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Jahrestagungen von Alemannia
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zur Übersicht über die Jahrestagungen von Alemannia Judaica
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Ehemalige Synagoge in Tübingen,
1938 zerstört |
Die Jahrestagung 1998 in
Tübingen
Protokoll des Jahrestreffens
am 15. März 1998
Protokoll: Martin Ulmer (außer Protokoll AG "Jüdische
Friedhöfe)
Der Vormittag, 10.30 Uhr - 12.30 Uhr verging, wie üblich, mit Kurzberichten
der einzelnen Teilnehmer, die sich selbst und ihre Arbeitsgebiet vorstellten.
Nach der Mittagspause wurden in verschiedenen Arbeitsgruppen
anstehende Probleme diskutiert. Anschließend fand eine Führung zum Platz
der zerstörten Synagoge in der Gartenstraße statt, wo Martin Ulmer über
die Geschichte des Platzes, die anstehenden akuten Probleme und die weitere
Planung berichtete.
Protokoll der Arbeitsgruppe "Jüdische Friedhöfe" von H.
Bloedhorn
Herr Hüttenmeister: Hinweis auf die Probleme im Zusammenhang mit
Führungen auf jüdischen Friedhöfen (Haltung der Jüdischen Gemeinden, Störung
der Totenruhe, Vorbereitung, Durchführung, Zweck) sowie auf das Problem des
Freilegens von ihm Boden versunkenen Grabsteinen für die Dokumentationen.
Herr Bamberger: Am Schabbat und an jüdischen Feiertagen sollen keine
Besuche stattfinden, die Friedhöfe geschlossen bleiben. Generell ist darauf zu
achten, dass Grabflächen nicht betreten werden und dass männliche Besucher
eine Kopfbedeckung (Kipa) tragen. Camping und ähnliche Freizeitaktivitäten
sind auf und in unmittelbarer Nähe der Friedhöfe zu unterlassen. Für die
Dokumentierung der Grabsteine können auch deren untere Teile freigelegt werden,
um noch vorhandene Zeilen lesen zu können.
Frau Antmann (s"A): Beim Bearbeitungen der Friedhöfe sollen
anstehende Probleme individuell mit den zuständigen örtlichen Stellen geklärt
werden, z.B. das Freilegen oder Wiederaufrichten von Grabsteinen, Rodungen
usw.
Herr Hüttenmeister: Hinweis auf Datenschutzproblematik im Zusammenhang
mit der Publizierung von Friedhofsbeständen. Archivbestände werden erst nach
30 Jahren zugänglich, wenn es sich um kritische, personenbezogene Daten
handelt. Ausschlaggebend ist meist das Interesse oder Desinteresse der zuständigen
Personen.
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Herr Krins weist darauf hin, dass z.Zt. beim Verwaltungsgericht ein
Rechtsstreit über den Abbruch bzw. die Erhaltung des Hauses Kapellenstr. 35
in Laupheim - das Geburtshaus Kilians von Stern - anhängig ist. Nach
Auffassung des Denkmalamtes sei dieses Haus ein seltenes Beispiel jüdischer
Wohnkultur des frühen 19. Jahrhunderst, dem zugleich als Geburtshaus Kilian von
Steiners heimatgeschichtliche Bedeutung zukomme.
Die gegnerische Partei vertrete dagegen insbesondere die Auffassung, dass einem
nennenswerten Kreis der Bevölkerung die geschichtliche Bedeutung weder des
Hauses noch der Person Kilian von Steiners bewusst sei.
Um dieser Auffassung besser entgegentreten zu können, wäre es hilfreich, wenn
Gruppen oder Personen, die sich für die Erhaltung der Zeugnisse jüdischen
Lebens einsetzen, ihr Votum abgeben. Adressat ist die Stadt Laupheim
Postfach 1161, 88461 Laupheim.
Protokoll der Arbeitsgruppe "Regional- und Lokalgeschichte"
Zunächst wurden Fragen nach der Erschließung neuer oder noch wenig
benutzter Quellen zur jüdischen Geschichte diskutiert. Einzelne ForscherInnen
wiesen auf die Bedeutung von Adressbüchern, Zeitungen und
Gemeinderatsprotokollen für eine Alltags- und Sozialhistorie der
südwestdeutschen Juden hin. Zu sehr ist der Blick noch auf religiöse Gegenstände
und Themen oder auf die Verfolgungsgeschichte der Juden im Nationalsozialismus
gerichtet, und die Wechselbeziehungen, Verbindungen und auch Brüche zwischen
allgemeiner Lokal- und Regionalgeschichte und einer Geschichte der jüdischen
Minderheit vor 1933 werden zu wenig analysiert. Neben der wichtigen
Spurensicherung vor Ort müssten gerade diese Lokalforschungen in einer
Gesamtschau vereint werden, um Entwicklungslinien und Differenzen durch den
Mikroblick besser zu verstehen. Allerdings - so der Einwand - sind solche
methodischen Synthesen der Forschungsergebnisse wegen der zeitraubenden
Vorgehensweise eher Anspruch und sind häufig nur ansatzweise einzulösen.
Anregungen aus der Abschlussdiskussion:
 | Ausbau des Treffens der "Alemannia Judaica" zu einer Forschungstagung |
 | Auseinandersetzung mit Methoden und Quellenproblemen bei der Erforschung
jüdischer Lokalgeschichte (Vorschlag, die Historikerin Monika Richarz zu
einem Vortrag einzuladen) |
 | Suche nach einer/m Ansprechpartner/in für jüdische Quellen in
hebräischer Sprache |
 | Erstellen einer Bibliographie "Alemannia Judaica"
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Exkursion zum früheren Synagogengrundstück
Die Tagung der Alemannia Judaica wurde durch eine Führung von Mitgliedern
der Geschichtswerkstatt Tübingen zum früheren Synagogengrundstück in der
Gartenstraße beschlossen. Der dort vorgesehene Neubau von 12 Wohnungen samt
Tiefgarage zeigt den problematischen Umgang der Stadt Tübingen mit dem
jüdischen Erbe. Als Kompromiss ist neben dem Grundstück ein künstlerisch
gestaltetes "Denkmal Synagogenplatz" geplant, das den 1978
eingerichteten Gedenkbrunnen integriert. Als im Mai 1998 die Projektgruppe
Denkmal Synagogenplatz und die Geschichtswerkstatt zentrale Fundamentreste der westlichen
mauer freilegten, gab die Stadtverwaltung als untere Denkmalbehörde dem Druck
der Immobilienfirma nach, sodass ein Gedenkplatz am authentischen Ort mit den
historischen Zeugnissen (Synagogenzaun und Fundamente) scheiterte. Nun wird im
November 1999 das ursprünglich geplante Denkmal Synagogenplatz neben dem authentischen
Ort eingeweiht.
Teilnehmerliste (ohne akademische Titel): Michal Antmann
(Landesdenkmalamt Karlsruhe), Naftali Bar Giora Bamberger (Stuttgart/Jerusalem),
Johannes Neckar (Nagold), Hanswulf Bloedhorn (Tübingen), Gertrud Bolay
(Remseck), Günther Boll (Neuenburg), Siegfried Däschler-Seiler (Ludwigsburg),
Hanka Deutschmann (Stuttgart), Renate Föll (Ammerbuch), Ruben Frankenstein
(Freiburg), Karlheinz Geppert (Förderverein Synagoge Baisingen, Stadtarchiv
Rottenburg), Joachim Hahn (Plochingen), Andrea Hoffmann (Tübingen), Sibylle
Höschele (Sulzburg), Frowald Gil Hüttenmeister (Tübingen), Utz Jeggle
(Tübingen), Uri Kaufmann (Heidelberg), Robert Krais (Ettenheim), Hubert Krins
(Landesdenkmalamt Baden-Württemberg, Tübingen), Abraham Kustermann
(Stuttgart), Thomas Lehnardt (Ditzingen), Nina Michielin (Horb), Elisabeth
Odinius (Tübingen), Konrad Pflug (Stuttgart), Karl-Heinz Rueß (Göppingen),
Hermann Schäffner (Stuttgart), Ilske von Schweinitz (Esslingen), Manfred Steck
(Horb), Beate Steg-Bayer (Konstanz), Martin Ulmer (Tübingen), Thomas Wernstedt
(Schwanau).
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