Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Heinrichs (Stadt Suhl, kreisfreie Stadt)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:  

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
Zu einzelnen Personen     
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen  
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde      
   
In Heinrichs bestand eine jüdische Gemeinde im 18./19. Jahrhundert. Zunächst gehörten die am Ort lebenden jüdischen Familien zur jüdischen Gemeinde in Schleusingen. 1811 lebten in zehn Häusern, die Juden gehörten, zusammen 17 jüdische Familien. Ein weiteres Haus gehörte der jüdischen Gemeinde. Dieses wurde als Synagoge und Schule mit Lehrerwohnung genutzt.   
  
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1859 19 jüdische Familien. 
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde außer der schon genannten Synagoge und Schule vermutlich auch ein jüdisches Bad (Mikwe) und einen Friedhof. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zeitweise ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibungen der Stelle unten von 1844/1847).    
  
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen Einwohner durch Auswanderung und Abwanderung (Suhl!) stark zurück (zur Auswanderung vgl. Bericht unten von 1843 über die Auswanderung von Julius Mayer nach New York und vgl. Foto des Grabsteines in New Orleans unten).   
 
Im April 1859 beschlossen die in Heinrichs und Suhl lebenden jüdischen Einwohner, sich künftig "Synagogengemeinde Heinrichs mit Suhl" zu nennen. 12 Jahre später nannte sich die Gemeinde  "Synagogengemeinde Suhl mit Heinrichs".    
  
Mitte der 1920er-Jahre lebten in Heinrichs noch etwa 10 jüdische Personen.   
 
Von den in Heinrichs geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Minna Ruben geb. Meyerstein (1864), Else Stern (1902), Eva (Eveline, Evelina) Stern (1904), Hugo Stern (1889).      
  
  
  
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
  

Aus der jüdischen Geschichte Mitte des 19. Jahrhunderts 
Jüdische Personen aus Heinrichs bemühen sich um Zuzug nach Suhl (1843)  

Suhl AZJ 22051843.jpg (147978 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Mai 1843: "Aus dem Hennebergischen, 26. März (D.A.Z.). Es ist wenig bekannt und scheint selbst die Aufmerksamkeit der preußischen Regierung noch nicht auf sich gezogen zu haben, dass die Juden in der Grafschaft Henneberg sich in einer ungleich ungünstigeren Rechtslage befinden als die des ganzen übrigen Staates. Es ist dort noch die alte Partikulargesetzgebung beibehalten worden, und in Folge davon dürfen die dortigen Juden keine Grundstücke erwerben, sich nicht als Handwerker etablieren, sich ohne eingeholte Erlaubnis nicht verheiraten. Namentlich sind ihnen die Suhler Stadtrechte feindselig. Gleichwohl ist dieser kleine Teil Landes verhältnismäßig stark von Juden bewohnt, und namentlich halten sich i n den Flecken Heinrichs und Schwarza sehr viele auf. Nach Suhl darf keiner ziehen. Ein junger Mann in Suhl, namens Nathan Mayer, der früher den Kleinhandel (Schacherhandel?) betrieben, aber das Handwerk eines Leinwebers erlernt hatte und nun dem Handel entsagen und sich seiner Profession widmen wollte, konnte, trotz aller Bemühungen, die Erlaubnis nicht erhalten und musste so zu seinem früheren Geschäfte zurückkehren. Ein angesehener und wohlhabender Jude in Heinrichs, namens Julius Mayer, wollte nach Suhl ziehen und wendete sich, da der dortige Magistrat widersprach, an die Regierung, endlich ans Ministerium, musste aber, mit Rücksicht auf das bestehende Recht, abgewiesen werden. Er verkaufte nun Hab und Gut und zog mit seiner Familie nach New York, wo es ihm wohl gehen soll, und viele junge Leute aus der Grafschaft schlossen sich ihm an. Gleichwohl treiben die Juden dieser Flecken viele Geschäfte mit Suhl und leben mit den dortigen Bürgern auf dem freundschaftlichsten Fuße."     

  
  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer  
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1844 / 1847   

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. September 1844: "Anzeige
Durch das plötzliche Dahinscheiden, und zu einem besseren Leben übergegangenen unseres vielgeliebten Lehrer Herrn Hauchenberg, ist die hiesige Stelle unbesetzt. Einem hierzu sich qualifizierenden Subjekte, welches seine Prüfung abgelegt, gründlichen Elementar- und Religionsunterricht erteilen, als Schächter und nötigenfalls als Vorbeter (letzteres wird zwar weniger beachtet), fungieren kann, sichern wir neben freier Wohnung einen Gehalt von 150 Thalern zu. Hierauf Reflektierende wollen sich gefälligst melden.  
Heinrichs
bei Suhl im September 1844. 
Moritz Meyer,
Vorsteher der hiesigen Judengemeinde."    
 
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. April 1847: "Gesuche
Die unterzeichnete israelitische Gemeinde sucht einen unverheirateten Lehrer, Schächte rund Vorsänger. Der jährliche Gehalt beträgt 100 Thaler, sowie Wohnung und Heizung. Hierauf Reflektierende können diese Stelle sofort antreten, und haben sich zu melden bei dem Vorstand der israelitischen Gemeinde zu Heinrichs bei Suhl. 
Heinrichs, den 14. April 1847."    

   
   
Zu einzelnen Personen   
     
Erinnerungen an die Auswanderungsbewegung im 19. Jahrhundert  - 
Grabstein für Gustav Aron aus Heinrichs in New Orleans (1852-1890)
    
Anmerkung: das Foto wurde von Rolf Hofmann (Stuttgart) im April 1994 im 1860 eröffneten Hebrew Rest Cemetery in New Orleans, 2100 Pelopidas at Frenchman Street, near Elysian Fields and Gentilly Blvd., aufgenommen.        

Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans: 
"Hier ruht  
Gustave Aron  
Born in Heinrichs Germany  Nov. 13 1852  Died Dec. 8 1890". 
Auf der Seite Grabinschrift für die Tochter Gustave's.      

   
Grabstein für Herrmann Raphael aus Heinrichs in New York (1827-1901)   
   
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.      

Heinrich New York Salem 1673.jpg (91680 Byte)   Heinrich New York Salem 1673a.jpg (70971 Byte) Grabstein für 
"My beloved husband  
Herrmann Raphael  
Born in Heinrich(s), Saxony  Dec. 1827  
Died Feb. 5. 1901  
Aged 73 years."   

     
    
    
Zur Geschichte der Synagoge              
    
Die bereits oben genannte Synagoge wurde um 1870 geschlossen, das Gebäude 1872 verkauft. 1960 wurde es abgebrochen, das Grundstück blieb unbebaut.  
  
  
Adresse/Standort der Synagoge     Im heutigen Hinterhof der Bäckerei Striebe, Meininger Straße 114   
   
   
Fotos    

Außer zum jüdischen Friedhof und zum Grabstein in New Orleans (s.o.) sind noch keine 
Fotos zur jüdischen Geschichte im Heinrichs vorhanden.   
 
     

 
 
Links und Literatur  

Links:   

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Website der Stadt Suhl   

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Wikipedia-Artikel zu Heinrichs (Suhl)    

Literatur:    

bulletIsrael Schwierz: Zeugnisse jüdischer Vergangenheit in Thüringen. Eine Dokumentation - erstellt unter Mitarbeit von Johannes Mötsch. Hg. von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen ( www.lzt.thueringen.de) 2007. Zum Download der Dokumentation (interner Link) S. 152-156.  
bulletHeimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Band 8 Thüringen. Frankfurt 2003. S.. 

        
         

                   
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Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 15. Oktober 2013