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Friedhöfe in der Region"
Zur Übersicht: Jüdische Friedhöfe in Baden-Württemberg
Horb (Kreis
Freudenstadt)
Jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
siehe Seite zur Synagoge in Horb
(interner Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Im 17./18. Jahrhundert wurden die Toten der jüdischen Gemeinde Horb in Mühringen
beigesetzt (1629 genannt). 1904 wurde ein eigener Friedhof an der Mühlener Straße
angelegt (ca. 1 km außerhalb Horbs; Parzellen 969 und 970; Fläche 13,11 a). Die hierin befindliche
Friedhofshalle wurde vermutlich 1938 zerstört. Zur Geschichte in und nach
der NS-Zeit s.u. Text
Im Spätherbst 1999 wurde auf dem Gelände
des Friedhofes ein Gedenkstein zur Erinnerung an die Geschichte der Horber
jüdischen Gemeinde aufgestellt.
Die Lage des Friedhofes
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Lage der jüdischen Friedhöfe in Horb und Nordstetten
(der
obere Pfeil rechts markiert den Horber Friedhof)
(Topographische Karte aus den 1970er-Jahren) |
Lage des jüdischen Friedhofes
in Horb auf dem dortigen Stadtplan:
oben anklicken und unter
"Behörden und öffentliche Einrichtungen"
weiterklicken zu
"Friedhof, jüd., Horb" |
Link zu den Google-Maps
(der grüne Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)
Größere Kartenansicht
Fotos
Historisches Foto
(Quelle: Jüdische Friedhöfe und Gotteshäuser in
Württemberg. Hg. vom Oberrat der Israeliten in Württemberg 1932)

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Auf dem Foto ist das Dach der
vermutlich 1938
zerstörten Friedhofshalle erkennbar |
Neuere Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 11.8.2003)
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Gesamtansicht
des Friedhofes |
Das Eingangstor, das
inzwischen auf der
anderen Seite des Friedhofes liegt |
Teilansicht |
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Teilansichten |
Grabmal für Louis Schwarz
und
Rosa geb. Marx |
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Denkmal von 1999 für die aus
Horb umgekommenen jüdischen Personen
an der Stelle des alten
Eingangstores (s.u.) |
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Ältere Fotos
(Fotos: Hahn, entstanden Mitte der 1980er-Jahre)
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Eingangstor zum Friedhof Horb |
Teilansichten des Friedhofes |
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Teilansicht |
Gräber aus der NS-Zeit |
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Text
Aus "Schattenrisse" - Die jüdische Gemeinde in Horb (s. Lit.)
S. 23-24:
Zur Geschichte des Friedhofes in und nach der NS-Zeit
"Besucher des jüdischen Friedhofs von Horb fragen immer wieder, warum
auf mehreren Gräbern nur schlichte Betonplatten an die Verstorbenen erinnern.
Die eigentlichen Grabsteine wurden schlichtweg gestohlen. Im November 1941 waren
20 Baisinger Juden auf einem offenen Leiterwagen nach Horb gebracht worden, um
von hier aus per Bahn unter Polizeibewachung in das Sammellager auf dem
Stuttgarter Killesberg transportiert zu werden. Auf dem Rückweg nach Baisingen
machte der Fuhrmann Bleicher "einen Umweg über den jüdischen Friedhof in
Horb. Er wollte retour keine Leerfahrt machen: 'Und wir haben rauswärts noch
grad vom israelitischen Friedhof Grabsteine mit raus, die umgeworfen sind.
Konnt' man raussuchen, was man hat wollen, und wir haben die Steine noch mit
raus nach Vollmaringen. Wie hat der geheißen, der Steinhauer? Dem haben wir vom
Horber Friedhof Steine mit raus'".
Noch vor der Deportation der letzten jüdischen Einwohner versuchte die
Stadt, den kleinen Friedhof und das angrenzende Grundstück möglichst günstig
in ihren Besitz zu bringen: "Nach einer Anordnung des Herrn
Württembergischen Wirtschaftsministers müssen die in jüdischem Besitz
befindlichen landwirtschaftlichen Grundstücke an Arier veräußert werden. Die
jüdische Kultusvereinigung Württemberg e.V. ... besitzt hier Parz. Nr. 969
Friedhofacker, Anlage und Öde und Parz. Nr. 970 Acker und Öde in der
Froschlachen. Beide Grundstücke sind 1904 erworben worden. Die Parz. Nr. 969
war städtischer Besitz und musste teilweise unentgeltlich abgetreten werden.
Der Bürgermeister beabsichtigt, die Grundstücke für die Stadt zu erwerben und
zwar mit dem Friedhof, der solange als nötig erhalten und unterhalten wird. Der
Wert der Grundstücke wird auf 250 RM angenommen, die durch Übernahme der
Verpflichtung zur Friedhofunterhaltung abgegolten werden. Die Ratsherrn wenden
nichts ein" (Gemeinderatsprotokoll vom 19.6.1941). Ein Kommentar zu
diesem Gemeinderatsbeschluss erübrigt sich. Die staatliche
"Aufsichtsbehörde", die der "jüdischen Kultusvereinigung"
als Kontrollorgan übergeordnet war, wollte zumindest nach außen hin den
Anschein einer rechtmäßigen Eigentumsübertragung wahren und verweigerte daher
ihre Zustimmung zu diesem Geschäft: "Voraussetzung für eine Genehmigung
sei, dass ein angemessener Kaufpreis bezahlt werde. Lediglich die Verpflichtung
zum Unterhalt des Friedhofs genüge nach Auffassung der Aufsichtsbehörde als
angemessene Entschädigung nicht." Der Horber Bürgermeister war da anderer
Ansicht: die - 1939 aufgelöste - jüdische Gemeinde sei noch die Grundsteuer
schuldig und habe schließlich bislang auch nur den Friedhof unterhalten.
"Das Angebot der Stadt sei daher genügend". Nach einmütiger
Zustimmung der Ratsherren "verfügte" der Bürgermeister, "kein
anderes Angebot zu machen". Er kam damit aber nicht durch: die
Aufsichtsbehörde legte im Dezember 1942 als Kaufpreis den lächerlich geringen
Betrag von 350 RM fest, wovon 100 RM zu bezahlen waren und der "Rest"
für die Pflege des Friedhofes in Anrechnung gebracht werden durfte, ohne dass
dabei jedoch Art und Umfang der Pflegearbeiten schriftlich festgelegt wurden. Es
bedarf keiner großen Phantasie, um sich ein Bild vom jüdischen Friedhof Horbs
während dieser Zeit zu machen: unkrautüberwucherte Grabstellen, umgeworfene
und zerbrochene Grabsteine, zerstörte Namensinschriften...
Nach dem Zusammenbruch des "Dritten Reiches" fühlte sich die
Stadt, de jure noch Eigentümerin des Friedhofes, zu einer gewissen Fürsorge
verpflichtet: "Im jüdischen Friedhof sind vor längerer Zeit, anscheinend
bereits in den Tagen des Zusammenbruchs, jüdische Grabsteine umgeworfen worden.
Die Täten werden in den Kreis etlicher früherer Nationalsozialisten vermutet.
Es wird beschlossen, dieselben festzustellen und zur Instandsetzung des
Friedhofs heranzuziehen" (Gemeinderatsprotokoll vom 27.4.1949). Ob
diesem Beschluss ein Erfolg beschieden war, mag bezweifelt werden. Im April 1949
verlangte die Israelitische Kultusvereinigung als Rechtsnachfolgerin der Horber
jüdischen Gemeinde von der Stadt die "Nichtigkeitserklärung" des
Kaufvertrags vom 4.12.1942 und "die Herausgabe dieser Grundstücke".
Der Gemeinderat zeigte sich einsichtig und verzichtete auf einen Prozess in der
Hoffnung, "dass durch die Nichtigkeit der Verträge auch die Unterhaltslast
des Friedhofs hinfällig geworden" sei. Im Oktober wurde durch
"rechtskräftiges Urteil der Restitutionskammer beim Landgericht
Rottweil... die Stadt zur Herausgabe der beiden Grundstücke verpflichtet".
Die Stadt akzeptierte das Urteil. Darüber hinaus beschloss der Gemeinderat
"nach Beratung... einstimmig, die Betreuung des Judenfriedhofs durch die
Stadt zu übernehmen, falls der Eigentümer hiezu aus irgendwelchen Gründen
nicht in der Lage ist" (Gemeinderatsprotokoll vom 24.8.1950). Dabei blieb
es bis zur Gegenwart.
Im Spätherbst 1999 wurde von der Stadt Horb auf dem Gelände des Friedhofs
ein Gedenkstein aufgestellt. Mit ihm soll nicht nur an die jüdischen Opfer des
Nazi-Terrors, sondern auch an die lange und wechselvolle Geschichte der Horber
Juden erinnert werden.
Links und Literatur
Literatur:
 | Martin-Gerbert-Gymnasium Horn / Otto-Hahn-Gymnasium Nagold (Hg.),
Schattenrisse. Eine Annäherung an die Geschichte der jüdische Gemeinde von
Horb am Neckar 2000. In diesem Buch findet sich eine Gesamtdokumentation
des jüdischen Friedhofes mit Inschriften und (bei hebräischen Texten) deren
Übersetzungen. |
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Vom Leben in Horb am Neckar. Die
jüdische Gemeinde und ihr Friedhof. Hrsg. vom Stadtarchiv Horb und vom
Träber- und Förderverein Ehemalige Synagoge Rexingen. Dritter Band der Reihe
"Jüdische Friedhof der Stadt Horb". Festeinband. Fadenheftung, 413 S., 2019.
ISBN 978-3-95505-118-5. € 30,00.
Der dritte Band in der Reihe „Jüdische Friedhöfe der Stadt Horb“
beschreibt, wie sich in einem Zeitraum von etwa 80 Jahren in Horb inmitten
einer überwiegend katholischen Nachbarschaft eine vielfältige
schwäbisch-jüdische Kultur entwickelte. Umfangreiche Recherchearbeiten im
Stadtarchiv bilden die Grundlage, auf der 32 Autor*innen diese Geschichte
erzählen. In enger Zusammenarbeit mit dem Rexinger Synagogenverein ist eine
fundierte Dokumentation zur Entstehung, Blüte und Vernichtung der jüdischen
Gemeinde in Horb entstanden. |

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