezirks-Rabbiner zur Bewerbung zugelassen werden.
Merchingen, den 5. August 1841. Großherzogliche Bezirks-Synagoge. Staadecker, Bezirksrabbiner."     
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 11. Mai 1853 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Die mit einem festen Gehalte von 150 fl. und einem jährlichen Schulgelde von 48 kr. für jedes die Religionsschule besuchende Kind und dem Vorsängerdienste samt den davon abhängigen Gefällen, verbundene Religionsschulstelle bei der israelitischen Gemeinde Dittigheim ist zu besetzen. Die berechtigten Bewerber um dieselbe werden daher aufgefordert, mit ihren Gesuchen, unter Vorlage ihrer Aufnahmeurkunden und der Zeugnisse über ihren sittlichen und religiösen Lebenswandel, binnen 6 Wochen, mittelst des betreffenden Bezirksrabbinats, bei der Bezirkssynagoge Tauberbischofsheim sich zu melden. Bei dem Abgange von Meldungen von Schul- oder Rabbinatskandidaten, können auch andere inländische befähigte Subjekte nach erstandener Prüfung bei dem Bezirksrabbiner zur Bewerbung zugelassen werden."    
 
Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" vom 13. Mai 1854 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Durch die beabsichtigte Auswanderung des zur Begleitung der Religionsschulstelle bei der Israelitengemeinde Dittigheim, Synagogenbezirks Tauberbischofsheim, ernannten Lehrers wird diese mit einem festen Gehalte von 150 fl. und einem Schulgelde von 48 kr. für jedes die Religionsschule besuchende Kind und dem Vorsängerdienste, samt den davon abhängigen Gefällen verbundene, im Mai vorigen Jahres ausgekündigte Stelle mit einer Anmeldungsfrist von 4 Wochen zur Bewerbung wiederholt ausgekündigt."        

  
Der Schulkandidat Adler wird Religionslehrer und Vorsänger in Dittigheim (1840)        

Anzeige im "Großherzoglich Badischen Anzeige-Blatt für den See-Kreis" von 1840 S. 593 (Quelle: Stadtarchiv Donaueschingen): "Dienst-Nachrichten.  
Die mit dem Vorsängerdienste verbundene Lehrstelle an der neukonstituierten öffentlichen Schule bei der israelitischen Gemeinde Dittigheim, Amtsbezirks Tauberbischofsheim, wurde dem dasigen Religionsschullehrer und Vorsänger, Schulkandidaten Adler, übertragen."     

   
  
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde 
Zum Tod von Lehrer Samuel Steinhardt (geb. in Dittigheim, gest. 1878 in Bödigheim)  

Boedigheim Israelit 30101878.jpg (74457 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Oktober 1878: "Bödigheim. Ein schwerer Verlust hat unsere Gemeinde, ja unsere ganze Gegend betroffen. Am 17. Oktober laufenden Jahres starb dahier unerwartet schnell an einem Hirnschlage Herr Lehrer Steinhardt. Derselbe war in Dittigheim geboren, widmete sich von frühester Jugend an dem Torastudium. 39 Jahre war er Lehrer am hiesigen Platze, seine Liebe zu seinem Berufe, seine großen Kenntnisse, sein liebevolles Benehmen gegen Jedermann, verschafften ihm ein hohes ansehen und Achtung in der ganzen Gemeinde und Umgegend. Die Beerdigung fand Freitag den 18. statt, die Beteiligung war eine sehr große; nicht allein seitens der israelitischen Einwohner der ganzen Umgegend, auch die angesehensten christlichen Bürger gaben ihm das letzte Geleite. Möge der Allgütige die trauernde Familie trösten und ihr seinen Schutz und Beistand nicht versagen. An den Dahingeschiedenen mögen sich die Worte unserer heiligen Schrift erfüllen: Deine Frömmigkeit wird vor Dir hergehen und die Herrlichkeit Gottes Dich aufnehmen. Einer seiner Schüler."   

  
Zum Tod des taubstummen Schuhmachermeisters Isaak Steinhardt (1896)  

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. August 1896: "Aus Baden, im August (1896). Die erfreulichsten Nachrichten auf dem Gebiet der konfessionellen Gleichstellung kommen doch immer noch aus Baden. So wird die Leser dieses Blattes sicher eine Mitteilung interessieren, welche dem XXII. Jahresbericht der großherzoglich Badischen Taubstummen-Anstalt in Gerlachsheim entnommen ist. (Schuljahr 1895/96, vom 23. September 1895 bis 1. August 1896). Es heißt darin wörtlich: "Am 9. September vorigen Jahres ist in seiner Heimat Dittigheim der taubstumme Schuhmachermeister Isaak Steinhardt gestorben. Wir glauben dies hauptsächlich aus dem Grunde erwähnen zu sollen, weil Steinhardt den vollgültigen Beweis geliefert hat, dass auch Taubstumme bei genügender Unterrichtszeit und guter Erziehung so weit gefördert werden können, dass sie selbstständig nicht nur ihr Auskommen zu finden, sondern auch noch für das Alter einen Sparpfennig zurückzulegen vermögen. Er führte seit einer langen Reihe von Jahren mit seiner ebenfalls taubstummen Schwester Eva Steinhart eine wohlgeordnete Haushaltung und hat während dieser Zeit eine größere Zahl von Unglücksgenossen in seinem Gewerbe ausgebildet, und zwar mit so gutem Erfolg, dass ihm vom großherzoglichen Oberschulrat wiederholt Geldprämien zuerkannt worden sind". Wir wollen nicht unterlassen, in diesem Zusammenhang rühmend eines anderen jüdischen Taubstummen zu gedenken, eines Lieblingsschülers des Herrn Rektor Villareth in Gerlachsheim: Herr Ferdinand Steinhart aus Tauberbischofsheim trat nach Absolvierung genannter Anstalt als Schriftsetzer in eine Druckerei ein. Er hat es heute, von seltener Energie und guten Anlagen unterstützt, zum selbstständigen Buchdrucker gebracht. In Mannheim. seinem jetzigen Aufenthaltsort, genießt er in weitesten Kreisen ebenso wie in der Heimat, die höchste Achtung und Liebe. Er ist Vorsitzender des von ihm gegründeten Mannheimer Taubstummenvereins. Als unermüdlicher Vorkämpfer für seine Leidens genossen – Steinhardt ist ein ausgezeichneter Redner – steht er mit allen Taubstummen seines engeren Vaterlandes in ununterbrochenem Verkehr. Auch sonst sind aus der Gerlachsheimer Anstalt tüchtige jüdische Handwerker hervorgegangen. Unter den Abiturienten des abgeschlossenenen Schuljahrs befinden sich zwei jüdische Kinder, ein Knabe und ein Mädchen. Von den 96 Schülern waren im letzten Jahre fünf jüdischer Religion. Das ist die Durchschnittszahl. Zur Erteilung des jüdischen Religionsunterrichts, für den früher keine Lehrkraft vorhanden war, ist vom Großherzoglichen badischen Oberschulrat der im Taubstummenwesen vorgebildete Lehrer Driessen in Tauberbischofsheim angestellt, und zwar bereits mehr als zwölf Jahre. Von Lehrer Driesen ist in Verbindung mit dem Rektor der Anstalt auch Sorge getragen, dass die Kinder an den hohen Feiertagen jeweils dem Gottesdienst in Tauberbischofsheim beiwohnen können. Während der Festtage sind die jüdischen Taubstummen bei opferwilligen Familien untergebracht. Zuletzt sei noch der wohlwollenden Unterstützung gedacht, deren sich die Anstalt von Seiten einiger Glaubensgenossen zu erfreuen hat. Wir schließen unseren Bericht mit der Versicherung des Dankes für alle die, welche diesem ebenso schönen wie schweren Werke edler Nächstenliebe Kraft, Zeit oder Mittel weihen, und bitten alle Edeldenkenden, auch fernerhin dieser Stätte wahrster sozialer Pädagogik ihre werktätige Sympathie zuwenden zu wollen."   

    
    
    
Zur Geschichte des Betsaales /der Synagoge   
   
Eine Synagoge beziehungsweise ein Betsaal bestand seit dem 18. Jahrhundert. Im Dezember 1745 wurde die Judenschaft zu einer Strafe von zwölf Reichstalern verurteilt, weil es bei der Einweihung einer neuen Torarolle derart zugegangen sei ("zu großes Gepränge"), dass dies ein öffentliches Ärgernis erregt hatte. Nach einem Bericht des Pfarrers Adam Fleischmann hätten die Dittigheimer Juden ihre "so genannten 10 gebott und die 4 bücher Mojsy unter einem kleinen himel öffentlich in ihr betthauß getragen", womit eine Prozession zur Einbringung der Torarollen in die Synagoge gemeint war. Bei der Untersuchung der Angelegenheit berichteten die vernommenen Juden am 19. Januar 1746: "sie hetten keineswegs die zehen Gebott unter einem Himmel (gemeint Baldachin) über die gassen getragen, sondern es hette Jud Jeckoff welche aus seinem Hauß unter Einem Mantel bis an das Thor, worinnen die Synagog seye, getragen, wo so dann anerst, weilen unter freyem himmel solche zu tragen ihr gesetz nicht leide, mit einem auff 3 stangen gemachten führhang bedeckhet und in die schuel getragen". Ein christlicher Beobachter der Prozession sagte aus, er habe "gesehen, dass eine Prozession Juden, und zwar die unverheirateten voran, die Verheirateten hinnach gegangen, worunter einer unter einem Himmel von rothen Caton oder Taffet etwas getragen, worauff die weiber gefolget". 1746 berichtet Pfarrer Fleischmann, dass die Juden "keine ordentliche Synagog hätten, ihre gewöhnliche Zusammenkünft und Schul in einem vorhin gewesenen Christenhaus halteten". Auch die Juden aus dem benachbarten Dittwar würden nach Dittigheim zur Synagoge kommen.   
   
1769
wollten die Dittigheimer Juden eine neue Synagoge bauen. Samuel ben Jakob (Strauss) hatte den Bau veranlasst. Der für den Bau vorgesehene Platz war mit der hier stehenden Scheuer des Moyses, die zur "Schul" umgebaut werden sollte, bereits 130 Jahren in jüdischem Besitz. Die Judenschaft erklärte sich gegenüber den Behörden bereit jährlich einen Reichstaler für das "Schulrecht" zu bezahlen; vom Amt aus würden jährlich zwei Reichstaler festgelegt. 
   
Über 100 Jahre diente diese Synagoge als gottesdienstliches Zentrum der jüdischen Gemeinde. Als in den 1870-Jahren bereits die meisten der jüdischen Bewohner abgewandert waren und kaum mehr die zum Gottesdienst notwendige Zehnzahl der Männer zustande kam, wurde die Synagoge immer weniger benutzt und schließlich geschlossen. Seitdem besuchten die noch in Dittigheim lebenden Juden die Synagoge in Tauberbischofsheim. Im Februar 1881 wurde das Synagogengebäude verkauft. Es ist als Wohnhaus/landwirtschaftliches Gebäude in der Synagogengasse 4 erhalten; ein farbig bemalter Hochzeitsstein erinnert an die Vergangenheit des Gebäudes. 1979 wurde dieser als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung in das Denkmalbuch des Landes Baden-Württemberg eingetragen. 
  
  
  
Fotos 
Historische Fotos: 

Historische Fotos sind nicht bekannt, Hinweise bitte an den 
Webmaster von "Alemannia Judaica", E-Mail-Adresse siehe Eingangsseite

   
Fotos nach 1945/Gegenwart: 

Fotos 2001:
(Fotos: Hahn) 
    
Dittigheim Synagoge 001.jpg (60198 Byte) Dittigheim Synagoge 002.jpg (83465 Byte) Dittigheim Synagoge 003.jpg (85546 Byte)
Die ehemalige Synagoge 
in Dittigheim  
Der Hochzeitsstein an der ehemaligen
 Synagoge ist die einzige äußerlich
 auffallende Erinnerung an die 
jüdische Geschichte
  
   
   
Fotos 2003:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 22.9.2003)
 
Dittigheim Synagoge 150.jpg (42650 Byte) Dittigheim Synagoge 152.jpg (61499 Byte) Dittigheim Synagoge 153.jpg (64171 Byte)
Ansichten des Gebäudes der ehemaligen Synagoge, das schon länger 
zu einem landwirtschaftlichen Gebäude umgebaut wurde  
Der Hochzeitsstein
   
     
  Dittigheim Synagoge 151.jpg (50195 Byte)  
  Straßenschild "Synagogengasse"  

   
   

Links und Literatur 

Links: 

bulletWebsite der Stadt Tauberbischofsheim   

Quellen:     

Hinweis auf online einsehbare Familienregister  
In der Website des Landesarchivs Baden-Württemberg (Hauptstaatsarchiv Stuttgart) sind die Personenstandsregister jüdischer Gemeinden in Württemberg, Baden und Hohenzollern einsehbar: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=5632     
Zu Dittigheim ist vorhanden unter den Registern zu Tauberbischofsheim:    
J 386 Bü. 575 Tauberbischofsheim Gräberverzeichnis 1877-1925  http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-446796  (bezieht sich auf die Beisetzungen im jüdischen Friedhof Hochhausen und die aus Grünsfeld, Messelhausen und Dittigheim im jüdischen Friedhof Allersheim beigesetzten Personen)        
Weiter ist zu Dittigheim online zugänglich:  
J 386 Bü. 150 Dittigheim Geburten 1812-1869  Eheschließungen 1811-1869  Sterbefälle 1815-1869   http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-442473    

Literatur: 

bulletFranz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 270. 
bulletDie Juden in Dittigheim. In: Elmar Weiß: Dittigheim. Geschichte einer alten Siedlung im Taubertal. Hg. von der Interessengemeinschaft Heimatbuch Dittigheim. Tauberbischofsheim 1987. S. 326-346.  
bulletsynagogenbuch-1.jpg (32869 Byte)Joachim Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt, Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial, Jerusalem. Stuttgart 2007.    
  

     

                   
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Stand: 30. Juni 2020