Baisingen Friedhof 154.jpg (62551 Byte)  Segnende Hände der Kohanim auf einem Grabstein in Baisingen


Eingangsseite

Aktuelle Informationen

Jahrestagungen von Alemannia Judaica

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft

Jüdische Friedhöfe 

(Frühere und bestehende) Synagogen

Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale in der Region

Bestehende jüdische Gemeinden in der Region

Jüdische Museen

FORSCHUNGS-
PROJEKTE

Literatur und Presseartikel

Adressliste

Digitale Postkarten

Links

 

  
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"  
zurück zur Übersicht "Synagogen in Rheinland-Pfalz"  
Zur Übersicht "Synagogen im Kreis Ludwigshafen und im Rhein-Pfalz-Kreis"  
   

Otterstadt mit Waldsee (VG Waldsee, Rhein-Pfalz-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge

Übersicht:

bulletZur Geschichte der jüdischen Gemeinde  
bulletBerichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde   
Zu einzelnen Personen aus der Gemeinde   
bulletZur Geschichte der Synagoge   
bulletFotos / Darstellungen   
bulletLinks und Literatur   

   

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english version)    
    
In Otterstadt bestand eine jüdische Gemeinde bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17./18. Jahrhunderts zurück. Erstmals werden 1684 Juden in Otterstadt genannt. Der damalige Schultheiß Volmar Proll beklagte, dass Hans Jakob Schotthöfer "mit den Juden in der Karten gespielet, wider sein Verbot". Aus demselben Jahr liegen zwei Beschwerden von christlichen Einwohner über Juden vor. Demnach habe ein Jude "auf Feiertag Holz führen lassen", ein anderer habe "unterm Gottesdienst Wasser geholet".   
   
Im 18. Jahrhundert nahm die Zahl der jüdischen Einwohner langsam zu. 1747 und 1773 lebten jeweils drei jüdische Familien am Ort (1773 Juden Isaak [Itzig], Jakob [Jecuff] und Lehmann; insgesamt hatte es damals 17 jüdische Einwohner am Ort). 1777 berichtet Aron Isaak in Otterstadt in einem Gesuch an das St. Guidostift, in dem er als nun 67-Jähriger um Erlass des Schutzgeldes bittet, davon dass vor über 90 Jahren schon sein Vater und dessen Eltern am Ort den "Judenschutz" erhalten habe. Die jüdischen Familien lebten vom Handel mit Landprodukten und Vieh und betrieben neben der Viehhaltung auch etwas Landwirtschaft. "Schutzjud Liebmann" musste 1776 einen Schuldner wegen eines Pferdehandels verklagen. 1780 bekam Jud Lehmann Probleme, da er unerlaubt Pottasche gebrannt hatte.     
    
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie folgt: 1801 26 jüdische Einwohner (6,43 % der Gesamteinwohnerschaft), 1809 42 (7,9 %), 1821 41, 1825 46 (5,6 %), 1848 57 (in 16 Familien, 6.2 %), 1900 22. Die jüdischen Familien lebten weiterhin insbesondere vom Handel mit Vieh und Landesprodukten. 
  
1800 werden als jüdische Haushaltsvorstände genannt: Isaak Aaron, Lehmann Nathan, Liebmann Isaak und Lehmann Samuel. 
   
1856 bildeten die Juden von Otterstadt eine gemeinsame Gemeinde mit denen in Waldsee ("Israelitische Kultusgemeinde Otterstadt-Waldsee"). In Waldsee gab es 1835 zunächst nur drei jüdische Einwohner, 1848 vier (in einer Familie), 1857 sechs, 1875 17, 1890 18, 1900 14. 
    
An Einrichtungen hatte die Gemeinde eine Synagoge, eine jüdische Schule (Religionsschule, bereits seit 1768), möglicherweise ein rituelles Bad und ein Friedhof.  
   
Nachdem Anfang des 20. Jahrhunderts die Zahl der jüdischen Einwohner stark zurückgegangen war, wurde die Gemeinde aufgelöst und die hier noch lebenden Juden (1928 in Otterstadt elf) der Gemeinde in Neustadt an der Weinstraße zugeteilt. 1932 gehörten die in Otterstadt und Waldsee lebenden jüdischen Personen zur Gemeinde in Speyer. 
      
1933 wurden in Otterstadt noch drei jüdische Einwohner gezählt, einer von ihnen starb 1936; die beiden anderen verzogen 1939 nach Mannheim und wurden 1940 beziehungsweise 1942 von dort deportiert. In Waldsee gab es noch zehn jüdische Einwohner. Die letzten von ihnen konnten 1937 in die USA emigrieren. 
        
Von den in Otterstadt geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches - Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): 
Mina Grübel geb. Wenk (1882), Paul Hirsch (1904), Johanna Kohlhöfer geb. Wenk (1880), Sara Liebmann (1853), Emilie Neuberger geb. Weil (1861), Elsa Schreiter geb. Liebmann (1894), Berta Weil (1866), Emma Weil (1870), Moritz Weil (1863), Emil Wenk (1879), Emma Wertheimer geb. Weil (1870). 
     
Aus Waldsee werden in den obigen Listen keine Personen genannt.   
      
      
      
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde      
     

Zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
  
Die Brüder Emil, Hermann und Isidor Weil aus Otterstadt  

Links: Isidor Weil aus Otterstadt 
Unter den bekanntesten aus Otterstadt stammenden Juden sind die Brüder Emil, Hermann und Isidor Weil zu nennen, die seit 1878 in Alabama einen der größten Baumwollkonzerne der USA (Weil-Brothers Cotton) aufgebaut haben. Die Firma besteht im Familienbesitz bis heute (Teilhaber 2004: Adolph und Bobby Weil).

    
    
    
Zur Geschichte der Synagoge            
    
1773 wird von der Fautei des St. Guidostiftes berichtet, dass die damals drei jüdischen Familien "eine Synagoge und nach dem jüdischen Gesetz Schule zu halten sich angemaßt" hätten und dass sie auch auswärtige Juden "hierzu herbeirufen" hätten. Vor allem das letztere wurde damals streng untersagt. Bei der Synagoge handelte es sich um einen Betraum in einem der jüdischen Häuser.    
   
Auch in der Folgezeit war ein Betraum in einem der jüdischen Wohnhäuser vorhanden. Sie war zunächst Privateigentum eines Gemeindemitgliedes. Im Juni 1819 verkaufte Johanette Wolf, Witwe des Aron Weil, den rückwärtigen Teil ihres Grundstücks, "enthaltend die Synagoge, Zimmer des Vorsänger. Gemeinschaftlicher Eingang" für 150 Gulden an eine Genossenschaft von fünf jüdischen Einwohnern. 1845 erstellte die jüdische Gemeinde nach dem Umschreib-Kataster eine neue Synagoge, über deren Geschichte nur wenig bekannt ist. Sie hatte keine Frauenempore; eine Holzwand mit Glasfenstern trennte die Frauenabteilung vom übrigen Betsaal. 1875 wurde im Ostteil des Gebäudes eine Wohnung für den Lehrer eingerichtet. Bis mindestens 1898 wurde die Synagoge noch als gottesdienstliches Gemeindezentrum genutzt, 1908 war sie noch funktionsfähig.  
   
1926 wurde das Synagogengebäude mit dem ganzen Anwesen an die Eheleute Joseph Katz verkauft. Damals war das Gebäude bereits in baufälligem Zustand und wurde im folgenden Jahr (1927) abgebrochen.  
   
   
Adresse/Standort der Synagoge  Mannheimer Straße 53 (ehem. Untergasse 44), im Hof    
    
    

Fotos   

Zur jüdischen Geschichte in Otterstadt sind - außer zum Friedhof - noch keine Fotos oder Abbildungen vorhanden;
 über Hinweise oder Zusendungen freut sich der Webmaster der "Alemannia Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite
 
     

      
       

Links und Literatur

Links: 

bulletWebsite der Gemeinde Otterstadt (Website der VG Waldsee)     
bulletZur Seite über den jüdischen Friedhof in Otterstadt (interner Link)

Literatur:  

bulletEmil Georg Sold/Bernhard Kukatzki: Die Schifferstadter Juden. Ein Lesebuch. Beiträge zur Schifferstadter Ortsgeschichte 4/5 (Hg. von der Stadtsparkasse Schifferstadt) 1988 S. 174-188.
bulletBernhard Kukatzki / Mario Jacoby: Der jüdische Friedhof in Otterstadt. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 7 - 2/94 (4. Jahrgang) S. 42-50). Online eingestellt (pdf-Datei).    
bulletders.: Der jüdische Friedhof in Otterstadt : eine Dokumentation. Mit Fotos von Mario Jacoby. - Schifferstadt [u.a.]. 1993. 49 S.
bulletders.: Das jüdische Ritualbad in Otterstadt. In: SACHOR. Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 8 - 3/94 (4. Jahrgang) S. 51-52). Online eingestellt (pdf-Datei).    
bulletders.: "Die Otterstadter Judengemeinde eine der ältesten, älter als die Speyerer ist". Zur Geschichte der Israelitischen Kultusgemeinde Otterstadt-Waldsee 1684-1970. Schifferstadt 1998. 
bulletders.: Zur Geschichte der Juden in Otterstadt und Waldsee. In: Heimat-Jahrbuch des Landkreises Ludwigshafen 15 / 1998 S. 23-29.  
bulletVolker Reinle-Carayon: Dreihundert Jahre Judentum in Otterstadt: eine lebendige Gemeinschaft mit Synagoge, Judenbädern und Friedhof. In: Der Pilger 151 1998   24, S. 25.  
bulletAlfons Schreiner: Otterstadt - Ortschronik. 1981 (teilweise online zugänglicher Beitrag). 
bulletOtmar Weber: Die Synagogen in der Pfalz von 1800 bis heute. Unter besonderer Berücksichtigung der Synagogen in der Südpfalz. Hg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Pfalz in Landau. 2005. S. 134.
bulletLandesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz/Staatliches Konservatoramt des Saarlandes/ Synagogue Memorial Jerusalem (Hg.): "...und dies ist die Pforte des Himmels". Synagogen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Mainz 2005. S. 309-310 (mit weiteren Literaturangaben).     
bullet Helge Geißler: "Freundlich, Rosenbaum und Wertheimer" 2023 10 €. 
Zum Erscheinen der Publikation erschien ein Presseartikel von Christine Kraus in der "Rheinpfalz" (Ludwigshafen) am 29. November 2023
(zum Lesen des Artikels Textabbildung anklicken)

    
     


 

Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the Holocaust". 
First published in 2001 by NEW YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad Vashem Jerusalem, Israel.

Otterstadt Palatinate. Jews settled in the 18th century and numbered 57 in 1848.- In 1856 they formed with the Jews of Waldsee a congregation independent of Speyer. Twenty-two Jews remained in 1900 and two in 1939. At least one perished in the Holocaust.  
      
       

                   
vorherige Synagoge  zur ersten Synagoge nächste Synagoge   

                   

 

Senden Sie E-Mail mit Fragen oder Kommentaren zu dieser Website an Alemannia Judaica (E-Mail-Adresse auf der Eingangsseite)
Copyright © 2003 Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum
Stand: 30. Juni 2020