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Georgensgmünd (Kreis
Roth bei Nürnberg)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Georgensgmünd bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938. Ihre Entstehung geht
in die Zeit des 16. Jahrhunderts zurück. Erstmals wird 1542 der
Jude Jacob sowie 1564 ein
weiterer Jude in Georgensgmünd genannt: in diesem Jahr ließ sich der Apotheker Samuel,
ein Bruder des Jakob von Roth
mit seiner Familie in Georgensgmünd nieder. Ein Hinweis für die frühe
Bedeutung der Gemeinde ist insbesondere der noch im 16. Jahrhundert angelegte
große jüdische
Friedhof am Ort. Seit Ende des 16. Jahrhunderts zogen mehrere jüdische
Familie nach Georgensgmünd: 1603 waren es 54 jüdische Einwohner. Im Dreißigjährigen
Krieg kamen weitere jüdische Familien dazu, sodass 1630 40 % der
Ortsbevölkerung Juden waren (etwa 80 bis 100 Personen). 1631/32 wurde
Georgensgmünd durch kaiserliche Söldner verwüstet. Der Ort war danach einige
Zeit unbewohnt. Spätestens nach Kriegsende zogen wieder jüdische Familien zu
und beteiligten sich am Wiederaufbau des Ortes. 1665 wurde in einer
Gemeindeordnung das Zusammenleben von Christen und Juden am Ort geregelt. 1714
lebten sechs jüdische Familien in Georgensgmünd. Bis 1766 steigt die
Zahl auf 28 Familien.
Weitere genaue Zahlen zur Größe der jüdischen Gemeinde liegen aus dem 19.
Jahrhundert vor: 1809/10 70 jüdische Einwohner (11,8 % von insgesamt 592
Einwohnern), 1811/12 62 /10,3 % von 604), 1867 101 (7,8 % von 1.301), 1880 120
(8,7 % von 1.386), 1893 100 (in 26 Familien), 1894 99 (in 22 Familien), 1899 79, 1900 78 (4,9 % von 1.580),
1903 83 (in 25 Haushaltungen, von insgesamt 1580 Einwohnern), 1910 78 (4,7 % von 1.660).
Die jüdische Gemeinde hatte seit 1524
einen Friedhof, spätestens 1735
ein (neues) jüdisches Gemeindezentrum mit einer Synagoge (s.u.), einer jüdischen
Schule und einem rituellen Bad (1907 renoviert, siehe Bericht unten) und der
Lehrerwohnung. Ein Lehrer war jeweils angestellt, der zugleich als Schächter
und Vorsänger tätig war. Bei anstehenden Neubesetzungen wurde die Stelle immer
wieder ausgeschrieben (s.u.). Von den Lehrern werden genannt: um 1893 H. Eisfeld
(unterrichtete an der Religionsschule der Gemeinde um 1893 neun Kinder), 1893
bis 1896 Dr. Ernst Fraenkl (unterrichtete 1894/1895 13 Kinder), um 1897 Herr
Schwabacher (unterrichtete 1897 13 Kinder), um 1899 Lehrer Rosenthal
(unterrichtete 1899 13 Kinder), danach um 1899/1903 Lehrer S. Adler
(unterrichtete 1903 9 Schüler).
Als Synagogendiener werden genannt: um 1893/1890 B. Urbansky, um 1903 H.
Translateur.
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1870 die Herren Heydecker
und Selling, um 1872 die Herren Ellinger und Selling; um 1879/1881 die Herren
Emanuel (Immanuel) Neumark und Moritz Wild; um 1893/1894 J. Welsch und L.
Apfel, um 1895 Herr Heidecker und Herr Gutmann, um 1898/99 die Herren Heidecker
und Neumark, um 1903 J. Neumark und H. Schloß, um 1919 Jacob Neumark.
Von den jüdischen Vereinen werden noch im 19. Jahrhundert genannt: ein
Israelitischer Wohltätigkeitsverein (um 1894/1903 unter Leitung von L.
Apfel) und ein Israelitischer Frauenwohltätigkeitsverein (um 1894/1903
unter Leitung der Frau von Regina Gern und E. Heidecker, bzw. 1903 Regina Gern und L. Gern;
1914 übernahm nach Regina Gern als erster Vorsitzenden Resi Apfel das Amt,
zweite Vorsitzende war Marta Neumark), ein Verein gegen Wanderbettelei
(genannt seit 1903). Es bestanden auch verschiedene Jahrzeitstiftungen.
Im Krieg 1870/71 war Kriegsteilnehmer aus der jüdischen Gemeinde
Heinrich Lewy, im Ersten Weltkrieg fiel Offz.St. Heinrich Gern (geb.
7.3.1878 in Georgensgmünd, gef. 15.4.1918). Die beiden Namen stehen auf den
Kriegerdenkmalen in der Ortsmitte links der Brücke über die Fränkische Rezat.
Um 1925, als noch 45 Personen der jüdischen Gemeinde angehörten (2,57 %
von insgesamt 1.750 Einwohnern), waren die Vorsteher J. Neumark und
Abraham Heidecker. Den Religionsunterricht für das damals nur eine
schulpflichtige jüdische Kind erteilte Lehrer Sally Cohn aus
Thalmässing. An jüdischen
Vereinen bestanden weiterhin der Israelitische Frauenverein unter Leitung von Rosa
Sohn (14 Mitglieder) und der Wohltätigkeitsverein Chewra Kadischa unter
Leitung von Carl Gern (6 Mitglieder). Die Gemeinde gehörte zum
Distriktsrabbinat Schwabach.
1932 gab es noch 41 jüdische Gemeindeglieder. Die beiden Vorsteher waren
inzwischen Karl Gern (1. Vorsteher) und Abraham Heidecker (2. Vorsteher). Auch
im Schuljahr 1931/32 gab es nur ein schulpflichtiges jüdisches Kind in der
Gemeinde, das durch Lehrer M. Schuster aus Ellingen unterrichtet wurde.
1933 wurden 35 jüdische Einwohner gezählt. Bis Mitte 1938 verließen
auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung
und der ständigen Repressalien etwa zwei Drittel der ortsansässigen Juden den
Ort. Die meisten wanderten nach Palästina/Israel und in die USA aus oder
verzogen innerhalb Deutschlands. 1935 wurde am Ortseingang eine Tafel
angebracht mit dem Text: 'Unser Bedarf an Juden ist hinreichend gedeckt'.
Beim Novemberpogrom 1938 wurden die Fenster der jüdischen Wohnungen
zerschlagen; einige der jüdischen Einwohner vorübergehend inhaftiert. Zwei
Tage später wurden im Rahmen einer örtlich begrenzten "Einzelaktion"
die letzten 12 jüdischen Einwohner, fast nur alte Menschen aus dem Ort
vertrieben, sodass Georgensgmünd am 1. Januar 1939 in der NS-Sprache
"judenfrei" war. Von den vertriebenen Juden konnten vier noch in die
USA emigrieren.
Anmerkung: Hinweis auf die
"Liste
der aus Georgensgmünd deportierten Juden" (pdf-Datei der
an den International Tracing Service von der Gemeinde Georgensgmünd über das
Landratsamt Schwabach am 28.11.1962 mitgeteilten Liste mit 12 Namen aus
Georgensgmünd).
Von den in Georgensgmünd geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben
nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem
und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945", ergänzt durch Namen auf
dem Gedenkstein vor der ehemaligen Synagoge): Selma
Aufhäuser geb. Heidecker (1887), Irma Dreyfuss geb. Neumark (1897), Rosa Eisen
geb. Neumark (1876), Fanny Elias (1879), Emma (Emmy) Emanuel geb. Gern (1906), Berta
Friedmann geb. Neumark (1870), Louis Gern (1877), Justin Gerstle (1892),
Rosalie Gerstle geb. Heidecker (1860), Emma Grossmeyer geb. Wahle (1876),
Herbert Grossmeyer (1907), Emmanuel Heidecker (geb. ?), Emma Heidecker (1873),
Jakob Heidecker (1869), Jette Heidecker (1860), Siegmund Heidecker (1879), Sophie
Heidecker (1878), Karoline Kaufmann geb. Neumark (1868), Emma Kohlmann geb.
Heidecker (1884), Emilie
Lämmle geb. Neumark (1874), Karoline (Lina) Landecker geb. Wild (1877), Sofie Maier geb. Gutmann
(1870), Frieda Meyer geb. Apfel (1873), Emmy Michelbacher (geb. ?), Martha Neumark
geb. Neumark (1872), Robert Neumark (1877), Recha Oppenheimer geb. Tachauer (1888), Rosa Pindrik
geb. Großmayer (1883), Therese Platz geb. Apfel (1871), Zilly Sämann
geb. Schloss (1885), Pauline (Paula) Scharf geb. Schloss (1896), Hanna Schloss (1892), Selma Schloss (1889), Josef Löb
Selling (1861), Rosa Sohn (1864), Bella Steinhardt (1878), Simon Tachauer
(1881), Louis (Loy) Wild (1873), Babette Wittkowsky geb. Lewy (1876).
Nach dem Krieg ließen sich einige Überlebende aus Konzentrationslagern,
die jedoch nicht aus Georgensgmünd stammten, vorübergehend am Ort nieder
(Displaced Persons). Georgensgmünd war eine "Außengemeinde/Sub Community" des
"Jüdischen Kreis-Komitees/Jewish District Committee" in Schwabach. Im Mai 1946
lebten 23 jüdische Personen in Georgensgmünd. Spätestens im
Zusammenhang mit der Gründung Israels 1948 verließen sie den Ort.
Informationen zum "Jüdischen Kreis-Komitee" Schwabach mit Foto: "Jüdische DPs
in der alten Georgensgmünder Synagoge":
https://www.after-the-shoah.org/schwabach-juedisches-kreis-komitee-jewish-district-committee/
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorsängers / Schächters 1870
/ 1871 / 1872 / 1879 / 1881 / 1884 / 1886 / 1891 / 1893 / 1897 / 1904 / 1922-23 / 1924
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Januar 1870: "Es ist in Georgensgmünd, Bezirksamt Schwabach, die Stelle eines Religionslehrers,
Vorsängers und Schächters erledigt, mit einem Jahresgehalt von 450
Gulden und Nebenverdiensten, nebst freier Wohnung und drei Klafter
Schulholz. Inländische Bewerber, welche sich über ihre Befähigung
ausweisen können, wollen sich bei den Unterzeichneten baldigst melden.
Heidecker & Selling." |
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Anzeige
in "Der Israelit" vom 22. Februar 1871: "Vakante
Lehrstelle.
Die Stelle eines Religionslehrers, Vorsängers und Schächters mit einem fixen
Einkommen von 450 Gulden, freier Wohnung, vier Klafter Schulholz und nicht
unbedeutenden Nebenverdiensten soll bis 1. Juli dieses Jahres wieder besetzt
werden. Hierauf Reflektierende haben sich unter Einsendung ihrer
Qualifikationen an die Unterzeichnete zu wenden:
Georgensgmünd (Bayern), am 14. Februar 1871. Die Vorstände der
Kultusgemeinde." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. März 1871: Wegen Rücktritt
des hiesigen Herrn Lehrers vom Schulfache ist die hiesige Stelle eines
Religionslehrers, Vorsängers und Schochet vakant, und ist die Stelle bis
1. Mai diesen Jahres, eventuell bis 1. Juli, zu besetzen. Der fixe Gehalt
beträgt 450 Gulden nebst 4 Klafter Schulholz, freie Wohnung und nicht
unbedeutende Nebenverdienste. Bewerber wollen ihre Zeugnisse an die
unterzeichnete Kultusverwaltung baldmöglichst einsenden.
Georgensgmünd (Bayern), am 26. Februar 1871. Die Vorstände der
Kultusgemeinde." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. April 1872: "Offene
Stelle.
Wegen Rücktritt unseres bisherigen Lehrers vom Schulfache wird die Stelle
als Religionslehrer, Vorsänger und Schächter bis 1. Juli eventuell
August dieses Jahres erledigt. Jährliches Einkommen 450 Gulden, freie
Wohnung, 4 Klafter Schulholz und ansehnliche Nebenverdienste. Bewerber
wollen ihre Zeugnisse über ihre Qualifikation an die Unterzeichneten
einsenden.
Georgensgmünd, den 11. April 1872. Die Vorsteher der Kultusgemeinde: Ellinger
& Selling." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. August 1879: "Offene
Lehrer-Stelle.
Die hiesige israelitische Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle soll
bis 8. Dezember dieses Jahres wieder besetzt werden. Das Jahresgehalt
beträgt Mark 1000 fix nebst freier Wohnung im Schulhause und 12 Ster Schulholz. Zur
Erteilung von Privatunterricht ist vielfache Gelegenheit geboten. Bewerber um
diese Stelle, welche in einem bayerischen Seminar ihre Ausbildung erlangt haben,
erhalten den Vorzug und belieben dieselben ihre Gesuche mit nötigen Zeugnissen
versehen portofrei innerhalb 4 Wochen an die unterzeichnete Verwaltung
einsenden. Georgensgmünd, den 17. August 1879. Emanuel
Neumark. Moritz Wild." |
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Anzeige
in "Der Israelit" vom 16. März 1881: "Offene Lehrerstelle.
Die hiesige israelitische Religionslehrer-, Vorsänger- und Schächterstelle
soll bis 15. Mai dieses Jahres wieder besetzt werden.
Der Jahresgehalt beträgt Mark 1000 fix nebst freier Wohnung im
Schulhause und 12 Ster Schulholz.
Zur Erteilung von Privatunterricht ist vielfache Gelegenheit geboten.
Bewerber um diese Stelle, welche in einem bayerischen Seminare ihre
Ausbildung erlangt haben, erhalten den Vorzug und wollen dieselben ihre
Gesuche mit den nötigen Zeugnissen versehen portofrei innerhalb vier Wochen
an die unterzeichnete Verwaltung einsenden.
Georgensgmünd, den 27. Februar 1881. Emanuel (Immanuel)
Neumarkt. Moritz Wild. " |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Januar 1884. "Offene
Lehrerstelle.
In hiesiger Gemeinde ist die Stelle eines
Religionslehrers, Vorsängers und Schächters in Erledigung gekommen und
soll sofort wieder besetzt werden.
Der fixe Gehalt beträgt das Jahr als Lehrer und Vorsänger Mark 800, als
Schächter Mark 400, in Summa Mark 1.200, sowie freie Wohnung im
Schulhause und 12 Ster Schulholz, außerdem stehen nicht unbedeutende
Nebenverdienste in Aussicht.
Nur gut qualifizierte, seminaristisch gebildete Bewerber wollen ihre
Anmeldungen mit den nötigen Zeugnissen sofort portofrei an unterzeichnete
Verwaltung einsenden.
Ausländische Bewerber werden nicht berücksichtigt.
Georgensgmünd, den 8. Januar 1881. Emanuel Neumark, Bermann Gern.
Vorstand." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Mai 1886: "Offene
Lehrerstelle.
Die hiesige israelitische Religionslehrer-, Vorsänger- und
Schächterstelle soll innerhalb 2 Monate wieder besetzt werden, der fixe
Gehalt für diese 3 Funktionen beträgt 1.200 Mark nebst freier Wohnung im
Schulhause und 12 Ster Schulholz, außerdem stehen nicht unbedeutende
Nebenverdienste in Aussicht. Nur gut qualifizierte, seminaristisch
gebildete Bewerber wollen ihre Anmeldungen mit den nötigen Zeugnissen
sofort portofrei einsenden.
Georgensgmünd, den 2. Mai 1886. Die
israelitische Kultusverwaltung." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. März 1891:
"Offene Lehrer-Stelle.
In Folge Erkrankung unseres bisherigen Herrn
Lehrers hat sich die hiesige Religionslehrer-, vorsänger- und Schächterstelle
erledigt und soll diese Stelle sofort wieder besetzt werden. Das fixe
Gehalt als Religionslehrer und Vorsänger beträgt Mark 800, das der
Schächterfunktion ca. Mark 300, bei freier Wohnung, 4 Klafter Brennholz
und nicht unbedeutenden Nebenverdiensten. Nur seminaristisch Gebildete
wollen ihre Zeugnisse an Unterzeichneten einsenden, und wird bemerkt, dass
den zur Probe Berufenen die Reisespesen vergütet werden. Ausländer sind
von der Bewerbung ausgeschlossen. Georgensgmünd, 15. März 1891. B. Gern,
Kultus-Vorstand." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. August 1893: "Offene
Lehrerstelle. Infolge anderweitiger Berufung unseres seitherigen Herrn
Lehrers wird die hiesige Lehrer-, Chasan- und Schochetstelle vom 1.
September dieses Jahres an vakant.
Der Gehalt beträgt Fixum 750 Mark, mit Worten siebenhundertfünfzig Mark,
freie Wohnung im Schulhause und 9 Meter Schulholz. Außerdem diesem das
Erträgnis der Schechitah mit ca. 300 Mark, wofür jedoch keine Garantie
geleistet wird und die üblichen Nebenverdienste. Nur seminaristisch
gebildete Bewerber, mit guten Stimmmitteln begabt und ledigen Standes
werden berücksichtigt.
Gesuche, mit den nötigen Zeugnissen versehen, sind sofort an die
unterzeichnete Kultusverwaltung einzureichen. Georgensgmünd, 6. August
1893. Die Kultusverwaltung: Welsch." |
Hierauf
hat sich Lehrer (Dr.) Ernst Fränkl beworben, der bis 1896 in
Georgensgmünd blieb und danach 40 Jahre lang in Augsburg tätig war. Zu
seinem 40jährigen Dienstjubiläum in Augsburg erschien eine Würdigung zu
seiner Lebensarbeit. Auch die Jahre in Georgensgmünd sind darin erwähnt
(s.u.). |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Dezember 1897:
"Offene Lehrerstelle.
Wegen Mangel geeigneter Kandidaten wird die Stelle nun
ausgeschrieben.
Es ist hier die Religionslehrer-, Schächter- und Vorbeterstelle bis 1.
Februar 1898 neu zu besetzen. Fixer Gehalt Mark 750. Sicherer
Nebenverdienst Mark 600 nebst freier Wohnung und 12 Ster Brennholz.
Bewerber müssen seminaristisch gebildet, gute Zeugnisse besitzen und
Inländer sein.
Georgensgmünd, 27. Dezember. Die Kultusverwaltung: Josef Heidecker." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. März 1904:
"Offene Lehrerstelle.
Wegen Beförderung des bisherigen Herrn Lehrer ist dahier die Religionslehrer-,
Vorsänger- und Schächterstelle vakant geworden.
Es ist mit dieser Stelle ein fixes Gehalt von Mark 750. - Schächterdienst
ca. Mark, Nebenverdienst circa 400 Mark nebst freier Wohnung und Beheizung
verbunden.
Bewerber, welche seminaristisch gebildet, unverheiratet
sind, über gute Zeugnisse und tüchtige Stimmmittel
verfügen, werden gebeten, sofort beglaubigte Abschriften ihrer
Originalzeugnisse anher einzusenden. Dem Gewählten werden Reisekosten
vergütet. Es werden nur Inländer berücksichtigt.
Georgensgmünd in Bayern, 20. März. Die Kultusverwaltung: Jacob
Neumark, Vorstand." |
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Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 25. Juli 1912: "In
hiesiger Gemeinde erledigt sich per 1. Oktober dieses Jahres die Stelle
eines
Religionslehrers, Kantors und Schächters.
Dieselbe ist mit einem fixen Gehalt von 900 Mark, Mindestnebeneinnahmen
(inklusive Schechita) circa 600 Mark, nebst freier Wohnung und Beheizung
verbunden. Bewerber, welche seminaristisch gebildet und unverheiratet sind,
sowie über gute Zeugnisse und Stimmmittel verfügen, werden ersucht, ihre
Bewerbung mit beglaubigten Zeugnisabschriften umgehend anher einzusenden.
Reisekosten werden den zur Probe Berufenen erstattet.
Georgensgmünd, Juli 1912. Die Kultusverwaltung. Heinrich Gern,
Vorstand. " |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. August 1922:
"Offene Lehrer-, Schochet- und Vorbeterstelle! In unserer Gemeinde
ist diese Stelle per sofort zu besetzen. Entsprechend den Leitsätzen des
Verbandes Bayerischer israelitischer Gemeinde beträgt das Gehalt 3/4 der
staatlichen Sätze (mit Zuschuss des Verbandes). Die Wohnung wird neu
renoviert, außerdem ist größerer Wurzgarten vorhanden. Herren mit
eigenem Haushalt wollen sich unter Vorlage ihrer Zeugnisse alsbald melden.
Kultusverwaltung Georgensgmünd bei
Nürnberg." |
Vermutlich war die Stelle
nicht zu besetzen. Nach dem Tod des Lehrers Kaufmann in
Ellingen 1922/23 haben sich die Gemeinden Ellingen
und Georgensgmünd entschlossen, gemeinsam einen Lehrer anzustellen: |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1923: "Die
Kultusgemeinden Ellingen und Georgensgmünd suchen gemeinschaftlich zum
sofortigen Antritt einen Chasan, Schochet und Religionslehrer streng
religiöser Richtung. Gehalt nach Tarif. Wohnsitz ist Ellingen. Günstige
Bahnverbindung nach Georgensgmünd. Reflektiert wird wegen Wohnungsfragen
auf ledigen jungen Mann. Pension vorhanden. Gefällige Offerten erbeten an
Kultusgemeinde Ellingen." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Februar 1924:
"Die Lehrer-, Chasen- und Schochetstelle Ellingen-Georgensgmünd ist
sofort zu besetzen. Es wird auf tüchtigen, orthodoxen, ledigen Herrn
gesehen. Fixum jährlich 1.200 Mark und Nebenverdienste. Angebote wollen
an den Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde Ellingen (Bayern)
gerichtet werden." |
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Ausschreibung der Friedhofdiener-Stelle
1902 |
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. April 1902: "Friedhofdiener-Stelle.
Die durch Ableben erledigte Stelle eines Friedhofsdieners in Georgensgmünd
soll wieder besetzt werden. Der fixe Gehalt beträgt 400 Mark etwaige
Nebenverdienste ungefähr 200 Mark, außerdem kann die Stelle eines
Gemeindedieners der Kultusgemeinde in Georgensgmünd gegen entsprechende
Bezahlung mit übernommen werden.
Bewerber, welche kleine Familie haben und nebenbei ein Handwerk, wie
Buchbinderei, Glaserei etc. betreiben können, erhalten den Vorzug.
Gesuchen wollen bis spätestens 1. Mai unter Angabe der bisherigen
Lebensstellung und unter eventueller Beilegung von Zeugnissen an den
unterfertigten eingereicht werden.
Der Kreisvorstand der vereinigten Friedhofsgemeinden: Ludwig Herrmann,
Schwabach." |
Ausschreibung der Stelle eines
Schochet (Schächter, 1868)
Anzeige in "Der Israelit" vom 12. August 1868: "In
unserer Gemeinde wird die Stelle eines Schochet (Schächter) bis zum
1. September dieses Jahres vakant. Ein Einkommen von 270 bis 300 Gulden wird
zugesichert. Bewerber, die sich über echte Religiosität und Befähigung
ausweisen können, wollen sich baldigst franco wenden an
Z. Selling, Kultusvorstand in Georgensgmünd bei Nürnberg, Bayern." |
Beitrag des jüdischen Lehrers aus
Georgensgmünd im "Israelit" (1882)
Anmerkung: Es ist kein direkter Bezug zur jüdischen Geschichte in
Georgensgmünd feststellbar, auch nicht, wer der Lehrer Pf. in Georgensgmünd war.
Artikel in "Der Israelit" vom 19. Juli 1882: "Georgensgmünd, 5. Juli. Es ist gewiss sehr erfreulich, wenn man ihnen unsere
Zeit, die so voller Vorurteile gegen uns Juden ist, Menschen trifft, die
durchdrungen sind vom wahren Geist der Humanität und Bruderliebe; umso
erfreulicher ist es, wenn solche Personen in der Lage sind, diese ihre
Gesinnungen in die Öffentlichkeit zu bringen und solche durch Wort und
Schrift betätigen. Von solchem Geiste ist die Redaktion der bayerischen
Lehrerzeitung, welche Fachblatt des bayerischen Lehrervereins ist, und
welchem Letzterem Schreiber dieses auch als Mitglied angehört. Es möge mir
gestattet sein, den Lesern des 'Israelit' eine Korrespondenz des genannten
Blattes, welche von dem Redakteur Herrn Lehrer Pfeifer selbst ist,
zugänglich zu machen. Diese lautet:
Bei Gelegenheit eines Geschenks von 50
Mark für das bayerische Lehrerwaisenstift, durch Postanweisung am 8.
dieses Monats an die Redaktion ausbezahlt, habe ich Begleitzeilen eines mir
stets werten jüdischen Kollegen, eines braven Mannes voll Geisteskraft
und Charakter, erhalten, die mir subjektiv und objektiv so inhaltsreich
erscheinen, dass ich dieselben, nur mit Namenverschweigung wohl ganz im Sinne
des edlen Gebers - unserem werten Leserkreis nicht vorenthalten - zu dürfen
glaube. - 'Durch die Gnadeverwaltung Gottes ist mir in meinem 75. Lebensjahr
das seltene Glück beschieden, mit meiner im 73. Lebensjahre
stehenden Gattin die sogenannte 'Goldene Hochzeit' heute im stillen
Familienkreise zu feiern. Da ist denn ein Rückblick auf die durchlebten
Jahre wohl angezeigt. Es ist ein Lehrerleben, ein Leben voll Mühen, Sorgen
und Kämpfen, aber auch nicht ohne Freuden, das ich durchlaufen. Zu meinen
freudigen Erinnerungen zählt auch mein Zusammenleben und Streben mit meinen
Kollegen der verschiedenen Konfessionen und, ich darf es sagen, mein
Mitwirken in Vereinen, in der Presse und auf den allgemeinen großen
Lehrerversammlungen, insbesondere auch in den geselligen kollegialischen
Kreisen im Distrikte Gunzenhausen, in dem ich 35 Jahre verlebt habe; denn der
bayerische Lehrerstand lebt, wie kein anderer, ohne Rücksicht auf
Konfession, und ohne dass diese darunter leidet, in Amtsbrüderlichkeit und
Freundschaft (mit dem Ziele der Menschenbildung) treulich zusammen. Darum
haben sich auch die bayerischen christlichen Schullehrer, mit winziger
Ausnahme, bei der wüsten Agitation gegen die Juden nicht beteiligt, eine
Erscheinung, der Du, verehrter Freund! auf der allgemeinen Lehrerversammlung in Bamberg vorigen Jahres
beredten Ausdruck gegeben und Förderung
geschaffen hast. Bin ich auch seit meiner nötig gewesen den Quieszierung
nicht mehr in der Lage, in der Schule und was sie fördert, zu wirken; vermag
ich auch nicht zu meinem Bedauern wegen meines Augenleidens den, in
nächtlicher Zeit stattfindenden, hiesigen Vereinsversammlungen beizuwohnen, so bewahre ich
doch dem Schullehrerstande und seinen
Bestrebungen alle meine Sympathien und bezeuge gerne meine Zugehörigkeit. Es
stellte mich vor einiger Zeit ein sogenannter höherer Lehrer, ein Doktorierter, in einem Familienkreise mit den Worten vor: Herr Literat und Privatier
N.', worauf ich alsbald sagte: 'Die Hauptsache haben Sie vergessen, ich bin
pensionierter Schullehrer'. Noch eines liegt mir am Herzen, dass ich gar gern
den bayerischen Schullehrerstand nahe legen möchte, wenn ich noch eine
Gelegenheit dazu fände. Es wäre, meine ich eine, meiner christlichen
Amtsbrüder würdige Aufgabe, wenn sie in ihren Schulen den so tief liegenden
Keimen des Judenhasses die Lebenskraft abschnitten, was sie am ersten im
Stande wären und zwar nicht sowohl der Juden wegen, die wahrlich im großen
Ganzen besser sind als ihr Ruf, wohl aber der Christen wegen; denn aus
dieser Saat schießt sofort ein Giftbaum hervor, der Neid, Habsucht, Verrohung und alle bösen Gelüste zeitigt, wodurch also das christliche Volk
moralisch geschädigt und in allen seinen Beziehungen zum Ganzen
demoralisiert wird. Bedürfte es für die Lehrerschaft noch eines äußeren
Grundes, in diesem Sinne zu wirken, so möchte sie der Erfahrungssatz
bestimmen, dass allezeit die eintretende Reaktion zuerst gegen die Juden
und Schule sich kehrt. 'O! Macht lieber alle andern Tageszeiten des Lebens
trübe', sagte schon Jean Paul in seiner 'Levana', 'nur bei Sonnenaufgang lasset es
nicht ins Leben regnen'. Hat doch die bayerische Landeslehrerschaft vor
Jahren schon einen Akt des Hochsinns im Sinne der Zusammengehörigkeit all
ihrer Mitglieder dadurch gegeben, dass sie ein aus ihrer ureigenen
Initiative hervorgegangenes Lehrerwaisenstift für alle Konfessionen,
also auch für die Angehörigen jüdischer Lehrer, gegründet hat, an dem sie
auch partizipieren. Ich lebe von der, gnädigst von königlicher Regierung mir
gewährten Pension und von dem, was mir meine guten Kinder geben. Dennoch
möchte ich dem Stande dadurch ein schwaches Zeichen meiner Liebe zu Teil
werden, dass ich Dir per Posteinzahlung 50 Mark für genanntes Stift mit
der Bitte übersende, Sie dem Vorstand oder Kassier, deren Namen und
Aufenthalt mir unbekannt sind, zu übermitteln'. Anstelle des
Schlusses des mir vorliegenden lieben Briefes nehme der Spender der
ansehnlichen Gabe für bayerische Lehrerwaisen namens des bayerischen
Lehrervereins herzlichste Beglüclwünschung zu seinem seltenen Familienfeste mit
dem Wunsche entgegen, dass ihm ein noch ein langer, schöner,
Lebensabend beschieden sein möge! Pf." |
Lehrer Vorchheimer sucht eine Vertretung für einige
Monate (1890)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember 1890:
"Ich suche per sofort auf einige Monate einen Vertreter für meine Lehrerstelle
in Georgensgmünd (Mittelfranken). Gehalt nach Übereinkunft.
Bewerber, welche auch Vorbeter und Schächter sein müssen, wollen ihre
Offerten an Lehrer Vorchheimer, israelitisches Spital in Würzburg,
richten." |
Dienstjubiläum des ehemaligen jüdischen Lehrers Dr. Ernst
Fränkl 1936 in Augsburg, 1893-1896 Lehrer in Georgensgmünd
Artikel in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Februar 1936:
"Dr.
Ernst Fränkl 40 Jahre Lehrer in Augsburg.
Am 1. Februar war es unserem lieben Freunde Dr. Ernst Fränkl vergönnt,
sein 40jähriges Dienstjubiläum als Lehrer in Augsburg zu feiern. Für
Dr. Fränkl war diese Dienstzeit eine Zeit des Erfolges, errungen durch
eigene Kraft; es waren Jahre des Aufstieges, erreicht durch unaufhörliche,
ernsteste Arbeit an sich. Der Jubilar hat allen Grund, mit innerer
Befriedigung auf sein Werk zurückzublicken; denn seine Arbeit war nicht
vergebens. Nicht nur Wissen vermittelte er seinen Schülern, sondern er
verstand es auch religiöses Gefühl bei ihnen zu erwecken, weil er selbst
von aufrichtiger Religiosität erfüllt ist. Als guten Lehrer ist ihm auch
die Macht des Beispiels bekannt und so wirkt er durch gutes Beispiel durch
Unermüdlichkeit, durch Pflichttreue und durch vorbildliche
Berufsauffassung auf Schüler und Erwachsene gleichmäßig stark und
anhaltend sein.
Wer so wirken kann, wie es dem Jubilar vergönnte ist, der ist ein wahrer
Lehrer. Dr. Fränkl hat offenbar die Grundbedingungen zu seinem Beruf als
Lehrer und Erzieher in die Wiege gelegt bekommen. Sein seliger Großvater
Aron Fränkl war, wie Kollege Rose Altenstadt in seiner 1931 erschienen
Schrift 'Geschichtliches der Israelitischen Kultusgemeinde
Altenstadt'
nachweist, der erste vorschriftsmäßige vorgebildete Volksschullehrer der
israelitischen Volksschule in Altenstadt (laut Urkunde vom 11.10.1828 über
die feierliche Installation des Lehrers Aron Fränkl an der deutschen
Judenschule zu Altenstadt durch das Distriktsschulinspektorat Illertissen 'nach allerhöchster Verordnung').
'Unser erster Sohn muss Lehrer
werden', das war der Lieblingswunsch des Vaters unseres Jubilars. So
durfte dieser den für seine seelische Einstellung allein zu voller Beglückung
führenden Lebensweg beschreiten.
Dr. Ernst Fränkl wurde am 4. August 1874 in Altenstadt geboren; nach dem
Besuch der Talmud-Tora-Schule in Burgpreppach war er 1890-1893 an der
Israelitischen Lehrerbildungsanstalt Würzburg, die er 1893 mit gutem
Erfolge absolvierte. Von 1893-1896 amtierte er in Georgensgmünd
und seit 1. Februar 1896 ununterbrochen in Augsburg. Im Jahre 1897 legte
er die Anstellungsprüfung in Augsburg ab, unterzog sich 1901-1904
philosophischen Studien in Augsburg, München, Zürich und Bern und
promovierte mit magna cum laude in Bern auf Grund der Dissertation: *Über
Vorstellungselemente und Aufmerksamkeit, ein Beitrag zur experimentellen
Psychologie' (254 Seiten).
Im Jahre 1907 erhielt er die goldene Fortschrittsmedaille auf der
Ausstellung 'Das Kind', Wien, für hervorragende Leistungen auf
psychologischem gebiete. Im Jahre 1929 wurde der jüdische Religionslehrer
Dr. Ernst Fränkl vom Rektor eines protestantischen Gymnasiums in Augsburg
während seines Urlaubs als Rektoratsvertretung bestellt.
Der Ernst Fränkl nahm auch stets regen Anteil an der Arbeit unseres
Lehrervereins. Es bedeutete daher nur eine Anerkennung dieser Tatsache,
wenn ihn die Vereinsleitung anlässlich der 50jährigen Jubiläumstagung
des Vereins zum Festredner bestimmte. Seit 1933 ist Freund Fränkl auch
Obmann unserer Schwäbischen Bezirkskonferenz.
So hat denn der Jubilar seine Arbeitskraft nicht nur seiner Gemeinde
geweiht, sondern er hat darüber hinaus treue Mitarbeit an vielen gemeinnützigen
Bestrebungen geleistet und überall befruchtend und anregend gewirkt.
Darum nehmen an seinem Jubelfeste nicht nur die Mitglieder der israelitischen
Kultusgemeinde Augsburg teil, sondern auch vor allem seine Berufsgenossen
in Stadt und Land. Wir wünschen dem Jubilar weiterhin gesunden Optimismus
und Befriedigung in seinem Beruf und seiner Arbeit." |
Lehrer Salomon Adler wird zum Lehrer an die Präparandenschule
Burgpreppach berufen (1904)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
24. März 1904: "Georgensgmünd, 18. März (1904). Unser Herr
Lehrer Adler ist zum Lehrer in der Präparanden-Schule
(Talmud-Thora) in Burgpreppach berufen und bereits von der
königlichen Regierung bestätigt worden. Da er es verstanden hat, durch
treue Pflichterfüllung und leutseliges Wesen sich die ungeteilte
Wertschätzung der ganzen Gemeinde zu erringen, so wird das Scheiden
dieses strebsamen Beamten von hier allgemein bedauert. Sei erfolgreich
und betreibe die Sache der Wahrheit". |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. März 1904: "Burgpreppach.
Als Nachfolger des an die Realschule der Israelitischen
Religionsgesellschaft zu Frankfurt am Main berufenen Herrn K.
Ochsenmann ist, wie wir aus sicherer Quelle erfahren, Herr Salomon
Adler, zur Zeit in Georgensgmünd, zum Lehrer an der
Israelitischen Präparandenschule zu Burgpreppach gewählt worden. Die
Wahl hat bereits die Bestätigung der Königlichen Kreisregierung zu
Würzburg erhalten. Herr Adler ist gleich seinem Vorgänger ein ehemaliger
Schüler der Burgpreppacher Schule." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
14. April 1904: "Nachruf.
Wir sehen uns hiermit veranlasst, Herrn Lehrer S. Adler, der nahezu
4 3/4 Jahre in hiesiger Gemeinde wirkte, und nunmehr plötzlich zu unserm
Bedauern, durch seine Berufung nach Burgpreppach,
die Gemeinde verlässt, für sein Schaffen und Wirken unsern besten Dank
abzustatten. Derselbe war uns, war hier noch besonders konstatiert sein
möge, stets ein lieber Freund, er verstand es, wie selten einer durch
sein stets taktvolles und leutseliges Benehmen, gerechtes Wesen, sich in
allen Kreisen einzubürgern, und sich überall allgemeine Achtung zu
verschaffen.
Wir wünschen ihm in seinem neuen Heim viel Glück und Segen. Möge es ihm
stets gut ergehen.
Georgensgmünd, 9. April 1904.
I.A. der Gemeinde: Die Kultusverwaltung J. Neumark,
Vorstand." |
Aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben
Aus der jüdischen Geschichte im 16.
Jahrhundert (aus einem Beitrag von 1932)
Aus einem Beitrag in "Zeitschrift für die Geschichte des Judentums in
Deutschland" vom April 1932 S. 91-93: "" |
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Judenhetzer machen sich bemerkbar (1881)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Januar 1881:
"Neustadt an der Aisch (24. Dezember). Auch die hiesige Gegend hat
einen Judenhetzer in der Person des Pfarrers Brügel von Gutenstetten
aufzuweisen. Der Tätigkeit dieses Predigers ist es bereits gelungen, in
dem nahen Dorfe Diespeck, wo derselbe wegen Krankheit des dortigen
Pfarrers die Verwesung (= Vertretung) führt, die christlichen Bewohner
derart gegen die Juden aufzuhetzen, dass in einer Nacht an der Behausung
des Zigarrenhändlers Bauers sämtliche Fenster eingeworfen wurden.
Größere Exzesse von Seiten der erregten rohen Gemüter sollen nach
offener Aussage Einzelner in sicherer Aussicht stehen. (Auch aus Georgensgmünd
wird von der unerfreulichen Tätigkeit einiger Judenhetzer berichtet,
jedoch mit dem Hinzufügen, dass sie bei der Bevölkerung wenig Gehör
fänden." |
Reparatur der Mikwe (1907)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1907: "Georgensgmünd, 10.
Juni (1907). Auf Anregung aus der Mitte der Gemeinde hat der Vorstand das
Ritualbad, das der Reparatur recht dürftig war, wieder in Stand setzen
lassen. Der 'Landes-Verein' leistete einen namhaften Zuschuss zu den
Kosten." |
Ergebnis einer Kollekte in der
Gemeinde (1911)
Anmerkung: In den jüdischen Gemeinden wurde regelmäßig zu den
unterschiedlichsten Zwecken Kollekten durchgeführt. Die Ergebnisse wurden
teilweise in jüdischen Zeitschriften bekannt gegeben.
Mitteilung in "Der Israelit" vom 12. Januar 1911: "Georgensgmünd.
Durch B. Tachauer, Challah-Geld von den Frauen: Klara Neumark 2, Marta
Neumark 1.50, Mathilde Wild 1.50, Geni Wild 2.50, Adele Wild 1,50. Mariana
Tachauer 1.50, Paula Tachauer 2.50, Hanna Heidecker 1, Sali Gersle 1, Hanna
Gern, F. Großmeier 0.50, für R.M.v.H. 2, Zuschuss 1.50, zusammen 21." |
Verschiedene Mitteilungen aus dem
Gemeindeleben (1914)
Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 20. März 1914: "Georgensgmünd.
Purim. 1. der jüdische Frauenverein hielt eine satzungsgemäße
Versammlung ab. Frau Regina Gern legte, nach nahezu 28-jähriger
Leitung, ihr Amt als erste Vorstandsdame nieder; an deren Stelle wurde Frau
Resi Apfel einstimmig gewählt. Frau Marta Neumark wurde als
zweite Vorstandsdame einstimmig wiedergewählt. Der Verein gewann einige neue
Mitglieder. Ferner wurde beschlossen, für die bevorstehende
Synagogenrenovierung, die Mark 1200-1500 erfordert, aus Vereinsmitteln Mark
100 und falls noch nötig weitere Mark 50 zu geben. - (2.) Desgleichen hielt
die Chewra eine Versammlung und beschloss, ebenfalls zu der
Synagogenrenovierung Mark 200 aus Vereinsmitteln zu gewähren. Die beiden
letzten Beschlüsse der beiden Vereine verdienen umso mehr
Anerkennung, als beide Vereine nur klein, weil eben viele Mitglieder der
hiesigen Kultusgemeinde sich den Vereinen fernhalten, was sich in kleinen
Gemeinden sehr fühlbar macht. Der Chewra trat als neues Mitglied Herr
Samuel Tachauer bei. 3. Dahier ist die Schechita bereits anderthalb
Jahre pauschaliert - indem der Schochet ein Fixum erhält und die
Erträgnis der Schechita in die Gemeindekasse fallen. Es hat sich dies sehr
bewährt und kann allen Gemeinden zur Nachahmung empfohlen werden. 4. Die
Gemeinde zahlt die ganzen Beiträge für die Privatbeamtenversicherung des
Herrn Lehrer Zeilberger. Auch dies wird zur Nachahmung empfohlen. " |
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Zum Tod von Fanny Weinschenk (1913)
Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 22. August 1913: "Windsbach.
Eine selten edle Frau, in der wir eine Verkörperung der besten Traditionen
unserer Gemeinde zu erblicken uns gewohnt hatten, ist nicht mehr. Wir haben
Frau Fanny Weinschenk zu Grabe getragen. Die Tränen, die an diesem Sarge
flossen, waren echt. Das Leichenbegängnis legte Zeugnis ab von der großen
Liebe und Verehrung, deren sich die Verklärter erfreute. Herr
Distriktsrabbiner Dr. Kohn aus Ansbach gab sowohl hier als in
Georgensgmünd dem Schmerze und dem Danke Ausdruck. Ihr Andenken ist und
bleibt ein Segen." |
Zum 1. Jahrzeittag des Lehrers Selig
Wißmann (geboren in Georgensgmünd; 1892 bis 1927 Lehrer in
Künzelsau)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Februar 1928:
"Künzelsau, 5. Februar (1928). Am 16. Februar jährt sich zum ersten
Male der jüdische Todestag des am 25. Schewat 5687 verschiedenen
Religionslehrers Selig Wißmann - das Andenken an den Gerechten ist zum
Segen - in Künzelsau.
Da im vorigen Jahre an dieser Stelle eine ausführliche Schilderung seiner
Persönlichkeit und seines Wirkens unterblieb, sei dies jetzt
nachgeholt.
Selig Wißmann wurde am 1. Main 1869 als Sohn des Rabbiners Salomon
Wißmann ( das Andenken an den Gerechten ist zum Segen - in Georgensgmünd
(Bayern) geboren. Schon mit dem sechsten Jahre war er Vollwaise geworden,
sodass er bei seinem Onkel, Rabbiner Löb Wißmann - das Andenken an
den Gerechten ist zum Segen - Schwabach, erzogen wurde. Mit großem
Eifer widmete er sich an der dortigen Talmud-Tora-Schule dem Studium
unserer heiligen Schrift und nichts bereitete ihm mehr Freude als Tag und
Nacht forschen zu können. Nach dreijährigem Besuch des Israelitischen
Lehrerseminars Würzburg trat er in noch jugendlichem Alter eine
Hilfslehrerstelle in der Gemeinde Thüngen
an, wo er seine Kenntnisse im Jüdischen bei Hauptlehrer Eschwege - (Alles
Gute) bis 120 Jahre - der jetzt in Frankfurt weilt, erweiterte. Dort
lernte er auch seine künftige Gattin kennen, die ihm auf allen seinen
Wegen in seinem Beruf eine treue Begleiterin war. Drei Jahre war er dann
Lehrer in Alzenau (Unterfranken) und hierauf
wählte ihn die Gemeinde Künzelsau im Jahre 1892 zu ihrem Lehrer
und Führer. Bis zu seinem so plötzlichen und unerwarteten Tode war es
sein Streben, die Gemeinde zu Thauro (Tora), Awaudo (Gottesdienst) und
Gemilus Chasodim (Wohltätigkeit) zu erziehen, gerade so wie es sein
Streben war, seinen sieben Kindern die gleich innige Liebe zu Gott und
seinen Geboten einzupflanzen, die ihn beherrschte. Sein stetes Streben war
auf Frieden gerichtet. Dadurch verstand er es auch, sich bei Juden und
Nichtjuden gleich große Achtung und bei seiner vorgesetzten Behörde die
allergrößte Wertschätzung zu erwerben. Das zeigte sich bei seiner
Beerdigung, bei welcher nicht weniger als dreizehn Nachrufe gehalten
wurden. Die Gemeinde hatte nach 35 Jahren ihren treuen Führer, das Land
Württemberg einen seiner besten Lehrer, das Judentum einen seiner
treuesten Anhänger, der mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und ganzem
Vermögen seinem Gotte diente, verloren. Seine Seele sei eingebunden in
den Bund des Lebens." |
Anzeigen und
andere Dokumente jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige des Schnittwaren-Geschäftes
S. Wißmann (1867)
Anzeige in "Der Israelit" vom 3. April 1867: "In
meinem Schnittwarengeschäft kann ein Lehrling oder Kommis sogleich oder auch
kommenden Mai unter annehmbaren Bedingungen eintreten.
Jungen Leuten ist bei mir auch Gelegenheit geboten Mischna und Gemara
zu erlernen.
Georgensgmünd bei Nürnberg S. Wißmann. " |
H. Herrmann bietet eine Torarolle an (1882)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. März 1882: "Eine Sefer Tora,
(Torarolle)
fast noch neu, ist sehr billig mit Garantie zu verkaufen bei
H. Herrmann, Georgensgmünd, Bayern." |
Dokument aus der Firma Heidecker & Koch
(1919)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)
Karte der Firma Heidecker
& Koch,
Stahl-, Bürsten-, Papier-, Kurzwaren
en gros (1919) |
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Auf der Karte wird
der Besuch eines Herrn A. Stolbinger angekündigt, der im Auftrag der
Firma Heidecker & Koch Bestellungen entnehmen kann. Die Karte wurde am
2. August 1919 nach Waldmünchen verschickt. Die Fa. Heidecker & Koch
wurde 1908 von Wilhelm Heidecker und Hans Koch gegründet und bestand
vermutlich bis 1931/32. Firmensitz war zuletzt im Gebäude Bahnhofstraße
11. |
Anzeige des Versicherungs- und
Manufakturwarengeschäftes S. Tachauer (1917)
Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 20. Dezember 1917: "Ich
suche für mein Schabbat und Feiertag streng geschlossenes
Versicherungs- und Manufakturwarengeschäft ab sofort einen rede- und
schreibgewandten
Lehrling
aus frommer Familie. Kost und Logis im Hause.
S. Tachauer, Georgensgmünd (Bayern). " |
Anzeige von Josef Großmeyer (1920)
Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 22. Juli 1920: "
Für 18-jährigen Knaben, Volksschulbildung, Sohn achtbarer Eltern, der sich
als Mechaniker oder Elektrotechniker ausbilden will, wird innerhalb Bayerns
Lehrstelle
gesucht, wo Kost und Logis im Hause. Eventuell wird auch kaufmännische
Lehrstelle angenommen. Gefällige Angebote erbeten an
Josef Großmeyer Georgensgmünd bei Nürnberg. " |
Hochzeitsanzeige von Leopold
Oppenheimer (Kitzingen) und Recha geb. Tachauer (Georgensgmünd, 1921)
Anzeige in "Der Israelit" vom 10. März 1921: "Mit
Gottes Hilfe.
Statt Karten. Leopold Oppenheimer - Recha Oppenheimer geb. Tachauer
Vermählte
Kitzingen am Main - Georgensgmünd.
Trauung am 15. 3. 5. Adar Scheni in Georgensgmünd bei Nürnberg.
Etwa zugedachte Telegramme bitte abzulösen. " |
Verlobungsanzeige von Ruth Schmitt
(Hirschaid) und Ludolf Heidecker (Georgensgmünd, 1936)
Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 7. Oktober 1936: "Statt
Karten
Ruth Schmitt - Ludolf Heidecker
Verlobte
Hirschaid bei Bamberg - Georgensgmünd bei Nürnberg
September 1936."
|
Suche nach Nachkommen der Familie
Sellig (1938)
Anzeige in der "Jüdischen Rundschau" vom 1. April 1938: "Nr.
214. Die Nachkommen von Simon Heinrich Selling und Frau Babetta Horntal
geb. Selling aus Georgensgmünd (Bayern), ausgewandert nach New York,
werden gesucht von Rosalie Schloß, geb. Selling, Nürnberg, Sandstraße 25. " |
Zur Geschichte der Synagoge
Seit Ende des 16. Jahrhunderts war eine erste Synagoge
(Betsaal) vorhanden. Bei
der Verwüstung des Ortes durch kaiserliche Söldner am 21. Oktober 1631
brannte die Synagoge vollständig ab. Die Brandstätte wurde um 1700 verkauft
und soll mit einem christlichen Haus bebaut worden sein. Der Standort ist nicht
mehr bekannt. 1681 konnte im Haus des Hajum Bärmann ein neuer Betraum
eingerichtet werden. 1729 stellt die jüdischen Familien am Ort den Antrag
beim Oberamt Roth, eine "ordentliche Synagoge" bauen zu dürfen.
1734/35 wurde die bis heute bestehende Synagoge erbaut, unter der sich
eine Mikwe (rituelles Bad) befand. Am 6. Adar 5495 (4./5. März 1735)
wurde die Synagoge vom markgräflichen Landesrabbiner eingeweiht. 1836/37
wurde L-förmig an das Synagogengebäude mit einem staatlichen Zuschuss für
insgesamt 800 Gulden die jüdische Schule angebaut mit einer Wohnung für den
Lehrer/Vorbeter. In dieser Zeit dürfte auch die zweite Mikwe eingerichtet
worden sein, die heizbar war. Zum Bau der Schule erschien nachstehende Meldung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums.
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. November 1837:
"In Petersgmünd (= Teil des heutigen Georgensgmünd) im Rezatkreise erbaute die jüdische Gemeinde ein neues Schulhaus. Auf
Verwenden des königlichen Landrichters Wunder erhielt dieselbe durch die
Gnade Seiner Majestät 300 Gulden. Das ganze Gebäude kostet 800
Gulden." |
1914 war eine Renovierung der Synagoge nötig.
Sie erforderte einen Kostenaufwand von 1200 bis 1500 Mark (siehe Bericht von
1914 oben bei Gemeindemitteilungen). Die Vereine der Gemeinden trugen zur
Finanzierung bei, die Ortsgemeinde gab einen Zuschuss von 200 Euro. Im Juni 2014
konnte die Synagoge mit einer großen Feier wieder eröffnet werden.
Wiedereröffnung der renovierten
Synagoge (1914)
Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 12. Juni 1914: "Georgensgmünd.
In Anwesenheit seiner Ehrwürden des Herren Distriktsrabbiners Dr. Mannes,
Schwabach, Seiner Ehrwürden des
Herrn Pfarrers Frank, hier, der verehrlichen Gemeinde- und
Ortsvertretung, des veränderlichen Lehrerkollegiums und der Gesamtheit der
Kultusgemeinde fand bei günstigem Wetter die Wiedereröffnung der renovierten
Synagoge statt. In treffenden, gewählten Worten begrüßte Herr Kultusvorstand
Heinrich Gern alle Festteilnehmer. Hierauf zog man mit den Torarollen in
das festlich geschmückte, hell erleuchtete Gotteshaus. Nach einigen Psalmen
hielt Herr Dr. Mannes die Festrede. Ausgehend von dem Satze: 'Ich
freute mich, als man mir sagte, dass wir in Gottes Haus ziehen, sprach er
über die drei Hauptstützen des Lebens: Gottesgesetz, Gottesdienst und
Menschenliebe. Hierauf folgten: die Königspsalmen 21, 45, 72, das
Königsgebet und die Königshymne in hebräischer Sprache. Lehrer Zeilberger
dankte in bewegten Worten allen Spendern und schloss mit einem Segen für
diese, wie für alle Festteilnehmer. Mit dem Schlussgesang 'Jigdal' und
folgendem Minchagebet endigteder Festakt.
In der darauf folgenden gemütlichen Zusammenkunft im Saale der Brauerei Böhm
begrüßte Herr Kaufmann Tachauer die werten Gäste mit sinnvoller, durch
humoristische Beigaben illustrierter Rede und brachte den Toast auf seine
Majestät König Ludwig III. aus. Seine Ehrwürden Herr Pfarrer Frank,
hier, beglückwünschte im Namen der evangelischen Kirche zum neuen
Gotteshaus, seine Ehrwürden Herr Dr. Mannes gab der Freude über das löbliche
Zusammenhalten in Georgensgmünd Ausdruck. Lehrer Zeilberger sprach
nochmals allen Spendern mit Toast den Dank aus, Herr Heinrich Gern
toastete auf die Ortsgemeinde, die in sehr anerkennenswerter Weise 200 Mark
Zuschuss zur Renovierung leistete, und Herr Gemeinde-Sekretär Brunner sprach
über die konfessionelle Eintracht dahier." |
Die Ritualien der Synagoge wurden im Oktober 1938 nach München
verbracht, wo sie beim Novemberpogrom 1938 zerstört wurden. Das
Synagogengebäude wurde bereits zuvor - im August 1938 - an einen benachbarten
Bäcker verkauft. Dennoch wurde beim Novemberpogrom 1938 die
Inneneinrichtung der ehemaligen Synagoge teilweise zerstört. Das Gebäude
wurde in der Kriegszeit als Lagerhaus zweckentfremdet.
Nach 1945 wurde die Synagoge noch für einige Zeit von
Holocaust-Überlebenden (Displaced Persons) wieder als Synagoge verwendet. Nach
Auflösung des DP-Lagers in Georgensgmünd wurde die ehemalige Synagoge zunächst als Turnhalle benutzt. Später
war sie Holzlege in Privatbesitz, die ehemalige Schule wurde für Wohnzwecke
verwendet. 1988 kaufte die Gemeinde Georgensgmünd das Gebäude und
begann mit der Restaurierung. Dabei wurden an der Südseite im Inneren auch die
ursprünglichen Wandmalereien teilweise freigelegt, die dem polnischen
Synagogenmaler Elieser Sussmann zugerechnet werden. Bei der Restaurierung fand
sich eine Genisa, ein Aufbewahrungsort für nicht mehr brauchbare
Schriften und Gegenstände aus der Synagoge, worin sich zahlreiche alte religiöse
Bücher, Gebetsriemen (Tefillin), Gebetsmäntelchen (Tallit Katan)
und andere Gegenstände aus dem religiösen Leben befanden. Seit 1997 ist das
Gebäude für Besucher zugänglich. Im April 2000 wurde neben der
ehemaligen Synagoge ein Gedenkstein zur Erinnerung an die Umgekommenen der
NS-Zeit im Landkreis Roth und der Stadt Schwabach errichtet. Die vier Seiten des
Gedenksteines des Untersteinbacher Künstlers Reinhart Fuchs tragen die Namen
der ermordeten Juden aus Schwabach,
Thalmässing,
Roth und Georgensgmünd.
Adresse/Standort der Synagoge: Am Anger 9 (Jüdisches
Museum & Synagoge)
Nähere Informationen: Rathaus Georgensgmünd, Bahnhofstraße
4, 91166 Georgensgmünd, Telefon: 09172/703-0, Telefax: 09172/703-50.
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 30. Juli 2006)
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Der Weg zur ehemaligen
Synagoge
ist im Ort ausgeschildert |
Hinweistafel |
Von allen Seiten ist das
Gebäude
elektronisch gesichert |
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Blick zur 1736
erbauten
Synagoge |
Fenster des
Betsaales |
Die L-förmig an die Synagoge
angebaute
Schule mit Lehrerwohnung |
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Ostseite: der Standort
des Aron Hakodesch (Toraschrein) ist von außen klar erkennbar |
Eingangstor, darüber
Portalinschrift |
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Die Portalinschrift
"Öffnet mir die Tür,
denn ich komme durch sie herein") |
Der im April 2000
errichtete
Gedenkstein |
Hinweistafel am
Gedenkstein |
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Namen der aus Thalmässing
umgekommenen Juden |
Namen der aus Schwabach und
Thalmässing umgekommenen Juden |
Namen der aus Georgensgmünd
umgekommenen Juden |
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Namen der aus
Roth und Schwabach
umgekommenen jüdischen Personen |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Mai 2015:
Führung über "Markgräfliche Spuren
in Georgensgmünd" |
Artikel von Eva Schultheiß im "Donau-Kurier"
vom 27. Mai 2015: "Historische Reise durch Georgensgmünd. Führung mit
Irene Heckel zum heimatkundlichen Jahresthema 600 Jahre Markgraftum
Brandenburg-Ansbach.
Georgensgmünd (evs) Knapp 20 Interessierte sind zur Führung 'Markgräfliche
Spuren in Georgensgmünd' gekommen, die von der Kreisheimatpflege des
Landkreises Roth im Rahmen des Jahresthemas '600 Jahre Markgraftum
Brandenburg-Ansbach' veranstaltet worden ist. 'Die Herrschaftszeit der
Ansbacher Markgrafen reichte bis 1791', informierte Gästeführerin Irene
Heckel, 'bis Markgraf Alexander die Fürstentümer Bayreuth und Ansbach an
Preußen verkaufte. Somit wurden nicht nur die Georgensgmünder Untertanen
preußisch, bis 1805 das Königreich Bayern entstand. Heckel zitierte dazu den
Markgrafen Alexander: 'Wir trennen Uns von Unseren geliebten Unterthanen
nicht ohne das zärtlichste Gefühl der herzlichsten Dankbarkeit für die Uns
erwiesene Treue und Ergebenheit. So werden Wir auch in Zukunft an den
Schicksalen dieser Lande allezeit Anteil nehmen.' Bereits im Jahr 1666 ließ
Markgraf Albrecht V. von Brandenburg-Ansbach unweit des Rezatufers ein
Jagdschlösslein erbauen. Hier residierte der markgräfliche Wildmeister. Um
das Schlösslein herum gruppierten sich Nebengebäude sowie Häuser, in denen
neben dem Wildmeister und dem Bergwerks- und Eisenverwalter die
markgräflichen Arbeiter und Eisenschmelzer mit ihren Familien lebten. Da
nach den Jagden stets Trinkgelage stattfanden, bekam der Verwalter auch das
Brau- und Schankrecht zugesprochen. Um 1700 gab es neben dem ursprünglich
ein Stockwerk höheren Schlösslein eine kleine Brauerei. Nach Friedrich, dem
damals minderjährigen Sohn des Erbauers, wurde dieser neue Ortsteil
Friedrichsgmünd benannt, erläuterte Irene Heckel. Georgensgmünd westlich der
Fränkischen Rezat und Petersgmünd östlich der Schwäbischen Rezat seien
hingegen nach den Patronen der jeweiligen Kirche benannt. Im Jahr 1712 wurde
die Jagdverwaltung nach Petersgmünd verlegt und für das Schlösslein begann
eine bewegte Geschichte. Das Gasthaus 'Zur Krone' wurde eingerichtet, es war
Wohnhaus, und zeitweise war dort auch der Kindergarten untergebracht. 1995
erwarb die Gemeinde das historische Gebäude und sanierte es mit staatlicher
Hilfe zu einem unverwechselbaren Schmuckstück. 'So kommen unsere
Steuermittel wieder in die Gemeinden zurück. Im Schlösslein finden
regelmäßig Kunstausstellungen statt. Im Erdgeschoss ist ein Trauzimmer. Im
zweiten Obergeschoss befinden sich eine Künstlerwohnung und das kleine
Museum Saazer Stuben', so Heckel. Nächstes Ziel der Führung war der
Gedenkstein vor der Synagoge. Dieser wurde im Jahr 2000 als
Gemeinschaftsaktion der Städte Schwabach
und Roth, der Gemeinden
Georgensgmünd und Thalmässing
sowie der evangelischen Kirchengemeinde Thalmässing errichtet. Der Künstler
Reinhart Fuchs wählte als Grund einen Davidstern, aus dem ein Jura-Kalkstein
erwächst, auf dem die Namen der vielen ermordeten Juden aus den vier Orten
eingemeißelt sind. An den hellen Stein angelehnt ist ein dunkler Granitstein
aus Flossenbürg, der den Nationalsozialismus symbolisiert. Dieser könne das
Judentum aber nicht zerbrechen, erläuterte Heckel. Die erste Synagoge sei im
30-jährigen Krieg vollständig niedergebrannt und die bestehende erst 1734/35
errichtet worden. Dies verdankte die arme jüdische Landgemeinde
Georgensgmünd der Freigiebigkeit der Schwabacher Glaubensgenossen. Die
hebräische Inschrift über dem Portal nennt das jüdische Jahr 494 (1734) und
den Psalm 'Öffnet mir die Tore der Gerechtigkeit'. Heckel wies in der
Synagoge auf die erste Wandmalerei hin, die bei der Restaurierung im Jahr
1990 entdeckt wurde. Höchstwahrscheinlich stammt sie vom polnischen
Wandermaler Elieser Sussmann, einem berühmten Synagogenmaler, der weitere
fränkische Synagogen ausmalte. Die Gemeinde, die 1988 die Synagoge erwarb,
ließ ein Gebet für den damaligen Markgrafen – der die Erlaubnis zum Bau der
Synagoge gegeben hatte – und seine Gattin freilegen sowie eine Kartusche mit
Bibelvers über der Almosenbüchse. Nur dem Raum angemessene Veranstaltungen
wie Konzerte oder Vorträge fänden hier statt. Kreisheimatpflegerin Eva
Schultheiß bedankte sich bei Irene Heckel für die lebendige Führung und lud
die Teilnehmer auch zu den weiteren Veranstaltungen im Rahmen des
Jahresthemas ein."
Link zum Artikel |
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Ab Oktober 2017:
Ausstellung "Die anderen - wie alles
begann" sowie Präsentation einer neuen Publikation von Gerd Berghofer |
Ab dem 6. Oktober 2017 ist die Ausstellung
in der ehemaligen Synagoge zu sehen: "Die Anderen - wie alles
begann". Ausstellungseröffnung war am Freitag, 6. Oktober. Die
Ausstellung handelt vom jüdischen Leben in einer Landjudengemeinde am Beispiel von Georgensgmünd.
Bei der Veranstaltung zur Eröffnung wurde von Gerd Berghofer sein Buch, auf dem die Ausstellung beruht,
vorgestellt (siehe unten Literatur). Die Ausstellung selbst zieht sich durch Synagoge und Lehrerwohnhaus. Auf 18 Tafeln im Hauptraum wird jüdische Geschichte - mit einer zusätzlichen Tafel über die Herren von Hausen, den frühen Grundherren - bis 1938 bzw. 1945 erzählt. Im Lehrerwohnhaus finden sich die Informationen über die einstigen jüdischen Georgensgmünder. Jede Familie hat eine eigene Tafel, die Informationen der alten Ausstellung von 2013 wurden ergänzt und viele neue Bilder aufgenommen. Einige ergänzende Tafeln gehen auf das religiöse Leben ein. Insgesamt kann der
Besucher der Ausstellung 33 Tafeln vom Format 1 m x 1 m entdecken. Im Obergeschoss
wird ein kleiner Film über die jüdischen Schätze Georgensgmünds gezeigt.
Eine Besonderheit der neuen Ausstellung ist, dass etliche alte Landkarten, die bisher der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht wurden, zum ersten Mal gezeigt werden.
Der Eintritt ist frei. Die Öffnungszeiten finden sich beispielsweise in
der Website von Gerd Berghofer www.gerd-berghofer.de
unter den "Terminen".
Im Zeitraum der Ausstellung finden auch Führungen für Gruppen, auch Schulklassen, statt. |
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Artikel von Roland Unterburger im "Donaukurier.de"
vom 9. Oktober 2017: "Gerd Berghofer hat gewichtiges Werk geschrieben -
Buch und Ausstellung in Synagoge stoßen auf großes Interesse
"Schwere Geburt". Georgensgmünd.
Absolut überfüllt war die Georgensgmünder Synagoge, als Bürgermeister Ben
Schwarz und Gerd Berghofer die opulente Ausstellung zu Berghofers Buch 'Die
Anderen 2 - Wie alles begann - vom Mittelalter bis zum Ersten Weltkrieg'
eröffneten. Die Ausstellung spannt einen Bogen der jüdischen Geschichte
Gmünds ab 1542, als der Jude Jacob das Friedhofsgrundstück erwarb, bis hin
in die Zeit des Holocaust. Bürgermeister Ben Schwarz freute sich über das
enorme Interesse. 'Was hier entstanden ist, ist absolut sehenswert und
lesenswert', sagte er. 'Ich habe großen Respekt vor dem Buch und der
Ausstellung.' Gerd Berghofer sei es gelungen, ein großes wissenschaftliches
Standardwerk zu schaffen, das gut lesbar sei. Jeder, der sich für die
jüdische Kultur interessiere, bekomme eine Fülle von Informationen. Die
Ausstellung sei eine Mischung der Ausstellung von 2013, ergänzt durch
Aspekte aus dem Band 2 'Die Anderen'. Auch für Schulklassen sei diese
Ausstellung mit Führungen hervorragend geeignet. Gerd Berghofer stellte das
neue Buch und die Ausstellung vor. 'Das Buch war eine schwere Geburt', sagte
er, 'vier Jahre Arbeit, fast 500 Seiten, 725 Gramm schwer.' Für den zweiten
Band sei es darum gegangen, Urkunden zu finden, doch die Quellenlage werde
immer dünner. Den Beginn des jüdischen Lebens mit Jacob im Jahre 1542 nannte
Gerd Berghofer 'nur eine Momentaufnahme'. Der Anfang der jüdischen
Geschichte Gmünds falle in die Schlussphase der ersten Grundherren, der
Familie von Hausen. Die Vorgeschichte Gmünds gehe zurück auf das Jahr 1250,
als die ersten Hausener erwähnt werden. Als der letzte derer von Hausen
stirbt, habe das jüdische Leben in Gmünd begonnen. Bis zum 30-Jährigen Krieg
sei die jüdische Gemeinde zur Blüte gekommen. Berghofer wies darauf hin,
dass er den Standort der erste Synagoge lokalisieren konnte. 'Sie war dort,
wo heute die Diakoniestation steht', erklärte er. Ganz wichtig für die
zweite Synagoge sei der polnische Wandermaler Elieser Sussmann geworden, der
die Synagoge ausmalte. Bedeutend sei die Entwicklung des Landjudentums
geworden. 'Juden stiegen auf bis zu Leitern von Weltkonzernen', sagte
Berghofer, 'jedoch wurden über zwei Generationen hinweg die Juden gegängelt,
ihre Zahl wurde begrenzt und etliche Juden wanderten aus.' Georgensgmünd sei
geprägt vom Hopfenhandel und sei ein Ort der Hopfenjuden geworden,
berichtete er weiter, 'allein dies wäre ein Thema für eine Bachelorarbeit.'
Georg Berghofer dankte dem Heimatverein Georgensgmünd, dem Kulturamt und dem
Bauhof der Gemeinde, Verleger Bruno Schnell, Landrat Herbert Eckstein, Fritz
Volkert und anderen Heimatforschern sowie Axel Schwaiger für ihre Mithilfe.
'Die Ausstellung ist hervorragend gemacht', lobte Landrat Herbert Eckstein.
Man könne aus der Geschichte lernen. Er dankte Gerd Berghofer für die
Initiative und den vielen Helfern, die zum Gelingen dieser Ausstellung
beigetragen hätten. Umfangreich wie das neue Buch Berghofers ist die
begleitende Ausstellung in der Synagoge. So erzählen im Hauptraum 18 Tafeln
die Geschichte der Juden in Georgensgmünd von der ersten urkundlichen
Erwähnung bis zum Ersten Weltkrieg. Die erste Tafel beschäftigt sich mit den
frühen Grundherren, den Herren von Hausen. Diese Tafeln sind chronologisch
im Uhrzeigersinn angelegt. Im Schulraum werden die früher in Georgensgmünd
lebenden Familien vorgestellt. Der Besucher findet Informationen zu den
Familien Apfel, Gern, Gerstle und Großmeyer. Eine Vitrine zeigt diverse
Gegenstände und Dokumente. Vor der Mikwe, dem rituellen Tauchbad, informiert
eine Tafel über den Schabbes (Sabbat). In der Mikwe zeigt eine Doppeltafel
die jüdischen Speisegesetze und die Rolle der Frau im Judentum auf. Auf der
Hauptempore schildern drei Tafeln die Zweige der Familie Heidecker. Die
Vitrinen zeigen diverse Ausstellungsgegenstände, unter anderem originale
Genisa-Fundstücke. Auf der Nebenempore stellen die restlichen sechs Tafeln
die jüdischen Familien Mehler, Neumark, Schloss, Lewy, Sohn, Tachauer, Wild
und Welsch vor. An der Stirnseite erinnert eine Gedenktafel an diese
Familien. Auf der Sitzbank ausgelegt kann sich der Besucher über die
schrittweise Entrechtung der Juden informieren. Im einstigen Lehrerwohnraum
kann man einen Film über die jüdischen Schätze Georgensgmünds sehen.
Zusätzlich findet man dort Informationsmaterial und man kann auch testen,
wie viele jiddische Worte einem geläufig sind."
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November 2018:
Erinnerung an die Ereignisse beim Novemberpogrom 1938
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Artikel von Robert Unterburger im "Donaukurier" vom
9. November 2018: "In der Reichspogromnacht vor 80 Jahren wurden jüdische
Mitbürger in der Region übel drangsaliert -
Gejagt und vertrieben
Hilpoltstein/Thalmässing/Georgensgmünd/Schwabach/Allersberg. In
Thalmässing, Georgensgmünd und
Schwabach kam es in den Morgenstunden des 10.
November 1938 zu von Nazis organisierten Demonstrationen. Jüdische Geschäfte
und Wohnungen wurden verwüstet und geplündert, jüdische Mitbürger verhaftet
und später, wie in Allersberg die Familie Geiershoefer, enteignet. Genau 80
Jahre ist es jetzt her, dass es bei der Reichspogromnacht - auch
fälschlicherweise 'Reichskristallnacht' genannt - zu Übergriffen gegen
jüdische Mitbürger gekommen ist. Auch der heutige Landkreis Roth und die
Stadt Schwabach waren davon betroffen. Ein Rückblick.
Überall in Mittelfranken habe, wie in der Ausgabe der 'Rother Volkszeitung'
vom 11. November 1938 zu lesen ist, die 'Bevölkerung ihrer Erregung endlich
Luft gemacht, nachdem sie bis dahin geschwiegen und vorbildliche Disziplin
gezeigt hatte'. In diesem Zeitungsartikel schwelgt das NS-Blatt im damaligen
Parteijargon förmlich von dem 'hellhörig gewordenen Volk von Franken', das
nun eine 'handgreifliche Warnung an das Judentum' gegeben habe. 'Als bekannt wurde, dass der deutsche Gesandtschaftsrat Ernst vom Rath den
Verletzungen erlegen ist, die ihm der jüdische Mörder Herschel Seibel
Grünspan beibrachte, bemächtigte sich der Schwabacher Bevölkerung eine
starke Erregung, die um so verständlicher ist, als der jüdische Hass gegen
alles Nichtjüdische gerade am 9. November, dem Gedenktag der Blutopfer in
München, ein weiteres Blutopfer gefordert hat.' Damit spielt das Blatt auf
den gescheiterten Hitler-Putsch am 9. November 1923 an.
Weiter heißt es in diesem perfiden Artikel: 'Schon in den frühesten
Morgenstunden des gestrigen Tages bildeten sich in den Straßen Schwabachs
Demonstrationszüge, und die begreifliche Erregung der Bevölkerung machte
sich in einer drohenden Haltung gegen die noch hiesigen Juden Luft. Aus
diesem Grunde sah sich der Vorstand des Bezirksamtes in seiner Eigenschaft
als Stadtkommissar veranlasst, die Juden durch die Polizei verhaften zu
lassen und in das hiesige Amtsgerichtsgefängnis einzuliefern.
So wurden morgens um 6.30 Uhr die beiden Schwabacher Juden Levite und Graf
in ihrer Wohnung verhaftet. Der Jude Krauß meldete sich in der ersten
Morgenstunde bei der Polizei ab und reiste nach Ungarn, dessen
Staatsangehörigkeit er besitzt. Nicht nur in der Stadt Schwabach, sondern
auch in Georgensgmünd und Röthenbach war die Bevölkerung über die Bluttat in
Paris aufs äußerste aufgebracht, so dass der Vorstand des Bezirksamtes dort
zu ähnlichen Maßnahmen greifen musste wie in Schwabach. In Georgensgmünd
wurden zwei Juden und in Röthenbach ein Jude verhaftet. Einige
Fensterscheiben in den von Juden bewohnten Häusern gingen in Trümmer.
'Misshandlungen sind keine vorgekommen.' Soweit die Nazi-Zeitung im O-Ton.
[...]
Die Jahrhunderte alte eigenständige Geschichte des Georgensgmünder Judentums
fand mit den Pogromen ihr Ende. 1933 lebten nur noch 35 jüdische Einwohner
in der Gemeinde. Bis Mitte 1938 verließen laut Alemannia Judaica aufgrund
des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der ständigen
Repressalien etwa zwei Drittel der ortsansässigen Juden Georgensgmünd. Die
meisten wanderten nach Palästina und in die USA aus oder verzogen innerhalb
Deutschlands. 1935 wurde am Ortseingang eine Tafel angebracht mit dem Text:
'Unser Bedarf an Juden ist hinreichend gedeckt'. Beim Novemberpogrom 1938
wurden die Fenster der jüdischen Wohnungen zerschlagen; einige der jüdischen
Einwohner vorübergehend inhaftiert. Obwohl das Synagogengebäude bereits
zuvor - im August 1938 - an einen benachbarten Bäcker verkauft. Dennoch
wurde beim Novemberpogrom 1938 die Inneneinrichtung der ehemaligen Synagoge
teilweise zerstört.
Zwei Tage später wurden im Rahmen einer örtlich begrenzten 'Einzelaktion'
die letzten zwölf jüdischen Einwohner, fast nur alte Menschen aus dem Ort
vertrieben, vier von ihnen konnten noch in die USA emigrieren.
Am 21. Januar 1939 schrieb die Fränkische Tageszeitung: 'Die einstige
Juden-Hochburg Georgensgmünd ist nunmehr ein Hort deutscher Art, seit der
Wende des Jahres 1936 ist Georgensgmünd judenfrei ? Sie waren
Güterzertrümmerer und Hopfengartenversteigerer. Die letzten noch in
Georgensgmünd lebenden Juden - es sind 13 an der Zahl - wurden Ende 1938
kurzfristig ausgewiesen.'"
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Juli 2021:
Ein Toravorhang kehrt nach Georgensgmünd zurück
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Artikel von Irene Heckel in "Nordbayern.de"
vom 9. Juli 2021: "Verschollener Toravorhang kehrt nach Georgensgmünd
zurück.
Der Toravorhang soll von M. B. Selling anlässlich der Geburt seines Sohnes
gespendet worden sein.
Georgensgmünd - Viele Jahre war ein prachtvoller Toravorhang aus der
Georgensgmünder Synagoge verschollen. Vor drei Jahren tauchte er in
Schwäbisch Gmünd wieder auf, nun ist er in die alte Heimat zurückgekehrt.
Wir blicken heuer aus verschiedenen Gesichtspunkten auf 1700 Jahre jüdische
Geschichte zurück. Georgensgmünd ist einer der Orte, wo seit rund 400 Jahren
Judentum stattfindet. Wo mithilfe staatlicher und vieler privater Stellen
und von Landkreis und Gemeinde die Zeugen der einstigen jüdischen Mitbürger
nie vergessen wurden. Jetzt ereignete sich mit der Übergabe eines
Toravorhangs ein ganz besonderes Ereignis für Georgensgmünd, der Gemeinde
mit Jahrhunderte jüdischer Vergangenheit: die Rückgabe eines längst
verschollen geglaubten Toravorhangs aus der ehemaligen Synagoge. 'Sie haben
hier etwas ganz Besonderes', stellte der prominente Gast der kleinen, aber
feinen Feier vor der Georgensgmünder Synagoge fest.
Dr. Ludwig Spaenle war neben vieler Prominenz als
Antisemitismus-Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung gekommen.
Bürgermeister Ben Schwarz begrüßte ein handverlesenes Publikum: Joino Pollak
vom Landesverband Israelitischer Kultusgemeinden in Bayern, Landrat Herbert
Eckstein mit weiteren Vertretern des Landratsamtes, Mitglieder von Leader+,
der Kirchen, Gerd Berghofer und Dr. Axel Schwaiger, deren Neufassung des
Gmünder Geschichtsbuches demnächst erscheinen soll. Dazu Vertreter aus der
Wirtschaft, und Mitglieder eines gemeinsamen Arbeitskreises aus Thalmässing
und Pappenheim. Und nicht zuletzt der ehemalige Dekan Immanuel Nau aus
Schwäbisch Gmünd, der die ganze Sache 'ins Laufen' gebracht hatte.
'Enorme Strahlkraft'. Der Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung
Spaenle stellte die Frage: Was ist Ashkenasi und beantwortete sie auch
gleich: 'Das fränkische Judentum steht mittendrin!' Er erinnerte an
Antisemiten, die sich ein einfaches Muster suchten, und erinnerte die Juden
an eine Aussage: Sage das alles an einem Ort, wo so viel Wunderbares
besteht. Auch der große Friedhof sei ein echter Schatz in der Region, der
die Landschaft präge. Spaenle betrachte Ereignisse wie die Übergabe als
wichtig. Seine Forderung seit Langem: 'Wir müssen den Schutz jüdischen
Lebens in das bayerische Grundgesetz aufnehmen! Deswegen haben auch
Ereignisse wie das heutige eine enorme Strahlkraft.' Landrat Herbert
Eckstein betonte vor allem das Miteinander. Seit seinem Jugendaustausch mit
Israel sensibilisiert, erinnerte er an die Menschen, die sich nach dem Krieg
um die Synagoge gekümmert haben. An Fritz Glenk, der gleich nach dem Krieg
geforscht und aufgeschrieben habe, an Gerd Berghofer, der sich gefragt habe,
warum man damals 'die anderen' ausgegrenzt habe. Es habe seitdem immer
Menschen gegeben, die sich um die jüdische Geschichte gekümmert hätten.
'Lasst uns das alles miteinander tragen, denn es tut uns gut, wenn wir dazu
stehen und es tut uns gut, wenn wir alle die Kraft haben, aufzustehen!',
sagte der Landrat.
Ein Ort des Lebens und der Kunst. Georgensgmünds Bürgermeister Ben
Schwarz berichtete von der leeren Synagoge, in der immer wieder mal
Veranstaltungen und Ausstellungen stattgefunden hätten. Aber als dann der
Anruf von Herrn Nau kam, und sich herausstellte, dass der Vorhang wirklich
aus Georgensgmünd stammte, sei seine Freude riesengroß gewesen - genau wie
das bedeutende Interesse, das die Menschen an diesem 'Fund' zeigten. Nach
coronabedingten Verzögerungen und Verhandlungen feierte die Gemeinde die
Rückkehr eines Toravorhangs, der nach zum Teil immer noch geheimnisvollen
Vorgängen wieder in die Georgensgmünder Synagoge zurückgekehrt ist.
Überraschung am Telefon. Dazu ist eine Ausstellung zur
Entstehungsgeschichte und der jahrzehntelangen Odyssee der Textilie
vorbereitet. Die Ausstellung wird im Rahmen des LEADER-Kooperationsprojekts
'Tachles' realisiert, das die Gemeinde Georgensgmünd gemeinsam mit dem Markt
Thalmässing und der Stadt Pappenheim umsetzt. Begonnen hatte die lange Reise
2018 mit einem kurzen und für Gmünd total überraschenden Anruf aus
Schwäbisch Gmünd, als der Dekan im Ruhestand, Immanuel Nau, die
Georgensgmünder Gemeindemitarbeiterin Shoshana Sauerbier-Tietz informierte,
um ihr über den Vorhang, der Schwäbisch Gmünd angeboten worden war, zu
berichten. 'Tagelang habe ich gegrübelt' erzählt er, ob und wie er über das
Fundstück reden sollte. Damit löste er Aktivitäten aus, die ihren Weg über
drei Jahre bis zur offiziellen Übergabe fanden. Angehörige des Jüdischen
Forschungskreises suchten sogar eine Stelle in Den Haag auf. 'MKK Gmind' –
so steht es auf dem Vorhang. Doch welches 'Gmind' beziehungsweise 'Gmünd'
ist gemeint? Aufschluss gibt das 'Pinkas haKehillot', das 'Buch der
Gemeinden', Band 'Württemberg/Bayern', ein Projekt der Gedenkstätte Yad
Vashem, in dem alle damaligen jüdischen Gemeinden verzeichnet sind. Es
folgten intensive Forschungen nach der Familie von M.B. Selling, die auf dem
Vorhang namentlich erwähnt wird. Doch gab es überhaupt einen jüdischen
Anwohner dieses Namens in Georgensgmünd? Es gab ihn tatsächlich 1861/62; er
spendete wohl aus Anlass der Geburt seines Sohnes den kunstvoll bestickten
Toravorhang aus lila Samt. Inzwischen suchte die Gemeinde nach Sponsoren,
die einen Zuschuss zum Erwerb und den entstehenden Kosten der Restaurierung
leisten wollten, und fand sie in der Raiffeisenbank und der Dema. Der Erwerb
des Vorhangs vom luxemburgischen Antiquariat 'Lux Judaica' erfolgte im
August 2018 nach Prüfung der Anbieterreputation, dem Erhalt eines
Herkunftsnachweises und dem Ausschluss von Restitutionsansprüchen.
In neuem Glanz. Im Sommer 2019 kehrte der Vorhang nach Georgensgmünd
zurück und wurde der Textilrestauratorin Magdalena Verenkotte übergeben, die
bereits der früheren Georgensgmünder Genisa Funde instand gesetzt hatte. Der
Schwerpunkt lag dabei auf der Bearbeitung von Gewebeabreibungen, Verstärkung
der Aufhängung und Ausbesserungen in den Stickereien. Außerdem musste ein
Rahmen für das kostbare Stoffteil in Auftrag gegeben werden. Er hat nun
seinen Platz auf einer der Frauenemporen gefunden."
Link zum Artikel |
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Februar 2022:
Das Projekt
GBJewishResearch ist über die Website von Gerd Berghofer online.
Die Informationstafeln zu den jüdischen Familien Georgensgmünds sind in
einer virtuellen Ausstellung verfügbar und dies in deutscher wie englischer
Sprache:
https://www.gerd-berghofer.de/gbjewishresearchdeutsch und
https://www.gerd-berghofer.de/gbjewishresearchenglish . |
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Video verlinkt: "Wartesaal" zur Emigration – Juden in Georgensgmünd nach 1945
Quelle:
https://player.vimeo.com/video/98328335
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 187. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 159-160. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 287-288.
|
| 'Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band II:
Mittelfranken.
Erarbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid,
Hans-Christof Haas und Angela Hager, unter Mitarbeit von
Frank Purrmann und Axel Töllner. Hg.
von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz.
Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und
herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern, Teilband 2: Mittelfranken. Lindenberg im Allgäu 2010.
Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu.
ISBN 978-3-89870-448-9. Abschnitt zu Georgensgmünd S.
334-349. |
| Hans-Peter
Süss: Jüdische Archäologie im nördlichen Bayern. Franken und
Oberfranken. Verlag Dr. Faustus Büchenbach 2010 (Reihe: Arbeiten zur
Archäologie Süddeutschlands Band 25). Zu Georgensgmünd S. 68-70.
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Gerd
Berghofer: Die Anderen. Das fränkische Georgensgmünd und seine
Juden vor und während des Dritten Reiches. Mit einem Vorwort von Axel
Schwaiger. 394 S., über 100 Abb. ISBN 978-3-934145-90-0.
wek-Verlag Treuchtlingen-Berlin 2013. 19,80 €.
Handsignierte Exemplare beim Autor: Mail: gerd-berghofer@gerd-berghofer.de
Zum Inhalt: Der Autor Gerd Berghofer berichtet über eine anfangs nahezu intakt scheinende Gemeinschaft zwischen Juden und Nichtjuden, die sich zu verändern beginnt. Der
'Versailler Schmachfrieden', die verhasste Weimarer Republik, die aufkommende nationalsozialistische Agitation – all das dringt auch in das kleine Georgensgmünd. Sehr genau wird nachgezeichnet, wie der Ort politisch den Nationalsozialisten in die Hände gegeben wurde und wie die Juden zunehmend in die Defensive gerieten – bis 1933 der Wahnsinn zur Legalität erklärt wurde und viele den Ort bzw. Deutschland verließen. Berghofer betrachtet nicht nur die Juden, die bis zu Vertreibung 1938 im Ort lebten, sondern auch jene, die bereits lange vorher Georgensgmünd verlassen hatten, aber mit ihrer Verwandtschaft noch in regem Kontakt standen. In mühevoller Kleinarbeit rekonstruierte er die weiteren Lebenswege dieser Menschen. Der Autor erzählt nicht nur Geschichte, sondern beeindruckt auch durch das zusammengetragene Bildmaterial und viele Details. Damit hat er ein besonderes Geschichtsbuch geschaffen, das lesenswert ist für alle, die einen Einblick in eine ungeheuerliche Zeit bekommen möchten, für die Georgensgmünd letztlich nur ein Beispiel
ist. |
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Gerd
Berghofer: Die Anderen 2 - wie alles begann. Vom Mittelalter bis zum Ersten Weltkrieg.
490 S., Broschur, über 100 Bilder, ISBN 978-3-9816879-6-5. 19,80 €. September 2017.
Zum Inhalt: In einem weiten Bogen, der bei den frühesten urkundlichen Erwähnungen und den ersten Grundherren beginnt und mit dem Ersten Weltkrieg endet, schildert Gerd Berghofer das Miteinander von Christen und Juden am Ort über die Jahrhunderte hinweg. Dabei beantwortet er die Frage nach einer Burg in Georgensgmünd ebenso plausibel, wie die nach dem Standort der ersten Synagoge vor dem Dreißigjährigen Krieg. Berghofer spürt dem Mysterium des Synagogenmalers Elieser Sussmann nach und überrascht den Leser mit verblüffenden Ergebnissen. Aber auch die Darstellungen der Auswanderungsbewegung im 19. Jahrhundert, des Vereinslebens und vor allem des jüdischen Hopfenhandels vermitteln einen bleibenden Eindruck von jüdischem Leben bis zum Ersten Weltkrieg.
Weitere Informationen: www.gerd-berghofer.de
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Hinweis:
Lieferbar ist über Gerd Berghofer die DVD "Die jüdischen Schätze Georgensgmünds". Den in der Ausstellung "Die Anderen - wie alles begann" gezeigten Film haben der 15-jährige Jonas Thurn und
Gerd Berghofer überarbeitet, neu synchronisiert und um einige Szenen erweitert. Sie umfasst rund 40 Minuten. Die DVD kostet 10
€ (evtl. zzgl. Versandkosten) und ist über Gerd Berghofer per Email gerd-berghofer@gerd-berghofer.de
(oder über die Website www.gerd-berghofer.de) zu
bestellen. |
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Gerd
Berghofer: Wir werden geschoben wie Marionettenfiguren - Die Anderen
3. 296 S. Softcover. Oktober 2019. 19,80 €. Zu bestellen über den Buchhandel
oder beim Autor per Email
gerd-berghofen@gerd-berghofer.de und über die Website
www.gerd-berghofer.de
Dieses Buch bildet den Abschluss der Trilogie "Die Anderen" und bietet
nun einen Perspektivenwechsel, indem die Sicht der Betroffenen eingenommen
wird. Dank der Nachkommen der Heidecker-Brüder Ludolf, Justin und
Fritz-Joseph durfte ich die Briefe, die zwischen 1938 und 1943 geschrieben
wurden, als Herausgeber veröffentlichen. Diese Briefe - geschrieben aus
Deutschland heraus von den Eltern und von den Geschwistern in Israel -
handeln vom Schicksal der in Deutschland zurückgebliebenen Verwandten und
der Not, wie man diese am besten heraus bekommen könnte; andererseits ist
auch zu lesen, mit welchen Problemen insbesondere Ludolf Heidecker in den
USA konfrontiert wurde und wie sich die Verzweiflung immer weiter steigerte,
Hoffnungen aufkamen und zerplatzten wie Seifenblasen. Gleichzeitig wurden in
das Buch Briefe der Familie von Ruth Schmitt aus Hirschaid, der Frau von
Ludolf Heidecker, aufgenommen und einige wenige Briefe der Rosa Sohn aus
Georgensgmünd, später Kitzingen. Die Sammlung legt ein beredtes Zeugnis ab
darüber, wie die Juden in Deutschland ihre Situation empfunden haben. Näher
kann Literatur nicht kommen. Eine Zeitleiste mit den wichtigsten
antijüdischen Maßnahmen begleitet den Leser. Die Lektüre ist nicht nur für
jene interessant, welche ein Faible für Georgensgmünder Geschichte haben,
sondern für alle, die sich mit der Situation der Juden in Deutschland in
dieser Zeit auf andere Weise auseinandersetzen möchten: Die Vertreibung aus
dem Heimatort, das Hin- und Hergeschoben werden in der Großstadt München,
das Zusammenleben im Judenhaus und schließlich die Zusammenführung zur
Deportation im Lager Milbertshofen sind wichtigte Stationen und dann die
finalen, nur noch rudimentären Nachrichten aus den Transitlagern in Piaski
bzw. Izbica.
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ders.: Das jüdische Georgensgmünd - Häuser, Familien, Kurzbiografien. 120 S.
Softcover mit markierten Plänen und vielen Abbildungen. Dezember 2020. 9,90
€ zuzüglich Porto. Zu bestellen über den Buchhandel oder beim Autor per
Email
gerd-berghofen@gerd-berghofer.de und über die Website
www.gerd-berghofer.de.
Zum Inhalt: fast 50 Gebäude und Plätze in Georgensgmünd lassen sich etwa
zwischen 1700 und 1938 nachweislich jüdischen Besitzern zuordnen, fast zu
gleichen Teilen auf Georgensgmünd und Friedrichsgmünd verteilt. Welche das
sind? Davon berichtet mein neues Buch. Anhand eines "Spaziergangs" vom
Bahnhof ausgehend führt der Auto an den Objekten vorbei. Anhand der Häuser
werden per kurzem Steckbrief die wichtigsten Daten zu den jüdischen
Bewohnern vermittelt und in einer kurzen Familiengeschichte vorgestellt. Die
Ausgangssituationen sind sehr unterschiedlich: Manchmal dauerte das
Besitzverhältnis nur wenige Jahre, in vielen Fällen hielt es über
Generationen. Etliche Häuser stehen noch, andere wurden abgerissen, neu
errichtet oder mehrfach umgebaut. Selten sind es heute nur noch leere
Plätze, die dennoch eine Geschichte haben, und der vielleicht
unspektakulärste Platz in Gmünd bietet vielleicht sogar das größte Geheimnis.
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Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Georgensgmuend Middle
Franconia. Jews were present in the late 16th century. A synagogue was
built in 1723 and the Jewish population reached 120 in 1880 (total 1.386). In
1933, 35 remained. About two-thirds left from 1933 to mid-1938. The last 12,
mostly old, were expelled towards the end of 1938.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
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