Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


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Offenbach am Main (Kreisstadt, Hessen)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt  
   
Hier: Texte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis nach 1933 

Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Offenbach wurden in jüdischen Periodika gefunden. 
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.   
      
Hinweis: Die Texte wurden dankenswerterweise von Susanne Reber, Mannheim abgeschrieben.
     

    
 
Übersicht:

bulletBerichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben  
-  Konzert des Israelitischen Sängervereins "Orpheus" (1843) 
-  Über die erfolgreiche Arbeit des Gemeindevorstandes von 1821 bis 1843 (u.a. gottesdienstliche Neuerungen, neue Mikwe u.a.m.)  
-  Ein Verein zur Sammlung von Beiträgen für die Unterstützungskasse der deutschen Rabbiner-Versammlung wird gegründet (1845)   
-  Bitte um Einrichtung eines Sonntagsgottesdienstes (1846)   
-  Ein Sonntagsgottesdienst wird in der Gemeinde angeboten (1847)    
-  Kritisches zu den Sonntagsgottesdiensten in der Synagoge (1847)    
-  Streit um den Sonntagsgottesdienst (1847)    
-  Gemeindegliederzahl 1857  
-  Bekanntmachung über die Viehmärkte (1870)    
-  Statistisches zur Religions- und Konfessionszugehörigkeit in Offenbach (1872 / 1877)   
-  Antisemitische Regungen (1891)   
-  Über den jüdischen Gesangverein "Orpheus" (1903)     
-  Fortbildungsheim für russische Juden in Offenbach (1908)    
V
on den Behörden wird der Aufenthalt der ausländischen Juden in Offenbach nicht gestattet (1908)  
-  Makkabäer-Feier der zionistischen Ortsgruppe (1908)    
-  Gründung eines Wohltätigkeitsvereins der russischen Juden (1909)    
-  Generalversammlung des Wohltätigkeitsvereins "Gemilauth Chassodim" (1910)     
-  Vortrag bei der zionistischen Ortsgruppe (1910)    
-  Zusammensetzung der jüdischen Einwohnerschaft (1911)     
-  Generalversammlung der zionistischen Ortsgruppe (1911)  
-  Makkabäer-Feier der zionistischen Ortsgruppe (1911) 
D
ankesanzeigen für Sammlungen zugunsten von Ostjuden (1912)   
V
ersammlung der Ortsgruppe Offenbach der Alliance Israélite Universelle (1912)     
-  Die zionistische Ortsgruppe begeht den Jahrzeitstag von Theodor Herzl (1912)   
-  Probleme mit dem Hausierhandel der galizischen Juden (1912)  
B
eschenkung von Kindern zum Chanukka-Fest (1912) 
A
bendunterhaltung der Zionistischen Ortsgruppe (1912)    
V
ortrag in der zionistischen Ortsgruppe (1912)  
A
bend der zionistischen Ortsgruppe zugunsten der Jemenitenhäuser (in Jerusalem) (1913)    
-  Die Aufenthaltsbedingungen für russische Juden wurden erschwert (1913)        
-  Vereidigung von 22 jüdischen Kriegsfreiwilligen in der Synagoge (1914) 
Der Chanukkaverein kann trotz der Kriegszeit an arme Kinder und an die Soldaten Geschenke überbringen (1916)   
Vortragsreihe des "Vereins für jüdische Geschichte und Literatur" (1918)  
Gemeindeabend des israelitischen Jugendvereins (1920 
M
itteilungen aus der Arbeit des Vereins "Achawa" (1920)    
Unterricht in Gartenbau und Handfertigkeit für jüdische Schülerinnen und Schüler (1920)    
Ergänzungswahl des Gemeindevorstandes (1921)  
Die ausgeteilten Fleischgutscheine dürfen nur bei nichtjüdischen Fleischern eingelöst werden (1933)   

       
       
       
Berichte aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben       
Konzert des Israelitischen Sängervereins "Orpheus" (1843)  

Offenbach AZJ 07011843.jpg (58359 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Januar 1843: "Offenbach, 6. Dezember (1843). Jüngsten Samstag gab der israelitische Sängerverein 'Orpheus’, der erst seit einigen Monaten besteht, eine öffentliche Produktion. Wir würden dies nicht berichten, wenn wir es nicht als einen Beweis mehr vom steten Fortschreiten der Israeliten ansähen. Denn dass dieser Verein von israelitischen Jünglingen ins Leben gerufen wurde, zeigt, dass ihre Brust von der Liebe zum Schönen und Guten beseelt ist, zeigt, dass der Jude sich immer mehr der Zeit anzuschmiegen und ihren Anforderungen zu genügen sucht, zeigt endlich, dass der Jude wenigstens sich selbst emanzipiere, wenn ihm die Emanzipation vom Staate versagt wird." 

     
Über die erfolgreiche Arbeit des Gemeindevorstandes von 1821 bis 1843 (u.a. gottesdienstliche Neuerungen, neue Mikwe u.a.m.)  

Offenbach AZJ 10071843.jpg (221516 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. Juli 1843: "Offenbach, 19. Juni (1843). Wem die geräuschlose, aber umso sicherer fortschreitende Wirksamkeit des Vorstandes der hiesigen israelitischen Gemeinde, welcher dermalen aus den Herren E.H. Posen, N. L. Mainz, N.K. Weißenburg, S. Goldschmidt und J.S. Fuchs besteht, bisher noch unbekannt geblieben sein sollte, der hat jetzt durch eine, zwar wohl nicht für den Buchhandel bestimmte, aber doch den Freunden der Wahrheit zugängliche kleine Druckschrift, welche in diesen Tagen unter dem Titel: 'Worte des Friedens und der Wahrheit. Ansprache des israelitischen Gemeindevorstandes zu Offenbach am Main an seine Gemeindeglieder über dessen Anordnungen und Einrichtungen seit 1821 bis auf die Gegenwart’ erschienen ist, eine willkommene Gelegenheit, all das Gute kennen zu lernen, was seit 22 Jahren durch die erwähnte Behörde ins Dasein gerufen und wodurch namentlich auch das kirchliche Leben der hiesigen israelitischen Gemeinde auf eine sehr achtbare Stufe emporgehoben worden ist. Um aus dieser überall mit den nötigen offiziellen Nachweisungen und Belegen versehenen Quelle hier wenigstens das Vorzüglichste anzudeuten, was der Vorstand in dieser Zeit geleistet hat, so wurden durch ihn nicht allein die finanziellen Verhältnisse der Gemeinde bestens geordnet, sondern es wurden außerdem aus der Synagoge mehrere störende Missbräuche entfernt und für jeden Sabbat- und Festtag eine erbauliche Predigt angeordnet, das Frauenbad wurde aus einem sumpfigen Brunnen ein bequem eingerichtetes gewärmtes Bad, die Konfirmation und die Kopulation werden mit der gehörigen Würde und Weihe vollzogen, die Kinder genießen einen zweckmäßigen allgemeinen Schulunterricht und für den höheren Religionsunterricht der Kinder vom elften bis zum dreizehnten Jahre ist sehr gut gesorgt. Für den Unterricht im Hebräischen besitzt man hinlängliche Privatlehrer und der Rabbiner ist bereit, auch diesen unter seine sorgfältige Beaufsichtigung zu nehmen; die Gehalte der Angestellten sind anständig reguliert; die Beerdigung trägt den Charakter des Ernstes und der Ruhe, welchen sie fordert: mit einem Worte, der Vorstand war überall bemüht, der Gemeinde sowohl in ihrem Verhältnisse zur Außenwelt stets mehr Achtung und Anerkennung zu erringen, als in ihrem Innern die religiöse Erziehung und Heranbildung zu vervollkommnen und der öffentlichen Gottesverehrung diejenige Ruhe, Weihe und Erhebung zu verleihen, welche sie bei jedem wahrhaft frommen Israeliten in Anspruch nimmt. Der Einsender gehört zwar der israelitischen Gemeinde nicht an, allein es war ihm schon vor Erscheinen jenes Schriftchens nicht verborgen geblieben, dass der Vorstand der erwähnten Gemeinde, in vollkommenem Einverständnisse mit dem wackeren Rabbiner, Herrn Dr. Formstecher, aus Liebe zur Religion wirklich viel für die Religion geleistet habe und noch leiste und dass er den Pflichten seines Amtes möglichst vollständig genüge. Möge ihm deshalb immer diejenige Anerkennung zuteil werden, welcher er für seine redlichen Bestrebungen so sehr verdient!" 
Anmerkungen: - Konfirmation: https://de.wikipedia.org/wiki/Bar_Mitzwa
Kopulation: Eheschließung
Rabbiner Dr. Formstecher:  https://de.wikipedia.org/wiki/Salomon_Formstecher       

   
Ein Verein zur Sammlung von Beiträgen für die Unterstützungskasse der deutschen Rabbiner-Versammlung wird gegründet (1845)  

Offenbach Israelit19Jh 27041845.jpg (25690 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit des 19. Jahrhunderts" vom 27. April 1845: "In Offenbach a. M. hat sich unter den israelitischen Einwohnern ein Verein gebildet, der Beiträge sammelt für eine begründende Unterstützungskasse der deutschen Rabbiner-Versammlung. Möchte dieses Beispiel auch in anderen jüdischen Gemeinden Nachahmung finden."      

  
Bitte um Einrichtung eines Sonntagsgottesdienstes (1846)  

Offenbach AZJ 31081846.jpg (42867 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. August 1846: "Offenbach, 17. August (1846). Mehrere Israeliten allhier haben dem Vorstande der israelitischen Gemeinde eine Petition überreicht, worin sie denselben um Errichtung eines Sonntagsgottesdienstes in deutscher Sprache bitten. Wie man hört, soll das Gesuch von Seiten des Vorstandes mit Bereitwilligkeit aufgenommen werden sein." 

  
Ein Sonntagsgottesdienst wird in der Gemeinde angeboten (1847)   

Offenbach AZJ 14061847.jpg (89287 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. Juni 1847: "Offenbach, 24. Mai (1847). Das Frankfurter Journal enthält folgenden Artikel: Das vor einem Jahre von einer Anzahl Israeliten hiesiger Stadt angeregte Projekt, einen Sonntagsgottesdienst in deutscher Sprache einzuführen, wird nun durch die Tätigkeit unseres würdigen Rabbiners, Herrn Dr. Formstecher, zur Tatsache. Nächsten Sonntagnachmittag findet die erste religiöse Feier statt. Als unabweisbare Anforderung der Gegenwart wird diese neue Einrichtung von segensreichen Folgen sein. Unsere altgläubigen Glaubensbrüder werden sich überzeugen, dass wir nicht die Religion umstürzen wollen, sondern nur dem praktischen Leben eine Konzession einräumen. Wenn auch der Indifferentismus in seiner Überschätzung jede religiöse Gemeinschaft als moderne Reformationssucht bespöttelt, oder gar einen Rückschritt hinter derselben wittert, so wird doch gewiss jeder Familienvater, der die religiöse Entwicklung seiner Kinder nicht dem Zufall preisgeben will, mit Freunden diese zeitgemäße Einrichtung begrüßen und nach Kräften unterstützen." 
Anmerkungen:  -
Rabbiner Dr. Formstecher: https://de.wikipedia.org/wiki/Salomon_Formstecher  
- ..unsere altgläubigen Glaubensbrüder: Orthodoxe Glaubensgenossen, wie die Mitglieder der Israelitischen Religionsgesellschaft im benachbarten Frankfurt a. M.
    

   
Kritisches zu den Sonntagsgottesdiensten in der Synagoge (1847)   

Offenbach DtrZionsw 13071847.jpg (140321 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächer" vom 13. Juli 1847: "Offenbach. Unser Rabbiner, Herr Dr. F., versucht in der Frankfurter Didaskalia, Numero 161 den von ihm in unserer Gemeinde eingeführten Sonntagsgottesdienst, welcher in Vergleich zu seinem deßfallsigen Votum in der Breslauer Rabbinerversammlung mit zu den rabbinischen Inkonsequenzen gehört, die sich jene den jedesmaligen Tagesideen Huldigende sooft aussetzen, zu verteidigen. Diese Verteidigung enthält aber eine ungenaue Tatsache, die wir berichtigen müssen. Die ihm auferlegte Pflicht, mit der konfirmierten Jugend an den Sonntagen in der Synagoge Repetitionen in Religionsunterrichte vorzunehmen, hat derselbe allerdings treulich erfüllt, aber diese Repetitionen fanden nicht, wie es derselbe zur Verteidigung seines gegenwärtigen neuen Kultus angibt, an den Sonntagen, sondern an den Sabbaten in den Nachmittagsstunden statt. Der jetzige Sonntagsgottesdienst ist daher nicht die nur etwa mit größerer Feierlichkeit früher stattgehabten Repetitionen, sondern ist der so oft angeregte Sonntagsgottesdienst mit all seinen Konsequenzen, welcher Kultus in seinem Wesen als Opposition gegen das bestehende Judentum antritt, auf dessen Altären die Eintracht und der Friede der Gemeinde einem erborgten und nachgeahmten Lichtschimmer geopfert werden sollte. Wäre aber wirklich, wie Herr Dr. F. vorgibt, die erste und ernste Veranlassung dieses Sonntagsgottesdienstes die Sehnsucht nach religiöser Belehrung und Erklärung gewesen, welche zu befriedigen aber ein Seelenhirt nicht erst das Ersuchen der konfirmierten Jünglinge oder die Aufforderung des Gemeindevorstandes hätte abwarten, sondern unaufgefordert wohl den Segen Gottes und sein befestigendes Wort den nach Belehrung und Erbauung lechzenden Jünglingen zuströmen lassen sollte, so hätte diese Erbauung auf ähnliche Weise und mit demselben Gepränge in den bis jetzt bestandenen Repetitionen an Sabbatnachmittagen             
Offenbach DtrZionsw 13071847a.jpg (86102 Byte)stattfinden können und die Herbeiziehung von Zuhörern christlicher Mitbrüder darf kein Grund sein, zwecklose und nicht verlangte Konzessionen zu machen.
Wir wiederholen daher nochmals, dass dieser Gottesdienst einzig und allein seinen Ausgangspunkt in der theoretischen Anerkennung des Prinzips der Verlegung des Sabbats auf den Sonntag zu suchen hat, und da bei der unbeschränkten Religionsfreiheit im Judentum kein praktisches Hindernis für das Individuum in der Geltendmachung dieser Theorie besteht, so ist der öffentliche Kultus allein charakteristische Merkmal dieses sich Anerkennung suchenden Prinzips, und welches zu bekämpfen der einzige Zweck, der in diesen unschuldigen Repetitionen der opponierende ist. Ob nun diese Opposition nur aus Reichen oder das einigen weniger Reichen oder aus einigen weniger bemittelten Familien besteht, ist auf die öffentliche Meinung, die wohl weiß, dass Intelligenz und Reichtum nicht immer vereint sind, von keinem Gewichte. Wahrheit und Recht werden aber auch in unserer Zeit nicht für Geld verkauft.  (Hannoversche Zeitung)." 
Anmerkungen: - Herr Dr. F.: Rabbiner Dr. Salomon Formstecher https://de.wikipedia.org/wiki/Salomon_Formstecher und https://www.spektrum.de/lexikon/juedische-philosophen/salomon-formstecher/156 und https://www.deutsche-biographie.de/pnd118988433.html
- Didaskalia: https://de.wikipedia.org/wiki/Didaskalia
- Konfirmation: Hier https://de.wikipedia.org/wiki/Bar_Mitzwa        

 
Streit um den Sonntagsgottesdienst (1847)   

Offenbach AZJ 09081847.jpg (176777 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. August 1847: "Offenbach, 21. Juli (1847). Das Frankfurter Journal enthält einen Artikel, worin es heißt: 'Die Hauptgegner des Sonntagsgottesdienstes hatten jeden Versöhnungsversuch und wohlmeinenden Rat zurückgewiesen und mit vieler Mühe eine Minorität (61 von mehr als 250 kontribuierenden Gemeindegliedern) zur Unterzeichnung einer Eingabe bewogen, in welcher das hiesige Kreisamt angegangen wurde: die sonntägliche Religionsstunde zwangsweise auf den Samstagnachmittag zu verlegen und Sonntags für diesen Gottesdienst die Synagoge zu schließen. Die Bittsteller hatten vergessen oder ignoriert, dass der Rabbiner bereits vorlängst höchsten Orts zu jener Religionsstunde autorisiert worden war und dass er mit dem gesamten Gemeindevorstande die erfreulichste Anerkennung des gemeinsamen Strebens aus der höchsten Region des Staates offenkundig erhalten hatte. Auch war jene Partei naiv genug, für sich nicht weniger als 15 mal wöchentlich die Synagoge in Anspruch zu nehmen, für einmaligen Gottesdienst der gebildeten Mehrheit aber sie verschlossen wissen zu wollen. Im Übrigen hatte ihre Bittschrift das unleugbare Verdienst, das Bedürfnis eines Religionsunterrichts, welcher, von konfessionellen Formen und Formeln abstrahierend, die Vernunft aufklären, das Herz erwärmen und das ganze Leben zur Religion machen will, gerade für die Bittsteller aufs Unwiderleglichste herauszustellen. Was vorauszusehen war, ist nun geschehen. Unsere allverehrte Regierungsbehörde hat die genannte Bittschrift mit dem in ihr beantragten Glaubenszwange als zur Berücksichtigung völlig ungeeignet zurückgewiesen, nachdem sie vorher die Erklärungen des Gemeindevorstandes und des Rabbiners verlangt und vernommen hat. Charakteristisch ist es, dass die Eingabe gegen den Sonntagsgottesdienst nicht das Mindeste gegen seinen Inhalt und Geist einwendet, sei es, weil keiner der Bittsteller persönlich daran teilnahm, oder weil Dr. Formstechers Vorträge stets auch am Samstage die mit der gesamten Zeitbildung fortschreitende Religiosität zu fördern suchten. Eine große Zahl von Juden und Christen, welchen ihre Geschäfte nur Sonntags den Besuch der Gotteshäuser gestatten, erbauen sich jetzt allsonntäglich an diesen Vorträgen, während dadurch der samstägige Gottesdienst in Nichts geschmälert wird."  

   
Gemeindegliederzahl 1857    

Offenbach AZJ 11011847.jpg (20689 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. Januar 1857: "Offenbach, 19. Dezember (1847). Die hiesige israelitische Gemeinde zählt jetzt 1.089 Seelen. Sie hat in den letzten drei Jahren angemessenen Zuwachs erhalten."  

  
Entwicklung der orthodoxen Gemeinde (1863)  

Offenbach Israelit 25111863.JPG (95728 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. November 1863: "Offenbach a. M., den 15. Nov. Die hiesige gesetzestreue Sondergemeinde nimmt Gott sei Dank eine gedeihliche Entwicklung; bereits ist die Mitgliederzahl von ursprünglich nur 19 auf 28 gestiegen. Die Predigten des Herrn Dr. Dessau finden allgemein Anklang; ebenso dessen Vorträge, die er dreimal wöchentlich, zweimal über Chai Adam und einmal über Trei Asar in den Abendstunden hält. Unser neu eingerichtetes provisorisches Gotteshaus wird fleißig besucht, täglich morgens und abends. An unserer Religionsschule fungiert neben Herrn Dr. D.(essau) noch ein Hilfslehrer, sodass wir endlich wieder die Freude haben, dass unsere Kinder zu den Quellen unserer heiligen Religion hingeführt werden. Es ist namentlich die nimmermüde Opferfreudigkeit des Herrn S. Merzbach, der wir das alles verdanken. Herr M. erfüllt buchstäblich das Gebot: Und du sollst lieben, den Ewigen, deinen Gott, mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Vermögen; möchte es doch Männer, wie er, recht viele geben in Israel!" 
Anmerkungen: - S. Merzbach: https://www.geni.com/people/Selig-Merzbach/6000000000151914947
- Israel: (Hier) jüdische Gemeinschaft            
- Trei Asar: Zwölfprophetenbuch  https://de.wikipedia.org/wiki/Zwölfprophetenbuch  
- Chai Adam: Leben des Abraham.    

  
Bekanntmachung über die Viehmärkte (1870)  

Offenbach Israelit 06041870.jpg (89502 Byte)Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. April 1870: "Bekanntmachung   Viehmärkte in Offenbach betreffend
Auf Anstehen des hiesigen landwirtschaftlichen Lokalvereins wird
Mittwoch, den 27. April laufenden Jahres,

ein Markt für Fett-, Zucht-, Milch- und Arbeitsvieh aller Gattungen dahier auf dem Neumarkt abgehalten werden und morgens um 7 Uhr beginnen.
Für Stallungen ist hinlänglich Sorge getragen und kann das Vieh schon tags vorher eingestellt werden.
Für diejenigen Verkäufer, welche die an Anzahl und Qualität vorzüglichsten Partien Fett-, Zucht-, Milch- und Arbeitsvieh zu Markte bringen, werden wie früher Prämien, bestehend in silbernen Pokalen etc. zur Konkurrenz ausgesetzt und wird diese Prämierung präzis 8 Uhr vorgenommen.
Offenbach, den 19. März 1870   Großherzogliche Bürgermeisterei Offenbach   Hirschmann."         

   
Statistisches zur Religions- und Konfessionszugehörigkeit in Offenbach (1872 / 1877)  

Offenbach Israelit 07081872.jpg (47181 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August 1872: "Offenbach, 25. Juli. Nach der am 1. Dezember 1871 vorgenommenen Volkszählung hat Offenbach eine Einwohnerzahl von 22.689 Personen. Hierunter sind 14.589 Evangelische, 6.148 Katholiken, 881 Deutschkatholiken, 44 Freireligiöse, 1.003 Juden und 1 Muhamedaner. Von 2 Einwohnern ist das Religionsbekenntnis unbekannt geblieben."         
  
Offenbach Israelit 14021877.jpg (60797 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Februar 1877:  "Offenbach, 2. Febr. Es dürfte vielleicht nicht uninteressant sein, über die Größe der hier bestehenden verschiedenen Religionsgemeinschaften Näheres zu erfahren und teilen wir deshalb mit, dass bei der letzten Volkszählung am 1. Dezember 1875 die hiesige Stadt 26.012 Einwohner und zwar 16.417 Evangelische, 7.460 Katholiken, 1.027 Israeliten, 1.099 Deutschkatholiken, 3 Menoniten, 1 Baptist, 1 Angehöriger der Brüderversammlung, 1 Dissident und 3 Konfessionslose hatte." 
Anmerkungen: - Deutschkatholiken: https://de.wikipedia.org/wiki/Deutschkatholizismus  
- Muhamedaner: Muslim
- Brüderversammlung: https://de.wikipedia.org/wiki/Brüderbewegung
       

   
Antisemitische Regungen (1891)  

Offenbach Israelit 12031891.jpg (228324 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März 1891: "Aus dem Großherzogtum Hessen. Vor mehreren Wochen erschien im 'Schulbote für Hessen' eine Notiz aus Offenbach, in welcher ein Lehrer die Berechtigung des Antisemitismus nachzuweisen bemüht. Der Notiz folgte eine äußerst scharf gehaltene Nachbemerkung der Redaktion genannten Blattes, in welcher der Antisemitismus in sehr energischer Weise verurteilt wurde. Heute lässt sich nun auch eine Stimme aus Offenbach in folgender Weise vernehmen: 'In der vorletzten Nummer des Schulboten befand sich ein von Offenbach datierter Artikel, der als eine Stimme aus der Offenbacher Lehrerschaft gedeutet werden könnte, und auf welchen darum wenigstens mit einigen Worten von hier aus Bezug genommen werden muss. Der betreffende Herr – Antisemit – setzte sich nämlich in jenem Artikel, der als eine Stimme aus der Offenbacher Lehrerschaft setzte sich nämlich in jenem Artikel auf den hohen Gaul, um einmal gründlich zu lehren, was der Antisemitismus eigentlich sei, was die meisten gar nicht zu wissen schienen, - gleich als ob der Antisemitismus so schwer zu verstehen sei und bereits als eine Spezialwissenschaft wie Mathematik und Naturwissenschaft studiert werden müsse. Zu dieser hohen Meinung vom Antisemitismus können wir uns freilich mitnichten aufschwingen. Wir wissen, abgesehen von unserem Standpunkt allgemeiner Humanität gar wohl, was für Leute sich alle in dem Lager des Antisemitismus zusammenfinden. Wir erkennen da drüben von allem als Widder unter den Schafen, die Gestalten eines Böckel, Stöcker und Treitschke, und auch die Gesichter ihrer dunklen Hintermänner oder ihrer hinteren Dunkelmänner wollen uns gar bekannt vorkommen. Wir sehen auch darunter einige junge Streber, die auf der Hauptstraße sich unter dem Volke verlieren würden und deswegen in der Sackgasse Sensation erregen wollen. Wir wissen auch, das überall da der Weizen des Antisemitismus auf dem Lande blüht, wo auch die Petitionen gegen die Fortbildungsschule, Schulbauten usw. ihre Unterschriften herbeiziehen, das heißt, wo die dümmsten Bauern sind, und wo sie die dümmsten bleiben wollen. Wir wissen auch – jedoch sapienti sat für die aber, die nicht alle werden, ist jedes Wort vergeblich; darum wird kein Lehrer, der die Interessen seines Standes kennt, mit einer solchen Gesellschaft mittun! Sollte sich aber wirklich ein Verblendeter darunter finden, dem wollen wir kollegial zureden:
Es thut mir immer von Herzen weh,
Daß ich dich in der Gesellschaft seh.

In Offenbach aber, in der Stadt, die selbst Bischof Haffner bei seinem ersten Besuche als eine liberale Stadt hochleben ließ, sind solche Stimmen, wie die oben gekennzeichnete zumal unter uns Volksschullehrern, eine Seltenheit.'"
Anmerkungen: - Böckel: https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Böckel  
- Stöcker: https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Stoecker
- Treitschke: https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_von_Treitschke
- Sapienti sat: https://www.sprichwoerter.net/sprichwoerter/lateinische-sprichwoerter-und-redewendungen/sapienti-sat.html
- Bischof Haffner: https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Leopold_Haffner          

   
Über den jüdischen Gesangverein "Orpheus" (1903)     

Offenbach Main FrfIsrFambl 14081903.jpg (109105 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. August 1903: "Aus Starkenburg. Es dürfte gewiss von Interesse sein, zu erfahren, dass vor 60 Jahren in dem benachbarten Offenbach sich ein jüdischer Gesang-Verein befand, der sich den schönen Namen 'Orpheus' beigelegt hatte und der auf dem Gebiete des Gesanges recht schöne Resultate erzielte. Wir lesen nämlich in der damaligen 'Didaskalia', welche heute noch, nach dem Eingang des 'Journal', als Beiblatt des 'Intelligenzblatt' besteht, folgende Notiz. 'Offenbach, 6. Dez. 1843. Jüngsten Samstag gab der israelitische Sängerverein 'Orpheus',der erst seit einigen Monden besteht, eine öffentliche Produktion. Wir würden dies nicht berichten, wenn wir es nicht als einen Beweis von mehr von dem Fortschreiten der Israeliten ansehen, Denn, dass dieser Verein von israelitischen Jünglingen ins Leben gerufen wurde, zeigt, dass ihre Brust von der Liebe zum Schönen und Guten beseelt ist, zeigt, dass der Jude sich immer mehr der Zeit anzuschmiegen und ihren Anforderungen zu genügen sucht, zeigt, endlich, dass der Jude wenigstens sich selbst emanzipiert, wenn ihm die Emanzipation vom Staate versagt wird.'
Diese Notiz ging denn auch bald in das von Herrn Dr. Saalschütz – Königsberg und Herrn Dr. Sommerfeld – Elbing redigierte 'Sabbat-Blatt' über und rief einen allgemeinen Anklang hervor." 
Anmerkungen: - Didaskalia: https://de.wikipedia.org/wiki/Didaskalia
- Journal: https://de.wikipedia.org/wiki/Frankfurter_Journal
- Intelligenzblatt: https://books.google.com/books/about/Intelligenz_Blatt_der_freien_Stadt_Frank.html?hl=nl&id=7k0oAAAAYAAJ
            

  
Fortbildungsheim für russische Juden in Offenbach (1908)  

Offenbach FrfIsrFambl 22051908.jpg (372177 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. Mai 1908: "Fortbildungsheim für die russischen Juden in Offenbach am Main
Von Dr. J. Goldschmidt - Offenbach a. M. 
Die russischen Pogrome und die preußische Ausweisungspolitik haben der Nachbarstadt Frankfurt a. M.s, Offenbach a. M., eine ganz exzeptionelle Stellung in der Geschichte der jüdischen Emigration zugewiesen. In Offenbach a. M., wo die Deutschen der Israelitischen Gemeinde 1.000 bis 1.200 Seelen zählen, haben sich seit einer Reihe von Jahren ca. 1.500 bis 2.000 russische und galizische Juden niedergelassen. Bei weitem der größte Teil der aus Russland Flüchtigen und aus Preußen und den anderen deutschen Staaten Ausgewiesenen, sucht Zuflucht in Offenbach a. M. Die hochherzige hessische Regierung verschließt dem herumirrenden Pilger nicht die Grenzen ihres Landes, auch dann nicht, wenn dieser ein russischer Jude ist. Sie steht ganz auf der Höhe der Humanität.
Was aber Offenbach vor den anderen hessischen Städten eine besondere Anziehungskraft verleiht, das ist die Nähe Frankfurts. Nur die Fabrikarbeiter, etwa 600, suchen  Offenbach um seiner selbst willen auf. Die anderen bevorzugen Offenbach nur als Nachbarstadt Frankfurts. Viele haben in Frankfurt gewohnt und sind dort ausgewiesen worden, die andern würden in Frankfurt wohnen, wenn sie nicht wüssten, dass sie dort ausgewiesen werden. - Aus Frankfurt werden aber nur die armen, unterstützungsbedürftigen Leute ausgewiesen, auch, wenn sie sich nichts zu schulden kommen lassen.
Die israelitische Gemeinde in Offenbach ist dadurch vor Aufgaben gestellt, die an Schwierigkeit wohl einzig dastehen. Man bedenke nur, dass die ausländischen 150 % der einheimischen Mitglieder ausmachen. - Aus eigener Kraft würde Offenbach gar nicht imstande sein, die dadurch entstehenden Aufgaben und Ausgaben auf seine Schultern zu nehmen. Das wird in Frankfurt sowohl von den Privaten, wie auch von den Vereinen, bis zur äußersten Tragweite anerkannt. Die Kolonie der russisch-galizischen Juden in Offenbach wird von den Wohltätigkeits-Faktoren als eine größtenteils Frankfurter Angelegenheit betrachtet und behandelt. Einer der energischsten Vertreter dieser Anschauung war der edle Hallgarten, dessen Heimgang auch für diese humanitäre Aufgabe eine kaum auszufüllende Lücke bedeutet.
Neben der ökonomischen Not, welche bei den Opfern der traurigen politischen und sozialen Verhältnisse ihres Vaterlands naturgemäß vorhanden ist, herrscht bei denselben teils als Begleiterscheinung, teils als Ursache oder als Folge der ökonomischen Lage, eine kaum beschreibliche traurige geistige Not, ein Tiefstand des intellektuellen und moralischen Niveaus. – Die wenigsten können Deutsch schreiben, lesen und rechnen; noch weniger beherrschen sie das Russische, denn ihre Muttersprache ist der Jargon. Viele können selbst die jüdisch-deutsche Kurrentschrift nicht, sodass ihnen jedes Mittel schriftlichen Verkehrs fehlt. Von den anderen Bildungs-Elementen der deutschen Volksschule: Geographie, Geschichte, Naturgeschichte, Physik usw. ist natürlich keine Rede. Der ganze Inhalt ihrer geistigen Tätigkeit sind die halbverstandenen Brocken der sozialistischen Theorien.
Zu dieser traurigen Bildungslage gesellt sich ein jammervoll gesellschaftlich-moralischer Notstand. Schlechte, enge Wohnungen; im Winter mangelhafte Heizung und Beleuchtung usw. beeinträchtigen das Familienleben. Die deutsche Gesellschaft ist ihnen fast ganz verschlossen; das Mitleid ist die größte Schranke des gesellschaftlichen Verkehrs. Auf sich selbst beschränkt, verfallen sie ins Kleinliche. Es fehlt die Erfüllung des Geistes mit einem edlen Inhalt. Die einzelstehenden Jünglinge und Mädchen sind für die freie Zeit auf Wirtschaften angewiesen, wo oft der Alkohol- und Spiel-Teufel lauern. Durch den Mangel an Gelegenheit zur Fortbildung scheint dieser traurige Zustand in Permanenz erklärt zu sein. So haben wir hier in Offenbach einen Kreis von Glaubensgenossen, 1 ½ mal so groß als die Stamm-Gemeinde, der aus eigener Kraft kaum daran denken kann, sich aus der moralischen und intellektuellen Tieflage zu erheben.
Aus dem Gefühle dieses Jammers heraus habe ich es unternommen, durch ein 'Fortbildungs-Heim' den Weg zum Bessern zu bahnen.
Das Fortbildungs-Heim besteht aus zwei Teilen:
1. Unterrichts-Anstalt
2. Lese-Halle
Die Unterrichts-Anstalt soll de Mangel der Volksschulbildung ersetzen. Es wird vor allem Deutsch, Lesen und Schreiben und Rechnen unterrichtet. Der Unterricht wird von zwei deutschen, seminaristisch geprüften Lehrern erteilt. - Das Nächste, was sich reihen soll, ist das technische Zeichnen, für welches es mir gelungen ist, einen Lehrer der Gewerbe-Schule, Herr E. Gabriel, zu gewinnen. Noch einigen Fortschritten in diesen Fächern soll Geographie, Naturgeschichte und Weltgeschichte aufgenommen werden.
Mit dem Unterricht geht die Lese-Halle Hand in Hand. In freundlichen, einfachen, aber behaglichen Zimmern ist hier für die freien Abendstunden ein angenehmer Aufenthalt, sowie unterhaltende und belehrende Lektüre geboten. Es liegen deutsche, russische, polnische, größtenteils aber jüdisch-deutsche politische, belletristische und wissenschaftliche Blätter auf. Das so genannte Jüdisch-Deutsch hat eine große, allseitige Literatur, die voll-ständig auf der Höhe der Zeit steht. Wenn die Leute erst gut Deutsch lesen können, werden natürlich die deutschen Blätter überwiegen.
Der Unterricht wird bereits seit 2 Monaten an 40 - 50 Schüler im Alter von 15 bis 30 Jahren erteilt. Die Lese-Halle wird allabendlich von 7 – 10, am Sabbat außerdem von 11- 1 und von 3- 5 von 60 – 80 Personen besucht.
Was am meisten in Erstaunen versetzt, und im Gegensatz zu allen landläufigen Anschauungen über die russischen Juden steht, ist die absolute Ruhe und Ordnung, die geradezu weihevolle Stille und Würde, die im Lese-Saal herrscht, auch bei Anwesenheit von 40 -50 Lesern. Ich selbst, ja die Russen selber, sind davon überrascht. Jeder deutsche Besucher wurde von Rührung ergriffen bei dem Anblicke des Ernstes, mit dem hier arbeitsmüde Menschen sich geistiger Beschäftigung hingeben.
In ökonomischer Sicht ist unser Fortbildungs-Heim eine Schöpfung der Frau Baronin Edmund von Rothschild in Paris. Diese hochherzige Frau hat mit ihrem klaren Geiste die Größe der hier gegebenen Kultur-Aufgabe sofort erfasst und durch die Frau E. Rosenheim in Frankfurt a. M. mir bereitwilligst die Mittel zur versuchsweisen Etablierung zur Verfügung gestellt. In der Verwaltung des Fortbildungs-Heims steht mir eine Kommission von 5 Mitgliedern, darunter 3 Mitglieder des             
Offenbach FrfIsrFambl 22051908a.jpg (121220 Byte) Herr Lehrer E. Gabriel
Herr Rechtsanwalt Dr. Max Goldschmidt
Herr Rechtsanwalt Dr. S. Guggenheim
Herr Bankier Wilhelm Merzbach, Schatzmeister, und
Herr Fabrikant Ludwig Rothschild
Das Fortbildungs-Heim ist seit dem 20. Januar des laufenden Jahres eröffnet und in Tätigkeit. Es steht also noch im Stadium des Anfangs, aber der Anfang ist ein so viel versprechender, dass man sich den schönsten Hoffnungen für die Zukunft hingeben kann.
Die Kosten unseres Fortbildungs-Heims betragen dauernd ca. 4.600 Mk. und zwar:
Lokal          Mk. 900
Bedienung   Mk. 600
Reinhaltung Mk. 300
Heizung und Beleuchtung Mk. 400
Unterricht Mk. 1.500
Zeitungen  Mk. 400
Bücher      Mk. 300
Diverse     Mk. 200 
Summa     Mk. 4.600
Dazu kommen Mk. 1.000 als einmalige Ausgabe für Möbel.
Neben der Frau Baronin Edmund von Rothschild haben für die Weiterführung unseres Fortbildungs-Heims der Israelitische Handwerkerverein in Frankfurt a. M. und der Hilfsverein der deutschen Juden namhafte Beträge gezeichnet.
Der Hilfsverein in Frankfurt hat unter Initiative des leider inzwischen heimgegangenen Hallgarten auch seine Unterstützung in Aussicht gestellt. Bei einer so großen Aufgabe, wo es sich um die moralische und intellektuelle Hebung einer der größten Kolonien unserer osteuropäischen Brüder auf dem Kontinent – nur Paris und Stockholm haben größere – handelt, werden unsere hochherzigen Philanthropen und Wohltätigkeits-Vereine sicher gerne die Mittel zur Verfügung stellen, welche zur Fortführung dieses segensreichen Institutes erforderlich sind..     
  
Offenbach Israelit 11061908.jpg (84081 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1908: "Offenbach a. M., 4. Juni. In Offenbach, wo sich etwa 2.000 russische und galizische Juden aufhalten und zumeist ein kümmerliches Dasein fristen, ist auf Initiative des dortigen Rabbiners, Herrn Dr. Goldschmidt, ein Fortbildungsheim für ausländische Juden ins Leben gerufen worden, welches aus einer Unterrichtsanstalt und einer Lesehalle besteht. In ökonomischer Hinsicht ist das Fortbildungsheim eine Schöpfung der Baronin Edmund von Rothschild, welche bereitwilligst die Mittel zur versuchsweisen Etablierung desselben zur Verfügung stellte. Das Fortbildungsheim ist seit dem 20. Januar an 40 - 50 Schüler im Alter von 15 - 30 Jahren erteilt. Die Lese-Halle wird allabendlich von 7 – 10, am Sabbat außerdem von 11 – 1 und von 3- 5 von 60-80 Personen besucht." 
Anmerkungen: - Dr. I. Goldschmidt: Rabbiner Dr. Israel Goldschmidt 
- Hallgarten: https://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Hallgarten   https://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Hallgarten 
- Jargon: https://de.wikipedia.org/wiki/Jiddisch 
- Jüdisch-deutsche Kurrentschrift: https://www.obib.de/Schriften/AlteSchriften/Hebraeisch/Kurrent/deutsch.html 
- Naturgeschichte: https://de.wikipedia.org/wiki/Naturgeschichte 
- Jüdisch-Deutsch: https://de.wikipedia.org/wiki/Jiddisch
- Baronin Edmund von Rothschild: https://de.wikipedia.org/wiki/Adelheid_de_Rothschild 
- Dr. Max Goldschmidt: Dr. jur. Max Goldschmidt, Bahnhofstr. 20, Vorsteher der Gemeinde
- Dr. S. Guggenheim: https://de.wikipedia.org/wiki/Siegfried_Guggenheim 
https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/region-und-hessen/erinnerungen-an-offenbacher-ehrenbuerger-siegfried-guggenheim-17172400.html      
  

   
Von den Behörden wird der Aufenthalt der ausländischen Juden in Offenbach nicht gestattet (1908)     

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. Juli 1908: "Offenbach. Die Nachricht, dass die Behörde nunmehr arbeitslosen ausländischen Juden den Aufenthalt in Offenbach verweigert, ist sehr bedauerlich. Die fast 2000 meist russischen Juden, die in Offenbach einen Zufluchtsort gefunden haben, sind wohl fast sämtlich als Arbeitslose nach Offenbach gekommen, sie haben arbeit gesucht und eine Existenz als Fabrikarbeiter oder Hausierer gefunden, sie zahlen ihre Steuern, und niemand von ihnen fällt der städtischen Armenpflege zur Last - und die Leistungen der jüdischen Armenpflege berühren ja doch weder die Stadt noch den Staat! Dass Offenbach nicht mehr russische Juden beherbergt, beweist, dass auch weiterhin ein Eingreifen der Behörde nicht nötig gewesen wäre, denn wer von den russischen Juden keine Existenz findet, der wandert schon von selbst weiter."         

 
Makkabäer-Feier der Zionistischen Ortsgruppe (1908) 

Offenbach FrfIsrFambl 22121911.jpg (123729 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. Dezember 1908: "Offenbach. Sonntag feierte die Zionistische Ortsgruppe ihre Makkabäer-Feier, die von 300 Personen besucht war.
Nach einer Begrüßungsansprache des Vorsitzenden, Dr. J. Wolff, ergriff Herr Levigard das Wort zur Festrede. Er schilderte die Kämpfe der Makkabäer, den Befreiungskampf des jüdischen Volkes, ging zur Betrachtung der heutigen Lage des jüdischen Volkes über und schloss mit einem zündenden Appell zur Mitarbeit an den Idealen des Zionismus. Aus den nun folgenden künstlerischen Darbietungen sei vor allem die äußerst ausdrucksreiche und eindrucksvolle Rezitation des Frl. Cilly RappFrankfurt hervorgehoben, die rauschenden Beifall fand, sowie die wirkungsvollen, lebhaften, humoristischen Jargonvorträge des Herrn Finluck. Genannt seien auch die Rezitationen der Gedichte von Herrn Jakob Diamant durch die Knaben H. Gutrad und M. Ostrowka. Der zweite Teil hat eine gediegene Aufführung des Dramas von H. Heyermans: 'Der ewige Jude'. An die Feier schloss sich ein Ball an, der bis in die späte Nachtstunde hinein währte." 
Anmerkungen: - Jargon: https://de.wikipedia.org/wiki/Jiddisch
- H. Heyermans: https://de.wikipedia.org/wiki/Herman_Heijermans        

  
Gründung eines Wohltätigkeitsvereins der russischen Juden (1909) 

Offenbach Israelit 21051909.jpg (56407 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Mai 1909: "Offenbach a. M., 16. Mai. Im Mai vorigen Jahres gründeten die hier in großer Anzahl ansässigen russischen Juden einen 'Wohltätigkeitsverein Gemilauth Chassodim'. Das Bestreben des genannten Vereins ist, die schlecht situierten Händler und Arbeiter durch zinslose Darlehen, die in sehr bequemen Ratenzahlungen wiedererstattet werden, zu unterstützen. Am 2. des Monats hielt der Verein seine Generalversammlung ab, die sehr gut besucht war. Das erstattete Jahresbericht wies auf eine hübsche Reihe von Hilfswerken hin, die von gutem Erfolg gekrönt waren. D."       

  
Generalversammlung des Wohltätigkeitsvereins "Gemilauth Chassodim" (1910) 

Offenbach FrfIsrFambl 08041910.jpg (194554 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. April 1910: ""Offenbach a. M. Der im Mai 1908 von jüdischen Ausländern gegründete 'Wohltätigkeitsverein Gemilauth Chassodim' hielt am 27. März eine Generalversammlung ab. Der Vorsitzende erstattete den Bericht und gab einen kurzen Überblick über die Leistungen des Vereins seit dessen Bestehen. Bei einem Wochenbeitrage von 10 Pfennig seitens der Mitglieder hat der Verein in den letzten 1 ½ Jahren 71 Darlehen im Gesamtbetrag von Mk. 1.497 (die einzelnen Darlehen betrugen Mk.10 -50) gewährt.
Dieses Resultat ist gerade bewundernswert, denn der Verein zählt nur einige zwanzig Mitglieder. Man sieht hier die Bedeutung der Selbsthilfe. Wie viel Nützliches und Gutes hätte aber noch mehr vollbracht werden können,
Es ist die Pflicht eines jeden ausländischen Juden, einen Verein, der zum Besten der Gesamtheit gegründet ist, materiell und geistig mit all ihm zustehenden Kräften zu unterstützen. Mit Recht mahnten zwei Redner die Anwesenden den Verein nicht zu vernachlässigen und bestrebt zu sein, demselben immer neue Kräfte zuzuführen damit man auch imstande sei, einem in momentane Not geratenen ausländischen Bruder auch größere Beträge zur Verfügung zu stellen, da noch gerade solche Personen von den deutschen Juden in Frankfurt nicht gebührende Behandlung bekommen, die jeden ausländische Juden (ohne Ausnahme) als gewerbsmäßigen Bettler betrachten und behandeln.
Wenn wir ausländischen Juden derartige Vereine besitzen, dann werden hoffentlich unsere deutschen Brüder uns ein wenig mehr achten, zu uns mehr Vertrauen haben und uns in unserer Arbeit auch ihre milde Hand bieten. Daher, Brüder, auf zur Arbeit! Wir sind doch alle 'Rachmonim benei Rachmonim' (wir sind die barmherzigen Kinder von barmherzigen Eltern).  B. Tannenbaum."       

  
Vortrag bei der Zionistischen Ortsgruppe (1910)  

Offenbach Frf IsrFambl 04111910.jpg (31262 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 4. November 1910: "Offenbach. Zionistische Ortsgruppe. Sonntagnachmittag 4 ½ Uhr wird im Rheinischen Hof (Französ. Gäßchen) Herr Martin LevigardFrankfurt über das Thema: 'Der Zionismus, was er geleistet und zu leisten hat' sprechen.
Anmerkung: - Martin Levigard: https://frankfurt.de/frankfurt-entdecken-und-erleben/stadtportrait/stadtgeschichte/stolpersteine/stolpersteine-in-eckenheim/familien/fiebermann-josef-else-und-walter   

  
Zusammensetzung der jüdischen Einwohnerschaft (1911)  

Offenbach FrfIsrFambl 06011911.jpg (21574 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. Januar 1911: "Offenbach a. M. Von den 2377 jüdischen Seelen, die Offenbach bei der jüngsten Volkszählung zählte, sind 908 Russen, 863 Österreicher und 80 Ungarn."      

   
Generalversammlung der zionistischen Ortsgruppe (1911)  

Offenbach FrfIsrFambl 17031911.jpg (82289 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. März 1911: "Offenbach a. M. Die Zionistische Ortsgruppe hielt ihre erste Generalversammlung ab, bei welcher ein Vertreter des Gruppenverbands für Hessen und Hessen-Nassau zugegen war. Den Jahresbericht erstattete Lehrer Diamant. Die Ortsgruppe hat sich gut entwickelt und zählt heute 54 Mitglieder. Es fanden 9 Versammlungen statt, abgesehen von kleineren Zusammenkünften. Herr Petaschnik und Herr Wodowsky erteilen Kassen- und Nationalfondsbericht. Der Etat belief sich auf über 300 M., für den Nationalfonds wurden 130 M. gesammelt usw. Dem Vorstande wurde Decharge erteilt. Dr. med. Wolf wurde als erster Vorsitzender nominiert, der übrige Vorstand wiedergewählt. Es wurde beschlossen, den Betrag auf 6.- M. zu erhöhen und zwanglose Kurse über zionistische Fragen einzurichten."  
Anmerkung: - Jüdischer Nationalfonds: https://de.wikipedia.org/wiki/Jüdischer_Nationalfonds   
     

  
Makkabäer-Feier der zionistischen Ortsgruppe (1911)  

Offenbach FrfIsrFambl 01121911.jpg (33375 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 1. Dezember 1911: "Offenbach. Zionistische Ortsgruppe – Auf der am 16. Dezember stattfindenden Makkabäerfeier wird Parteisekretär Rosenbaum die Festrede halten. Es wird gebeten, Geschenke für die Tombola an Herrn Erbisfeld, Bernhardstr. 69, zu senden."      

  
Dankesanzeigen für Sammlungen zugunsten von Ostjuden (1912)     

Anzeigen im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. Januar 1912: 
"Für die uns durch Herrn Paul Nussbaum, Offenbach am Main, als Ergebnis zweier Sammlungen und zwar Mk. 1.000,- anlässlich einer Brith Mila und Mk. 500,- bei einem Festessen überwiesenen Spenden sprechen wir hiermit unseren verbindlichsten Dank aus.
Verein zur Unterstützung notleidender Ostjuden. Offenbach am Main  
  
Für die uns durch Herrn Paul Nussbaum, Offenbach am Main, als Ergebnis zweier Sammlungen und zwar Mk. 1.000,- anlässlich einer Brith Mila und Mk. 500,- bei einem Festessen überwiesenen Spenden sprechen wir hiermit unseren verbindlichsten Dank aus.
Ostjüdischer Talmudtoraverein (Schule). Offenbach am Main."
Anmerkungen: - Brith Mila: https://de.wikipedia.org/wiki/Brit_Mila 
- Talmud: https://de.wikipedia.org/wiki/Talmud
- Tora: https://de.wikipedia.org/wiki/Tora 
      

  
Versammlung der Ortsgruppe Offenbach der Alliance Israélite Universelle (1912)     

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. März 1912: "Offenbach am Main, 25. Februar (1912). In der hier am 22. dieses Monats stattgehabten Versammlung von Mitgliedern der Alliance Israélite Universelle wurde folgende Resolution angenommen: 'Die Mitgliederversammlung der Ortsgruppe Offenbach der Alliance Israélite Universelle vom 22. Februar 1912 erklärt sich mit dem Anschluss an das süd- und westdeutsche Bezirkskomitee der Alliance Israélite Universelle einverstanden. Die Versammlung erwartet, dass durch die Gründung von Bezirkskomitees im Sinne der Frankfurter Vorschläge die Einigkeit innerhalb der Alliance in Deutschland und der Friede mit dem Zentralkomitee wieder hergestellt wird. Die Versammlung spricht ihre Entrüstung darüber aus, dass den Komitee- und deutschen Alliancemitgliedern, die sich dem Berliner Vorgehen nicht angeschlossen haben, wiederholt die vaterländische Gesinnung abgesprochen worden ist, missbilligt, dass die Leitung der deutschen Konferenzgemeinschaft in Berlin gegen dieses verhetzende Treiben ihrer Anhänger nicht energisch Front gemacht hat. Die Versammlung ist einmütig der Ansicht, dass diejenigen Alliancemitglieder, welche um des Friedens willen sich dem Landeskomitee in Berlin nicht anschließen, mindestens von demselben deutsch-vaterländischen Gefühl beseelt sind, als diejenigen Herren, die in einer rein jüdischen Wohlfahrtsangelegenheit ohne besondere Veranlassung mit ihrem deutschen Patriotismus prunken".            


Die Zionistische Ortsgruppe begeht den Jahrzeitstag von Theodor Herzl (1912)  

Offenbach FrfIsrFambl 26071912.jpg (132459 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. Juli 1912: "Offenbach a. M. Trotz der heißen Witterung veranstaltete die Zion. Ortsgruppe anlässlich des Jahrzeittags von Theodor Herzl eine Versammlung. Die zahlreichen Besucher lauschten aufmerksam der Gedächtnisrede unseres geschätzten Herrn Oberlehrer Tachauer Frankfurt über die Bedeutung Herzls für das Judentum. Nach dem Vortrag fand eine Sammlung fand eine Sammlung zu Gunsten der Ölbaumspende statt, die die Pflanzung von vier Bäumen ermöglichte.
Anschließend fand nach einem Referate über den 13. Delegiertentag eine Besprechung der dort gefassten Resolutionen statt, an der sich Wodowski, Diamant, Erbesfeld und Schulmann beteiligten. Es wurde im allgemeinen der Befriedigung über die zwischen den früheren beiden Richtungen zustande gekommene Einigung Ausdruck gegeben, jedoch die Resolution bezüglich Erhöhung des Mitgliederbeitrags zum Zwecke des Zwangsabonnements auf die Rundschau scharf kritisiert und für die Offenbacher Verhältnisse als ungeeignet bezeichnet. Schließlich wurde eine Resolution einstimmig angenommen, die den Vorstand ersucht, bei der Leitung dahin vorstellig zu werden, dass in die Freiheit der Wahl eines Organes nicht eingegriffen werde. J.W."
Anmerkungen: - Jahrzeit: https://de.wikipedia.org/wiki/Jahrzeit
- Theodor Herzl: https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Herzl
- Ölbaum: https://de.wikipedia.org/wiki/Olivenbaum          

   
Probleme mit dem Hausierhandel der galizischen Juden (1912)   

Offenbach AZJ 30081912.jpg (63783 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 30. August 1912: "Offenbach am Main, 23. August (1912). Der von über 2.000 Ausländern, meist galizischen Juden, ausgeübte umfangreiche Hausierhandel wird hier, nach Ansicht des 'Wiesbadener Generalanzeiger’, vielfach als Plage empfunden. Die Polizei ist deshalb beim Kreisamt um Abhilfe vorstellig geworden, und dieses hat sich wiederum an die Stadtverwaltung mit Vorschlägen zur Einschränkung des Hausierhandels gewandt. Der zuständige Ausschuss der Stadtverordnetenversammlung hat sich aber gegen solche Maßnahmen ausgesprochen, und die Versammlung der Stadtverordnete hat sich in ihrer letzten Sitzung dieser Entscheidung des Ausschusses angeschlossen."    

  
Beschenkung von Kindern zum Chanukka-Fest (1912)     

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13. Dezember 1912: "Offenbach. Anlässlich des Chanukkafestes fand unter Leitung des Lehrers Gabriel und der Vorstandsdamen unseres Frauenvereins eine Beschenkung von 145 Kindern – meist solchen von Ausländern – statt. Ein von dem Ehepaar Friedrich Stein gespendeter wunderschöner Chanukkaleuchter wurde bei dieser Gelegenheit dem Gebrauch übergeben. Frau Max Heß stellte den Kindern ein besonderes Vergnügen in Aussicht, in dem sie ihnen versprach, am nächsten schulfreien Nachmittag mit ihnen in die Kindervorstellung des Kinematographen zu gehen.
Anmerkungen: - Chanukka: https://de.wikipedia.org/wiki/Chanukka
- Lehrer Gabriel: vgl. Artikel zum 25-jährigen Ortsjubiläum von Lehrer Gabriel  
- Kinematograph: https://de.wikipedia.org/wiki/Kinematograph   Gemeint ist hier das Kino  
    

  
Abendunterhaltung der Zionistischen Ortsgruppe (1912)       

Offenbach FrfIsrFambl 13121912.jpg (19365 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13. Dezember 1912: "Offenbach. Die Zionistische Ortsgruppe veranstaltet am 28. Dezember in der Turnhalle (Goethestraße) zu Gunsten der Jemenitenhäuser eine Abendunterhaltung mit Ball".        

 
Vortrag in der zionistischen Ortsgruppe (1912)        

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 29. November 1912: "Offenbach. In der hiesigen zionistischen Ortsgruppe sprach vor zahlreichem Publikum Parteisekretär C. Rosenbaum. Dem mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Referat schloss sich eine anregende Diskussion an, an der u.a. J. Wodowski, Wolpert, Zahnarzt Nathan, Sorin, Scholmann und Rosenwachs sprachen".     


Die Aufenthaltsbedingungen für russische Juden wurden erschwert (1913)   

Offenbach AZJ 10101913.jpg (41598 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 10. Oktober 1913: "Unter den in Offenbach a. M. wohnenden russischen Juden herrscht starke Erregung, da seit kurzem die Aufenthaltsbedingungen für aus Russland gebürtige Ausländer erschwert worden sind. Die Erschwerungen sollen einen Revanche für die Behandlung deutscher Staatsbürger in Russland sein. Der Rabbiner und der Vorstand der Gemeinde sind bemüht, von Fall zu Fall zu intervenieren."         

     
Abend der zionistischen Ortsgruppe zugunsten der Jemenitenhäuser (in Jerusalem) (1913)      

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom  3. Januar 1913: "Offenbach am Main. Am 28. Dezember (1912) fand ein Unterhaltungsabend zu Gunsten der Jemenitenhäuser statt. Von den Darbietungen sind zu erwähnen die Rezitationen von Frl. Cilly Rapp - Frankfurt und Herrn Neuhaus - Frankfurt sowie die Jargonrezitation von Herrn Glöckhändler. Aufsehen erregten die Violinsoli des jugendlichen Künstlers Moritz Strupfeld. Den Schluss bildete ein Lichtbildervortag des Herrn Tachauer - Frankfurt über Palästina. Fröhlicher Tanz hielt die Teilnehmer noch lange beisammen."           

  
Vereidigung von 22 jüdischen Kriegsfreiwilligen in der Synagoge (1914)    

Offenbach Frf IsrFambl 28081914.jpg (19384 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. August 1914: "Offenbach a. M. Vergangenen Freitag wurden hier 22 jüdische Kriegsfreiwillige zur Ableistung des Fahneneides feierlich in der Synagoge vorbereitet."       

  
Der Chanukkaverein kann trotz der Kriegszeit an arme Kinder und an die Soldaten Geschenken überbringen (1916)    

Offenbach FrfIsrFambl 29121916aa.jpg (58410 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 29. Dezember 1916: "Offenbach a. M. Trotz unserer schweren wirtschaftlichen Kämpfe ist es dem unter der Leitung Lehrers Gabriel stehenden Chanukkaverein auch dieses Jahr gelungen, 133 arme Kinder unserer Gemeinde mit Stiefeln und warmen Kleidungsstücken zu beschenken. Die Übereichung der Gaben fand nach Ausgang des Sabbat-Chanukka, mit einer schlichten Feier in den hübschen Räumen unseres neuen Gemeindehauses statt. Der Chanukkaverein hat außerdem sämtliche im Felde stehende Offenbacher jüdischen Soldaten, sowie die jüdischen Soldaten unserer Garnison und die jüdischen Verwundeten der hiesigen Lazarette mit sinnigen Gaben bedacht." 
Anmerkungen:  - Lehrer Gabriel: vgl. Artikel zum 26-jährigen Ortsjubiläum von Lehrer Gabriel von 1918 
- Chanukka: https://de.wikipedia.org/wiki/Chanukka
            

 
Vortragsreihe des "Vereins für jüdische Geschichte und Literatur" (1918)    

Offenbach FrfIsrFambl 25011918.jpg (37640 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. Januar 1918: "Offenbach a.M. Der Verein für jüdische Geschichte und Literatur lässt durch Dr. May -  Frankfurt am Main einen Zyklus von 6 Vorträgen über die Geschichte unserer Emanzipationskämpfe halten. Der erste Vortrag hat bereits vergangenen Samstagabend vor einem reichen Auditorium unter großem Beifall stattgefunden."          

  
 Gemeindeabend des Israelitischen Jugendvereins (1920)    

Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 23. Januar 1920: "Offenbach am Main. Einen genussreichen Abend bot der hiesige Jugendverein durch Veranstaltungen eines Konzerts, bei dem Erna Bloch - Frankfurt am Main (Gesang) sowie die beiden heimischen Künstlerinnen Alice Gabriel (Klavier) und Annie Betzach (Violine) Vorzügliches leisteten."            

   
Mitteilungen aus der Arbeit des Vereins "Achawa" (1920)    

Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Januar 1920: "Offenbach a. M., 16. Januar. In der am 25. Dezember vorigen Jahres stattgefundenen Vorstandssitzung der 'Achawa' wurde beschlossen, den verstorbenen Geheimrat Direktor Dr. Adler in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um die jüdisch Schule und deren Lehrer in die Reihe der ewigen Mitglieder aufzunehmen. In der bisherigen Unterstützungsquote konnte, dank der Zuwendung eines Freundes der 'Achawa', ein Bonus bewilligt werden. Ein schier unersetzlicher Verlust hat der Verein durch den Tod seines langjährigen Kassierers, des Herrn Alfred Rosenthal erlitten, der sich mit seltener Hingabe und edler Selbstlosigkeit den überaus umfangreichen Arbeiten des Vereins widmete und sich dadurch den unauslöschlichen Dank aller Mitglieder verdiente."  

 
Unterricht in Gartenbau und Handfertigkeit für jüdische Schülerinnen und Schüler (1920)   

Offenbach FrfIsrFambl 24121920.jpg (52668 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. Dezember 1920: "Offenbach a. M. Der hier arbeitende Ausschuss für Gartenbau und Handfertigkeit ist von Rechtsanwalt Dr. Guggenheim als paritätische Einrichtung geschaffen worden. Demgemäß werden zur Zeit 30 Zöglinge (20 jüdische, 10 nichtjüdische), darunter Schüler und Schülerinnen der Volks- und Mittelschulen und höheren Lehranstalten, in wöchentlich drei Abteilungen im Gartenbau unterrichtet. Der Unterricht untersteht der Leitung des Lehrers Jakob Strauß, der auf dem Lehrgut in Peine seine Ausbildung erhalten hat."  
Anmerkung: - Rechtsanwalt Dr. Guggenheim: https://de.wikipedia.org/wiki/Siegfried_Guggenheim  
       

    
Ergänzungswahl des Gemeindevorstandes (1921)  

Offenbach FrfIsrFambl 14011921.jpg (32324 Byte)Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. Januar 1921: "Offenbach a. M. Unter ungewöhnlich starker Beteiligung (78 %) fand am 5. dieses Monats die Ergänzungswahl unseres Gemeindevorstandes statt. Von den ausscheidenden Mitgliedern wurden wiedergewählt: Justizrat Dr. Goldschmidt und Notar Dr. Guggenheim. Neu gewählt wurden Sally Gumb, Theodor Fürth und Siegfried Stark.
Anmerkungen: -
Notar Dr. Guggenheim: https://de.wikipedia.org/wiki/Siegfried_Guggenheim   https://www.fr.de/rhein-main/offenbach/etwas-exquisites-bleibt-11421384.html
Sally Gumb: Körnerstraße 12
Theodor Fürth: https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de872282.           
   
Offenbach AZJ 21011921.jpg (44485 Byte)Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. Januar 1921: "Unter ungewöhnlich starker Beteiligung (78 Prozent) fand in Offenbach am Main am 5. dieses Monats die Ergänzungswahl des Gemeindevorstandes statt. Von den ausscheidenden Mitgliedern wurden wieder gewählt: Justizrat Dr. Goldschmidt und Notar Dr. Guggenheim. Neu gewählt wurden Sally Gumb, Theodor Fürth und Siegfried Stark." 

     
Die ausgeteilten Fleischgutscheine dürfen nur bei nichtjüdischen Fleischern eingelöst werden (1933)   

Offenbach Israelit 14121933.jpg (42796 Byte)Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Dezember 1933: "Offenbach a. M. Im Gegensatz zu den Bestimmungen in Frankfurt a. M., wo Juden wie Nichtjuden in gleicher Weise zur Belieferung der Bevölkerung im Namen der Winterhilfe herangezogen wurden, wurde in Offenbach bei der Zuteilung der Fleischgutscheine an die Bevölkerung ausdrücklich festgelegt, dass diese Gutscheine nur bei nichtjüdischen Fleischern eingelöst werden können."
Anmerkung: - Winterhilfe: https://de.wikipedia.org/wiki/Winterhilfswerk_des_Deutschen_Volkes             

      
   
      

       

       

       

       

 

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Stand: 30. Juni 2020