Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Meiningen (Kreis Schmalkalden-Meiningen)
Jüdische Geschichte / Synagoge  
  
(Hinweis: für weitere Informationen, Fotos, Downloads und Aktuelles
besuchen Sie bitte auch die Website
www.judeninmeiningen.de)  

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Allgemeine Berichte
Aus der Geschichte des Landrabbinates  
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen   
Weitere Dokumente    
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen 
bulletErinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte  
bulletLinks und Literatur   

    

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)     
   
In Meiningen bestand eine jüdische Gemeinde zunächst im Mittelalter. Der älteste bekannte jüdische Meininger war der Schreiber (Sofer) Isaak ben Samuel, der 1242/43 aus Meiningen vertrieben wurde und in Nürnberg Aufnahme fand. 1298 wird die Meininger Gemeinde unter der sogenannten Rindfleischverfolgung weitgehend vernichtet. Die nächste Verfolgung trifft die Gemeinde während der Verfolgung in der Pestzeit: am 10. April 1349 wurde ein Teil der Juden erschlagen; andere, die zu fliehen versuchten, wurden am 17. Juli verbrannt. 1486 und 1497 wird ein Grundstück vor dem Niedertor "Judengrab" genannt, entweder eine Erinnerung an das Grab der ermordeten Juden oder ein Hinweis auf eine als "Judengrub" bezeichnete Mikwe. Im 15. Jahrhundert leben wiederum Juden in der Stadt. Außerhalb der Stadtmauern entstand an der Werra 1432 eine "Judengasse", die spätere Hockergasse (Name der Straße von "Hökern" = Kleinhandel betreiben). 
 
Im 16. Jahrhundert werden die Juden Han (1543) und Wolf, Sußmann und Salomon (1553) genannt. Spätestens 1566 erfolgte  die Ausweisung aller Juden aus der Stadt.
     
Seit der Zeit um 1700 leben jüdische Familien im benachbarten Dreißigacker. 1715 konnte in Meiningen die Handelsfirma der jüdischen Familie Strupp begründet werden, die freilich nach wie vor in Dreißigacker lebte. Um 1840 konnten jüdische Familien wieder in Meiningen zuziehen. 1841 wurden 19 jüdische Einwohner gezählt. Zahlreiche Familien aus den "Judendörfern" der Umgebung (Dreißigacker, Bauerbach, Berkach, Bibra, Walldorf usw.) machten Gebrauch von diesem Recht. 
  
1866
konnte - es waren inzwischen 28 Familien zugezogen - die "Israelitische Kultusgemeinde Meiningen" gegründet werden. Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich wie folgt: 1871 wurden 316 jüdische Einwohner gezählt, 1895 470, 1925 etwa 500 (von insgesamt 17.000 Einwohnern). Es gab alsbald zahlreiche jüdische Gewerbetreibende, die von großer Bedeutung für das wirtschaftliche Leben in der Stadt waren. Mehrere jüdische Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen hatten sich angesiedelt, dazu auch Rechtsanwälte. 
   
Besondere Bedeutung hatten der in Meiningen geborene und in Berlin tätige Arzt Moritz Heinrich Romberg (1795-1873, Begründer der Neuropathologie) und der Schauspieler, später Theaterdirektor Ludwig Chronegk (1837-1891) sowie der Komponist Günter Raphael (lebte 1934-44 in Meiningen, Vater war jüdisch). Ehrenbürger der Stadt wurde 1995 Paul Östreicher, der nach 1945 ein Lebensmittelhilfswerk für Meiningen begründete. 
  
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, ein rituelles Bad und eine Religionsschule. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war (neben den auch für andere Gemeinden zuständigen Landrabbiner, s.u. ) ein Lehrer angestellt, der zugleich als Kantor und (bis 1896) als Schochet tätig war. Dann wurde letztere Aufgabe vom Bereich des Lehrers und Kantors abgetrennt und ein eigener Schächter angestellt.    
   
Meiningen war Sitz war Landesrabbinates "Sachsen-Meiningen", nachdem Landrabbiner Dr. Moses Dreifuß, der zunächst in Walldorf seinen Sitz hatte, das Rabbinat 1871 nach Meiningen verlegte. Als Landrabbiner waren in Meiningen tätig:
    
- Dr. Moses Dreifuß (geb. 1806 in Adelsdorf, gest. 1879 in Meiningen): studierte in Würzburg; nach 1838 auf verschiedenen Stellen als Lehrer und Prediger; seit 1847 Landesrabbiner für Sachsen-Meiningen mit Sitz in Walldorf an der Werra; zum 1. April 1871 Verlegung des Rabbinatssitzes nach Meiningen.    
- Dr. Moritz Dessauer (geb. 1842 in Balatonfö-Kajár, Ungarn, gest. 1895 in Meiningen): studierte von 1861 bis 1868 in Breslau (Jüdisch-theologisches Seminar und Universität) und in Heidelberg (Promotion); 1871 Prediger in Köthen; seit 1881 bis zu seinem Tod 1895 Rabbiner in Meiningen. 
Dr. Leo Fränkel (Fränckel) (geb. 1867 in Meisenheim, umgekommen 1942 im KZ Auschwitz): studierte 1887 bis 1891 in Breslau (Jüdisch-theologisches Seminar und Universität); 1889 bis 1896 Lehrer an der Religionsschule von Dr. Bendix Samuelsohn in Breslau; seit 1896 Landesrabbiner in Meiningen; 1942 nach Auschwitz deportiert.    
 
Auch die in Salzungen zugezogenen jüdischen Einwohner zählten zur Meininger Gemeinde (1924 33 Personen). 
   
Im Ersten Weltkrieg starben sieben jüdische Meininger an den Fronten "für ihr deutsches Vaterland": Hermann Adler (geb. 9.12.1876 in Berkach, gef. 18.9.1916), Gefreiter Siegfried Haas (geb. 13.7.1894 in Meiningen, gef. 5.7.1916), Unteroffizier Albert Katz (geb. 12.4.1878 in Sibreen, Lippe, gest. 13.2.1919), Gefreiter Julius Lang (geb. 10.5.1891 in Meiningen, gef. 28.4.1918), Gefreiter Gottfried Mühlfelder (geb. 17.3.1882 in Bauerbach, gef. 20.11.1914), Max Mühlfelder (geb. 2.8.1895 in Bauerbach, gef. 26.1.1917) und Max Siegel (geb. 25.4.1895 in Meiningen, gef. 30.11.1914)  Außerdem sind gefallen: Hans Justin Bernstein (geb. 17.3.1895 in Meiningen, vor 1914 in Bamberg wohnhaft, gef. 20.8.1914), Gefreiter Willy Bernstein (geb. 6.2.1893 in Meiningen, vor 1914 in Eisenach wohnhaft, gef. 2.12.1914), Albert Horwitz (geb. 23.4.1897 in Meiningen, vor 1914 in Nürnberg wohnhaft, gef. 9.4.1917), Leo Köhler (geb. 3.12.1894 in Meiningen, vor 1914 in Nürnberg wohnhaft, gef. 12.12.1914), Unteroffizier Ernst Neumann (geb. 13.8.1896 in Meiningen, vor 1914 in Nürnberg wohnhaft, gef. 12.8.1917).   
    
Mitte der 1920er-Jahre waren im Synagogenvorstand Justizrat Dr. Simon, Carl Heimann, Paul Heinemann, Selmar Vollmann, Leopold Grünstein, Max Rosenbach und Alfred Mannheimer. Oberlehrer Hofmann unterrichtete die jüdischen Kinder im Religionsunterricht. Mehrere jüdische Vereine gehörten zum jüdischen Gemeindeleben: insbesondere ein Israelitischer Unterstützungsverein, damals geleitet von Landrabbiner Dr. Leo Fränkel, ein Israelitischer Frauenverein (gegr. 1900) und ein Jüdischer Kranken- und Sterbeverein (gegr. 1885). Anfang der 1930er-Jahre war Paul Heinemann erster Gemeindevorsitzender, Lehrer und Kantor war inzwischen Josef Grünstein. 
   
Nach 1933 änderte sich sehr schnell die Situation der jüdischen Einwohner Meiningens. Aus dem wirtschaftlichen Leben wurden sie immer mehr zurückgedrängt. 1937 wurde die Tätigkeit der vier jüdischen Ärzte und der Rechtsanwälte der Stadt verboten. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört; die jüdischen Männer in das KZ Buchenwald verschleppt. Viele der jüdischen Meininger entschlossen sich - so lange noch möglich - zur Auswanderung. Andere blieben in der Stadt und wurden zuletzt 1942 - darunter auch Rabbiner Dr. Fränkel - in die Konzentrationslager deportiert. Von der Deportation am 9./10 Mai 1942 nahe Belzyce in der Nähe von Lublin wurden aus Meiningen 41 Personen erfasst, von denen niemand überlegte. Am 19. September 1942 wurden weitere 35 Meininger Juden über Weimar in das Ghetto Theresienstadt verschleppt. 
  
Von den in Meiningen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945": Bella Aul geb. Reis (1883), Martin Aul (1907), Rosemarie Aul (1921), Herschine Bachrach geb. Sachs (1862), Siegmund Bachrach (1871), Bertha Behrend geb. Neumann (1869), Frieda Bloch geb. Schlesinger (1888), Leo Bloch (1882), Luise Malwine Bohne geb. Siegel (1879), Gustav Doctor (1887), Heinz Doctor (1906), Oskar Doctor (1873), Paula Drucker geb. Siegel (1876), Bernhard (Benno) Eisemann (1900), Ida Eisemann geb. Hamburger (1895), Ingeborg Eisemann (1925), Laura Eisemann (), Selma Eisenberg geb. Strupp (1861), Nathan Eliaschow (1861), Wilhelm Feingold (1896), Irma Frank geb. Einstädter (1894), Rabbiner Dr. Leo Fränckel (1867), Lieselotte Frank (1931), Werner Frank (1934), Adolf Aron Freudenberg (1863), Elfriede Freudenberg (1906), Pauline Freudenberg geb. Bien (1870), Bertha Friedmann geb. Meyer (1869), Erna Friedmann (1899), Isaak Friedmann (1939), Max Friedmann (1896), Felix Frühauf (1886), Hildegard Frühauf (1920), Rudolf Max Frühauf (1922), August Goldschmidt geb. Obermair (1869), Hermann Goldschmidt (1864), Therese Goldschmidt geb. Katzenstein (1869), Arthur Gortakowski (1879), Hedwig Haas geb. Lindner (1869), Jenny Haas geb. Lindner (1864), Melanie Meta Haas geb. Bloch (1871), Thea Haber (1926), Jette Heimann geb. Kuhlmann (1873), Markus Magnus Heimann (1870), Meta Heinemann geb. Kassenheimer (1877), Sophie Herz geb. Doctor (1876), Rosalie Hessberg geb. Moy (1865), Margarete (Gretchen) Höxter geb. Lichtenstein (1883), Sophie (Sofia, Sofie) Jaffe geb. Neumann (1865), Käthe (Katla) Katz (geb. Friedmann 1908), Felix Katzenstein (1882), Sebald Köhler (1866), Dagobert Lang (1892), Martin Lang (1863), Melanie Lang geb. Mayer (1866), Werner Lang (1900), Gutta Laub (1873), Else Ledermann (1898), Gertrud Ledermann (1887), Max Ledermann (1868), Ellen Leyser geb. Meyer (1890), Bertha Levy geb. Levy (1872), Max Levy (1879), Martha Lewinberg geb. Siegel (1876), Alfred Lichtenstein (1886), Paula Loeb geb. Kaiser (1888), Paul Malsch (1885), Otto Mannheimer (1887), Elise Mayer geb. Rosenbusch (1870), Armin Meyer (1879), Lonni Meyer geb. Mayer (1865), Elsa Selma Mühlfelder geb. Mayer (1898), Friedrich (Fritz) Mühlfelder (1889), Julius Mühlfelder (1881), Käte Mühlfelder (1922), Rosa Mühlfelder geb. Friedmann (1892), Sali Mühlfelder geb. Kaufmann (1892), Sally Mühlfelder (1884), Inge Neuhaus (1937), Louis Neumann (1873), Wilhelm (Willi) Neumann (1881), Klara Oppenheim geb. Lichtenstein (1881), Suse Ottensoser (1930), Elise Ottenstein (1855), Nikolaus Reis (1873), Gutta Plaut geb. Emanuel (1884), Charlotte Radilewsky geb. Walther (1902), Abraham Alfred Rawicz (1887), Joachim Rawicz (1925), Meta Rawicz geb. Haas (1892), Nikolaus Reis (1873), Pauline (Paula) Romberg (1867), Johanna Rosenwald geb. Ledermann (1890), Else Rügheimer (1876), Elisabeth Sacki geb. Lederer (1880), Frieda (Friedel, Friedl) Salomon geb. Haas (1899), Frieda Scheuer geb. Katzenstein (1883), Julius Scheuer (1884), Julius Schlesinger (1898), Karoline (Lina) Schlesinger geb. Haas (1862), Thekla Schlesinger geb. Köhler (1872), Helena (Lola, Bela) Schöngut geb. Levy l1875), Kurt Schwab (1892), Paula Schwarz (1913), Marthe Seelenberger geb. Haas (1888), Adolf Aron Siegel (1867), Anna Siegel (1873), Else Marie Siegel geb. Scheid (1884), Erika Cäcilie Stein (1927), Gertrud Stein geb. Müller (1886), Margarete (Grete) Stein geb. Müller (1892), Julius Stein (1894), Ruth Stein (1920), Berich Stromwasser (1895), Ire Stromwasser (1859), Recha Stromwasser (1904), Bernhard Strupp (1880), Elisabeth Süssmann geb. Weiss (1895), Frieda Sulzbacher geb. May (1876), Ida Tannenbaum geb. Rosenbach (1877), Käte (Kathi) Thun geb. Goldschmidt (1870), Pauline (Paula) Ullstein (1864), Ida Walther geb. Levor (1881), Richard Walther (1874), Else Wendriner geb. Doctor (1884), Siegfried Wendriner (1881), Frieda Wolf geb. Ledermann (1866), .           
      
      
      
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde 
   
Allgemeine Berichte    
          
Zahl der jüdischen Einwohner im Herzogtum Meiningen (1841)
       

Mitteilung in "Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 16. Oktober 1841: "Die Zahl der jüdischen Einwohner des Herzogtums Meiningen beläuft sich dermalen auf 1494, und es wohnen hiervon 19 in der Stadt Meiningen, 548 in Walldorf, 63 in Dreißigacker, 121 in Bauerbach, 114 in Bibra, 100 in der Stadt Hildburghausen, 51 in Simmershausen, 153 in Berkach, 185 in Gleicherwiesen, 131 in Marisfeld, 9 in Liebenstein, 17 verstreut in verschiedenen Ortschaften, 23 haben bereits das Staatsbürgerrecht, und zwar nur im Hildburghausischen, 105 haben sich bürgerlichen Gewerben zugewendet."         

   
   
Aus der Geschichte des Landrabbinates 
 
Kritik an Rabbiner Dr. Moses Dreyfuß - von einem orthodoxen Gemeindeglied (1872) 
Anmerkung: der Beitrag erschien in der konservativ-orthodoxen Zeitschrift  "Der Israelit" und zeigt, das es um 1870 in Meiningen Spannungen zwischen dem liberal gesinnten Rabbiner und orthodoxen Gemeindegliedern gab.       

   Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. März 1872: "Meiningen, 30. Adar I (= 10. März 1872). Sie haben in Ihrem geschätzten Blatte selten etwas vom Herzogtum Sachsen-Meiningen berichtet und Sie haben recht daran getan, denn es gibt von demselben leider nichts Erfreuliches mitzuteilen. Mit nachfolgenden Zeilen will ich es versuchen, Ihnen ein kleines Bild unseres Gemeindelebens zu geben.
Gestern, als am Schabbat Paraschat Schekalim (Schabbat mit der Toralesung Schekalim = 2. Mose 35,1 - 38,20, das war am 9. März 1872), benutzte unser Rabbiner, Herr Dreyfuß, die Gelegenheit, um die Gemeinde zu einer Sammlung für unsere unglücklichen Glaubensgenossen in Persien zu veranlassen. Um seiner Gemeinde einen Grund mehr zu dieser Sammlung zu geben, schloss er mit den Worten, er bitte die aufblühende, reformierte Gemeinde von Meiningen, diese Sammlung nciht mit der für die armen Juden in Erez Jisrael, welche nur von den 'Orthodoxen' und 'Alten' unterstützt werden, zu verwechseln, diese (die persischen) Juden werden zum größten Teil nur*) von den reformierten Gemeinden unterstützt. Schließlich wusste er nciht besser die Not unserer Glaubensgenossen zu schildern, als ein Zeitungsblatt (ich glaube, er betitelte es das Synodalblatt) hervorzuziehen und ein Gedicht von Emil Lehmann vorzulesen, wobei er nicht unterlassen konnte, seinem 'persönlichen Freunde', dem Vorsteher der 'ehrenwerten' Gemeinde Dresden, dem 'weit über die Grenzen seines Vaterlandes rühmlichst bekannten' Herrn Emil Lehmann einige Schmeicheleien zu sagen.  
Wenn Sie, verehrter Herr Redakteur, genannten Herrn Rabbiner des Herzogtums Sachsen-Meiningen nicht kennen, so wissen Sie wahrlich nicht, welch hochgebildeten Mannes Bekanntschaft Sie entbehren müssen!! Ein solcher muss der Herr Rabbiner wohl sein, denn er gehört ja zu den Erzreformatoren, zu den 'aufgeklärten', 'modernen' Juden und scheint überdies ein recht tüchtiger Hebräer zu sein, denn er übersetzt 'Heiliger Geist' wörtlich 'der Geist der Geschichte'. Aber dieser hoch- und ehrwürdige Herr Rabbiner passt vollständig zu seiner 'aufblühenden reformierten' Gemeinde. Es ist wirklich ein erhebender Anblick, diesen ehrenwerten Rabbiner am Schabbat-Nachmittag in der Mitte der Synagogen-Vorsteher, welche brennende Zigarren dampfen, spazieren gehen zu sehen, und der Herr Rabbiner selbst scheint dieses moderne Sabbatvergnügen vielleicht nur deshalb zu unterlassen, weil er zu den 'Nichtrauchenden' gehört.   
*) Anmerkung der Redaktion: Die Hauptsammler für die persischen Notleidenden sind bekanntlich Herr Distrikts-Rabbiner Bamberger in Würzburg, Rabbiner Dr. Hildesheimer in Berlin, die Redaktion des 'Israelit' und des Hamag.', Herr Oberrabbiner Stern in Hamburg, Herr Bezirksrabbiner Dr. Salvendi in Dürkheim etc. etc. Hat etwa auch nur ein Reformrabbiner in Deutschland eine Sammlung veranstaltet, die mit den Tausenden der genannten Sammlungen den entferntesten Vergleich aushalten? So entstellen die Reformapostel die Wahrheit!"     

     
Dr. Moritz Dessauer kommt von Köthen nach Meiningen (1881)      

Meiningen Israelit 03081881.jpg (36950 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. August 1881: "Nicolai. Herr Ludwig A. Rosenthal, früher in Brilon, dann in Kassel stehend, nun in Oberschlesien stationiert, ist an Stelle des nach Meiningen scheidenden Dr. M. Dessauer zum Prediger der israelitischen Gemeinde zu Köthen berufen worden und wird diesen Posten zum 1. Oktober, respektive zu Rosch Haschana antreten."        

   
Publikation von Rabbiner Dr. Moritz Dessauer (1884)   

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. April 1885: "'Humanität im Judentum, Vortrag von Dr. M. Dessauer, herzoglicher Landesrabbiner in Sachsen-Meiningen. (Leipzig, Friese, 1884)".    

  
Anzeigen von Rabbiner Dr. Dessauer (1885 / 1886)      

Meiningen AZJ 20011885.jpg (59903 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Januar 1885: "Für einen Zögling des hierländischen Lehrerseminars mit sehr tüchtigen Fähigkeiten, einigem Verständnis für Musik und Französisch, von rühmlichem Fleiß und gutem Charakter, der Ende März das Zeugnis der Reihe als Schulamtskandidat erhalten wird, suche ich, da hierzulande gegenwärtige keine Stelle vakant ist, eine Stelle als Elementar- und Religionslehrer. 
Meiningen
, 19. Januar 1885. Dr. Dessauer, Herzoglich Meiningischer Landesrabbiner."      
 
Meiningen AZJ 25051886.jpg (27786 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Mai 1886: "Eine geprüfte Kindergärtnerin (israelitisch), welche Elementarunterricht erteilt und sich leichten häuslichen Arbeiten unterzieht, sucht Stellung. Näheres bei Herrn Landrabbiner Dr. Dessauer, Meiningen".       

 
Zum Tod von Landesrabbiner Dr. Moritz Dessauer (1895)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 3. Mai 1895: "Meiningen, 29. April (1895), Unser Landesrabbiner Dr. Dessauer ist heute hier gestorben. Diese Nachricht wird nicht verfehlen, überall da, wo der Verblichene bekannt war, schmerzliche Teilnahme zu erregen. Dr. Moritz Dessauer, aus Neutra in Ungarn gebürtig, stand noch in den besten Lebensjahren. Er war ein Zögling des Breslauer Seminars und zuerst in Köthen, dann in Meiningen als Rabbiner tätig. Außerdem hat derselbe sich als Schriftsteller auf populär-philosophischem und pädagogischen gebiete hervorgetan. Als Seelsorger, wie als Mensch erfreute sich Dessauer wegen seines edlen Charakters und seiner Geistesgaben allgemeiner Beliebtheit. Der Redakteur dieses Blattes verliert in dem Dahingeschiedenen einen teuren Jugendgenossen und Verwandten. Friede seinem Andenken!"    

Portrait des Herzoglichen Landrabbiners Leo Fränckel (1904)        

Aus der Zeitschrift "Ost und West" vom November 1904 S. 773: "Leo Fränckel. Herzoglicher Landrabbiner in Meiningen, geb. 1867, im Seminar (sc. jüdisch-theologisches Seminar Breslau) 1887-91".   

     
      
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer 
  
Über das musikalische Talent von Julius Sachs, Sohn des israelitischen Lehrers in Meiningen (1848)
      

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Dezember 1848: "Frankfurt am Main, 14. Dezember (1848). Gestern wurde auch hier von einem Verein von Tonkünstlern und Dilettanten eine Privatsoiree veranstaltet, deren Ertrag für die Hinterbliebenen R. Blums bestimmt war. Wir hatten auch in diesem Konzerte wieder Gelegenheit, uns von dem außerordentlichen Talente des jungen Herrn Julius Sachs (Sohn des israelitischen Lehrers in Meiningen), der seit einigen Jahren hier lebt, und Musik studiert, zu überzeugen. Es wurde von einem tüchtigen Sängerpersonale eine Hymne des jungen Komponisten, welche unter großem Beifall aufgenommen. Besonders reizend aber war eine Serenade für das Piano, welche der junge Komponist selbst prachtvoll vortrug, und welche Da Capo verlangt wurde. Auch hatten wir Gelegenheit, eine Schülerin des Herrn J. Sachs spielen zu hören, welche ihrem Lehrer alle Ehre machte. Schließlich sprechen wir den Wunsch aus, dass der junge Künstler mit seiner Bescheidenheit etwas zurücktreten und uns öfters mit seinem Spiel und Geistesereignissen beglücken möge. Professor Lorie."      

     
70. Geburtstag des in den 1840er-Jahren in Meiningen tätigen Lehrers Heinrich Oppenheimer (1903 in Darmstadt)  
Anmerkung: Lehrer Heinrich Oppenheimer war ab ca. 1848 Lehrer in Butzbach, davor in Meiningen. Später (ab 1858) war er Lehrer in Darmstadt.   

Artikel in "Israelitisches Familienblatt" vom 5. März 1903: ""Darmstadt. Heinrich Oppenheimer, Lehrer und Kantor Emeritus in Darmstadt, feiert am 8. März sein 70. Wiegenfest. Der Jubilar, im Jahre 1833 zu Gleicherwiesen geboren, besuchte das Seminar zu Hildburghausen, wo er eine gediegene pädagogische und zugleich musikalische Vorbildung erhielt. Seine sonore, außerordentlich wohllautende Stimme befähigte ihn, noch jung an Jahren, Künstlerisch-Vollendetes zu leisten und so kam er denn, nachdem er in Meiningen und Butzbach als Lehrer fungiert, an die jüdische Religionsgemeinde zu Darmstadt, in deren herrlichem Gotteshaus der Jubilar einen Gottesdienst einführte, wie er erhebender nicht gedacht werden kann. Auch in den dortigen Musikvereinen wirkte er als Solist in den bekanntesten Oratorien und oft war es ihm vergönnt, vor dem Großherzog Ludwig IV. und anderen Fürstlichkeiten seine klangvolle Baritonstimme hören zu lassen. Besonders gewürdigt wurde er aber als Lehrer, galt er doch als einer der befähigtsten Pädagogen am 'Maurer'schen Institute', in welchem er 18 Jahre wirkte und Kindern aus den vornehmsten christlichen Kreisen Unterricht erteilte. Sein bitterer Charakter, sein heiteres Gemüt, seine Jovialität erwarten ihm in allen Kreisen der Bevölkerung unzählige Freunde, die keine Gelegenheit vorüber gehen ließen, den würdigen Lehrer und Gott Begnadeten Sänger zu ehren. Auch der Großherzog Ernst Ludwig zeichnete den Jubilar mehrfach durch Ordensverleihung aus. Wir aber wünschen dem teuren und treuen Kollegen, dass es ihm vergönnt sein möge, sich im Kreise seiner Familie eines heiteren Lebensabends zu erfreuen und rufen ihm zu: Ad meah Schana! (= (alles Gute) bis 100 Jahre)."          

 
Über die jüdischen Schüler in Meiningen (1874)
   

Meiningen AZJ 07041874.jpg (114339 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. April 1874: "Meiningen, 25. März (1874). Gestatten Sie mir über das Verhältnis der jüdischen Schülerzahl auf unseren hiesigen höheren Schulen Ihnen einige Zahlen mitzuteilen:
Gymnasium und Realschule I. Ord. hier haben zusammen 391 Zöglinge, hiervon sind 51 Juden, während nach dem Bevölkerungsverhältnis im Allgemeinen es höchstens 10 sein würden, oder anstatt 2-3 % 13 %.  
Es verteilen sich die Schüler in den Klassen derart, dass die unteren Klassen 14 % Juden haben und die oberen Klassen 10 %, während nach der Bevölkerungszahl 2 1/2 und 2 % sein könnten. Dass die oberen Klassen des Gymnasiums von 10 % Juden besucht sind, dient zum Beweis, dass sich im Verhältnis bei uns auch viele Juden dem Universitätsstudium widmen, was sicher im Fortschreiten begriffen ist. Rechtswissenschaft ist bevorzugt, doch auch Medizin und Naturwissenschaft frequentiert."       

      
Über den jüdischen Religionsunterricht der Schüler des Gymnasiums und des Realgymnasiums (1888) 
  

Meiningen AZJ 10051888.jpg (80829 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. Mai 1888: "Meiningen, 1. Mai (1888). Die Leser dürfte es interessieren, zu erfahren, dass auch hier ein Gymnasium sowohl für die israelitischen Gymnasiasten als auch Realgymnasiasten, die das 14. Lebensjahr überschritten und nachdem sie die Religionsschule verlassen haben, vom neuen Schuljahr an ein höherer Religions- und Geschichtsunterricht erteilt wird. Herr Landrabbiner Dr. Dessauer, der seit seinem Hier sein diesen Unterricht angestrebt hat, hat in zwei Reskripten der Herzoglichen Regierung vom 20. Dezember 1887 und 22. Februar 1888 von den Beschlüssen des Herzoglichen Staatsministeriums Kenntnis erhalten, 'diesem Unterrichte durch den herzoglichen Landrabbiner kräftige Förderung und Unterstützung angedeihen zu lassen, demselben ein  Klassenlokal, auf Kosten des Staates geheizt und erleuchtet, zur Verfügung zu stellen und einen ansehnlichen Teil an der für den Unterricht zu gewährenden Remuneration ungefähr zwei Drittel zu übernehmen, während das übrige Drittel von den betreffenden israelitischen Gemeinden aufzubringen ist.'       

       
Zum Tod von Lehrers Lang (1896)   

Meiningen Israelit 03121896.jpg (56983 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Dezember 1896:  "Meiningen. Vorige Woche ist der hochbetagte Religionslehrer der israelitischen Gemeinde, Herr Lang, der auch als Kantor und Schächter fungierte, zu Grabe getragen worden, kurze Zeit nachdem von der Gemeinde sein 70. Geburtstag feierlich begangen worden war. Bereits sind mehrere Bewerber zu Probevorträgen geladen, natürlich nur Kandidaten aus dem Herzogtum, da nur Staatsangehörige definitive Anstellung erlangen können. Die Schechita soll fortab von der Lehrerfunktion getrennt sein und ist bereits ein eigener Schächter angestellt worden."          

  
   
Aus dem jüdischen Gemeindeleben   
Hilferuf nach dem großen Brand in Meiningen (1874)     

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. September 1874: "Aufruf
Ein schweres Unglück hat die Stadt Meiningen betroffen: von 653 Wohnhäusern sind am 5. September innerhalb weniger Stunden über 200 abgebrannt, über 2350 Personen sin obdachlos und haben vielfach nichts als das nackte Leben gerettet. Die Not ist sehr groß, namentlich bei bevorstehendem Winter. Es ist ein Komitee zusammengetreten, um Gaben in Empfang zu nehmen und zu verteilen. Geld, Kleidungsstücke, Betten, Viktualien, überhaupt jede Gabe ist willkommen.  
Meiningen, den 7. September 1874. Das Hilfskomitee. Präsident: Sebaldt, Geheimer Regierungsrat."     

 
Die Folgen der jüdischen Landflucht und Kurzbeschreibung der Gemeinde Meiningen (1878)   

Meiningen Israelit 23101878.jpg (152329 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Oktober 1878. Aus einem längeren Artikel zur Situation der jüdischen Gemeinden in Thüringen sei der Abschnitt zu Meiningen und Hildburghausen wiedergegeben: "Walldorf gehört zum Herzogtum Meiningen und hatte früher wohl nächst Stadtlengsfeld die größte israelitische Gemeinde in Thüringen. Sie zählt immer noch über 50 Mitglieder, hat eine schöne Synagoge, eine gute Schule, an welcher 2 Lehrer wirken, und alle die übrigen Institutionen, wie sich solche in größeren jüdischen Gemeinden vorfinden. Seit der Einführung der Freizügigkeit hat diese Gemeinde, sowie das nahe liegende Dreißigacker, einen großen Teil seiner Mitglieder verloren, welche sich größtenteils in Meiningen niedergelassen haben. In dieser, aus dem vor einigen Jahren stattgefundenen großen Brande neu erstandenen Stadt, in welcher vor 10 Jahren nur einige israelitische Familien wohnten, ist die Zahl derselben durch Zuzüge von Außen bereits auf 60 angewachsen. Der Landrabbiner Herr Dr. Dreifuß, welcher früher in Walldorf sesshaft war, hat ebenfalls seinen Sitz hierher verlegt. Leider ist er aber schon seit längerer Zeit durch Altersschwäche und Krankheit an jeder amtlichen Tätigkeit gehindert. Die Gemeinde hat einen tüchtigen Religionslehrer und Vorsänger, aber keine eigene Synagoge, sondern bedient sich als solcher eines gemieteten, aber zweckmäßig eingerichteten Saales. Zur Gemeinde gehören viele hochachtbare, bürgerlich sehr angesehene Mitglieder, unter diesen 2 Rechtsanwälte, ein Kommerzienrat und einige Hofbankiers; auch ist seit der Freizügigkeit mehr religiöses Element in die Gemeinde gekommen, dem eine recht gedeihliche Weiterentwicklung zu wünschen wäre. 
Ziemlich gleich Verhältnisse finden in der nur viel kleineren und älteren Gemeinde Hildburghausen statt. Dieselbe hat eine eigene Synagoge und zählt zu ihren Mitgliedern 1 Arzt, 1 Rechtsanwalt und 1 besoldeten Assessor, den ersten und bis jetzt einzigen richterlichen jüdischen Beamten im Herzogtum Meiningen." 

  
Aus dem Bericht eines jüdischen Reisenden über Meinungen und nachfolgende Kommentierung der Darstellung des Reisenden (1887)   

Meiningen Israelit 17101887.jpg (93483 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Oktober 1887:  "Genau nach dem Muster von Gotha, aber sicher um die ganze Hälfte kleiner, ist die Synagoge in Meiningen. Vielleicht als ein Zeichen der in dieser Stadt herrschenden Toleranz und Eintracht, steht sie zwischen der katholischen Kirche und dem Bethaus einer evangelischen gemeinschaft! Sie ist nur etwa 50 Schritte von der einen und dem anderen entfernt. sie macht auf mich den Eindruck, als ob sie nicht ganz fertig wäre, ist aber im Übrigen 'ganz nett', wenngleich in einer Hintergasse, ein bisschen abseits, gelegen. Während mit aber in Gotha, bei einer größeren Synagoge das Fehlen jüdischer Namen und Physiognomien auffiel, habe ich in Meiningen, bei einer kleineren, verhältnismäßig deren viele, insbesondere an den am Markt und dem Postamt umliegenden Straßen gelesen und gesehen und es waren darüber echt jüdische, nicht modernisierte, Vornamen."          
  
Meiningen Israelit 17111887.jpg (134458 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. November 1887:  "Der betreffende Referent schildert die Synagogen von Gotha, Meiningen und Coburg und behauptet, alles Diesbezügliche gründlich gesehen und berichtet zu haben. Wie gründlich der Referent zu Werke gegangen ist, wollen wir aus Nachstehendem ersehen: In Gotha stempelt er das Gebäude der dortigen Freimaurerloge zur Synagoge und hat keine Ahnung davon, dass die Gothaer Synagoge in einem ganz anderen, als in dem beschriebenen Stadtteile liegt, und kein Gebäude aus grauem Sandstein, sondern vorläufig noch ein einfacher, provisorischer Holzbau ist. In Meiningen scheint der Herr Berichterstatter Anstoß daran zu nehmen, dass je 50 Schritte zu beiden Seiten von der dortigen Synagoge entfernt, sich ein katholisches und protestantisches Gotteshaus befindet, auch gefällt ihm der Platz im Allgemeinen nciht, auf welchem die Synagoge erbaut ist. Nun kann ich Ihnen die Versicherung geben, dass die Meininger Israeliten sehr gerne ihren Prachtbau auf einen anderen, mehr sichtbaren Platz gestellt hätten, und ist anzunehmen, dass die betreffenden maßgebenden Faktoren, respektive Stellen und Behörden gewiss in solch ein löbliches Beginnen gewilligt hätten, wenn ein anderer Platz vorhanden gewesen wäre. Leider hat der Herr Korrespondent seine Erholungsreise zu spät gemacht, er hätte gewiss den Synagogenbau zweckentsprechender und schöner hergestellt!"      


Die Antisemiten werden aktiv (1891)   

Meiningen AZJ 20111891.jpg (31043 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. November 1891: "In der Stadt Meiningen die Fahne des Antisemitismus aufzupflanzen, fordert der in Erfurt erscheinende 'Thüringer Landbote' auf. Die Abhaltung einer Versammlung werde erfolgen, sobald ein geeignetes Versammlungslokal zu haben sei."         

      
Jubiläum der Emanzipation der Juden im Herzogtum Meiningen (1909)     

Meiningen Israelit 25051909.jpg (119142 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Mai 1909: "(Ein Jubiläum der Emanzipation). 1909 ist ein Gedenkjahr der Juden in Meiningen. Vor 100 Jahren erging in Meiningen wohl unter französischen oder Rheinbundeinflüssen das erste Edikt betreffs der Verhältnisse der Israeliten und deren Kultusgemeinden, dem ein zweites 1811 folgt. Die Herzogin Louise Eleonore, welche als Vormünderin ihres Sohnes, des Herzogs Bernhard Erich regierte, nahm sich auch der israelitischen Landesangehörigen gesetzgeberisch an. Durch das Edikt von 1809 wurden die Juden des Herzogtums veranlasst, zuerst feste Familiennamen zu führen, während sie vorher in der Regel den Vatersvornamen als ihren Zunamen hatten, wie z.B. Moses Israel, wenn der Sohn Moses, der Vater Israel hieß, während dieser als Sohn eines Abraham Israel Abraham genannt wurde. In gerichtlichen und amtlichen Schriften war es daher schwer, Personen nach einiger Zeit ob ihrer Herkunft festzustellen, und so waren Besitz- und Erbsachen ordnungsmäßig nur schwer zu erledigen, Namen, welche Juden in Meiningen und dessen Nachbarorten (welche aber zum Teil ihren Erwerb in der Stadt hatten), damals fest angenommen haben, sind noch vorhanden, wie Strupp, Romberg, May, und so könnte die noch bestehende Firma Gebrüder Faibel May daher ihr 100-jähriges Bestehen jetzt feiern- Manche andere Namen wie z.B. Popper, stammen auch aus dieser Zeit und dem Edikt, aber mancher ist ausgestorben oder die Familien sind verzogen. Das Edikt von 1908 war der Anfang zur allmählichen Gleichstellung der Konfessionen."         

  
Die Dr. Gustav-Struppsche Pensionsstiftung wird genehmigt (1912) 
  

Meiningen FrfIsrFambl 31051912.jpg (28108 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. Mai 1912: "Meiningen. Die mit einem Kapital von 10.000 Mark begründete Dr. Gustav Strupp'sche Pensionsstiftung, bestimmt für die Angestellten der hiesigen jüdischen Gemeinde, hat die landesherrliche Genehmigung erhalten."       

      
Ausweisung von Ostjuden (1921)   

Meiningen AZJ 21011921.jpg (81968 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. Januar 1921: "Aus Meiningen wird gemeldet: Die Ausweisung von Ostjuden hat hier allgemeine Aufregung hervorgerufen. Amtlich wird hierzu mitgeteilt, dass allerdings etwa 25 jüdische Einwanderer, zumeist Einzelpersonen, alle jedoch ohne Kinder, abgeschoben werden sollen. Sie stammen aus Galizien, Polen und sonstigen östlichen gebieten und sind zum Teil sogar ohne Ausweispapiere. Unter ihnen werden viele als militärpflichtige Polen usw. von den zuständigen Konsulaten gesucht. Beabsichtigt man vielleicht wieder einmal, jüdische Deserteure entgegen allem völkerrechtlichen Brauch der 'befreundeten Großmacht' Polen auszuliefern?"   

 
    
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde  
Die Gebrüder Strupp aus Dreißigacker haben noch Schwierigkeiten bei der Erlangung des Bürgerrechtes in Meiningen (1857)   

Meiningen Jeschurun 03 1857.jpg (106812 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Jeschurun" vom März 1857: "Meiningen, 7. Februar (1857). Vor einiger Zeit hatten sich die bis dahin zu Dreißigacker wohnhaften israelitischen Gebrüder Strupp bei dem Gemeinderat zu Meiningen um Erteilung des Bürgerrechts beworben und dabei in ihrem desfallsigen Gesuche sich von freien Stücken erboten, respektive das Versprechen gemacht, ein eigenes Haus in der Stadt bauen und keinen offenen Laden halten, sondern nur Bankiergeschäfte treiben zu wollen. Auf diese freien Anerbietungen hin sagte ihnen die städtische Behörde das Bürgerrecht zu. Gestern wurde indes dem hiesigen Gemeinderat ein Befehl des Staatsministeriums eröffnet, dahin lautend, dass den Gebrüdern Strupp das Bürgerrecht ohne alle Bedingung und Bezugnahme auf Anerbietungen zu erteilen sei. Unter diesen Umständen sagen sich die Stadtverordneten veranlasst, das Gesuch der Strupp, sowie gleichzeitig das von vier anderen Israeliten abzuweisen. Die weiteren Vorgänge in der Sache sind leicht zu erraten. (Weimarer Zeitung)."         

 
Über Gustav Strupp (1851-1918)       

Über den bedeutenden Bankier und einflussreichen Politiker Gustav Strupp (1851 in Dreißigacker - 1918 in Meiningen) 
siehe Wikipedia-Artikel  

   
Zum Tod des Intendanten und Oberregisseur Hofrat Ludwig Chronegk (1891)
   

Meiningen Israelit 27071891.jpg (143646 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juli 1891: "Meiningen. Am 9. dieses Monats ist der Intendant und Oberregisseur Hofrat R. Chronegk, der durch viele Jahre Vertrauensmann des Herzogs von Meiningen und die eigentliche Seele der künstlerischen Entwicklung des Hoftheaters war, im 54. Lebensjahre gestorben. 
Sein Leichenbegängnis fand am 12. dieses Monats in feierlicher Weise statt. Der Trauerzug wurde von sieben Palmenträgern eröffnet. Diesen folgte ein Mitglied des Hoftheaters, auf einem weißen Atlaskissen die Orden des Verblichenen tragend. Auf dem Sarge lagen Degen und Zweispitz, die Attribute der Staatsuniform Chronegk's. Direkt hinter dem Leichenwagen gingen die Verwandten des Verstorbenen, denen sich der hiesige Rabbiner anschloss. Herzog Georg ließ sich durch seinen Adjutanten vertreten. Diesem folgten die Mitglieder des herzoglichen Hoftheaters und der Hofkapelle, sowie die Spitzen der Behörden, des Militärs und die Hofbeamten. Vom Hoftheater wehte eine Trauerfahne herab; die brennenden Gaskandelaber waren mit schwarzem Flor umhüllt. Nachdem sich der Zug in Bewegung gesetzt, intonierte die Hofkapelle einen Trauerchoral. Die ganze Stadt war, trotz der frühen Morgenstunde, auf den Beinen, um Zeuge der letzten Ehren des Dahingeschiedenen zu sein. Auf dem Friedhof wurden Trauerchöre gesungen; Rabbiner Dr. Dessauer hielt die Grabrede, welcher der Landesrabbiner Dr. Apolant aus Berlin, ein Schwager des Verblichenen, in schwungvoller Weise sich anschloss. Nach der persönlichen, durch Freifrau von Heldburg, Gemahlin des Herzogs, vollzogenen Auswahl wurden fünf Gräber auf dem jüdischen Gottesacker angekauft, auf deren Terrain sich auf Wunsch des Herzogs ein Kolossal-Monument zu steten Andenken des Verblichenen erheben soll. Im Hoftheater wird ein Zimmer eingerichtet werden, in welchem alle Auszeichnungen und Andenken aufbewahrt werden sollen, die mit Chronegk's Wirken und Leben verknüpft sind."           

  
Zum Tod des aus Meiningen stammenden Rabbiners Isaac Epstein in St. Louis (USA, gest. 1897)
 

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. November 1897:  "In St. Louis starb am 2. September der ehemalige Rabbiner Isaac Epstein, geboren in Meiningen 1843..."         

  
         
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen  

Anzeigen des Bank- und Manufakturwarengeschäftes Gebr. H. Kayser (1859 / 1861) 
bzw. Herren-Garderobe- und Modewarengeschäft H. Kayser Söhne (1870)  
und Bankgeschäft Gebr. H. Kayser (1873)  
  

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. August 1859: "Für unser Manufaktur- und Bankgeschäft, welches sowohl am Samstag als auch an Feiertagen geschlossen bleibt, wird ein Lehrling zu engagieren gesucht; der Eintritt kann gleich geschehen. 
Gebr. H. Kayser
in Meiningen".        
  
Meiningen AZJ 24091861.jpg (32749 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. September 1861: "Für unser Bank- und Manufakturwaren-Geschäft, welches an Samstag und Feiertagen geschlossen bleibt, suchen wir einen Lehrling mit den nötigen Vorkenntnissen, welcher baldigst eintreten kann. Gebr. H. Kayser in Meiningen."        
   
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. November 1870: "Für unser Herren-Garderobe- und Modewarengeschäft suchen wir einen mit den nötigen Vorkenntnissen versehenen Lehrling. Kost und Wohnung im Hause. H. Kayser Söhne, Herzogliche Hoflieferanten in Meiningen".    
   
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Oktober 1873: "Für unser Bankgeschäft suchen wir einen jungen Mann mit guten Schulkenntnissen als Lehrling. 
Gebr. H. Kayser, Hofbankiers in Meiningen."  

   
Anzeigen des Woll- und Produktengeschäftes (und Bankgeschäftes) Gebrüder Mayer (1863 / 1873) 
  

Meiningen AZJ 01121863.jpg (32362 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Dezember 1863: "Lehrlings-Gesuch. 
Wir suchen für unser Woll- und Produkten-Geschäft zum sofortigen Antritt einen Lehrling (Israelit) aus guter Familie, mit den nötigen Vorkenntnissen. Kost und Logis im Hause. Franko-Anfragen erteilen das Nähere  
Gebrüder Mayer, in Firma: M.S. Mayer Witwe, Meiningen."        
 
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. Mai 1873: "Für unser Woll-, Produkten- und Bankgeschäft suchen wir einen jungen Mann, welcher eine schöne Handschrift und gute Zeugnisse besitzt für Buchführung und Korrespondenz. Diejenigen, welche im Bankgeschäft gelernt oder in einem solchen tätig waren, werden bevorzugt. Offerten unter Notierung der Gehaltsansprüche nehmen entgegen 
Gebrüder Mayer in Firma M. S. Mayer Wwe. in Meiningen."        

      
Fleischermeister und Inhaber einer Restauration A. Walther zieht von Themar nach Meiningen (1873)
   

Meiningen AZJ 22071873.jpg (80191 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Juli 1873: "Einem verehrlichen Publikum bringe ich hiermit zur Anzeige, dass ich bei meiner vor Kurzem bewerkstelligten Übersiedelung von meinem früheren Wohnorte Themar nach der Residenzstadt Meiningen meine frühere Koscher-Restauration fortführe und will mich hiermit dem hier durchreisenden oder längere Zeit hier verweilenden israelitischen Publikum bestens empfehlen. Insbesondere habe ich bei meiner Einrichtung in hiesiger Stadt Bedacht genommen, dass auch ferner bei mir, wie früher, Mahlzeiten bei Verlobungen, Trauungen etc. in einer noch bequemeren und komfortableren Weise zu sehr billigen Preisen abgehalten werden können. Ebenso können Kinder, welche die hiesigen Studieranstalten besuchen, Kost und Logis zu billigen Preisen in meiner Behausung finden. Meiningen, den 10. Juli 1873. A. Walther, Fleischermeister."         

   
Anzeige des Leinen- und Baumwollenwaren-Fabrikgeschäftes David Ortweiler (1873)    

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 4. November 1873: "In meinem Leinen- und Baumwollwaren-Fabrikgeschäft finden ein Reisender sowie ein Lehrling aus guter Familie baldigst Stellung. David Ortweiler, Meiningen."   

  
Anzeige des Manufakturwarengeschäftes Löser S. Popper (1874)   

Meiningen AZJ 28041874.jpg (21613 Byte)Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. April 1874: 
"In meinem Manufakturwarengeschäft en detail, das Samstags und Feiertags geschlossen, ist eine Lehrlingsstelle vakant. 
Meiningen  Löser S. Popper."         

  
Anzeige der Kolonial- und Kurzwarenhandlung M. Tannenbaum Nachf. (1892)     

Meiningen Israelit 18021892.jpg (37346 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Februar 1892: "Für meine Kolonial- und Kurzwarenhandlung en gros & en detail suche einen Lehrling mit guter Schulbildung unter günstigen Bedingungen per sofort oder April. Kost und Wohnung im Hause. Samstags und israelitische Feiertage geschlossen. 
M. Tannenbaum Nachfolger in Meiningen."      

   
Anzeige von Johanne May (1901)      

Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. Januar 1901: "Ein nicht zu junges, 
zuverlässiges Mädchen
 
wird von einer alleinstehenden Dame für Küche und Hausarbeit gesucht. 
Johanne May, Meiningen
, Wettiner Straße 20."        

 
Lehrlingssuche der Manufaktur-, Herren- und Damenkonfektion David Köhler (1901)   

Meiningen Israelit 12081901.jpg (40168 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. August 1901: "Lehrling 
mit guter Schulbildung gesucht. Eintritt sofort oder Herbst. Kost und Logis im Hause. 
David Köhler
, Manufaktur-, Herren- und Damen-Konfektion, Meiningen."         

      
Anzeige von M. Stoller (1903)
   

Meiningen Israelit 26111903.jpg (51288 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. November 1903: "Suche für meinen Bruder, 14 Jahre alt, per sofort eine Lehrlingsstelle in einem Manufakturwaren- oder anderem Geschäfte, wo Kost und Logis im Hause und Schabbos und Jomtof geschlossen ist, am liebsten in einer kleineren Stadt Süddeutschlands. 
Offerten an 
M. Stoller, Meiningen, Sedanstraße 13."     

      
Anzeige des Manufaktur- und Modewarengeschäftes Wolf Goldschmidt (1906)  
Vgl. die Ansichtskarte unten.      

Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 21. Dezember 1906: Lehrling 
mit guter Schulbildung zu Ostern 1907 gesucht. 
Wolf Goldschmidt,
Manufaktur- und Modewarengeschäft Meiningen."    

      
Verlobungsanzeige von Lisl Köhler und Paul Biow (1928)    
Anmerkung (nach Strätz: Biographisches Handbuch Würzburger Juden Bd. I S. 93): Paul Biow (geb. 1895 in Würzburg, gest. in London) war als Optiker in Würzburg tätig; 1915 bis 1918 war er Kriegsteilnehmer; Ende 1937 übergab er sein Optiker-Geschäft an den nichtjüdischen Schwager, um den Betrieb zu erhalten. Er zog nach Hamburg und emigrierte von hier 1938/39 nach England. Er hat verheiratet mit Lisl (Liesl, Elise) geb. Köhler, die am 22. Januar 1905 in Meiningen geboren ist (als Tochter von Getta Köhler geb. Warzmann, geb. 1880) und im Juli 1939 nach London emigrierte. Die Ehepaar Biow hatte einen Sohn Edmund (geb. 5. November 1929 in Würzburg).        

Anzeige vom 7. September 1928: "Lisl Köhler - Paul Biow
Verlobte. 
Meiningen - Würzburg". 

    
    
Weitere Dokumente  

Ansichtskarte: Georgstraße in Meiningen
 mit dem Geschäft von Wolf Goldschmidt 
(um 1910/1920) 

(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
 Kirchheim/Ries)
Meiningen Dok 140501.jpg (208189 Byte) Meiningen Dok 140501a.jpg (70990 Byte)
  Die Ansichtskarte aus der Zeit um 1920/20 zeigt die Meininger Georgstraße; im Vordergrund ist 
das Manufakturwaren- und Modegeschäft Wolf Goldschmidt (Georgstraße 26) zu sehen. 

     
 Dokumente zur Geschichte der Familie Strupp in Meiningen   

Aus alten Tagebüchern und Erinnerungen der Familien Hirsch, Strupp, Eisenberg  
Familienchronik von 1924 - aufgezeichnet von Betty Schunk geb. Hirsch
     
Die Erinnerungen werden hier nicht zitiert, da sie sich selbst nicht auf Ereignisse in Meiningen beziehen. Sie enden jedoch mit dem Hinweis: 
Die Erinnerungen sind downloadbar über das Archiv des Leo Baeck Institutes: Link.   
"Der dies nach den Aufzeichnungen seiner Großtante Betty Schunk im Dezember 1925 niederschrieb und die Porträts zeichnete, heißt Alexander Eisenberg, geb. den 28. November 1888 in Leipzig, Graphiker und Photograph. Er befand sich zwischen zwei Anstellungen in Meiningen in der Wohnung seiner Großmutter Thekla Strupp geb. Hirsch, die in ihrem 93. Jahr von ihren drei Töchtern gepflegt wird: Bertha Sax-Strupp, 69 Jahre, Anna Eisenberg - des Schreibens Mutter - 66 Jahre und Selma Eisenberg, 64 Jahre. Im alten Strupp'schen Haus in der Bernhardstr. 4 befand sich die Bank für Thüringen, begründet von Bernhard Meier Strupp."  
Abbildungen innerhalb der Erinnerungen - auf Meiningen bezogen:  
 Meiningen Nachfahren Bernhard Strupp.jpg (139744 Byte)  Meiningen Stammhaus Strupp.jpg (163233 Byte)  Meiningen Schunk Betty.jpg (120883 Byte)  Meiningen Strupp Bernhard Meyer.jpg (169343 Byte)  Meiningen Strupp Philippine.jpg (130903 Byte)  Meiningen Strupp Thekla.jpg (166665 Byte)
Nachkommen von Bernhard Meyer
 Strupp und Philippine geb. Frank  
  
   
Stammhaus Strupp
in Meiningen 
Bernhardstraße 4  
 
   
Betty Schunk geb. Hirsch 
(1850-1926)  
  Verfasserin der genannten 
 Erinnerungen   
Bernhard Meyer Strupp  
Bankier in Meiningen 
 
  
Philippine Strupp geb. Frank
Frau von Bernhard Meyer Strupp 
     
Thekla Strupp geb. Hirsch, Tochter 
von Bernhard Hirsch und Caroline geb. 
Worms, war verheiratet mit Anselm Strupp
 (Sohn von Bernhard Meyer Strupp)  
  

Weitere Links: zu Betty Schunk (Schunck) geb. Hirsch siehe Wikipedia-Artikel zu ihrem Ehemann Johann Josef Schunk (Schunck)  https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Josef_Schunck   
Zum Bankhaus B.M. Strupp in Meiningen siehe Wikipedia-Artikel  https://de.wikipedia.org/wiki/Bankhaus_B._M._Strupp  und Artikel  https://de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Strupp 
Zur "Struppschen Villa" in Meiningen siehe Wikipedia-Artikel  https://de.wikipedia.org/wiki/Struppsche_Villa und http://www.expedia.de/vc/reisefuehrer/struppsche-villa-meiningen-75760       

     
     
     
Zur Geschichte der Synagoge       
   
Im Mittelalter bestand zumindest in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Meiningen eine Synagoge (Jüden Kirche). Nach der Verfolgung in der Pestzeit stand sie leer, bis sie 1384 in eine Marienkapelle verwandelt wurde.
  
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde zunächst ein Betsaal eingerichtet. Nach dem oben zitierten Bericht von 1878 handelte es sich um einen "gemieteten, aber zweckmäßig eingerichteten Saal".  
   
1881-1883
konnte nach den Plänen des Landesbaumeisters Ernst Abesser eine Synagoge erbaut werden. Am 14. April 1883 wurde sie eingeweiht. 340 Personen fanden in ihr Platz. 
    
Die Synagoge wird alsbald fertig (1883) 
    

Meiningen AZJ 02011883.jpg (76187 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. Januar 1883: "Meiningen, 22. Dezember (1883). Die neue Synagoge in Meiningen ist soweit fertig, dass sie in nächster Zeit eingeweiht werden kann. Der stattliche, ganz massive Bau am Westende der Stadt, mit seiner nördlichen Front nach der neuen Straße zugekehrt, ist im maurischen Geschmack vom Maurermeister Heß nach dem Plane des Landbaumeisters Abesser hier erbaut. Das schmuckreiche, sehr solide Innere des Gotteshauses macht einen imposanten Eindruck. Die neue Orgel mit 18 klingenden Stimmen wurde von Schlimmbach und Sohn in Würzburg gefertigt und kostet 5 - 6000 Mark, die gesamten Baukosten betragen ca. 80.000 Mark. Die Synagoge, von Außen und Innen gediegen und schön ausgeführt, dient der Stadt zum Schmuck."           

   
Die Einweihung der Synagoge (1883) 
  

Meiningen AZJ 01051883.jpg (264545 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Mai 1883: "Meiningen, 15. April (1883). Am gestrigen Tage fand die Einweihung der im maurisch-byzantinischen Stile neu erbauten Synagoge statt, nachdem am Abend vorher eine schöne Vorfeier vollzogen worden. Es sind jetzt beinahe 5 Jahrhundert verflossen (1384), dass die damalige Synagoge zu einer christlichen Kapelle umgewandelt worden, nachdem schon 1349 die zahlreiche Judenschaft auf die Denunziation einer Dienstmagd, die gerade durch das Ghetto gegangen sei und von den Juden gehört haben wollte, dass sie sich verschworen hätten, die Christen zu überfallen und zu töten (!!!), ausgerottet wurde. 
Anmerkung: Die Chronik der Stadt Meiningen, welche darüber ausführlich berichtet, erzählt auch, dass zwei Bürgersohne zwei sehr schöne Jüdinnen hätten retten und heiraten wollen unter der Bedingung, dass sie sich taufen ließen; die beiden Mädchen aber hätten sich dessen geweigert, wären zu ihren Eltern und Geschwistern geeilt, um mit ihnen verbrannt zu werden. Korresp. 
Die Einweihungsfeier gab dieser geschichtlichen Vergangenheit gegenüber ein leuchtendes Zeugnis, welche Umwandlung in Anschauung und Gesittung vor sich gegangen, und wie alle Anstrengungen derer nichtig sind, die uns in die Finsternis der Vergangenheit zurücktreiben wollen. Der Einweihungsfeier wohnten Seine Hoheit der regierende Herzog nebst höchst dessen Gemahlin und der Prinzessin Marie (Tochter) mit großem Gefolge von Herren und Damen des Hofes, Adjutantmajor von Schleiniz, Hofmarschall von Röppert bei Seiner Hoheit, Hofmarschall von Speßhardt bei Ihrer Hoheit der Herzogin Mutter, Hofmarschall von Stein a.D., Vertreter des Ministeriums: Exzellenz von Attenhoven, Geheimer Staatsrat Heim, Geheimrat und Oberschulrat Weidemann, Schulrat und Regierungsrat Hoppe, Landgerichtspräsident Diez und Landgerichts-Direktor Lettkau, Oberst und Regimentskommandeur von Wülffen, Oberbürgermeister, Bürgermeister, Landrat, Direktor des Gymnasiums, des Realgymnasiums und der Bürgerschule, der höheren Töchterschule, Postdirektor, Landbaumeister, Vertreter aller Sachsen-Meining'schen israelitischen Gemeinden mit ihren Lehrern und ein zahlreiches jüdisches und christliches Publikum bei. Bemerkenswert ist, dass von den eingeladenen Geistlichen nur der katholische erschien. Die Feier selbst vollzog sich in der Weise, die bei diesem Akte üblich geworden, mit Orgelspiel, trefflichem Chorgesang und einer ausgezeichneten Predigt des Landrabbiners Dr. Dessauer, anknüpfend an 1. Könige 8,13 und brachte den tiefsten Eindruck auf alle Anwesende hervor. Am Schlusse der Feier trat Seine Hoheit an den Landrabbiner heran, unterhielt sich in leutseligster Weise mit ihm über die inneren Einrichtungen des Baues, über Chor, Gottesdienst und Orgel und sprach seine Wünsche für das Gedeihen der Gemeinde in sehr herzlichen Worten aus. Der Landrabbiner dankte ihm für die Huld und Auszeichnung und fügte hinzu, wie glücklich er sich fühle, unter einem so humanen Fürsten zu leben und zu wirken. Hierauf drückte der Herzog dem Landrabbiner freundlich die Hand und verließ von diesem und dem Vorstande geleitet, das Gotteshaus. Bemerken wollen wir noch zur Nachahmung seitens anderer Gemeinden, dass die Synagoge heizbar angelegt und mit guter Ventilation versehen ist. Die verschiedenen Tagesblätter der Residenz, wie die 'Meininger Zeitung' und das 'Meininger Tageblatt', brachten in wohlwollendster Weise ausführliche Beschreibungen der Synagoge und der Einweihungsfeier. die in der Vorfeier und bei der Einweihung gehaltenen Reden werden im Druck erscheinen. Auf dem Tische vor der heiligen Lade liegt, namentlich zum Gebrauche für die Haphtaroth, die große Prachtbibel für Israeliten von Philippson mit dem herrlichen Dore'schen Illustrationen, die bei Hallberger in Stuttgart erschienen ist."        

   
Die vier protestantischen Pfarrer aus Meiningen bleiben der Synagogeneinweihung fern und werden dafür bestraft (1883)  
  

Meiningen AZJ 08051883.jpg (100526 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Mai 1883: "Meiningen, 20. April (1883). Bei Gelegenheit der vor einigen Tagen erfolgten Einweihung der neuen Synagoge hielten sich die vier protestantischen geistlichen fern, trotz ergangener offizieller Einladung. Es wurde das hier von allen Seiten, am lautesten aus den Kreisen der eigenen Gemeinden abfällig beurteilt, umso mehr, da der regierende Herzog nebst Familie und großem Gefolge, sowie das ganze Kultusministerium daran Teil nahmen. Die empfindlichste Lektion dürften die Herren aber aus der Abfertigung gezogen haben, die ihnen gestern von höchster Seite aus zu Teil geworden ist. Der Herzog hatte die große Hoftafel für sämtliche zur Abteilung des Kultusministeriums in Bezug stehende Minister, Räte, Inspektoren, Direktoren der höchsten Lehranstalten, den katholischen Geistlichen und Landrabbiner befohlen, zu welcher denn auch diese Herren erschienen waren - nur die vier oben erwähnten protestantischen Geistlichen, wovon der eine Oberkirchenrat, der andere, sein Bruder, Hofprediger ist, - durften 'fern von Madrid' über die Aufnahme nachdenken, die ihr Verhalten an höchster Stelle gefunden. Der Fall bildet hier das Tagesgespräch, und wer den Schaden bat, braucht für den Spott nicht zu sorgen."         

  
Publikation der Weiherede zur Einweihung der Synagoge (1883)
   

Meiningen AZJ 25121883.jpg (156655 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Dezember 1883: "Weihereden bei der Einweihung der neuen Synagoge in Meiningen von Dr. M. Dessauer, herzoglicher Landrabbiner (Meiningen, Löffler, 1883). Eine wahrhaft erbauende Predigt über den Anfang des Gebetes Salomon's und schwungreiche Reden bei den einzelnen Akten der Einweihung. Bilden so diese Reden ein würdiges Denkmal für die abgehaltene Feier, so tut dies ebenfalls folgende Schrift für einen anderen Platz: Blätter zur Erinnerung an den Abschied von der Synagoge in Wankheim sowie an die Einweihung der neuen Synagoge in Tübingen..."        

   
Werbung der für die Synagogenbeleuchtung verantwortlichen Firma (1886)

Tuebingen Israelit 29031886.jpg (50893 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1886: "Zulauf & Co.  Inhaber: Wilhelm und Josef Reinach. Mainz und Höchst am Main. 
Fabrik in allen Gas- und Wasserartikeln, Luster, Lampen, Ampeln, Suspensions, Hähnen, Closets, Badewannen etc. etc.   
Spezialität. Synagogenbeleuchtung.
Eingerichtet wurden von uns in allerletzter Zeit die Synagogen Zweibrücken, Saargemünd, Alzey, Oberstein, Tübingen, Meiningen etc. etc."    

Nur 55 Jahre war die Synagoge in Meiningen Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens in der Stadt.      
   
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört. Am frühen Morgen des 10. November verwüsteten SS- und SA-Truppen das Gebäude, später wurde die restliche Inneneinrichtung von vielen randalierenden Jugendlichen zerschlagen. Den ganzen Tag über schwammen Bücher, Orgelpfeifen und Bänke im daneben befindlichen Bleichgraben. 1939 wurde das Synagogengebäude abgebrochen. 
  
Anlässlich des 50. Jahrestages der Zerstörung der Synagoge wurde am 8. November 1988 an ihrem Standort ein Gedenkstein eingeweiht.
   
   
Adresse/Standort der SynagogeEcke Mauergasse / Pulverrasen  
    
   

Fotos
(neuere Fotos Hahn, Aufnahmedatum 12.8.2005) 

Historische Aufnahme:   
Meiningen Synagoge 001.jpg (66836 Byte)   
Die im April 1883 eingeweihte Synagoge in Meiningen           
      
Der Synagogenstandort im Sommer 2005:  
Meiningen Synagoge 101.jpg (71249 Byte) Meiningen Synagoge 100.jpg (82094 Byte) Meiningen Synagoge 102.jpg (64233 Byte)
Blick auf das ehemalige Synagogengrundstück mit dem 
Denkmal von 1988   
Hinweistafel mit dem 
Grundriss der Synagoge   
   
Das "Judenhaus" in der Ludwig-Chronegk-Straße:  
Meiningen JuedG 101.jpg (59552 Byte) Meiningen JuedG 100.jpg (76775 Byte)  
Dieses Haus in der Ludwig-Chronegk-Straße 6 war das zentrale "Judenhaus", 
in dem zahlreiche jüdische Einwohner Meiningens bis zur Deportation 1942
 zusammengepfercht wurden.  
 
   
     
Andernorts entdeckt  Frankenthal Friedhof 178.jpg (121427 Byte)  
   Im jüdischen Friedhof Frankenthal: Grabstein für den 
Rechtskonsulenten Max Blum,
Oberinspektor der Deutschen
 Hypothekenbank in Meiningen (1857-1910) 
 

      
      
Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte   

Mai 2010: Verlegung von "Stolpersteinen" in der Stadt     
Artikel von André Heß in der "Thüringer Allgemeinen" vom (Artikel): "Stolpersteine in Meiningen verlegt
Mit seinem Projekt "Stolpersteine" erinnert der Kölner Künstler Gunther Demnig an die Judenverfolgung und trägt damit zur Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels deutscher Geschichte bei. 
Meiningen.
In Meiningen verlegte er am Montag die ersten drei 10 mal 10 Zentimeter großen Steine, die mit einer Messingplatte versehen sind. Darauf stehen die Namen, Lebensdaten und Schicksale der Opfer. Am Mittleren Rasen gedachte er mit einem Stein an Käthe Thun und Else Oestreicher, die Großmutter des Meininger Ehrenbürgers Paul Oestreicher, und in der Neu-Ulmer-Straße verlegte er einen Stein für Paula Romberg. 
Zuvor hatte der Vorsitzende des Vereins ehemaliger Schüler und Freunde Meiningens, Fabian Giesder, die notwendigen Archivrecherchen zu den Daten der Opfer veranlasst. Die Kosten von 95 Euro je Stein tragen Paten des Projekts. Über 25 000 Stolpersteine in mehr als 550 Städten und Gemeinden in Deutschland und im Ausland wurden bisher verlegt. Passanten sollen im übertragenem Sinne darüber "stolpern", und um die Inschrift zu lesen inne halten, den Kopf senken und sich somit vor den Opfern verneigen."" 
   
September 2010: Bericht über die offizielle Auftaktveranstaltung zur Verlegung von "Stolpersteinen"   
Artikel in "Deutschland-today.de" vom 30. September 2011: "Stolpersteine erinnern an Opfer des Nationalsozialismus. 'Man muss auch vergeben können'. 
Meiningen
(tk). Es war eine würdevolle und andächtige Feier, mit der die Stadt Meiningen am 30. September 2011 den offiziellen Auftakt für das Kunstprojekt 'Stolpersteine' beging. Als besonderer Ehrengast wohnte Meiningens Ehrenbürger, Dr. Paul Oestreicher, der Gedenkstunde bei. Oestreichers jüdische Familie war zu Beginn des zweiten Weltkrieges aus Meiningen vertrieben worden und nach Neuseeland geflohen..."  
Link zum Artikel - auch eingestellt als pdf-Datei.    
 
Mai bis November 2012: Veranstaltungen zum 70. Jahrestag der Deportation Meininger Juden 
Zu den zahlreichen Veranstaltungen im Laufe des Jahres liegt ein Flyer vor: eingestellt als pdf-Datei.   
 
Juni 2013: Pressebericht und Ausstellung (in der ehemaligen Synagoge in Urspringen) zum Schicksal von Eva Mosbacher und ihrer Familie    
Hinweis: Eva Mosbacher lebte in Meiningen und Nürnberg; ihre Vorfahren u.a. in Roth und Segnitz 
Link zum Artikel (Quelle: Lohrer Echo vom 14. Juni 2013; zugesandt von Fred G. Rausch, Bamberg) 
Hierzu erschien auch die Publikation von Christoph Gann: 12 Jahre, Jude, 10.5.39 abgemeldet nach England - Das Schicksal Eva Mosbachers und ihrer Eltern. Hrsg. von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen. Erfurt 2013. ISBN 978-3-943588-17-0.   
 
April 2023: Innenaufnahme der Synagoge entdeckt  
Artikel (Redaktion) in "insüdthüringen.de" vom 11. April 2023: "Meiningen Innenaufnahme von Synagoge entdeckt
Spektakulärer Fund: Erstmals wurde eine Innenaufnahme der Meininger Synagoge entdeckt. Das Foto soll am Donnerstag präsentiert werden. Am Freitag vor 140 Jahren war die Synagoge geweiht worden.

Pünktlich zum 140. Jahrestag der Weihe der Meininger Synagoge kann erstmals eine Innenaufnahme präsentiert werden. Das Foto zeigt die Ostseite der Synagoge mit Kanzel und dem Allerheiligsten mit der Lade für die Gesetzesrollen. Die Synagoge war am 14. April 1883 in Anwesenheit von Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen geweiht worden. Landrabbiner Dr. Moritz Dessauer beendete seine Einweihungspredigt mit den Worten: 'So werden wir fest und treu als Bürger, fest und treu als Israeliten stehen und das Haus, das wir gebaut, wird ein Gotteshaus sein für alle Zeit, das walte der ewige Vater.' Die Synagoge verfügte über rund 200 Sitzplätze für Männer und etwa 140 Sitzplätze auf der Frauengalerie. Bisher waren nur Außenaufnahmen der im Jahr 1939 abgerissenen Synagoge bekannt. In Unterlagen, die Ludwig Hauschild im März 2023 dem Forscher Christoph Gann übergab, fand sich nun eine Fotografie, die eindeutig in der Meininger Synagoge aufgenommen wurde. Hauschilds Mutter Käthe, von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem als 'Gerechte unter den Völkern' ausgezeichnet, war eng mit der jüdischen Familie Frühauf befreundet.
Die insbesondere für die jüdische Geschichte Meiningens äußerst bedeutende Innenaufnahme wird am Donnerstag im B.M. Strupp Lern- und Gedenkort – Jüdische Geschichte und Antisemitismus, in der Struppschen Villa der Öffentlichkeit präsentiert. Ergänzend werden zudem historische Innenaufnahmen weiterer Thüringer Synagogen, unter anderem aus Erfurt, Gotha und Nordhausen gezeigt. In der Dauerausstellung zur jüdischen Geschichte wird auch Käthe Hauschild gewürdigt. Der B.M. Strupp Lern- und Gedenkort ist ab dem 20. April wieder donnerstags von 16 bis 18 Uhr geöffnet."
Link zum Artikel   
 

   
    

Links und Literatur   

Links:   

bullet Website der Stadt Meiningen  
bulletWebsite der Museen in Meiningen  
bulletWebsite zum Komponisten Günter Raphael: hier anklicken 
bulletSeite zum jüdischen Friedhof in Meiningen (interner Link)  
bulletFür Recherchen: Fotosammlung bei Yad Vashem in Jerusalem - "Meiningen" eingeben  https://photos.yadvashem.org/    
bullet   
Seit Dezember 2011: Onlineplattform zum jüdischen Leben in Thüringen  
Der Förderverein Alte und Kleine Synagoge Erfurt e.V. wird mit Hilfe des Leo-Baeck-Programms der Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" sowie des Thüringer Kultusministeriums ein Onlineportal zum jüdischen Leben in Thüringen schaffen. Ziel sei es, künftig einen gemeinsamen Veranstaltungskalender, wissenschaftliche Publikationen sowie Bild- und Tonarchive einzubinden. Ein besonderer Fokus soll auf ehrenamtlich agierenden Initiativen vor Ort liegen. Mit den Jüdisch-Israelischen Kulturtagen in Thüringen hat der Förderverein in den vergangenen Jahren seine Netzwerkfähigkeit unter Beweis stellen können. Weitere Informationen zum geplanten Netzwerk gibt es im Internet unter www.synagogenverein-erfurt.de.  

  

Literatur:  

bulletGermania Judaica II,2 S. 530; III,2 S. 854-855.
bulletHans Nothnagel: Die fast vergessene jüdische Gemeinde in Meiningen. In: Hans Nothnagel (Hg.) Juden in Südthüringen - geschützt und gejagt. Bd. 3: Juden in der ehemaligen Residenzstadt Meiningen und deren Umfeld. S. 13-68. 
bulletMeiningen Lit 020.jpg (20765 Byte)Johannes Mötsch / Katharina Witter: Jacob Simon. Ein jüdisches Leben in Thüringen: Lebenserinnerungen bis 1930.Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen.  Verlag Böhlau Köln 2009. ISBN 10 3412203823.  
Jacob Simon (1865-1943) stammte aus einer Familie, die in der jüdischen Gemeinde Hildburghausens über mehrere Generationen Führungspositionen innehatte. Nach dem Jurastudium in München, Leipzig und Jena ließ er sich 1891 als Rechtsanwalt in Meiningen nieder und übernahm 1919 den Vorsitz der dortigen jüdischen Gemeinde. 1933 verlor er die Zulassung als Notar, 1938 die als Rechtsanwalt. Seine Ehefrau und er wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo beide im Jahr darauf starben. Seine zwischen 1919 und 1930 geschriebenen 'Lebenserinnerungen', die hier erstmals veröffentlicht werden, zeichnen ein lebendiges Bild des Alltags eines jüdischen Lebens während der Weimarer Republik. 

  
    


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Meiningen Thuringia. The Jews of Meiningen suffered various persecutions in the 13th and 14th centuries, notably during the Black Death disturbances of 1348-49. In 1384 the empty synagogue was converted into a Christian chapel. There is evidence of Jtwish settlement in Meiningen and its environs at least until the first half of the 16th century and possibly later. In the wake of the Hep!Hep! riots in 1819 only one Jewish family remained. In 1831, Jews were officially allowed to trade in Meiningen. In 1844, the Jewish population was 44 and in the 1880s about 450. The community dedicated a synagogue in 1883 and opend its own cemetery in 1874. Jews became well integrated into the lefe of the city. The banker Gustav Strupp served as chairman in both the Jewish community and the chamber of commerce and was a member of the Landtag (1903-1918). The Jewish community, numbering 235 in June 1933, remained on the whole relatively unmolested during the first two or three years of Nazi rule. As the situation deteriorated, many emigrated. On Kristallnacht (9-10 November 1938), the synagogue was desecrated and later destroyed. The remaining Jews were concentrated in 1941 in a "Jewish house" in the center of the city until their deporation to the death camps.  
    
      

                   
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Stand: 30. Juni 2020