Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Eschelbach (Stadt Sinsheim, Rhein-Neckar-Kreis) 
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge

Übersicht:

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde  
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Zur Geschichte der Synagoge   
Fotos / Darstellungen
Links und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde 

In Eschelbach bestand eine kleine jüdische Gemeinde bis zu ihrer Auflösung im April 1877. Ihre Entstehung geht vermutlich in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. 
   
Die Gemeinde wurde 1827 dem Rabbinatsbezirk Sinsheim zugeteilt. 
   
Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde um 1832 mit 59 Personen erreicht. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der Juden am Ort rasch zurück. 1875 waren nur noch sieben Juden in Eschelbach wohnhaft, 1877 nur noch eine Witwe mit ihren Kindern. 

Bekannt wurde Eschelbach durch die Rabbinerfamilie Eschelbacher, deren Vorfahren wohl aus Eschelbach stammen. 
   
    
    

Zur Geschichte des Betsaales/der Synagoge 

Eine kleine Synagoge (Betsaal) war spätestens seit Anfang des 19. Jahrhunderts im Hintergebäude des Hauses auf dem heutigen Grundstück Hirschhornstrasse 21 eingerichtet (im sogenannten "Heiligenhof"). 1832 kaufte die jüdische Gemeinde unter ihrem damaligen Vorsteher Jakob Ackermann zum Preis von 225 Gulden auch das Vordergebäude. Dabei handelte es sich um ein einstöckiges Wohnhaus "unten im Dorf zwischen Adam Ries und Bauer Georg Schaller" mit einem gewölbten Keller und einem hierzu gehörigen 9 Ruthen (27 qm) großen Garten. In diesem Haus sollte ein Zimmer für den Unterricht der jüdischen Kinder eingerichtet werden. Zugleich musste die damals aus 13 jüdischen Haushaltungen bestehende Gemeinde ihre Synagoge gründlich renovieren lassen, was einschließlich der Einrichtung des Unterrichtszimmers nochmals 125 Gulden kostete. Da die Gemeinde freilich nach Angaben des damaligen Bürgermeisters "bekanntlich notorisch arm" war, stand sie plötzlich vor einem Schuldenberg, den sie nur zu einem geringen Teil mit eigenen Mitteln abtragen konnte. Man erhoffte sich einen Großteil der restlichen Finanzierung über eine Kollekte bei den israelitischen Gemeinden des Landes. Die Regierung des damaligen Unterrheinkreises genehmigte Anfang November 1832 die Durchführung einer solchen Kollekte, die freilich zur großen Enttäuschung der Eschelbacher Gemeinde nur wenig erbrachte. Es blieben nach der Abrechnung des Kollektenertrages 1834 Schulden in Höhe von 276 Gulden 3 Kreuzer. Das Geld hatte Johann Hering aus Horrenberg ausgeliehen in der Hoffnung, es nach der Durchführung der Kollekte wiederzubekommen. Das Eschelbacher Bürgermeisteramt und die Regierung des Unterrheinkreises bemühten sich darum, wie der jüdischen Gemeinde geholfen werden konnte. Schließlich gab es nach einem Beschluss der Regierung des Unterrheinkreises vom 29. Juli 1834 nur die Lösung, zur Sicherheit eines aufzunehmenden Kapitals bei persönlicher Haftbarkeit der Mitglieder des Synagogenrates die Synagoge zum Unterpfand einzusetzen. Im Laufe der Jahre scheinen die Schulden der jüdischen Gemeinde abgezahlt worden zu sein.  
      
Bereits in den 1870er-Jahren kam das Ende der Synagoge in Eschelbach durch die sich auflösende jüdische Gemeinde. Mehrere Mitglieder waren nach Amerika ausgewandert, andere in umliegende Orte und Städte, darunter Karlsruhe, Ettlingen, Emmendingen, Frankfurt und Bruchsal. Das letzte männliche Gemeindeglied war 1876 Leopold Levi, der damals schon den Umzug nach Fischach bei Augsburg geplant hatte. Der letzte Gemeindevorsteher Gumbel Bauer lebte inzwischen in Hoffenheim. Er hatte 1876 die nicht unberechtigte Sorge, dass Levi bei seinem Umzug nach Bayern mehrere der früheren Gemeinde gehörenden Gegenstände aus der Synagoge mitnehmen würde. Er schrieb am 18. Oktober 1876 dem Bezirksamt Sinsheim einen Brief, in dem er darum bat, dass das Bezirksamt dafür Sorge tragen möge, dass über das Eigentum der Eschelbacher Gemeinde in ordnungsgemäßer Weise verfügt werde. Das Bezirksamt leitete umgehend ein Klärung der Angelegenheit ein und bestellt Leopold Levi auf das Amt. Dieser musste zusagen, bei seinem Wegzug kein Gemeindeeigentum mitzunehmen und den bei sich befindlichen Synagogenschlüssel beim Bürgermeisteramt anzugeben. Weiter versuchte das Bezirksamt mit den früheren Gemeindegliedern der Eschelbacher Gemeinde Kontakte aufzunehmen, um gemeinsam mit ihnen und dem Oberrat der Israeliten in Karlsruhe die ordnungsgemäße Auflösung der Eschelbacher Gemeinde in die Wege zu leiten. Die Bestandsaufnahme zum Vermögen der Gemeinde ergab, dass ihr noch das Wohnhaus mit dem Synagogen-Anbau gehörte. Das Haus war inzwischen vermietet, nur ein Zimmer war der armen Witwe Rebekka Levi und ihren Kindern als Wohnung unentgeltlich überlassen worden. In der Synagoge befanden sich einzelne Gegenstände, darunter zwei Vorhänge des Torascheines, ein Torazeiger (Jad) und ein Toramantel. Die vier Torarollen, das Schofar und eine Megilla hatten frühere Gemeindeglieder mit sich genommen, die jetzt in Fischach, Graben, Bruchsal und Hoffenheim lebten. Nach Rücksprache mit allen erreichbaren früheren Gemeindegliedern und in Absprache mit dem Bezirksamt Sinsheim und dem Bürgermeisteramt Eschelbach wurde vom Oberrat der Israeliten am 26. April 1877 bestimmt, dass die Gemeinde Eschelbach aufgelöst sei und das Vermögen der Gemeinde dem israelitischen Religionsschulfonds überwiesen werden solle. Mit den Zinsen könnten die Armen der früheren Gemeinde, vor allem Witwe Rebekka Levi mit ihren Kindern unterstützt werden. Bei der Versteigerung des Synagogengebäudes wurde dieses für 335 Mark an Jacob Weinheimer in Karlsruhe verkauft. Insgesamt konnten im August 1878 an den israelitischen Religionsschulfonds 600 Mark überwiesen werden. 
     
Das ehemalige Synagogengebäude ist bis heute als Wohnhaus erhalten.   
  
     


Fotos 
Historische Fotos/Pläne: 

Historische Fotos sind nicht bekannt, Hinweise bitte an den 
Webmaster von "Alemannia Judaica", E-Mail-Adresse siehe Eingangsseite

    
Fotos nach 1945/Gegenwart:

Fotos um 1985:
(Fotos: Hahn)
Eschelbach Synagoge 01.jpg (71141 Byte) Eschelbach Synagoge 02.jpg (76459 Byte)
   Eingang zum oberen Stock im 
Gebäude der ehemaligen Synagoge
Gebäude der 
ehemaligen Synagoge
      
Fotos 2003:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 14.10.2003)
Eschelbach Synagoge 151.jpg (64090 Byte) Eschelbach Synagoge 150.jpg (38833 Byte)
  Blickrichtung wie oben, doch hat sich
 baulich einiges verändert
Ansicht wie 
oben
      

   
   

Links und Literatur 

Links: 

Website der Stadt Sinsheim  

Literatur:

Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden. 1968. S. 79. 
Vgl. zur Nachgeschichte der jüdischen Geschichte Eschelbachs die Familiengeschichte der Rabbinerfamilie Eschelbacher bei Elmar Weiss: Der Gerechte lebt durch seine Treue (Veröffentlichungen des Vereins zur Erforschung jüdischer Geschichte… im tauberfränkischen Raum Bd.3) 1996 (Eschelbach S. 32 genannt). Diese Informationen auch auf einer Seite des Erfatal-Museums Hardheim 

        

                   
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Stand: 09. Dezember 2011